Arbeits- und Organisationspsychologie PDF

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This document is a lecture script about organizational and work psychology. It covers various topics like job satisfaction, motivation, stress, and team work. It details different theories and models with their respective pros and cons.

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**Arbeits- und Organisationspsychologie** = beschäftigt sich mit menschlichem Erleben & Verhalten bei der Arbeit & in Organisationen Inhalt {#inhalt.Inhaltsverzeichnisberschrift} ====== [VL 1: Einführung 1](#vl-1-einf%C3%BChrung) [VL 2: Arbeitszufriedenheit & -motivation 2](#vl-2-arbeitszufriede...

**Arbeits- und Organisationspsychologie** = beschäftigt sich mit menschlichem Erleben & Verhalten bei der Arbeit & in Organisationen Inhalt {#inhalt.Inhaltsverzeichnisberschrift} ====== [VL 1: Einführung 1](#vl-1-einf%C3%BChrung) [VL 2: Arbeitszufriedenheit & -motivation 2](#vl-2-arbeitszufriedenheit--motivation) [VL 3: Arbeitsbezogener Stress 8](#vl-3-arbeitsbezogener-stress) [VL 4: Flow 14](#vl-4-flow) [VL 5: Personalauswahl 20](#vl-5-personalauswahl) [VL 6: Personalentwicklung 26](#vl-6-personalentwicklung) [VL 7: Teamarbeit & Kommunikation 32](#vl-7-teamarbeit-kommunikation) [VL 8: Konfliktmanagement 40](#vl-8-konfliktmanagement) [VL 9: Führung 44](#vl-9-f%C3%BChrung) [VL 10: Organisation, Klima, Kultur 51](#vl-10-organisation-klima-kultur) [VL 11: Organisationsdiagnose & -entwicklung 58](#vl-11-organisationsdiagnose--entwicklung) [VL 12: Arbeitsanalyse & -gestaltung 64](#vl-12-arbeitsanalyse--gestaltung) VL 1: Einführung ================ 1. **Funktionen der Arbeit** - Manifeste Funktionen: Sicherung Lebensunterhalt - Latente Funktionen: Zeitstrukturierung, Soziale Kontakte & Erfahrungen, Sinnerleben, Persönliche Identität + sozialer Status, Aktivierung 2. **Arbeitspsychologie** = Voraussetzungen, Bedingungen & Folgen menschlicher Arbeit - Unter welchen Bedingungen wird gern gearbeitet? - Welche Faktoren motivieren? - Gesund vs. Gesundheitsschädlich? (Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitmodelle, Work-Life-Balance, Führung, Interventionen) 3. **Organisationspsychologie** = Erforschung Einfluss von Organisationsstrukturen & Arbeitsgruppen sowie menschliche Interaktionen innerhalb der Organisation - Wie ist Zusammenarbeit? - Wirkung Organisationsstrukturen auf Beschäftigte? - Systematische Sicherstellung benötigter Qualifikationen? (Personalentwicklung, -auswahl) 4. **Einteilung der A&O** 5. **Berufsmöglichkeiten** - Coach:in - Selbstständig, angestellt in Unternehmensberatung/Weiterbildungsinstitution/Unternehmen - Themen: Berufsfindung, Karriereentwicklung, Stressmanagement, Work-Life-Balance, Motivation, Führung - Trainer:in - Selbstständig, angestellt in Unternehmensberatung/Weiterbildungsinstitution, Unternehmen in interner Weiterbildung - Themen: Kommunikation, Teamtraining, Stressmanagement, Work-Life-Balance, Motivation, Führung - Arbeit im Unternehmen - Personalabteilung: interne Weiterbildung, Personalentwicklung, -auswahl, Organisationsentwicklung, betriebliche Gesundheitsförderung - Arbeit in Betrieblicher Gesundheitsförderung - Institutionen: Krankenkassen, Unfallkassen, Gewerbeaufsichtsämter, Berufsgenossenschaften, größere Unternehmen - Lehre & Forschung VL 2: Arbeitszufriedenheit & -motivation ======================================== **Lernziele** - Arbeitszufriedenheit & -motivation definieren, erklären & zentrale Begrifflichkeiten wissen - Zentrale Modelle Arbeitszufriedenheit & -motivation - Instrumente zur Messung - Einflussfaktoren & Konsequenzen - Möglichkeiten der Beeinflussung 1. **Arbeitszufriedenheit** = das, was Menschen in Bezug auf ihre Arbeit & deren Facetten denken & fühlen = Ausmaß, in dem Menschen ihre Arbeit mögen/nicht mögen - Unterscheidung globale Arbeitszufriedenheit vs. Verschiedene Facetten - Relevanz - eigenständiges humanitäres Ziel zur Steigerung Lebensqualität - Mittel zur Erreichung organisatorischer Ziele - Gesellschaftliches Ziel - Facetten - Arbeitssituation von AN = vielschichtig & komplex - Zufriedenheit mit einigen & Unzufriedenheit mit anderen Facetten mgl. - Arbeitsinhalt, Bezahlung, Vorgesetzte (größter Einfluss auf Gesamtzufriedenheit) - KollegInnen, Verantwortungsbereich, Entwicklungsmöglichkeiten, Arbeitsbedingungen, -zeit, -platzsicherheit, Pendel-Entfernung,... - Messung - Globale AZ: Kunin-Skala - Facetten - KAFA = Kurzfragebogen zur Erfassung Allgemeiner & Facettenspezifischer AZ - Messung Zufriedenheit in 5 Facetten: Tätigkeiten, ArbeitskollegInnen, Entwicklungsmöglichkeiten, Bezahlung, Vorgesetzte - 5-stufige Skala - Job Satisfaction Survey - Job Descriptive Index - Arbeitsbeschreibungsbogen - Skala zur Messung allgemeiner Zufriedenheit - Herausforderungen bei Messung: Verzerrungen - Selektion von bestimmten Aspekten der AZ - Subjektivität der Realität (verschiedene Interpretationen des Konstrukts) - Subjektive Strukturen/Gewichtung - Soziale Erwünschtheit - Verfügbarkeitsheuristik - Rekonstruktion & Rationalisierung (Erinnerungs-Effekte) - Stimmung & Bewertung - Einflussfaktoren - Führung - Transformationale Führung = hochpositive Auswirkung auf AZ - An Mitarbeiterbedürfnissen orientierende, unterstützende, einbindende Führungskräfte = moderat positive Auswirkungen auf AZ - Nicht-Kümmern, destruktive Führung = negative Auswirkungen auf AZ - Un-/Gerechtigkeit - Equity-Theory (Adams 1965): soziale Vergleiche (mit ähnlichen anderen Personen) in Bezug auf Gerechtigkeit von Input (Anstrengung, Wissen, Können, Zeit...) Output (Gehalt, Sozialaufwendungen, Lob, Verantwortung...) - Bei Ungleichgewicht: Anpassungen z.B. mehr Output fordern, Anstrengung reduzieren, Vergleichsgruppe anpassen, Vergleichssituation verlassen - Formen erlebter Un-/Gerechtigkeit - Verteilungsgerechtigkeit: Verhältnis Erträge zu Einsätzen im Vergleich zu Vergleichsperson als ungleich erlebend - Verfahrensgerechtigkeit: Fairness von Verfahren für Entscheidungen in Bezug auf Verteilung/Austausch von Ressourcen) - Interaktionale Gerechtigkeit: keine Fairness bei Interaktion (Verhältnis VG-MA) - Effekte („Schrumpfung Materialbestands in Abhängigkeit von Lohnkürzungen") - Auf AZ: sehr hohe Korrelation Verteilungsgerechtigkeit - Auf negatives Verhalten: direkte Zusammenhänge aller 3 Formen erlebter Ungerechtigkeit - Auf Leistung: Zusammenhänge mit Verfahrensgerechtigkeit (groß), Zusammenhänge mit Verteilungsgerechtigkeit (schwächer) - Interaktionale Gerechtigkeit nicht beurteilbar - Individuelle Faktoren - AZ relativ stabiles Merkmal (auch bei Arbeitsplatzwechsel) - Persönlichkeit: allgemeine Selbstwirksamkeit, interne Kontrollüberzeugungen, Selbstwertgefühl, emotionale Stabilität, aktuelle Stimmung - Alter (+): u-förmiger Zusammenhang (jüngere & ältere Menschen = mehr AZ) - Vertrauen in Kollegium & Organisation fördert AZ - Psychologisches Empowerment (+++) - Kompetent: Wahrnehmung passender Kompetenzen/hohe berufliche Selbstwirksamkeit - Bedeutsamkeit: Wahrnehmung Arbeit = bedeutsam & sinnvoll - Einfluss: Wahrnehmung des Bewirkenkönnens - Selbstbestimmung: Autonomie bei Ausführung - Bedingungen: atypische Beschäftigungsverhältnisse (-) z.B. Zeitarbeit - Konsequenzen: mangelnde AZ -\> erhebliche Kosten für MA & Organisation - Zusammenhänge mit AZ: organisationale Bindung vs. Fluktuation, physische/psychische Gesundheit, Burnout, Absentismus - Für Organisation: - Absentismus -\> Mehrbelastung anderer MA -\> geringere AZ - Burnout -\> krankheitsbedingte Fehltage -\> Mehrbelastung für andere MA - Fluktuation -\> Wissens-/Expertiseverlust + Finden/Einarbeiten neuer MA + Imageverlust - Organizational Citizenship Behavior (OCB) = über formal vorgeschriebene Pflichten hinausgehendes & freiwillig gezeigtes positives Verhalten gegenüber Organisation & -mitgliedern - Form von Leistung für Organisation - Metaanalytisch bestätigter positiver Zusammenhang AZ & OCB - Leistung & Produktivität - Metaanalyse: Zusammenhang globale AZ & Leistung ρ =.30 - Höher bei anspruchsvollen Tätigkeiten - Teilweise erklärbar mit gemeinsamen Drittvariablen z.B. Selbstwirksamkeit - Vermutlich reziproker Zusammenhang zwischen AZ & Leistung ![](media/image2.png) 2. **Arbeitsmotivation** - Motivation - Richtung: Entscheidung für bestimmtes Verhalten (Warum entscheidet sich AN für eins von zwei Stellenangeboten?) - Intensität: eingesetzte Energie (Warum ein MA hoher Einsatz, anderer MA lustlos?) - Ausdauer: Hartnäckigkeit, mit der Ziel angesichts von Widerständen verfolgt wird (Warum lässt sich ein MA nicht vom Weg abbringen, während anderer resigniert?) - Motive: Wertungsdispositionen, die für einzelne Menschen charakteristische Ausprägungen haben -- Bilden Beweggründe des Handelns - Anreize: Merkmale der Situation, die Motive anregen können - Motivation: Produkt aus individuellen Merkmalen von Menschen, ihren Motiven & Merkmalen aktuell wirksamer Situation, in der Anreize auf Motive wirken & aktivieren - Theorien Arbeitsmotivation - Inhaltstheorien: Was sind Inhalte von Motiven & Motivquellen? z.B. Maslows Bedürfnispyramide ![](media/image5.png) - Prozesstheorien: Welche psychologischen Prozesse führen zu Handlungsdurchführung & Art? z.B. Job Characteristics Model (Hackman & Oldham 1980) - Dimensionen der Arbeit - Anforderungsvielfalt (skill variety): Ausmaß, in dem Tätigkeit Vielzahl verschiedener Aktivitäten beinhaltet, die verschiedene Fähig-/Fertigkeiten erfordern - Ganzheitlichkeit der Aufgabe (task identity): Ausmaß, in dem Tätigkeit Fertigstellung ganzen, identifizierbaren Produkts/Dienstleistung erfordert - Bedeutung der Aufgabe (task significance): Ausmaß, in dem Tätigkeit beträchtlichen Einfluss auf Leben anderer hat - Autonomie (autonomy): Ausmaß, in dem Tätigkeit Freiheit bei Arbeitseinteilung & Wahl Vorgehensweise bietet - Rückmeldung durch Tätigkeit (feedback from the job): Ausmaß, in dem Ausführung Tätigkeit selbst direkte/klare Infos über Leistung gibt - Metaanalyse Fried & Ferris 1987 - Hoher Zusammenhang zwischen Motivationspotenzial & AZ - Mittlerer Zusammenhang zwischen Motivationspotenzial & Arbeitsleistung - Judge et al. 2001 - Korrelation Merkmale JCM mit AZ ρ =.50 - Zusammenhang stärker für MA mit hohem Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung - Job Diagnostic Survey (zum JCM passendes Diagnose-Instrument) - Aussagen über Ausprägung 5 Dimensionen möglich - Ableitung konkreter Maßnahmen für Arbeitsgestaltung - Bereich „Organisationsdiagose" - Flow-Erleben als Arbeitsmotivation - Flow-Erleben = Form intrinsischer Motivation, die während Durchführung optimal beanspruchender Aufgabe entsteht - Motivation durch Zielsetzung - 83,5% Unternehmen Einsatz Führen mit Zielen -- bei 97% positive Produktivitätsindikatoren feststellbar -- besonders einflussreich: Unterstützung durch Top-Management - Zielvereinbarung - Zentrales Merkmal = gemeinsame Festlegung von Zielen zwischen VG & MA - Vereinbarung konkreter Verantwortungsbereiche für bestimmte Ergebnisse, auf deren Basis Arbeit geführt & einzelne Leistungsbeiträge bewertet werden - Unterscheidung 3 Schritte - Ziele setzen - An Zielerreichung arbeiten - Zielerreichung/Leistung beurteilen - Kernthesen Zielsetzungstheorie (Locke & Latham 1990) - 2 Grundannahmen I. Schwierige/herausfordernde Ziele -\> besseren Leistungen als mittlere/leicht zu erreichende Ziele II. Präzise/spezifische Ziele -\> bessere Leistungen als allgemeine/vage Ziele - Ziele SMART formulieren (spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminierbar) - Arten - Quantitativ (Umsatzsteigerung um 5%) vs. Qualitativ (Steigerung Kundenzufriedenheit) - Standard/Routineziele (Arbeitsergebnisse & Verhalten) vs. Problemlöseziele (weniger Reklamationen) vs. Innovationsziele (Entwicklung neues Produkt) - Persönliche Entwicklungsziele - Wertschätzung - Soziale Motive als zentrale Rolle in Motivationstheorien - Soziale Akzeptanz = eines der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse - Mittel, um soziale Anerkennung zu erhalten: selbstwertdienliche Attribution, Verschweigen eigener Fehler, Self-Handicapping - Feedback = ein wichtigstes Führungs-Instrument zur Ausdrückung Wertschätzung - Positive Auswirkung auf AZ - Mangelnde Wertschätzung -\> Selbstwertbedrohung & Zusammenhang mit Burnout - ![](media/image8.png)„Stress as offense to self" u.a. durch Missachtung, Herabwürdigung durch andere, Zuweisung illegitimer Aufgaben 3. **Zusammenfassung** - Globale vs. Bereichsspezifische AZ - Auswirkungen zahlreicher Faktoren auf AZ: Führung, Arbeitsinhalt, Bezahlung, Entwicklungsmöglichkeiten,... - Zusammenhänge AZ & Motivation/Leistung - Zusammenhänge AZ (rückwärtsgerichtet) & AM (vorwärtsgerichtet) - Beschreibung Quellen von AM & AZ in JCM - Weitere Quellen AM: Zielsetzung, Gerechtigkeit, Wertschätzung VL 3: Arbeitsbezogener Stress ============================= **Lernziele** - Arbeitsbezogener Stress & zentrale Begrifflichkeiten + Definition von Stress & Stressoren - zentrale Modelle von (Arbeits-)Stress - Stressoren & Ressourcen benennen & einordnen - geeignete Instrumente & Verfahren zur Messung von Arbeitsstress - Prozess der psychischen Gefährdungsbeurteilung - Folgen von arbeitsbezogenem Stress - Burnout & wie es entstehen kann - Maßnahmen, um Stress zu beeinflussen 1. **Arbeitsbezogener Stress** - Stress = subjektiv unangenehmer Spannungszustand entstehend aus Befürchtung, dass: - Stark aversive - Subjektiv zeitlich nahe/bereits eingetretene - Subjektiv lang andauernde Situation - Wahrscheinlich nicht (vollständig) kontrollierbar - Deren Vermeidung subjektiv wichtig erscheint - Stressoren = Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Stress/-empfindungen auslösen - Belastung & Beanspruchung: gleiche Belastung kann zu unterschiedlicher Beanspruchung führen - Verschiedene Einflussfaktoren, ob Beanspruchung mit positiven (z.B. Aktivierung) oder negativen (z.B. Stresserleben) Konsequenzen verbunden ist - Belastungsintensität & -dauer - Individuelle Personenmerkmale - Vorhandene Ressourcen - Eustress = hoch funktionaler Zustand physiologischer Aktivierung - ![](media/image10.png)Stressoren auf Arbeit (nach McGrath 1976/81) - Stressanfälligkeit - Stress durch Aufgabe - Stress aus Umgebung - Stress durch Arbeitsrollen - Zwischenmenschlicher Stress - Stress durch Überbelegung - Ressourcen - Individuell: Fähigkeiten, Interessen, Wissen/Qualifikation, Selbstwirksamkeit, Optimismus, Resilienz, Copingstil \... - Extern: erfüllende Arbeit, finanzielle Sicherheit, Natur - Sozial: Vorgesetzte & Kolleg:innen, Familie, Partner, Freunde \... - Organisational: positives Arbeitsklima, Mitsprachrecht, Entscheidungsfreiheit 2. **Stressmodelle** - Transaktionales Stressmodell (Lazarus 1966, Lazarus & Folkman 1984) - Stress entsteht, wenn Situation bedrohlich, aber Person keine ausreichenden Bewältigungsfähigkeiten/-möglichkeiten zur Verfügung - Job Demands Resources Model (Bakker & Demerouti 2006) - Job Demands (Anforderungen): physische, psychologische, soziale, organisatorische Aspekte des Jobs, die dauerhafte physische/psychische (kognitiv & emotional) Anstrengung/Fähigkeit beanspruchen - Verbunden mit bestimmten physiologischen/psychologischen Kosten - Nicht zwingend negativ - Stressauslösend bei hoher Anstrengung & gleichzeitig Ausbleiben adäquater Erholung - Job Resources (Arbeitsressourcen): physische, psychologische, soziale, organisationale Aspekte des Jobs, die: - Funktional, um Arbeitsziele zu erreichen - Reduktion Arbeitsanforderungen & ihre physio-/psychologischen Kosten - Förderung persönlicher Entwicklung & Lernen - Befunde: Bestätigung Modellannahmen in zahlreichen Querschnittsstudien (verschiedene Berufsgruppen & Länder) - Ergebnisse 3J Follow Up Finnische ZahnärztInnen: Job Ressourcen -\> zukünftiges Arbeitsengagement -\> organisationales Commitment -- keine umgekehrten Kausalzusammenhänge! - Ergebnisse 1J Niederländische ManagerInnen: Anstieg Job Demands + Reduktion Job Ressourcen -\> Burnout; Anstieg Job Ressourcen -\> Arbeitsengagement; Burnout -\> Dauer Krankheitszeiten (Gesundheitsbeeinträchtigungsindikator); Arbeitsengagement -\> Häufigkeiten Fehlzeiten (Motivationsindikator) - Rollenstress (Kahn 1978, Kahn & Byosiere 1992) - - - Rollenkonflikte - Rollenbezogene Unter-/Überforderung - Rollenambiguität - - - Inter-Sender-Konflikt: von 2 Rollensendenden Stellung unvereinbarer Forderungen an Rollentäger:in - Intra-Sender-Konflikt: von 1 Rollensendenden Stellung widersprüchlicher Anforderungen an Rollenträger:in - Inter-Rollen-Konflikt: Erfüllung verschiedener, miteinander unvereinbarer Rollen durch Rollenträger:in - Person-Rollen-Konflikt: Rollenanforderungen in Konflikt zu Wertevorstellungen Rollenträger:in - Effort-Reward Imbalance Model (Siegrist 1990/96) - Stressentstehung bei Ungleichgewicht zwischen beruflicher Verausgabung (Anforderung) & erhaltene Belohnung (Gratifikation) 3. **Folgen von Stress** - Einteilung kurzfristig/aktuell vs. Mittel-/langfristig/chronische Reaktionen - Physiologisch/somatisch vs. Psychisch (kognitiv/emotional) vs. Verhalten individuell vs. Verhalten sozial - Burnout = besonderer Zustand berufsbezogener Erschöpfung - Emotionale Erschöpfung: hohe interpersonelle Anforderung & Beanspruchung emotionaler Ressourcen (Gefühl von Überanstrengung/Ausgelaugtsein durch Kontakt mit anderen Menschen) - Depersonalisation: negative, gefühllose, zynische Einstellung gegenüber Klienten, Kunden, Patienten (Zeigen gefühlloser, abgestumpfter Reaktionen gegenüber anderen Menschen) - Persönliche Leistungseinbußen: Tendenz, eigene Arbeit negativ zu bewerten & Entwicklung schwachen beruflichen Selbstwerts - ![](media/image14.png)Modell zur Entstehung von Burnout (Cordes & Dougherty 1993) 4. **Messung von Stress** - Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung = zentrales Element betrieblichen Arbeitsschutzes + wesentliche Grundlage für Ableitung zielgerichteter Arbeitsschutzmaßnahmen; umfasst systematische Beurteilung für Beschäftigte mit Arbeit verbundene Gefährdungen/Belastungen - Prozess der Gefährdungsbeurteilung (GDA 2016) - Jobabhängige Auswahl passender Fragebögen - ![](media/image16.png)Beispiele standardisierter Instrumente 5. **Maßnahmen bei Stress** - Verhaltens-& verhältnisorientierte Maßnahmen ![](media/image18.png) - Gesundheitsangebote in Organisationen - Stressmanagementtraining - Entspannungstraining - Kognitiv-behaviorale Programme (kognitive Umstrukturierung, Bewertungsveränderung von Stressoren) - Online-/app-basierte Interventionen - Achtsamkeitsbasierte Interventionen - Gesunde Führung: gute Austauschbeziehung, hohe Beziehungsorientierung, gute Infoweitergabe, Inspiration - Gesundheitsförderung durch Arbeitsgestaltung - Arbeitsumgebung - Arbeitsmittel - Arbeitsplatz - Arbeitsinhalt: z.B. Vollständigkeit von Aufgaben Planung, Organisation, Durchführung, Prüfung - Arbeitszeit: Arbeitszeitmodelle, Pausengestaltung - Arbeitsablauf & -organisation 6. **Zusammenfassung** - Stressoren finden sich in Aufgabe, sozialem Umfeld, eigener Person & an Schnittstellen - Ressourcen können Wirkung von Stressoren abpuffern - Stressoren können kurz- & langfristige Folgen haben -- auf Körper, Psyche & Verhalten - Gefährdungsbeurteilung & Intervention sollten an jeweiligen Job angepasst sein - Maßnahmen können verhaltens- & verhältnisbezogen sein - Prävention besser als Intervention VL 4: Flow ========== **Lernziele** - Flow-Erleben: Definition & zentrale Begrifflichkeiten - Team-Flow Definition - Zentrale Modelle von Flow-Erleben - Zusammenhänge zwischen Flow & Leistung/Wohlbefinden/Stress - Förderliche & hinderliche Faktoren - Maßnahmen zur Flow-Förderung 1. **Flow** = als belohnend erlebter Zustand vollständiger Absorbiertheit während Ausführung optimale beanspruchender Aufgabe - Verschmelzung Selbst & Tätigkeit - Erleben glatten & flüssigen Handlungsablaufs - Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben - Meist stark beschleunigtes Zeiterleben (auch Verlangsamung möglich) - Komponenten von Flow - Absorption - Wahrgenommene Anforderungs-Fähigkeits-Balance - Freude ![](media/image20.png) - Flow-Kanal-Modell (Csikszentmihalyi 1975) - Anforderungen \> Fähigkeiten -\> Angst/Stress - Fähigkeiten \> Anforderungen -\> Langeweile - Bei geübten Tätigkeiten entsteht eher Flow 2. **Zusammenhänge** - Leistung - Labor: unmittelbar positive Effekte von Flow auf Leistung - Feld: langfristige positive Effekte von Flow auf Lernleistung - Arbeitsplatz: Zusammenhang Flow mit höherem Commitment, größerer Bereitschaft für zusätzliche Aufgaben - - - - - - - - Wohlbefinden - Flow im Zusammenhang mit höherer Arbeitszufriedenheit, Lebenszufriedenheit, psychischem Wohlbefinden - Förderung aktiven Alterns - Förderung anschließend positiver Stimmung - Mehr Energie am Feierabend -\> mehr Wohlbefinden am nächsten Morgen - Flow-Erleben: Beitrag zu Balance Wohlbefinden & Leistung 3. **Entstehungsbedingungen** - Systematisierung Flow-förderlicher Bedingungen: Drei-Sphären-Modell des Flow-Erlebens (Peifer & Wolters 2017/21, McGrath 1986) A. Arbeit & Aufgabe - Flow- förderliche Faktoren - Klare Ziele (erreichbar & herausfordernd) - Klares Feedback (verbal vs. Aufgabeninhärent) - Balance aus Anforderung & Fähigkeit - Flow-förderliche Aufgaben: in Anlehnung an Job Characteristics Model - Anforderungsvielfalt - Ganzheitlichkeit Aufgabe - Wichtigkeit Aufgabe: Relevanz -\> mehr Flow-Erleben, wenn Aufgabe als relevant gesehen & bewertet (Bsp.: Reinigungskraft in Klinik) - Autonomie - Rückmeldung - Anforderungs-Fähigkeits-Balance als Voraussetzung - Computerspiel: Flow am wahrscheinlichsten, wenn Anforderungen (hoch, aber erreichbar) leicht \> Fähigkeiten & zwischendurch regelmäßig kurze Erholungspausen (geringe Anforderung) - Dynamische Balance förderlicher als konstant - Flow-hinderlich: Unerledigte Aufgaben - Bedürfnis nach Abschluss -\> kontinuierliche kognitive Anstrengung -\> Bindung kognitiver Ressourcen - Automatisch, aufdrängende Gedanken - Konsequenzen scheinbar inkompatibel mit Flow (Ausblendung aufgabenirrelevanter Reize) - Flow-hinderlich: Multitasking (= Strategie zur Erfüllung mehrerer Aufgaben gleichzeitig & in begrenzter Zeit) - Kontinuierliche vs. Konsekutive Bearbeitung - Konsekutiv: Aufgaben zugunsten anderer unerledigt - Faktor Persönlichkeit: Multitasking-Präferenz moderiert Zusammenhang Multitasking-Verhalten & Flow B. Soziales Umfeld/Organisation - Flow = ansteckend - Flow bei Musiklehrern -\> häufiger Flow bei Schüler:innen - Ansteckungseffekt auch unter Schüler:innen - Flow-förderliche KollegInnen - Sozialkapital: positive Beziehungen, Vertrauen, Unterstützung, Informations- & Ressourcenteilung - Spaß unter Kolleg:innen: Förderung positiver Affekt, Abschalten in Pausen - Flow häufiger bei hoher sozialer Unterstützung durch KollegInnen (Flow bei niedriger SU = 20% vs. Hohe SU = 53%) - Team-Flow = geteiltes Flow-Erleben während Ausführung interdependenter Aufgabe; Wahrnehmung Teamdynamik als optimal & unterstützend - Team-Flow -\> größere Leistung - Komponenten: Kommunikation & Feedback, geteilte Ziele, gleiche Beteiligung, Vertrauen in Wissen/Fähigkeiten/Einstellungen anderer - Flow-förderliche Vorgesetzte - Coaching - Authentische/transformationale Führung - Flow-förderliches Organisationsklima - Innovationsklima - Lernklima - Sicherheitsklima C. Individuum - Flow-förderliche Persönlichkeit: Gewissenhaftigkeit + , Neurotrizismus - - Flow-förderliche Expertise/Qualifikation: Expertise-Effekt (empirisch bestätigt) - Flow-förderliche Eigenschaften/Zustände: Psychologisches Kapital - Hoffnung - Selbstwirksamkeit (= subjektive Überzeugung zur Bewältigungsfähigkeit neuer/schwieriger Anforderungssituationen durch eigene Kompetenzen) - Quellen: gemachte Erfahrungen, symbolische Erfahrungen, beobachtete Vorbilder, körperliche Signale - Resilienz - Optimismus 4. **Stress** - Flow-Auftreten in stressrelevanten Situationen - Scheinbare Förderung von Flow durch etwas Stress/Erregung - Höchste Flow-Werte in Studie zu illegalem Graffiti-Sprayen - Flow-Beschreibung oft im Kontext von Felsklettern - ChirurgInnen: Flow v.a. bei herausfordernden, stressrelevanten Situationen - Physiologisches Muster während hohem Flow-Erleben in stressrelevanten Situationen - ![](media/image23.png)Erhöhte physiologische Aktivierung während Flow - Moderate Erhöhung Cortisol & vegetative Symptome - Bedeutung Befunde - - - - - - - - - - - - Eustress = hoch funktionaler Zustand physiologischer Aktivierung = Flow? - Csikszentmihalyi: Umwandlung von Stress in Flow möglich durch Neubewertung negativer Situation in willkommene Herausforderung - Integration Flow in Lazarus´ Transaktionales Stressmodel 5. **Zusammenfassung** - Flow-Erleben förderlich für Wohlbefinden & Leistung - Beeinflussbare Flow-förderliche Rahmenbedingungen - Moderates & positives Stress-/Aktivierungsmaß ist förderlich - Beeinflussung Flow durch Physiologie -- Beeinflussung Physiologie zu moderater Aktivierung stressassoziierter Parameter durch Flow - Abwechslung Phasen Flow-Erleben & Entspannung/Erholung ![](media/image25.png) - Gebrauchsanweisung für Flow - Erreichbare & herausfordernde Zielsetzung - Aktives Feedback-Suchen - Vielfalt & Handlungsspielräume schaffen - Bewusstmachung Aufgaben-Relevanz - Bearbeitung wichtiger Aufgaben morgens/ab ca. 1h nach Aufstehen - Entspannte Aktiviertheit - Ausreichend Erholung - Reduktion von Unterbrechungen & Multitasking VL 5: Personalauswahl ===================== **Lernziele** - Personalauswahl Definition + Begrifflichkeiten - Typischer Prozess - Person-Environment-Fit Modell - Möglichkeiten & Relevanz von Anforderungsanalysen - Möglichkeiten zur Erhöhung von Auswahlverfahrens-Fairness - 3 Arten von Auswahlverfahren + Beispiele benennen/erklären - Kosten & Nutzen 1. **Personalauswahl** = Zuweisung von sich bewerbender Person zu Stellen in Organisation durch Rekrutierung & Einsatz von Auswahltechniken, die auf Anforderungsanalyse beruhen & Identifizierung am besten geeigneter Person dienen - Eignungsdiagnostik: Inwieweit Bewerber:in für Tätigkeit geeignet? - Überprüfung Passung zwischen Bewerbenden & Arbeitsplatz - Übereinstimmung zwischen angestrebter beruflicher Position & Voraussetzungen Bewerbender - Passung für beide Seiten wichtig! - Personalmarketing = zur langfristigen Gewinnung & Bindung qualifizierter Mitarbeitender - Positionierung Unternehmen am Arbeitsmarkt - Versorgung Unternehmen mit kompetenten/motivierten MA - Employer of choice sein! 2. **Prozess der Personalauswahl** - Erst Anforderungsanalyse -- dann Personalmarketing! 3. **Person-Environment-Fit Modell**: Passung zwischen Person & Arbeitsumgebung - ![](media/image27.png)Person-Job-Fit: Passung zwischen Fähigkeiten Person & Jobansprüchen oder Wünsche Person & Jobaufgaben - Person-Group-Fit: Passung zwischen Person & zusammenarbeitender Gruppe - Person-Organisation-Fit: Passung zwischen Person & Organisation (Übereinstimmung Charakteristika Person & Organisation) - Person-Supervisor-Fit: Passung zwischen Person & Führungskraft 4. **Anforderungsanalyse** = Ermittlung berufsrelevanter Voraussetzungen bewerbender Person für zu besetzenden Arbeitsplatz - Ziel: für inhaltliche Gestaltung diagnostischen Verfahrens (z.B. Assessment Center) relevante Informationsbereitstellung - Ergebnis: Anforderungsprofil für zu besetzende Stelle mit allen Voraussetzungen & Kompetenzen - Anforderungsanalyse vor jeder Stellenbesetzung! (Arbeitsstellen zwischen Unternehmen/innerhalb Arbeitsbereich unterscheidend) - Methodische Zugänge der Anforderungsanalyse - Erfahrungsgeleitet-intuitiv: Ableitung Anforderungen aus erfahrungsbasierten Beurteilungen beruflicher Tätigkeit (Personen, die Aufgaben/Arbeitsmittel/Umgebung/Qualitätsstandards kennen) - Arbeitsplatzanalytisch-empirisch: Analyse beruflicher Tätigkeiten konkreter Arbeitsplätze unter Verwendung von teil-/vollstandardisierten Methoden (z.B. Fragebögen) - Personenbezogen-empirisch: Anforderungsableitung auf Basis statistischer Zusammenhänge zwischen Merkmalen Berufstätiger & Kriterien (berufl. Leistung) - Critical Incident Technique = Betrachtung erfolgskritischer Ereignisse der Arbeitssituation - worin Unterscheidung erfolgreiche/nicht erfolgreiche Beschäftigte I. Bestimmung allgemeinen Tätigkeitsziels: Anfertigung Möbelstück II. Erhebungsplanung + Festlegung Beurteilungskriterien: Auswahl Zielpopulation = Tischler mit mehrjähriger Berufserfahrung III. Datenerhebung: Interview/Beobachtung Tischler IV. Datenanalyse: Datenzusammenfassung durch Kategorienbildung (Genauigkeit + Schnelligkeit) V. Interpretation & Darstellung Ergebnisse: Entwicklung Anforderungsprofil, Leitfaden zur Unfallreduktion, \... - Beispielhafte Verfahren der Anforderungsanalyse - - Eigenschaftsorientiertes Verfahren zur Erfassung für berufliche Tätigkeit bedeutsamer Fähigkeiten: Kognition, Psychomotorik, Sensorik, Wahrnehmung, soziale/interpersonelle Fähigkeiten - - - - 5. **Personalauswahlverfahren** - Anforderungen - - - Inkrementelle Validität - Geleisteter Beitrag weiteren Tests über bereits vorhandene Testverfahren hinaus zur Vorhersage eines Kriteriums - Mehrere Verfahren kombinieren? Gesamtbeurteilung im AC & Studienerfolg sagen Berufserfolg über schulische Leistung hinaus vorher - Prädiktive Validität - Prognose zukünftiger Leistungen/Verhalten - Vorhersage von zeitlich nach Testverfahren erhobenen Kriterienwerten - Große Bedeutung für Eignungsdiagnostik - - Ökonomie: Aufwand vs. Nutzen - Fairness: Vermeidung Diskriminierung - Soziale Validität: unterschiedlich positive Bewertung der Verfahren von BewerberInnen (Interviews/Arbeitsproben \> Intelligenztests \> Persönlichkeitstests) - Fairness in Auswahlverfahren - Stereotypisierung & Diskriminierung auch ohne Bewusstsein Personalverantwortlicher -\> unconscious bias - Gleicher Werdegang & Zeugnisse bei Azubis mit türkischem Namen -\> seltener eingeladen & mehr Absagen - Frauen mit Kindern im Bewerbungsprozess halb so häufig berücksichtigt vs. Frauen ohne Kinder - Bessere Noten bei Frauen -\> signifikant weniger Stipendienzusagen - Attraktives Erscheinungsbild Männer positive Korrelation zugeschriebener Führungskrafteignung - Frauen als weniger fachlich kompetent beurteilt - Qualitätssicherung Auswahlverfahren: DIN33430 - Personenbezogene Lizensierung - Schutz Unternehmen & Person vor defizitären Eignungsbeurteilungen - Auf gesamten Prozess berufsbezogener Eignungsbeurteilung beziehend (+ Dokumentation dieser & verwendeter Methode) 6. **Arten Personalauswahlverfahren** -- Trimodaler Ansatz der Eignungsdiagnostik - Biografieorientierte Verfahren: Ermittlung Verhaltensergebnisse beruflicher Vergangenheit - - - Am häufigsten genutztes Verfahren (99,2% aller Unternehmen) - Bewerbungsmappe: Anschreiben, (Foto), Lebenslauf, Zeugnisse, Referenzen - - Historisch: Bezug auf Vergangenheit - Objektiv: Bezug zu Fakten -- wenig Interpretationsspielraum - 1\. Hand: implizieren eigener Beobachtung Bewerbender - Diskret: einzelne Ereignisse - Verifizierbar: prinzipiell nachprüfbar - - Fokus auf spezifischen Aspekten Lebenslauf mit Bezug zur angestrebten Stelle - Vorbereitend: Anforderungsanalyse mit CIT - Identifikation verhaltensbezogener Leistungsaspekte (z.B. Konfliktlösekompetenz) - Ableitung Fragen zu kritischen Ereignissen & Leistungsaspekten - Eigenschaftsorientierte Verfahren - - Valider Prädiktor für Berufserfolg r =.51 - DE: bedeutsamer Zusammenhang zwischen allg. Kognitiven Fähigkeiten & Ausbildungserfolg/beruflicher Leistung - - Explizite berufsbezogene Persönlichkeitstests z.B. Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung - 18 berufsrelevante Facetten & 6 Persönlichkeitsbereiche (Sozialkompetenz, Engagement, Disziplin, Dominanz, Stabilität, Kooperation) - - Ziel = Vorhersage kontraproduktiven/devianten Verhaltens (MADiebstahl, Absentismus, kollegenschädigendes Verhalten, Substanzmissbrauch) - Metaanalyse: prädiktive Validität von r =.41 für Berufserfolg - Simulationsorientierte Verfahren = realitätsnahe Verfahren mit späterer Tätigkeit möglichst ähnlichen Verhaltensanforderungen - - Gute Vorhersage späteren Berufserfolgs r =.54 - Für handwerkliche Berufe z.B. Prüfung motorischer Fähigkeiten (Drahtbiegeprobe) - Für Büro-/kaufmännische Berufe z.B. Arbeitsprobe zur berufsbezogenen Intelligenz (Kombination Arbeitsprobe & Intelligenztest) - - Praktika: Einblickgebend in Leistungsfähigkeit & Arbeitsverhalten Bewerbender - Kennenlernen Arbeitsgebender & Bewerbender vor Stellenantritt -\> Prüfung Passung für beide Seiten - Probearbeiten: Gelegenheit für wenige Bewerbende ins Unternehmen zu schnuppern - - Vermittlung realistischen Bildes zu besetzender Stelle: Bereitstellung positiver & negativer Infos - Realistischere Erwartungen an Job & weniger Fluktuationsgedanken - - Zeit zur Prüfung personeller Eignung für zu besetzende Stelle - Gute Gestaltung: gute Personalauswahl, systematische Beobachtung, Mehraugenprinzip -\> fundierte Entscheidung - Derzeit zu wenig als diagnostische Phase genutzt: keine standardisierte Beurteilung, keine Konsequenzen bei unzureichender Leistung - Assessment Center - Kombination mehrerer unabhängiger Übungen mit - Verhaltensbeobachtungen - Rollenspielen, Gruppendiskussionen, Präsentationsaufgaben, Interviews, Postkorb-Übungen - Zusätzlich: Leistungstests, computergestützte Problemlöseszenarien, Fragebogeninstrumente - Bewertungsverfahren - Einschätzung jeder Bewerbende von mehreren Beobachtenden - Qualitätskriterien: möglichst hohe Standardisierung, vorbereitende Beobachtungs-Schulung, systematische Rotation - Integration aller Einzelergebnisse -\> anschließende Bewertung - AC immer beliebter, aber Validität im Durchschnitt sinkend: Laiendurchführung! Berücksichtigung von Qualitätskriterien zentral! 7. **Kosten & Nutzen** - Nutzungshäufigkeit von Auswahlverfahren - Metaanalyse Schmidt & Hunter 1998 - Prädiktive Validität: beste Vorhersage beruflicher Leistung durch - Arbeitsproben r =.54 - Intelligenztests r =.51 - Strukturierte Einstellungsinterviews r =.51 - Inkrementelle Validität: bester Zusatznutzen zusätzlich zu Intelligenztests - Integritätstests + 27% - Arbeitsproben + 24% - Strukturierte Einstellungsinterviews + 24% - Berechnung Nutzen - Umrechnung Nutzen in monetäre Kennzahlen - Falls nicht möglich: Schätzverfahren - Variabilität der Leistung nach Komplexität der Aufgabe - Überdurchschnittliche Arbeitskraft = Leistung 1SD über Durchschnitt - Vergleich zu Durchschnitt - Überdurchschnittlich ungelernte Arbeitskraft 19% mehr Ertrag - Überdurchschnittliche Facharbeitskraft 32% mehr Ertrag - Überdurchschnittliche Führungskraft 48% mehr Ertrag - Nutzenanalysen nur von 8% des HR-Managements genutzt - Kosten - Für Bewerbende: finanzielle Kosten, psychische Kosten, bei minderwertigem Verfahren langfristig Über-/Unterforderung - Unternehmen: Einarbeitung - Vorteile hochqualitativer Personalauswahl - Finanzieller Vorteil - Langfristig positives Betriebsklima - Zufriedene MA -\> keine Fluktuation -\> weniger Kosten für Eignungsbeurteilung, Personalauswahl, Einarbeitungsphasen - Imagegewinn für Unternehmen 8. **Zusammenfassung** - Personalauswahl = Zuweisung Bewerbende zu Stellen in Organisation auf Basis von Auswahlprozess - Ermittlung Anforderungen an spezifische Tätigkeit mit Anforderungsanalyse - Abgleich Merkmale Tätigkeit mit Merkmalen Person -- Ziel = Passung - Passung für Unternehmen & Bewerbende von Nutzen - Kosten-Nutzen-Analysen belegen lohnende qualifizierte Personalauswahl VL 6: Personalentwicklung ========================= **Lernziele** - Personalentwicklung Definition & zentrale Begrifflichkeiten - Typischer Ablauf - Zusammenhang Unternehmensplanung & Personalentwicklung - Instrumente der Potentialanalyse + Beschreibung - Definition, Beschreibung, Beispiele für Verfahren - Relevanz von Evaluation & Nutzen von Personalarbeit 1. **Personalentwicklung** = alle gezielten Maßnahmen von Organisationen, die darauf ausgerichtet sind, Qualifikationen des Personals (MA + Führungskräfte auf allen Hierarchieebenen) für gegenwärtige & zukünftige Aufgaben systematisch sicherzustellen - Personalentwicklung =/ Sozialisation -\> PE = systematische Planung & Aufbau - Ziele - Personalqualifikation auf neustem Stand halten - Vorbereitung Personal auf anstehende Aufgaben - Systematische Qualifizierung für bestimmte Laufbahn (Fachlaufbahn, Führungslaufbahn) - Komponenten - Erweiterung von Wissen - Umwandlung theoretisches Wissen in anwendungsbezogenes Können - Erwerb & Festigung neuer Verhaltensweisen - Persönlichkeitsentwicklung (Selbstvertrauen steigern) - Weiterentwicklung methodischer & sozialer Kompetenzen 2. **Unternehmensplanung** - Orientierung von PE an Unternehmensstrategie - Unternehmensstrategie sucht Antworten auf Fragen: - Welche Herausforderungen in Zukunft? - Wie Entwicklung Rahmenbedingungen bei Kund:innen/Wettberber:innen? - Wie Positionierung angesichts Herausforderungen? (Innovatorin, Kostenführerin, Nischenmärkte) - Was sind Erfolg bestimmende Kompetenzen & Fähigkeiten? - Unternehmens- & PE-Planung ![](media/image29.png) 3. **Ablauf Personalentwicklung** I. Festlegung Soll-Qualifikation -\> Anforderungsanalysen wie bei Personalauswahl II. Festlegung Ist-Qualifikation III. Bestimmung Entwicklungsbedarf & individuelle Lernziele IV. Planung Personalentwicklungsmaßnahmen V. Maßnahmendurchführung VI. Evaluation -\> bei weiterbestehender Ist-Soll-Abweichung neue Maßnahmen 4. **PE zur internen Rekrutierung** = selbst Entwicklung erforderlicher Qualifikationen bestehenden Personals durch Organisation - Beobachtung Beschäftigter über längere Zeit möglich - Genaue Aussagen bzgl.: Leistung, tatsächliche Qualifikation, Motivation, Zuverlässigkeit, Umgänglichkeit - Benötigung Laufbahnkonzept mit Aufstiegskanälen - Ziele Laufbahnkonzept - Abstimmung persönliche Ziele/Karriereambitionen MA mit Organisationsplänen - Angebot attraktiver Karriereoptionen für MA mit Potential -\> langfristige Bindung an Unternehmen - Mobilisierung Leistungsreserven durch Aussicht auf Aufstiegs-/Entwicklungsmöglichkeiten - Schaffung breites Kompetenzprofil (vielfältiger Einsatz MA in Organisation) - Zentral für Erfolg: Transparenz, Fairness, tatsächliche Leistungsabhängigkeit 5. **Bestimmung Entwicklungsbedarf** - Potenzialanalyse = Erfassung IST-Zustand - Zur Klärung Personenniveau bei: - Kognitiven Fähigkeiten - Sozialer Kompetenz - Emotionaler Stabilität - Lern-/Veränderungs-/Entwicklungsbereitschaft - Je nach Potenzialniveau Entscheidung über weitere Fördermaßnahmen & passende Laufbahn - Instrumente - Tests zur allgemeinen Intelligenz - Persönlichkeitstests (Gewissenhaftigkeit, Extraversion, emotionale Stabilität) - Assessment-Center: Diagnose Entwicklungsbedarf auf Grundlage von AC - Nur Übungen zur Erfassung von durch PE-Maßnahmen veränderbare Verhaltens- & Leistungsdimensionen - Rückmeldungsgespräch: auch Abgleich Fremd- vs. Selbstwahrnehmung bzgl. Stärken/Schwächen - Revisionsmöglichkeit für Beobachtereinschätzung - Erhöhung Veränderungsbereitschaft - Leistungsbeurteilung (durch Vorgesetzte/Kolleg:innen) - 360Grad-Feedback - Multiperspektivische Anlegung - Berücksichtigung verschiedener Personengruppen aus Arbeitsumgebung zu Beurteilender (Vorgesetzte, Kolleg:innen, Organisationsexterne/Kund:innen, + Selbsteinschätzung) - Erstellung Beurteilungsprofile auf Grundlage standardisierter, schriftlicher Befragungen 6. **Maßnahmen der PE** ![](media/image31.png) - Training = zu besseren/effektivieren Leistungen führende systematische Aneignung Wissen/Fertigkeiten/Einstellungen - Coaching = individueller Beratungsprozess zur Beratung Coachee in beruflichen Anliegen durch Berater:in - v.a. Unterstützung von Einzelpersonen betreffend - Erlernen Umgang mit neuen Rollen - Vorbereitung auf neue Aufgaben - Verbesserung sozialer Kompetenzen & Managementfähigkeiten von Führungskräften - Bei PE zu unterscheiden: Coaching durch Vorgesetzten vs. Externen Coach:in - Mentoring/Mentor:in - Höherrangige, einflussreiche Person im Umfeld von Nachwuchskraft - Verfügung über große berufliche Erfahrung & breites Wissen - Förderung berufliche Entwicklung Nachwuchskraft & Unterstützung Aufstieg - Arbeitsgestaltung - Systematische Veränderung technischer, organisatorischer, sozialer Arbeitsbedingungen - Ziel: Anpassung an Leistungsvoraussetzungen arbeitenden Menschens - Dienen Erhaltung/Entwicklung Persönlichkeit & Gesundheit arbeitender Menschen - Gleichzeitig effiziente, produktive Arbeitsprozesse - Beispiele: neue Aufgaben, Projektaufträge, Auslandseinsätze, PE-orientierte Zielvereinbarungen, Vertretung Kolleg:innen/Vorgesetzte übernehmen, Sondereinsätze bei Kund:innen, \... - Informationsbasiertes Training - Wissensvermittlung im Mittelpunkt: Unterweisungen, Theorieblöcke, Präsentationen (auch in Videos/E-Learning) - Bsp.: Problem Based Learning = aus Problemlöseprozess bestehendes Lernen (Problem im Lernprozess zuerst eingeführt) - Verhaltensorientiertes Training - Kommunikation (Führungskräfte 70% von Arbeitszeit = verbale Kommunikation) - Rhetorik, Präsentationstechniken, Moderationstechniken, Unterweisungen, Gesprächsführung, motivierende MA-Gespräch - Trainings/Coachings von Verhaltensweisen = Standardmaßnahmen von PE - Behavior Modeling Training - Vermittlung & Einübung Zielverhaltensweisen durch Training (mittels Beobachtung & Nachahmung) - Ziele: alle entscheidend für erfolgreichen Lernprozess! - Ausrichtung Aufmerksamkeit auf Zielverhaltensweisen - Anregung Gedächtnisprozesse - Einübung Verhaltensausführung - Stärkung Selbstwirksamkeitserfahrung - Motivierung Durchführung - Sicherstellung von Anwendung im Arbeitsumfeld - Simulationsorientiertes Verfahren - Erprobung neuer Verhaltensweisen in künstlichem Erfahrungsraum ohne Zeitdruck & mit geringem Risiko - Zentral: Realitätsnähe der Simulation! - Rollenspiele - Simulation von Situationen aus Berufsleben (MA-Gespräche, Verhandlungen,..) - Am besten Videoaufzeichnung + anschließendes Feedback - Lerneffekte - Besseres kognitives & emotionales Verständnis für andere Positionen durch Übernahme fremder Rollen - Verhaltensänderung allein durch Beobachtung eigenen Verhaltens - Vergrößerung Verhaltensrepertoire durch Beobachtung anderer Teilnehmer:innen - Unterstützung Veränderung alter & Stabilisierung neuer Verhaltensweisen durch konstruktives, videogestütztes Feedback - Planspiele - Simulation von Märkten, Branchen, Unternehmen, Organisationsbereichen - Analog oder digital - Zuteilung Teilnehmende zu verschiedenen Managementpositionen in fiktivem Unternehmen - Positive Lerneffekte bzgl. Managementwissen bei mehrfacher Wiederholung - Simulator-Training - Trainings-Simulatoren = Systeme für realistisches Training durch Darstellung funktionierender Repräsentation der Wirklichkeit (Flug-Simulatoren) - Nutzung erfahrungsbezogenen Lernens + identische Elemente (wichtig für Transfer Gelernten in Praxis) - Vorteile: direktes Anwenden, hoher Transfer, hohe Motivation, Realitätsnähe/Akzeptanz - Nachteile: aufwändige Vorbereitung, hohe Kosten - Selbstmanagement-Training - Abzielen auf Verbesserung individueller Fähigkeiten zur effektiven Selbststeuerung & -organisation - Aufbau auf: - Selbstregulationstheorie - Sozialkognitive Lerntheorie - Zielsetzungstheorie - Kernthemen: Zielsetzung, Zeitmanagement, Selbstmotivation, Stressmanagement, Selbstreflexion - Empirische Bestätigung der Wirksamkeit - Persönlichkeits- & Sensitivitätstrainings - Positive Bewertung von Teilnehmenden - Teilweise negative Effekte: Senkung Selbstwertgefühl, sozial unsicheres Verhalten - Keine gesicherten Erkenntnisse über Transfer auf Berufs-/Organisationsalltag - Eher "Belohnung" außerhalb Organisation neue Erfahrungen machen zu dürfen 7. **Transfersicherung** - Relevanz von Transfer? Investitionen sollen sich auszahlen - Generelle Voraussetzung für Transfer: - soziales Dürfen - Situative Ermöglichung - Individuelles Können - Persönliches Wollen - Interventionsgestaltung so, dass Hinweisreize für Teilnehmende Erkennung von Anwendungssituation im Job erleichtern: z.B. identische Elemente - Organisations-/Umweltgestaltung -\> aktive Unterstützung & Belohnung bei Anwendung Gelernten (z.B. aktive Einbindung Führungskräfte) - Maßnahmen zur Transfersicherung 8. **Evaluation** - Gründe - Lehrerfolgsnachweis: Bewertung Trainer:in - Lernerfolgsnachweis: Überprüfung Weiterbildungseffekt - Lernmotivations-Anreiz: Signal, dass Erfolg hohe Bedeutung hat - Nachweis über Nutzen = Return on Investment - Evaluationsergebnisse -\> Rufumkehrung von PE als reiner Kostenverursacher ohne kalkulierbaren Nutzen - Evaluationskriterien - ![](media/image35.png)Reaction: vgl. Mit Einstellung zum Training direkt nach Durchführung (Zufriedenheit) & Nützlichkeit - Learning: vgl. Mit in Lernzielen definierten Regeln/Fakten/Techniken - Behavior: vgl. Mit (verbesserter) Tätigkeitsausführung am Arbeitsplatz - Results: vgl. Mit organisationsbezogenem Ergebnis - Auszahlung guter Personalarbeit -\> Varianzaufklärung von ca. 30% auf Finanzergebnis 9. **Zusammenfassung** - PE = alle gezielten Maßnahmen von Organisation, die Personalqualifikationen für gegenwärtige/zukünftige Aufgaben systematisch sicherstellen - PE-Orientierung an Unternehmensstrategie auf Basis von Anforderungsanalyse & Ist-Soll-Vergleich - Potientalanalyse ähnliche Methoden wie Personalauswahl (z.B. AC) - PE mithilfe von Training, Coaching, Mentoring, Arbeitsgestaltung - Adressaten Maßnahmen: Wissen, Verhalten/Fertigkeiten, Einstellung/Motivation, (Persönlichkeit) - Sicherung langfristiger PE-Wirksamkeit durch Transfermaßnahmen - Bewertung Wirksamkeit von Maßnahmen mittels Evaluation VL 7: Teamarbeit & Kommunikation ================================ **Lernziele** - Teamarbeit Definition & Begrifflichkeiten - Arten & Klassifikation von Teams - Vorteile/Herausforderungen + Umgang virtueller Teams - Teamarbeit Vor-/Nachteile - Phasen - Teamentwicklung Prozess & Maßnahmen - Instrumente zur Messung von Teamarbeit - Input-Process-Output Modell Skizzierung & Beispiele für Kategorien - Effekte von Teamentwicklung 1. Teams = bestehen aus mehreren Personen, die interagieren, voneinander abhängig sind, gemeinsames Ziel verfolgen, Wir-Gefühl haben, von anderen/durch sich selbst als Gruppe wahrgenommen - Arbeitsteams = zusätzliche Auszeichnung durch Einbettung in bestimmte Organisationsstrukturen & gemeinsame, von Teammitgliedern zu bearbeitende Aufgabenstellung = zur Aufgabenerfüllung Beisteuerung individuellen Wissens/Fähigkeiten/Fertigkeiten durch jedes Teammitglied -- erst in Kombination Erfolg ermöglichend - Klassifikation - Spezialisierung: Ausmaß spezialisierten Wissens/Fähigkeiten Teammitglieder - Hierarchie: Entscheidungsverantwortung bei Einzelperson vs. Gesamten Team - Beständigkeit: Ausmaß der Stabilität von Mitgliedschaft - Integration: in Arbeitsorganisation/Organisationsstruktur - Arten von Teams (repräsentative Auswahl) - Virtuelle Teams - Bestehend auf geografisch/organisational verteilten Teammitgliedern - Zusammenarbeit unabhängig von festen Zeiten & räumlichen Grenzen möglich - 2024 nur noch ca. 25% organisationaler Meetings in Präsenz - Anteil Erwerbstätiger im Homeoffice: 2017 11% vs. 2022 24% - Vorteile - Auswählbar nach Kompetenz statt räumlicher Verfügbarkeit -\> auch internationale Zusammenarbeit - Reisekosteneinsparungen - Herausforderungen - Teammitglieder kennen sich nicht persönlich - Missverständnisse v.a. über Länder-/Sprachgrenzen hinweg -\> Relevanz interkultureller Kompetenzen & interpersonellem Vertrauen - Mediengestützte Kommunikation evt. Herausfordernd für einige MA (Innovationsschub durch Pandemie) - Anfangsphase: häufiger negative Effekte bei Teamprozessen vs. Analoge Teams (Konflikte, inadäquate Kommunikation, ungenügende Wissensteilung) -\> weniger/verschwindend - Managen virtueller Teams - Klare Teamziele + Rollenverteilung - Beseitigung Konflikte mit Zielen/Rollen in anderen Arbeitseinheiten - Wahl passenden Kommunikationssystems (Bsp.: Videokonferenzen) - Steigerung Wir-Gefühl: Zielsetzung -\> Zielerreichung nur über wechselseitige Aktivitäten möglich - Regelmäßiges Feedback: individuelle Arbeitsleistung & gesamtes Team - Kick-off zu Projektbeginn: Förderung Vertrauen & Commitment - Führungskräfte: Kennen & Sichtbarmachen im Team verteilter Kompetenzen, Beobachtung Teamklima, frühzeitige Konfliktbearbeitung, Förderung Teamzusammenhalt - Teamzugehörigkeit ![](media/image37.png) - Funktionen von Teams/Gruppen - Repräsentationsfunktion: Vertretung Interessengruppen von Unternehmen - Koordinationsfunktion: Arbeitskoordination verschiedener Teilbereiche - Verantwortungsfunktion: Treffen gemeinsamer Entscheidungen - Warum Teams? - Flexiblere Reaktion auf Kund:innenbedürfnisse - Integration unterschiedlichen Wissens für bessere Lösungen - Regelmäßiger Austausch -\> Ermöglichung Lernprozesse durch Weitergabe von Wissen über Inhalte & Abläufe - Speicherung & Transfer von Wissen - Wissenserhalt bei Fluktuation - Positiver Effekt auf Teamleistung durch geteiltes Wissen (Integration) 2. Teamarbeit - Vorteile - Informationsverarbeitung - Teamgedächtnis - Behalten größerer Infomenge - Korrektur individueller Fehler - Transaktives Gedächtnis: Meta-Wissen über eigene Expertise/die anderer - Lernen: durch Beobachtung/Nachahmung - Motivationsgewinne - Mere Presence - Gegenwart anderer -\> Auswirkung auf Leistung - Nur bei einfachen/gut geübten Aufgaben (Social Facilitation) - Elektronisches Brainstorming - Social Compensation: Kompensation schwacher Leistung von Teammitglied durch anderes - Social Labouring: Leistungssteigerung durch Identifikation mit eigener Gruppe bei Wettbewerb mit anderen Gruppen - Nachteile - Informationsverarbeitung - Weniger Ideen als gleiche Anzahl Einzelpersonen - Richtige Lösung komplexen Problems durch 1 Mitglied braucht Überzeugungskraft & Unterstützer:innen - Groupthink - Denkmodus in hochkoväsiver Gruppe: Bemühung um Einmütigkeit \> kritische Auseinandersetzung - Gründe: hohe Kohäsion, strukturelle Fehler (z.B. direktive Führung), situativer Kontext (z.B. Stress) - Motivationsverluste - Soziale Angst: Leistungsverringerung durch Anwesenheit anderer wichtiger Personen - Social Loafing/Sozialer Müßiggang: Motivationsverlust ohne bewusste Entscheidung (Verringerung Anstrengung) - Trittbrettfahren: sozialer Müßiggang durch bewusste Entscheidung - Sucker Effekt: Anstrengungsreduktion als Protest auf Trittbrettfahrende (nur eintretend bei Überzeugung, dass andere wirklich was beitragen könnten) - Soldatentum: Motivations-/Leistungsreduktion ganzer Gruppe als Protest gegen erhöhte Ansprüche an Gruppe - Phasen der Teamarbeit nach Tuckman 1965 - Kritik: kein Durchlaufen der Phasen von allen Gruppen! - Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von Zusammenarbeitsdauer 3. Teamentwicklung = zielt auf soziale & aufgabenbezogene Prozesse innerhalb bereits bestehender Teams, wobei durch Gruppen-/Einzelgespräche, Workshops, Trainings etc. Barrieten abgebaut, Rollenbilder geklärt, zwischenmenschliche Beziehungen verbessert werden - Anlässe - Neubildung von Team - Fehlende Regeln, Strukturen - Negative gruppendynamische Prozesse, Teamkrisen, Eskalation - Im Vorfeld klar definiertes Problem - Ineffektive Arbeit - Mangelnde Kommunikation -\> Missverständnisse, Konflikte - Mangel an unterstützenden Techniken - Besten-Anspruch - Persönliche positive Erfahrung mit Teamentwicklung - Führungskräfteentwicklung mit Fokus auf Team - Projektabschluss - Ziele - Verbesserung Rollenverständnis jedes Mitglieds innerhalb Arbeitsgruppe - Verbesserung Verständnis Teambeschaffenheit + Rolle in Organisationsabläufen - Kommunikationsverbesserung bzgl. Effektivität - Stärkung gegenseitiger Unterstützung - Verständnis für ablaufende Gruppenprozesse/gruppendynamische Ereignisse - Bewältigung bestehender Probleme auf Sach-/Beziehungsebene - Positiver Nutzen von Konflikten - Verstärkung Zusammenarbeit & Verringerung Wettbewerb auf Kosten von Gruppe/Organisation - Verbesserung Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen - Bewusstseinsstärkung "Aufeinander-angewiesen-sein\" - Phasen Teamentwicklungsprozess I. Kontaktphase: Klärung Erwartungen, Ziele, Rahmenbedingungen -- Vertrag II. Kontrakt: mit Teammitgliedern, Rollenklärung III. Diagnosephase: Datenerhebung -\> Schaffung Problembewusstsein im Team IV. Planung Maßnahme: maßgeschneidert auf Basis von Diagnose V. Durchführung: inkl. Transfer in Arbeitsalltag VI. Evaluation: Überprüfung Zielerreichung - Teamdiagnose - Prozessanalytische Verfahren - Beobachtungsdaten - z.B. Analyse bestimmter Arbeitseinheit durch Besprechung/ganzen Arbeitstag - Sehr aufwändig - nur nach intensiver Schulung anwendbar - Strukturanalytische Verfahren - Fragebogendaten -- subjektive Wahrnehmung Teammitglieder vordergründig - Zustandsbild des Teams - Eher praxisrelevant - Messinstrument: Fragebogen zur Arbeit im Team (FAT, Kauffeld 2004) - Kasseler Teampyramide ![](media/image41.png) - Input-Process-Output Modell +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | INPUT | PROCESS | OUTPUT | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ | Organisation | - Kommunikation | Gruppe | | | (intern/extern) | | | - Klima | | - Leistung | | | - Kooperation | (Effizienz & | | - Informationssyste | | Qualität) | | me | - Konflikte | | | | (Aufgaben-/Bezieh | - Team-Lebendigkeit | | - Belohnungssysteme | ungsebene) | | | | | - Innovation | | - Fortbildungsmögli | - Vertrauen | | | chkeiten | | - Teamaktivitäten, | | | - Kohäsion | Wissen | | Gruppe | | | | | - Reflexivität | Individuum | | - Zusammensetzung | | | | (Größe, | - Teamklima | - Leistung | | Heterogenität, | | (Effizienz & | | Ausbildung) | - Teamvisionen | Qualität) | | | | | | - Aufgabenstruktur/ | - Gruppenselbstwirk | - Commitment | | -art | samkeit | | | | (teamefficacy/-po | - Zufriedenheit/Woh | | - Ziele | tency) | lbefinden | | (Abhängigkeit & | | | | Normen) | - Selbstregulation | - Lernen: Wissen, | | | | interpersonelle | | - Zusammenarbeitsda | - Führung | Fähigkeiten | | uer | | | | | - Leistungsorientie | | | Individuum | rung | | | | | | | - Persönlichkeit | - Unterstützung von | | | | Innovation | | | - Wissen | | | | | | | | - Fähigkeiten | | | +-----------------------+-----------------------+-----------------------+ 4. Ansätze der Teamentwicklung - Outdoor-Training - Gruppenbildende/kohäsionsfördernde Wirkungen zur Steigerung Wir-Gefühl vordergründig - Auswertung & Transfer in organisationalen Kontext! - Transfer in beruflichen Alltag umstritten - Feedback (wichtigste Maßnahme) = Ausgangspunkt für Teamentwicklung - Survey-Feedback-Methode - systematisches Sammeln von Befragungsdaten über System (Team) - Rückmeldung Ergebnisse an System - Gemeinsame Diskussion & Entwicklung Verbesserungsideen - Überprüfbar, unmittelbar, spezifisch an konkretem Beispiel-Verhalten - Verknüpfung mit konkretem Anliegen/Ziel hilfreich - Ableitung konkreter Maßnahmen - Teamreflexivität = Ausmaß, in dem Teammitglieder gemeinsame Ziele, Strategien, Prozesse des Teams reflektieren & darüber kommunizieren & darauf basierend Verhalten anpassen - Förderung Lernen & Entwicklung von Teams - Einsatz von Reflexions-Workshops - Teamcoaching - Ziel: nachhaltige Begleitung von Teams - Aktivierung systematischer & intensiver gemeinsamer Selbstreflexion vordergründig - Erarbeitung Ansatzpunkte für Verbesserung durch angeleitete Reflexion eigener Stärken/Schwächen - Crew Resource Management Training = speziell entwickelt für besondere Anforderungen in High Responsibility Teams - HRT: hohe Verantwortung für Leben/Gesundheit von Menschen, Umweltschutz, z.B. Luftfahrt, Medizin, Polizei, Feuerwehr - Besondere Anforderung: ständig neue Teamzusammensetzung -\> muss in jeder Zusammensetzung funktionieren - Systematische Optimierung & Standardisierung von Abläufen, Verfahren, Kommunikation zwischen Mitgliedern 5. Effekte von Teamentwicklung - Metaanalyse Klein et al. 2009 - Betreff betrachteter Maßnahmen: Zielsetzung, interpersonelle Beziehungen, Problemlösung, Rollenklärung - Signifikant positive Zusammenhänge (r =.31) mit kognitiven, affektiven, prozessbezogenen, leistungsbezogenen Outcomes - Affektive Gruppenmerkmale (Vertrauen, team potency) r =.44 - Prozessbezogene Veränderungen (Koordination/Kommunikation) r =.44 - Höchste Korrelationen mit Outputvariablen: Zielsetzungsmaßnahmen r =.37 & Rollenklärung r =.35 - Metaanlyse McEwan et al. 2017: Analyse von 72 Interventionen - Mittlere Effekte auf Teamarbeit (Teamzielsetzung, Aktionsplanung, Kommunikation, Konfliktmanagement, Reflexion) & Teamleistung - Profit von Teamentwicklung bei neuen \> bestehenden Teams -- bei beiden Verbesserung Teamarbeit + Leistung - Bestätigung Effekte durch Selbsteinschätzung durch Fremdeinschätzung 6. Zusammenfassung - Verschiedene Teamarten -- unterscheidend in Spezialisierung, Hierarchie, Beständigkeit, Integration - Gleichzeitige Zugehörigkeit zu mehreren Teams möglich - Teamarbeit: zu fördernde Vorteile & zu verhindernde Nachteile - Immer Teamdiagnose VOR Teamintervention - Abzielen Teamentwicklung auf soziale & aufgabenbezogene Prozesse innerhalb Teams - Bestätigung Wirksamkeit von Teamentwicklungsmaßnahmen für neue & bestehende Teams VL 8: Konfliktmanagement ======================== Lernziele - Konfliktmanagement Definition + Begrifflichkeiten - Unterscheidung & Erklärung verschiedener Konfliktgegenstände - Verhaltensweisen im Konfliktumgang - Typischer Konfliktverlauf bis Eskalation - Soziale Interdependenztheorie & Dual Concern Model - Beeinflussende kognitive & emotionale Prozesse - Distributive vs. Integrative Verhandlungen + Verhandlungstechniken 1. Konflikt - Organisationen - Normal/alltäglich wo Menschen zusammenarbeiten - Spannungen durch: Unterschiede in Temperamenten/Überzeugungen/Kompetenzen oder Wettbewerb um Anerkennung/Vergütung/Positionen - Sozialer Konflikt = umfasst aversives Erleben von Unvereinbarkeit im Miteinander zweier Parteien & sämtliche Reaktionen auf erlebte Unvereinbarkeit = Erleben von Verlust/Entbehrung zugrundeliegend -- wichtige Ressource (Geld, Güter, Status, Einfluss,..) geht verloren/wird vorenthalten & Verantwortlichmachung andere Partei/Konfliktgegner für Verlust/Entbehrung - Abgrenzung Konfliktbegriff zu anderem destruktiven Verhalten (kontraproduktiv, deviant, Agression) - Nicht notwendigerweise Absicht, andere zu schädigen - Nicht notwendigerweise Eintreten negativer Wirkungen - Vorhandensein möglich, aber nicht konzeptueller Kern - Wissenschaftliche Perspektiven auf soziale Konflikte - Deskriptive Ansätze: systematische Beschreibung von Konflikt-Erscheinungsformen - Erklärende Ansätze: Untersuchung Entstehungs-/Verlaufsbedingungen & Auswirkungen - Präskriptive Ansätze: Handlungsempfehlung zu Konfliktvermeidung/-lösung (Verhandlungen) 2. Konfliktgegenstände - Aufgabenkonflikte = gemeinsame Aufgabenerledigung betreffende erlebte Unvereinbarkeit - Prozesskonflikte: Konflikte in organisatorischer Umsetzung (Aufgabenverteilung, Verantwortung) - Beurteilungs-/Inhaltskonflikte: unterschiedliche Beurteilung von Vorgaben, Randbedingungen, Ergebnissen - Beziehungskonflikte = Unvereinbare Temperamente, Einstellungen, Werte - Aufgabe nur indirekt betreffend - Realität: selten klar trennbar -- hohe Korrelationen - Beurteilungskonflikte & Beziehungskonflikte r =.52; Prozesskonflikte & Beziehungskonflikte r =.67 - Verteilungskonflikte = auf Ressourcenverteilung beziehend (v.a. bei Ressourcenknappheit) - Gerechtigkeitskonflikte (zentral = erlebte Gerechtigkeit) - Distributiv - Prozedural - Interaktional 3. Konfliktverhalten ![](media/image43.png) - Realität: Mischung - Vorteilhaft: konfrontativer Einstieg + dann kooperativer Verhandlungsstil 4. Konfliktentstehung - Strukturorientierte Ansätze - Betrachtung stabiler Randbedingungen von Konfliktverlauf: Organisationsstruktur/-kultur, Persönlichkeiten, hierarchische Beziehungen,..) - z.B.: hohe Standardisierung + Zentralisierung von Entscheidungen -\> Konfliktunterdrückung - Prozessorientierte Ansätze - Betrachtung interaktionaler Dynamik von Konfliktverlauf: Wechsel Aktion/Reaktion, Entwicklung Konflikt-Eskalation - Dual Concern Model (Pruitt & Carnevale 1993) - Verhaltensbestimmung von Parteien im sozialen Konfliktkontext durch 2 Motive - Eigeninteresse: Selbstbehauptungsmotiv - Fremdinteresse: Unterstützungs-/Kooperationsmotiv - 5 typische Verhaltensweisen aus verschiedenen Kombinationen von Eigen- & Fremdinteresse I. Vermeiden II. Sich anpassen III. Kompromisse schließen IV. Problemlösen V. Kämpfen - Soziale Interdependenztheorie - Beeinflussung Verhalten von Konfliktparteien durch erlebte wechselseitige Abhängigkeit ihrer Ziele - Gleichsinnige/positiv interdependente Ziele: friedliche & konstruktive Konfliktbeilegung - Gegensätzlich/negativ interdependente Ziele: feindschaftliche & eskalierende Konfliktaustragung - Kognitive Prozesse - Bestimmung Konfliktverhalten durch Wahrnehmungsorientierung - Emotional vs. Intellektuell - Kooperativ vs. Kompetitiv - Beziehungs- vs. Sachorientiert - Urteilsfehler/Biases: - Anker-Effekt - Fixed-Pie-Überzeugung: Tendenz zur Wahrnehmung Umfang verteilbarer Ressourcen als begrenzt/nicht veränderbar & dass involvierte Parteien gleichartige, verfügbare Ressourcen übersteigende Bedürfnisse haben (Gewinne einer Partei = Verluste für andere) - Reaktive Abwertung - Emotionale Prozesse - Begünstigung konstruktiven Konfliktverhaltens durch positive Emotionen - Eskalationsvermeidung durch Emotionsregulation - Konstruktivere Konfliktbewältigungsformen durch emotionale Intelligenz (Suchen nach integrativer Lösung) - Bessere persönliche Verhandlungsergebnisse durch politische Geschicklichkeit 5. Konflikteskalation - Häufigste Eskalationsform: Vergeltung üben = Bestrafung für Fehlverhalten/Kränkung - v.a. bei Absichtsunterstellung -\> Attributionsprozesse zentral - Typisch im Konfliktverlauf - Inverse Interpunktion von Ereignisfolgen = wechselseitige Kausalitätsumkehrung (wird an sich zum Streitpunkt) - Soziale Ausweitung - Stellvertretende Vergeltung - Konfliktfolgen - Beziehungs- & Aufgabenkonflikte beeinträchtigen - Wohlbefinden & Zufriedenheit - Vertrauen & Commitment - Moderatoren: Persönlichkeit, Konfliktbewältigungsstile - Beziehungs- & Aufgabenkonflikte/Prozesskonflikte beeinträchtigen - Arbeitsgruppenleistung - Moderatoren: Aufgabenunsicherheit, Interdependenz, Diversität, Gruppennormen, Konfliktmanagementstrategien, interpersonale Affektivität 6. Verhandlung = jede Kommunikation, in der Interessen von \>=2 Parteien zum Ausgleich gebracht werden sollen, mit Ziel soziale Konflikte zu vermeiden/reduzieren - Distributives Verhandeln = distributive Techniken verfolgen Ziel, Werte/Ressourcen zu beanspruchen & möglichst viel von auf Verhandlungstisch Liegendem zu bekommen - \>= 1 Verhandlungsgegenstände - Nullsummenspiel mit geringen Anforderungen - Einigung erzielbar durch Austausch von Zugeständnissen - Beste Lösung aus Sicht aller Parteien: Kompromiss - Integratives Verhandeln (häufigste Verhandlungsform) = jene Verhandlungsstrategien, die abzielen, Menge aufteilbarer Ressourcen kooperativ zu vergrößern & Erträge aller Parteien zu maximieren -\> Win-Win-Lösungen herbeiführen - \>= 2 Verhandlungsgegenstände - Erhöhte Komplexität/Anforderungen - Einigung erzielbar durch Anwendung unterschiedlicher Verhandlungsstrategien - Beste Lösung aus Sicht aller Parteien: Pareto optimum ![](media/image46.png) - Techniken - Explikation zugrundeliegender Anliegen - Tradeoff/Logrolling: wichtigsten Punkt aller Verhandlungsgegenstände verdeutlichen - Systematische Prüfung von Lösungsmöglichkeiten - Unspezifische Kompensationen: Anbieten von noch nicht auf Verhandlungstisch liegenden Dingen - Kostenreduktion - Arten Verhandlungsgegenstände - Ressourcen mit vs. Ohne Interessenskonflikt (Gehalt vs. Fachkräfte) - Materielle vs. Immaterielle Ressourcen (Gehalt vs. Wochenstunden) - Proximale vs. Distale Ressourcen (Wochenstunden vs. Renteneintritt) - Determinanten - Limits: von Verhandlungspartei gerade noch akzeptierte Verhandlungsoption (BATNA = best alternative to a negotiated agreement -\> je besser desto besser eigenes Limit) - 1\. Angebot: erste, zu Beginn als Einigungsmöglichkeit vorgeschlagene Verhandlungsoption - Verhandlungsziel: beste, aus subjektiver Verhandlungsparteiensicht noch realistische realisierbare Verhandlungsoption - Beeinflussung: - Strategien & Verhandlungstaktiken - Verlauf & Dauer Verhandlung - Verhandlungsergebnis 7. Zusammenfassung - Soziale Konflikte = normal in alltäglicher Zusammenarbeit - Unterscheidung Aufgaben- vs. Beziehungskonflikte - Konfliktverhalten: Vermeiden, Sich anpassen, Kompromisse schließen, Problemlösen, Kämpfen/Sich durchsetzen - Beeinträchtigung Wohlbefinden & Leistung durch Konfliktintensität - Integrative vs. Distributive Verhandlungstechniken zur Konfliktlösung VL 9: Führung ============= Lernziele - Führung Definition & Begrifflichkeiten - Einflussfaktoren auf Führungserfolg - Führungsansätze & Beschreibung/Erklärung Theorien & Modelle - Instrumente zur Messung von Führung - Führungsinstrumente 1. Führung = dient dazu, andere Menschen individuell & gezielt zu beeinflussen/motivieren/in Lage zu versetzen, zum Erreichen kollektiver Ziele in Organisation beizutragen - Sammelbegriff für alle Interaktionsprozesse zur absichtlich sozialen Einflussnahme von Personen auf andere Personen zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben im Kontext strukturierter Arbeitssituation - Personalisierte Führung = direkte Interaktionsprozesse zwischen gleichzeitig anwesenden Personen - Leistungsrückmeldung, Erarbeitung gemeinsamer Arbeitspläne - Bislang im Forschungsfokus - Entpersonalisierte Führung = kein sichtbares Eingreifen Vorgesetzter -\> geschaffene Strukturen leiten zu systemkonformen Handeln - Organisationale Vorschriften, Strukturen, Werkzeuge (Vorgaben durch Arbeitsaufgabe, Zusammenarbeit Arbeitsgruppen) - Führungskraft - Führungsperson = Agents of Change - Person, deren Handeln andere Personen mehr beeinflusst, als dass sie von anderen beeinflusst wird - Belohnungs-/Bestrafungsmacht - Führung/soziale Einwirkung im Unternehmenszielsinn auch durch Gleichgestellte/formal Untergebene - Führungsprozess = immer bidirektional (aus Sicht Führungskraft & Geführten) 2. Führungsansätze - Eigenschaftsorientierte Ansätze - Grundidee: Fähigkeit zur Führung = relativ stabile, zeit-/situationsunabhängige Persönlichkeitsdisposition (angeboren, erworben) - Great-Man-Theory: Identifikation besonders stark im Zusammenhang mit Führungserfolg stehender, individueller Persönlichkeitsmerkmale - Fünf-Faktoren-Modell & andere Zusammenhänge - Führungserfolg & Extraversion + emotionaler Stabilität - Korrelate: Intelligenz, Selbstvertrauen, emotionale Reife, internale Kontrollüberzeugung, hohe Stresstoleranz - Motive: hohes Leistungsmotiv, hohes sozialisiertes Machtmotiv, geringes Anschlussmotiv - Negative Einwirkungen auf Mitarbeitende: Dunkle Triade - Kombination von Persönlichkeitseigenschaften mit negativem Einfluss auf MA & Arbeitsleistung - Narzissmus (ausgeprägte Extraversion & Selbstüberhöhung), Machiavellismus (Unabhängigkeit von Moral/Gesetz), Psychopathie (keine Rücksicht auf anderer Gefühle) - Überdauernde Anziehungskraft eigenschaftsorientierter Ansätze a.G. kulturell verwurzeltem Individualismus - Leistungsgesellschaft: Abhängigkeit Erfolg von Persönlichkeit, Kenntnissen, Fertigkeiten - Personale Ausrichtung von Kontroll-/Belohnungssystemen - Starke Fokussierung von Charaktereigenschaften -\> fundamentaler Attributionsfehler - Zusammenhänge Persönlichkeitseigenschaften & Führungserfolg gering bis moderat - Verhaltensorientierte Ansätze - Grundidee: bestimmte Verhaltensweisen -\> Einfluss auf Führungserfolg -\> Ziel = Identifikation - Hinweis auf Lern-/Veränderbarkeit von Führung! - Führungsstile - Autoritärer Stil: alle Entscheidungen durch FK allein, Übersetzung Beschlüsse in klare Anweisungen + Kontrolle dieser - Demokratischer Stil: Vertrauen von FK an MA, Wert auf Einschätzung von MA, Bemühung um Fairness -\> erfolgreichster Stil - Laissez-faire Stil: fast vollständiger Entzug FK, Verzicht auf konkrete Lenkung, Anweisungen vage/unverbindlich - 2 übergeordnete Dimensionen: Personen- vs. Aufgabenorientierte Führung - Aufwendige empirische Studien (Ohio-Studien) mit faktorenanalytischer Auswertung - Messinstrument: Leader Behavior Description Questionnaire - Metaanalyse Personen- (consideration) vs. Aufgabenorientierte (initiating structur) Führung - Beide moderat starke Zusammenhänge mit Führungsoutcomes (PO =.48 bzw. AO =.29) - Personenorientierung stärker mit Zufriedenheit & Motivation - Kaum Unterschiede zwischen Dimensionen bei Leistung der FK & geführter Gruppe/Organisation - Beide Verhaltensdimensionen unabhängig voneinander & können kombiniert werden -\> beste langfristige Outcomes - Situationsorientierte Ansätze - Grundidee: Führungserfolg aus Passung individueller Verhaltensstile auf Situationsanforderungen folgend - Reifegradmodell (Hersey & Blanchard 1977) - MA bezüglich anzuwendenden Führungsverhaltens abholen - Reifegrad MA = situative Variable, aus Dimensionen Psychologische Reife (Motivation, Selbstvertrauen) & Fähigkeiten/Funktionsreife (Wissen, Ausbildung, Erfahrung) - Kleinster Reifegrad: MA mit geringen Fähigkeiten/Bereitschaft zur Aufgabenübernahme - Direkter Führungsstil: klare Vorgaben durch FK, Leistungskontrolle, Kompensation Optimierungsbedarfe des MA - Höchster Reifegrad: MA mit Fähigkeiten/Bereitschaft zur Aufgaben- & Verantwortungsübernahme - Selbstständige Aufgabenerledigung durch MA -- Inhalts- & Verantwortungsdelegation durch FK (zur Verfügung stehend für Rückfragen/Diskussionen) - Entscheidungstheorie (Vroom & Yetton 1973) - Normatives Entscheidungsmodell - Zur Auswahl wann partizipativer vs. Direktiver Führungsstil - Entscheidungsbaum zur Problem-/Situationsdiagnose - Handlungsempfehlungen werden gegeben - Praxis: Erweiterung Repertoire an Entscheidungsstrategien von FK & Sichtbarmachen individueller Entscheidungstendenzen -\> Verbesserung Entscheidungskompetenz durch Training möglich - Interaktionistische Ansätze - Grundidee: Einflussgrößen Persönlichkeit & Situation hintergründig -\> Fokus = Interaktion FK & MA (spezifische Beziehung Agierender) - Auswirkung Qualität & besondere Merkmale Beziehung auf Zusammenarbeits-Produktivität & MA-Zufriedenheit? - Transaktionale Führung - Wesentliche Führungsaufgaben: - Klare, operationale Zieldefinition - Setzen von Anreizen - Identifikation für MA wertvoller Belohnungen - Verdeutlichung Weg-Ziel-Verknüpfung - MA lernen für welche Verhaltensweisen Erwartung von Gegenleistung (im-/materiell) & Vermeidung von Bestrafung - Ziel: Steigerung Zufriedenheit & Leistung MA durch kontinuierliche Verstärkung von erwünschtem Verhalten - Keine Verdeutlichung von Leistungs-Belohnung-Zusammenhang, Empfindung Belohnungssystem als unfair/manipulativ -\> negative Auswirkungen auf Gruppenleistung - Transformationale Führung - Keine Beschränkung von Instrumentalisierung egoistischer Ziele Geführter -\> Herbeiführung "innerer Wandlung" - Anlehnung an Bedürfnispyramide (Maslow, 1970): Anstelle von Prämien/Lob = Wunsch nach Selbstverwirklichung, Identifikation mit visionärem FK-Gedanken als Handlungsmotiv - Basisstrategien - Idealisierter Einfluss/Charisma: Zeigen von Überzeugung, Betonung Vertrauen, Positionierung bei kritischen Themen, ethische Verantwortungsübernahme - Inspirative Motivation: Formulierung attraktiver Zukunftsvisionen, Betonung Bedeutung anstehender Aufgaben, Optimismus, Engagement, Enthusiasmus - Intellektuelle Stimulation: Unterstützung zur kritischen Haltung zum Status quo, Belohnung neuer, kreativer Lösungsansätze - Individualisierte Beachtung: Berücksichtigung individueller Bedürfnisse/Fähigkeiten - Forschungsbefunde - Positive Auswirkungen auf Zufriedenheit, Commitment, Vertrauen - Positive Zusammenhänge mit Wohlbefinden (inspirierende Motivation) & niedrige Krankheitsrate - Starke Identifikation mit Unternehmen -\> Fluktuation entgegenwirkend - Positive Auswirkungen auf Arbeitsleistung Geführter & indirekt auf Kundenzufriedenheit - Kritik - Nachteilige Auswirkung enger Beziehung auf kritischen Diskurs -\> Verehrung/Infantilisierung - Nähe zu Great-Man-Theorie (Charisma-Konzept) - Auch bei transformationaler Führung Beachtung transaktionaler Prinzipien wichtig - Messung - Vergleich interaktionistischer Ansätze - Implizite Ansätze: Führungsprototypen - Grundidee: Perspektivwechsel -\> Wirkung des Handelns von FK auf MA im Fokus, nicht Fk-Verhalten - Implicit Leadership Theories - Sichtweise MA auf FK - Führungsprototypen: implizite, subjektive Vorstellungen über Eigenschaften/Fähigkeiten idealer FK - Führungsprototypen variieren -- aber einige allgemein positive Attribute z.B. Integrität - Je stärker FK Prototyp entspricht, desto - Größere Offenheit Geführter für Führungseinfluss - Stärkere Unterstützung & positivere Bewertung Führungsleistung - Größeres organisationales Commitment, Arbeitszufriedenheit, Wohlbefinden Geführter - Implizite Führungstheorien = mögliche Erklärung für Schwierigkeiten von Frauen in Führungspositionen - Studien: Konzept Führung weniger mit Konzept Frau \< Konzept Mann assoziiert - Neue Führungsansätze - Grundidee: neue Überdenkung Führungskonzepte a.G. sich verändernder Arbeitsbedingungen - Wirtschaftsglobalisierung -\> Wettbewerb & Innovationsdruck - Individualisierung von Arbeit -\> Hierarchieabbau & Autonomie-/Selbstverwirklichungsbedürfnis - Digitalisierung -\> Flexibilisierung & Dezentralisierung von Arbeit - Fokus: Arbeit in Projektteams & virtuelle Teams - Geteilte Führung - Shared Leadership - Dynamischer, interaktiver Einflussprozess innerhalb Arbeitsgruppen mit Ziel gegenseitiger Führung zur Erreichung Gruppenziele - Verteilung Führung über Team - Übernahme Führungsaufgaben zur Motivierung, Orientierung, Unterstützung von mehreren/allen - Wer führt wann? - Personen mit aktuell benötigten Ressourcen, Wissen, Kapazitäten - Beteiligung aller Teammitglieder - Befriedigung von Bedürfnissen nach Partizipation, Autonomie, flachen Hierarchien - Geteilte & klassische Führung parallel möglich (keine sich ausschließenden Gegensätze) - Geteilte Führung = zusätzliche Teamstärke mit positiver Auswirkung auf Teamleistung - Verstärkung Einfluss geteilter Führung durch vertikale Führung - Höhere Bereitschaft zur Übernahme von Führungsaufgaben bei Verkörperung Teamidentität durch FK - Forschungsergebnisse - Erhöhung wahrgenommener Teameffektivität durch Shared Leadership - Positiver Effekt auf Team-Innovationsfähigkeit durch geteilte Führung - Einfluss geteilter Führung auf Teamleistung über Wirkung vertikaler Führung hinausgehend - Positive Auswirkungen auf Teamwirksamkeit & Transactive memory - Weniger Konflikte, mehr Vertrauen & Zusammenhalt - Besondere Relevanz für virtuelle Teams - Geteilte Führung im Kontext von agilem Management - Agiles Management basierend auf Prinzipien, die auch Shared Leadership fördern: - Selbstorganisation & Eigenverantwortung - Agile Teams: Erwartung zu selbstständiger Organisation & Aufgabenkoordination - SL: Unterstützung dessen durch Möglichkeit zur Übernahme von Führungsverantwortung bei entsprechender Expertise - Kollaborative Entscheidungsfindung - AM: Förderung Zusammenarbeit & demokratische Entscheidungsfindung - SL: Verantwortungsverteilung für Entscheidungen & bessere Effizienz/Inklusion des Prozesses - Flexibilität & Anpassungsfähigkeit - Dynamische Umgebung -\> Übernahme Führungsrollen situationsabhängig durch verschiedene Personen notwendig - SL: Ermöglichung Flexibilität -\> Schlüsselmerkmal agiler Teams - Fokus auf Teamarbeit - AM: Wer auf Teamstärke \> individuelle Leistung - SL: Stärkung Teamzusammenhalt durch Verantwortungsübernahme aller Mitglieder & gegenseitige Unterstützung 3. Führungsinstrumente - Grundidee: Einsatz von Führungsinstrumenten, da Kenntnis verschiedener Führungsansätze & Diagnose eigenen Führungsverhaltens nicht ausreichend für wirksame Führung - Verschiedene Führungsinstrumente: MA-Gespräche, Zielvereinbarungen, Coaching MA, Kennzahlen-Systeme, Teamentwicklung, \... - Mitarbeitendengespräch - Institutionalisierte Gespräche mit formalem Anlass, spezifischer Zielsetzung, festem Zeitrahmen (terminiert & vorbereitet) - Knüpfung zentraler Entscheidungen an MA-Gespräch (z.B. leistungsorientierte Vergütung) - Einheitliches & systematisches Vorgehen innerhalb Organisation sinnvoll - Aktive Beteiligung MA's - Themen - Leistungsbeurteilung - Identifikation Stärken & Schwächen MA - Überprüfung von Leistungszielen - Entwicklungsplanung: zukunftsgerichtet - Identifizierung möglicher Karrierewege/-ziele - Festlegung Entwicklungsbedarfe - Häufige Vernachlässigung 4. Zusammenfassung - Führung: zur gezielten Beeinflussung, Motivation, in Lage versetzen, kollektive Ziele zu erreichen, anderer Menschen - Unterscheidung Personenorientierung vs. Aufgabenorientierung - Einflussfaktoren ansetzend an: Eigenschaften, Verhalten, Situation, Interaktion, Interpretation - Transformationale Führung: gut untersucht & hohe Wirksamkeit - Geteilte Führung als gute Antwort auf aktuelle Anforderungen - Unterstützung wirksamer Führung durch Führungsinstrumente VL 10: Organisation, Klima, Kultur ================================== Lernziele: - Organisation Definition & zentrale Begrifflichkeiten - 4 Strukturierungsprinzipien einer Organisation - Definition Organisationsklima & Instrument zur Messung - Auswirkung Organisationsklima auf Leistung, Wohlbefinden, Rückzugsverhalten - Zusammensetzung Organisationskultur - Symptome & Funktionen von Organisationskultur - Messmethoden + Grenzen - Veränderung Organisationskultur 1. Organisation = über gewissen Zeitraum fest bestehendes, arbeitsteiliges System, in dem Beschäftigte/Maschinen zur Erfüllung Unternehmensaufgabe (Dienstleistungen, Produktion Sachgüter) & zur Erreichung Unternehmensziele verbunden sind - Festgelegte Regelungen mit Vorgabe & Koordination unterschiedlicher Aufgabenbereiche & Gewährleistung Aufgabenerfüllung - Ausrichtung Ressourcen auf gemeinsames Ziel - Organisationsstrategie = (mittel-/langfristig) geplante Verhaltensweisen (Kombination aus Maßnahmen) der Organisation zur Erreichung ihrer Ziele - Stakeholder = Menschen, die Beitrag zur Organisation leisten, Interesse/Anspruch an Organisation haben - Beeinflussung was Organisation erbringt & wie gut sie dies tut - Interne vs. Externe Stakeholder - Handlungen meist politischer Charakter: Einfluss auf Prozesse, Entscheidungen, Strukturen, Steuerungsmechanismen 2. Organisationsstruktur - Zusammenfassung Gesamtheit dauerhafter & genereller Regelungen - Ziel = maximale Effizienz - Kennzeichnung jeder Organisation durch Struktur, die bei Zielerreichung hilfreich ist - Strukturierungsprinzipien - Konfiguration - Steile vs. Flache Organisation - Organigramm: Abbildung unterschiedlicher Aufgabenbereiche zur Gewährleistung Aufgabenerfüllung - Aufgabenverteilung - Zuordnung von Teilaufgaben zu Aufgabenkomplex: Entwicklung Stellen & Abteilungen - Zentralisierung vs. Dezentralisierung (z.B. Prüfungsamt zentral/dezentral) - Spezialisierung vs. Generalisierung - Arbeitsteilung -\> Koordinationsbedarf - Koordination - Wichtigste Koordinationsmechanismen/-instrumente: - Persönliche Weisungen (vertikal) - Selbstabstimmung (horizontal) - Programme/Software (Projektmanagementsoftware) - Pläne (Handbücher, Regelwerke, Prozessbeschreibungen, \...) - Formalisierung - Teilaspekte der Formalisierung nach Pugh et al. 1963 - Schriftliche Fixierung organisatorischer Regeln (Organigramme, Stellenbeschreibungen) - Formalisierung Informationsfluss (aktenmäßige Erfassung Dienstanweisungen & Protokolle) - Formalisierte Erfassung Leistungsdokumentationen (Arbeitszeiterfassung, Personalbeurteilung,..) - Formalisierung von Organisationsstrukturen -\> wichtige Anforderung bei Zertifizierung von Unternehmen =\> Qualitätskriterium - Aufbauorganisation - Ergebnis von Gestaltung der Organisationsstruktur: basierend auf Strukturierungsprinzipien - Ordnung Aufgaben-, Kompetenz-, Verantwortungsinhalte im Unternehmen & Bildung hierarchischen Gerüsts - Darstellung Grundformen der Aufbauorganisation nach Prinzip der Konfiguration in Organigrammen - Ablauforganisation - Optimale Abstimmung von nacheinander/nebeneinander ablaufenden Arbeitsprozessen & Teilaufgaben - Festlegung räumlichen & zeitlichen Zusammenwirkens von Menschen & Betriebsmitteln zur Erfüllung Arbeitsaufgaben - Wer macht was wann mit wem & womit, um welches Ergebnis zu erzielen? - Verknüpfung Aufbau- & Ablauforganisation ![](media/image53.png) - Organisationsübergreifende Kooperation & Netzwerke - Quasi-Externalisierung: Annahme externe Aufträge durch interne Unternehmensberatungen/Fortbildungs-Akademien/Service-Bereiche -\> organisationsübergreifende Kooperationen - Quasi-Internalisierung: Intensivierung Zusammenarbeit einzelner Organisation & Anschluss an Netzwerk eines Unternehmens/Plattform - Holocracy -- moderne organisationale Strukturierung - Verteilung Befugnisse & Entscheidungsfindung auf sich selbstorganisierende Teams vs. Traditionelle Management-Hierarchie - Rollen statt Stellenbeschreibungen - Kreise, in denen sich MA unterschiedlicher Rollen treffen 3. Organisationsklima = relativ überdauernde Qualität innerer Umwelt der Organisation - Durch MA erlebt - Ihr Verhalten beeinflusst - Durch Werte bestimmter Menge von Merkmalen der Organisation beschrieben werden kann. - Berücksichtigung sämtlicher für MA relevante Merkmale der Organisation & deren geteilte Wahrnehmung durch MA - Kolleg:innen, Vorgesetzte, Aufbau-/Ablauforganisation, Info & Mitsprachemöglichkeit, Zusammenarbeit Abteilungen, Interessenvertretung, betriebliche Leistungen, \... - Betriebsklima = für ganzen Betrieb/Teileinheiten typische & von MA bewertete Stimmung/Atmosphäre - "soziales Klima" - Umgangssprachlich -\> AO = Organisationsklima - Messung des Organisationsklima (Rosenstiel & Bögel 1992) - Subskalen: "Betrieb als Ganzes", Kolleg:innen, Vorgesetzte, Organisation, Info,.. s.o. - Erhebung auf Ebene sozialen Aggregats = Ebene der Abteilung/Organisation - Interpretation: Prozentränge - Messung als Klimastärke - Je stärker Ausprägung -\> stärkere Effekte des Klimas auf organisationale Outcomes (Effektivität) - Messung Effekte des Organisationsklimas -\> Ausprägungsstärke ausschlaggebend - Klimadimensionen nach Ostroff 1993 - Affektive Facette: alle sozialen Beziehungen/Involvement MA ansprechende Dimensionen (Partizipationsfragen, Wärme, soziale Belohnungen, Kooperation) - Kognitive Facette: alle Selbst/eigene Entwicklung umfassenden Dimensionen (konstitutive Bestandteile: persönliches Wachstum, Innovation, Autonomie, intrinsische Belohnungen) - Instrumentelle Facette: alle Involvement in Aufgabe umfassenden, Arbeitsprozess betonenden Dimensionen (Hierarchie, Unternehmensstruktur, extrinsische Belohnungen, Leistungsdimensionen) - Wirkungen Organisationsklima: Metaanalyse Carr et al. 2003 - Affektive Klimadimensionen -\> starker Einfluss auf Arbeitszufriedenheit -\> positive Wirkungen auf Wohlbefinden + Leistung & Verhinderung Rückzugsverhalten 4. Organisationskultur = von Mitgliedern einer Organisation geteiltes System von Normen & Werten, durch das sich Organisationsmitglieder von Nicht-Organisationsmitgliedern unterscheiden - Minigesellschaft mit eigener Geschichte, spezieller Sprache, bestimmten Ritualen, eigenen Artefakten - Schein 1985, 2010 I. Fundamentale Annahmen (Grundlage für Werte) II. Werte & Normen (Ausdruck in Artefakten) - Ziele, Philosophie, Leitbilder III. Artefakte - Slogans, Logo, Kleiderordnung, Rituale, \... - Symptome der Organisationskultur (Neuberger 1989) ![](media/image56.png) - Subkulturen = eigene Identität entwickelnde & un-/bewusst abgrenzende Gruppen innerhalb Organisation - Bildung anhand vielfältiger Faktoren: Funktionszugehörigkeit, Standort, \... - Firmenzentrale/vorstandsnahe Bereiche vs. Dezentrale Bereiche meist andere Subkultur - Messung: schwierig!! - Fokus auf welcher Ebene der Kultur? - Welche Analyseeinheit? (Subkulturen vs. Ganze Organisation) - Welche inhaltliche Dimension? (MA-Erfahrungen, Sozialisationsstatiken, Führungsverhalten, \...) - Bsp. Kommunikationskultur (Müller 1999) - Erfassung durch Sprüche, die Umgang Organisationsmitglieder in witziger Weise ausdrücken - 10 typische Sprüche, Bewertung durch MA (Skala 1-4) - Competing-Values-Ansatz (Quinn & Rohrbaugh 1983) - Kreismodell konkurrierender Werte - Clan-Kultur = Unterstützungsorientierung: Fokus Partizipation, Kooperation, gegenseitiges Vertrauen, Gruppenzusammenhalt, Kommunikation & Entscheidungsfindung mündlich & informell, Sprechen über Arbeit & eigene Gefühle - Adhocracy = Innovationsorientierung: Fokus Kreativität, Offenheit für Veränderungen, Ausprobieren, Infosuche, Kommunikation informell & nicht-hierarchisch (kaum Kontrolle von oben mgl.), Erwartung hohen Arbeitsengagements & strikte Verfolgung organisationaler Ziele - Hierarchie = Regelungsorientierung: Fokus Respekt vor Autoritäten, feste Prozeduren, Arbeitsteilung, Routineabläufe, Hervorhebung Hierarchie, Kommunikation schriftlich von oben nach unten - Marktkultur = Zielorientierung: Fokus Rationalität, wichtige Steuerungsmechanismen Führung durch Zielvereinbarung & erfolgsabhängige Belohnung - Funktionen von Unternehmenskultur - Abgrenzung gegenüber anderen - Identitätsstiftend - Förderung Bindung an Organisation - Unterstützung Systemstabilität - Orientierung gebend als Verhaltensmaßstab - Unterstützung Sozialisation neuer Mitglieder - Starke Unternehmenskultur oft effiziente Kommunikation, geringerer Kontrollaufwand, hohe Motivation MA, Selbstselektionsprozesse passender Bewerber:innen - Wirkung Organisationskultur - Metaanalyse: Analyse Auswirkungen kultureller Orientierungen (außer Hierarchie) - Effektivitätsmaße: Einstellung MA (Arbeitszufriedenheit, Commitment), operationale Effektivitätsindikatoren (subjektive Einschätzung Innovativität & Dienstleistungsqualität), finanzielle Effektivität - Clan-Kulturen: stärkste Zusammenhänge AZ & Commitment - Marktkulturen: stärkste Zusammenhänge subj. Innovation, Produkt-/Dienstleistungsqualität, finanzielle Effektivität - Veränderung: langwierig!! - Reflektion zu transportierender Werte - möglichst partizipativ - Kommunikation durch Führungsspitze & Schlüsselpersonen - Prägung neuer Werte durch Installation neuer Symbole/Riten - Partizipation MA -- Auseinandersetzung & Konkretisierung Werte auf Teamebene - Aufbau Nachwuchsführungskräfte mit Neigung zu angestrebter Kultur 5. Zusammenfassung - Organisation = über gewissen Zeitraum fest bestehendes, arbeitsteiliges System, in dem Beschäftigte/Maschinen gemeinsame Unternehmensaufgaben/-ziele verfolgen - Strukturierungsprinzipien: Aufgabenverteilung, Koordination, Konfiguration, Formalisierung - Ablauforganisation: auf Abstimmung Arbeitsprozesse beziehend - Aufweisen von Multi-Team-Strukturen bei neuen Organisationsformen z.B. Holocracy - Organisationsklima: Berücksichtigung sämtlicher für MA relevante Organisationsmerkmale & geteilte Wahrnehmung darüber - Organisationskultur: von Organisationsmitgliedern geteiltes Wertesystem auf fundamentalen Annahmen basierend, in Artefakten sichtbar - Förderung von Organisationsklima & -kultur lohnenswert a.G. von Effekten auf Effektivitätsmaßnahmen - Kulturveränderung = langwieriger Prozess!! VL 11: Organisationsdiagnose & -entwicklung =========================================== Lernziele - Begrifflichkeiten & Definitionen Organisationsdiagnose & -entwicklung - Ansatzpunkte, Analyseebenen & Analysethemen - Instrumente für Organisationsdiagnose & Datenquellen - Typischer Verlauf von OE-Prozess - Wirkung OE - Evaluation von OE-Prozessen 1. Organisationsdiagnose = psychologische OD dient regelhaftes Erleben & Verhalten von Organisationsmitgliedern zu beschreiben, erklären, prognostizieren mit Ziel der Aufdeckung organisationaler Handlungsfelder & Vorbereitung von Organisationsentwicklungsmaßnahmen - OD Interesse für Strukturen & Prozesse in Organisationen - Wirkung auf Organisationsmitglieder & andersrum - Unterschiede zwischen Organisationen/Organisationseinheiten - Ziele - Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn - Vorbereitung von Veränderung - Unterstützung betrieblicher Entscheidungen (Personalstrategie, Ressourcenverteilung, \...) - Erkenntnis Veränderungsbedarfe & Problemfelder - Maßnahmenableitung - Begründung von Veränderung -\> Legitimierungsfunktion - Evaluation von Veränderung - Erst verstehen -- dann verändern! - Infosammlung über Organisation & Mitglieder (z.B. Befragung) - Diagnose legitimiert Zielrichtung, Methoden, Interventionsausmaß - Evaluation = Möglichkeiten, Veränderungen über Zeit zu messen - Keine Diagnose ohne Maßnahme! - Organisationsdiagnose als Intervention (Hawthorne-Studien) - Diagnose = Form der Intervention, da Reflexion über Organisation in Gang gesetzt & Beförderung bestimmter Erwartungen/ihrer Änderung 2. Organisationsentwicklung = Maßnahmen & Interventionen, mit denen Effektivität & Effizienz einer Organisation mit Blick auf unterschiedliche Ziele & Kriterien optimiert - Ziele - Befähigung von Organisationen zur Reaktion auf externen Wandel (Digitalisierung, Demografie, neue Technologien, \...) - Hilfe zur Veränderung von innen her -- bspw. Bei Unzufriedenheit MA oder Neugestaltung von Prozessen 3. Ansatzpunkte für OE (vgl. Struktur- & Prozessdiagnostik in OD) A. Strukturaler Ansatz: technologische & organisatorische Struktur - Versuch Veränderung Organisationsstruktur - Änderung in Aufbauorganisation (Aufgabenverteilung, Koordination, Konfiguration, Formalisierung) - Kontingenzansatz vergleichender Organisationsforschung (Kieser & Kubicek 1992) - Unterschiede zwischen Organisationsstrukturen rückführbar auf Unterschiede in Situationen - Situationen (Umwelt, Technologie, Organisationsgröße) in Zusammenhang gesetzt mit - Strukturmerkmalen (Konfiguration, Aufgabenverteilung, Koordination, Formalisierung) - Typische Interventionstechniken - Arbeitsstrukturierung - Systematische Gruppenarbeit - Humanisierung von Arbeitsbedingungen B. Prozessualer Ansatz: Abläufe & soziale Beziehungen - Versuch Veränderung Prozesse innerhalb Organisation (auch Methoden der Teamentwicklung) - Änderung in Ablauforganisation - Typische Interventionstechniken - Survey Feedback - Teamtraining - Prozessberatung C. Personaler Ansatz: Individuum - Verbesserung sozialer Kompetenz (Laboratoriums-Methode) zur Veränderung von Prozessen & Organisationen - Typische Interventionstechniken - Selbsterfahrungsgruppe - Skill-Training - Coaching - Analyseebenen - Makroebene = überbetriebliche Gegebenheiten - Mesoebene = Organisation als Ganzes - Microebene = Arbeitsplatz/Abteilung - Niemals Diagnose von Organisation als Ganzes -\> Diagnose erfordert Schwerpunktsetzung - Thematische Schwerpunktsetzung: Betriebsklima, Organisationskultur, Lernkultur, Anforderungen & Ressourcen, Belastungen & Stressoren, Interaktion, Führung, Kommunikation, Teamdiagnose, Arbeitsorganisation, Gesundheit, \... 4. Datenquellen in Organisationsdiagnostik - Befragung MA: Fragebögen, Interviews, Workshops - Beobachtung am Arbeitsplatz, Sitzungen, \... - Analyse von Interaktionen - Befragung Schlüsselpersonen, Expert:innen - Organisations- & betriebswirtschaftliche Statistiken - Analyse von Dokumenten 5. Standardisierte Instrumente zur Diagnose der Arbeit (Beispiele) - ISTA = Instrument zur Stressbezogenen Arbeitsanalyse - JDS = Job Diagnostic Survey - SAA = Verfahren zu subjektiven Arbeitsanalyse - SALSA = Salutogenetische Subjektive Arbeitsanalyse - TBS = Tätigkeitsbewertungssystem 6. Typisches Vorgehen - Ide

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