Anhaltende wahnhafte Störung PDF

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Summary

This document provides an overview of persistent delusional disorder, including its synonyms, definition, frequency, causes, symptoms, and special forms such as induced delusional disorder. The document also discusses the diagnostic criteria and differential diagnoses.

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# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Anhaltende wahnhafte Störung ### Synonyms Paranoia, paranoide Psychosen, paranoides Zustandsbild ### Definition - Bei einer anhaltenden wahnhaften Störung entwickeln sich eine einzelne Wahnidee oder mehrere aufeinander bezogene Wahninhalte, die lange...

# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Anhaltende wahnhafte Störung ### Synonyms Paranoia, paranoide Psychosen, paranoides Zustandsbild ### Definition - Bei einer anhaltenden wahnhaften Störung entwickeln sich eine einzelne Wahnidee oder mehrere aufeinander bezogene Wahninhalte, die lange bzw. sogar lebenslang andauern. - Meistens sind die Betroffenen sonst psychisch (weitgehend) unauffällig. ### Häufigkeit und Ursachen - Die Störung ist eher selten, < 0,5% der Bevölkerung sind betroffen. - Die Symptomatik beginnt meist im mittleren bis höheren Lebensalter, manchmal aber auch – v.a. bei wahnhafter Dysmorphophobie – bereits im frühen Erwachsenenalter. - Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. - Es besteht kein direkter Zusammenhang mit der Schizophrenie. - Die Bedeutung von genetischen Faktoren, Persönlichkeitsmerkmalen und Lebensumständen für die Entstehung ist unsicher und wahrscheinlich individuell unterschiedlich. - Der Inhalt des Wahns oder der Zeitpunkt seines Auftretens lassen sich häufig mit der Lebenssituation des Betroffenen in Beziehung setzen (z.B. Bedrohung, Trennung, gesundheitliche Einschränkungen wie Schwerhörigkeit, Kontaktmangel, Minderheitenproblematik). - Auch Persönlichkeitsspezifische Faktoren (z.B. misstrauische Wesensart) können eine Rolle spielen. ### Symptomatik - Das einzige oder das auffälligste klinische Charakteristikum ist ein sich meistens allmählich entwickelnder, isolierter Wahn, der nicht als organisch, schizophren oder affektiv klassifiziert werden kann. - In den meisten Fällen besteht keine Krankheitseinsicht. - Der Wahn zählt zu den inhaltlichen Denkstörungen und ist charakterisiert durch falsche und unkorrigierbare Überzeugungen, Gedanken und Vorstellungen, die mit der Realität unvereinbar sind. - Die Betroffenen sind von der Richtigkeit ihrer Gedanken überzeugt (Wahngewissheit), die Beurteilung der Realität ist gestört. - Das Vorstadium einer Wahnentwicklung wird auch als Trema bezeichnet. - Die hierbei bestehende Wahnspannung hat als Inhalt ein Gefühl des Verändert- oder Unheimlichseins, meist zusätzlich erfüllt von Angst. - Die weiteren Entwicklungsstufen nach dieser Einteilung sind: - Apophänie (Wahrnehmung von scheinbaren Mustern und Beziehungen in bedeutungslosen Einzelheiten), - Anastrophe (Überzeugung, dass sich alles um einen selbst dreht), - Apokalyptik (Zustände von schwerer Angst und Halluzinationen) und schließlich - eine Konsolidierungsphase, in der das Erleben von dem Betroffenen zu einem systematisierten Wahn „geordnet" wird (oder die Psychose verschwindet). - Die Wahninhalte sind dabei sehr variabel, beim einzelnen Patienten jedoch meistens stabil. - Häufig besteht nur eine einzige Wahnidee mit darauf aufgepfropfter Wahndynamik. Typische Beispiele sind: - **Verfolgungswahn:** wahnhafte Überzeugung, verfolgt und überwacht zu werden (z.B. von Geheimdiensten, Außerirdischen) - **Beziehungswahn:** wahnhafte Überzeugung, von Personen oder Institutionen beeinträchtigt, beobachtet, bedroht oder schlecht behandelt zu werden - **hypochondrischer Wahn:** wahnhafte Überzeugung, an einer schweren Erkrankung zu leiden - **Größenwahn (Megalomanie):** wahnhafte Selbstüberschätzung - **Querulantenwahn (Paranoia querulans):** kämpferische Haltung gegen (tatsächliche oder vermeintliche) Zurücksetzung, Benachteiligung oder Ungerechtigkeit mit expansiver Ausweitung, Uneinsichtigkeit und Unterstellungen - **Eifersuchtswahn (Othello-Syndrom):** wahnhafte Überzeugung von der Untreue des Partners - **Liebeswahn (Erotomanie):** wahnhafte Überzeugung, von einer anderen Person geliebt zu werden - **wahnhafte Dysmorphophobie:** wahnhafte Überzeugung, dass der eigene Körper entstellt sei - **Eigengeruchsparanoia:** wahnhafte Überzeugung, dass andere denken, er oder sie rieche schlecht - **Schwangerschaftswahn:** wahnhafte Überzeugung, schwanger zu sein; evtl. begleitet von Schwangerschaftssymptomen (z.B. morgendliche Übelkeit) - Weitere psychopathologische Symptome finden sich meistens nicht, depressive Symptome können aber zeitweilig auftreten, in einigen Fällen entwickeln sich Geruchs- oder taktile Halluzinationen. - Abgesehen von Handlungen und Einstellungen, die sich direkt auf den Wahn oder das Wahnsystem beziehen, sind Affekt, Sprache und Verhalten normal. ## Sonderform: Induzierte wahnhafte Störung ### Synonyms Folie à deux, symbiontischer Wahn, psychotische Infektion, gemeinsame psychotische Störung, Geistesstörung zu zweit ### Definition Das Wahnerleben eines psychotischen Patienten löst bei einer geistig gesunden, emotional nahestehenden Person (meistens dem Lebenspartner) ebenfalls Wahnsymptome aus. Die Wahnideen ähneln denen des primär Betroffenen. Meistens ist der Partner eher passiv und unterwürfig, der primär Erkrankte hingegen eine eher dominante Persönlichkeit. Häufig verschwindet der Wahn nach einer Trennung bei dem eigentlich gesunden Partner wieder. ## Diagnosestellung Um die Diagnose stellen zu können, müssen nach ICD-10 folgende Kriterien erfüllt sein: - eindeutig auf die Person bezogene Wahnvorstellungen als einziges bzw. auffälliges Charakteristikum - über einen Zeitraum von ≥ 3 Monaten - Weiterbestehen des Wahns auch dann, wenn evtl. begleitende affektive Symptome (z.B. Depressivität) nicht mehr vorhanden sind - Ausschluss einer hirnorganischen Erkrankung und einer Schizophrenie ### Entscheidungsbaum und Differenzialdiagnostik psychotischer Störungen (aus: Payk T, Brüne M, Hrsg. Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. 8. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021). #### Differenzialdiagnosen - **paranoide Persönlichkeitsstörung:** u.U. schwierige Abgrenzung, im Vordergrund steht allerdings nicht ein isolierter Wahn, sondern die übertrieben empfindliche, misstrauische und leicht kränkbare Wesensart der Betroffenen. Die Symptomatik beginnt typischerweise im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. - **paranoide Reaktion:** meistens akuter Beginn der Symptomatik (innerhalb von ≤ 2 Wochen), Anhalten der Wahnsymptomatik ≤ 3 Monate - **paranoide Schizophrenie:** zusätzlich zur Wahnsymptomatik Ich-Störungen und/oder formale Denkstörungen - **hirnorganische oder substanzinduzierte Störungen:** Bei Erstmanifestation einer Wahnsymptomatik bei älteren Menschen ist an eine beginnende degenerative oder vaskuläre Demenz zu denken. Auch der Missbrauch von Alkohol (z.B. Eifersuchtswahn!), Amphetaminen und Kokain kann eine Wahnsymptomatik auslösen. - **hypochondrische Störung, nicht-wahnhafte Dysmorphophobie:** Die Überzeugung, an einer schweren Krankheit zu leiden bzw. körperlich entstellt zu sein, ist geringer ausgeprägt, d.h. sie erreicht nicht das Ausmaß eines Wahns. - **Dermatozoenwahn (chronische taktile Halluzinose):** Fixierung der wahnhaften Überzeugung auf die Vorstellung, die Haut sei von „Parasiten“ befallen; meistens ältere Patienten mit Gefäßerkrankungen - **Wahnsymptome im Rahmen einer Manie oder Depression:** Die affektive Symptomatik steht im Vordergrund der Symptomatik, der Wahn verschwindet nach Abklingen der affektiven Symptome. ## Therapie und Prognose Generell sind die Behandlungsmöglichkeiten recht eingeschränkt, da bei den Betroffenen meist keine Krankheitseinsicht besteht und darüber hinaus chronische Wahnsymptome auf Antipsychotika wenig ansprechen. Ein medikamentöser Versuch sollte dennoch gemacht werden. Dabei ist es wesentlich, die misstrauische Haltung der Betroffenen zu überwinden, Vertrauen zu schaffen und Hilfe im Sinne von stützenden Gesprächen und Psychoedukation anzubieten. Bei induziertem Wahn ist eine Trennung der Betroffenen erforderlich. ## Prognose Der Verlauf ist häufig fluktuierend und neigt zur Chronifizierung. Je nach sozialen Faktoren (z.B. emotional unterstützendes vs. kompetitives berufliches Umfeld) kann die Wahnthematik sich entschärfen oder auch verstärkt hervortreten. Ein eher akuter Beginn der Symptomatik ist mit einer besseren Prognose verbunden. Suizidversuche oder fremdgefährdende Reaktionen können vorkommen und erfordern entsprechende Interventionen. © 2009-2024 Georg Thieme Verlag KG

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