VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation PDF

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leistungsmotivation psychologie leistungstheorien theorien

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This document provides an overview of expectancy-value theories of achievement motivation, covering concepts like expectancy, value, and the interaction between them. It discusses different perspectives on achievement motivation and associated concepts, including behaviorist, decision theory, and social learning approaches. The document also mentions John W. Atkinson and his work in this field.

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VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation Was versteht man unter Erwartung-mal-Wert Ansätzen/Konzepten? zentrale Frage: wie wägen wir verschiedene Handlungsentscheidungen ab? Wahrsche...

VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation Was versteht man unter Erwartung-mal-Wert Ansätzen/Konzepten? zentrale Frage: wie wägen wir verschiedene Handlungsentscheidungen ab? Wahrscheinlichkeit von Ereignissen Wert (Gewinn vs. Verlust) man nimmt an, dass diejenige Handlungsalternative gewählt wird, für die das Produkt aus Erwartung und Wert am größten ist Häufige Annahme: Erwartung und Wert sind multiplikativ verknüpft Erwartung: subjektive Einschätzung der Wahrscheinlichkeit kommen in den unterschiedlichsten Theorien vor Behavioristische Ansätze (z.B. Tolman, 1952) Entscheidungstheorien (z.B. Edwards, 1954) Motivationstheorien (Brehm, 1962; Vroom, 1964) Theorien des sozialen Lernens (z.B. Rotter, 1954) John William Atkinson (1923-2003) in New Jersey (USA) geboren 1944: Pilot in den amerikanischen Streitkräften 1950: Promotion an der University of Michigan, wo er bis zum Ende seiner Karriere lehrte Messung des Leistungsmotivs (gemeinsam mit David McClelland) Theorie der Leistungsmotivation allgemeine Verhaltenstheorie (gemeinsam mit David Birch) VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 1 Was versteht man unter dem Leistungsmotiv? Wer prägte diesen Begriff? Wie wird es gemessen? Leistung nach Murray als individuelles Bedürfnis, in Form einer Bewältigung von Aufgaben, die als herausfordernd erlebt werden Messung des Leistungsmotivs: Motive als überdauernde Merkmale von Personen zeigen sich darin, welche Situationen eher aufgesucht oder vermieden werden oder wie Menschen mit Erfolg oder Misserfolg umgehen keine subjektiven Befragungen (direkte Messung), sondern Schaffung entsprechender Situationen, in der die Personen ihre Neigungen zum Ausdruck bringen können (indirekte Messung) Verwendung projektiver Verfahren (Menschen neigen dazu ihre eigenen Absichten und Gefühle auch anderen Personen zu unterstellen) → Murray wollte Personen in Situationen bringe, in der sie entsprechende Neigungen oder Dispositionen auch tatsächlich zeigen, und zwar anhand von phantasieartigen Vorstellungen (Projektionen) → greift auf Freuds Prinzip zurück: Menschen neigen dazu ihre eigenen Absichten und Gefühle auch anderen Personen zu unterstellen ⇒ z.B. TAT (Thematischer Apperzeptionstest) TAT - Thematischer Apperzeptionstest Durchführung: Probanden werden Bilder vorgegeben, zu denen sie eine Geschichte erfinden sollen Zusätzlich sollten Leitfragen beantwortet werden Was passiert gerade? Wer sind die Personen? Was führte zu dieser Situation? Woran denken die Personen? Was wird geschehen? Wie wird gehandelt? VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 2 durch mehrdeutige Situation wird Phantasie angeregt und vor allem wird die Befangenheit reduziert wurde zum häufigsten eingesetzten Verfahren zur Messung des Leistungsmotivs Leistungsmotiv lässt sich situativ leicht anregen Erfolg und Misserfolg kann schnell zurückgemeldet und manipuliert werden Probleme sehr aufwendige und schwierige Auswertung Geringe Retest-Reliabilität; nach der klassischen Testtheorie kein zuverlässiges Messverfahren Weiterentwicklung des TATs: McClelland, Atkinson, Clark, & Lowell (1953) Entwicklung eines standardisierten Inhaltsschlüssel Wird Leistungsmaßstab benannt (z.B. Note)? Wird eine herausragende Leistung benannt (z.B. Erfindung)? Werden leistungsthematische Fernziele benannt (z.B. Berufskarriere)? Ausprägung des Leistungsmotivs mittels Punktwerte bestimmt → führte zur Erhöhung der Objektivität der Auswertung Verbesserung testtheoretischer Probleme: homogenere Items und bessere Split-half Reliabilität & Retest Reliabilität Leistungsmotiv-Gitter bzw. Multi-Motiv Gitter → Schmalt, 1976, 1999 ⇒ heute das im deutschen Sprachraum am weitesten verbreitete Messverfahren zur Erfassung des Leistungsmotivs VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 3 es werden Aussagen aus dem Auswertungsschlüssel des TAT vorgegeben und die skalierten Antworten erlauben direkte Berechnungen der Leistungsmotiv-Kennwerte → auch als online Version Was sind die zentralen Annahmen von Atkinsons Risikowahlmodell der Leistungsmotivation? → Berücksichtigung von Personen- und Situationsvariablen Personenmerkmale interindividuelle Unterschiede in der Leistungsmotivation individuelle Unterschiede in emotionalen Reaktionen auf Erfolg und Misserfolg VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 4 Situationsmerkmale (Wahl zwischen Handlungsalternativen) subjektiver Wert eines Ziels subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit Leistungssituation als Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (vgl. Lewin) Annäherungstendenz: möglicher Erfolg angenehm Vermeidungstendenz: möglicher Misserfolg abschreckend → Motivation als Produkt von Person und Situation Mathematische Formalisierung des Risikowahlmodells der Leistungsmotivation Aufgrund des Konfliktcharakters der Leistungsmotivation lassen sich die Grundelemente von Atkinsons Theorie in zwei Teile gliedern: 1. Die Tendenz Erfolg aufzusuchen (Te; auch “Hoffnung auf Erfolg” genannt) 2. Die Tendenz Misserfolg zu vermeiden (Tm; auch “Furcht vor Misserfolg” genannt ⇒ beide Kräfte zusammen ergeben die resultierende Tendenz (Tr): Tr = Te + Tm Tendenz, Erfolg anzustreben (Te) ist das Produkt aus… VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 5 …Erfolgsmotiv (Me): stabile Disposition der Person; Fähigkeit, Stolz nach Erfolg zu erleben oder zu antizipieren → Messung mittels TAT …subjektiver Erfolgswahrscheinlichkeit (We): Erwartung einer Person, dass eine Handlung zum Ziel führen wird; Situationsvariable, die eine Person aufgrund eigener Erfahrungen lernt; kann in Prozent angegeben werden über Aufgabenschwierigkeit manipuliert Problem: Die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit wird in empirischen Studien häufig durch die objektive Erfolgswahrscheinlichkeit operationalisiert …subjektivem Erfolgsanreiz (Ae) Ae = 1 - We Steigt mit sinkender Erfolgswahrscheinlichkeit → bei Erfolg in einer schwierigen Aufgabe wird größerer Stolz erlebt als bei leichter Aufgabe VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 6 Implikationen des theoretischen Modells für die Aufgabenauswahl: VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 7 → Streben nach Erfolg sollte für Aufgaben mittlerer Schwierigkeit höher sein als für leichte oder schwierige Aufgaben, da hier das Produkt aus We und Ae besonders hoch ist → Das Streben nach Erfolg ist für Personen mit hohem Erfolgsmotiv durchweg für alle Aufgabenschwierigkeiten höher als für Personen mit niedrigem Erfolgsmotiv → Das Streben nach Erfolg zeigt im Falle eines niedrigen Erfolgsmotivs nur geringe Unterschiede für Aufgaben verschiedener Schwierigkeit. Das Streben nach Erfolg variiert dagegen umso stärker, je höher das Erfolgsmotiv ist → Die Unterschiede für Te zwischen niedrig und hoch motivierten Personen sind bei mittleren Aufgabenschwierigkeiten am deutlichsten → Unterschiede im Leistungshandeln,, die zwischen wenig versus hoch Erfolgsmotivierten zu erwarten sind, zeigen sich bei Aufgaben mittlerer Schwierigkeit besonder deutlich Tendenz, Misserfolg zu vermeiden (Tm) ist das Produkt aus… …Misserfolgsmotiv (Mm): Fähigkeit zum Erleben bzw. zur Antizipation von Emotionen; die Fähigkeit auf Misserfolg mit Scham oder Betroffenheit zu reagieren → hohes Misserfolgsmotiv sollte dazu führen, dass Angst vor Leistungsbewertungen und eine Vermeidungstendenz für Leistungssituationen entsteht VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 8 → Messung mit Angstfragebogen (TAQ) oder TAT …Subjektiver Misserfolgswahrscheinlichkeit (Wm) → Wm = 1 - We …Subjektivem Misserfolgsanreiz (Am) Am = - We Inverse Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit → d.h. Schamgefühl bei Misserfolg ist umso größer, je leichter die Aufgabe ist Implikationen des theoretischen Modells für die Aufgabenauswahl: → Das Vermeiden von Misserfolg sollte für Aufgaben mittlerer Schwierigkeit ausgeprägter sein als für leichte oder schwere Aufgaben, da bei mittelschweren Aufgaben das (negative) Produkt aus Wm und Am besonders hoch ist → Das Vermeiden von Misserfolg ist für Personen mit hohem Misserfolgsmotiv durchweg für alle Aufgabenschwierigkeiten höher als für Personen mit VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 9 niedrigem Misserfolgsmotiv → Das Vermeiden von Misserfolg zeigt im Falle eines niedrigen Erfolgsmotivs nur geringe Unterschiede für Aufgaben verschiedenen Schwierigkeitsgrades und variiert umso stärker, je höher das Misserfolgsmotiv ist → die Unterschiede für Tm zwischen niedrig und hoch motivierten Personen sind bei mittleren Aufgabenschwierigkeiten am deutlichsten → Unterschiede im Leistungshandeln, die zwischen niedrig vs hoch Misserfolgsmotivierten zu erwarten sind, zeigen sich bei Aufgaben mittlerer Schwierigkeit besonders deutlich Resultierende Tendenz (Tr): Summe der Tendenz, Erfolg anzustreben und der (negativen) Tendenz, Misserfolg zu vermeiden Stärke der resultierenden Tendenz in Abhängigkeit von der subjektiven Erfolgswahrscheinlichkeit und relativen Stärke von Erfolgs- und Misserfolgsmotiv VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 10 Erweiterung um extrinsische Motive: Wie kann man erklären, dass sich auch misserfolgsängstliche Personen häufig in Leistungssituationen begeben? Extrinsische Faktoren: materielle Belohnungen, Vermeiden von Strafe, Streben nach Macht… Atkinson ergänzt daher sein Modell um eine additive Konstante (Tex), die alle extrinsischen Motive repräsentiert → Leistungsverhalten = Tr + Tex Unterschiede zwischen Erfolgs- und Misserfolgsmotivierten VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 11 Empirische Studien zur Überprüfung der theoretischen Annahmen des Risikowahlmodells 1. Aufgabenauswahl (Atkinson & Litwin, 1960) → Ringwurfaufgabe Aufgabenauswahl (mit Psychologiestudierenden) Entfernung frei wählbar (0 - 15 Fuß) Erfolgswahrscheinlichkeit hängt von der Entfernung ab UV: zwei Motivkonstellationen (mit TAT gemessen) Personen mit hohem Erfolgsmotiv und geringem Misserfolgsmotiv Personen mit geringem Erfolgsmotiv und hohem Misserfolgsmotiv AV: gewählte Distanz der Probanden VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 12 → erfolgsmotivierte Personen bevorzugen eindeutig Aufgaben mittlerer Schwierigkeit; dies gilt aber auch in geringerem Maße für misserfolgsmotivierte Personen 2. Anspruchsniveausetzung (Moulton, 1965) Aufgabe: Lösung von 3 Anagrammaufgaben (einfach, mittelschwer, schwierig) UV1: Lösungswahrscheinlichkeit (75%, 50%, 25%) UV2: Rückmeldung an Probanden (Erfolg / Misserfolg) UV3: Motivausprägung (E > M; M > E; M=E) AV: Wahl der Aufgabe nach Erfolg und Misserfolg VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 13 → erfolgsmotivierte Personen zeigen eine klare Tendenz zu typischen Anspruchsniveausetzungen; misserfolgsmotivierte Personen zeigen zwar eine gewisse Tendenz zu atypischen Anspruchsniveausetzungen, aber gleichwohl häufiger typische als untypische Anspruchsniveausetzungen 3. Ausdauer bei der Aufgabenbearbeitung (Feather, 1961) UV1: Lösungswahrscheinlichkeit (75%, 5% → Instruktion) UV2: Aufgaben (Erfolg: lösbar / Misserfolg: unlösbar) UV3: Motivausprägung (E > M; M > E) AV: Anzahl der Lösungsversuche VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 14 Vorhersagen des Risikowahlmodells: Erfolgsmotivierte haben eine größere Ausdauer bei unlösbaren Aufgaben mit leichter Aufgabenschwierigkeit, während Misserfolgsorientierte eine größere Ausdauer bei unlösbaren Aufgaben mit hoher Aufgabenschwierigkeit haben → Ergebnisse recht hypothesenkonform VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 15 4. Leistung (Karabenick & Yousseff, 1968) Lernen von Paarassoziationen Paare wurden (fälschlich) als leicht, mittel oder schwer zu lernen ausgegeben VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 16 Fazit zur Überprüfung des Risikowahlmodells: Aufgabenwahl und Anspruchsniveau Vorhersagen des Risikowahlmodells bezüglich Aufgabenwahl und Anspruchsniveausetzung konnten für Erfolgsmotivierte häufig bestätigt werden Für Misserfolgsmotivierte nur teilweise Bestätigung Zeigen oft nur relative Bevorzugung sehr leichter oder extrem schwerer Aufgaben Verhalten sich mitunter indifferenter gegenüber Manipulationen der Aufgabenschwierigkeit Je persönlich relevanter die Aufgabe, umso eher scheinen Misserfolgsmotivierte auf Extreme der Schwierigkeitsskala auszuweichen VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 17 Was sind Kausalattributionen? Welche Attributionen wirken sich auf Motivation aus? Kausalattribution: beschreibt den Vorgang der Zuschreibung von Ursachen des eigenen oder fremden Verhaltens als einen Aspekt der Attribution. Die Kausalattribuierung ist eine alltägliche, vom Menschen durchgeführte Handlung Attribution: beschreibt die Zuschreibung von Ursachen auf verschiedene Handlungen und Verhaltensweisen Auswirkungen von Erfolg und Misserfolg auf die Motivation hängen davon ab, auf welche Ursachen man eigene Leistung zurückführt Attribution eines Misserfolgs auf… …eigene Unfähigkeit: geringe Motivation, es erneut zu versuchen …Zufall: Motivation, es erneut zu versuchen, aber ohne sich besonders vorzubereiten …Ungenügende Vorbereitung: Motivation, sich beim nächsten Mal mehr anzustrengen Welche drei Dimensionen von Kausalattributionen gibt es? → Weiner (1971) Lokus der Kontrolle Internale Ursachen (z.B. Anstrengung) Externale Ursachen (z.B. Aufgabenschwierigkeit) Stabilität über die Zeit Stabile Ursachen (z.B. Begabung) Variable Ursachen (z.B. Anstrengung) Kontrollierbarkeit Kontrollierbare Ursachen (z.B. aufgewandte Vorbereitungszeit) Unkontrollierbare Ursachen (z.B. Krankheit am Prüfungstag) VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 18 Attributionsmuster von Erfolgs- und Misserfolgsmotivierten Erfolgsmotiviertes Attributionsmuster Erfolg: internale und stabile Faktoren (Fähigkeit) Misserfolg: zeitvariable Faktoren (mangelnde Anstrengung, Pech) Misserfolgsmotivierte Attributionsmuster Erfolg: zeitvariable und/oder externale Faktoren (Glück, leichte Aufgabe) VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 19 Misserfolg: internale und stabile Faktoren (Fähigkeit) Leistungsmotivation als Selbstbekräftigungssystem nach Heckhausen 1972 → Erfolgsmotivierte Handlungsdirektive (Ziele in Leistungssituationen) neue Kompetenzen erwerben Verbesserung von Fähigkeiten Begleitet von positiven Erwartungsemotionen (Erfolgszuversicht); d.h. affektive Handlungsziele werden antizipiert (z.B. Stolz bei Erfolg) Erfolgszuversicht führt zur Auswahl von Aufgaben, die gemessen an ihren früheren Aufgaben leicht über dem Niveau liegen, das eigentlich zu erwarten wäre daher erleben sie ähnlich häufig Erfolg und Misserfolg positive Affektbilanz, da Stolz gegenüber Scham überwiegt (warum?) → Stolz über einen Erfolg ist weit größer als Beschämung über einen Misserfolg → Misserfolg wird mit fehlender Anstrengung assoziiert, nicht mit fehlendem Können; aus der Erfahrung des Misserfolgs entspringt die Erwartung zukünftig Besseres leisten zu können VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 20 → Misserfolgsmotivierte Attributionsstil Misserfolg bei leichten Aufgaben: mangelnde Begabung Erfolg bei leichten Aufgaben: Aufgabenschwierigkeit Erfolg bei schweren Aufgaben: Glück Handlungsdirektive: Reduktion der Selbstwertbelastungen (Schutz des Selbstwertes) bestimmt Handeln in Leistungssituationen → Wahl extrem schwieriger oder extrem leichter Aufgaben, geringe Ausdauer oder Abbruch von Leistungshandlungen Misserfolg als Zeichen des Versagens, der durch Erfolg nicht kompensiert werden Leistungsbilanz kann ausgeglichen sein, aber bei Affektbilanz überwiegen selbstwertbelastende Gefühle VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 21 Problem: Verhalten steht dem Erwerb neuer Kompetenzen entgegen → Lerntheorien erklären warum Verhalten so lange stabil bleibt Angewandte Motivationsforschung → Kann man Misserfolgsmotivation in Erfolgsmotivation transformieren Entwicklung von Trainingsprogrammen, die an folgenden Teilkomponenten ansetzen VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 22 Aufgabenauswahl: Zielsetzung / Anspruchsniveausetzung Attribution: Ursachenerklärungen leistungsthematische Affekte und Selbstbewertung Generelle Ergebnisse Anstieg der Erfolgszuversicht bei Grundschülern Förderung kognitiver Fähigkeiten Steigerung der wirtschaftlichen Tätigkeit von Geschäftsleuten Motivationstraining bei Grundschülern (Krug & Heckhausen, 1982) Ziel: Teufelskreis von Zielsetzung, Ursachenerklärung und Selbstbewertung soll aufgebrochen werden Aufbau Üben mit spielerischen Aufgaben Trainer macht Übungen vor und verbalisiert… …realistische Zielsetzung …günstige Ursachenzuschreibung …günstige Selbstbewertung Schüler machen Übungen selbst, verbalisieren unterrichtsrelevante Aufgaben Elterntraining (Lund et al., 2001) → zusätzlich dazu VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 23 VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 24 Bedeutung von Bezugsnormen Leistungsmotivation als Bestreben, Gütestandards zu übertreffen (McClelland et al., 1953; Heckhausen 1963) → an welchen Standards wird das Verhalten ausgerichtet? Bezugsnormen Individuelle Bezugsnormen: zeitlicher Längsschnitt der eigenen individuellen Leistung; Leistungsergebnis wird auf vorausgehende Ereignisse bezogen Soziale Bezugsnorm: Beurteilung nach zeitlichem Querschnitt im Vergleich zu anderen Personen; Vergleichsmaßstab: Leistungsverteilung einer sozialen Bezugsgruppe, innerhalb derer der eigene Rangplatz bestimmt wird VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 25 Sachliche Bezugsnorm: Erreichung eines Lernziels oder Leistungsergebnis; absolute Kriterien, die in der Natur oder der Aufgabe liegen → als Selbst- oder Fremdbewertung möglich Bezugsnormen & Attributionsstile Leistungsverbesserungen, die an individuelle Bezugsnormen ausgerichtet sind, werden eher an die eigene Anstrengung, Ausdauer geknüpft; Anstrengung ist eine Einflussgröße, die die Person unter der eigenen Kontrolle hat Soziale Bezugsnormen lenken die Aufmerksamkeit auf relativen Leistungsrang in einer Bezugsgruppe und damit eher auf Fähigkeitsunterschiede Bezugsnormen und Erfolgserwartungen (Krampen, 1987) VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 26 → soziale Bezugsnormen besonders schädigend → individuelle Bezugsnormen weniger schädigend Bezugsnormen und Leistung (Krampen, 1987) Wie wirken sich unterschiedliche Bezugsnormorientierungen auf Bewertungen von Lehrern aus? Lehrer mit sozialer Bezugsnormorientierung Schulische Erfolge und Misserfolge werden überwiegend internen/stabilen Faktoren (Fähigkeiten) zugeschrieben Lob nur bei überdurchschnittlichen Leistungen unabhängig von der individuellen Situation Lehrer mit individueller Bezugsnormorientierung VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 27 Lob und Tadel ist unabhängig vom absoluten Leistungsniveau, sondern von der Anstrengungsbereitschaft Fortschritte werden kontinuierlich gelobt Schwierigkeitsgrad wird an Schüler angepasst → Positive Korrelationen zwischen individueller Bezugsnormorientierung der Lehrer und Ausprägung des Erfolgsmotivs der Schüler von r =.54 (Brauckmann, 1976) Fazit zum Einfluss von Bezugsnormen für die Anwendung → Lernmotivation kann vor allem durch individuelle Bezugsnormen gefördert werden dies gilt für die Selbst- und die Fremdbewertung Erfolgszuversicht und Anstrengungsbereitschaft werden gefördert Misserfolgsängstlichkeit wird vermindert, vor allem bei leistungsschwächeren bzw. weniger intelligenten Schülern und Schülerinnen VL 4: Erwartung-mal-Wert Theorien Leistungsmotivation 28

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