Ideologiekonzeptionen (Althrusser) PDF
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This document presents an overview of various concepts related to ideology, focusing on Althusser's theories. It explores the interrelation between ideology and social structures, along with key ideas surrounding the concept of 'subject' within this framework. The text also addresses the role of ideology in various societal contexts and its implications across different spheres of social life.
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**Gliederung** Ideologietheorie (VO 7 & 8) \- Ideologie ‚im allgemeinen' \- gelebtes Verhältnis zu Exist.bed. \- Ideologische Staatsapparate \- Wissenschaft vs. Ideologie\ \ Wissenschaftstheorie (insbes. Epistemologie) (VO 8) \- Wissenschaftliche Erkenntnis als Produktionsprozess \- Theor...
**Gliederung** Ideologietheorie (VO 7 & 8) \- Ideologie ‚im allgemeinen' \- gelebtes Verhältnis zu Exist.bed. \- Ideologische Staatsapparate \- Wissenschaft vs. Ideologie\ \ Wissenschaftstheorie (insbes. Epistemologie) (VO 8) \- Wissenschaftliche Erkenntnis als Produktionsprozess \- Theoretische Arbeit \- Konstruktion eines Objekts des Erkennen \- Bruch mit theoretischen Ideologien Sozialontologie und Gesellschaftstheorie Althussers (VO 8) \- Klassenkampf, Kontingenz und Geschichte \- Standpunkt der Reproduktion / Transformation \- relative Autonomie, Überdeterminierung **Louis Althusser (1918-1990)** - - - - **Wichtigste Werke:** - - - - **(Kritische) Anknüpfungen an Althussers Ideologietheorie:** - - - - **Althussers Ideologietheorie:** - - - - - **Vorbemerkung zu Althussers Ideologie Konzeption:** - - - **Verhältnis von Basis und Überbau - bzw. von Ökonomischen, Politischem und Ideologischem (und Wissenschaftlichem)** **[Gesellschaftstheoretisch]** -\> **Ideologien & ideolog. Staatsapparate und Kämpfe** sind immer **im Kontext der (Re)Produktion bzw. Transformation einer gesamten Gesellschaftsformation** zu denken und zu analysieren **-\> Frage:** welchen Stellenwert haben Ideologien in der Reproduktion und Transformation einer Gesellschaftsformation? **Zentrale Themen und Thesen des Ideologietheorie Althussers:** 5 Thesen 1. 2. 3. 4. 5. **1)** **Ideologie "im Allgemeinen"** Was kennzeichnet sie? Wie funktioniert sie grundsätzlich? -\> Mechanismus der "**Anrufung**" von Individuen als Subjekte durch ideologische Apparate (= [materialisierte Ideologien]) -\> Mechanismus der Verkennung (= Realität falsch erkennen) Diese Mechanismen existieren nicht abstrakt und alleine sonden nur im historisch konkreten ideologischen Verhältnissen -\> es gibt nur spezifisch historische Anrufungen, Verkennung u Materialitäten **Begriff "Subjekt" in Althussers Ideologietheorie:** Ideologie **lässt Menschen glauben das sie als "Subjekte"** selber und in ihrem Handeln **frei** und autonom **sind** -\> [eigentlich] ist ihr Handeln [jedoch von zahlreichen gesellschaftlichen Voraussetzungen und Einflüssen bestimmt\ ] Und [auch ihr Selbst ist immer von Widersprüchen] und unbewussten Mechanismus [bestimmt] = **psychoanalytische Konzeption**: es wird immer Formen von unbewussten geben (Anders als Annahme dass sich das "es" auflöst bei einer Klassenlosen Gesellschaft) **Begriff "Subjekt" in A.s Ideologietheorie:** doppelten Bedeutung von "Subjekt" 1. 2. **Mechanismus der Verkennung:** **Ideologie** -\> [verkennendes Selbst- und Gesellschaftsverständnis] sowie das V[erhältnis zw Selbst und Gesellschaft] (durch Anrufung) A: verkennendes Verständnis von sich selbst (besonders in Klassengesellschaften) Selbstbild/individuelle Ebene Bsp: eine arbeiter:in sieht sich als frei weil sie selber entscheiden kann wo sie arbeiten will B: Verkennen des gesellschaftlichen Verhältnisse (unterschiedlich stark ausgeprägt je nach Gesellschaftstyp) Bsp: die arbeiter.in glaub das der kapitalismus die beste Wirtschaftsform ist und das in ihre alle die gleichen Chancen haben C: verkennende Wiedererkennung - falsches Verständnis des eigenen Platzes in der Gesellschaft (Verhältnis von Selber und Gesellschaft)\ Selbstbild im Verhältnis zur Gesellschaft wird verzerrt (gesellschaftliche Einbettung) Bsp: die Arbeiter:in sieht es als "natürlich" dass sie arbeiten geht, für sie gibt es keine Alternative, sie hinterfragt ihre und die Position des Managers nicht **Rassismus: verkennendes Selbst- und Gesellschaftsverständnis** **imaginäre Lösung auf Frage** der Krise der Städte: zu viele Ausländer Individuum das sich mit dieser Ideologie identifiziert -\> die Ideologie gibt dieser Person eine (vermeintlich) "vollständige" Identität (bestimmt/erklärt war das Individuum, welchen Platz es in der Gesellschaft hat, was es zu tun und zu fühlen hat) und liefert eine ["imaginäre Lösung" der Wiedersprüche] die das Individuum als auch der gesellschaftliche Realität durchziehen **Rassismus: Verkennung und funktionieren ohne gewaltsamen Zwang:** ein **Individuum das** zB in den Ritualen und Praxisformen des **Rassismus lebt**, und bei dem die rassistische Anrufung *vollständig* funktioniert (selten der Fall - jedes Individuum ist von Widersprüchen durchzogen) "[Funktioniert dann ganz alleine" - also ohne Gewalt -\> es akzeptiert freiwillig seine Unterwerfung\ ]Und lebt ein ganz bestimmtes Ich (ich bin ein X, es ist meine Pflicht Y..) [Gleichzeitig:] **verkennt es die wesentlichen wirksamen Verhältnisse der Gesellschaft** in der es lebt **Ideologie - Individuen - Praxis** [Allgemein:] **Ideologie und ihre Praxis ist immer mit anderen gesellschaftlichen Praxisarten verknüpft** **Sie vermitteln** in spezifischen ges Kontexten den Individuen **gesell. produzierte Normen, Regeln und Kenntnisse**, die **die** jeweilige **Praxis überhaupt** erst **ermöglichen** und **erzeugen** (mehr oder weniger emotionale aufladende) **Vorstellungen von den Ursachen**, Mechanismen und Wirkungen **der betreffenden Praxis** **und der Rolle** die **Individuen** darin einnehmen **Gesellschaftliche Verhältnisse:** **in den Ideologien wird übernommen, erlernt** gedacht und **akzeptiert bzw herausgefordert:\ ** - - - **Ideologie -- Individuen -- Praxis -- gesellschaftliche Verhältnisse -- ISAe** (=ideologische Staatsapparate) wichtig zu beachten: - [Sondern:] **basiert immer auf Produktions**-, Geschlechter- und anderen gesellschaftlichen **Verhältnissen**, die **von (staatlichen) Apparaten ausgearbeitet und** von diesen **vermittelt** werden -\> **[Anrufung]** **Gesellschaftliche Produktion von Identitäten** einer der wesentlichen theoretische und politischen Intentionen Althussers: -\> SoWi dürfen **NICHTS als einfach gegeben hinnehmen sondern stattdessen als historisch- gesellschaftlich produziert\*** betrachten (auch zB Subjekt und Identität) \*Metapher der Produktion (bzw des abschließbaren Produktionsprozesses) ist vermutlich oft präziser und weniger missverständlich als diejenige der Konstruktion -\> bzw kann soll/könnte die Metapher der Produktion und Konstruktion miteinander verknüpfen (besonders beim Thema Identität) **Subjektivierung durch Anrufung** Konstruktion von Subjektivität durch die "Anrufung"\* der Individuen als vergeschlechtlichte, politische, religiöse etc Subjekte (durch ideol. Apperate) -\> [M. Pecheux: Kombination der Ideologietheorie und Foucaults Diskurstheorie:] **Prozess der Anrufung beinhaltet** von Beginn an eine **Kombination von oft widersprüchlichen Anrufungen** \*franz Wort für Anrufung "interpellation" bedeutet auch Verhaftung -\> verweist auf Verknüpfung ISA und RSA (repressive Staatsapperate) **1A Anrufung** ist ein: **anfangs zeitlich gestaffelter** (familial, religiös, schulisch, media, politisch, kulturell) **fortwährender** und meist **komplex-überlagerter** (mehrfache Anrufungen gleichzeitig zw. widersprüchliche Anrufungen) **Prozess** **M. Pecheux: Identifizierung, Gegen.Identifizierung, Ent-Identifizierung** Mögliche Antworten (idealtypisch) auf Anrufnungen: - - - -\> Bsp dafür in Stuart Hall "rassistische Ideologien und antirassistische Strategien" -\> Spannung zwischen "produziert worden" und "verantwortlich sein" **-\> Aufgabe der Ideologietheorie beide "Seiten" zu sehen\ ** 1. **ABER AUCH:** 2. **Althussers Ideologietheorie 1B** 1A = Anrufung und Verkennung/verkennende Anrufung **Ideologien existieren immer materiell,** das heißt: - - - - **Althussers Ideologietheorie 2** [Ideologie] ist das **gelebte imaginäre** und reale **Verhältnis der Individuen** und gesellschaftlichen Gruppen **zu ihren Existenzbedingungen (**Rassismen, Klassenhabitus..) ["gelebt"] -\> Widerspruch gegen das ursprüngliche/traditionelle Verständnis von Ideologie als entfremdetes bzw verkehrtes Bewusstsein ["verhältnis der Individuen zu"] -\> die gesamte Person ist involviert (= Subjektivierung) - gegen Widerspiegelungs-Konzepte (diese setzen ein fertiges Individuum voraus) [imaginär] -\> Bilder, Gefühle... **Althusser\'s Ideologietheorie 2a** Basierend auf der Definition von 2 (siehe Oben) Subjektive Erfahrungen sind immer auch (aber nicht nur) Effekte ideologischer Strukturen, ideologischer Anrufungen (und Antworten auf diese Anrufungen vgl. Pecheux) und damit von diesen (mit)geformt -\> abhängig von Kontexten (widerständige Praxisformen) **Althusser\'s Ideologietheorie 3** relativ **autonome\* "ideologische Staatapperate"** (ISAs) **tragen zur Reproduktion einer Gesellschaftsformation bei.** (Perspektive/Standpunkt der Reproduktion - \"erweitertes Staatsverständnis" -\> integraler Staat\*\* (vgl Gramsci) **Repressive Herrschaft alleine ist dauerhaft nicht möglich:** *„Keine Klasse kann dauerhaft die Staatsmacht in Besitz halten, ohne zugleich ihre Hegemonie über und in den Ideologischen Staatsapparaten auszuüben." (Althusser)* *\**nicht jeder schule muss kontrolliert werden \*\*Integraler Staat Gramsci: Staat und Zivilgesellschaft zusammenwirken. **Hegemonie** (kulturelle Führung) ist entscheidend für die Stabilität der Herrschaft., bei Althusser weniger eine Frage der Zustimmung/Hegemonie und mehr die ISAs als Apparat die Menschen zu "braven" Subjekten formt **ISAe als Einsatz und Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, immer umkämpft** die **ideologischen Staatsapparate sind nicht homogen** sondern "Einsatz und Ort" von Klassenkämpfen/Auseinandersetzungen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen -\> sie sind KEIN Instrument in der Hand einer Klasse/Gruppe **Althusser\'s Ideologietheorie 3a** Definition: *Ein **‚ideologischer Staatsapparat\"** ist die (auch **widersprüchliche) Einheit** eines komplexen Systems **von Institutionen, Organisationen** und den ihnen entsprechenden Praxisformen.* (Althusser) -\> vgl. Gramscis Konzeption von "Zivilgesellschaft" *"Der Staat ist somit weder öffentlich noch privat er ist vielmehr die Bedingung jeder Unterscheidung zw öffentlich und privat"* \*- Althusser (später von fem Theoretiker:innen aufgenommen und ausgebaut) \*Ohne den Staat als übergreifende Instanz könnten diese Kategorien nicht existieren oder Sinn ergeben.Die Trennung zwischen öffentlich und privat ist für Althusser keine universelle, zeitlose Unterscheidung, sondern das Ergebnis bestimmter gesellschaftlicher und staatlicher Praktiken. Der Staat fungiert dabei als Bedingung für diese Trennung, indem er die Rahmenbedingungen für Institutionen, Gesetze und Ideologien schafft, die diese Kategorien definieren. **Althusser\'s Ideologietheorie 3b** es gibt verschiedenen Teile des ideologischen Staatsapparates (ISAe) - - - - - - **Althusser\'s Ideologietheorie 3c** Zusatz zu den "ideologischen Staatsapperaten" -\> es gibt keinen speziellen ISA des Rassismus, stattdessen werden rassistische Ideologien in allen ISAen ausgearbeitet und vermittelt (gilt auch für Sexismus...) **Staatsideologie** vereinheitlicht die ISAe (intern wie untereinander) - sie ist komplex und umkämpft für die [westeuropäische Gesellschaftsform in den 1960er und 1970e]r stellte Althusser eine komplexe **Verbindung zwischen Nationalismus, Liberalismus, Ökonomismus und theoretischem Humanismus** fest. ( auf Basis von Fem. Theorien -\> **Heteronormativismus**) -\> diese 4-5 "Themen" überlagern einander **Althusser über die Reproduktion:** es braucht ideologische (Staats)apperate um die herrschaftsförmige Produktions und Gesellschaftsverhältnisse aufrechtzuerhalten. **Der Staat ist eine Kombination aus:** 1. 2. -\> ISAe haben immer auch repressive Aspekte -\> RSA haben auch immer ideologische Aspekte **ISA - RSA - ÖSA: Gramsci, Poulantzas** [Gramsci:] Zustimmung zu Herrschaftsverhältnissen erfordert immer auch materielle Zugeständnisse an subalterne Gruppen (marginalisierte, unterdrückte und ausgeschlossene Gruppen innerhalb einer Gesellschaft, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu politischer, wirtschaftlicher und kultureller Macht haben.) zB Höhere Löhne, Sozialleistunge, Reforme, Rechte Poulantzas:.. auch ökonomische Staatsapparate... **Althussers Ideologietheorie 4** Wissenschaftliche (vorläufig wahre) Erkenntnisse sind ständig produzierter und permanent bedrohter epistemologischer Bruch mit theoretischen Ideologien und immer mit anderen gesellschaftlichen Praxen verknüpft [Wissenschaftliche Erkenntnisse] = **Aussagen und Theorien** die ein bestimmtes **gesellschaftliches Phänomen** (zB Ursachen/Gründe der neoliberalen Bildungspolitik) **besser** (differenzierter/umfassender..) **erklären als alle bisherigen** konkurrierenden Erklärungsversuche **Theoretische und praktische Ideologien** [Theoretische Ideologien:] **Erklärungsversuche**, die auf einem zumeist teilweisen **Verkennen von wesentlichen Aspekten eines zu erklärenden Phänomens** (was sind die Mechanismen die Phänomene entstehen lassen) **beruhen** (zB rassistische Theorien, individualistische Erklärungen von Arbeitslosigkeit) [Praktische Ideologie]: **handlungsbestimmende praktische Normen**, Vorstellungen, Bilder, Haltungen.. -\> theoretische Ideologien sind in der regel Systematisierungen\* von praktischen Ideologien \*In diesem Kontext bedeutet **Systematisierung**, dass theoretische Ideologien die Inhalte, Strukturen und Prinzipien praktischer Ideologien in eine konsistente, strukturierte und reflektierte Form bringen. Es handelt sich um einen Prozess, in dem die oft unausgesprochenen, fragmentarischen und widersprüchlichen Elemente der praktischen Ideologien geordnet, analysiert und in ein kohärentes theoretisches Gerüst überführt werden. **Ideologie: notwendig - und höchst unterschiedlich** Ideologien gibt es in allen Gesellschaftsformen -\> sie funktionieren in emanzipatorischen Bewegungen und in egalitären Gesellschaften völlig anders und sind in wichtigen inhaltlichen Aspekten anders gestaltet als in Klassengesellschaften -\> Ziel emanzipatorischer Politik ist , dass es keine unterworfenen Subjekte mehr gibt **Aufgabe der Ideologie in herrschaftsfreien Gesellschaften:** - - - *„Im historischen Materialismus ist die Vorstellung nicht möglich, dass selbst eine kommunistische Gesellschaft jemals ohne Ideologie auskommen könnte"* -- jedoch mit bedeutenden Modifikationen der ideologischen Formen und ihrer Beziehungen, sowie dem Verschwinden gewisser bestehender Formen (Althusser) **-\> keine unterworfenen Subjekte** **Ideologien: höchst unterschiedlich** ZB Feminismus: imaginäres Verhältnis zu sich und zu den Existenzbedingungen bzw. eine Lebensweise (incl. weltdeutung) verbunden mit /auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse (aber gesellschaftliche und psychische Verhältnisse und Prozesse), Erfahrungen befreiender Kämpfe und Werte wie Solidarität, Gleichfreiheit.. Rassismus: imaginäres Verhältnis zu sich und zu den Existenzbedingungen/Lebensweise/Weltdeutung verbunden mit theoretischen Ideologien sowie diskriminierende abwertender Praxisformen und Werte