Spezifische Phobien PDF
Document Details
Uploaded by StunnedTerbium
Universität Bern
Tags
Summary
Diese Unterlagen beschreiben spezifische Phobien, einschließlich ihrer Subtypen, Epidemiologie, und Erklärungsmodelle, wie zum Beispiel die 2-Faktoren-Theorie. Es werden auch differentialdiagnostische Überlegungen betrachtet.
Full Transcript
Spezifische Phobien (Kapitel 50) Spezifische Phobie (DSM‐5) A) Ausgeprägte Furcht oder Angst vor einem spezifischen Objekt/einer spezifischen Situation. z.B. Fliegen, Höhen, Tiere, Spritze bekommen, Blut sehen Das phobische Objekt/die phobische Situation ruft fast immer eine unmittelbare Furcht oder...
Spezifische Phobien (Kapitel 50) Spezifische Phobie (DSM‐5) A) Ausgeprägte Furcht oder Angst vor einem spezifischen Objekt/einer spezifischen Situation. z.B. Fliegen, Höhen, Tiere, Spritze bekommen, Blut sehen Das phobische Objekt/die phobische Situation ruft fast immer eine unmittelbare Furcht oder Angstreaktion hervor. C) Das phobische Objekt/die phobische Situation wird aktiv vermieden bzw. nur unter starker Furcht oder Angst ertragen. D) Die Furcht oder Angst geht über das Ausmaß der tatsächlichen Gefahr durch das spezifische Objekt/die spezifische Situation hinaus und ist im soziokulturellen Kontext unverhältnismäßig. E) Die Furcht, Angst oder Vermeidung ist anhaltend, typischerweise über 6 Monate oder länger. F) Die Furcht, Angst oder Vermeidung verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. G) Das Störungsbild kann nicht besser durch die Symptome einer anderen psychischen Störung erklärt werden. Dies umfasst Furcht, Angst und Vermeidung von Situationen, die assoziiert sind mit... panikartigen Symptomen oder anderen bedrohlich erscheinenden beeinträchtigenden Symptomen (wie bei Agoraphobie) Objekten oder Situationen, die mit Zwangsinhalten verbunden sind (wie bei Zwangsstörung) Erinnerungen an traumatische Ereignisse (wie bei Posttraumatischer Belastungsstörung) Trennungen von Zuhause oder Bezugspersonen (wie bei Störung mit Trennungsangst) sozialen Situationen (wie bei Sozialer Angststörung) Differenzial‐ diagnostik B) (APA, 2015) Spezifische Phobie (DSM‐5) Subtypen: > > > > > Tier‐Typ (z.B. Spinnen, Insekten, Hunde) Umwelt‐Typ (z.B. Höhen, Stürme, Wasser) Blut‐Spritzen‐Verletzungs‐Typ (z.B. Injektionsnadeln, invasive medizinische Verfahren) Situativer Typ (z. B. Flugzeuge, Fahrstühle, enge, geschlossene Räume) Anderer Typ (z.B. Situationen, die zu Ersticken oder Erbrechen führen könnten; bei Kindern z.B. laute Geräusche oder kostümierte Figuren) (APA, 2015) Besonderheit der Blut‐Spritzen‐Phobie Blutdruckverlauf während Konfrontation eines/einer Patient:in mit Ohnmachtsneigung Vor Therapie Nach Therapie Ende Blutentnahme Eintritt Personal Stauband Spritze/ Start Blutentnahme Ende Blutentnahme Eintritt Personal Stauband Spritze/ Start Blutentnahme Abbildungen: http://blog.hf.uni‐koeln.de/angstambulanz/blut‐verletzungs‐und‐spritzenphobie‐therapie/ Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Differentialdiagnostik spezifische Phobien > Abgrenzung zu anderen (Angst)Störungen: Spezifität: ‐ eine/viele Situationen? ↔ Agoraphobie (ggf generalisierte Angststörung) Inhalt der Befürchtungen ‐ soziale Bewertung im Zentrum → soziale Phobie Umgang mit Befürchtungen ‐ ritualisierter Charakter→ Zwangsstörung Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Epidemiologie spezifische Phobien Prävalenz einzelner Symptome: > ≈ 50% berichten starke Ängste vor einem bestimmten Stimulus (v.a. Tiere & Höhen). Prävalenz der Störung: > Lebenszeitprävalenz: 10‐11% →gehören zu den häufigsten psychischen Störungen > > Geschlechterverhältnis (F:M): 2:1 Störungsbeginn häufig früher Beginn (Ø 10 Jahre), Unterschiede je nach Typus Verlauf spezifische Phobie > Unbehandelt relativ stabile psychische Erkrankungen (v.a. wenn mehrere Ängste vorliegen) > Risikofaktor für weitere psychische Erkrankungen (Angststörungen, depressive Störungen, somatoforme Störungen) > Behandelt: 70‐80% der KVT‐Patient:innen langfristig stabil > Behandlungslatenz: Beeinflusst von Komorbidität und Erfolg der Vermeidungsstrategien Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? 2‐Faktoren‐Theorie der Phobie (Mowrer) 1. Klassische Konditionierung: neutraler Reiz wird durch Trauma‐ähnliches Erlebnis angstbesetzt UCS (Schreckreiz) UCR (Angstreaktion) CS (z.B. Bus fahren) CR (Angst im Bus) Kopplung (Raum/Zeit) 2. Operante Konditionierung: Vermeidungsverhalten mindert Angst und wird so verstärkt CS (z.B. Bus fahren) R (Vermeidung) Erwartung CR (Angst) Verstärkung (Ausbleiben der Angst) 2‐Faktoren‐Theorie der Phobie (Mowrer) …Kritik: spezifische Phobie > Konditionierbarkeit der Phobie beim Mensch zweifelhaft > Phobie‐Patient:innen erinnern oft kein Trauma‐ähnliches Erlebnis > Äquipotenzialität? Not Prepared Clint Patterson / Unsplash Ezequiel Garrido / Unsplash Meg Jerrard/ Unsplash Julian Schultz / Unsplash Jonas Wurster/ Unsplash Preparedness Prepared 2‐Faktoren‐Theorie der Phobie (Mowrer) …Kritik & Weiterentwicklungen: spezifische Phobie Konditionierbarkeit der Phobie beim Mensch zweifelhaft > Phobie‐Patient:innen erinnern oft kein Trauma‐ähnliches Erlebnis > Äquipotenzialität? Weiterentwicklungen > > Preparedness: bestimmte Reiz‐Reaktionsverbindungen biologisch vorgebahnt > Einfluss von Modelllernen und Instruktionslernen → Three‐Pathway‐Modell: Entstehung via Konditionierung, Modell‐ oder Instruktionslernen entspricht den ersten drei Entstehungsbedingungen, die in Kapitel 50.4.3 genannt werden > Einfluss von Bewältigungserfahrungen Modell der Bedrohungsnähe (Threat Imminence Model) > Transdiagnostische Perspektive, kompatibel mit dem RDoC‐Ansatz. Vgl. Kapitel 50.4.1 & 50.4.2. Ausserdem bei Interesse Hamm et al., 2016 im Ordner Zusatzmaterial