Vorlesung 4: Statische Oligopole PDF
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Technische Universität Dortmund
2024
Michael J. Böhm
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These lecture notes cover static oligopolies, discussing topics like Bertrand competition and Cournot competition. The notes are from the Wintersemester 2024/25. The author is Michael J. Böhm.
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Vorlesung 4: Statische Oligopole Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 42 VL 4: Statische Oligopole Einleitung Ziele dieser Vorl...
Vorlesung 4: Statische Oligopole Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 42 VL 4: Statische Oligopole Einleitung Ziele dieser Vorlesung In dieser Vorlesung werden wir versuchen die Markteigenschaften in verschiedenen Oligopolen zu verstehen. Definition (Oligopol) Ein Markt in dem relativ wenige (endliche viele) Unternehmen sind. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 2 | 42 VL 4: Statische Oligopole Einleitung Themenübersicht 1. Bertrand Oligopol 2. Cournot Oligopol 3. Stackelberg Oligopol 4. Vergleich Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 3 | 42 VL 4: Statische Oligopole Strategische Interaktionen Strategische Interaktionen Oligopolistischer Wettbewerb Es gibt nur eine relativ kleine Anzahl von Unternehmen. Die von einem Unternehmen getroffenen Entscheidungen (Preise, Mengen, Werbeentscheidungen usw.) wirken sich auf die Gewinne seiner Konkurrenten aus. Umgekehrt muss ein Unternehmen bei der Wahl seiner Maß- nahmen die Aktionen seiner Konkurrenten antizipieren. In einem dynamischen Umfeld muss ein Unternehmen auch die Auswirkungen seines heutigen Verhaltens auf die morgigen Reaktionen seiner Konkurrenten vorhersehen. Dies ist ein Rahmen für strategische Interaktionen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 4 | 42 VL 4: Statische Oligopole Strategische Interaktionen Strategische Interaktionen Das ist neu: Bei perfektem Wettbewerb oder Monopol gab es keine strategischen Interaktionen: – Bei einem Monopol gibt es keine Konkurrenten. – Bei vollkommenem Wettbewerb geht jedes Unternehmen davon aus, dass seine Mengenwahl keinen Einfluss auf den Marktpreis und damit auf die Gewinne der anderen Unternehmen hat. – In diesem Teil des Kurses gehen wir davon aus, dass die Käufer sich wie im vollkommenen Wettbewerb verhalten, die Unternehmen hingegen nicht. Ein natürlicher Rahmen zur Untersuchung dieser strategischen Interaktionen: spieltheoretische Modelle. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 5 | 42 VL 4: Statische Oligopole Strategische Interaktionen Homogene Güter In diesem Teil des Kurses betrachten wir homogene Produkte, d.h. die Verbraucher können keinen Unterschied zwischen den Marken oder den Herstellern feststellen. Gemüse Obst Getreide Öl Baumaterialien (Holz, Beton) Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 6 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Joseph Bertrand, ein französischer Mathematiker, schrieb im Jahr 1883 - lange vor John Nash! Er schlug eine Methode zur Oligopolanalyse vor, die (unter bestimmten Bedingungen) in der Tat das Nash-Gleichgewicht in einem Preissetzungsspiel ist. Zwei Firmen mit Grenzkosten ci , i = 1, 2 Die gesamte Nachfrage für das homogene Gut ist q(p), wobei q′ (.) < 0 Zwei Annahmen: 1. Die Konsumenten kaufen immer beim billigsten Verkäufer (homogene Produkte). 2. Wenn zwei Verkäufer den gleichen Preis verlangen, werden die Verbraucher 50/50 geteilt (tie-breaking Regel). Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 7 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Sei qi (p1 , p2 ) die Nachfrage von Firma i: ⎧ ⎪0, wenn pi > pj ⎪ ⎪ ⎪ q(p) qi (p1 , p2 ) = ⎨ ⎪ 2 , wenn pi = pj = p ⎪ ⎪ ⎪q(p ), wenn pi < pj ⎩ i Ein Spiel sei definiert durch: Spieler: Firmen, d.h., {1,2} Strategieset: Preise, d.h., Ai = ℝ+ Payoff-Funktionen: Gewinne, definiert durch Πi (p1 , p2 ) = (pi − ci )qi (p1 , p2 ) Wie sollte das Gleichgewichtskonzept aussehen? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 8 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Ein paar pb1 , pb2 ist ein Bertrand-Gleichgewicht (Nash-GG in Preisen), wenn: 1. gegeben p2 = pb2 , Preis pb1 löst maxp1 Π1 (p1 , pb2 ) 2. gegeben p1 = pb1 , Preis pb2 löst maxp2 Π2 (pb1 , p2 ) Zunächst sei c1 = c2 = c. Sei p1 , p2 ≥ 0 und i ≠ j in {1, 2}: Behauptung 1: (p1 , p2 ) kann kein Nash-Gleichgewicht sein, wenn p1 = p2 < c. Beweis: Firma i hat eine streng profitable Abweichung: Setze p̃i = c. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 9 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Behauptung 2: (p1 , p2 ) kann kein Nash-Gleichgewicht sein, wenn pi < min(c, pj ). Beweis: Auch hier hat Unternehmen i eine streng profitable Abweichung: Setze p̃i = c. Behauptung 3: (p1 , p2 ) kann kein Nash-Gleichgewicht sein, wenn c < pi = pj = p. Beweis: Auch hier hat Unternehmen i eine streng profitable Abweichung: Setze p̃i = p − ε. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 10 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Behauptung 4: (p1 , p2 ) kann kein Nash-Gleichgewicht sein, wenn c < pi < pj. Beweis: Auch hier hat Unternehmen j eine streng profitable Abweichung: Setze p̃j = pi − ε. Behauptung 5: (p1 , p2 ) kann kein Nash-Gleichgewicht sein, wenn c = pi < pj. Beweis: Auch hier hat Unternehmen i eine streng profitable Abweichung: Setze p̃i = c + ε. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 11 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Wettbewerb Die einzige verbleibende Möglichkeit ist p1 = p2 = c. Ist dies ein Nash-Gleichgewicht? Eine Abweichung nach unten wäre nicht rentabel, da das abweichende Unternehmen dann Verluste machen würde. Eine Abweichung nach oben wäre nicht profitabel: Das abwei- chende Unternehmen macht vor und nach der Abweichung 0 Gewinn. ⇒ pb1 = pb2 = c ist das Nash-Gleichgewicht. Bei Bertrand-Wettbewerb mit homogenen Produkten und konstanten, symmetrischen Grenzkosten wird das Gut im Gleichgewicht zu Grenzkosten bepreist, und die Unternehmen machen keine Gewinne. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 12 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Paradoxon Intuition: Die Unternehmen haben starke Anreize, sich gegenseitig zu unterbieten, solange die Preise Grenzkosten übersteigen. Wenn ein Unternehmen den Preis seines Konkurrenten um 1 Cent unterbietet, kann es den gesamten Markt übernehmen. Ist dieses Ergebnis realistisch? Im Preiswettbewerb nach Bertrand reichen schon zwei Unternehmen aus, um das Marktergebnis des vollkommenen Wettbewerbs zu erreichen. Dies ist auch als Bertrand Paradoxon bekannt. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 13 | 42 VL 4: Statische Oligopole Bertrand-Preiswettbewerb Bertrand Paradoxon Welche Annahmen an das Modell könnten geändert werden / was haben wir nicht betrachtet um das Paradoxon aufzulösen: Heterogene Güter Transportkosten Wechselkosten Kapazitätsbeschränkungen Unvollkommene Informationen Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 14 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Augustin Cournot, ein französischer Mathematiker, schrieb im Jahr 1838 - lange vor John Nash! Er schlug eine Oligopol-Analysemethode vor, die (unter bestimmten Bedingungen) in der Tat das Nash-Gleichgewicht in einem Spiel mit Mengenwahl ist. Im Folgenden gehen wir davon aus, dass die Unternehmen das Produktionsniveau (die Menge) wählen. Starten wir mit einem Duopol: Kosten: TCi (qi ) = ci qi , i = 1, 2 Inverse Nachfrage P(Q) = a − bQ mit Q = q1 + q2 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 15 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Definiere ein Spiel: Spieler: Firmen Strategieset: Produktionsniveau/ Mengen Payoff-Funktion: Gewinne, definiert: Πi (q1 , q2 ) = p(q1 + q2 ) ⋅ qi − TCi (qi ) Wie sollte das Konzept des Gleichgewichts aussehen? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 16 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Ein Paar (qc1 ; qc2 ) ist ein Cournot-Gleichgewicht (Nash-GG in Mengen), wenn: 1. gegeben q2 = qc2 , qc1 löst maxq1 Π1 (q1 , qc2 ) 2. gegeben q1 = qc1 , qc2 löst maxq2 Π2 (qc1 , q2 ) Mit anderen Worten: Da die Konkurrenten die Cournot-Gleichgewichtsstrategien spielen, kann kein Unternehmen seinen Gewinn durch eine Änderung des Produktionsniveaus steigern. Der entsprechende Cournot-Gleichgewichtspreis ist pc = a − b ⋅ (qc1 + qc2 ) Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 17 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Um das Cournot-Gleichgewicht zu erhalten, führen wir eine Beste-Antwort-Analyse durch. Der Gewinn von Unternehmen 1, gegebene Menge q2 : Π1 (q1 , q2 ) = (a − b(q1 + q2 ))q1 − c1 q1 Bedingung erster Ordnung für UN1: a − bq2 − 2bq1 − c1 = 0 Auch hier gilt MR = MC. ∂2 Π1 Woher wissen wir, dass dies ein Maximum ist? ⇒ ∂2 q1 = −2b < 0 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 18 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Wenn man für q1 löst, erhält man die beste Antwort von Unternehmen 1 auf die Menge q2 : a − c1 1 q1 = R1 (q2 ) = − q2 2b 2 Nenne R1 (.) die beste-Antwort- oder Reaktionsfunktion von Unternehmen 1. Durch Symmetrie können wir die beste Antwortfunktion von Unternehmen 2 wie folgt schreiben: a − c2 1 q2 = R2 (q1 ) = − q1 2b 2 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 19 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Abbildung 1: Reaktionsfunktionen und Gleichgewicht Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 20 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Beachten Sie, dass beide Reaktionsfunktionen abwärts gerichtet sind: Wenn mein Konkurrent seine Menge erhöht, dann möchte ich meine Menge verringern. Wir sagen, dass Mengen strategische Substitute sind. (Dies ist in der Regel bei Cournot-Oligopolen der Fall, auch wenn die Nachfrage nicht linear ist) Intuition? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 21 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Lösen für qc1 = R1 (qc2 ) und qc2 = R2 (qc1 ) erhalten wir die Cournot-Gleichgewichtsmengen. a − 2c1 + c2 qc1 = 3b a − 2c 2 + c1 qc2 = 3b Die Gesamtmenge im Gleichgewicht ist: 2a − c1 − c2 Qc = qc1 + qc2 = 3b Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 22 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Der Preis im Gleichgewicht ist: a + c1 + c2 pc = a − bQc = 3 Die Gewinne ergeben sich zu: Πic = (pc − ci )qci = b ⋅ (qci )2 > 0 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 23 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Cournot Wettbewerb Für den Fall mit N Unternehmen und gleichen Grenzkosten erhalten wir (Herleitung in der Übung): a−c qc = (N + 1)b N(a − c) Qc = (N + 1)b a + Nc pc = N+1 Lassen sich hieraus die Ergebnisse für das Monopol und den vollkommenen Wettbewerb herleiten? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 24 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Spezialfälle Erhalten wir das Monopolergebnis für N = 1? Ja Erhalten wir das Duopol-Ergebnis für N = 2? Ja Wie lautet die Cournot-Lösung für N = ∞? Der Grenzwert für N gegen Unendlich ergibt: limN→∞ qc = 0 a−c limN→∞ Qc = b c limN→∞ p = c ⇒ Das Cournot-Ergebnis konvergiert gegen das Ergebnis des vollkommenen Wettbewerbs für N → ∞ Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 25 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Konsumentenrente Berechnen wir die Konsumentenrente, die sich wie üblich aus der Fläche zwischen der Nachfragekurve und dem Marktpreis ergibt: N2 (a − c)2 (a − c)2 1 KRc (N) = = ⋅ 2b(N + 1) 2 2b 1 + 2/N + 1/N2 Die Konsumentenrente steigt mit der Anzahl der Unternehmen. Intuition: Der Gleichgewichtspreis sinkt mit steigendem N, was für die Verbraucher günstig ist. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 26 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Wohlfahrt Die Gesamtwohlfahrt ergibt sich aus: (a − c)2 N2 + 2N W c (N) = KRc (N) + N ∗ Πc (N) = 2b N2 + 2N + 1 ∂W Beachten Sie, dass wiederum ∂N > 0. Wenn die Zahl der Unternehmen steigt, sinkt der Gleichgewichtspreis. Die Konsumentenrente steigt stärker als die Gewinne der Unternehmen sinken ⇒ Die Wohlfahrt steigt. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 27 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Unterschiedliche Grenzkosten Wir sind davon ausgegangen, dass alle Unternehmen identisch sind, was symmetrische Gleichgewichtsresultate impliziert. Nehmen wir nun an, dass die Grenzkosten der Unternehmen unterschiedlich hoch sind. Sie marginalen Grenzkosten von Unternehmen i seien ci. Die Bedingung erster Ordnung lautet dann: ∂Πi = a − 2bq∗i − b ∑ q∗j − ci = 0 ∂qi i≠j Stelle um zu a − bQ∗ − bq∗i = ci Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 28 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Unterschiedliche Grenzkosten Setze die inverse Nachfrage p = a − bQ ein p − ci = bq∗i Umstellen... p − ci bq∗ Q∗ = ∗i p Q p p − ci ∂p q∗i Q∗ = p ∂Q Q∗ p q∗ Dabei entspricht Qi∗ dem Marktanteil von Unternehmen i. Dies bezeichnen wir mit si. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 29 | 42 VL 4: Statische Oligopole Cournot- Mengenwettbewerb Unterschiedliche Grenzkosten Wir haben nun die Regel der umgekehrten Elastizität des Cournot-Oligopols: p − ci s = i p −εd ⇒ Unternehmen, die in einer Branche tätig sind, in der die Marktanteile groß und die Nachfrage relativ unelastisch ist, verfügen über ein hohes Maß an Marktmacht (gemessen durch den Lerner-Index). Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 30 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell Wichtigste Annahme bei Stackelberg: – Ein Unternehmen übernimmt die dominante Rolle im Markt Unternehmen 1 ist Leader (Marktführer, Stackelberg-Führer, dominantes Unternehmen) Unternehmen 2 ist Follower (Marktanpasser, Stackelberg- Anpasser) Idee: zweistufiges Spiel – Der Leader ist im Vorteil und zieht zuerst – In Stufe zwei reagiert der Follower auf die Outputentschei- dung des Leaders Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 31 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 𝑥𝑥2 𝑅𝑅1 Isogewinnkurven des Unternehmens 1 Eine Isogewinnkurve stellt den geometri- schen Ort aller Kombi- 𝜋𝜋 1 𝜋𝜋 2 Isogewinnkurven nationen von x1 und x2 𝜋𝜋 3 𝜋𝜋 4 dar, die für ein Unter- nehmen zu demselben 𝑥𝑥1 Gewinnniveau führen Abbildung 2: Isogewinnkurven Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 32 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 𝑥𝑥2 𝑅𝑅1 Steigender Gewinn in Richtung Monopolout- put Lösung per Rückwärts- 𝜋𝜋 1 induktion 𝜋𝜋 2 𝜋𝜋 3 Isogewinnkurven 𝜋𝜋 4 → Zunächst Reaktion des Followers be- rechnen 𝑥𝑥1 Abbildung 3: Isogewinnkurven Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 33 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell Vereinfachung: setze c = 0. 1. Schritt: Reaktion des Followers: π2 = [a − b(x1 + x2 )]x2 = ax2 − bx1 x2 − bx22 ∂π2 ! = a − bx1 − 2bx2 = 0 ∂x2 −2bx2 = −a + bx1 Reaktionsfunktion: a − bx1 x2 = 2b Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 34 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 2. Schritt: Gewinnfunktion des dominanten Unternehmens: – Optimale Menge unter Berücksichtigung der Reaktion des Followers festlegen π1 = [a − b(x1 + x2 )]x1 = ax1 − bx12 − bx1 x2 ⇒ Reaktionsfunktion von 2 einsetzen a − bx1 = ax1 − bx12 − bx1 2b a b 2 = x1 − x1 2 2 dπ1 a ! = − bx1 = 0 dx1 2 a x1 = ⇒ Output des Stackelberg Leaders 2b Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 35 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 3. Schritt: Reaktion des Followers auf die festgelegte Menge des Lea- ders: a a − b( 2b ) x2 = 2b a x2 = ⇒ Output des Followers 4b Gesamter Output: a a 3a X = x1 + x2 = + = 2b 4b 4b Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 36 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell Ergebnis: a a Marktführer produziert mehr bzw. ist größer, da 2b > 3b Das Marktergebnis im Stackelberg-Modell liegt zwischen dem Ergebnis des Cournot-Duopols und des Wettbewerbs: 2a 3a 2a < < 3b ⏟ 4b ⏟ 2b ⏟ Cournot Stackelberg Wettbewerb Je näher am Wettbewerbsoutput, desto höher die Wohlfahrt Die Konsumentenrente und die Wohlfahrt sind also höher als bei Cournot Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 37 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 𝑥2 Vorgehensweise: 𝑅1 – Welchen Punkt auf R2 verbindet das Unterneh- men 1 mit dem Bowley- Duopol Punkt 𝑎 höchsten Profit? 2𝑏 – Identifiziert 𝜋𝑐 die GG- Güterkombination über den Tangen- 𝜋∗ 𝜋0 tialpunkt einer 𝑅2 Isogewinnkurve 𝑎 von Unterneh- 2𝑏 𝑥1 men 1 mit R2 Abbildung 4: Stackelberg-Gleichgewicht Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 38 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Stackelberg-Modell 𝑥2 𝑅1 Bowley-Duopol Punkt – Sollten beide Un- Bowley- Duopol Punkt 𝑎 ternehmen ver- 2𝑏 suchen Leader zu sein, kommt 𝜋𝑐 𝜋∗ die GG- Güterkombination es zum Wettbe- 𝜋0 werbsoutput 𝑅2 (p = GK) 𝑎 𝑥1 2𝑏 Abbildung 5: Stackelberg-Gleichgewicht Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 39 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Cournot vs. Bertrand Cournot-Wettbewerb: Die Unternehmen wählen ihre Kapazitä- ten vor den Preisen. Bertrand-Wettbewerb: Die Unternehmen wählen die Preise vor den Kapazitäten. Welches dieser Modelle ist eine bessere Annäherung an den Duopolwettbewerb? Wenn Kapazität und Output leicht angepasst werden können, scheint das Bertrand-Modell besser geeignet. Beispiele: – Software, Versicherungen, Banken. Wenn die Kapazitäten kurzfristig schwer anpassbar sind, scheint das Cournot-Modell besser. Beispiele: – Zement, Autos, Stahl, etc. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 40 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Vergleich Vergleich des Gleichgewichts in den bisher behandelten Modellen: Monopol (M), Cournot (C), Stackelberg (S), Perfekter Wettbewerb (PC): KRM < KRC < KRS < KRPC ΠM > ΠC > ΠS > ΠPC = 0 DWLM > DWLC > DWLS > DWLPC = 0 DWL = Deadweight Loss (Wohlfahrtsverlust). Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 41 | 42 VL 4: Statische Oligopole Stackelberg Oligopol Literatur Wir danken Prof. Nicolas Schutz (Uni Mannheim) und Prof. Kor- nelius Kraft dafür, dass sie ihre Vorlesungs-Slides zur Verfü- gung stellen. Diese Folien basieren großenteils darauf. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 42 | 42