Summary

This document is a past paper for a course on endocrinology, focusing on the pathophysiology of hypothyroidism and hyperthyroidism, taught by Dr. med. Martin Schober in the fall of 2024. The paper covers topics such as learning objectives, fine objectives, definitions, epidemiology, etiology, and pathology of these conditions.

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Dr. med. Martin Schober Endokrines System Pathophysiologie Hypo- und Hyperthyreose RVK 3GM01 Herbst 2024 Lernziele Die Studierende / der Studierende......erklärt folgende Krankheitsbilder im Lernstruktursystematik: Bereich des Endokrinen Systems anhand Defini...

Dr. med. Martin Schober Endokrines System Pathophysiologie Hypo- und Hyperthyreose RVK 3GM01 Herbst 2024 Lernziele Die Studierende / der Studierende......erklärt folgende Krankheitsbilder im Lernstruktursystematik: Bereich des Endokrinen Systems anhand Definition der Lernstruktursystematik: Epidemiologie Ätiologie ✓ Hypo- und Hyperthyreose Risikofaktoren ✓ Morbus Addison Pathophysiologie ✓ Morbus Cushing Symptome Diagnostik Therapie Prophylaxe Verlauf / Prognose 2 Feinziele Die Studierende / der Studierende... ✓ erläutert den Begriff „Struma“ ✓ nennt die Ursachen und Symptomatik einer Struma ✓ definiert die Hyperthyreose und nennt deren Ursachen, Symptomatik und Therapien ✓ definiert die Hypothyreose und nennt deren Ursachen, Symptomatik und Therapien 3 Definition 4 Definition Primäre Hypothyreose – Schilddrüsenunterfunktion bei denen die Funktion der Schilddrüse selbst gestört ist Sekundäre Hypothyreose – Schilddrüsenunterfunktion durch eine reduzierte TSH-Aktivität bei denen die Funktion der Hypophyse gestört ist (z.B. Schädigungen der Hypophyse) Primäre Hyperthyreose – Schilddrüsenüberfunktion durch inadäquate Sekretion von Schilddrüsenhormonen bei Störungen der Schilddrüse selbst (z.B. Autonomien und Morbus Basedow) Sekundäre Hyperthyreose – Schilddrüsenüberfunktion durch eine erhöhte TSH-Aktivität (z.B. Hormonbildenden Tumoren der Hypophyse) 5 Epidemiologie Hypothyreose – Angeboren → 1 : 3200 Geburten (ähnlich wie Cystische Fibrose) – Erworben → w : m (4 : 1), 1% der Bevölkerung, mit dem Alter zunehmend insbesondere ab dem 50. Lebensjahr Hyperthyreose – Inzidenz der Immunhyperthyreose (M. Basedow) ca. 40/100000 pro Jahr w : m (5 : 1), 2/3 der Fälle ab dem 35. Lebensjahr – Schilddrüsenautonomie mit zunehmendem Alter steigt die Inzidenz 6 Ätiologie / Risikofaktoren Hypothyreose – Angeboren → Athyreose (Schilddrüse fehlt seit Geburt), Schilddrüsendysplasie – Erworben → Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmunerkrankung), Iatrogen (nach Strumektomie, Radiotherapie, medikamentös), extremer Jod-Mangel, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, hypothalamische Hypothyreose Hyperthyreose – Immunogene Hyperthyreose → M. Basedow – Schilddrüsenautonomie → Schilddrüse produziert unabhängig Hormone und unterliegt somit nicht der negativen Feedbackregulation Es werden 3 Formen unterschieden nach der Verteilung des autonomen Schilddrüsengewebes – Unifokale Autonomie – Multifokale Autonomie – Disseminierte Autonomie – Schilddrüsenkarzinom, Thyreoiditis, Hypophysenadenom 7 Pathophysiologie 8 Pathophysiologie Hypothyreose – Primäre Hypothyreose Periphere Störung (Bildungsstörung oder Sekretionsstörung) → T3/T4 ↓ (fehlende Bildung) → TSH ↑ (kompensatorischer Anstieg) – Sekundäre Hypothyreose Hypophysäre Störung → TSH ↓ → T3/T4 ↓ – Tertiäre Hypothyreose Hypothalamische Störung → TRH ↓ → TSH ↓ → T3/T4 ↓ 9 Pathophysiologie Hyperthyreose – Morbus Basedow TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) wirken stimulierend auf die Schilddrüsenhormonproduktion und führen zur Hyperthyreose – Schilddrüsenautonomie Physiologische, basale Autonomie – Jede Schilddrüse besitzt Areale, die sich der Regulation durch die hypothalamisch-hypophysäre Achse entziehen Fakultative Hyperthyreose – Übermässiger Anteil von autonomem Schilddrüsengewebe bei euthyreoter Stoffwechselsituation (bei Zufuhr mit Jod ist mit einer Hyperthyreose zu rechnen) Manifeste Hyperthyreose – Meist erst bei exogener Jodzufuhr 10 Symptome Hypothyreose 11 Symptome Hypothyreose – Generalisiertes Myxödem 12 Symptome Hypothyreose – Allgemeinsymptome Gesteigerte Ermüdbarkeit, schnelle Erschöpfung, Verlangsamung Antriebsarmut, Teilnahmslosigkeit, Depressivität Kälteintoleranz, Gewichtszunahme, Obstipation – Haut, Haar und Gesicht Kühle, trockene Haut Brüchiges, trockenes Haar Haarausfall Hypohidrose (abnorm vermindertes Schwitzen) Hertoghe-Zeichen (Ausdünnung der lateralen Augenbrauen) – Kardiologisch Bradykardie, gegebenenfalls Herzinsuffizienz 13 Symptome Hypothyreose – Neurologisch Neuromuskuläre Erregbarkeit ↓ Hyporeflexie und verlangsamte Erholung der Reflexe – Gynäkologisch Sekundäre Amenorrhö bzw. Zyklusanomalien – Generalisiertes Mixödem → Einlagerung von Glykosaminoglykanen Teigig, geschwollene trockene Haut Manifestationen insbesondere an Augenlieder, Händen, Füssen, Lippen, Zunge Heiserkeit durch ödematös verdickte Stimmbändern Herzvergrösserung, Bradykardie und ggf. Herzinsuffizienz Mixödemkoma → selten aber Lebensbedrohlich! 14 Symptome Hypothyreose – Nach der Geburt Hypothermie, Apathie (Teilnahmslosigkeit), Trinkfaulheit, verlängerter Neugeborenen Ikterus, Muskelhypotonie, Obstipation, Nabelhernie Äussere Zeichen → Struppiges Haar, teigige Haut, Makroglossie (Vergrösserung der Zunge) Im weiteren Verlauf → Gedeihstörungen, geistige Retardierung, Hirnschäden, schwere Innenohrstörungen 15 Symptome Hyperthyreose – Struma 16 Symptome Hyperthyreose – Bilateraler Exophthalmus 17 Symptome Hyperthyreose 18 Symptome Hyperthyreose – Schilddrüse Struma → Schilddrüsenvergrösserung → Dysphagie (Schluckbeschwerden) und Dyspnoe (Atemnot) – Vegetativ Indirekte sympathomimetische Wirkung durch gesteigerte Sensibilität auf Katecholamine Tachykarde Herzryhtmusstörungen, Stenokardie (thorakale Schmerzen/Druck), arterielle Hypertonie, Wärmeintoleranz, Hyperreflexie, Tremor und Schwitzen Diffuser Haarausfall – Neuropsychiatrisch Psychomotorische Unruhe und Reizbarkeit aber auch Apathie (Teilnahmslosigkeit) Schlafstörungen und rasche Ermüdbarkeit 19 Symptome Hyperthyreose – Gastrointestinal Eventuell erhöhte Stuhlfrequenz, Diarrhö aber nicht zwingend – Metabolisch Gewichtsabnahme – Muskuloskelettal Myopathie oder Osteopathie – Morbus Basedow → Merseburger Trias Struma Tachykardie Exophthalmus 20 Diagnostik Hypothyreose 21 Diagnostik Hyperthyreose 22 Diagnostik Hypothyreose – TSH-Labordiagnostik Ein normaler TSH-Spiegel schliesst eine Hypothyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus und damit der entscheidende Screening- Parameter TSH-Bestimmung unterliegt sowohl interindividuellen als auch laborspezifischen Schwankungen Erstdiagnose – Bei einmaliger Erhöhung des TSH-Wertes über 4 mU/L ohne auffällige Anamnese sollte zur Erhärtung der Diagnose die Untersuchung wiederholt werden Hyperthyreose – Ein normaler TSH-Spiegel schliesst eine manifeste Hyperthyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus – Bei Verdacht auf Hyperthyreose müssen immer auch T3 und T4 bestimmt werden, da es auch isolierte T3-Erhöhungen gibt 23 Therapie Hypothyreose – L-Thyroxin (T4) 24 Therapie Hypothyreose – L-Thyroxin-Substitution (T4) Substitution in der Regel nur mit L-Thyroxin-Präparaten Normalisierung des TSH-Wertes dauert bis zu 2 Monate Anhand regelmässiger TSH-Kontrollen sowie des klinischen Befindens wird die korrekte Dosierung überwacht 25 Therapie Hyperthyreose – Thyreostatika → Hemmt Synthese der Schilddrüsenhormone 26 Therapie Hyperthyreose – Radiojodtherapie 27 Therapie Hyperthyreose – Thyreoidektomie (Schilddrüsenentfernung) 28 Therapie Hyperthyreose 29 Therapie Hyperthyreose – Allgemeine Therapieprinzipien Thyreostatika-Therapie → Bei allen Formen der Hyperthyreose zur Einstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage (normale Schilddrüsenfunktion) Symptomatische Therapie → Symptomatische und supportive Behandlung von Symptomen der Hyperthyreose – Unselektive B-Blocker, z.B. Propranolol (Hemmung der Konversion T4 zu T3) Kausale Therapie → Behandlung der Grunderkrankung – Absetzen auslösender Medikamente – Radiojodtherapie: Totale oder subtotale Ablation (Verbrennung) des Schilddrüsengewebes nach Applikation von radioaktivem Jod – Schilddrüsenchirurgie: Resektion der Schilddrüse 30 Prophylaxe / Verlauf / Prognose Hypothyreose – Die Schilddrüsenunterfunktion lässt sich wirkungsvoll behandeln durch die Einnahme von Hormontabletten – Diese Behandlung muss in der Regel lebenslang weitergeführt werden – Patienten, welche die Therapie genau einhalten, können dann ein völlig normales Leben führen – Sie sind in ihrer Leistungsfähigkeit und Lebenserwartung nicht eingeschränkt – Auch eine Schwangerschaft ist für Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion durchaus möglich 31 Prophylaxe / Verlauf / Prognose Hyperthyreose – Wird eine Schilddrüsenüberfunktion rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Ein Morbus Basedow bildet sich unter medikamentöser Behandlung bei rund der Hälfte aller Patienten zurück. Die Erkrankung kann jedoch auch nach einer Therapie wieder auftreten – Eine Schilddrüsenautonomie als Auslöser einer Schilddrüsenüberfunktion bildet sich dagegen nicht von alleine zurück. Das Gewebe, das eigenständig übermässig Hormone produziert, kann im Laufe der Zeit sogar zunehmen. Eine Behandlung ist deshalb zwingend notwendig. Dann können die Betroffenen aber meist ein normales Leben führen – Wird eine Schilddrüsenüberfunktion zu spät erkannt oder nicht behandelt, können Folgeerkrankungen entstehen, wie z.B. Herzschwäche und Osteoporose 32 Fallbeispiel → Auftrag Sucht euch selber ein Fallbeispiel aus und notiert hier Stichwortartig die wichtigsten Punkte. 33 Lernerfolgskontrolle Lernerfolgskontrolle: Schilddrüsenerkrankungen – https://learningapps.org/watch?v=pwzo5dhjn20 34 Quellen Herold G., Innere Medizin, Ausgabe 2019 Karges, Al Dahouk, Innere Medizin in 5 Tagen, Springer Verlag, 2013 A. C. Muntau, Intensivkurs Pädiatrie, 4. Auflage, Urban & Fischer, München, 2007 Füessl H. S., Anamnese und Klinische Untersuchung, 5. Auflage, Thieme, 2014 Vorlesung der Med. Fak. Bern Amboss 35

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