Industrialisierung und ihre Auswirkung auf die Wohnform PDF
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Summary
Dieses Dokument beleuchtet die Industrialisierung und ihre Auswirkungen auf die Wohnformen im 18. und 19. Jahrhundert. Es untersucht die Ursprünge der Industrialisierung, ihre Faktoren und die damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von neuen Wohnformen und Städten.
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435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Industrialisierung und die Auswirkung auf die Wohnform: Die Industrialisierung ist keine historische Epoche. Vielmehr beschreibt der Begriff den rasanten technischen und gesellschaftlichen Wandel, den die „Spinni...
435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Industrialisierung und die Auswirkung auf die Wohnform: Die Industrialisierung ist keine historische Epoche. Vielmehr beschreibt der Begriff den rasanten technischen und gesellschaftlichen Wandel, den die „Spinning Jenny“ in der Mitte des 18. Jahrhunderts einleitete. Die so genannte „Industrielle Revolution„, nahm in England im Jahre 1780 ihren Anfang. Sie kennzeichnet vor allem den Übergang von der agrarischen zur industriellen Produktionsweise. Güter und Dienstleistungen wurden zunehmend maschinell erzeugt. Danach verbreitete sich die Industrialisierung zunächst in Europa und Nordamerika, später ab 1950 auch in Lateinamerika und Asien (Japan). Mit Ausnahme der Rohstoffgewinnung (Wolle, Milch..) sind in bestimmten Bereichen Industrialisierungs- prozesse aufgetreten. Diese betrafen besonders die Verarbeitung, die Dienstleistungen, die Freizeitwirtschaft und die Abfallwirtschaft. Warum die Industrialisierung ausgerechnet in England ihren Ausgangspunkt hatte, hängt mit einer Reihe von Faktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussten. Einige entstanden auch unabhängig voneinander. Sie begünstigten die Industrialisierung und schufen notwendige Voraussetzungen. 1) Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern besaß der König in England keine absolutistische Herrschaft. Diese war schon früh, zusammen mit der Grundherrschaft, gelockert worden. Auch der Zunftzwang war abgeschafft worden. Somit konnte sich der Handel freier ausbreiten, mehr Kapital konnte gebildet werden. Dies wiederum schaffte eine wesentliche Voraussetzung für technische Neuerungen, zum Beispiel die Dampfmaschine (James Watt). 2) Die englische Bevölkerung wuchs von 1780 bis 1900 von 8 Millionen auf 32 Millionen- Vervierfachung. Auch hier übertraf England andere europä- ische Länder, insbesondere Deutschland. Gründe für die Bevölkerungsexplosion waren der Rückgang der Kindersterblichkeit und der Seuchen. Aber auch eine gestiegene Lebenserwartung, eine verbesserte Hygiene und eine Zunahme der Stadtbevölkerung durch Abwanderung der Bauern. Die Abwanderung verstärkte sich, als dem Landadel und dem Bürgertum gesetzmäßig erlaubt wurde Bauernhöfe aufzukaufen und sie in ertragsintensive Großgüter zu verwandeln. 3) Diese besondere Abwanderungs Mobilität war nicht zuletzt der besseren Infrastruktur zu verdanken. England hatte die Bedeutung der Eisenbahn und der Wasserwege früher als andere Staaten erkannt. Dazu kam, dass die Heiratsverbote (Nachweis Ernährungsfähigkeit) wegfielen. Die Bevölkerungszunahme führte zu einer vermehrten Nachfrage nach gewerblichen Gütern, vor allem Textilien. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 4) England war, seit dem17. Jahrhundert, Europas größte Handelsmacht. Im Laufe der Jahre nahmen Welthandel und Schifffahrt noch an Bedeutung zu, sodass England die Ständeschranken lockerte. Somit konnte auch der Adel am weltweiten Handel teilnehmen (vorh. Handelszunft- Hanse- Städte/Großbürgertum). Eine günstige Voraussetzung waren die Rohstoffvorkommen in England wie Erz und Kohle (für Schienen, Heizmaterial Industrie…), aber auch Baumwolle und andere Rohstoffe aus den Kolonien (Indien..). Letztere wurden in den folgenden Jahren noch erweitert (Gewürze..). Das angesammelte Kapital und die niedrigen Zinsen des hoch entwickelten englischen Bankenwesens waren geradezu Wegbereiter der Industrialisierung. 5) Die Veränderungen der Anbaumethoden und die erhöhte Produktivität in der Landwirtschaft, führten zu einem gesteigerten Bedarf an industriellen Produkten (Maschinen, Geräte…). Es kam dadurch zu einer Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung. Diese Verbesserung/ Bedarf war es wiederum, durch die hervorragende Logistik und Ausbau der Eisenbahn und der Kanal- Wasserwege, dass Güter in alle Ecken des Landes transportiert und verkauft werden konnten. 6) Durch die abgewanderten Bauern erhöhte sich das Potential der Arbeitskräfte in den Städten. Diese mussten allerdings, wegen des Überangebots, zu niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten. 7) Bei der Durchsetzung der Industrialisierung hat die Erfindung und Verbesserung der Dampfmaschine einen erheblichen Anteil. Sie wurde zunächst für den Antrieb von Spinn- und Webmaschinen genutzt. Vorteile der Dampfmaschine waren die Unabhängigkeit von den Jahreszeiten und vom Standort, zum Beispiel ein Wasserlauf (Wasserrad- Transmission…). Später wurde die Dampfmaschine bei Lokomotiven, Schiffen und in der Eisenverarbeitung eingesetzt und stetig verbessert. Die positiven und negativen Auswirkungen der Industrialisierung traten schon bald zutage. Die Städte waren überfüllt, Kanalisation und Hygieneeinrichtungen hielten nicht mehr mit und es kam zu Choleraepidemien (Typhus..). Die Industrialisierung führte zwar zu Geburtenrückgang und zu einem Reichtum bestimmter Schichten, aber er trug auch zu einer wachsenden Umweltverschmutzung und letztendlich schon damals zur globalen Erwärmung bei. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Als der Engländer James Hargreaves 1764 seine „Spinning Jenny“ getaufte Erfindung anwirft, stößt er damit eine Bewegung an, die das Leben der Menschen weltweit grundlegend verändern wird. Die Spinning Jenny ist die erste industrielle Spinnmaschine in der Geschichte der Technik. Bild: Maschinenfabrik des Unternehmers Richard Hartmann in Chemnitz 1868- Hartmann war wichtigster Arbeitgeber in Sachsen (Dampfmaschinen, Lokomotiven, Spinnereimaschinen…) Bild: Transmission/ Flachriemen in einer Dorfschmiede Die nun mögliche Massenproduktion ermöglicht die Herstellung riesiger Kontingente an Waren. Immer größere Dampfmaschinen transportieren Güter, in immer größerer Zahl, schnell über weite Strecken. Der Ausbau der Eisenbahnnetze, der Bau großer Dampfschiffe und die Erfindung des Automobils und der Luftschifffahrt verändern den Warenhandel global. Auch für die Menschen wird das Reisen über lange oder kurze Wege immer einfacher. Weil sich der Arbeitskräftebedarf von der Landwirtschaft in die Fabriken verlagert, wird Mobilität für die Menschen zunehmend wichtig. Aus ländlichen Gegenden wandern immer mehr in die wachsenden Städte ab. Das verändert die soziale und ethnische Zusammensetzung in den Großstädten. Spannungen zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen, Armen und Reichen entstehen. Immer mehr Menschen leben unter schlechten Bedingungen auf immer engerem Raum. Gerade in der Anfangszeit des Industriezeitalters ist die durchschnittliche Lebenserwartung gering (36,5 Jahre). NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die Dampfmaschine (James Watt 1769) - sie war der Antrieb der Industriellen Revolution. Ohne sie wären Eisenbahn und Fabriken undenkbar gewesen. Bild: Dampfmaschine als Erntemaschine auf einem Maisfeld in England 1851 Frauen um 1800- wie alles begann Da die meisten Menschen in Fabriken arbeiten, werden die Lohnarbeiter zur größten sozialen Gruppe. Mit ihren ärmlichen Lebensverhältnissen, den gefährlichen Arbeitsbedingungen und langen Arbeitszeiten geben sich immer weniger Menschen zufrieden. Die Arbeiterbewegung entsteht. Dazu gehören die Arbeitervereine und die im 19. Jahrhundert entstehende Sozialdemokratie und der Kommunismus. Auch die Frauenbewegung erhält durch die Industrialisierung Zulauf. Da auch Frauen als Arbeitskräfte benötigt werden, nehmen sie nun immer öfter auch am öffentlichen Leben teil und gewinnen dadurch ein neues Selbstbewusstsein. Frauenbewegung siehe auch Rosa Luxemburg (1871 – 1919), Politikerin, Sozialdemokratin, geboren in Zamosc/ Polen. Clara Zetkin (1857 – 1933), Frauenrechtlerin, Sozialdemokratin, Herausgeberin. Baronin Karoline Perin-Gradenstein (1806 - 1888), Frauenrechtlerin Wien- Gründung des "Wiener demokratischen Frauenvereins" Der Philosoph und Ökonom Karl Marx war der Überzeugung, dass die Industriellen die Arbeiter ausbeuten und unterdrücken. Die Arbeiter sollten sich als politische Klasse begreifen und befreien, forderte er. Arbeiterbewegung siehe auch Karl Marx (1818 – 1883), Philosoph und Ökonom, geboren in Trier. Friedrich Engels (1820 – 1895), deutscher Ökonom, Philosoph, Herausgeber und Journalist. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit hatte die französische Revolution versprochen. Allerdings nicht für Frauen, wie diese recht schnell erkennen mussten. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als sich selber aufzumachen und um ihre Bürger:innenrechte zu kämpfen. Die gesellschaftlichen Veränderungen machen die politischen und wirtschaftlichen Eliten nervös: Wie sollen sie auf die Forderungen der Arbeiter und Frauen reagieren (zb. 16h/d)? Wie damit umgehen, dass die Wohnverhältnisse in den Städten immer katastrophaler werden? Der technologische Fortschritt und die neuen Erkenntnisse in den Naturwissenschaften erzeugen bei Unternehmern und Politikern eine neue Geisteshaltung: Wenn die Natur zu berechnen und Maschinen zu kontrollieren sind, dann müsste es doch gelingen, wissenschaftliche Erkenntnisse dazu zu nutzen, Ordnung in das soziale Chaos zu bringen. Experten sollen das soziale Chaos ordnen …..im Zuge der Industrialisierung entsteht nun auch ein neues Expertentum: Stadtplaner und Soziologen, Kriminologen und Mediziner werden zurate gezogen, um die industrialisierte Gesellschaft zu vermessen und ordnen. Experten ordnen auch das Wirtschaftsleben: Die Nationalökonomie entsteht. klassische Schule der Nationalökonomie- Sammelbezeichnung für die ökonomischen Auffassungen und Theorien, die hauptsächlich von bedeutenden englischen Ökonomen wie Adam Smith (* 1723, † 1790) entwickelt wurden. Die Theorien der klassischen Schule haben vor allem gemeinsam, dass sie vom wirtschaftlichen Eigennutz des einzelnen Menschen ausgehen und die Auswirkungen dieses Handelns auf das Gemeinwohl untersuchen. Smith sah damit den Egoismus des Menschen als treibende Kraft wirtschaftlichen Handelns an. Große Aufmerksamkeit widmete er dabei der sogenannten unsichtbaren Hand , d. h. dem Marktgeschehen als ordnender und regulierender Kraft- Selbststeuerung der Wirtschaft über Angebot und Nachfrage! Auch die Konsumgesellschaft entsteht letztlich nur, weil durch die industrielle Produktion Waren nicht mehr in Handarbeit, sondern mit Maschinen in großer Stückzahl günstig hergestellt werden. Dadurch sinken die Produktionskosten, während gleichzeitig die Produktivität steigt. Das Endprodukt wird günstiger und für die Masse erschwinglich. Die Produzenten entdecken die Konsumenten als Mitspieler im Wirtschaftskreislauf. Die Konkurrenz um den Konsumenten macht die Werbung zu einem eigenen Wirtschaftszweig. Industrialisierung in Österreich Österreich gehört zu den Ländern, die nur langsam und zögerlich an der Industrialisierung teilnehmen konnten, was dazu führte, dass ein Rückstand gegenüber anderen Ländern in Westeuropa entstand. Innerpolitische und wirtschaftliche Hürden NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen verhinderten zunächst, dass der Prozess sich in Österreich zeitgleich mit anderen Ländern in Europa ausbreiten konnte. Hürden der Industrialisierung in Österreich Zu den größten Hindernissen zählte unter anderem das Ansiedlungsverbot für Fabriken Anfang des 18ten Jahrhunderts (Maria Theresia). Dies verhinderte zunächst, dass sich industrielle Betriebe etablieren konnten. Außerdem lagen lange Kriegszeiten hinter Österreich, die für Kapitalknappheit sorgten und eine Inflation verursachten. Zudem bremste die Führung des Landes die Entwicklung (Absolutistisch). In der Zeit „des Vormärz“, welches die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1814 und der März- Revolution 1848 bezeichnet, ist es das Ziel von Franz I (absolutistischen Polizeistaat) mit seinem Kanzler Metternich die Industrialisierung mit allen Mitteln aufzuhalten. Die Devise war, dass alles so bleiben sollte wie es war und die industrielle Entwicklung das Land und die Traditionen vernichten würden. Damit wird ein äußerer Frieden repräsentiert und für den äußeren Schein aufrecht erhalten, der allerdings im Inneren durch Unterdrückung, Bespitzelung, Zensur hintertrieben wird. Trotzdem konnte die Industrialisierung in Österreich nicht aufgehalten werden. Autoren veröffentlichten ihre Werke im Ausland, was für viel Aufmerksamkeit sorgte. Die unterdrückten Bürger setzen sich im Hintergrund durch, die Zeit der Manufaktur („Betrieb“ mit handwerklichen Einzelfertigungen) ging langsam dem Ende zu. Das Bürgertum wurde mächtiger und wohlhabender, im Gefolge war die Arbeiterschaft. Der bisher mächtige Adel verlor mit der agrarischen Abhängigkeit der Bauern (Abwanderung in Fabriken..) an Bedeutung und Macht. Mitte des 19ten bis Anfang des 20ten Jahrhunderts wurde Österreich als industrialisierter Agrarstaat (Volkswirtschaft- landwirtschaftlich orientiert) bezeichnet. Die späte Industrialisierung in Österreich setzte im zweiten Weltkrieg wieder mit Gegenwehr ein. Der Beginn des Wandels und dessen Auswirkungen in Österreich Die Industrialisierung war im Land auf einige Standorte beschränkt (Mur-Mürz- Furche/Wasserweg- Eisenerz, südliches Wiener Becken und Rheintal-Vlbg/ Textil). In der Gründerzeit nach 1840 beginnt die verstärkte Industrieansiedelung in Wien, Böhmen und Mähren. Mitte des 19ten Jahrhunderts, nach der gescheiterten Märzrevolution, kam schließlich die Eingemeindung der Vorstädte, die ebenfalls in der Zeit des Vormärz verhindert werden sollte. Dem folgte der Zuzug vieler Menschen aus anderen Landkreisen. Dies führte dazu, dass Wien Anfang des 20. Jahrhunderts die fünftgrößte Millionenstadt wurde. Die große Bautätigkeit des wohlhabenden Bürgertums in Wien sorgt allerdings dafür, dass die Altstadt kaum noch erhalten ist, da die Industrieansiedelungen historische Gebäude und Kleinbetriebe vertreiben (Gebäudebedingungen der Industriehalle…). NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen = GRÜNGÜRTEL Bild: Wien Stadtzentrum in der ersten Hälfte des 19. Jhdt und in der 2. Hälfte-1850 nach Bebauung des Rings In Österreich beginnt die Industrialisierung mit der Gründung der Spinnerei Pottendorf /Nö südl. Wien 1801; sie war damals die größte Spinnerei auf dem Kontinent; in Vorarlberg beginnt die Industrialisierung um 1820 und in OÖ um 1830 ebenfalls auf dem Textilsektor; 1843 gibt es in Österreich bereits 559.000 Spindeln, davon 387.000 in NÖ, 151.000 in V. und ca. 17.000 in OÖ. März 1848- Wien: „Maschinensturm“ die Maschinen sind schuld an den misslichen sozialen Lagen- Ausbeutung, keine Arbeit- kein Brot. In Wien werden etliche Fabriken gestürmt und zerstört, es gibt etliche Tote und Verletzte. Der Aufstand wird nieder- gerungen, Bürgertum und Studenten unterstützen das Militär gegen das Proletariat! Wohnungsnot in den Städten In anderen österreichischen Städten beschränkte sich die verstärkte Ansiedlung auf die Vorstädte, so dass dort die Innenstädte verschont blieben und bis heute die Altstädte erhalten sind. Im Laufe der folgenden Industrialisierung in Österreich, führte der Zuzug aus ländlichen Gegenden auch in anderen Städten zu erheblichen Konsequenzen. Die Städte und Vorstädte wurden personell überschwemmt, so dass allerorts eine große Wohnungsnot entstand. Zu dem entwickelten sich eine Wirtschaftskrise und eine hohe Arbeitslosigkeit (mehr Zuzug als Arbeit), da noch nicht genügend Industriebetriebe angesiedelt waren (Kapazität..). Die Folge war der sprunghafte Anstieg von Kriminalität. Die Industrialisierung hatte zur Folge, dass kleine Gewerbetreibende und Handwerker, die bisher ein gutes bis sehr gutes Auskommen hatten, ihre Selbständigkeit aufgeben mussten und verloren. Sie mussten Arbeiten zu niedrigen Löhnen annehmen, um überhaupt überleben zu können. Die Manufaktur verlor während der Industrialisierung NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen immer mehr an Bedeutung, bis diese schließlich beinah ganz verschwunden war. Zur Zeit der Industrialisierung vollzog sich zum ersten Mal die Trennung von Arbeiten und Wohnen. In den Fabriken herrschten außerdem unmenschliche Arbeitsbedingungen. Ein 14 Stundentag war die Regel und Sonntage, damit die Sonntagsruhe, gab es nicht mehr. Die Löhne hielten sich am unteren Existenzminimum, so dass selbst Kinderarbeit in Kauf genommen werden musste, um die Familie überhaupt am Leben zu erhalten. Im Bergbau wurden Kinder sehr gern als Arbeitskräfte eingesetzt, da diese auch in kleinere Schächte passten und auf diese Weise Kosten gespart sowie mehr Gewinn gemacht werden konnte. (größerer Schacht/Grubendimension- mehr Kosten..) Neue Haushaltsformen der beginnenden Industriegesellschaft: Bürgerlicher Haushalt (Groß-, Kleinbürgerlicher Haushalt) versus Proletarischer Haushalt Ländlicher Haushalt (Vorindustriell)---bleiben bestehen Adeliger Haushalt (Vorindustriell)---bleiben bestehen Bild: Weber- Kellermann 1996:124 Bild: Asmus 1982:188 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die Wohnungsfrage – Arbeitersiedlungen und Großstadtelend. Arbeiterwohnen im 19. Jahrhundert ist Wohnungselend in den Industriestädten- das Leben erfolgt in sogenannten Mietskasernen (klein, überwacht, anonym). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1850) wurde Aufgrund sozialer und hygienische Mängel eine verstärkte Kritik am gründerzeitlichen – „liberalen Städte- und Wohnungsbau“ laut. Diese Kritik orientierte sich in zwei grundsätzliche Richtungen: 1)Ablehnung der Großstadt – 2)Akzeptanz der Großstadt als Lebensform Großstadtkritik -Nicht-großstädtische Siedlungsformen: -Verbesserung der Wohnverhältnisse in der Großstadt -Gartenstadtidee (utopische Sozialisten, E. -Rechtliche Rahmenbedingungen, Howard: Garden Cities of Tomorrow) Zonenpläne, Verbesserung der technischen und sozialen Infrastruktur (Bauordnungen..) -Einfluss auf Siedlungen (der Moderne), -Spezialisten wie Ingenieure und selten ganze Städte Verwaltungsfachleute (Otto Wagner) Veränderung der Typologie des Mietshauses: Straßenhöfe statt Hinterhöfe, größere Innenhöfe - in Deutschland vor allem durch genossenschaftlichen Wohnungsbau Bruno Taut, einer der bedeutendsten deutschen Architekten und Städtebauer dieser Zeit, sah als Lösung für die gründerzeitlichen Mietskasernen nur: dass "man dazu schreiten werde, sie niederzureißen" Taut: „Wie man einen Verbrecher nicht durch Strafe bessern kann, so auch nicht die Stadt durch Pläne, sondern nur dadurch, dass man aus dem Nebeneinander ein Zusammenleben, eine Gemeinschaft macht“ Schöne neue Welt: Die Gartenstädte Schmutzig, eng, dunkel und muffig. So waren im 19. Jahrhundert viele Arbeiter- wohnungen in den Großstädten. Einige Stadtplaner und Architekten meinten, dass die Menschen nicht nur in größeren Wohnungen, sondern auch in einer erholsamen und schönen Umgebung leben sollten. Die Idee der Gartenstadt (ursp. England) war geboren. (Ebenezer Howard 1850-1928) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Entstehung der Siedlerbewegung Genossenschaftswesen Wien 1872 Gründung des „Wiener Cottage Verein“: Errichtung von noblen Häusern und Eigentumswohnungen (Cottage- engl. Landhaus mit Garten) 1886 Einfamilienhaussiedlung des „Vereins für Arbeiterhäuser“ in Wien 10. (10% Baukostenbeitrag → nur für Facharbeiter) 1898 Generalregulierungsplan: „Weg von den Mietskasernen hin zum Kleinhaus“ 1914 1. Weltkrieg → Erliegen der Entwicklung Konsum, Kultur und Unterhaltung Weltausstellungen- (erste in London 1851, Glaspalast/ Arch Joseph Paxton) waren Leistungsschauen der Industrienationen für die Allgemeinheit. Die Werke der Ingenieurskunst, der Kunsthandwerke, Glaspaläste und neue Erfindungen zogen ein staunendes Publikum an. Überall in der jeweiligen Gastgeberstadt gab es Neues zu entdecken, Besucher und Einheimische bestaunten und feierten die neuen Möglichkeiten. Auch Künstler beschäftigten sich mit der Industrialisierung. Manche waren fasziniert von der Ästhetik der Stahlproduktion (Leichtigkeit, Filigranität..). Andere Künstler, etwa die Expressionisten (Kandinsky, Klee, Marc, Munch..) beobachteten die industrialisierte Gesellschaft mit ihrem Materialismus eher kritisch. Ingenieure galten im 19. Jahrhundert auch als Künstler. Viele Menschen bewunderten ihre massiven oder fragilen und schwindelerregenden Konstruktionen. Ein Beispiel für ein solches Kunstwerk ist der Blackpool Tower (Arch James Maxwel 1899). Die Stahlkonstruktion war ein Vergnügungsort mit Aquarium, Garten und Tanzsaal. Mit einem Lift (Erfinder- Elisha Graves Otis) konnten Besucher alle paar Minuten auf bis zu 131 Meter Höhe fahren. Noch heute ist der Turm eine Attraktion. Erst durch den Einsatz von Liftanlagen konnte Höhe ökonomisch überwunden werden! Weltausstellung 1889 Paris, Entstehung des Eiffelturmes. „Quelle:-Zeit-online“; TU Wien- FB Soziologie Empfohlene Fachliteratur: Österreichische Industriegeschichte GmbH (Hg.), Österreichische Industriegeschichte, 3 Bde, Wien 2003. Ernst Bruckmüller, Sozial-Geschichte Österreichs, Wien-München 1985 Roman Sandgruber, Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1995 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN