50s Wirtschaftswunder - Nierentisch PDF

Summary

This document analyzes the dramatic post-World War II economic surge, often dubbed the "Wirtschaftswunder", in Western Europe. It discusses the factors contributing to the boom, such as technological advancements, declining energy costs, growth-oriented economic policies, and American aid programs like the Marshall Plan. The document also examines the impact on architecture, specifically how the construction of new housing contrasted with previous styles like those exemplified by National Socialism. It highlights the practical and functional design elements that became characteristic of post-war residential and commercial buildings.

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435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 50s -Wirtschaftswunder- Nierentisch Die Wirtschaft der westlichen Welt erlebte nach dem 2.Weltkrieg einen enormen Aufschwung, der unter der Bezeichnung „Wirtschaftswunder“ in die Geschichte einging....

435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 50s -Wirtschaftswunder- Nierentisch Die Wirtschaft der westlichen Welt erlebte nach dem 2.Weltkrieg einen enormen Aufschwung, der unter der Bezeichnung „Wirtschaftswunder“ in die Geschichte einging. Möglich wurde diese unerwartet rasche, positive Wirtschaftsentwicklung durch verschiedene Faktoren: den technischen Fortschritt, die rasch sinkenden Energiepreise, die wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik und die amerikanischen Hilfsprogramme, insbesondere das ERP-Programm („European Recovery Program“) oder die so genannte Marshallplan-Hilfe, die 1947 durch den amerikanischen Außenminister George Marshall angeregt worden war. Dieser wirtschaftliche Fortschritt endete erst 1973 mit der beginnenden Ölkrise. Österreich konnte am Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit voll teilhaben. Die Wirtschaftshilfe, die Währungsreform 1947, die Anfänge der Sozialpartnerschaft in den fünf Lohn-Preis-Abkommen (1948–1951) und der Raab- Kamitz-Kurs ab 1953 trugen entscheidend zur Stabilisierung von Währung und Wirtschaft und zur Etablierung einer marktwirtschaftlichen Ordnung in Österreich bei. Raab-Kamitz-Kurs, ein ordoliberales Konzept, mit dem es gelang, die Staatsverschuldung von 60 auf acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu senken. Er bekam mit einer Politik des knappen Geldes die Inflation von 28 Prozent in den Griff und öffnete die Exportmärkte durch Haftungen des Bundes. Der Ordoliberalismus sieht in einer politisch gesetzten Rahmenordnung, dem Ordo, die Grundlage für funktionierenden Wettbewerb; Stahl und Beton: modernes Design Die Architektur der Nachkriegszeit und der 50er Jahre erteilte den monumentalen Bauten der Nationalsozialisten eine deutliche Absage. Sie schloss sich dem Stil der 20er und 30er Jahre an. Wichtigste Vertreter der Architekten waren Gropius, Mies van der Rohe und Le Corbusier Walter Gropius hatte den so genannten Bauhausstil begründet, der vor allem die Moderne und die Sachlichkeit betonen wollte. Auch Mies van der Rohe zählt zu den Architekten des Bauhauses. Nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten waren die beiden Architekten auch dort ziemlich erfolgreich (siehe Modernes Wohnen-Möbeldesign). Wohnraum hatte Vorrang Im privaten Wohnungsbau ging es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erst einmal darum, überhaupt Wohnraum zu schaffen. Ein großer Teil der Wohnungen waren zerstört, die Innenstädte zerbombt und Tag für Tag strömten immer mehr Flüchtlinge in die Städte. Hier musste man möglichst schnell reagieren. Mit wenig Geld möglichst viele Wohnungen zu bauen, so lautete die Maxime. Für besondere Experimente in architektonischer Hinsicht blieb da wenig Zeit. So entstanden recht schnell vier- bis achtstöckige Wohnhäuser, in denen möglichst viele Menschen Platz finden sollten. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Daneben gab es natürlich auch Privathäuser, die von Architekten im Stil des "Neuen Bauens" entstanden. Design an Geschäfts- oder Verwaltungsgebäuden An Kunst, Design und moderne Architektur dachte man dabei nicht vordergründig. Dies blieb in erster Linie dem Bau von öffentlichen Gebäuden oder auch neuen Geschäftsbauten vorbehalten. Diese Gebäude waren sehr funktional gestaltet und besaßen einfache Formen. Die Hochhäuser, waren meist sehr schlank und an großen Glasfassaden erkennbar. Hier wurde der Unterschied zu den Monumentalbauten (massiv-schwer) der NS-Architektur am deutlichsten. Diese neuen Gebäude ähnelten den Bauten aus den USA der 30er und auch 40er Jahre (Glasfassaden vor STB- Skelettkonstruktion). Stahl und Beton waren gefragt Stahl, Beton und Glas waren die wichtigsten Baustoffe für Büro- oder auch Verwaltungsgebäude. Hieraus entstanden dann auch Großraumbüros, in denen sich die Wände verschieben ließen (Mies v d Rohe, Corbusier) und die man bei Bedarf unterteilen konnte. Die große Wohnungsnot Anfang der 50er Jahr sollte aber das größte Problem bleiben. Die soziale Not verlangte in erster Linie, dass praktisch und günstig gebaut wurde. Quadratisch, praktisch und gut - so wurde gebaut Heute empfinden wir diese Art von Architektur als rational- funktional. Damals war es eine völlig neue Art zu bauen und viele Menschen wünschten sich Wohnungen in diesen neuen Vierteln. Am Wiederaufbau des Hansaviertels/ Hamburg waren viele moderne Architekten, wie Walter Gropius und Le Corbusier, beteiligt. Die Neue Vahr im Bremen ist ebenfalls ein gutes Beispiel für ein Neubaugebiet, das außerhalb des Stadtkerns im typischen Stil der 50er und 60er Jahre erbaut wurde: Quadratisch, praktisch und gut. Österreich Das erste von der Gemeinde Wien errichtete Wohnhochhaus war „Das Matzleinsdorfer Wohnhochhaus“ 1954-57, eine sehr moderne Wohnhausanlage mit zwei Liften sowie bereits Müllschluckanlage, setzte Standards im Wiener Wohnbau. Mit damals 108 Wohnungen (41-83m²), 15 Geschäftslokalen, einer Terrasse und einem Tanzcafé sollte es das Zentrum der Margaretner Wohnhausanlage Theodor-Körner-Hof bilden. Die größte Wohnhausanlage Margaretens entstand auf dem ehemaligen Heu-, Stroh- und Pferdemarkt und enthält trotz dichter Verbauung großzügige Grünflächen. Mit dem Bau des 60m hohen Bauwerks setzte man ein sichtbares Signal für eine ,Aufwärtsbewegung‘!; Architekten: Ladislaus Hruska, Kurt Schlauß NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Bild: Hochhaus Matzleinsdorferplatz; Bild: Hochhaus des Mannesmann-Konzerns in Düsseldorf Verein Sand & Zeit, [email protected] 1956 bis 1958 Architekten Egon Eiermann und Paul Schneider-Esleben Kochen - Schlafen - Wohnen auf 50m² Wie sah eine Wohnung der 50er Jahre aus. Wie war sie eingerichtet und wo und wie schlief man? Entwicklung und Einsatz von Kunststoff…………. Praktische Einbauküchen In der Küche ging es in erster Linie darum, dass Platz gespart wurde. Die neuen Einbauküchen waren nicht unbedingt schön, aber funktional. Sie erfüllten ihren Zweck. So wurden sie mit Kunststofffronten ausgestattet, die leicht zu reinigen waren. Das nannte man "pflegeleicht". Doch sollte die Küche auch freundlich und hell wirken, deshalb gestaltete man die Einbauküchen oft in Pastellfarben. Viele Hersteller warben damit, dass ihre Küche auch in den kleinsten Raum passen würde. Platzsparend mussten die Möbel sein Beliebt waren Klapp- und Schrankbetten, die vor allem auch in den Kinderzimmern Platz fanden. So konnte man in einem Raum tagsüber wohnen/leben und in der Nacht - wenn das Bett dann ausgeklappt war - schlafen. Das Bettzeug verstaute man im Schrank. In den neuen Wohnungen ging es recht eng zu. Bei den Planungen waren circa 50m² für eine Familie mit zwei Kindern vorgesehen. So stellte sich die Möbelindustrie auf diesen geringen Platz ein und baute dementsprechende Möbel für den kleinen Wohnraum. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Während sich ein Teil der Bewohner modern einrichtete und vor allem die neuen klaren und schmalen Formen an Möbeln bevorzugte, gab es gleichzeitig einen Trend, der „Antikes“ bevorzugte. Große schwere Möbel waren ebenfalls in den 50er, aber auch noch in den 60er und 70er Jahren beliebt. (Gelsenkirchener Barock-Stil) TULPENLAMPE KOBOLD - STAUBSAUGER - NIERENTISCH COCKTAIL SESSELL- Bild: Kombination schwerer Schrankwand und 50er Jahre typische Cocktailsessel. © heimatmuseum-lutter Nierentisch und Tütenlampe Ein Tisch wie eine Niere? Ein Symbol für die 50er Jahre war der so genannte Nierentisch. Dieser hatte die Form eben einer Niere und war ohne Ecken und Kanten, man sagt auch asymmetrisch, also entgegen jeglicher Symmetrie und Ordnung. Die Beine des Tisches waren meist schräg nach außen gestellt. Warum fand man in den 50ern diese Form als schön? Der Nierentisch war einfach ganz anders Die Menschen wollten anders wohnen und sich anders einrichten als zuvor, als die "gute Stube" mit Möbeln überladen und oft nur an Sonntagen genutzt wurde. Schwer und düster wirkte so manches Wohnzimmer. Jetzt wollte man es hell und freundlich und oft auch einfach bunter- moderner. So grenzte man sich auch von den strengen- dunklen Formen ab, die im Nationalsozialismus vorherrschten. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Man suchte nach etwas Neuem und daraus entstand unter anderem der Nierentisch. Dieser Tisch prägte die Zeit bis in die 70er Jahre hinein. Entweder war er aus Vollholz oder man belegte ihn zusätzlich mit Glas- Kunststoff und Steinmosaiken. Dadurch wirkte er bunter und freundlicher. Ebenso zur Wohnungseinrichtung der 50er zählten die so genannten Tulpenlampen. Ab Mitte der 50er saß die Familie am Couchtisch Versammelte man sich in der ersten Hälfte der 50er Jahre noch um den Esstisch, so kamen in der zweiten Hälfte Couchgarnituren auf. Davor stand oft wiederum ein Nierentisch auf Höhe der Couch. Das war schon fast revolutionär und hing mit der Entwicklung des Fernsehens zusammen. Saß vorher die Familie am Ess- oder am Küchentisch und lauschte dem Radio, so hockten jetzt alle auf der Couch und schauten in die „Röhre“- sie schauten fern. Das war etwas ganz Neues, denn zu Beginn der 50er Jahre hatten nur wenige Familien einen Fernsehapparat (wenn dann SW). Beliebt waren auch sogenannte Cocktailsessel, die man dann zu einer Sitzecke gruppierte, dazwischen stand meist der Nierentisch. Daneben oftmals eine Tütenlampe auf nierenförmiger Fußplatte, die „Tüten“ waren meist aus Kunststoff (Plexiglas). Tapeten mit Mustern waren der Hit Weiße Wände waren oftmals nicht zeitgemäß. Die Wände schmückten meist Tapeten mit geometrischen Mustern - die der zeitgenössischen Malerei nachempfunden wurden. Sie schmückten nicht nur die Wände, sondern auch Vorhänge oder Polstermöbel. Diese Muster machten die ohnedies schon kleinen Zimmer noch winziger. An den Wänden hingen Bilder, oft waren es Reproduktionen zeitgenössischer Künstler (Miró , Chagall…). Die Wohnungen in den 50er Jahre wirkten oft leer, obwohl sie meist recht klein waren. Mittlerweile gab es Bücherschränke, aber nur wenige Bücher (für die Optik). Im unteren Teil der teils transparenten Schränke wurde meist das gute Geschirr verstaut, für bestimmte Festlichkeiten. In den Essbereichen wurde die Kredenz postiert- ebenfalls meist als Auslage für das schöne Geschirr. Die Stuhlpolsterungen waren oft gepunktet oder hatten schwarz-weiße Plastiküber- züge - abwaschbar und pflegeleicht. Die Böden waren aus Kunststoff (PVC-Böden), oft auch in roter oder gelber Farbe, gerne auch schwarz oder wiederum mit intensiven Mustern. Alles, was irgendwie verschmutzen konnte, wurde bestmöglich vermieden oder dahingehend geschützt (überzogen, lackiert, plastifiziert…). NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen LEER- OPTIK PVC-BODEN KREDENZ KUNSTSTOFFTULPEN NIERENTISCH mit MESSINGKANTEN TULPENLAMPE mit NIERENBASIS Bild: moebel-zuerich, 50er Tüten-Stehlampe-434x434.jpg Bild: de.dawanda.com; 50er Nierentisch TAPEN- VORHANG Bild:spoonflower.com, 50er-jahre-stoffe NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Architekten & Designer der 50er Ray&Charles Eames, Amerika (1907-1978) Durch Technik des Verbiegens von Schichtholz unter Dampf (Fa. Thonet- Bugholz..) leiteten sie verschiedene Möbelentwürfe ab. Später entwarfen sie Möbel aus glasfaser- verstärktem Kunststoff (GFK- siehe auch Verner Panton) und aus Aluminiumguss. Bild: IKEA Bild: Wikipedia- Sperrholz-Stuhl Bild: Wikipedia- Lounge Chair Bild: Wikipedia- Plastic Armchair Gio Ponti, Italien (1891-1979) Stuhl Superleggera 669 für Einrichtungshaus Cassina. Dieser ist mit seinen 1,7 Kilogramm bis heute einer der leichtesten Holz- Stühle. Gestell in Esche natur oder weiß bzw. schwarz lackiert mit einer Sitzfläche aus „Spanischem Rohr“ (Schilf) KUNSTLEDER Bild:awmagazin.de; stuhl-superleggera-gio-ponti.jpg Bild:static.turbosquid.com; Via Dezza Stuhl, DHQ.jpg NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Eero Saarinen, Finne (1910-1961) Der Stuhl 151 hat die glatten Linien der Moderne und wurde in seinerzeit experimentellen GfK-Materialien gefertigt. Charakteristisch für diese Serie ist die Reduzierung der tragenden Konstruktion auf einen zentralen StützfußWeinglas. Eero Aarnio 1966- ball chair GFK SCHALE Bild: Wikipedia - Tulpen-Stuhl, ohne Armlehne Modell 151 Bild:einrichten-design.at; ball_chair_sessel_11_jpg.jpg_2.jpg Arne Jacobson, Däne (1902-1971) Im Gegensatz zu seinen architektonischen Arbeiten orientierten sich viele seiner Design- Projekte stark an organischen Formen. Jacobsen entwickelte hieraus an die Formensprache abstrakter Kunst erinnernde Objekte, die sich durch eine prägnante und klare Gestalt auszeichneten. Seine Entwürfe folgten dem Stil des Funktionalismus Bild:mow.de;Die Ameise 3101 -schwarz.jpg Bild: dorotheum.com; Egg-chair-mod.-3316.jpg Bild:ChristosVittoratos,Poulsen Lamp.jpg Lamp.jpg NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Max Bill, Schweiz (1908- 1994) Wie kaum ein anderer trug Max Bill mit Gründung der HfG Ulm dazu bei, den Bauhaus- Gedanken fortleben zu lassen. Sein Ulmer Hocker und die Junghans-Uhr gelten bis heute als innovativ und zeitlos schön. Bild:bauhaus100.de;Bill_Max_Ulmer_Hocker.jpg Bild: bauhaus100.de, Bill_Max_Junghans_Uhren_Kuechenwanduhr.jpg Otl Aicher, Deutschland (1922- 1991) Als Wegweiser des Corporate Designs des 20. Jahrhunderts galt er als elementar und kompromisslos. Zwei Dauerthemen des deutschen Designs, Minimalismus und System, wurden durch ihn maßgeblich geprägt. (…gilt als Pabst des Greifens- ergonomische Griffe) „4 Gebot des Greifens“ 1 Daumenbremse 2 Zeigefingerkuhle 3 Ballenstütze 4 Greifvolumen Bild:Griffstudien für FSB Otl Aicher Bild:Pktogamstudie für Olympia-München 1972 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Dieter Rams, Deutschland (1932- dzt 92) Dieter Rams ist ein deutscher Industriedesigner der Moderne. Ziel seiner Entwürfe ist die Klarheit der Form, Materialgerechtigkeit und einfache Bedienbarkeit. Bild: pamono.com; zapf-sessel-vitsoe-1960er-1.jpg Türgriffe für FSB 1138 Verner Panton, Däne (1926- 1998) …gehört zu den wichtigsten und innovativsten Gestaltern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Lauf seiner langen Karriere hat er ein umfangreiches und vielgestaltiges Werk geschaffen, in dem sich seine Vorliebe für GfK, mit meist kräftigen Farben und sein virtuoses Spiel mit geometrischen Grundformen bzw. -figuren manifestiert. Panton Chair-erste Serienproduktion 1967 aus kaltgepresstem, glasfaserverstärktem Polyesterharz, farbig lackiert. Bild: verner-panton.com; PantonChair Scan_2.jpg Bild: Cone Chair NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Kunststoff- Entwicklung: Die erste Phase, der Beginn des Bauens mit GFK, beginnt mit der Entwicklung der glasfaserverstärkten Kunststoffe 1942 und geht bis 1959. In dieser Zeit wurden das Material und die Herstellungstechnologien entwickelt und erste Anwendungsgebiete im Bauwesen (Fassaden) gefunden. Anfänglich dienten Kunststoffe als Ersatz für seltene und daher teure Naturprodukte. Durch die Entwicklung zahlreicher verschiedener Kunststoffarten bildete sich aber schnell ihre Selbstständigkeit heraus. Wurde zum Beispiel das Bakelit zunächst als Ersatz für das Horn der Billardkugeln eingesetzt, verwendete man es schon bald als Gehäuse neuer Elektrogeräte und für Geschirr (Fa. Berker- Schalterserie; Tupperware…). BERKER -LICHT WÄHLSCHEIBEN RADIO- DREHSCHALTER TELEFON VOLKSEMPFÄNG DREHSCHALTER ER ……Hitlers „Volksempfänger“ (Propaganda- Radio) hätte ohne den Kunststoff (herstellungsgünstig) nicht eine derartige Verbreitung finden können: 1933 sind die ersten 100 000 Radioapparate nach nur acht Stunden ausverkauft. Die Thermo- und Duroplaste wurden durch die chemische Industrie hauptsächlich für Produkte mit hoher Qualität und einer Gütesicherung eingesetzt, um diese Produkte gegenüber traditionellen Materialien langfristig konkurrenzfähig zu nutzen. Die Vorteile von Kunststoffen für Gebrauchsgüter waren ihre Leichtigkeit und Färbbarkeit, sie machten weniger Lärm und rosteten nicht und waren hygienischer. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchten alle Materialhersteller/ Industrie zivile Anwendungen, um ihre Produktionskapazitäten erhalten und erweitern zu können. Auch die Chemische Industrie propagierte ihre neuen Anwendungen sehr stark in der Fach- und Allgemeinen Presse. Ein regelrechter Boom an zivilen Nutzungen aller Kunststoffe überschwemmte die Märkte. Die Aufbruchstimmung der 1950er Jahre brachte einen unvergleichlichen Optimismus mit sich, der sich innerhalb der Gesellschaft in der Mode, im Design und in der Architektur ablesen ließ. Vor allem der Umgang mit farbigen, organischen Formen schien die Zeit des Krieges vergessen lassen zu wollen. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die Verwendung der farbenfrohen, leichten Kunststoffe spiegelt diese Fröhlichkeit wider. Die Werbung suggerierte ein glückliches, sorgenfreies Leben durch die verschiedenen Ausstattungs- Technikgegenstände und Inneinrichtungen aus Kunststoff Etwa ab 1950 versuchten US. amerikanische und europäische Chemiefirmen auf dem Baumarkt Fuß zu fassen. In Europa herrschte aufgrund der Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges ein großer Bedarf an Wohnraum (allein in der damlg. BRD 4,9 Millionen Wohneinheiten) aber auch an Industriebauten, Büroflächen und öffentlichen Einrichtungen. Den Architekten und Ingenieuren standen für den Aufbau nun wieder alle Materialien (Stahl, Beton, Glas..) zur Verfügung, denn die Produktion aller Baustoffe war wieder angelaufen und auf eine ausreichende Absatzmenge gebracht worden. TUPPERWARE GEFÄSSE FUTURO HAUS von SUURONEN Bild: Tupperware-Party im Florida der 50er-Jahre Bild: Futuro-Haus von Matti Suuronen, 1968 FAHRZEUG KAROSSERIEN Bild: Trabant P 50/1958 -Duroplast=faserverstärkter Kunststoff Bild: Corvette C1/1953- glasfaserverstärkter Kunststoff Die freieren Formmöglichkeiten des GFK, die Wasserdichtigkeit, aber vor allem die freie Einfärbbarkeit machte ihn in den 1950er Jahren für Bastler in den USA, speziell in Kalifornien, interessant, die Surfbretter, Bootsrümpfe oder hübschen kleinen Go-Karts / Buggys selbst herstellten. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Quelle Kunststoff: Die Pionierphase des Bauens mit glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK); 1942 bis 1980; DI.Pamela Voigt 1976 Verner Panton - Space Time Matter; Danish Design Center; Jens Bernsen 2003 Verner Panton: Die gesammelten Werken ; Horsfeld , Hvidberg-Hansen , Birkelbach , Epple 2001 Made in Denmark: Formgestaltung seit 1900; Thormann, O. 2018 Stuttgart: Arnoldsche. Quelle: Le Das Wirtschaftswunder: Forum Oö Geschichte Möbeldesign des 20. Jahrhundert: Taschen Verlag GmbH & Co KG MODERN WOHNEN: Möbeldesign und Wohnkultur der Moderne; Rudolf Fischer u. Wolf Tegethoff, Geb. Mann Verlag Die Pionierphase des Bauens mit glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK); 1942 bis 1980; DI.Pamela Voigt 1976 Verner Panton - Space Time Matter; Danish Design Center; Jens Bernsen 2003 Verner Panton: Die gesammelten Werken ; Horsfeld , Hvidberg-Hansen , Birkelbach , Epple 2001 Made in Denmark: Formgestaltung seit 1900; Thormann, O. 2018 Stuttgart: Arnoldsche. Empfohlene Fachliteratur: Andersen, Arne: Der Traum vom guten Leben. Alltags- und Konsumgeschichte vom Wirtschaftswunder bis heute. 1997 Euler, Andrea: "Ihr Tischler macht’s persönlich…" Wohnen mit oberösterreichischen Möbelherstellern. In: Euler, Andrea (Red.): Wie wir wohn(t)en. Alltagskultur seit 1945. (Buchpublikation erschienen zur gleichnamigen Ausstellung im Schlossmuseum Linz vom 22. Mai bis 26. Oktober 2005). 2005. Prskawetz, Walter: Der Traum von der Freiheit. Auto und Motorisierung in den fünfziger Jahren. In: Jagschitz, Gerhard (Hg.): Die "wilden" fünfziger Jahre. Gesellschaft, Formen und Gefühle eines Jahrzehnts in Österreich. 1985 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN

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