Untitled

Choose a study mode

Play Quiz
Study Flashcards
Spaced Repetition
Chat to Lesson

Podcast

Play an AI-generated podcast conversation about this lesson

Questions and Answers

Welche der folgenden Maßnahmen ist KEINE adäquate Vorgehensweise bei der initialen Behandlung eines Patienten mit Anorexia nervosa und ausgeprägter Kachexie, um das Risiko eines Refeeding-Syndroms zu minimieren?

  • Rasche Rehydratation mit großen Flüssigkeitsmengen, um den Volumenmangel schnell auszugleichen. (correct)
  • Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz und der Vitalparameter zur frühzeitigen Erkennung von Komplikationen.
  • Langsamer und stufenweiser Aufbau der Nährstoffzufuhr, beginnend mit niedriger Kalorienzufuhr.
  • Engmaschige Ãœberwachung der Serumelektrolyte (Na, K, Mg, Ph) und des Blutzuckerspiegels.

Eine Patientin mit Anorexia nervosa befindet sich in stationärer Behandlung. Welche der folgenden Kriterien indiziert am ehesten die Notwendigkeit einer Ernährung über eine Magensonde?

  • Eine stabile Nahrungsaufnahme mit Zusatznahrung bei einem Gewicht, das weniger als 1 kg unter dem Sollgewicht liegt.
  • Eine Verbesserung des Essverhaltens und die erfolgreiche Teilnahme an Kochgruppen.
  • Eine Gewichtszunahme von 600g pro Woche unter oraler Ernährungstherapie.
  • Ein Gewichtsverlust von mehr als 1 kg unterhalb des Sollgewichts trotz angepasster Trinknahrung und gleichzeitiger Nahrungsverweigerung. (correct)

Welche der folgenden Interventionen ist NICHT primär auf die Förderung der psychosozialen Integration und Rehabilitation von Patienten mit Essstörungen ausgerichtet?

  • Die Integration in schulische oder berufliche Aktivitäten zur Förderung von Normalität und sozialer Teilhabe.
  • Die Teilnahme an einer Körperbildgruppe zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung und Akzeptanz.
  • Die Teilnahme an soziotherapeutischen Maßnahmen zur Unterstützung im Alltag und zur Stärkung sozialer Kompetenzen.
  • Die Verordnung von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) zur Behandlung von Begleitsymptomen. (correct)

Ein multimodales Therapiekonzept bei Anorexia nervosa umfasst verschiedene Therapieansätze. In welcher Reihenfolge würden Sie die Eskalationsstufen der Therapieziele setzen, um einen langfristigen Therapieerfolg zu gewährleisten?

<p>Normalisierung des Essverhaltens → Gewichtszunahme → Psychosoziale Integration → Körperbildakzeptanz. (A)</p> Signup and view all the answers

Wie sollte die Gewichtskontrolle im Rahmen des Gewichtsmanagements bei Anorexia nervosa idealerweise erfolgen, um sowohl die Compliance des Patienten zu fördern als auch valide Daten zu erhalten?

<p>Gewichtskontrolle 1-2x pro Woche per Zufall, auf derselben Waage, in Unterhose, mit Bestimmung des spezifischen Gewichts des Urins. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden intrafamiliären Interaktionsmuster würden am ehesten eine stationäre Aufnahme eines Jugendlichen mit Anorexia nervosa gemäß den Kriterien der Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg indizieren?

<p>Offene Ablehnung des Krankheitsbildes durch einen Elternteil bei gleichzeitiger Überprotektion durch den anderen Elternteil, was zu chronischen Konflikten führt. (B)</p> Signup and view all the answers

Unter welchen Umständen wäre der Einsatz eines Haptikanzugs (Neopren) als therapeutische Intervention bei Anorexia nervosa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg am wenigsten indiziert?

<p>Zur alleinigen Behandlung somatischer Komplikationen, um die Notwendigkeit einer Gewichtszunahme zu verschleiern. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche spezifische Konstellation von Komorbiditäten würde die größte Herausforderung bei der Behandlung von Anorexia nervosa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg darstellen?

<p>Anorexia nervosa in Verbindung mit einer Zwangsstörung, insbesondere solchen mit rigiden Regeln bezüglich Ernährung und Bewegung, sowie einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mit selbstverletzendem Verhalten. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche Maßnahme wäre am wenigsten geeignet, um die Compliance bzw. Adhärenz bei einem Jugendlichen mit Anorexia nervosa zu fördern, insbesondere wenn sowohl Eltern als auch Patient initial geringe Motivation zur Therapie zeigen?

<p>Die sofortige Konfrontation des Patienten mit den potenziellen somatischen Konsequenzen der Anorexie, um Angst als Motivator für die Therapie zu nutzen. (A)</p> Signup and view all the answers

Inwieweit beeinflusst die Gewichtszielsetzung von einem BMI im Bereich der 25er Perzentile die langfristige Prognose von Jugendlichen mit Anorexia nervosa im Kontext der Behandlung an der Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg?

<p>Die Erreichung der 25er Perzentile dient als Richtwert, der jedoch flexibel an die individuelle körperliche Entwicklung und das psychosoziale Wohlbefinden des Jugendlichen angepasst werden muss, um eine nachhaltige Stabilisierung zu gewährleisten. (B)</p> Signup and view all the answers

Welche der folgenden Strategien zur Einbindung von Kindern und Jugendlichen mit emotional-behavioralen Beeinträchtigungen (EMB) zielt am ehesten darauf ab, die Selbstwirksamkeit im Kontext von Gruppenaktivitäten zu fördern, während gleichzeitig individuelle Bedürfnisse und Belastungsgrenzen berücksichtigt werden?

<p>Individuelle Anpassung der Teilnahme an Gruppenangeboten, basierend auf Gesprächen und Beziehungsaufbau, mit flexibler Anpassung der Aktivitätsdauer und -intensität, inklusive der Option, Bewegungselemente zu integrieren oder zu reduzieren. (B)</p> Signup and view all the answers

Inwieweit beeinflusst die partizipative Einbeziehung von Eltern bei der Menüauswahl für Kinder und Jugendliche mit EMB die Effektivität therapeutischer Interventionen hinsichtlich der Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten und der Förderung emotionaler Stabilität?

<p>Die positive Beeinflussung ist indirekt, indem sie die Eltern-Kind-Beziehung stärkt und das Gefühl der Selbstbestimmung des Kindes fördert, was sich positiv auf die emotionale Stabilität und das Verhalten auswirken kann. (A)</p> Signup and view all the answers

Welche ethische Implikation ergibt sich aus der verpflichtenden Teilnahme an der Haushaltskompetenzgruppe für Kinder und Jugendliche mit EMB im Kontext einer stationären Behandlung, insbesondere im Hinblick auf deren Autonomie und Selbstbestimmungsrecht?

<p>Die verpflichtende Teilnahme kann ethische Bedenken aufwerfen, da sie potenziell die Autonomie und das Selbstbestimmungsrecht des Kindes oder Jugendlichen einschränkt, insbesondere wenn keine individuellen Bedürfnisse und Präferenzen berücksichtigt werden. (D)</p> Signup and view all the answers

Wie lässt sich die Effizienz der Teilnahme an Stations- oder Kinderforen als Instrument zur Förderung der sozialen Kompetenzen und der Problemlösungsfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen mit EMB optimieren, unter Berücksichtigung der spezifischen Herausforderungen dieser Zielgruppe?

<p>Durch die Schaffung einer sicheren und unterstützenden Umgebung, in der Kinder und Jugendliche ihre Meinungen und Gefühle frei äußern können, unterstützt durch klare Strukturen, visuelle Hilfsmittel und individuelle Unterstützung bei Bedarf. (C)</p> Signup and view all the answers

Welche methodischen Anpassungen sind erforderlich, um Kreativangebote für Kinder und Jugendliche mit EMB so zu gestalten, dass sie sowohl die kreative Expression fördern als auch potenziellen Überforderungen oder Frustrationen entgegenwirken?

<p>Die Strukturierung der Angebote in klar definierte Schritte, mit flexiblen Wahlmöglichkeiten innerhalb dieser Schritte, individueller Unterstützung und der Möglichkeit, Projekte anzupassen oder zu unterbrechen, um Überforderung zu vermeiden. (B)</p> Signup and view all the answers

Flashcards

EMB-basierte Menüauswahl

Auswahl des Menüs in Zusammenarbeit mit Eltern unter Berücksichtigung der emotionalen, mentalen und behavioralen Bedürfnisse.

Einzelbetreuung

Individuelle Betreuung, Gespräche und Aufbau einer Beziehung zum Kind.

Bewegungsarme Gruppenaktivitäten

Teilnahme an Gruppenangeboten ohne wesentliche Bewegung oder Ortswechsel, z.B. im Sitzen.

Kinderforum

Forum für Kinder, um ihre Meinungen und Wünsche zu äußern.

Signup and view all the flashcards

Kreativangebote

Angebote für Kinder, um ihre Kreativität auszuleben.

Signup and view all the flashcards

Anorexie Kriterien (ICD 10)

Selbstverursachter Gewichtsverlust von > 15 % oder BMI unter der 3. Perzentile für das Alter.

Signup and view all the flashcards

Anorexie: Nahrungsaufnahme

Verweigerung oder Unfähigkeit, Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen aufgrund psychischer Ursachen.

Signup and view all the flashcards

Soziale Kriterien bei Anorexie

Ungünstige familiäre Interaktionen oder eine Dekompensation der Eltern, die die Essstörung verstärken.

Signup and view all the flashcards

Compliance bei Essstörungen

In den meisten Fällen ist die Bereitschaft zur Therapie anfänglich gering, sowohl bei Eltern als auch bei Patienten.

Signup and view all the flashcards

Somatische Rehabilitation

Überwachung und Behandlung von körperlichen Komplikationen und Wiederherstellung eines gesunden Gewichts (Ziel: BMI bis zur 25. Perzentile).

Signup and view all the flashcards

Refeeding-Syndrom

Potenziell lebensbedrohliches Zustandsbild nach Wiederbeginn der Nährstoffzufuhr. Führt zu Elektrolytstörungen und Organfunktionsstörungen.

Signup and view all the flashcards

Normalisierung des Essverhaltens (Anorexie)

Stufenweiser Aufbau der Nahrungsaufnahme, Essbegleitung, Normalisierung des Essverhaltens.

Signup and view all the flashcards

Gewichtskontrolle (Anorexie)

1-2x pro Woche, immer auf derselben Waage unter gleichen Bedingungen

Signup and view all the flashcards

Zusatznahrung vs. Magensonde (Anorexie)

Zusätzliche Trinknahrung bei geringem Untergewicht; Magensonde bei starker Nahrungsverweigerung

Signup and view all the flashcards

Aktivitätslevel nach Gewicht (Anorexie)

Aktivitäten werden an das Körpergewicht / BMI angepasst

Signup and view all the flashcards

Study Notes

Essstörungsbehandlung an der UK für Kinder- & Jugendpsychiatrie Salzburg

  • Vorstellung von OÄ Dr. med. univ. Julia Trost-Schrems

Ãœbersicht

  • Zahlen, Fakten und Daten zu Essstörungen
  • Kriterien zur Einteilung und Definition von Essstörungen
  • Ursachen und Häufigkeiten von Essstörungen
  • Warnhinweise und Symptome von Essstörungen
  • Diagnostik, Komorbiditäten und Differentialdiagnosen
  • Behandlung und Prognose
  • Vorstellung des Konzepts der Abteilung

Zahlen, Fakten und Daten

  • Diagramm über Diagnosen 2010-2019 Station Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg
  • Entwicklung definierter Erkrankungen im Bereich der UK für Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • Anzahl Behandlungen je Behandlungsart in Bezug zu stationär
  • Durchschnittliche stationäre Belagstage je Alter und Geschlecht, unterschieden nach männlich und weiblich
  • Anzahl je Diagnose und durchschnittliche stationäre Verweildauer für Anorexia nervosa (F50.0), atypische Anorexia nervosa (F50.1) und Bulimia nervosa (F50.2) von 2017 bis 2022
  • Entwicklung definierter Erkrankungen im Bereich der UK für Kinder- und Jugendpsychiatri
  • Anzahl Behandlungen je Behandlungsart in Bezug zu ambulant und stationär von 2017 bis 2022
  • Anzahl Behandlungen je Wohnort
  • AZLs Staat Bundesland Bezirk Wohnort

Kriterien für Anorexie (F50.0) nach ICD 10/MAS

  • Selbstinduzierter Gewichtsverlust von über 15% oder BMI unter der 3. Perzentile für das Alter
  • Bei Kindern fehlende Gewichtszunahme
  • Störung der pubertären Entwicklung bei Beginn vor der Pubertät, die nach Remission oft reversibel ist
  • Gewichtsverlust durch Vermeidung "fettmachender" Speisen
  • Körperschemastörung: Selbstwahrnehmung als "zu fett"
  • Furcht, dick zu werden und niedrige Gewichtsschwelle
  • Umfassende endokrine Störung der Achse Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden
  • Verzögerte Pubertät

F 50.0 Anorexia nervosa

  • Tatsächliches Körpergewicht liegt mindestens 15% unter dem zu erwartenden Gewicht (Perzentilenkurven für Kinder und Jugendliche) oder BMI unter 17,5 kg/m².
  • Eigene Gewichtsschwelle wird sehr niedrig angelegt: überwertige Angst, dick zu werden.
  • Selbst herbeigeführte Gewichtsreduktion
    • Vermeidung von hochkalorischen Speisen
    • Selbstinduziertes Ãœbergeben
    • Selbstinduziertes Abführen
    • Ãœbertriebener körperlicher Aktivität
    • Gebrauch von Appetitzüglern oder Diuretika
  • Endokrine Störungen sind charakteristisch.

Untergruppen der Anorexie

  • Restriktive Anorexia nervosa (F50.00): Gewichtsverlust durch Einschränkung der Nahrungszufuhr und/oder verstärkte körperliche Aktivität
  • Anorexie mit aktiven Maßnahmen (F50.01): Restriktives Essen und Maßnahmen wie Erbrechen, Laxantienabusus oder Medikamentenmissbrauch
  • Atypische Anorexie: Kindliche Anorexie als präpuberale/prämenarchale Form mit Stillstand oder Verzögerung der Pubertät und/oder des Wachstums

Kriterien für Bulimie F50.2 nach ICD 10

  • Dauernde Beschäftigung mit Essen inklusive Heißhungerattacken
  • Selbstinduziertes Erbrechen, Appetitzügler etc.
  • Krankhafte Furcht, dick zu werden
  • Anamnestisch häufige Anorexie
    • Typ I: ohne anorektische Symptome
    • Typ II: mit akuten/anamnestischen anorektischen Symptomen

Veränderungen DSM V

  • Anorexia nervosa: Störung der hormonellen Achse (Amenorrhoe) ist kein Kriterium mehr
  • Binge-Eating-Disorder: Eigene Diagnose

Binge-Eating-Disorder

  • Regelmäßige Essanfälle mit folgenden Merkmalen:
  • Deutlich größere Nahrungsmenge als andere Menschen unter vergleichbaren Umständen essen würden.
  • Verlust der Kontrolle über das Essverhalten
  • Essanfälle sind mit mindestens drei der folgenden Merkmale verbunden:
    • Wesentlich schnelleres Essen als normal.
    • Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl.
    • Große Mengen, obwohl man nicht hungrig ist.
    • Allein essen aus Verlegenheit über die Menge, die man isst.
    • Ekelgefühle, Deprimiertheit oder große Schuldgefühle nach einem Essanfall.
  • Hinsichtlich der Essanfälle besteht ein deutlicher Leidensdruck.
  • An mindestens einem Tag pro Woche über drei Monate.
  • Keine regelmäßigen gegensteuernden Maßnahmen.

Essstörungen und Alter

  • Atypische Essstörungen
  • Binge-Eating
  • Bulimie
  • Magersucht
  • Rumination
  • Pica
  • Gedeihstörungen (NoFT)
  • Fütterstörungen

Epidemiologie

  • Anorexie: Häufigkeit von ca. 1%, meistens zwischen 14-19 Jahren; Mädchen : Buben = 10 : 1
  • Bulimie: Häufigkeit von 1,5-3%, Spontanremission häufiger als bei Anorexie

Wiener Studie

- 51% der 15-jährigen Mädchen haben bereits eine oder mehrere Diäten gemacht.
- 13% berichten, dass sie absichtlich erbrochen haben, um Gewicht zu reduzieren oder zu halten.
- 17% wiegen sich täglich
- 34% haben starke bis sehr starke Angst zuzunehmen und koppeln ihr Selbstwertgefühl stark an Figur und Gewicht
- Diäten stellen einen Risikofaktor für Essstörungen dar.

Ätiologie

  • Biologisch: pubertärer Östrogenanstieg, genetische Vulnerabilität
  • Individuelle psychische Faktoren: Defizite bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, übertriebene Leistungshaltung
  • Soziale Faktoren: gesellschaftliches Schlankheitsideal
  • Familienklima
  • Krankheitsauslösende Faktoren: Diäten, körperliche Erkrankungen mit leichtem Gewichtsverlust, bestimmte Sportarten

Pathogenese einer Essstörung

  • Genetische Faktoren und frühe Umweltbedingungen beeinflussen die Vulnerabilität des serotoninergen Systems.
  • Persönlichkeit (negativer Affekt, Rigidität, Perfektionismus) führt zu Diätmaßnahmen und Gewichtsreduktion.
  • Sozio-kulturelle und familiäre Einflüsse tragen ebenfalls zu Diätmaßnahmen bei.
  • Sekundär-Hunger-bedingte psychische/körperliche Veränderungen entstehen.

Warnsignale zur Früherkennung von Essstörungen:

  • Jugendlicher nimmt nicht altersentsprechend an Gewicht zu
  • Betroffene verliert an Gewicht und versteckt Körper durch weite Kleidung
  • Es wird vermieden, mit der Familie zu essen; jedoch wird für die ganze Familie gekocht, ohne selbst an den Mahlzeiten teilzunehmen
  • Aufnahme von riesigen Mengen an Obst, aber keine fett- oder kohlehydratreiche Kost
  • Sehr langsames Essen, die Nahrung wird in winzige Stücke geschnitten
  • Extreme Aktivität, stundenlanges Joggen oder das Aufsuchen eines Fitnesscenters mehrmals pro Woche
  • Ãœbermäßiges Lernen bei Jugendlichen
  • Große Nahrungsmengen verschwinden
  • Die Toilette ist mehrmals täglich besetzt, auch in der Nacht
  • Laxanzien werden wiederholt eingenommen

Hungerbedingte Folgen

  • Essen wird zentrales Thema
  • Angst, innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, Interessensverlust, Depression.
  • Erhöhte Reizbarkeit, weniger freundlich bis aggressiv.
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Kopfschmerzen
  • Sozialer Rückzug
  • Körperwahrnehmungsstörung nimmt zu
  • Somatische Veränderungen

Somatische Veränderungen

  • Reduktion des Wachstums, Minderwuchs (A)
  • Verzögerte Pubertätsentwicklung (A)
  • Trockene, schuppige Epidermis (A)
  • Nagelbrüchigkeit
  • Haarausfall, Lanugobehaarung
  • Akrozyanose, Cutis marmorata (A)
  • Speicheldrüsenschwellung (Parotis, Submandibularis) (B)
  • Karies, Zahnschäden (B)
  • Schwielen an Fingern, Läsionen an Handrücken (B)

Russell's Sign

  • Schwielen an den Handrücken durch selbstinduziertes Erbrechen.

Somatische Veränderungen - Labor

  • Blutbildveränderungen (Leukopenie, relative Leukozytose, Anämie, Thrombozytopenie, erhöhter Hämatokrit)
  • Elektrolytstörungen (Hypokaliämie)
  • Erhöhung von Transaminasen, Amylase, Lipase, harnpflichtige Stoffe
  • Veränderungen im Lipidstoffwechsel (Hypercholesterinämie)
  • Erniedrigung von Gesamteiweiß, Albumin
  • Eisenmangel/ ev. Zinkmangel
  • Hypoglykämien

MRT bei Anorexie

  • Bei jedem Dritten geht graue Substanz zurück, durchschnittlich um 18 Prozent.
  • Bessert sich das Gewicht wieder, normalisiert sich meistens auch das Hirnvolumen. Trotzdem können Schäden bleiben.

Endokrinologische Veränderungen

  • HH-NNR-Achse: Kortisolerhöhung
  • HH-Schilddrüsen-Achse: T3 erniedrigt; TSH, T4 normal bis erniedrigt (,,low-t3-syndrom")
  • HH-Gonaden-Achse: FSH, LH, Estradiol erniedrigt, Amenorrhoe, Fertilitätsstörung, Libidoverlust
  • Erhöhung des Wachstumshormons
  • Erniedrigung von Leptin

Somatische Veränderungen

  • Pseudoatrophia cerebri
  • Ösophagitis, Sodbrennen, epigastrische Schmerzen (Stressulcera)
  • Kolikartige Bauchschmerzen (A. mesent. sup. Syndrom)
  • Obstipation, Flatulenz
  • Kreislaufschwäche, Hypotonie
  • Herzrhythmusstörungen, Bradykardien, QT-Verlängerung
  • Perikarderguss
  • Osteoporose
  • Komplikationen durch Laxantienabusus: Osteomalazie, schwere Obstipation, hypertrophe Osteoarthropathie, Malabsorptionssyndrome

Auswirkungen auf den Körper

  • ZNS: Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Synkopen, Hirnatrophie - Blut: Anämie, Thrombozytopenie, Elektrolyte: K+, Mg2+, Na+ ↓ - Herz: RR↓, Bradykardie, Palpitationen, Arrhythmien - Haut: leichte Verletzbarkeit, trocken, Lanugobehaarung, Akrozyanose - Niere: Nierensteine, Nierenversagen - Gastrointestinaltrakt: Meteorismus, Obstipation - Hormone: Amenorrhö, Schilddrüsenhormone↓, Kortisol ↑
  • Muskelschwäche
  • Osteoporose

Komplikationen

  • Todesrate: 5-15%, infolge von Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien, Long-QT), Herzinsuffizienz (zu hochkalorische Ernährung und zu rasche Rehydration), Elektrolytstörungen, Refeeding-Syndrom
  • Suizid

Refeeding-Syndrom

  • Potentiell lebensbedrohlich
  • Risikogruppen: mangelernährte PatientInnen
  • Kritischer Zeitraum: 1-3 Wochen nach Realimentation
  • Reaktivierung des Glucosestoffwechsels Insulinausschüttung gesteigerte Proteinsynthese Aufnahme von Glucose, Wasser, Kalium, Magnesium und Phosphat in die Zellen
  • Schwere Elektrolytentgleisungen (Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, Hypokalzämie), Vitaminmangelzustände (Thiamin) und Natrium- und Wasserretention

Refeeding Syndrom II

  • Schrittweise Steigerung der Nahrung (Ernährungsplan, Diätologie). Dokumentation der aufgenommenen Menge Nahrung (Essensprotokoll). Kontrolle der Vitalparameter. Klinische Beurteilung (Ödeme).
  • Elektrolytkontrolle (Na, K, Ca, Mg, Phosphat) alle 1-2 Tage in der ersten Woche, danach gemäß Verlauf.

Psychiatrische Komorbidität

  • Zwangssymptome
  • Angstsymptome
  • Depressive Symptome, Suizidalität
  • Suchterkrankungen
  • Störungen der Impulskontrolle
  • Persönlichkeitsstörungen

Diagnostik

  • Abgrenzung von somatischen Erkrankungen.
  • Abgrenzung von anderen psychiatrischen Erkrankungen, die mit Gewichtsverlust einhergehen.
  • Umfangreiche somatische Abklärung.
  • Detaillierte und standardisierte Anamnese (ICD10, DMSV).
  • Psychiatrische Diagnostik nach MAS (Achse I-VI).
  • Störungsrelevante Rahmenbedingungen (Leitlinien).
  • Psychiatrische Komorbidität und Begleitstörungen.

Anamnese

  • Bisheriger Gewichtsverlauf und angestrebtes Zielgewicht
  • Hinweise für begleitendes Erbrechen und Missbrauch von Medikamenten
  • Essattacken
  • Bewegungsdrang und Zwangsgedanken/Handlungen
  • Psychische und organische Vorerkrankungen
  • Sexual- und Zyklusanamnese
  • Reaktion der Familie auf die Erkrankung
  • Familienanamnese (weitere psychische Erkrankungen)

Medizinische Abklärung – zum Ausschluss von:

  • Differentialblutbild, Elektrolyte, Fette, Glucose, NFP, LFP, Eisenstoffwechsel, Schilddrüsenwerte, GH, LH, FSH, Östradiol.
    • Es wird auf Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie geachtet, sowie hohe Fette, NFP, GH; niedrige Glucose, Schilddrüsenwerte und hormonelle Störungen
  • Spurenelemente, Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure, Gesamt-EW, Albumin.
    • Auf Mangelzustände (Fe, Zink,..) wird untersucht
  • BSG, Gerinnung
  • Zöliakie-AK.
    • Ausschluss von Zöliakie, Tumoren, CED

Medizinische Abklärung - zum Ausschluss von:

  • EKG, Echo: zur Prüfung auf Bradycardie, Arrhythmien, QT-Verlängerung, Atrophie, Perikarderguss
  • Abdomen Sono: Ausschluss von Tumoren, CED
  • C-MRT: Ausschluss von Atrophie, Tumoren
  • Osteodensitometrie: Diagnostik von Osteoporose

Psychologische Diagnostik

  • Allgemeine Testdiagnostik (Leistungstests)
  • Persönlichkeitsdiagnostik
  • Spezifische Diagnostik:
    • Eating Disorder Inventory (EDI)
    • Strukturiertes Interview für Anorexie und Bulimie (SIAB)
    • Eating Attitudes Test (EAT)
    • Anorexia-Nervosa-Inventar zur Selbstbeurteilung (ANIS)
    • Bulimia Test (BULIT-R)
    • Komorbiditätsdiagnostik (Fragebögen)
  • Hypothesen zur Psychodynamik (Auslösesituation, Grundkonflikte, Abwehrmechanismen, etc.)
  • Aktuelle Lebenssituation

Differentialdiagnosen

  • Somatische Erkrankungen
    • Mb.Crohn, Colitis ulcerosa, Zöliakie, Hyperthyreose, DM, Addison, Cerebrale Tumore (Hypothalamus-Tumor), Maligne Tumore, NW von Medikamenten (z.B. Amphetamine)
  • Psychiatrische Erkrankungen
    • Schizophrenie, affektive Störungen, Zwangsstörungen, somatoforme Störungen, Angsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzmissbrauch

Absolute Indikation zur stationären Aufnahme

  • Gemäß Leitlinien unter 3. Perzentile BMI
  • Gefahrenindikatoren: ausgeprägte Veränderungen des Blutbildes, K < 3,0 mmol/l (EKG), Blutglucose < 60 mg/dl, Nieren- und Leberparameter
  • SBG-er Kriterium: Gewicht < 1.Perz. BMI stationär, Gewicht > 3.Perz. BMI tagesklinisch

Medizinische Kriterien für die Aufnahme

  • Kritisches Untergewicht
  • Massiver Gewichtsverlust (>40% oder 25-30% innerhalb von 3 Monaten)
  • Somatische Komplikationen
  • Verweigerung/Unfähigkeit der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

Psychiatrische Kriterien für die Aufnahme

  • Suizidale Krise
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Massive Komorbidität

Soziale Kriterien für die Aufnahme

  • Ungünstige intrafamiliäre Interaktion, Dekompensation der Eltern
  • Verdacht auf Missbrauch oder Misshandlung
  • Soziale Isolation
  • Fehlende oder insuffiziente ambulante Behandlungsmöglichkeiten

Compliance/Adherence

  • In den meisten Fällen anfänglich gering
  • Besondere Herausforderung: Compliance/Adherence weder bei Eltern noch bei Patienten vorhanden
  • CAVE! Ãœberschätzung der Fähigkeit der Patientinnen zur Compliance/Adherence!!!
  • Psychoedukation, Vertrauen, Aufklärung

Therapieangebote

  • Medizinische Abklärung, Psychoedukation
  • Refeeding / Gewichtsmanagement mit Gewichtskontrollen und Essbegleitung
  • Ernährungsmedizinische Beratung/Ernährungstherapie
  • Psychotherapie, FBT, Psychodrama-Gruppe
  • Körperbildgruppe
  • Entspannung / Yoga
  • Schule
  • Haptikanzug (Neopren)
  • Sozialpädagogische/soziotherapeutische Angebote

Somatische Rehabilitation und Ernährungstherapie

  • Ãœberwachung und Behandlung somatischer Komplikationen
  • Gewichtsrehabilitation: Ziel bis 25. Perzentile BMI (bzw. bis zum Erreichen der Menstruation/Wachstumskurve)
  • Bei starker Kachexie langsamer Nahrungsaufbau (cave: Refeeding-Syndrom) – enge internistische Ãœberwachung
  • Ggf. vorsichtige Rehydratation (cave: kardiale Dekompensation)
  • Normalisierung des Essverhaltens in Stufen (Haupt-MZ, Zwischen- und Zusatz-MZ, WE, eigenverantwortliches Essen)
  • Essbegleitung/"Modellessen"
  • Ggf. Kochgruppen

Refeeding-Syndrom

  • Potentiell lebensbedrohliches Zustandsbild nach Wiederbeginn einer adäquaten Nährstoffzufuhr
  • Schwere Elektrolytstörungen, Vitaminmangelzustände sowie Wasser- und Natriumretention können zu Organfunktionsstörungen führen
  • Langsamer Beginn der Nährstoffzufuhr und schrittweise Steigerung
  • Engmaschiges metabolisches Monitoring mit Kontrolle der Serumelektrolyte (Na, K, Mg, Ph), BZ-Spiegel, Harnelektrolyte
  • Kontrolle der Flüssigkeitsbilanzen und der Vitalparameter

Gewichtsmanagement

  • Gewichtskontrolle 1-2 x pro Woche per Zufall (immer auf derselben Waage, in Unterhose; Harn: spez. Gewicht; ggf. Restharn-Bestimmung)
  • Gewichtszunahme: 500g(700g)-2 kg/Woche
  • Kostaufbau
  • Zusatznahrung: als zusätzliche Trinknahrung bei < als 1 kg unter dem Soll
  • Magensonde: bei einem Gewicht von > 1 kg unter dem Soll und Nahrungsverweigerung
  • Ernährungsberatung/therapie, enger Informationsaustausch
  • ultima ratio: UBG und Zwangsbehandlung

Regeln im Alltag auf Station

  • Aktivitäten abhängig vom erreichten Gewicht
  • Zimmerruhe/Rollstuhl
  • Aktivitäten sind in der Regel nur innerhalb des Klinikgeländes mit Begleitung möglich, solange der BMI unterhalb der 1. Perzentile liegt
  • Wochenend-Ausgang und Aktivitäten außerhalb des Spitals nur in Begleitung (1.-3. BMI-Perzentilen).
  • Wochenenden und Ausgänge alleine: ab 3.BMI-Perzentilen
  • Therapievertrag

Maßnahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes

  • Gruppentherapeutische Verfahren
  • Körperorientierte Verfahren (Körperbildgruppen, Entspannung, Ergo-, Kunst-, Musiktherapie, tiergestützte Therapien,...)
  • Psychosoziale Integration und Rehabilitation (Schule, Arbeit, Soziotherapie,...)

Medikamentöse Therapie

  • Bulimie: SSRI; 1.Wahl Fluoxetin in hoher Dosis (3x20mg = 60mg) zur Prophylaxe bei langwierigen/rezidivierenden Verläufen
  • Anorexie:SSRIs haben keinen signifikanten Effekt auf die Gewichtsstabilisierung, können aber bei ausgeprägter Depression/Zwang eingesetzt werden
  • Bei anhaltender Depression trotz Gewichtszunahme SSRIs.
  • Olanzapin (5-10mg): bei starker Gewichtsphobie, wahnhaft anmutender Körperschemastörung oder Hyperaktivität
  • Andere:Osteoporose: Calcium, Vit D; bei Malabsorption: Fe, Spurenelemente (Zink)
  • Cave: Hormonsubstitution und dermatologische Behandlung.

Nachsorge

  • Kinderpsychiatrische Nachsorge durch einen Case-Manager
  • Regelmäßige Gewichtskontrollen (initial wöchentlich)
  • Ambulante Psychotherapie
  • Einbeziehung der Eltern
  • Mindestdauer: 12 Monate (2 Jahre); empfohlen bis 6 Jahre

Ambulante Behandlung

  • Case Management
  • Somatische Abklärung
  • Gewichtsmanagement (wöchentliche Gewichtskontrollen, Gewichtszunahme mind. 0,2 kg/Woche, ambulante Ernährungsmedizinische Behandlung)
  • Psychoedukation
  • ambulanter Therapievertrag
  • Psychotherapie
  • enge Kooperation mit Niedergelassenen, Schulärzten, Jugendamt, Therapeuten und anderen externen Einrichtungen

Tagesklinik

  • Nur Tageskliniken mit spezifischen Konzepten
  • Bei chronischen Verläufen mit wiederholten stationären Aufenthalten
  • Verbesserung der sozialen Einbindung, Tagesstrukturierung
  • Bei gut motivierten Patientinnen ohne Komorbidität und nur mäßigem Untergewicht, wenn ambulante Therapie nicht ausreicht
  • Nach stationärer Behandlung: Ãœbergang in die ambulante Situation durch „Step-down“-Approach
  • Bei Kindern und Jugendlichen, bei denen die Familie engmaschig in den Behandlungsprozess mit eingebunden werden kann

Verlauf Und Prognose

  • Anorexie:
    • Prognose mittlerweile verbessert
    • Mortalitätsrate 5%
    • Heilung <50%, chron. Verlauf ca. 20%
    • Dauer 5-7 Jahre
    • Morbidität für weitere psychiatrische Krankheiten ist hoch
  • Bulimie:
    • Remissionsraten von 30-60%
    • Chronische Verläufe bei ca. 30%
    • Affektive Störungen, Angsterkrankungen, Substanzmißbrauch, Impulskontrollstörungen
    • Mortalität ca. 2%

Zusammenfassung

  • Essstörungen sind komplexe Krankheitsbilder, deren Pathogenese bis heute nicht vollständig geklärt ist.
  • Es handelt sich um schwere Erkrankungen mit ausgeprägten somatischen und psychiatrischen Folgen, einer beträchtlichen Mortalität sowie oftmals langwierigen Verlaufsformen.
  • Es ist ein Multidimensionaler Therapieansatz empfohlen.

Studying That Suits You

Use AI to generate personalized quizzes and flashcards to suit your learning preferences.

Quiz Team

More Like This

Untitled
110 questions

Untitled

ComfortingAquamarine avatar
ComfortingAquamarine
Untitled Quiz
6 questions

Untitled Quiz

AdoredHealing avatar
AdoredHealing
Untitled
44 questions

Untitled

ExaltingAndradite avatar
ExaltingAndradite
Untitled Quiz
50 questions

Untitled Quiz

JoyousSulfur avatar
JoyousSulfur
Use Quizgecko on...
Browser
Browser