Ketogene Diät: Fragen und Antworten

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Außenseiterdiäten – Ketogene Diät

• Gesunde Ernährung kann durch verschiedene Strategien erreicht werden, die auf unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
• Mögliche Schwerpunkte sind die Einhaltung vieler Referenzwerte, die Konzentration auf einzelne oder wenige Lebensmittelgruppen oder die Auswahl einzelner Lebensmittelzutaten.
• Strategien können durch Plus- und Minus-Varianten innerhalb der jeweiligen Schwerpunkte kombiniert werden.
• Beispiele für gesunde Ernährung sind Low Carb/Low Fat, vegetarische/vegane Ernährung sowie die NOVA/Neatic-Strategie.
• Eine Mischung dieser Strategien ist möglich und dient als Baukasten für neue Ernährungsempfehlungen, eventuell kombiniert mit Intermittent Fasting (IMF) oder Time-Restricted Feeding (TRF).

Außenseiterdiäten versus Alternative Kostformen

• Außenseiterdiäten weichen von der allgemein üblichen Ernährung ab, während alternative Kostformen Teil einer Philosophie/Kultur/Weltanschauung sind.
• Außenseiterdiäten sind eher kurzfristig angelegt, während alternative Kostformen eher langfristig sind.
• Außenseiterdiäten zielen primär auf Gewichtsreduktion ab, während alternative Kostformen eher Gesundheit und Lebensfreude in den Vordergrund stellen.
• Beispiele für Außenseiterdiäten sind Low Carb, Low Fat und ketogene Diäten.
• Beispiele für alternative Kostformen sind Vegetarismus und Trennkost. Übergänge sind fließend.

Was geschieht heute

• Es erfolgt eine Begriffsklärung und eine Betrachtung der Geschichte der ketogenen Ernährung.
• Es gibt verschiedene Formen der ketogenen Diät: Klassische ketogene Diät, modifizierte Atkins-Diät (MAD), niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT) und MCT-Diät.
• Es gibt Betrachtungen zur Nebenwirkungen, Monitoring und Indikationen und Studienlage

Geschichte

• Hippokrates erwähnte das Fasten als einzige Therapie bei Epilepsie um 425 v. Chr.
• Russell M. Wilder von der Mayo Clinic entwickelte 1921 die ketogene Diät bei Epilepsie.
• Die ketogene Diät wurde abgelöst durch Antikonvulsiva, insbesondere durch die Entwicklung von Phenytoin im Jahr 1938.
• In 1992 erfolgte eine Popularisierung der ketogenen Diät bei pharmoka-resistenter Epilepsie durch Hollywood-Produzenten James S. Abrahams.
• Mark Sisson (geb. 1953) praktiziert Keto + Paleo
• Thomas deLauer (geb. 1988) praktiziert Keto + TRE (Time-restricted eating)
• Ben Greenfield (geb. 1981) praktiziert ebenfalls Keto + TRE

Ketonkörper – Highlights

• Ketonkörper entstehen in der Leber durch den Abbau von Fettsäuren zu Acetyl-CoA.
• Der Abbau wird durch Kohlenhydratmangel ausgelöst durch zu wenig Aufnahme in den Körper (z.B. low carb) oder in die Zelle (z. B. entgleister Typ-1-Diabetes).
• Die Ketonkörper dienen als "Notlösung", da aus Fettsäuren (im Gegensatz zu Aminosäuren und Kohlenhydraten) keine Glukose gebildet werden kann.
• Ketonkörper werden ins Blut abgegeben und können von den meisten Organen zur Energiegewinnung genutzt werden (Ausnahmen: Leber und Erythrozyten).
• Die vollständige Anpassung der Organe dauert bis zu 2 Wochen (= Keto-Adaption).

Ketonkörper – Bildung

• Ketonkörper entstehen aus Acetyl-CoA in einem mehrstufigen Prozess.
• Zu den Ketonkörpern gehören Acetoacetat, β-Hydroxybutyrat und Aceton.
• Rote Box: Aceton wird zur Energiegewinnung genutzt und wird v.a. abgeatmet

Formen

• Zu den "natürlichen" ketogenen Diäten zählen die klassische ketogene Diät, die modifizierte Atkins-Diät (MAD) und die niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT).
• Eine weitere Form ist die MCT-Diät, die eine Supplementation mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT) beinhaltet.
• Allen ketogenen Diäten ist gemeinsam, dass sie die Kohlenhydrate typischerweise auf ≤10 % der Gesamtenergie begrenzen.

Geeignete Lebensmittel

• Fettes Fleisch und fettreiche Wurstsorten
• Fette Milchprodukte (z.B. Sahne, Creme fraîche, Schmand, Mascarpone)
• Pflanzliche Öle (inklusive ggf. MCT-ÖI) und Mayonnaise
• Eier
• Pflanzenprodukte mit hohem Fettgehalt (z. B. Mandelmus, Avocados, Leinsamen, Nüsse)
• Low Carb-Ersatzprodukte wie geriebener Blumenkohl als Reisersatz, Zucchini-Spiralen als Nudelersatz, Shirataki-Reis und -Nudeln als Reis- und Nudelersatz, Guarkernmehl und Johannisbrotkernmehl als Verdickungsmittel

Fette zufügen und „verstecken"

• Sahne oder Öl unterrühren z.B. in Suppen, Quark, Joghurt, Kartoffelpüree, Rührei
• Butter oder Margarine über das gegarte Gemüse geben
• Sahne mit Johannisbrot- oder Guarkernmehl zu Soßen oder Pudding verarbeiten
• Mayonnaise (80% Fett) für Salate oder Dips verwenden
• Brot in etwas Fett braten und Speisen mit Käse überbacken
• Öl-Trinken vor dem eigentlichen Essen
• „fettreiche" Garmethoden, z. B. Bratkartoffeln statt Salzkartoffeln

Mahlzeitenbeispiele

• Avocado mit Ei
• Zucchini-Nudeln mit Ziegenkäse & Walnüssen
• Gefüllte Pizza-Paprika
• Viel Fett, wenig Kohlenhydrate

Klassische ketogene Diät

• Das Verhältnis von ketogenen zu antiketogenen Nährstoffen beträgt 4:1 (Fett zu Kohlenhydraten + Proteinen).
• Das Verhältnis bezieht sich auf die Masse, nicht auf die Energie.
• Dieses Verhältnis muss bei jeder Mahlzeit eingehalten werden.
• Erfordert Supplementation essentieller Nährstoffe

4:1 Ketogene Diät – Rechenbeispiel

• 2400 kcal : 40 kcal pro KE (4 x 9 kcal + 1 x 4 kcal) = 60 ΚΕ
• Fett: 60 KE x 4 g Fett = 240 g Fett --> 240 g Fett x 9 kcal = 2160 kcal
• 60 KE x 1 g Eiweiß + Kohlenhydrate = 60 g Eiweiß + Kohlenhydrate
• Eiweiß: 0,8 g/kg KG Eiweiß x 70 kg = 56 g Eiweiß --> 56 g Eiweiß x 4 kcal = 224 kcal
• Kohlenhydrate: 2400 kcal – 2160 kcal – 224 kcal = 16 kcal „Rest für Kohlenhydrate" --> 16 kcal / 4 kcal pro g = 4 g Kohlenhydrate

Häufige Realität – Ketogene Produkte

• Typische Inhaltsstoffe sind pflanzliche Öle, Milchproteine, Lecithin (aus Soja), Cellulose, Inulin, Glukosesirup, Mineralstoffe, Vitamine und weitere Zusätze.

Beispiel Fleischsalat

• Durchschnittliche Nährwerte pro 100 g: 1351 kJ / 327 kcal, 31,5 g Fett, 6,0 g gesättigte Fettsäuren, 6,00 g Kohlenhydrate, 4,60 g Zucker, 4,7 g Eiweiß, 1,4 g Salz

Modifizierte Atkins-Diät (MAD)

• Der Fokus liegt auf Kohlenhydraten, die maximal 10 % der Gesamtenergie ausmachen (teilweise auch niedrigere Obergrenzen).
• Kalorien, Fett und Protein können „frei“ gestaltet werden, wobei Protein typischerweise bei maximal 20 % der Gesamtenergie liegen soll.
• Milde Ketose solange ein ketogenes Verhältnis nicht unterhalb von 1:1
• Oft Supplementation essentieller Nährstoffe notwendig

Niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT)

• Das Makronährstoffverhältnis ähnelt dem der modifizierten Atkins-Diät.
• Es liegt ein zusätzlicher Fokus auf Lebensmittel mit einem glykämischen Index < 50.

Glykämischer Index (Glyx, GI) – Wiederholung

• Das Maß (in %) für den Anstieg des Blutzuckers über 2 h nach Zufuhr von 50 g verwertbaren Kohlenhydraten in Testlebensmitteln im Vergleich zu 50 g Glukose oder Weißbrot
• Glykämischer Index = (gelbe Fläche / rote Fläche) * 100
• Beispiele für Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index (bis 35): Spargel, Pilze, Nüsse, Paprika, Blumenkohl, Rosenkohl, Spinat, Auberginen, Artischocken, Birnen, Tomaten, Falafel, Äpfel, Frische Erbsen, Wildreis

MCT-Diät

• MCT ist die Hauptenergiequelle (typisch zwischen 30 % und 60 % der Gesamtenergie).
• Die Diät ist flexibler als die klassische ketogene Diät, da kein festes ketogenes Verhältnis zu beachten ist.
• Die Gewinnung von MCT-Öl erfolgt aus Kokosnussöl durch Hydrolyse, Fraktionierung und Reveresterung.
• Schlechte geschmackliche Akzeptanz
• Schlechte küchentechnische Eigenschaften
• Gastrointestinale Beschwerden

MCT und MCFA – Wiederholung

• Kurzkettige Fettsäuren: 2-4 C-Atome
• Mittelkettige Fettsäuren: 6-12 C-Atome
• Langkettige Fettsäuren: ≥14 C-Atome
• MCFA vor allem als Caprylsäure (C8) und Caprinsäure (C10)

MCT/MCFA versus LCT/LCFA

• MCT werden zu MCFA verdaut.
• Die Absorption der MCFA erfolgt über den Darm (nicht Lymphe!) und der Transport zur Leber ist direkter.
• Dort erfolgt der Abbau in Acetyl-CoA und der Umbau in Ketonkörper.

Nebenwirkungen

• Kurzfristige Nebenwirkungen sind die „Keto-Grippe“ (Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit), Dehydrierung, Hypoglykämie und Obstipation.
• Mittel- und langfristige Nebenwirkungen sind Vitamin- und Mikronährstoffmangel, Hyperlipidämie und ein eventuelles KHK-Risiko sowie Nierenfunktionsstörungen.

Monitoring

• Für das Monitoring der Ketonkörper gibt es drei Nachweise: β-Hydroxybutyrat im Blut, Acetoacetat im Urin und Aceton im Atem.
• Zielbereiche (β-Hydroxybutyrat im Serum): Moderat: 1 bis 3 mmol/l und Therapeutisch: 3 bis 5 mmol/l
• Zielbereiche (Acetoacetat im Urin): Moderat: 15 bis 40 mg/dl und Therapeutisch: > 40 mg/dl.
• Zielbereiche (Aceton in der Atemluft): Moderat: 0,5 bis 5 ppm und Therapeutisch: 5 bis 40 ppm.

Indikationen

• Gewisse Evidenz: Gewichtsabnahme und Epilepsie
• Oft diskutiert aber aktuell keine ausreichende Evidenz: Tumoren, M. Alzheimer, M. Parkinson, Autismus, Bipolare Störungen, Migräne, Multiple Sklerose

Systematischer Review

• Kinder und Jugendliche mit therapieresistenter Epilepsie; CAU, Care as usual; SFR, Seizure frequency reduction >50%; Intervention = Klassische ketogene Diät oder modifizierte Atkins-Diät; Sourbron et al., Childs Nerv Syst 2020
• In einer Meta-Analyse bei T2DM-Patienten, in kg, Dauer 3 Wochen bis 2 Jahre; Choy et al., Diabetes Metab Syndr 2023

Epilepsie

• Neurologischer Zustand mit spontanen, wiederkehrenden Krampfanfällen
• Idiopathisch = Ursache unbekannt
• Symptomatisch = Ursache bekannt
• Metabolisch: Angeborene Stoffwechsel-Störungen (z.B. GLUT-1-Defekt, PDH-Mangel
• Strukturell: Schädigung des Gehirns durch Sauerstoffmangel, Hirnblutungen, Entzündungen, Tumore, Verletzungen

Anfallsreduktion

• Reduktion der Anfallsfrequenz und Verbesserung der Feinmotorik bei Glut-1-Defekt; Baumeister, Schattauer 2012.

Testen Sie Ihr Wissen über die Ketogenese, Ketonkörper und die ketogene Diät. Beantworten Sie Fragen zu Stoffwechselprozessen, der Rolle von Acetyl-CoA und den Unterschieden zwischen verschiedenen ketogenen Ansätzen. Finden Sie heraus, wie gut Sie sich mit den Ernährungsrichtlinien auskennen.