Tür und Angel - PDF

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Jessica Schuch

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early childhood education child development parenting communication

Summary

This article discusses the importance of effective communication between parents and childcare professionals (Tür-und-Angel-Gespräche). It emphasizes the potential for meaningful interactions, providing guidance on topics for discussion to support children's well-being. The article highlights strategies for engaging parents actively and constructively.

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## Gelebte Erziehungspartnerschaft ### Was bisher geschah ... - Täglich grüßt das Tür- und-Angel-Gespräch - Manchmal fällt es kürzer aus, manchmal länger und nicht selten geht es in der Hektik des Alltags komplett unter - Hinter diesem Kontakt verbirgt sich grosses Potenzial - Ein winziger Augenbli...

## Gelebte Erziehungspartnerschaft ### Was bisher geschah ... - Täglich grüßt das Tür- und-Angel-Gespräch - Manchmal fällt es kürzer aus, manchmal länger und nicht selten geht es in der Hektik des Alltags komplett unter - Hinter diesem Kontakt verbirgt sich grosses Potenzial - Ein winziger Augenblick genügt, um Eltern stärker in das Leben ihrer Kinder einzubeziehen ### Wer Tür- und-Angel-Gespräche nebenbei führt, sollte das schleunigst ändern - Denn in diesem Kontakt stecken wertvolle Möglichkeiten, Eltern stärker und aktiver zu beteiligen - Voraussetzungen für eine gelungene Kooperation - Viele Kitas bieten verschiedene Veranstaltungen und Projekte an, wie z.B. Elterncafés oder spezielle Themen-Elternabende - Aufgrund begrenzter zeitlicher und personeller Ressourcen können manche Einrichtungen dies nicht umsetzen - In solchen Fällen ist es wesentlich, die alltäglichen Tür- und-Angel-Gespräche unter dem Aspekt der Elternbeteiligung genauer in den Fokus zu nehmen ### Diese kurzen, informellen Gespräche bieten eine wertvolle Chance - Sie sind niedrigschwellig - Sie ermöglichen einen regelmäßigen Austausch - Sie fördern das Vertrauen zwischen Eltern und Fachkräften, die Grundlage für eine erfolgreiche Beteiligung ### Sei hier nicht nur Gast - In der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte werden Tür- und-Angel-Gesprächen häufig nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt - Dadurch fehlt den Erzieher:innen oft die Vorstellung, wie sie diese überhaupt führen sollen und wie sie einen guten Austausch mit den Eltern pflegen können - Ähnlich geht es vielen Eltern: - Zu Beginn sind diese meist unsicher, wie sie sich in einer Kita verhalten sollen - Wie sollen sie sich im Flur der Einrichtung bewegen? - Welche Bedeutung haben Tür- und-Angel-Gespräche? - Welche Themen kann und darf man dort ansprechen? - Welche nicht? - Eltern müssen den Sinn dieser Gespräche erst verstehen lernen, damit sie sich aktiv beteiligen können - Es ist nicht gut, wenn sie sich in der Kita wie Gäste fühlen, obwohl sie den Fachkräften das Wichtigste, das sie haben – ihre Kinder – anvertrauen ### Tür- und-Angel-Gespräche bieten Eltern einen direkten Einblick in den Alltag - Ermöglichen ihnen, aktiv am Leben und Wohlbefinden ihres Kindes in der Kita teilzuhaben - Themen der elterlichen Beteiligung: - Bedürfnisse des Kindes: Schlaf- und Ruhephasen, Ess- und Trinkverhalten, Spielverhalten, Freundschaften, Kleidung - Wohlbefinden des Kindes: gesundheitliche Belange, körperliche Verletzungen und Verletzungen seines Eigentums, Verdauungsgewohnheiten, Pflege, Gefühls-äußerungen, Verhaltensweisen, die auf ein Unwohlsein des Kindes hindeuten - Aktivitäten und Interessen des Kindes an diesem Tag: Was hat es gelernt und erlebt? ### Umgekehrt können Eltern über ihre familiäre Situation berichten - Etwa über besondere Umstände oder Veränderungen in ihrem heimischen Umfeld - Diese können das Verhalten des Kindes beeinflussen (z.B. beruflicher Stress, Geschwisterstreit, Trennung, Tod) - So können die Fachkräfte einfühlsam auf das Kind eingehen und ihre Unterstützung entsprechend anpassen ### Noch Fragen? - Ein weiterer Gesichtspunkt von Tür- und-Angel-Gesprächen: Eltern gezielt an Briefe, Absprachen oder Termine zu erinnern und sie darauf aufmerksam zu machen - Briefe in die Fächer der Kinder zu legen und anzunehmen, dass die Eltern sich eigenständig informieren, reicht nicht aus - Wer Eltern beteiligen möchte, muss sie rechtzeitig über relevante Themen unterrichten und sicherstellen, dass sie die Informationen verstehen - Während der Tür- und-Angel-Gespräche sollten Fachkräfte daher die Gelegenheit nutzen, kurz darauf hinzuweisen, wenn ein Elternbrief im Fach liegt oder ein Ereignis bevorsteht - Darüber hinaus können Fachkräfte an den folgenden Tagen nachfragen, ob die Eltern die Informationen gelesen haben und noch Fragen offen sind ### Tür- und-Angel-Gespräche sind dagegen nicht der geeignete Rahmen für Konfliktgespräche - Äußerungen wie „Dein Kind hat heute wieder einmal ein anderes Kind gehauen ..." sollten Fachkräfte unter allen Umständen vermeiden - Damit die Übergabe ein positives Gefühl gewährleistet - Obwohl in solchen Momenten kein Stress entstehen oder man grösseren Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen sollte, muss man trotzdem anerkennen, welch hohes Konfliktpotenzial Tür- und-Angel-Gespräche bergen - Ganz im Sinne der Beteiligung betonen Fachkräfte gegenüber den Eltern im Aufnahmegespräch und bei Elternabenden immer wieder, wie wichtig ihre Meinungen und Beobachtungen für sie sind - Gleichzeitig bieten Tür- und-Angel-Gespräche oft die einzige Gelegenheit für viele Eltern, ihre Anliegen anzusprechen - Dies kann bei einigen Fachkräften den Eindruck verstärken, dass sich Eltern, wenn sie in der Kita sind, hauptsächlich beschweren - Diese Diskrepanz zwischen dem idealen Ablauf der Gespräche (ohne Stress und grössere Konflikte) und der Realität im Kita-Alltag (mit potenziellen Konflikten) kann zu Spannungen führen - Diese sollten Fachkräfte im Blick behalten - Konstruktiv Handhaben und die Beteiligung der Eltern erfolgreich fördern ### Das ist unser Weg: - Eltern fordern Fachkräfte in Tür- und-Angel-Situationen nicht selten dazu auf, Erklärungen abzugeben: - Warum mussten zum Beispiel Gruppen schon wieder geschlossen werden? - Warum ging das Stofftier verloren? - Warum werden in diesem Jahr keine Laternen gebastelt? - Meistens reagieren Eltern auf solche Zwischenfälle und Entscheidungen verständnisvoll - Mitunter werden einige aber auch stark emotional - In diesen Situationen ist es nicht leicht, offen für die Sichtweisen der Eltern zu bleiben - Den Beziehungsfaden zu den Eltern müssen wir bewusst pflegen und stärken ### Die folgenden Fragen sollten Fachkräfte helfen, ihre Interaktionen mit den Eltern zu reflektieren und weiterzuentwickeln: - Wie lasse ich mich auf Tür- und-Angel-Gespräche ein? - Bin ich aufmerksam und zeige Interesse, selbst wenn die Zeit knapp ist? - Wann lasse ich mich nicht auf Tür- und-Angel-Gespräche ein? - Woran merke ich das? - Gibt es konkrete Verhaltensweisen von Eltern, die mir unangenehm sind? - Wie gehe ich damit um? - Wie kommuniziere ich respektvoll meine Bedürfnisse? - Wie behandele ich mich selbst und die Eltern im Gespräch wertschätzend? - Wie lasse ich mich nicht von meinen Empfindungen überwältigen? - Wie nehme ich selbst dann eine gelassene und beziehungsstiftende Haltung ein, wenn Eltern beispielsweise wiederholt ihr Kind zu spät abholen? - Welche kritischen Situationen in Tür- und-Angel-Gesprächen kenne ich? - Wie nehme ich den Kontakt zu den Eltern nach einer kritischen Situation wieder auf? - Wie erkennen Eltern, dass ich mich für unsere Beziehung verantwortlich fühle? ### Perfekt ist nichts, aber nah dran - Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Situation, geprägt von Klimakrise, politischen Konflikten, Empörungswellen und emotionaler Erschöpfung, werden Missverständnisse zwischen Eltern und Fachkräften wahrscheinlich häufiger auftreten und damit verbundene Konflikte in Tür- und-Angel-Gesprächen zunehmen - Fachkräfte sind bereits jetzt in Bring- und Abholsituationen vorsichtiger geworden - Bemühen sich, Konfrontationen zu vermeiden - Gleichwohl ist es entscheidend, dass Fachkräfte präsent sind und offen für den Kontakt mit den Eltern bleiben - Zeit ist für Eltern sowie Fachkräfte ein knappes Gut geworden - Daher ist ein durchdachter Rahmen für diese Gespräche maßgeblich - Obwohl nicht alle Tür- und-Angel-Gespräche perfekt verlaufen werden, lohnt es sich dennoch, darauf hinzuarbeiten - Dafür kann man ein Konzept entwickeln, das sowohl den Eltern als auch den Fachkräften Orientierung bietet - Ein Verständnis füreinander kann die Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Fachkräften erheblich verbessern - Möglicherweise ist es zudem sinnvoll, einen neuen Begriff für Tür- und-Angel-Gespräche zu finden: - Einen, der deren Bedeutung besser betont, etwa „Dialog der Erziehungspartner:innen in Bring- und Abholsituationen" - Das hebt den positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung hervor - Unterstreicht die Wichtigkeit dieser Kommunikationsform ### Mit diesen Fragen können Sie und Ihr Team zum Schluss ein durchdachtes Konzept für Tür- und-Angel-Gespräche entwickeln: - Wofür stehen unsere Tür- und-Angel-Gespräche? - Welche konkreten Ziele wollen wir damit erreichen? - Wie schaffen wir in den Tür- und-Angel-Gesprächen eine Atmosphäre, in der sich Eltern willkommen und wertschätzt fühlen? - Wie schaffen wir für uns eine gute Situation, damit wir auf die Eltern eingehen und in kritischen Situationen gut reagieren können? - Wie gestalten wir die Tür- und-Angel-Gespräche so, dass wir Rückmeldungen von Eltern konstruktiv aufnehmen und später in einem anderen Gesprächssetting vertiefen können? - Nach welchen Prinzipien gestalten wir die Gespräche, um die Beteiligungsmöglichkeiten der Eltern zu fördern? - Wie können sich die Eltern aktiv zwischen Tür und Angel beteiligen? - Welche Rolle spielen die Kinder in den Tür- und-Angel-Gesprächen? - Wie informieren wir die Eltern regelmäßig über die Bedeutung und den Zweck der Tür- und-Angel-Gespräche? - Wann und wie erklären wir ihnen, wie sie sich aktiv einbringen können, welche Themen typischerweise besprochen werden und wie diese Gespräche zur Unterstützung der kindlichen Entwicklung beitragen? - Welche Kommunikationskanäle wollen wir für Tür- und-Angel-Gespräche nutzen (persönliche Gespräche, Telefonate, digitale Plattformen)? - Wie berücksichtigen wir kulturelle Unterschiede und sprachliche Barrieren der Eltern (Bildkarten, Übersetzer:innen), um alle gleichermaßen einzubeziehen? - Wie stellen wir sicher, dass wir in der Bring- und Abholsituation als Team auftreten? - Ist der Begriff „Tür- und-Angel-Gespräch" für uns noch passend oder möchten wir eine andere Formulierung verwenden? ### Haben Kinder bei Tür- und-Angel-Gesprächen auch ein Wörtchen mitzureden?

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