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Universität Erfurt
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This document discusses various aspects of self-concept development in adolescence. It includes definitions, structures, and influences on the formation of self-concept. This document is not a past paper.
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5 Vorlesung Entwicklung desSelbstkonzepts im Jugendalter 1. Definitionen und Abgrenzungen 2. Die Struktur des Selbstkonzepts 3. Das Selbst im Jugendalter 4. Zusammenhang zwischen Selbstkonzept und Leistung (nicht nur im Jugendalter) 5. Entwicklung des Selbstwerts im Jugendalter 56.) Was ist Selbst...
5 Vorlesung Entwicklung desSelbstkonzepts im Jugendalter 1. Definitionen und Abgrenzungen 2. Die Struktur des Selbstkonzepts 3. Das Selbst im Jugendalter 4. Zusammenhang zwischen Selbstkonzept und Leistung (nicht nur im Jugendalter) 5. Entwicklung des Selbstwerts im Jugendalter 56.) Was ist Selbstkontzept? Selbstkonzept umfasst: - selbstbezogenes Wissen - selbstbezogene Überzeugungen - selbstbezogene Bewertungen Kognitive Komponente des Selbstkonzepts: Inhalte von Selbstbeschreibungen: - Selbstwahrnehmung und Wissen darum, was die eigene Person ausmacht (z.B. Eigenschaften und Fähigkeiten) Affektive Komponente des Selbstkonzepts: Selbstwert - Positivität der Einstellung zu sich selbst - globale Bewertung, ob man sich selbst mag und mit seinem Leben zufrieden ist 57.) Was ist die Bedeutung des Selbstkonzepts? Auswirkungen eines positiven oder negativen Selbstkonzepts einer Person auf: ihre sozialen Beziehungen, ihr Leistungsverhalten und damit langfristig auf ihre weitere Entwicklung Verhaltensregulative Funktion des Selbstkonzepts in vielen Lebensbereichen, z.B. - Motivation - Emotionsregulation - Leistungskontexte 58.) Wie ist das hierarchies Modell des Selbstkonzepts nach Shavelson? 59.) Struktur des schulischen Selbstkonzepts im ursprünglichen vs. revidierten hierarchischen Modell 60.) Revidiertes Modell des Selbstkonzepts: Struktur des schulischen Selbstkonzepts Unterscheidung von zwei weitgehend getrennten schulischen Selbstkonzepten auf der Ebene globaler schulischer Faktoren: Verbales Selbstkonzept: - speist sich aus Selbsteinschätzungen zum muttersprachlichen Unterrichtsfach, zu den Fremdsprachen und Fächern wie Geschichte Mathematisches Selbstkonzept: - integriert Selbsteinschätzungen in Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie —> diese Aufteilung lässt sich in konfirmatorischen Faktorenanalysen gut bestätigen 61. Wie ist der Überblick über Charakteristika von Selbstbeschreibungen im Grundschulalter - Kinder können aufgrund von Fortschritten in der kognitiven Entwicklung soziale Vergleiche bezüglich Fähigkeiten und Eigenschaften vornehmen - persönliche Stärken und Schwächen werden in Einklang gebracht - im Vergleich zum Vorschulalter zunehmend differenzierter, umfassender, realistischer - soziale Vergleiche mit Gleichaltrigen als entscheidende Quelle selbstbezogenen Wissens - Bezug sozialer Vergleiche auf Fähigkeiten, Besitztümer, Aussehen 62.) Was sind Charakteristika des Selbstkonzepts im frühen Jugendalter? - Vorstellungen vom Selbst verändern sich im Vergleich zur Kindheit grundlegend - Entstehung des abstrakten Denkens im Jugendalter ermöglicht Jugendlichen, sich selbst anhand abstrakter Eigenschaften zu beschreiben, die eine Vielzahl von konkreten Aspekten und Verhaltensweisen umfassen - im frühen Jugendalter machen sich Jugendliche keine Sorgen darum, dass der Mensch, als der sie erscheinen, je nach Kontext anders sein kann - dagegen verstärkte Sorgen über soziale Kompetenz und soziale Akzeptanz (vor allem bei Gleichaltrigen) Persönliche Fabel - Form des Egozentrismus, die den Glauben an die Einzigartigkeit der eigenen Gefühle und Gedanken beinhaltet Imaginäres Publikum - die im Egozentrismus von Jugendlichen begründete Überzeugung, dass jeder andere Mensch seine Aufmerksamkeit auf die Erscheinung und das Verhalten des Jugendlichen richtet - —> bringt viele Jugendliche dazu, sich permanent Gedanken darüber zu machen, was andere über sie denken 63.) Was sind Charakteristika des Selbstkonzepts im mittleren Jugendalter - Jugendliche sind besser in der Lage, Widersprüche bei sich zu erkennen - kognitive Fähigkeiten zur Integration der Widersprüche in kohärentes Selbstkonzept fehlen aber noch - als Folge machen sich Jugendliche oft Sorgen wegen der Widersprüche in ihrem Verhalten und ihren Eigenschaften 64.) Charakteristika des Selbstkonzepts im späten Jugendalter - Vorstellung der Jugendlichen vom Selbst wird stärker integriert und weniger dadurch bestimmt, was andere denken - Vorstellungen älterer Jugendlicher vom Selbst reflektieren oft verinnerlichte persönliche Werte, Überzeugungen und Normen - ältere Jugendliche besitzen eher die kognitive Fähigkeit, Gegensätze oder Widersprüche, die in versch. Kontexten auftreten, in ihr Selbst zu integrieren - Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten werden eher als ein normaler Bestandteil des menschlichen Daseins betrachtet - Jugendliche fühlen sich daher weniger konfliktbeladen und beunruhigt 65.) Wie ist das Körperselbstkonzept im Jugendalter? - durch körperliche Veränderungen in der Pubertät wird das Körperselbstkonzept im Jugendalter besonders wichtig - Einschätzung des Körperselbstkonzepts wirkt sich auf Selbstwert aus Körperselbstkonzept setzt sich aus vier Facetten zusammen: - sportliche Kompetenz - physische Attraktivität - körperliche Fitness - physische Kraft - männliche Jugendliche schätzen sich in allen vier Bereichen des Körperselbstkonzepts deutlich positiver ein als weibliche Jugendliche 66.) In welcher Beziehung stehen Selbstkonzept und Leistung zueinander? Skill development-Ansatz: - erbrachte Leistung ist Ursache für die Selbstbewertung Self enhancement-Ansatz: - Selbstkonzept ist Ursache für nachfolgend erbrachte Leistungen —> in einigen Arbeiten Bestätigung für den Self enhancement-Ansatz - in anderen Arbeiten Bestätigung für den Skill development- 67.) Das Alter hat Einfluss auf die Beziehung zwischen Selbstkonzept und Leistung Grundschulkinder: - Selbsteinschätzungen der Kinder werden über die ersten Schuljahre hinweg realistischer - im Grundschulalter ist das Selbstkonzept hauptsächlich Konsequenz der Leistung (Unterstützung des Skill development-Ansatzes) Kinder, die älter sind als 10 bis 12 Jahre: - wechselseitige Beeinflussung von Selbstkonzept und Leistung - Leistungen in einem Inhaltsbereich werden durch vorhergehende Leistungen in diesem Bereich und durch Leistungseinschätzungen verursacht - Selbstkonzept wird durch vorhergehende Leistungen und vorhergehende Leistungseinschätzungen verursacht 68. Was sind Wirkmechanismen auf Schülerseite in Bezug auf Selbstkonzept und Leistung? Affektive Schülermerkmale, die als Merkmalsgruppe zur Vorhersage von Testleistungen beitragen: - Leistungsängstlichkeit - Lernfreude - Motivation - Handlungskompetenz Positives Selbstkonzept geht einher mit: - geringer Leistungsängstlichkeit, aber positiver Einstellung zur Schule und zum Lernen => Anstrengungsbereitschaft, Anstrengung wird aufrechterhalten - selbstwertdienlicheren Kausalattributionen bei Erfolg bzw. Misserfolg (Erfolg: internale Ursachen wie Begabung oder Anstrengung, Misserfolg: externale Ursachen wie Pech oder zu hohe Schwierigkeit) Selbstkonzept wirkt sich direkt auf das Leistungsverhalten aus und indirekt über die Beeinflussung weiterer Schülermerkmale aus 69.) Welches Bild ergibt sich, wenn Selbstkonzepte in verschiedenen Leistungsbereichen in den Blick genommen und mit Leistungen in Beziehung gesetzt werden? 70.) Was ist mit den Modell des externalen und internalen Bezugsrahmens gemeint? - relativ starker Zusammenhang zwischen schulischen Leistungen in Mathematik und Sprache (positive Korrelation) aber: - fachspezifische Selbstkonzepte nahezu unkorreliert - häufig negative Korrelation zwischen Leistungen in dem einen Fach und Selbstkonzept in dem anderen Fach Erklärung: Zusammenwirken von zwei Vergleichsprozessen bei Einschätzung der eigenen Leistung: - Vergleich eigener mit fremden Leistungen (externale, interindividuelle Vergleiche = externaler Bezugsrahmen) - Vergleich der eigenen Leistungen in beiden Fächern (internale, intraindividuelle Vergleiche = internaler Bezugsrahmen) 71.) Was sind die 4 Prozesse dabei? Basis: hoch positive Korrelationen zwischen schulischen Leistungen in mathematisch- naturwissenschaftlichen und verbalen Schulfächern 1. Anwendung eines externalen Bezugsrahmens zur Beurteilung der eigenen Leistung: Vergleich der eigenen Leistungen in den Schulfächern mit den Leistungen der Mitschüler (interindividuelle, bzw. soziale Vergleiche) 2. Als Konsequenz: Schüler mit guten Leistungen in einem Fach entwickeln ein hohes Fähigkeits-Selbstkonzept in diesem Fach, Schüler mit schwachen Leistungen ein niedriges Selbstkonzept. => positive Korrelation zwischen Schulleistungen und Selbstkonzepten innerhalb eines Fachs 3. zweite Informationsquelle: Nutzung eines internalen Bezugsrahmens: Vergleich der eigenen Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern mit den eigenen Leistungen in sprachlichen Fächern Kontrasteffekt: Unterschiede in der eigenen Leistungsfähigkeit werden übertrieben deutlich wahrgenommen 4. Konsequenz der intraindividuellen Vergleiche: Abwertung, bzw. Aufwertung der Selbstkonzepte; Beispiele: gute Leistungen in Mathematik: Abwertung des Selbstkonzepts im verbalen Bereich schwache Leistungen in Mathematik: Aufwertung des Selbstkonzepts im verbalen Bereich => geringe Korrelation zwischen verbalem und mathematischem Selbstkonzept 72.) Was ist die pädagogisch bedeutsame Schlussfolgerungen aus dem Modell des externalen und internalen Bezugsrahmens? - Lehrer überschätzen in der Regel die Korrelationen zwischen den Schülerselbstkonzepten - Wissen, dass Schüler auch einen internalen Bezugsrahmen anlegen, trägt dazu bei, dass Lehrer die Selbstbilder ihrer Schüler besser nachvollziehen können. - Schüler überschätzen ihre Fähigkeiten im stärkeren Fach und unterschätzen ihre Fähigkeiten im schwächeren Fach (Kontrasteffekt) - birgt die Gefahr, dass begabte Schüler sich vorzeitig zu stark spezialisieren 73.) Was sind Zentrale Entwicklungsaufgaben des Jugendalters? - Bewältigung des Übergangs von Schule in Berufsausbildung/Studium - Identitätsbildung Internaler Bezugsrahmen dabei evtl. hilfreicher als externaler Bezugsrahmen: - Informationen über persönliche Stärken und Schwächen - Informationen über bereichsspezifische Motivationslagen und Interessen 74.) Wie ist der Einfluss von Umweltfaktoren auf das Fähigkeitsselbstkonzept: Merkmale des Elternverhaltens? - Eltern kommunizieren direkt oder indirekt ihre Einschätzungen über die Stärken und Schwächen des Kindes - dadurch beeinflussen sie nachhaltig und bedeutsam die Fähigkeitseinschätzungen des Kindes - positiv gefärbte Grundhaltung der Eltern und prozessorientierte Unterstützung => vermittelt den Kindern, mit welchen Mitteln ein Leistungserfolg erzielt werden kann - elterliche Ursachenzuschreibungen bei Erfolg oder Misserfolg als Modell für Kausalattributionen der Kinder => Einfluss auf Erfolgszuversicht und Selbstkonzept der Kinder 75. Wie ist der Einfluss von Umweltfaktoren auf das Fähigkeitsselbstkonzept: Merkmale des Lehrerverhaltens - Art der Rückmeldung zu Leistung der Schüler hat Einfluss auf affektive Schülermerkmale und so auch auf das Selbstkonzept - entscheidend: Bezugsnormorientierung der Lehrperson Drei Arten von Bezugsnormorientierung: - soziale Bezugsnorm: Klasse als Referenzrahmen, Leistungsbewertung wird am Niveau der Klasse relativiert - sachorientierte Bezugsnorm: Vergleich der Leistung des Kindes mit objektivem Gütemaßstab - individuelle Bezugsnorm: Vergleich der Leistung des Kindes mit seiner eigenen früheren Leistung Ergebnis zahlreicher Studien: Bezugsnormorientierung, die individuelle Bezugsnorm einschließt, ist förderlich für - Selbstkonzept des Schülers - Anstrengungsbereitschaft des Schülers - tatsächliche Leistungen 76.) Wie ist die Veränderungen des Selbstwerts im Jugendalter? - Selbstbewertungen in der frühen Kindheit sind oft unrealistisch positiv - Selbstbewertungen werden ab der mittleren Kindheit zunehmend realistischer =>im Mittel Absinken des Selbstwerts von der späten Kindheit bis zum mittleren Jugendalter - keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bezüglich des Selbstwerts in der mittleren Kindheit - im Jugendalter zeigen Mädchen häufiger eine Abnahme des Selbstwerts - ein möglicher Grund: körperliche Veränderungen in der Pubertät (Mädchen: Entfernung vom gängigen schlanken Schönheitsideal; Jungen: Annäherung an das kräftige männliche Ideal 77.) Große interindividuelle Unterschiede bezüglich der Veränderungen des Selbstwerts im Jugendalter - Teilgruppen mit steigendem Selbstwert - Teilgruppen mit konsistent hohem oder niedrigem Selbstwert - Teilgruppen mit fallendem Selbstwert 78.) Wie Erhöhung der Stabilität des Selbstwertes im Verlauf von Kindheit und Jugendalter - interindividuelle Unterschiede im Selbstwert stabilisieren sich im Verlauf von Kindheit und Jugendalter Warum? - mit steigendem Alter beruht der Selbstwert auf zunehmender Anzahl von Erfahrungen => diskrepante neue Informationen stellen den Selbstwert immer weniger in Frage - Stabilität des Selbstwerts erhöht sich im Verlauf der Jugend => Interventionsmaßnahmen zur Stabilisierung und Verbesserung des Selbstwertes sollten spätestens in der späten Kindheit oder frühen Jugend erfolgen 79.) Auswirkung der Veränderung des Selbstwert: Gruppe mit stabil hohem Selbstwert: (48% der Jugendlichen) - weniger als andere Gruppen anfällig für negative Gruppeneinflüsse - weniger Devianz, weniger Alkoholkonsum und –missbrauch Gruppe mit abfallendem Selbstwert: (20% der Jugendlichen) - negativste Auswirkungen und Entwicklungen bezüglich Anfälligkeit für negative Gruppeneinflüsse, Devianz, Alkoholkonsum und –missbrauch => bei ursprünglich hohem und über die mittlere Jugend kontinuierlich absinkendem Selbstwert: besonders gravierende Folgen für die weitere psychosoziale Entwicklung 6 Vorlesung Entwicklung der Identität im Jugendalter 1. Begriffsklärung: Was ist Identität? 2. Eriksons Theorie der Identitätsbildung 3. Identitätsformen nach Marcia 4. Verlauf der Identitätsentwicklung 80.) Was ist Identität? Die Identität ist ein System von Zielen, Werten und Überzeugungen, das ein Mensch im Laufe seiner Entwicklung aufbaut, das für ihn wichtig ist und dem er sich verpflichtet fühlt. Identität dient als Orientierung bei den entscheidenden Fragen im Leben, wie beispielsweise, woher man kommt, was einem auf dem Lebensweg wichtig ist und wohin man geht. ODER Konstruktion einer Identität beinhaltet eine Definition davon wer man selbst ist, welche Werte für einen wichtig sind, welche Richtung man im Leben einschlagen möchte