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PleasingMahoganyObsidian9241

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Universität Rostock

2024

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special education inclusive education educational psychology teaching methods

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Sonderpädagogische Grundfragen Aspekte der Förderschwerpunkte Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, geistige Entwicklung und Sprache SOMMERSEMESTER 2024 P. FET TIG © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Gliederung 1 Sonderpädagogischer Förderbedarf 2 Ausgewähl...

Sonderpädagogische Grundfragen Aspekte der Förderschwerpunkte Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, geistige Entwicklung und Sprache SOMMERSEMESTER 2024 P. FET TIG © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Gliederung 1 Sonderpädagogischer Förderbedarf 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 1 Sonderpädagogischer Förderbedarf Sonderpädagogischer Förderbedarf besteht bei Schülerinnen und Schülern, die so stark beeinträchtigt sind, dass sie im Unterricht oder während ihrer praktischen Ausbildung in beruflichen Vollzeitbildungsgängen ohne gezielte sonderpädagogische Fördermaßnahmen nicht hinreichend unterstützt werden können (§ 34 Absatz 1 SchulG M-V). Förderschwerpunkte in Deutschland: - Sehen - Hören - Sprache - Geistige Entwicklung - Lernen - Emotionale und soziale Entwicklung - Körperliche und motorische Entwicklung - Schule für Kranke © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Feststellung des sonderpädagogischer Förderbedarf > im schulischen Bereich in MV durch den Zentralen Fachbereich für Diagnostik und Schulpsychologie (ZDS) diagnostiziert. > durch Erziehungsberechtugte und LK beantragt > Fetslegung sonderpädagogischen Förderbedarfs - Beobachtung, Befragung des Kindes, spezifische Testverfahren - Gespräche > Ergebnis: Gutachten mit Empfehlung zur Förderung 1 Sonderpädagogischer Förderbedarf Sonderpädagogischer Förderbedarf 2022 in Deutschland Deutschland 2022: ca 595.700 SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet (von ca 8,7 Millionen SuS insgesamt an allgemeinbildenden Schulen in D) = ca. 7,5% SuS mit spFb davon  ca 337. 700 SuS an Förderschulen und  ca 258. 000 SuS an allgemeinen Schulen © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte Das bio-psycho-soziale Modell der ICF © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.dimdi.de/dynamic/de/klassifikationen/icf/ 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte Grundfragen: Wie wird der jeweilige sonderpädagogische Förderbedarf beschrieben? Was können Ursachen sein, die zu den damit verbundenen Beeinträchtigungen führen? Welche Auswirkungen haben die Beeinträchtigungen, insbesondere im Unterricht? Ziel: Anhaltspunkte für die jeweils beste Unterstützung der individuellen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in Ihrem Unterricht © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte Sinnesbeeinträchtigungen: Die Förderschwerpunkte Sehen und Hören Beschreibung Förderschwerpunkt Sehen Förderschwerpunkt Hören  Notwendigkeit sonderpädagogischer Unterstützung, begründet durch Einschränkungen der Entwicklungs-, Lern- und Bildungsmöglichkeiten aufgrund von verschiedenen Graden und Formen von unterschiedlichen Hörbeeinträchtigungen im Bereich Beeinträchtigungen des Sehens – von zwischen Beeinträchtigung auditiver Wahrnehmung, Sehbehinderung bis Blindheit Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1996/1996_05_10-FS-Hoeren.pdf © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1998/1998_03_20-FS-Sehen.pdf 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte Sinnesbeeinträchtigungen: Die Förderschwerpunkte Sehen und Hören Beschreibung Förderschwerpunkt Sehen Förderschwerpunkt Hören  Notwendigkeit sonderpädagogischer Unterstützung, begründet durch Einschränkungen der Entwicklungs-, Lern- und Bildungsmöglichkeiten aufgrund von verschiedenen Graden und Formen von unterschiedlichen Hörbeeinträchtigungen im Bereich Beeinträchtigungen des Sehens – von zwischen Beeinträchtigung auditiver Wahrnehmung, Sehbehinderung bis Blindheit Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit möglich: zusätzliche Behinderungen, sprachliche und psychosoziale Folgen (z.B. Wahrnehmung und Verfügbarkeit von taktilen, akustischen, visuellen Informationen, von Sprache, Sprechen, Kommunikation; Wahrnehmung und Verstehen der sozialen und sächlichen Umwelt) zusätzliche Notwendigkeiten: medizinisch-therapeutische, pflegerische, technische, psychologische, soziale Maßnahmen in und außerhalb der Schule, z.B. Zuhörtechniken, Wahrnehmungsstrategien, Kommunikationsstrategien https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1996/1996_05_10-FS-Hoeren.pdf © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1998/1998_03_20-FS-Sehen.pdf 2 Ausgewählte sonderpädagogische Förderschwerpunkte Sinnesbeeinträchtigungen: Die Förderschwerpunkte Sehen und Hören Ätiologie Förderschwerpunkt Sehen Förderschwerpunkt Hören genetisch bedingte Fehlbildungen, familiär auftretende Schädigungen, degenerative Prozesse pränatal: Virusinfektionen während der Schwangerschaft (z.B. Röteln), Schädigung durch Medikamente, Alkohol… perinatal: mechanische Geburtstraumen, Hirnschädigungen durch Geburtstraumen (z.B. Nervus Opticus), Sauerstoffmangel Frühgeborene: mangelnde Reifungsprozesse, komplexe Schädigungen (z.B. Frühgeborenenretinopatien) postnatal: frühkindliche Hirnschädigungen, Gehirnhautentzündungen, Schädelbrüche, Knall- und Explosionstraumen, Virus-Infektionen wie Mumps oder Masern, chronische (z.B. Mittelohr-)Entzündungen oder bestimmte Medikamente … ! Lärmschwerhörigkeit = in Deutschland häufigste Berufskrankheit © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Förderschwerpunkt Hören 1. Epidemiologie 2. Wie hören wir? 3. Hörschädigungen 4. Diagnostik 5. Folgen von Hörschädigungen 6. Pädagogische Konsequenzen 7. Beispiel: CI © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentatione Förderschwerpunkt Hören 1. Epidemiologie Hörbeeinträchtigungen: häufigste sensorische Beeinträchtigung des Menschen 1% der Kinder von einer hochgradigen Hörstörung betroffen 0,08-0,1% prälingual gehörlos n/Dok_240_SoPae_2022.pdf 50% aller 75-Jährigen sind schwerhörig ◦ sonderpäd. Förderbedarf Hören: ◦ ca. 3,5% der SuS mit spFb (2022), ◦ ca 0,27% aller SuS (Hinz, 2019, S. 41) © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 1 Das Außenohr fängt die Schallwellen auf und leitet sie in den Gehörgang; die Schallwellen bringen das Trommelfell zum Schwingen. 2 Das Trommelfell schwingt in den Frequenzen des akustischen Reizes. 3 Über die Gehörknöchelchenkette erreichen die Schallschwingungen die Hörschnecke - Cochlea (lat.). 4 Diese Schwingungen versetzen die Flüssigkeit in der Cochlea in Bewegung. 5 Infolge der Bewegung der Flüssigkeit „biegen“ sich die Haarzellen. Sie lösen elektrische Signale aus, die vom Hörnerv weitergeleitet werden. Die Haarzellen am Ende der Cochlea erzeugen tieffrequente, die Haarzellen am Eingang der Cochlea hochfrequente Schallinformationen. 6 Der Hörnerv übermittelt die Signale ans Gehirn, wo sie als akustisches Ereignis (Sprache, Geräusch, Musik, etc.) interpretiert werden. 3. Hörschädigungen - können pränatal, perinatal, postnatal verursacht sein Fehlbildungen des Gehörgangs, Verletzungen des Trommelfells, entzündliche Erkrankungen des Mittelohrs (z.B. Schallleitungsstörung durch Otitis media, Otosklerose) und des Innenohrs mit Schallempfindungsstörung (z.B. durch Schalltrauma, Hörsturz, Entzündung der Hörnerven oder des Zentralnervensystems, Tumorbildungen) Hörschädigung © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 3. Hörschädigungen Einteilung der Schwerhörigkeit nach Ort ihrer Entstehung Ursachen Schallleitungsschwerhörigkeit, z.B.: Ohrschmalz (Cerumen), Fremdkörper Verletzungen des Trommelfells Gehörgangsentzündung Akute Mittelohrentzündung Schädelbruch Ursachen Schallempfindungsschwerhörigkeit, z.B.: Hörsturz akute Schädigung durch Lärm Medikamente Akute Infektionen des Innenohres Schädelbruch http://www.hno-loss.de/Schwerhoerigkeit.html © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 5. Folgen von Hörschädigungen Schallleitungsschwerhörigkeit Schallempfindungsschwerhörigkeit  Schallübertragungsschwerhörigkeit  Innenohrschwerhörigkeit  der über das Trommelfell ankommende Schall  Schädigung oder Funktionsschwäche in Teilen vom Mittelohr nicht richtig an das Innenohr des Innenohrs, seltener Hörnerv oder Gehirn weitergeleitet  Schallsignale relativ gut empfangen, aber verändert wahrgenommen, da die Frequenzen - beginnend mit den hohen Tönen - unterschiedlich stark verloren gehen © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 4. Diagnostik Verdacht auf Hörstörung: mangelnde Reaktion auf akustische Reize verzögerte Sprachentwicklung 4 Folgen bestimmte Verhaltensauffälligkeiten bestimmte körperliche Auffälligkeiten bestimmte Risikofaktoren vor und während der Geburt bestimmte Risikofaktoren nach der Geburt © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 4. Diagnostik - tonaudiometrische Messungen - Tonaudiogramm erfasst unterschiedliche Tonhöhen und Lautstärken Neben der Angabe zum Ausmaß des Hörverlustes werden Hörschädigungen noch unter Berücksichtigung medizinischer, sprachlicher und psychosozialer Aspekte eingeteilt (vgl. ICF- Klassifikation). (Hinz, 2019, S. 41) © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 4. Diagnostik Einteilung nach Grad der Schwerhörigkeit Hörschädigungen Hörauffälligkeit Hörsprachbehinderung Schwerhörigkeit Gehörlosigkeit (prä- oder postlingual) leichte Schädigung mittelgradig hochgradig Resthörigkeit volle Taubheit (Sprachtaubheit) 0-30 dB 30-60 dB 60-90 dB über 90 dB -- im Frequenzband von ca. 250- 8.000 Hertz (= Sprachfeld) keine/kaum Auffälligkeiten in sprachliche u./od. Sprach- bei der Sprachwahrnehmung auf Ablesen der Sprache oder dem psychosoziale wahrnehmung vom Mund, Gebärden, Mimik und Gestik Verhalten Auffälligkeiten beeinträchtigt angewiesen © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK (Hinz, 2019, S. 41) 5. Folgen von Hörschädigungen Schallleitungsschwerhörigkeit Schallempfindungsschwerhörigkeit  Schallübertragungsschwerhörigkeit  Innenohrschwerhörigkeit  der über das Trommelfell ankommende Schall  Schädigung oder Funktionsschwäche in Teilen vom Mittelohr nicht richtig an das Innenohr des Innenohrs, seltener Hörnerv oder Gehirn weitergeleitet  Schallsignale relativ gut empfangen, aber verändert wahrgenommen, da die Frequenzen - beginnend mit den hohen Tönen - unterschiedlich stark verloren gehen Folge: Folge: Schallsignale leiser gehört Auswirkungen auf den Aufbau, das Klangbild und Qualität der Schallsignale, z.B. die die Qualität der gehörten Sprache bzw. Töne Verständlichkeit des Gesprochenen, bleibt „Fehlhörigkeit" weitgehend erhalten alle Tonhöhen werden gleich schlecht gehört bei Kindern häufig durch Erkältung, akute stetiger Anstieg bei Jugendlichen durch zu laute Mittelohrentzündung, vergrößerte Musik (Kopfhörer, Live-Konzerte, Disco) Rachenmandel © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwerhoerigkeit/symptome- 5. Folgen von Hörschädigungen Frequenzen und Tonlautstärken vermindert oder überhaupt nicht mehr gehört Tinnitus, Schwindelfälle und Gleichgewichtsstörungen Überhören von Naturgeräuschen, z.B. Blätter-, Meeresrauschen, Vogelgezwitscher Haushaltsgeräuschen, z.B. Surren des Kühlschranks, Ticken des Weckers Telefon oder Klingel und-erste-anzeichen.html verstärktes Gefühl, dass Gesprächspartner nuschelt und Nachfragen erforderlich macht schlechtes Sprachverstehen bei Geräuschkulisse (z.B. bei Gesprächen in der Gruppe, Unterhaltungen im Restaurant mit anderen Gesprächen und Musik im Hintergrund) Familienmitglieder/Nachbarn beschweren sich über zu lauten Fernseher bzw. zu lautes Radio © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 5. Folgen von Hörschädigungen mögliche Auswirkungen in der Schule: Verzögerung von Lernfortschritten in der Schule, Lern- und Verhaltensprobleme Schwierigkeiten:  der zunehmend komplexen Sprache zu folgen, an sozialer Interaktion teilzunehmen, verbal zu kommunizieren  beim Lesen und Schreiben – Schriftspracherwerb erschwert (z.B. Unterscheidung von ähnlichen Lauten wie m-n, g-k)  sich auszudrücken und mit anderen in Kontakt zu treten Missverstehen der Anweisungen und Aufrufe des Lehrers schnellere Ermüdung, gereiztes Reagieren auf laute Geräusche (Ohren zuhalten) mangelnde schulische Leistungen und Kommunikationsprobleme  geringes Selbstwertgefühl, Gefühl der Isoliertheit, Vermeiden sozialer Kontakte https://www.cochlear.com/de/startseite/hoeren-und-hoerverlust/mein-kind-hat-einen-hoerverlust/hoerverlust-in-der-schule © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 6. Pädagogische Konsequenzen  abhängig von jeweiligen pädagogisch bedeutsamen Auswirkungen der Hörschädigung Sprachwahrnehmung für hörgeschädigte SuS sicherstellen (Sitzplatz, Schülerzahl, Licht, Akustik, Mikrofon, Schallschutz) hör- und antlitzgerichtete Kommunikation und sprachliche Verarbeitung sind anstrengend Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung Anschauung (Hilfsmittel und visuelle Unterstützungen) häufigere prägnante Zusammenfassung erarbeiteter Inhalte handelnde Auseinandersetzung und Begegnung ermöglicht eigenständiges Lernen und Problemlösen Deutsche Gebärdensprache (DGS), Lautbegleitende Gebärden (LBG) © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 6. Pädagogische Konsequenzen wesentliche Notwendigkeiten für den Unterricht mir hörbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen:  Sprachgestaltung im Unterricht  Schaffung optimaler Hörbedingungen  Gestaltung optimaler Absehbedingungen Stockheim, D. (2019). Ein Kind mit dem Förderschwerpunkt Hören kommt. Praxis Grundschule 5-2019, 44-45. © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/kurzinformationen-hals-,-nasen-und- ohrenerkrankungen/schwerh%C3%B6rigkeit-und-taubheit/behandlung-von- 7. Beispiel: CI Exkurs Hörgeräte = Geräte, die den Schall verstärken Bestandteile: ◦ eingebautes Mikrofon zur Aufnahme von Geräuschen ◦ batteriebetriebener Verstärker ◦ winziger Lautsprecher, der in den Gehörgang passt schwerh%C3%B6rigkeit 4 unterschiedliche Hörgeräte: © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.cochlear.com/de/startseite/hoeren-und-hoerverlust/hoeren-und- 7. Bsp. CI hoerverlust/behandlungsmoeglichkeiten/cochlea-implantate Was ist ein Cochlea Implantat? elektronisches medizintechnisches Gerät übernimmt die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs (der Cochlea), um Audiosignale an das Gehirn zu übertragen © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 7. Bsp. CI Wann kann ein Cochlea Implantat helfen? mittelgradiger Hörverlust bis zur völligen Taubheit auf beiden Ohren nur geringe oder überhaupt keine Verbesserung durch konventionelle Hörgeräte Diagnose eines auditiven Sprachverstehens von maximal 50 % im Rahmen von Satztests auf dem zu implantierenden Ohr Diagnose eines auditiven Sprachverstehens von maximal 60 % im Rahmen von Satztests auf dem nicht implantierten Ohr oder auf beiden Ohren mit Hörgerät https://www.cochlear.com/de/startseite/hoeren-und-hoerverlust/hoeren-und- hoerverlust/behandlungsmoeglichkeiten/cochlea-implantate © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 7. Bsp. CI Vorteile eines Cochlea Implantats besseres Hören als mit einem Hörgerät bessere Konzentration in Umgebungen mit vielen Geräuschen Lautsprache erlernen können  Schriftspracherwerb  Bildungschancen sich sicherer fühlen im Alltag, da sie akustische Warnsignale, rufende Menschen und sich annähernde Fahrzeuge hören können telefonieren können Musik genießen können https://www.cochlear.com/de/startseite/hoeren-und-hoerverlust/hoeren-und- hoerverlust/behandlungsmoeglichkeiten/cochlea-implantate © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Film: „Du sollst hören“ (2022). Verfügbar unter https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der- woche/du-sollst-hoeren-100.html [letzter Zugriff 10.11.2022] Test: „Wie alt sind deine Ohren?“: https://www.youtube.com/watch?v=TjzuIv61d7M [Hörtest etwa ab 4:26] © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Förderschwerpunkt Sehen 1. Epidemiologie 2. Wie sehen wir? 3. Sehschädigungen 4. Folgen von Sehschädigungen 5. Diagnostik 6. Pädagogische Konsequenzen 7. Exkurs: Unterricht mit Schüler*innen mit Farbsinnstörung Quellen und weiterführende Links © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentatione Förderschwerpunkt Sehen 1. Epidemiologie Blindheit = eine der seltensten kindlichen Behinderungen (in westlicher Welt) Blindheit/Sehbehinderung: ca. 0,015% eines Geburtenjahrganges Anteil in der Gesamtbevölkerung 10mal so hoch: ca. 0,12% n/Dok_240_SoPae_2022.pdf sonderpäd. Förderbedarf Sehen: ca. 1,6% der SuS mit spFb (2022) ca. 0,12% aller SuS 50-70% der blinden und sehbehinderten schulpflichtigen Kinder als mehrfachbehindert eingestuft Anteil der blinden Menschen über 60 Jahre beträgt etwa 70% © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 2. Wie sehen wir? Das menschliche Auge nimmt Licht aus der Umgebung auf, bündelt dieses auf der Hornhaut. Dadurch entsteht ein erster Seheindruck. Dieses Bild wird nun von jedem Auge über den Sehnerv weitergeleitet an das Gehirn und dort zu dem verarbeitet, was wir als „Sehen“ erleben © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 3. Sehschädigungen - können prä-, peri-, postnatal verursacht sein - häufige erworbene Ursachen in Mitteleuropa: Glaukom (grüner Star) Diabetische Retinopathie (Netzhauterkrankung als Folge von Diabetes) Katarakt (grauer Star) Optikusatrophie (Sehnervenschwund) - Risikofaktoren für kindliche Sehstörungen: - Frühgeburt, erbliche Augenerkrankungen in der Familie, starke Fehlsichtigkeit oder Schielen bei den Eltern oder Geschwistern Sehbehinderung und Blindheit © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 3. Sehschädigungen Blindheit und Sehbehinderung Ein Mensch ist sehbehindert hochgradig blind sehbehindert wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 30 % nicht mehr als 5 % nicht mehr als 2 % von dem sieht, was ein Mensch mit normalem Sehvermögen erkennt. (Sehrest ≤ 30 %) (Sehrest ≤ 5 %) (Sehrest ≤ 2 %) https://www.woche-des-sehens.de/fileadmin/Redaktion/Materialien/allgemein/Broschu%CC%88re_Sehen_Sehverlust_barrierefrei.pdf letzter Zugriff 02.06.2024 © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 3. Sehschädigungen Jeder Fall von beeinträchtigtem Sehen weist spezifische Charakteristika auf:  Sehfunktionseinbuße  Schädigung des Auges  individuelle Anpassung an den Verlust der Sehfähigkeit (Die Grenze zwischen Blindheit und Sehbehinderung lässt sich nicht trennscharf definieren.) 6 Teilfunktionen des Sehens ◦ Sehschärfe in der Ferne ◦ Sehschärfe in der Nähe ◦ Gesichtsfeld ◦ Farbsinn ◦ Lichtsinn ◦ beidäugiges Sehen ( Tiefenwahrnehmung) © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK (Hinz, 2019) 4. Folgen von Sehschädigungen eingeschränkte visuelle Wahrnehmung - instabiles Sehvermögen - Blendungsempfindlichkeit - Einschränkung durch Nystagmus (= Augenzittern, Kompensation durch Blinzeln, schnelle Kopfbewegungen) - Einbußen von Tiefensehschärfe oder Farbsinnstörungen Auswirkungen: - rasche Ermüdbarkeit, vorzeitiges Nachlassen der Konzentration - Einschränkungen der Motorik, der Orientierung und der Mobilität - unterschiedliche kommunikative Fähigkeiten und Bedürfnisse - Auswirkungen auf das Verstehen und die Verständigung - eingeschränkter Zugang zu Informationen und Bildung (Wissensdefizit) - Kontaktprobleme, häufig soziale und gesellschaftliche Isolation © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK (Hinz, 2019) 4. Folgen von Sehschädigungen  Im Unterricht: - „mit der Nase lesen“, schiefe Kopfhaltung beim Sehen, Blinzeln, Gebrauch nur eines Auges, Schwierigkeiten bei „mehrfarbigen“ AB - erhöhte Blendungsempfindlichkeit, lichtscheu oder Wunsch nach mehr Licht - häufiges Augenreiben, Rötung oder Tränen der Augen - Kopfschmerzen oder schnelle Ermüdung bei Aufgaben, die Anforderungen an das Sehen stellen - auffallend schlechte Handschrift oder auffällige Veränderungen der Handschrift, unsicheres Gangbild © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 5. Diagnostik Förderdiagnostik im Förderschwerpunkt Sehen: - Durchführung standardisierter Tests - Umgang eines Menschen mit seinem Sehvermögen in alltäglichen Situationen unter den dort vorhandenen Bedingungen - Sehhilfenberatung und -erprobung, Lehr- und Lernmittelpräsentation https://blindenschule-mv.de/cms/beratung © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 6. Pädagogische Konsequenzen  abhängig von den pädagogisch bedeutsamen Auswirkungen der Sehbeeinträchtigung  richtig ausgerüsteter Sitzplatz  Sehpausen  kontrastreiche und übersichtliche Arbeitsblätter  Nutzung von Hilfsmitteln und akustischen Unterstützungen, Motivation zu deren Gebrauch  Regelungen für die geordnete Unterbringung von Materialien und Sachen © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 6. Pädagogische Konsequenzen  Modulation der Stimme  effektiver Einsatz von Medien, insbesondere digitale Kommunikationsmittel © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK (Hinz, 2019) 6. Pädagogische Konsequenzen Braillezeile ist ein Computer-Ausgabegerät für blinde Menschen, das Zeichen in Brailleschrift darstellt. https://www.lwl-pauline-schule.de/de/aufgabenbereiche/unterricht/lernen-mit- sehbehinderung-blindheit/ © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK 6. Pädagogische Konsequenzen  A4-Kopien auf A3-Format vergrößern (Ausnahme: Verkleinerung des Formats bei Flintenrohrgesichtsfeld)  Mindestschriftgröße  Texte im Querformat  serifenfreie Schriften  keine aufwändigen Formatierungen  Verstärkung der Kontraste … © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK (Hinz, 2019)  Förderschwerpunkt Sehen Exkurs: Unterricht mit Schüler*innen mit Farbsinnstörung - umgangssprachlich: „Rot-Grün-Blindheit“ (nur vorhanden, wenn beide Farben nicht wahrgenommen werden können, was sehr selten ist) Ursache für Rot-Grün-Farbschwäche: - genetischer Defekt  Rot-Grün-Schwäche = somit angeboren - Sequenzen für das Farbensehen (Rot und Grün) = auf X-Chromosom - Defekt auf dem X-Chromosom kann bei Jungen/Männern (XY) nicht ausgeglichen werden - Folge: fast nur Männer von einer Rot-Grün-Schwäche betroffen - in Deutschland: ca. 5%-9% der Männer Simulation einer Rot-Grün-Sehschwäche: https://www.brillen-sehhilfen.de/rot-gruen-farbschwaeche-simulator/ © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK  Förderschwerpunkt Sehen Exkurs: Unterricht mit Schüler*innen mit Farbsinnstörung Bsp. Rot-Grün-Schwäche Welche Barrieren können im Unterricht für SuS mit Rot-Grün- Schwäche entstehen und welche Maßnahmen gegen solcherlei Barrieren können ergriffen werden? https://www.brillen-sehhilfen.de/auge/rot-gruen-schwaeche.php © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK „Eine auf die Sehschädigung bezogene besondere Erziehung besteht aus Hilfen zur Lebensbewältigung, zur psychischen Entwicklung und zur sozialen Kompetenz.“ KMK 1998 © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Literaturtipp © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK Quellen Bosse, D. (2009). Umgang mit Heterogenität am achtjährigen Gymnasium. In: Gymnasiale Bildung zwischen Kompetenzorientierung und Kulturvielfalt. Wiesbaden: VS Verlag. S. 169-186. Hinz, M. (2019). Unterricht mit Inklusion in der Sekundarstufe II. Sonderpädagogische Hilfen. Handwerk & Technik: Hamburg. Leonhardt, A. (2002). Einführung in die Hörgeschädigtenpädagogik (2. Auflage). München: Ernst Reinhardt. Leonhardt, A. (Hrsg.) (1997). Das Cochlear Implant bei Kindern und Jugendlichen. München: Ernst Reinhardt. Leonhardt, A. (2018). Inklusion im Förderschwerpunkt Hören. Stuttgart: Kohlhammer. Ptok, M. (2001). Hörstörungen. In: Steinhausen, H.-C. (Hrsg.). Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Kohlhammer. Stockheim, D. (2019). Praxis Grundschule (Heft 4, S. 44-45). Walthes, R. (2014). Einführung in die Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung (3. Auflage). München: Reinhardt. © VL. GS, P. FETTIG, ISER, UNI ROSTOCK

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