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Martin Daumiller
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This document details lecture notes on motivation in learning by Martin Daumiller. The lecture explains different aspects of motivation and how to apply different strategies in the educational context. It discusses topics such as attribution, self-esteem, and learner strategies. Examples from teaching are also provided.
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VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von Bildung und Lernen Motivation beim Lernen III Martin Daumiller Hannelore Koch & Marko Lüftenegger VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 |...
VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von Bildung und Lernen Motivation beim Lernen III Martin Daumiller Hannelore Koch & Marko Lüftenegger VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 2 PD Dr. Martin Daumiller Fragen, die man sich als Lehrperson stellt … Motivation: Was treibt Schüler*innen an? Wie kann ich Schüler*innen motivieren? Emotion: Wie fühlen sich Schüler*innen (beim Lernen, im Unterricht, in Prüfungssituationen)? Entwicklung: Welche Aufgaben sind für welche Schüler*innen geeignet? Altersunterschiede? Persönlichkeit: Wie unterscheiden sich Schüler*innen in ihren Eigenschaften? Kognition: Was passiert beim Lernen im Gehirn? Wird Intelligenz vererbt? Wie entscheiden Lernende? Diagnostik: Welche Lernstörungen gibt es? Wie funktioniert Diagnostik? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 3 PD Dr. Martin Daumiller Inhalte Fähigkeitsselbstkonzept VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 4 PD Dr. Martin Daumiller Teil 4 BEWERTEN Wie kann Erfolg und Misserfolg erklärte werden? Was sind Attributionen? Welche Bezugsnormen sind günstig? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 5 PD Dr. Martin Daumiller Ihre Meinung Wie gut sind die Leistungen von Tennisspieler Dominic Thiem? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 6 PD Dr. Martin Daumiller Leistung? Dominic Thiem | Sieger US Open | Novak Djokovic | Sieger Wimbledon| 13.09.2020 02.07.2021 1. Für die Beurteilung einer Leistung braucht man ein Ergebnis 2. Das Ergebnis muss man interpretieren (Kontext wichtig) dies macht man mit konkreten Vergleichen Woher stammen diese Vergleiche? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 7 PD Dr. Martin Daumiller (Rheinberg, 1980) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 8 PD Dr. Martin Daumiller Kleine Beurteilungsaufgabe Auswertung: http://bildungswissenschaften.uni- saarland.de/personal/jacobs/diagnostik/tests/fr ee/rheinberg/kleineBeurteilungsaufgabe.htm VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 9 PD Dr. Martin Daumiller Bezugsnormen Die Beurteilung jeder Leistung beruht (oder sollte es jedenfalls) auf Informationen, die für diese Beurteilung wichtig erscheinen. Diese Informationen muss man bewerten können. Das ist nur möglich, wenn es eine Größe/Standard gibt, mit der man sie vergleichen kann. Für diese Größe hat sich der Ausdruck Bezugsnorm eingebürgert. Welche Arten gibt es? 1. Individuelle Bezugsnorm (Vergleich mit sich selber über die Zeit) 2. Soziale Bezugsnorm (Vergleich mit anderen Personen) 3. Sachliche Bezugsnorm (Vergleich mit einer vorgegebenen Norm) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 10 PD Dr. Martin Daumiller VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 11 PD Dr. Martin Daumiller Bezugsnormen Sachlich Bezugsnorm: Schüler*innen A und B wird mitgeteilt, dass sie (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) das Lernziel erreicht haben, Schülerin C nicht. Soziale Bezugsnorm: Schüler*innen wird mitgeteilt, dass zu allen Zeitpunkten A die beste Schüler*in (z.B. Note 1), B die zweitbeste (z.B. Note 3) und C die schlechteste (z.B. Note 5) ist. Schüler*in C erhält damit die Rückmeldung, dass sie immer schlecht abgeschnitten und keine Fortschritte erzielt hat. Tatsächlich hat sie ihre Leistungsposition im Vergleich nicht verbessern können. Aber: Sie hat dazu gelernt, zu einigen Zeitabschnitten sogar beträchtlich. Individuelle Bezugsnorm: Schüler*in C kann mitgeteilt werden, dass sie in bestimmten Zeiträumen deutliche Fortschritte erzielen konnte. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 12 PD Dr. Martin Daumiller Welche Bezugsnorm? Unter welchem Standard war Unter welchem Standard war Dominic Thiem in dieser Situation Novak Djokovic in dieser Situation erfolgreich? erfolgreich? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 13 PD Dr. Martin Daumiller Nachteile? Sachliche Bezugsnorm: Kein Vergleich mit anderen schwer zu beurteilen ob Kriterium erreicht. Soziale Bezugsnorm: Liefert nur interne Informationen für eine bestimmte Gruppe Individuelle Schwankungen bleiben unerkannt Individuelle Bezugsnorm: Ausblendung überdauernder Leistungsunterschiede zwischen Personen. Menschen suchen soziale Vergleiche Unklar, ob die gezeigten Leistungen die Anforderungen z.B. der Arbeitsstelle erfüllen VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 14 PD Dr. Martin Daumiller Auswirkungen Soziale Bezugsnorm v.a. für leistungsschwächere Personen sehr motivational beeinträchtigend: – legen Zeitstabilität nahe (Erfolg abhängig von Fähigkeiten) => geringe Erfolgserwartungen für zukünftiges Handeln Individuelle Bezugsnorm: motivational förderlicher – legen Zeitvariabilität nahe (Erfolg abhängig von Anstrengung) => höhere Erfolgserwartungen für zukünftiges Handeln Studien zeigen Einfluss der individuellen Bezugsnorm (im Vergleich zur sozialen Bezugsnorm) : – mehr Selbstwirksamkeit – mehr Spaß – bessere Leistungen VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 15 PD Dr. Martin Daumiller Zusammenfassung Bezugsnormen sind Standards für die Leistungsbewertung Verschiedene Bezugsnormen haben alle ihre Vor- und Nachteile => alle drei Bezugsnormen (soziale, individuell, sachlich) sollten bei der Leistungsbeurteilung mitberücksichtigt werden Am motivationsförderlichsten: Kombination von individueller und sachlicher Bezugsnorm: Fortschritte werden in Bezug auf ein zu erreichendes sachliches Ziel verdeutlicht. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 16 PD Dr. Martin Daumiller Ihre Meinung Beispiel: Du hast dich mit einem Freund um 19 Uhr verabredet und es ist schon 19 Uhr 30. Was denkt man sich? Was ist der Grund dafür? Erklärung 1: Ist ihm etwas Wichtiges dazwischen gekommen? Erklärung 2: Er hat mich vergessen. Erklärung 3: Dieser Idiot. Kann er sich nicht mal ein bisschen anstrengen pünktlich zu sein? Erklärung 4: Es ist ihm am Weg hierher etwas passiert. Erklärung 5: Er hat immer Pech und kommt in unvorhersehbare Situationen. Erklärung 6: … VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 17 PD Dr. Martin Daumiller Attributionen = Ursachen, die Individuen zur Erklärung von Ereignissen, Handlungen und Erlebnissen in verschiedenen Lebensbereichen heranziehen (Fösterling, 1986, S.23) Fragen an sich selbst: Wie kam es dazu? Warum ist das so? Prozess der Ursachenzuschreibung kann 1. ein aktiver bewusster Prozess sein. 2. ein passiver, automatischer und unbewusster Prozess sein, (aus dem Gedächtnis abgerufen & auf Situation angewendet) Natürliches, menschliches Bedürfnis Ursachen für das eigene Verhalten bzw. das anderer Personen zu verstehen. Suche nach Ursachen tritt verstärkt in 1. neuen Situationen 2. wichtigen Situationen sowie 3. bei Misserfolg ein. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 18 PD Dr. Martin Daumiller Perspektiven bei Ursachen Unterteilung in intrapsychologische & interpsychologische Perspektiven: 1. Intrapsychologische Theorien befassen sich mit Gedanken und Gefühlen, die sich auf die eigene Person beziehen => Umgang mit dem eigenen Leistungsergebnis 2. Interpsychologische Theorien befassen sich mit Gedanken und Gefühlen, die andere Personen betreffen. => Evaluation und Beurteilung der Leistung/ dem Leistungsverhalten einer anderen Person VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 19 PD Dr. Martin Daumiller Attributionen im Leistungskontext Ursachen in verschiedene Dimensionen eingeteilt: Lokation/Ort: Handlungsergebnis kann im Akteur selbst begründet liegen oder auf Umweltfaktoren/Situation/Kontext zurückgeführt werden Stabilität: Handlungsergebnis kann auf Gründen beruhen, die stabil (immer gleich) sind, oder solchen, die variabel sind Vier-Felder-Schema: (Weiner et al., 1971) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 20 PD Dr. Martin Daumiller Acht-Felder-Schema Kontrollierbarkeit: Handlungsergebnis kann durch den Akteur kontrolliert oder nicht kontrolliert werden (Weiner, 1979) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 21 PD Dr. Martin Daumiller ÜBUNG: Ordnen Sie die untenstehenden Attributionen nach einem schlechten Leistungsergebnis dem Vier-Felder-Schema zu! Ich habe eine gute Note, weil...... ich viel gelernt habe.... der Lehrer geduldig ist.... ich Glück hatte.... ich gut bin.... ich das einfach kann.... mir meine Eltern geholfen haben... ich abgeschrieben habe.... das für mich ein leichtes Fach ist.... die Aufgaben nicht schwer waren.... ich alles weiß.... mir das Fach liegt.... der Lehrer gut erklärt.... ich im Unterricht aufgepasst habe.... ich mich bemüht habe.... ich keine Leichtsinnsfehler gemacht... ich viel Zeit bei der habe. Aufgabenbearbeitung hatte.... ich zufällig das Richtige hingeschrieben... ich begabt bin. habe.... ich im Unterricht mitgearbeitet habe.... mich der Lehrer mag.... ich mich konzentriert habe.... ich viel geübt habe.... die Aufgaben einfach waren.... ich die Aufgaben genau gelesen habe.... ich den Stoff verstanden habe.... ich meine Hausaufgaben gemacht... der Teil drangekommen ist, den ich habe. gelernt hatte.... ich mich angestrengt habe. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 22 PD Dr. Martin Daumiller ÜBUNG: Ordnen Sie die untenstehenden Attributionen nach einem guten Leistungsergebnis dem Vier-Felder-Schema zu! Ich hab eine schlechte Note, weil...... mir niemand geholfen hat.... es ein Ausrutscher war.... ich zu wenig Zeit bei der... ich Leichtsinnsfehler gemacht habe. Aufgabenbearbeitung hatte.... ich unkonzentriert war.... das ein schweres Fach ist.... der Lehrer ist schlecht.... ich nicht begabt bin für dieses Fach.... ich den Stoff nicht verstanden habe.... nicht das drangekommen ist, den ich... mir das Fach einfach nicht liegt. gelernt habe.... ich zu wenig geübt habe.... ich im Unterricht nicht aufgepasst habe.... meine Eltern mir nicht geholfen... die Aufgaben zu schwierig waren. haben.... ich Pech hatte.... mich niemand abschreiben lassen hat.... ich zu wenig gelernt habe.... ich kann das einfach nicht.... mich der Lehrer nicht mag.... ich in diesem Fach schlecht bin.... mich meine Eltern nicht zum Lernen... ich mich ablenken lassen habe.... angetrieben haben. mich meine Mitschüler gestört haben... ich meine Hausaufgaben nicht gemacht.... ich die Aufgaben nicht genau gelesen habe. habe. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 23 PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis III Romy zu Katrin: So ein bisschen kann ich dich verstehen, mir geht es in Französisch manchmal so, aber der Lehrer ist auch echt schlecht, bei dem kann man nichts lernen. externale Ursachenerklärung Andi zu Romy: Der Lehrer ist mir egal, ich will unbedingt den Frankreichaustausch nächstes Jahr mitmachen, dafür brauche ich ne gute Note. Daher strenge ich mich echt an. Die Zwei in der letzten French- Klassenarbeit hatte ich, weil ich gebüffelt habe wie ein Tier. Katrin zu Andi: Du machst doch nur was, wenn es um schöne Frauen geht. Andi (grinsend) zu Katrin: Eben. Dresel & Lämmle, 2011, S. 80-81 VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 24 PD Dr. Martin Daumiller Aus der Praxis III Romy zu Katrin: So ein bisschen kann ich dich verstehen, mir geht es in Französisch manchmal so, aber der Lehrer ist auch echt schlecht, bei dem kann man nichts lernen. externale Ursachenerklärung Andi zu Romy: Der Lehrer ist mir egal, ich will unbedingt den Frankreichaustausch nächstes Jahr mitmachen, dafür brauche ich ne gute Note. Daher strenge ich mich echt an. Die Zwei in der letzten French- Klassenarbeit hatte ich, weil ich gebüffelt habe wie ein Tier. internale Ursachenerklärung auf Anstrengung Katrin zu Andi: Du machst doch nur was, wenn es um schöne Frauen geht. Andi (grinsend) zu Katrin: Eben. Dresel & Lämmle, 2011, S. 80-81 VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 25 PD Dr. Martin Daumiller Warum sind Attributionen wichtig? Attributionen beeinflussen Emotionen (Scham, Inkompetenz bei Misserfolg; bzw. Stolz bei Erfolg) Erfolgserwartung Ausdauer (beim Arbeiten) anschließendes Verhalten (Aufgabenwahl) Inadäquate Attributionen erzeugen „Erlernte Hilflosigkeit“ VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 26 PD Dr. Martin Daumiller Perspektiven bei Ursachen Unterteilung in intrapsychologische & interpsychologische Perspektiven: 1. Intrapsychologische Theorien befassen sich mit Gedanken und Gefühlen, die sich auf die eigene Person beziehen => Umgang mit dem eigenen Leistungsergebnis 2. Interpsychologische Theorien befassen sich mit Gedanken und Gefühlen, die andere Personen betreffen. => Evaluation und Beurteilung der Leistung/ dem Leistungsverhalten einer anderen Person VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 27 PD Dr. Martin Daumiller Interpsychologische Perspektive ✓ Interpsychologische ≠ Intrapsychologische Theorie Wahrnehmung von Erfolgen / Misserfolgen anderer deckt sich nicht zwangsläufig mit der Wahrnehmung der Ursachen für eigene Leistungen ✓ Einschätzung von Verantwortlichkeit sowie der emotionale Bezug zur jeweiligen anderen Person spielen eine wesentliche Rolle, wie ich mich der anderen Person gegenüber verhalte VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 28 PD Dr. Martin Daumiller Interpsychologische Perspektive Zuschreibung von Verantwortlichkeit? v.a. die Dimension der Stabilität wichtig. Sympathie bei Misserfolg kann dann auftreten, wenn Stabilität gegeben scheint (z.B. kann die Arbeit nicht aufgrund mangelnder Fähigkeit oder körperliche Beeinträchtigung) => Angebot von Hilfe wird wahrscheinlicher Ärger bei Misserfolg kann dann auftreten, wenn Stabilität nicht gegeben scheint (z.B. bei mangelnde Anstrengung bei Misserfolg) => Tadel, kein Angebot von Hilfe VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 29 PD Dr. Martin Daumiller Fundamentaler Attributionsfehler Menschen haben die Tendenz die Persönlichkeit zu überschätzen und Situationsabhängigkeit zu unterschätzen, wenn sie nach einer Ursache für ein bestimmtes Verhalten suchen Beispiel: Du hast dich mit einem Freund um 14 Uhr verabredet und es ist schon 14 Uhr 30. Was denkt man sich? Erklärung 1: Ist ihm etwas Wichtiges dazwischen gekommen? Erklärung 2: Er hat mich vergessen. Erklärung 3: Dieser Idiot. Kann er sich nicht mal ein bisschen anstrengen pünktlich zu sein? Erklärung 4: Er ist ihm am Weg hierher etwas passiert. Erklärung 5: Er hat immer Pech und kommt in unvorhersehbare Situationen. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 30 PD Dr. Martin Daumiller Fundamentaler Attributionsfehler Menschen haben die Tendenz die Persönlichkeit zu überschätzen und Situationsabhängigkeit zu unterschätzen, wenn sie nach einer Ursache für ein bestimmtes Verhalten suchen Beispiel Schule: Der Direktor einer Schule wird vom Stadtschulrat beauftragt, dem Lehrerkollegium eine Entscheidung mitzuteilen (z.B. Einführung der Zentralmatura). Obwohl der Direktor bei der Mitteilung nur eine Sprachrohrfunktion hat erfährt sie – im Falle einer für das Kollegium negativen Information – deren Widerwillen, auch wenn sich dieser dem Stadtschulrat gegenüber äußern müsste („Überbringer schlechter Nachrichten“ als Sündenbock) übermäßiger Zusammenhang zwischen Person und Information Verfälschung schlechter Nachrichten. Durch das Abladen von Widerwillen bei der falschen Person kein konstruktiver Umgang mit der tatsächlichen Situation. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 31 PD Dr. Martin Daumiller Studie: Einem Lehrer wird suggeriert, dass einige Schüler*innen besonders begabt sind und diese ein hohes Leistungspotenzial haben Lehrer beginnt diese Schüler*innen unbewusst zu fördern am Ende zeigen diese Schüler*innen aufgrund größerer persönlicher Zuwendung, höherer Leistungsanforderungen, längerer Wartezeiten bei Antworten und häufigeren und verstärkten Lobes gesteigerte Leistungen. (Rosenthal & Jacobson, 1968) ➔ „Rosenthal Effekt“ oder „Pygmalion Effekt“ = vorweggenommene positive Einschätzung durch eine andere Person, wird später bestätigt, da Person in subtiler Weise gefördert wird. ➔ eine Form der „Self-fulfilling prophecy“ im Schulkontext ➔ Originalstudie hatte Mängel (Design, Messinstrumente) Größe der Effekte so nicht replizierbar plus abhängig von anderen Einflussgrößen (z.B. Geschlecht, soziale Herkunft, physische Merkmale, …) großer Effekt auf die Forschung zu Erwartungseffekten von Lehrkräften!! (Good, Sterzinger, & Lavigne, 218) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 32 PD Dr. Martin Daumiller Folgen von Attributionen Emotionen und Selbstwert: Lokation/Ort hier sehr wichtig Am angenehmsten: Erfolg auf internal-stabile und Misserfolg auf externale Ursachen beziehen => Je internaler Erfolge & je externaler Misserfolge attribuiert werden, desto besser fühlt man sich! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 33 PD Dr. Martin Daumiller Selbstwertschützende Strategien 1. Unterlassen von Anstrengung vor „riskanten“ Leistungssituationen 2. Self-handicapping-Strategien 3. Defensiver/strategischer Pessimismus ➔Nur kurzfristig für den Selbstwertschutz wirksam; ➔langfristig stark leistungsbeeinträchtigend VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 34 PD Dr. Martin Daumiller Ihre Meinung Wie oft wenden Sie selbstwertschützende Strategien an? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 35 PD Dr. Martin Daumiller Folgen von Attributionen Erfolgserwartung/ Anstrengung: Stabilität hier sehr wichtig Stabile Attribution im Erfolgsfall => hohe Erfolgserwartung Stabile Attribution im Misserfolgsfall => Erfolgserwartung sinkt UND vermutlich keine Steigerung der Anstrengung =>JEDOCH: immer mehr Anstrengung, wenn variable (kontrollierbare!) Ursachen verantwortlich gemacht werden! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 36 PD Dr. Martin Daumiller Erfolg / Gute Leistung intern extern stabil hohe Fähigkeiten leichte Aufgaben, Hilfe von anderen variabel hohe Anstrengung Glück hohe Konzentration effektive Strategien motivationsförderlich motivationsschädlich VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 37 PD Dr. Martin Daumiller Misserfolg / Schlechte Leistung intern extern stabil geringe Fähigkeiten schwere Aufgaben, geringe Begabung keine Unterstützung variabel mangelnde Anstrengung Pech mangelnde Konzentration ineffektive Strategien motivationsförderlich selbstwertdienlich, aber nur wenig motivationsförderlich motivationsschädlich VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 38 PD Dr. Martin Daumiller Wie sollte attribuiert werden? Merkregel 1: Erfolge sollten v.a. internal und Misserfolge v.a. variabel attribuiert werden! UND Merkregel 2: Attributionen müssen REALISTISCH sein! UND Merkregel 3: Fokus auf Förderung Selbstwert und/oder Motivation beachten! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 39 PD Dr. Martin Daumiller Für die Praxis: Wie kann man Attributionsstil- veränderungen bei Schüler*innen bewirken? 1. Modellierungstechnik: Eine Modell-Person (z.B. eine Lehrkraft) a. klärt über Attributionsstile auf oder b. demonstriert die gewünschte Attribution. 2. Kommentierungstechnik: Handlungsergebnisse werden im motivationsförderlichen Attributionsstil kommentiert. Dies kann verbal oder schriftlich geschehen. (Ziegler & Schober, 2000) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 40 PD Dr. Martin Daumiller Für die Praxis: Mögliche Kommentierungs- techniken (Ziegler & Schober, 2000, S.87) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 41 PD Dr. Martin Daumiller Inhalte Fähigkeitsselbstkonzept VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 42 PD Dr. Martin Daumiller Literatur Kapitel: 11 Urhahne, D., Dresel, M., & Fischer, F. (2019). Psychologie für den Lehrberuf. Springer. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Motivation Teil 3 | 43 PD Dr. Martin Daumiller Literatur Dresel, M., & Lämmle, L. (2011). Motivation. In T. Götz (Hrsg.), Emotion, Motivation und selbstreguliertes Lernen (S. 79–142). UTB Schöningh. Frenzel, A., & Stephens, E. (2011). Emotion. In T. Götz (Hrsg.), Emotion, Motivation und selbstreguliertes Lernen (S. 15–77). UTB Schöningh. Götz, T. (2011). Emotion, Motivation und selbstreguliertes Lernen. UTB Schöningh. Hasselhorn, M. (2006). Metakognition. In D. Rost, Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (3. Auflage; S. 480– 485). Beltz. Myers, D. (2014). Psychologie. Springer. Pintrich, P. R. (2003). A motivational science perspective on the role of student motivation in learning and teaching contexts. Journal of Educational Psychology, 95(4), 667–686. https://doi.org/10.1037/0022-0663.95.4.667 Rheinberg, R. (1980). Leistungsbewertung und Lernmotivation. Verlag für Psychologie. Seidel, T., & Krapp, A. (2014). Pädagogische Psychologie. Beltz. Weiner, B. (1979). A theory of motivation for some classroom experiences. Journal of Educational Psychology, 71(1), 3–25. https://doi.org/10.1037/0022-0663.71.1.3 Weiner, B. (1985). An attributional theory of achievement motivation and emotion. Psychological Review, 92(4), 548–573. https://doi.org/10.1037/0033-295X.92.4.548 Weinstein, C.E. & Hume, L.M. (1998). Study strategies for lifelong learning. American Psychological Association. Wild, E., & Möller, J. (2015). Pädagogische Psychologie. Springer. Wild, K.-P. (2000). Lernstrategien im Studium. Waxman. Ziegler, A., & Schober, B. (2000). Reattributionstrainings. Roderer Verlag.