Diagnostik I Zusammenfassung Kapitel 2 PDF

Summary

This document summarizes psychological diagnostic methods and categories. It differentiates between selection and modification approaches, highlighting the importance of context and relevant factors to be considered in psychological diagnosis. It also deals with ethical considerations and the necessity to ensure the procedure is well-defined and conducted.

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18.2.2024 2 - Auftragsklärung und Formulieren Psychologischer Fragen (29-56 2.1 - Auftragsklärung (29-39) 2.1.1 - Wer steht im Fokus der Frage? Wer steht eigentlich im Fokus der frage?—> Diagnostik kann am Individuum oder an der Umwelt (Bedingung) ansetzen. Die systemische Diagnostik integriert die...

18.2.2024 2 - Auftragsklärung und Formulieren Psychologischer Fragen (29-56 2.1 - Auftragsklärung (29-39) 2.1.1 - Wer steht im Fokus der Frage? Wer steht eigentlich im Fokus der frage?—> Diagnostik kann am Individuum oder an der Umwelt (Bedingung) ansetzen. Die systemische Diagnostik integriert die Betrachtung sowohl der einzelnen Person als auch der Umwelt. Dies erscheint insofern sinnvoll, als sowohl Personen als auch Umwelten nie isoliert voneinander betrachtet werden können. Beide sind meistens ineinander geschachtelt In Abhängigkeit von was im Fokus steht, was muss auch gemacht werden?—> man muss abwiegen welche negativen Konsequenzen eine bestimmte Entscheidung haben kann. Prinzipiell, wenn es um das Individuum geht, sollte möglichst vermieden werden, dass es unter einer Fehldiagnose leidet. Beim Fokus auf die Umwelt hingegen müssen die möglichen negativen Konsequenzen einer diagnostischen Entscheidung auch für die Organisation, Institution oder Gruppe abgewogen werden. Insgesamt sollte die Organisation, Institution oder Gruppe möglichst nicht unter einer Fehldiagnose leiden. 2.1.2 - Was ist die Konsequenz der Diagnose? —> Psychologische Diagnostik ist zielgerichtet. Vor allem bei Terminalen Entscheidungen heißt das, dass auf die Diagnose meist eine spezi sche Intervention folgt. —> So dient Psychologische Diagnostik vielleicht der Auswahl einer geeigneten Therapie, einer ) fi. 1 di 12 18.2.2024 geeigneten Schule oder eines geeigneten Mitarbeiters. Genau diese Ziele müssen in einer Auftragsklärung deutlich herausgearbeitet werden. Was ist die Selektionsdiagnostik?—> Betrachten wir zunächst ein Individuum. Bei der Selektionsdiagnostik, die auf ein Individuum zielt, geht es darum, aufgrund eines Anforderungspro ls unter einer Reihe Personen, die/den "geeignetste(n)" zu nden. Z.b werden im Rahmen der Personalauswahl unter vielen Bewerbern die geeignetsten ausgesucht. Diesen Aspekt der Selektionsdiagnostik nennt man auch Konkurrenzauslese. In der Regel handelt es sich um routinemäßig durchgeführte Diagnostik. Auch hier wird ein Routineverfahren angewandt. Bei einem solchen Routineverfahren spricht man auch oft von institutioneller Diagnostik. Betrachten wir nun die Institution, Organisation oder Gruppen als Umwelten, spricht man von Selektionsdiagnostik, wenn unter verschiedenen möglichen Umwelten für eine Person die passendste selegiert wird. Beispiele hierfür sind die Empfehlung einer bestimmten Schulart, eines Berufs oder einer Therapieform für eine Person. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Platzierung, Bedingungsselektion, Beratung oder Eignungsdiagnostik. Vereinfachend kann man sagen, dass es bei Selektionsdiagnostik eigentlich immer um die Entscheidung geht, ob Eignung vorliegt (Eignung von Personen, z. B. für einen Job oder Eignung von Umwelten, z. B. für die beru ichen Interessen einer Person). Was sind die Annahmen der Selektionsdiagnostik?—> In beiden Fällen der Selektionsdiagnostik wird davon ausgegangen, dass Personen- bzw. Umwelteigenschaften relativ stabil sind. Diese Annahme ist wichtig, da ja eine weitreichende Entscheidung getroffen werden soll. Selegiert man die geeignetsten Personen für eine Stelle oder die passendste Schule für einen Schüler, muss man davon ausgehen, dass die Eigenschaften, die wir zur Begründung der Entscheidung heranziehen, zumindest für einen gewissen Zeitraum stabil sind. Selektionsdiagnostik zielt daher meist auf zeitlich relativ stabile Eigenschaften ab und wird deswegen auch als Eigenschaftsdiagnostik bezeichnet. Die spezi schen Hypothesen, die aus der globalen Fragestellung abgeleitet werden, haben dann auch meist relativ stabile Eigenschaften wie Intelligenz, die Big 5 oder ähnliches zum Gegenstand. Diese Fähigkeiten und Eigenschaften werden wiederum häu g mit psychometrischen Testverfahren bzw. Leistungstests und Selbstbeschreibungsfragebögen erfasst. Wir gehen dann davon aus, dass das Verhalten, das wir in diesen Instrumenten beobachten, auch in anderen Situationen (z. B. in der täglichen Arbeit) zu beobachten sein wird. Es wird also von einer Analogie zwischen dem Abschneiden in einem diagnostischen Verfahren und dem Verhalten im täglichen Leben ausgegangen. Es wird dann angenommen, dass dieses Verhalten über Situationen hinweg mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auftritt. Wer sich also in einem Extraversionsfragebogen als sehr extravertiert beschreibt, wird sich auch in realen Situationen eher extravertiert verhalten, so die Annahme. Daher spricht man hier von einem Analogieschluss. Es sei angemerkt, dass Selektionsdiagnostik natürlich auch auf Basis von Interviews und Verhaltensbeobachtungen möglich ist. Selektionsdiagnostik geht darüber hinaus davon aus, dass eine Veränderung der Umwelt bzw. des Verhaltens einer Person nur schwer möglich ist oder nicht angestrebt wird, wie z. B. bei der Besetzung eines spezi schen Arbeitsplatzes. Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass eine Selektionsdiagnose eher eine höhere zeitliche Stabilität besitzen soll. Die Empfehlung eines Berufs für eine Person sollte sich schließlich nicht nach nur wenigen Wochen wieder ändern. In diesem Sinne werden bei Selektionsdiagnosen häu g Prognosen abgegeben und man spricht auch von prognostischen Fragestellungen. fi fi fi fi fi fi fi fi fi fi fl Was kannst du mir zur Modi kationsdiagnostik sagen?—> Modi kationsdiagnostik hat das Ziel herauszu nden, welche Aspekte “behandelt" werden müssen, um eine Veränderung zu erzielen bzw. zu planen. Daher beginnt die Modi kationsdiagnostik zunächst mit der 2 di 12 fi fi fi fi fi fi fi fi fi fi fi fi. fi - Was sind die Annahmen der Modi kationsdiagnostik?—> Modi kationsdiagnostik bildet die Grundlage für Interventionen bzw. Bedingungs- oder Umweltmodi kationen, die das Ziel haben, Veränderungen herbeizuführen. Daher sind hier stabile Eigenschaften für die Verhaltensmodi kation zunächst von untergeordneter Bedeutung, da diese sich nur schwer oder gar nicht verändern lassen. Im Rahmen der Modi kationsdiagnostik steht konkretes Verhalten in relevanten Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Verhalten des Individuums oder die Bedingungen einer Umwelt werden erfasst. Man geht davon aus, dass das gleiche Verhalten in der gleichen Situation mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder gezeigt wird. Dies wird als Induktionsschluss bezeichnet. Dabei können die relevanten Situationen direkt Teil der Diagnostik sein oder auch simuliert werden. Ein Beispiel für die Diagnostik in einer realen Situation wäre ein Schulpsychologe, der das schulische Verhalten eines Kindes direkt im Unterricht beobachtet. Eine Simulation ndet in vielen Assessment Centern statt (z.B. ein Rollenspiel in Form eines Mitarbeiter- oder Verkaufsgesprächs), die auch zur Personalentwicklung eingesetzt werden können. Abschließend sei angemerkt, dass diese doch sehr künstlich wirkende Vereinfachung, dass Selektionsdiagnostik = Eigenschaftsdiagnostik und Modi kationsdiagnostik = Verhaltens3 di 12 fi - fi - Feststellung eines IST Zustandes. Ziel ist dann die Veränderung hin zu einem SOLL Zustand. Modi kationsdiagnostik kann sich daher nicht nur mit der Diagnose des IST Zustands beschäftigen, sondern den gesamten Veränderungsprozess abbilden. Die Feststellung eines IST Zustandes nennt man auch Statusdiagnostik. Es wird hier auch oft von Querschnittdiagnose gesprochen, was dem Sachverhalt Ausdruck verleiht, dass nur zu einem Messzeitpunkt Informationen gewonnen werden. Bezogen auf ein Individuum wären beispielhafte Fragen hier, ob eine Lernstörung vorliegt oder ob eine Depression vorliegt. Bezogen auf eine Umwelt oder Bedingung könnte eine Frage lauten, welche betrieblichen Rahmenbedingungen verändert werden müssten, um die Produktivität einer Person zu erhöhen. Aus den Beispielen wird klar, dass Modi kationsdiagnostik oft sehr speziell und durch die Umstände bedingt ist. Daher ist es schwer, routinemäßige Diagnostikprozeduren zu entwickeln. Vielmehr ist die Diagnostik oft sehr stark auf den jeweiligen Einzelfall abgestimmt. Daher spricht man hier auch von individueller Diagnostik. Modi kationsdiagnostik beginnt also im Prinzip zunächst mit einer Sta- tusdiagnose. Allerdings kann es ein Kennzeichen der Modi kationsdiagnostik sein, dass der Status nicht nur einmal erfasst wird, sondern im Laufe des Veränderungsprozesses wiederholt gemessen wird. Dies wird als Veränderungsdiagnostik oder Prozessdiagnostik bezeichnet. Das bedeutet, nach dem Feststellen des IST Zustandes (Statusdiagnose) erfolgen weitere Messungen zu verschiedenen Messzeitpunkten, um die geplante Veränderung abzubilden. Bei der Prozessdiagnostik soll also nicht nur ein Zustand abgebildet werden, sondern vielmehr die Unterschiede zwischen wiederholten Messungen an einer Person oder einer Umwelt. Daher wird hier auch von Längsschnittdiagnostik gesprochen. Prozessdiagnostik ndet sich nicht nur in der Klinischen Psychologie, sondern zunehmend auch in der Arbeitsund Organisationspsychologie Steht eine Person im Fokus, kann der IST Zustand eines Verhaltens z.b mithilfe einer strukturierten Befragung oder auch einer Verhaltensbeobachtung diagnostiziert werden. Dem schließt sich dann die Personen- oder Verhaltensmodi kation als Intervention an, begleitet von einer kontinuierlichen Verlaufskontrolle. Steht eine Umwelt im Fokus, wird eine ISTAnalyse der Bedingungen bzw. Umwelt vorgenommen. Abgezielt wird auf eine Bedingungsoder Umweltmodi kation. Personenmodi kation ist der klassische Fall in der Therapie. Hier wird Diagnostik nicht nur eingesetzt, um zu Beginn eine Diagnose zu stellen, sondern auch, um den Erfolg der Modi kation zu prüfen. Eine Umweltmodi kation kann z.b das Ziel einer Familientherapie sein. Insgesamt ist Modi kationsdiagnostik dann relevant, wenn man Veränderungen eines Verhaltens oder einer Bedingung für möglich hält. fi - fi fi 18.2.2024 18.2.2024 Diagnostik sei, in der modernen Diagnostik zunehmend verwischt. Mittlerweile wird zur Selektion ebenso auf veränderbares Verhalten geachtet. Zudem spielen stabile Eigenschaften auch in der Modi kationsdiagnostik eine Rolle, da sie hier Ein uss auf den Veränderungsprozess haben können. So kann sich Intelligenz auf den Verlauf einer Therapie auswirken. Dennoch haben wir diese Vereinfachung hier beibehalten, um auch der diagnostischen Tradition gerecht zu werden. Eine weitere, in diesem Zusammenhang oft aufgeführte Vereinfachung ist, dass institutionelle Diagnostik häu g mit Selektionsdiagnostik und auch mit der Arbeits- & Organisationspsychologie beziehungsweise individuelle Diagnostik oft mit Modi kationsDiagnostik und Klinischer Psychologie gleichgesetzt werden. Dieser Gleichsetzung mit einzelnen Fächern schließen wir uns nicht an. - 2.1.3 - Welche zeitliche Stabilität soll die Diagnose haben? fi fl fi fi 4 di 12 - Welche zeitliche Stabilität soll die Diagnose haben?—> Kaum eine Diagnose kann für sich in Anspruch nehmen, ewig gültig zu sein. Allerdings wird in manchen Fällen om Diagnostiker eine Prognose verlangt. Das bedeutet, der Diagnostiker muss nicht nur einen Status feststellen, sondern eine begründete Prognose abgeben, welcher Kandidat erfolgreich sein wird. Dazu ist es natürlich wichtig, dass die zur Prognose genutzten Informationen zeitlich relativ stabil sind und mit dem gewünschten Verhalten in Zusammenhang stehen. Dabei zeigt die Schätzung der Reliabilität durch die Retestkorrelation an, wie hoch die relative Stabilität eines Konstrukts ist, wenn es mit dem entsprechenden Verfahren gemessen wird. Daher ist bei prognostischen Fragen bei der Testauswahl diesem Aspekt besonders Rechnung zu tragen. Im abschließenden Gutachten erstellt, sollte diese Prognose dann auch explizit genannt werden. Es ist auch denkbar, eine Prognose über den weiteren Verlauf eines Veränderungsprozesses zu geben. Beispielsweise kann die Frage lauten, ob sich ein positiver Trend, der während 18.2.2024 einer stationären Therapie erzielt wird, fortführt. Daher ist der prognostische Charakter einer Fragestellung prinzipiell auch bei der Modi kationsdiagnostik denkbar. Dazu würde man prognostische indikatoren des Therapieverlaufs benötigen (z. B. Klient-TherapeutBeziehung). 2.1.4 - Ist die Frage ethisch vertretbar? Ist die Frage ethisch vertretbar? —> Wirft die zu beantwortende Frage grundsätzliche ethische Probleme auf? Bei ethischen Bedenken sollte der Auftragnehmer mit dem Auftraggeber an einer Veränderung der Fragestellung arbeiten oder ggf. den Auftrag abweisen. 2.1.5 - Ist die Frage prinzipiell beantwortbar? Ist die Frage prinzipiell beantwortbar?—> Nachdem geklärt wurde, was das genaue Ziel des Auftraggebers ist, sollte sich der Auftragnehmer genau überlegen, ob es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse überhaupt möglich ist, die Fragestellung mit einer gewissen Sicherheit beantworten zu können. Bei ernsthaften Zweifeln an der Beantwortbarkeit der Fragestellung sollte der Auftragnehmer wiederum das Gespräch mit dem Auftraggeber suchen, um die Fragestellung anzupassen oder den Auftrag abzulehnen. Oft liegen hier die Unterschiede im Detail, beispielsweise: "Wird Herr Xin Zukunft beru ich erfolgreich sein?" Diese Frage ist nicht oder nur sehr schwer beantwortbar. Beantwortbar ist hingegen die Frage, ob die kognitiven Voraussetzungen für eine erfolgreiche beru iche Zukunft bei Herrn X. vorliegen. 2.1.6 - Verfüge ich als Aufragnehmer über ausreichende fachliche Kompetenz? Verfüge ich als Auftragnehmer über ausreichende fachliche Kompetenz? —> Generell muss man sich überlegen, ob das vorhandene Fachwissen ausreicht, um eine bestimmte Frage zu beantworten. Die Frage, die sich hier z.b stellen kann, ist, ob man sich als Klinischer Psychologe auch als Gutachter für Sorgerechtsentscheidungen betrachtet oder sich als Arbeits- und Organisationspsychologe als geeigneter Gutachter für ArbeitsfähigkeitsGutachten infolge eines Arbeitsunfalls sieht. Hier spielt auch die Frage eine Rolle, ob man sich fehlendes Wissen in einer bestimmten Zeit aneignen kann. Das heißt, es geht hier um die realistische Einschätzung eigener Fachkompetenzen und der Frage, wo diese enden. Dies hat auch noch eine andere Bedeutung. Z.b kann es bei der Frage, ob ein Kind schulfähig ist oder nicht, vorkommen, dass auch medizinische Abklärungen nötig sind, wie z.b Seh- und Hörvermögen. Hier sind Psychologen keine Fachleute und benötigen ärztliche Unterstützung. Generell sollte man als Auftragnehmer darauf achten, dass man bezüglich der benötigten Informationen über eine angemessene Sachkenntnis und Erfahrung verfügt. Andernfalls ist die Fragestellung gemeinsam mit dem Auftraggeber so zu modi zieren, dass sie dem eigenen Fähigkeitspro l entspricht, oder eben abzulehnen bzw. Teilgutachten anderer Fachrichtungen einzuholen. In jedem Fall muss das eigene Können dem Auftraggeber klar angezeigt werden. fi fi fl fl fi 5 di 12 18.2.2024 2.1.7 - Das Gespräch mit dem Auftraggeber Wie sieht das Gespräch mit dem Auftraggeber aus? —> Das Gespräch mit dem Auftraggeber dient der Auftragsklärung. Dabei ist es wichtig, zum einen abzuklären, was genau der Auftraggeber wissen möchte. Die gerade besprochenen Fragen liefern hierfür Anhaltspunkte. Es ist aber auch wichtig, dem Auftraggeber die Grenzen Psychologischer Diagnostik ebenso wie die eigenen Grenzen als Auftragnehmer klar zu machen. Darüber hinaus muss dem Auftraggeber klar sein, dass eine Begutachtung ergebnisoffen ist. Weiterhin ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die zuverlässige Messung von Eigenschaften und Fähigkeiten Zeit benötigt und man z.b nicht in wenigen Minuten ein differenziertes Bild über die Intelligenz einer Person erstellen kann. Es ist wichtig mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass eine Entscheidung immer mit einer mehr oder weniger hohen Sicherheit bzw. einem Risiko verbunden ist. Generell emp ehlt sich, transparent und offen vorzugehen, um Enttäuschungen oder Unstimmigkeiten vorzubeugen, beziehungsweise, um sich selbst abzusichern. Das Ergebnis des Gesprächs sollte eine schriftliche Vereinbarung der konkreten Fragestellung sein, die auch die erforderlichen Mittel und das erwartete Endprodukt de niert. In vielen Bereichen ist dieser Prozess in großen Teilen standardisiert. Ein weiterer wichtiger Punkt im Gespräch mit dem Auftraggeber ist die Klärung des Untersuchungsanlasses. Was veranlasste den Auftraggeber, eine diagnostische Untersuchung vornehmen zu lassen? Oft ist es hilfreich, diesen Teil des Gesprächs an den Anfang zu stellen, um bei der Formulierung der globalen Fragestellung bereits ausreichend Hintergrundwissen zur Verfügung zu haben. 2.2 - Ableiten spezi scher psychologischer Fragen (Hypothesen) (39-49) Von der globalen Fragestellung zu den spezi schen Hypothesen, was kann hier heranzogen werden?—> Um beim Aufstellen der spezi schen Hypothesen keine wichtigen Ein ussfelder zu vergessen, existieren zahlreiche normative Modelle, die herangezogen werden können. Um den Grad der Passung möglichst genau zu ermitteln, ist es notwendig, die globale Fragestellung genau festzulegen und dann auszudifferenzieren. Was kannst du mir zur Operationalisierung und den Schlüssel-Schloss-Prinzip sagen?— > Zur Gewinnung der Information, die zur Beantwortung spezi scher Fragen notwendig sind, werden dann diagnostische Verfahren ausgewählt (Operationalisierung). Prinzipiell müssen die angewandten diagnostischen Methoden in der Lage sein, sowohl Umweltbedingungen als auch Eigenschaften und/oder Fähigkeiten von Personen möglichst objektiv, messgenau und valide zu erfassen. Um die Fragestellung positiv zu beantworten, sollte zwischen den gewonnenen Informationen und den durch die Fragestellung aufgestellten Forderungen eine hinreichende Passung bestehen. Daher spricht man hier auch oft vom Schlüssel-Schloss- Prinzip. Schließlich werden die gewonnenen Informationen mit den in den spezi schen Hypothesen aufgestellten Anforderungen im Rahmen des Befunds verglichen und es erfolgt die Beantwortung der globalen Frage in Form einer Stellungnahme. fi fi fi fi fi fi fi fl 6 di 12 2.2.1 - Verhaltensgleichung Was ist die Verhaltensgleichung?—> Das Ableiten spezi scher Hypothesen hat generell zum Ziel, alle Themenbereiche, die relevant sein könnten, um die globale Fragestellung zu beantworten, systematisch nach Informationen abzusuchen. Daher ist es hilfreich, die möglichen Ein ussfelder zu klassi zieren. Auf diese Weise steht ein System zur Verfügung, um die spezi schen Hypothesen abzuleiten, ohne wichtige Themenfelder zu übersehen. Die sicher umfassendste Klassi kationsmöglichkeit stellt die sogenannte Verhaltensgleichung dar (Westhoff & Kluck). Diese versucht durch die Analogie zu einer mathematischen Funktionsgleichung, menschliches Verhalten zu erklären. Demnach ist das Verhalten (V) die Funktion (f) aus Umgebungsvariablen (U), Organismusvariablen (0), Kognitiven Variablen (K), Emotionalen Variablen (E), Motivationalen Variablen (M), Sozialen Varia- blen (S) sowie sämtlichen Wechselwirkungen (I): V = fI (U, 0, K, E, M, S) Zum Aufstellen spezi scher Hypothesen kann nun anhand dieses Rasters überlegt werden, aus welchen Bereichen Informationen gewonnen werden müssen, um die globale Fragestellung vollständig zu beantworten. Von besonderer Relevanz ist auch der letzte Term, der die Wechselwirkungen zwischen den Feldern beschreibt. Sind solche Interaktionen tatsächlich relevant, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die zu wählenden Entscheidungsregeln. - Wie wählt man die einzelnen Variablen aus?—> Dies kann nicht das Ergebnis eines Brainstormings sein, sondern es ist empirisch zu unterlegen. So spielen soziale Variablen zwar bei vielen Fragestellungen eine Rolle, sie sollten jedoch auf Basis einer Anforderungsanalyse oder empirischer Ergebnisse begründet werden, wenn sie als Kriterium zur Beantwortung einer globalen Fragestellung geprüft werden sollen. Auf was ist diese Verhaltensgleichung anwendbar?—> Eine wichtige Einschränkung der Verhaltensgleichung wie auch der später folgenden Systeme ist, dass sie lediglich auf Fragestellungen anwendbar sind, die eine Person im Fokus haben. Fragestellungen, die eine Umwelt/lnstitution im Fokus haben, brauchen hingegen eher systemische Ansätze. Was wichtig ist, ist dass bei der Auswahl von Variablen sind gesetzliche Vorgaben unbedingt zu beachten. So kann es für die Selektion einer neuen Mitarbeiterin z.b interessant sein, ob eine Bewerberin schwanger ist, in der Regel ist diese Frage jedoch nicht zulässig, es sei denn, für das Leben des Kindes besteht eine Gefährdung durch die zu verrichtende Arbeit. Im letzteren Fall besteht für den Arbeitgeber eine Verp ichtung, nach einer Schwangerschaft zu fragen. Es ist also große Vorsicht bezüglich der rechtlichen Zulässigkeit notwendig. - Was sind die Umgebungsvariablen?—> Westhoff und Kluck führen hier als Beispiele die nanzielle Situation, die Wohnsituation, Verkehrsbedingungen, Kommunikationsbedingungen und die zur Verfügung stehende Zeit an. Diese Liste ließe sich leicht erweitern. Generell geht es hier darum, Informationen aus dem Lebensumfeld einer Person zu gewinnen, die relevant für die Beantwortung der globalen Fragestellung sind Was sind die Organismusvariablen?—> Organismusvariablen Zur Verdeutlichung dieses Themenfeldes führen Westhoff und Kluck folgende Beispiele an: allgemeine körperliche Belastbarkeit, Ernährungsgewohnheiten, Alter(-sunterschiede), Beeinträchtigungen und Behinderungen. Es geht hier also um körperliche Eigenschaften einer Person, die für die Beantwortung der globalen Fragestellung relevant sind. fi fl. fi fi fi fl Was sind die Kognitive Variablen? —> Im Sinne von Westhoff und KIuck sind hiermit Fähigkeiten wie Allgemeine Intelligenz, Konzentration, Kreativität, Wissen oder 7 di 12 fi fi 18.2.2024 18.2.2024 Problemlösefähigkeit gemeint. Die überwiegende Zahl der Konstrukte, die in diesen Bereich fallen, ist relativ stabil, das heißt, sie werden traditionell bei der Selektionsdiagnostik herangezogen. Wie weiter oben aber bereits angemerkt, muss dies nicht ausschließlich der Fall sein. Darüber hinaus sind hier natürlich auch modi zierbare Eigenschaften wie eben Wissen oder bestimmte Fertigkeiten einzugliedern. Insgesamt umfasst dieses Themengebiet eine Vielzahl unterschiedlichster Konstrukte. Westhoff und KIuck zählen auch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften wie Gewissenhaftigkeit in dieses Feld, da sie typische Arbeitsweisen eines Menschen beschreiben. Es wird also deutlich, dass spätestens an diesem Punkt umfassendes Wissen in der Differenziellen Psychologie notwendig ist, um in den angegebenen Bereichen die Konstrukte auch richtig einzuordnen und abzugrenzen. Darüber hinaus ist auch das Wissen bezüglich der Zusammenhänge von kognitiven Variablen mit bestimmten Kriterien (z.B. Schulerfolg, Therapieverlauf, Trainingserfolg) relevant Was sind die Emotionale Variablen?—> Zu den emotionalen Variablen zählen Westhoff und Kluck emotionale Stabilität, Umgang mit Belastungen, Verhalten bei Frustrationen aber auch Aspekte wie die emotionale Bindung. Es wird hier schnell deutlich, dass ein Großteil der in diesem Bereich gewonnenen Informationen in den Bereich des Konstrukts Neurotizismus und seiner Facetten fällt. Daher ist hier oft besonders Vorsicht geboten. Neurotizismus wird in den meisten Theorien als emotionale Stabilität de niert. Facetten, aus denen sich diese Persönlichkeitsdomäne zusammensetzt, umfassen Eigenschaften wie Reizbarkeit, Frustrationstoleranz, Ängstlichkeit und soziale Befangenheit. Da es sich bei einigen der in diesem Feld be ndlichen Konstrukte also um Facetten derselben Domäne handelt, sind wechselseitige Beein ussungen sehr wahrscheinlich. Anders formuliert: es ist gut denkbar, dass die Merkmalsausprägungen in den verschiedenen Variablen ähnlich ausfallen, da diese ja korreliert sind. Im schlimmsten Fall könnte dies bedeuten, dass durch die Verwendung unterschiedlicher Begriffe, die alle dasselbe Konstrukt meinen, mehrmals dieselbe Information erfasst wird. Dies ist natürlich für keine der beteiligten Personen hilfreich. Erneut ist umfassendes Wissen im Bereich der Persönlichkeitspsychologie unumgänglich. Was sind motivationale Variablen?—> Zu diesem Themenfeld zählen Westhoff und Kluck unter anderem Motive (z.B. Leistungs- oder Machtmotiv), Interessen, Werte, Ziele und Überzeugungen. Was sind soziale Variablen?—> Soziale Intelligenz, Normen, Einstellungen und P ichten sind nur einige der Beispiele, die Westhoff und Kluck anführen. In diesem Themenfeld werden immer wieder Variablen eingeordnet, die eigentlich in den Bereich der Umweltvariablen oder auch der kognitiven Variablen gehören. Hier ist auf eine klare Trennung zu achten. fl. fi fi fl fi fl Verhaltensgleichung, was ist der Vorteil und was den Nachteil? Ist die Verhaltensgleichung immer auszufüllen?—> Der Vorteil dieser Verhaltensgleichung, ihr umfassender Ansatz, ist gleichzeitig ein möglicher Nachteil. Der Diagnostiker muss sich mit den in den einzelnen Feldern enthaltenen Konstrukten sehr gut auskennen, um Doppelungen innerhalb eines Feldes oder aber auch zwischen den Feldern zu vermeiden. Leider kann es schnell geschehen, dass Hypothesen zu unterschiedlichen Feldern aufgestellt werden, hinter denen eigentlich immer dasselbe Konstrukt steckt. Daher ist daran zu denken, dass die Verhaltensgleichung lediglich ein Gerüst darstellt, das nicht bei jeder Fragestellung komplett auszufüllen ist. Vielmehr dient sie als Erinnerungshilfe, um keine relevanten Aspekte zu übersehen. Es ist auch hier noch einmal wichtig zu erwähnen, dass für viele relevante Ein ussgrößen empirische Untersuchungen existieren, die die Eignung für bestimmte Fragestellungen nahelegen oder eben nicht. Diese sind genauso zu beachten wie gesetzliche Vorgaben oder Informationen aus einer Anforderungsanalyse oder Anhaltspunkte aus einer 8 di 12 18.2.2024 gründlichen Anamnese. Das heißt, ob ein Aspekt aus der Verhaltensgleichung übernommen werden kann, hängt vor allem auch von der Einschätzung des Diagnostikers bezüglich der Aussagekraft für die zu beantwortende Frage ab. Besonders wichtig ist, dass die einzelnen ausgewählten Variablen einen nachweislichen Bezug zur Fragestellung haben und deren Messung damit begründet werden kann. 2.2.2 - Knowledge, Skills, Abilities und Personality (KSAs + P) Was ist eigentlich das (KSAs + P)?—> es ist ein Ansatz, der sich ursprünglich auf eine Möglichkeit, bei der Anforderungsanalyse für eine zu besetzende Stelle alle relevanten Aspekte zu berücksichtigen bezieht. Eine Anforderungsanalyse wird meist im Rahmen von Personalauswahl- oder Personalentwicklungsmaßnahmen durchgeführt. Ziel dieser Analyse ist es, genau festzustellen, welche Eigenschaften ein Bewerber erfüllen sollte, um möglichst genau die Anforderungen eines bestimmten Jobs zu erfüllen. Ein klassischer Ansatz, der hier genutzt wird, ist die Unterteilung der notwendigen Eigenschaften nach Wissen (Knowledge), Fertigkeiten (Skills) und Fähigkeiten (Abilities). Im Internet unter http:// online.onetcenter.org/ nden sich für zahlreiche Berufe Anforderungslisten entsprechend dieser Klassi kation. Allerdings lässt sich der Ansatz auch leicht auf die Pädagogische Psychologie übertragen. Lediglich klinisch-psychologische Fragestellungen lassen sich nur schwer damit abdecken. Was kannst du mir über das Themenfeld Knowledge (Wissen) sagen?—> dieser umfasst alle für die Fragestellung relevanten Wissensbereiche. Im beru ichen Umfeld können hierzu z.b Wissen über die BWL, Maschinen oder den Börsenmarkt zählen. - Was kannst du mir über das Themenfeld Skills (Fertigkeiten) sagen?—> In den Bereich der Skills (Fertigkeiten) fallen erlernbare oder trainierbare Verhaltensweisen. Hierzu zählen z.b EDV Kenntnisse, Buchhaltungskenntnisse aber auch soziale Fertigkeiten wie Gesprächsführung oder Perspektivübernahme. Begriff Kompetenz kann je nach Menschen anders interpretiert werden. Wir empfehlen, diesen also sparsam zu verwenden und nach Möglichkeit auf gut de nierte, psychologische Fachbegriffe zurück zu greifen. In der Praxis kommt es dennoch immer wieder vor, dass der Kompetenzbegriff genutzt werden muss, da er bei Auftraggebern sehr beliebt ist. In diesen Fällen ist es unumgänglich, die entsprechenden Kompetenzen genau, verhaltensnah und trennscharf zu de nieren, so dass alle am Prozess beteiligten Personen dasselbe Verständnis dieser Kompetenz haben. Es reicht eben nicht aus, die Worthülse KommunikationsKompetenz zu verwenden, ohne zu de nieren, was man darunter versteht. Was kannst du mir zum Themenfeld Abilities (Fähigkeiten) sagen?—> In den Bereich der Abilities (Fähigkeiten) fallen generelle (z.B. Intelligenz) aber auch spezi sche (z.B. Konzentration) kognitive Leistungen. Hier besteht eine naheliegende Überlappung mit dem Bereich der kognitiven Variablen in der oben aufgeführten Verhaltensgleichung. Allerdings sind im Besonderen die Fähigkeiten gemeint, die nicht oder nur schwer veränderbar sind. Dies unterscheidet den Bereich noch einmal stark von Knowledge und Skills. Generell kann man sagen, dass der Bereich der kognitiven Variablen in diesem Ansatz differenzierter betrachtet wird als in der Verhaltensgleichung. Und zum Themenfeld Persönlichkeit?—> In diesem Bereich fallen Eigenschaften, die einer engeren De nition von Persönlichkeit entsprechen. Dies sind Eigenschaften wie die Big 5, fi fi fl fi fi fi fi fi 9 di 12 18.2.2024 Motive und Interessen aber auch Einstellungen. So gesehen ist dies eine Zusammenfassung der emotionalen, motivationalen und sozialen Variablen der Verhaltensgleichung. Demzufolge ließen sich die weiter oben aufgeführten Beispieihypothesen auch hier übertragen. 2.2.3 - Klinische Klassi kationssysteme Klinische Klassi kationssysteme, was kannst du mir dazu sagen?—> In der klinischpsychologischen Diagnostik besteht das Ziel häu g darin, Diagnosen bezüglich bestimmter Erkrankungen erstellen zu können. Nun wäre es fatal, wenn jeder Diagnostiker bei jedem Patienten neu anfangen würde. Daher existieren seit mehreren Jahrzehnten klinische Klassi kationssysteme. Die dominierenden sind die durch die Weltgesundheitsorganisation erstellte International Classi cation of Diseases (ICD-lO) sowie das durch die American Psychological Association verfasste Diagnostic and Statistical Manual (DSM-IV, bald V). In diesen Klassi kationssystemen ist genau beschrieben, welche Symptome vorliegen müssen, damit eine bestimmte Diagnose vergeben werden kann. 2.2.4 - Allgemeine Hinweise zur Hypothesenformulierung Welche Anforderungen gibt es für die Hypothesenformulierung?—> damit die globale Fragestellung beantwortet werden kann müssen diese erfüllt sein. Beim Formulieren der spezi schen Hypothesen sind einige weitere Aspekte zu berücksichtigen, die hier zusammenfassend besprochen werden sollen. 1. Ein Sachverhalt pro Hypothese: Es ist wenig hilfreich, mehrere Sachverhalte in eine Hypothese zu packen. Jede Hypothese für sich sollte eindeutig beantwortbar sein. Durch die Verknüpfung mehrerer Sachverhalte kann diese Notwendigkeit stark eingeschränkt werden, wenn die Ergebnisse zu den einzelnen Befunden unterschiedlich ausfallen. Zudem werden durch die Aufnahme mehrerer Aspekte in einer Frage bereits Entscheidungen bezüglich möglicher Kompensationseffekte getroffen. 2. Frage formulieren: Es emp ehlt sich, die Hypothese immer als Frage zu formulieren, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine ergebnisoffene Untersuchung handelt. 3. Trennschärfe beachten: Wir haben bereits mehrmals auf das Problem hingewiesen, dass die Hypothesen trennscharf sein sollten. Damit ist gemeint, dass im Hintergrund der Hypothesen tatsächlich unterschiedliche Konstrukte stehen und nicht mehrmals dasselbe Konstrukt nur mit anderem Namen versehen in verschiedenen Hypothesen erfasst wird. Daher ist es unbedingt notwendig, sich gut mit den betroffenen Konstrukten auszukennen. 4. Bezug zur globalen Fragestellung: Die spezi schen Hypothesen dienen dem Ziel, Informationen zu gewinnen, um eine Antwort auf die globale Fragestellung generieren zu können. Daher ist es zwingend geboten, dass keine wichtige Information unberücksichtigt bleibt. Ebenso ist es aber auch zu vermeiden, Informationen zu erfassen, die nicht relevant für die Beantwortung der Fragen sind (egal wie sehr man auch daran interessiert sein mag) und damit keinen Anforderungsbezug aufweisen. Verbunden mit diesem Problem ist, dass man als Diagnostiker auch sicherstellen muss, dass die aufgestellte Hypothese tatsächlich relevant ist. Annahmen die man macht sind durch Angabe von Quellen zu belegen. Solche Quellen können wissenschaftliche Untersuchungen sein oder aber auch Expertenmeinungen darstellen. Experten können in diesem Fall auch Stelleninhaber, Vorgesetzte der zu besetzenden Stelle oder Mitarbeiter fi fi fi fi fi fi fi fi fi 10 di 12 18.2.2024 fi fi fl fi fi fi fi fi fi fi und Kunden sein, die genau wissen, was eine Person auf der Stelle erfüllen muss, bzw. aus deren Aussagen sich dies schließen lässt. 5. Normbezug: Es ist oft hilfreich ist, eine Hypothese dadurch zu präzisieren, dass ein bestimmter Normbezug (z. B. im Vergleich zu Gleichaltrigen) hergestellt wird. Die gewählte Norm sollte dabei relevant in Bezug auf die globale Fragestellung sein. Geht es um die Bewerberauswahl, sollten andere Bewerber die Norm sein. Dabei ist es nicht immer leicht, diesen Normbezug dann auch tatsächlich herzustellen. Werden zur Informations-Erfassung psychometrische Tests oder Fragebögen genutzt, liegen meist spezi sche Normen vor und eine Einordnung fällt leicht. Bei Verhaltensbeobachtungen oder Interviews ist dies jedoch weitaus schwieriger. Das Problem lässt sich hier aber je nach Fach über bestimmte Wege lösen. In der Klinischen Psychologie sollte der Diagnostiker vertraut sein mit den typischen Verhaltensweisen, die bei bestimmten Störungsbildem auftreten (z. B. scheinbar grundloses Weinen bei Depression). In der Pädagogischen Psychologie ist spezi sches, entwicklungspsychologisches Wissen erforderlich, um de nieren zu können, was typische, altersspezi sche Verhaltensweisen sind. Ohne Normbezug tritt bei der Bewertung der Ergebnisse das Problem auf, dass nicht klar ist, wie das Beobachtete oder Gehörte einzustufen ist. 6. Richtung/ Cutoffsetzung: In einigen der Beispielhypothesen sind genaue Grenzen de niert (z. B. unterdurchschnittliche Intelligenz). Dies ist gleichbedeutend mit der Tatsache, dass eine gerichtete oder einseitige Hypothese vorliegt. Das heißt, damit wir die globale Fragestellung beantworten können, muss ein bestimmter Grenzwert überoder unterschritten sein. Einige dieser Cutoffs sind theoretisch (z.B. Hochbegabung Intelligenzquotient > 130 oder bei einer klinischen Diagnose mindestens 4 von 7 Symptomen) oder gesetzlich (z.B. Behinderung: § 19 SGB III) de niert. Es kann jedoch auch vorkommen, dass es solche Grenzen nicht gibt. In diesen Fällen sollte der Diagnostiker nicht einfach auf eine Grenzsetzung verzichten. Dadurch entsteht die Gefahr, dass später bei der Bewertung der Ergebnisse Grenzen gesetzt werden, die dann allerdings willkürlich und ggf. durch das Ergebnis beein usst sind. Um solche Verzerrungen zu vermeiden, sollten Grenzen vor der Datenerhebung aufgestellt werden. Es emp ehlt sich, diese Grenzen gemeinsam mit Experten aufzustellen, wenn man unsicher ist. Grenzsetzungen können auch empirisch ermittelt werden. An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass es bei Investigatorischen Entscheidungen schwierig sein kann, gerichtete Hypothesen aufzustellen. Dennoch sollten auch in solchen diagnostischen Prozessen Entscheidungsregeln vorab de niert werden. In vielen Kontexten, in denen das Ergebnis der Diagnostik einen beratenden Charakter hat, lässt sich das Problem dann durch einen mehrstu gen diagnostischen Prozess lösen, in dem im Verlauf von Investigatorischen zu Terminalen Entscheidungen übergegangen wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Grenzsetzung stammt aus einer rein statistischen Überlegung. Nehmen wir an, wir stellen 5 Hypothesen zu Konstrukten auf, die weitgehend unkorreliert und damit unabhängig sind. In jeder Hypothese formulieren wir, dass eine Person zumindest einen durchschnittlichen Wert (z. B. bei IQ-Werten mindestens einen IQ von 85) erzielen muss. Wenn wir nun unterstellen, dass die Messwerte der erfassten Konstrukte in ihren jeweiligen Normstichproben einer Normalverteilung folgen, dann sind rein statistisch betrachtet für jedes der Merkmale ca. 84% (84 von 100) der Untersuchten durchschnittlich bzw. überdurchschnittlich (erreichen also mindestens einen IQ-Wert von 85). Von unseren untersuchten Personen erwarten wir nun, dass sie in jedem der fünf Tests zu diesen 84% der mindestens durchschnittlichen bzw. über- durchschnittlichen Personen gehören. Gemäß dem Multiplikationssatz für unabhängige Ereignisse ergibt sich die Wahrscheinlichkeit in allen fünf dieser Anforderung zumindest durchschnittlich zu sein, durch Multiplikation der Einzelwahrscheinlichkeiten: P= ·84.·84.·84.·84.·84=ca..42 —> Das heißt, durch das Aufstellen einer Vielzahl solcher Grenzen, laufen wir Gefahr, dass nur noch ein kleiner 11 di 12 18.2.2024 Teil der untersuchten Personen in den von den Hypothesen geforderten Bereichen liegt. Das ganze Vorgehen ähnelt dann einem Hürdenlauf (Multiple Hurdle Problem). Daher ist es notwendig, differenziertere Entscheidungsstrategien für das Zusammenfassen der Ergebnisse zu den spezi schen Hypothesen aufzustellen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit der Formulierung einer globalen Fragestellung sowie der spezi schen Hypothesen Weichen gestellt werden, die für das Ergebnis der Diagnostik eine hohe Bedeutung haben. Dabei ist vor allem spezi sches Wissen über wissenschaftliche Theorien und Konstrukte, die bei der Beantwortung der Frage eine Rolle spielen wichtig, um Redundanzen oder Fehlinterpretationen zu vermeiden. 2.3 - Fallbeispiel (52-56) 2.3.1 - Knowledge(Wissen) 2.3.2 - Skills (Fertigkeiten) 2.3.3 - Abilities (Fähigkeiten) 2.3.4 - Persönlichkeit fi fi fi 12 di 12

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