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Diagnostik I Zusammenfassung Kapitel 1 PDF

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Summary

This document summarizes the core concepts of psychological diagnostics. It expounds on different types of psychological tests, criteria for evaluating their quality, and the importance of a clear, answerable question.

Full Transcript

18.2.2024 1 - Der diagnostische Prozess (11-26 1.1 - De nition Psychologische Diagnostik (11-15) Wann kann Psychologische Diagnostik sinnvoll betrieben werden?—> Psychologische Diagnostik kann nur dann sinnvoll betrieben werden, wenn eine eindeutige und prinzipiell beantwortbare Fragestellung vorlie...

18.2.2024 1 - Der diagnostische Prozess (11-26 1.1 - De nition Psychologische Diagnostik (11-15) Wann kann Psychologische Diagnostik sinnvoll betrieben werden?—> Psychologische Diagnostik kann nur dann sinnvoll betrieben werden, wenn eine eindeutige und prinzipiell beantwortbare Fragestellung vorliegt. Auf was ist Psychologische Diagnostik orientiert beziehungsweise bezogen?—> Psychologische Diagnostik ist zweck- oder zielorientiert bzw. anforderungsbezogen. Das heißt, diagnostische Verfahren werden in der Regel eingesetzt, um konkrete Fragestellungen gezielt zu beantworten. Ist die Psychologische Diagnostik bereichspazi sch?—> ja. Je nach Feld, in dem der Psychologe tätig ist, unterscheiden sich die Phänomene und Fragestellungen, die untersucht werden. So geht es in der Klinischen Psycho- logie primär um Störungsbilder. In der Pädagogischen Psychologie spielen häu g Aspekte der Motivation oder der kognitiven Leistung eine Rolle z.b. Und so weiter Wie sollten die untersuchten Konstrukte und verwendeten Methoden sein?—> diese sollten wissenschaftlich, das heißt: empirisch, fundiert und evaluiert sein. Wie soll man den richtigen Testverfahren nden?—> Ein wichtiges Merkmal psychologischer Testverfahren ist neben der theoretischen Fundierung die psychometrische Qualität. Darunter fällt zunächst, ob das Verfahren eine testtheoretische Fundierung aufweist, d. h. nach der klassischen oder probabilistischen Testtheorie konzipiert ist. Danach werden Haupt- und Nebengütekriterien unterschieden Was wird anhand der Hauptgütekriterien geprüft?—> ob der Test unabhängig vom Testleiter zum selben Ergebnis führt (Objektivität), genau misst (Reliabilität) und, ob er misst, was er messen soll (Validität). Manche Autoren fassen auch die Skalierung hierunter. Und anhand der Nebengütekriterien?—> diese sind Normierung/Cutoff-Werte, Nützlichkeit, Zumutbarkeit, Fairness, Ökonomie, Vergleichbarkeit und NichtVerfälschbarkeit. Die genannten Qualitätsmaßstäbe können auf alle psychologischen Methoden, auch das Interview und die Verhaltensbeobachtung angewandt werden. Eine ausführlichere Darstellung ndet sich bei Bühner (2010, S. 58ff.). Mancher Leser mag es an dieser Stelle bereits ahnen: die Beurteilung dieser Gülekriterien setzt ein fundiertes statistisches Wissen voraus. Das heißt, (6) Methoden- und Statistikwissen sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche diagnostische Arbeit. Zusammenfassende de nition der psychologische Diagnostik—> Psychologische Diagnostik ist ein essenzieller Bestandteil der praktischen Tätigkeit von Psychologen, die zielgerichtet eingesetzt wird, um konkrete Fragestellungen zu beantworten. Dazu bedient sich die Diagnostik verschiedener, entsprechend der Fragestellung ausgewählter Methoden, zu denen Tests, Fragebögen, Verhaltensbeobachtungen, Interviews sowie andere Quellen (z. B. Dokumente oder Nebengutachten) gehören. Zudem ist für eine zielführende und bereichsspezi sche Diagnostik spezi sches Wissen aus den jeweiligen angewandten sowie grundlagenorientierten, psychologischen Teildisziplinen notwendig. Dieses Wissen muss fortlaufend aktualisiert werden, um die wissenschaftliche Qualität der untersuchten ) fi fi. fi. fi fi fi fi fi 1 di 8 18.2.2024 Konstrukte und eingesetzten Verfahren kritisch einschätzen zu können. Schließlich stellen fundierte Kenntnisse der Methodenlehre, Statistik und Urteilsbildung das Handwerkszeug dar, das notwendig ist, um qualitativ hochwertige psychologische Methoden bzw. Verfahren zur Beantwortung einer Fragestellung auszuwählen bzw. qualitativ hochwertige Entscheidungen zu treffen. Ist Diagnostik die wichtigste Teildisziplin innerhalb der Psychologie?—> nein. Vielmehr kann man sie als eine Komponente auffassen, die in den meisten anderen Teildisziplinen der Psychologie eine Bedeutung hat. Was auch wichtig zu wissen ist, ist dass alle Teilbereiche sich überlappen, also verknüpft sind. Ausserdem beein ussen sich diese gegenseitig Gibt es ein gemeinsames Prozessmodell?—> Ja. Der diagnostische Prozess selbst muss in den wenigsten Fällen fachspezi sch grundlegend anders gestaltet werden. Das bedeutet, trotz der zum Teil sehr unterschiedlichen Anforderungen der Teildisziplinen an die Psychologische Diagnostik, gibt es ein gemeinsames Prozessmodel. 1.2 - Der diagnostische Prozess (15-24 Wie viele Phasen hat das diagnostische Prozess? Welche sind es?—> Durchführung und Integration. Planung, 1.2.1 - Planungsphase Wie viele schritte gibts es in der Planungsphase?—> drei: die Vereinbarung der Fragestellung, das Ableiten spezi scher Hypothesen und die Operationalisierung Was ist der erste schritt hier? (Vereinbarung der Fragestellung)—> Zu Beginn einer diagnostischen Untersuchung steht in der Regel eine Vereinbarung zwischen Auftraggeber und Diagnostiker. In diesem Sinne erbringt der Diagnostiker oder Auftragnehmer eine Dienstleistung für den Auftraggeber. Um diese Dienstleistung zu erbringen, ist es zunächst nötig, eine präzise, ethisch vertretbare und psychologisch beantwortbare Fragestellung zu vereinbaren. Im Gespräch mit dem Auftraggeber ist also zu klären, ob die Fragestellung prinzipiell beantwortbar ist und damit bereits hinreichend klar de niert eist, ob prinzipiell auf Seiten des Diagnostikers genügend Wissen zur Beantwortung vorliegt und ob sie ethisch vertretbar ist. Falls das nicht der Fall sein sollte, emp ehlt es sich, dass der Diagnostiker gemeinsam mit dem Auftraggeber die Fragestellung überarbeitet oder deren Bearbeitung ablehnt bzw. (Teilfragestellungen) an einen Fachkollegen mit entsprechender Expertise weitergibt Geht es immer um eine Frage? (Vereinbarung der Fragestellung)—> hinter der allgemeinen Fragestellung muss nicht zwingend nur eine Frage verbergen. Vielmehr ist es eher üblich, dass im Rahmen der Diagnostik eine Reihe von Fragen beantwortet werden sollen... fi fi ) fi fi fl fi fi fi. fi Was passiert nachdem die Fragestellung geklärt ist (Ableiten spezi scher Hypothesen)? —> der Diagnostiker muss diese in spezi sche Teilfragen herunterbrechen. Nun muss sich der Diagnostiker überlegen, welche Indikatoren er prüfen muss, um die Fragestellung beantworten zu können. Hier wird deutlich, dass spezi sches Wissen über Konstrukte und Theorien in den jeweiligen Teildisziplinen unabdingbar ist. Aufgrund von Theorien, der De nition von Störungsbildern, vorgegebenen Kriterien (z.B. ein IQ-Wert-Cutoff für 2 di 8 18.2.2024 Hochbegabung) oder auch gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. Sorge- rechtsEntscheidungen), muss nun eine Untergliederung in Teilfragen vorgenommen werden. Eine Besonderheit an dieser Stelle ist, dass der Diagnostiker auch zu dem Schluss kommen kann, dass sich ein wichtiger Aspekt der Fragestellung nicht in eine psychologische Hypothese bzw. Teilfrage umwandeln lässt. Dies kann gerade im Bereich der Klinischen Psychologie der Fall sein, wenn organische Schäden ausgeschlossen werden müssen. Psychologische Psychotherapeuten ohne entsprechende medizinische Ausbildung besitzen hierfür wahrscheinlich kein ausreichendes Fachwissen. Je nach Bedeutung dieser Aspekte für die Beantwortung der Fragestellung muss der Diagnostiker den Auftrag ggf. zurückgeben oder entsprechend gemeinsam mit dem Auftraggeber die Fragestellung so ändern, dass sie für den Diagnostiker beantwortbar ist. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, einen medizinischen Gutachter hinzuziehen. Nachdem man mit die Teilfragen und Indikatoren abgeschlossen hat, wie geht man weiter (Ableiten spezi scher Hypothesen)?—> Nun geht es an die konkrete Formulierung der spezi schen Hypothesen. In der Klinischen Psychologie bedeutet dies beispielsweise, dass unbedingt darauf geachtet werden muss, nicht nur auf eine Störung hin zu untersuchen, sondern auch andere Störungen auszuschließen. Das heißt, eine umfangreiche Differenzialdiagnostik ist notwendig. Dies gilt auch im Fall der Diagnostik von Minderbegabung, wo geprüft werden muss, ob kognitive De zite beispielsweise durch Einschränkungen der Sinne (Hören, Sehen), der Konzentration oder des Gedächtnisses verursacht sind. Ein wichtiger Bestandteil der Hypothesenbildung besteht darin, hier bereits Kriterien für die Entscheidung festzulegen. Soll im Rahmen der Minderbegabungsdiagnostik von Jan beispielsweise eine Hypothese zur Allgemeinen Intelligenz aufgestellt werden, dann reicht es nicht aus, hier zu formulieren, dass die Intelligenz abgetestet werden soll. Eine adäquate Hypothese würde lauten: "Ist der Intelligenzquotient für die Allgemeine Intelligenz von Jan, verglichen mit einer repräsentativen Norm, geringer als 75?". Diese gerichtete Hypothese hat Folgen für die spätere Auswertung. In vielen Fällen gleichen die Entscheidungskriterien gerichteten Hypothesen. Es kommt aber auch oft vor, dass lediglich klar ist, dass ein bestimmtes Konstrukt für die Fragestellung bedeutsam ist, es aber unklar bzw. unwichtig ist, in welche Richtung die Ausprägung geht. In solchen Fällen liegen also ungerichtete Fragestellungen vor. Dennoch ist es auch in diesen Fällen unumgänglich, eben solche Fragestellungen zu formulieren und ggf. bereits hier Entscheidungskriterien festzulegen (siehe Investigatorische vs. Terminale Entscheidungen in diesem Kapitel). So wäre es denkbar, für die Allgemeine Intelligenz vor der eigentlichen Diagnostik einen Cutoff festzulegen, ab dem ein Studium nicht mehr empfohlen wird. Was passiert in Fällen, in denen vor der Diagnostik keine klaren Entscheidungsregeln festgelegt werden können(Ableiten spezi scher Hypothesen)?—> die später getroffenen Entscheidungen sind anfällig für den Vorwurf der Willkür. Beim Festlegen der Entscheidungskriterien sind viele Aspekte zu berücksichtigen. Dazu gehören eine Entscheidungsregel und die Fehleradjustierung. Was ist eigentlich die Operationalisierung?—> es geht um die Auswahl der Untersuchungsmethoden, um Informationen zu sammeln, die helfen, die Hypothesen beantworten zu können. Zu den Methoden zählen ganz allgemein psychometrische Tests und Fragebögen, Interviews, Verhaltensbeobachtungen und die Dokumentenanalyse. Es ist für die Qualität der Diagnostik entscheidend, dass die Auswahl der Verfahren nach der Hypothesenbildung erfolgt. Je nachdem, welches Konstrukt in der Hypothese behandelt wird, sind manche Methoden besser als andere geeignet fi. fi fi fi 3 di 8 18.2.2024 Was ist hier oft hilfreich (Operationalisierung)?—> eine Hypothese nicht nur durch eine Methode abzusichern, sondern durch zwei oder mehr. Man bezeichnet dies als multimethodales Vorgehen oder Prinzip der Multimethodalität. —> Ein weiterer wichtiger Punkt an dieser Stelle bezieht sich auf die Verknüpfung von Hypothese und Verfahren. Asserdem kann es bei der Operationalisierung vorkommen, dass das zur Testung einer Hypothese notwendige Verfahren die Kompetenzen oder Ressourcen des Diagnostikers übersteigt. In solchen Fällen sollte der Diagnostiker den Auftrag zurückgeben oder den Auftraggeber direkt auf die mögliche Einschränkung der eigenen diagnostischen Aussage hinweisen. Diese Einschränkung ist dann unbedingt im Gutachten zu vermerken. Neben diesen Überlegungen spielen bei der Auswahl der Methoden und Interpretation dann auch die bereits weiter oben angesprochenen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität sowie die Nebengütekriterien eine Rolle. 1.2.2 - Durchführungsphase Wie viele Schritte had diese Phase?—> zwei; den Untersuchungsplan und die Auswertung Was kannst du mir zum Untersuchungsplan sagen?—> Nachdem nun die allgemeine Fragestellung geklärt und in spezi sche Hypothesen heruntergebrochen wurde, für deren Prüfung Verfahren ausgewählt wurden, erfolgt nun die eigentliche Testung. Es ist eher selten der Fall, dass nur ein Verfahren im Rahmen des diagnostischen Prozesses für die Beantwortung einer Fragestellung zum Einsatz kommt. In der Regel werden verschiedene Testverfahren, Fragebögen, ein Interview oder Verhaltensbeobachtungen eingesetzt. Das bedeutet für den Diagnostiker, dass ein Untersuchungsplan notwendig ist. Dabei sind die Reihenfolge der Verfahren, die Testuhrzeit, mögliche Pausen, Testort und TestIeiter ebenso zu berücksichtigen wie die Begrüßung oder der Umgang mit der untersuchten Person sowie der Umgang mit Rückfragen des Probanden. Ist man hier unvorbereitet, kann sich dies verzerrend auf Ergebnisse und deren Interpretation auswirken.Auch bei der Durchführung der Untersuchung gibt es ein paar grundlegende Regeln, die es einzuhalten gilt. Dies betrifft zum Beispiel die Raumtemperatur und Beleuchtung, die Lärmbelästigung, das Verhalten der Testleiter usw. (z. B. wie er mit Nachfragen während der Testung umgeht). Wichtig ist zudem, dass Vorkommnisse während der Untersuchung dokumentiert, also schriftlich festgehalten werden. Daher ist es auch wichtig zu entscheiden, wer die Testung durchführt.. ! fi Und zur Auswertung?—> Nach der Durchführung gilt es, die angefallenen Informationen auszuwerten. Damit ist gemeint, dass nun die Ergebnisse der eingesetzten Verfahren ermittelt und bewertet werden. Spätestens hier treten gerade für Interviews, Verhaltensbeobachtungen und Dokumentenanalysen Schwierigkeiten auf, wenn in der Planungsphase keine klaren Auswertungsrichtlinien bzw. Entscheidungsregeln vorgegeben wurden. Weiter oben hatten wir als Beispiel eine Verhaltensbeobachtung in einer Gruppensituation eingeführt. Wie bewerten wir es nun, wenn Jan zunächst alleine spielt, die anderen dann aber mit einem selbstgebauten Turm aus Legosteinen für sich gewinnt? Nur durch das vorherige Festlegen wichtiger Verhaltensanker und deren qualitative Bewertung ist eine Beurteilung möglich. Eine solche Liste an Verhaltensankern ist natürlich nie erschöpfend, aber stellt ein theoriegeleitetes Vorgehen dar, das meist alternativlos ist. Es ist hier anzumerken, dass Verhaltensbeobachtungen durchaus auch explorativ sein können, also ohne festgelegtes Bewertungsschema. Dies gilt jedoch nur für die Hypothesengenerierung und nicht für die Hypothesenprüfung. Es könnte sich also um eine Untersuchung handeln, die im Vorfeld eines Gutachtens stattgefunden hat, um Hypothesen zu bilden. Allerdings kann dann diese Information nicht gleichzeitig zur Überprüfung der Hypothesen verwendet werden 4 di 8 18.2.2024 1.2.3 - Integrationsphase Wie viele Schritte had diese Phase?—> zwei, die Integration und die Beantwortung der Fragestellung. Was kannst du mir zur Integration sagen?—> Nach der Datenauswertung liegen für jede Hypothese Ergebnisse vor. Nun gilt es, anhand der aufgestellten Entscheidungsregeln zu prüfen, ob eine Hypothese angenommen werden kann oder verworfen werden muss. An dieser Stelle kann es passieren, dass kon igierende Ergebnisse zu einer Hypothese vorliegen (z. B. Testergebnis widerspricht Zeugnisnoten). Falls dies der Fall ist, gibt es verschiedene technische oder theoretische Möglichkeiten, diesen Widerspruch zu beleuchten. In manchen Fällen ist es aber auch notwendig, eine weitere Untersuchung durchzuführen und gegebenenfalls auf andere Verfahren zurückzugreifen. Gerade dies ist in manchen Teildisziplinen nicht möglich. Wenige Unternehmen haben Verständnis dafür, wenn die Personalabteilung oder die Personalberatung weitere Kosten durch weitere Untersuchungen verursacht. In der Regel wird dies durch einen vorher festgelegten mehrstu gen Auswahlprozess (z. B. Test, dann Interview) gelöst. So muss bereits bei der Operationalisierung immer überlegt werden, ob sich mit den zu gewinnenden Informationen die Hypothese ausreichend beantworten lässt. Und zur Beantwortung der Fragestellung?—> Im Idealfall können alle Hypothesen akzeptiert oder verworfen werden, und der Diagnostiker kann sich der Beantwortung der Fragestellung widmen. An dieser Stelle ist man als Berufsanfänger manchmal überfordert, ist einem doch unklar, wie aus den vielen einzelnen akzeptierten oder verworfenen Hypothesen eine abschließende Antwort auf die globale Fragestellung getroffen werden kann. Erneut ist es an dieser Stelle wichtig, darauf hinzuweisen, dass bereits in der Planungsphase eine klare Entscheidungsregel festgelegt werden sollte. In dieser Entscheidungsregel ist dann aufgeführt, nach welcher Vorschrift die einzelnen Hypothesenantworten verknüpft werden sollen, um zu einem Urteil zu kommen. In der Klinischen Psychologie existieren hierfür Klassi kationssysteme wie das ICD-lO und das DSM-IV, in denen für die einzelnen Störungsbilder genau festgelegt ist, welche Symptome für die Vergabe einer Diagnose vorhanden sein müssen. Es kann jedoch auch passieren, dass dem Diagnostiker klar wird. dass er relevante Aspekte bei der Hypothesenbildung übersehen hat. Nun lässt sich mit den gewonnenen Informationen die Fragestellung nicht abschließend beantworten. Dies macht es in der Regel erforderlich, weitere Hypothesen zu generieren und für diese den diagnostischen Prozess ein weiteres Mal zu durchlaufen. Offensichtlich spielen auch hier nanzielle und zeitliche Rahmenbedingungen eine limitierende Rolle 1.2.4 - Investigatorische vs. Terminale Entscheidung Was kannst du mir zur Investigatorische vs. Terminale Entscheidung sagen?—> Bisher haben wir gesagt, dass bei jeder aufgestellten Hypothese festlegt werden muss, anhand welcher Entscheidungsregel eine Hypothese akzeptiert oder verworfen wird. Ebenso muss auch festgelegt werden, anhand welcher Entscheidungsregeln über einzelne Hypothesen hinweg die globale Fragestellung beantwortet werden soll. Allerdings ist gerade hier vorab eine weitere Differenzierung zu beachten. Im Rahmen der Diagnostik kann es sein, dass eine Fragestellung endgültig entschieden werden soll (Terminale Entscheidung) oder aber aufgrund der ersten Entscheidungen weitere Fragen auftauchen (Investigatorische Entscheidung). Abbildung 3 zeigt den Unterschied beim Vorgehen. Zunächst schließt sich bei fi fi. fl fi 5 di 8 18.2.2024 beiden anvisierten Entscheidungen das Sammeln von Information an. Zu diesem Zweck wird der diagnostische Prozess wie gerade beschrieben durchlaufen. Auf Basis dieser Informationen müssen nun Entscheidungen getroffen werden. Dazu sollten Entscheidungsregeln verwandt werden. Wohingegen die Terminale Entscheidung direkt zur Auswahl einer Intervention führt, eröffnen sich bei der Investigatorischen Entscheidung neue Fragen, die erneut eine Informationssammlung notwendig machen. Dabei können diese neuen Fragen nun einen terminalen Charakter oder erneut einen investigatorischen haben. Die Berufsberatung ist ein gutes Beispiel für eine Investigatorische Entscheidung. Hier werden durch die erste Informationssammlung zunächst Eingrenzungen bezüglich Interessen, kognitiver Eigenschaften sowie Persönlichkeitseigenschaften vorgenommen. Auf der Basis dieser Informationen lassen sich nun gezielter Fragen über die Eignung für spezi sche Berufe formulieren, die dann erneut untersucht werden müssen. Auch in der Klinischen Psychologie wird mittels verschiedener Screeningverfahren oft zunächst eine Eingrenzung der möglichen Diagnosen vorgenommen, um dann gezielter Diagnostik mit dem Ziel einer terminalen Entscheidung durchführen zu können. Das bedeutet also, dass der diagnostische Prozess bei einer Investigatorischen Entscheidung mehrmals durchlaufen werden kann. 1.2.5 - Diagnostische Entscheidungsfehler Was ist der Diagnostische Entscheidungsfehler?—> Bei der Entscheidung über eine Fragestellung können natürlich Fehler unterlaufen. So ist es möglich, dass eine Minderbegabung diagnostiziert wird, obwohl in Wirklichkeit keine vorliegt. Hier spricht man von einem Fehler 1. Art oder einem a-Fehler. Es ist auch das Gegenteil denkbar: Eine Minderbegabung wird nicht diagnostiziert, obwohl sie vorliegt. Hier spricht man vom Fehler 2. Art oder dem ß-Fehler. Welcher Fehler für den Diagnostiker bzw. die untersuchte Person und den Auftraggeber nun relevanter ist, hängt immer auch von der Fragestellung und den mit der Entscheidung verbundenen Konsequenzen für die Person und die Umwelt ab 1.2.6 - Berichterstattung Um was geht es bei der Berichterstattung?—> Lässt sich die Fragestellung abschließend oder im Rahmen der Möglichkeiten beantworten, erfolgt nun die Berichterstattung an den Auftraggeber. Eine Besonderheit in der Klinischen Psychologie ist, dass neben dem Ratsuchenden oft auch eine Krankenkasse oder Rentenversicherung informiert werden muss, die eine Therapie bezahlen soll. Davon abgesehen ist es in vielen Fällen notwendig, die Ergebnisse der diagnostischen Untersuchung schriftlich zu dokumentieren. Dies geschieht in Form eines Gutachtens (im Personalbereich auch oft Report oder Report Sheet genannt). Für die Form und den Inhalt des Gutachtens gibt es ausführliche Richtlinien. Prinzipiell kann man aber sagen, dass im Gutachten die einzelnen Schritte des diagnostischen Prozesses dokumentiert werden.. fi 6 di 8 18.2.2024 1.3 - Die DIN 33430 (25 Was ist die Die DIN 33430?—> es ist eine Prozessnorm, die sich mit Qualitätsstandards im Rahmen der beru ichen Eignungsbeurteilung auseinandersetzt. Wichtig hervorzuheben ist, dass die DIN 33430 keine Verfahrensempfehlungen oder Verbote beinhaltet. Stattdessen ist es eine praxisorientierte Festlegung von "... Qua-itätskriterien und -standards für berufsbezogene Eignungsbeurteilungen sowie Qualitätsanforderungen an die an der Eignungsbeurteilung beteiligten Personen.” Die Ziele, die mit der Einführung der DIN 33430 verfolgt wurden, sind die Verbreitung von wissenschaftlich und fachlich fundierten Informationen über Verfahren zur Eignungsbeurteilung, das Vorantreiben der fachgerechten Entwicklung und des sachgerechten Einsatzes von Verfahren zur Eignungsbeurteilung sowie das Anregen einer kontinuierlichen Verbesserung der Verfahren zur Eignungsbeurteilung. Es ist an anderer Stelle viel über den Sinn und die Inhalte der DIN 33430 geschrieben worden (Kersting, 2006b; Westhoff et al., 2010). Besonders ist der von Kersting (2OO6a) veröffentlichte DIN Screen hervorzuheben. In diesem Buch sind zahl- reiche Checklisten enthalten, anhand derer der Diagnostiker prüfen kann, ob er wichtige Qualitätskriterien bei der Umsetzung des diagnostischen Prozes- ses befolgt hat. Offensichtlich ist diese Qualitätsnorm vor allem für den Bereich der Per- sonalauswahl. Leistungsbeurteilung und Personalentwicklung verfasst wor- den. Da die Grundlage aber der diagnostische Prozess ist, lassen sich viele der Qualitätsstandards problemlos auch auf die Diagnostik in anderen psychologischen Teildisziplinen anwenden. Neben dem diagnostischen Prozess, der gewissermaßen den Rahmen für das Buch gibt, ist auch die DIN 33430 ein wichtiger Baustein in unserem Konzept. In diesem Buch werden wir immer wieder Richtlinien der DIN 33430 aufgreifen, um die Bedeutung von Qualitätsstandards zu unterstreichen. Ein weiterer elementarer Bestandteil des Buches ist, dass wir den diagnostischen Prozess nicht bloß in der Theorie darstellen wollen, sondern die einzelnen Schritte an einem praktischen Beispiel erläutern möchten. Dieses Fallbeispiel wird im nächsten Abschnitt eingeführt. 1.4 - Fallbeispiel (26 Es ist schwierig zu entscheiden, aus welcher Teildisziplin das Beispiel zu wählen ist. Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für ein Beispiel aus der Eignungsdiagnostik entschieden. Ein wichtiger Grund war, dass in vielen Bachelorprogrammen Klinische Psychologie erst in den letzten Semestern an- geboten wird. Diese sicher sinnvolle Einteilung hätte uns die Arbeit deutlich erschwert, da relevantes Wissen so nicht immer vorausgesetzt werden kann. Dies ist in der Eignungsdiagnostik teilweise zwar auch so, ein Großteil des Wissens über relevante Konstrukte wird hier aber bereits in der Differenziellen Psychologie bzw. der Persönlichkeitspsychologie vermittelt. Diese Veranstaltungen nden meistens in einem früheren Stadium des Bachelorstudiums statt, so dass wir Wissen über Konstrukte wie Intelligenz oder die Big 5 voraussetzen (andernfalls bieten Maltby, Day, & Macaskill, wfYJ einen sehr guten Überblick). Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass wir ein Beispiel wählen wollten, das für Lernende ebenso wie für Lehrende von Relevanz sein könnte. Daher haben wir uns entschieden, als Rahmengeschichte die Auswahl für eine DoktorandensteIle zu nehmen. Nehmen wir also an, am Lehrstuhl für Psychologische Diagnostik ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Stelle zu vergeben, die die Möglichkeit zur Promotion bietet. Der Stelleninhaber soll auch in jedem Semester ein Seminar selbstständig durchführen. Das Promotionsthema ist entweder frei wählbar oder kann vorgegeben werden. In jedem Fall ist die Stelle auf 3 Jahre befristet. In den folgenden Kapiteln werden wir weitere theoretische Aspekte der einzelnen Schritte im diagnostischen Prozess besprechen und diese dann an unserem Beispiel verdeutlichen. fi ) ) fl 7 di 8 18.2.2024 8 di 8

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