7a_PP_Generalisierte Angststörung PDF
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Universität Bern
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This document is lecture notes or presentation slides related to generalized anxiety disorder (DSM-5), covering topics such as diagnostic criteria, epidemiology, and psychological models. It includes factors like genetic factors, neurobiological aspects, and psychological factors in the vulnerability-stress model.
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Generalisierte Angststörung (Kapitel 48) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlau...
Generalisierte Angststörung (Kapitel 48) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Generalisierte Angststörung (DSM‐5) A) B) C) Übermäßige Angst und Sorge (furchtsame Erwartung) bezüglich mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten (z.B. Arbeit, Schulleistungen,…), mind. 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage. Die Person hat Schwierigkeiten, die Sorgen zu kontrollieren. Die Angst und Sorge sind mit drei oder mehr der folgenden sechs Symptome verbunden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. D) E) F) Ruhelosigkeit oder ständiges «Auf‐dem‐Sprung‐Sein». Leichte Ermüdbarkeit. Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf. Reizbarkeit. Muskelspannung. Schlafstörungen. Die Angst, Sorge oder körperlichen Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Das Störungsbild ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors. Das Störungsbild kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden. In Abgrenzung zu Alltagssorgen sind die Sorgen hier übermässig und unkontrollierbar. → Dauer, Intensität, Kontrollierbarkeit, Beeinträch gung durch die Sorgen und Anzahl assoziierter Symptome unterscheiden sich (APA, 2015; Hoyer & Knappe, 2020, Kapitel 48.1) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? (Differential)Diagnostik Diagnostik: > > Diagnosestellung durch Strukturierte Klinische Interviews (z.B. SKID); Screening z.B. durch Generalized Anxiety Disorder Screener (GAD‐7). Störungsrelevante Konzepte, wie z.B. Sorgen (Intensität, Kontrollierbarkeit) können durch Fragenbögen erfasst werden: Penn State Worry Questionnaire (PSWQ, s.a. nächste Folie). Differentialdiagnostik: > > Zwang: ‐ Inhalte der Zwangsgedanken stärker Ich‐dyston und weniger sinnvoll erlebt ‐ Themen oft fokussierter Vgl. Hoyer & Knappe, S. 1105 Depression: ‐gewisse Symptome spezifischer (Ruhelosigkeit, Muskelspannung) als andere (Schlaf‐ und Konzentrationsschwierigkeiten) ‐ Sorge bei GA eher zukunfts‐ und bedrohungsbezogen Zusatzinformation Penn State Worry Questionnaire (PSSWQ) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Epidemiologie & Verlauf Epidemiologie: > In Allgemeinbevölkerung: In Hausarztpraxen: Lebenszeitprävalenz 3‐6% Punktprävalenz: 1‐3% 3.7‐14.8% > Geschlechterverhältnis (F:M): 2:1 > Komorbidität hoch (v.a. Angststörungen und Depression) Verlauf: > Beginn meist schleichend > Erstauftreten über die Lebensspanne möglich > Unbehandelt meist chronischer Verlauf (mit Schwankungen der Symptomschwere) > Deutliche Beeinträchtigung von Lebensqualität und Funktionsniveau Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Multifaktorielles Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Tabelle 48.4, Hoyer & Knappe, 2020 Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Genetische Faktoren > > > > Erblichkeit: Moderat und überlappend mit anderen Angststörungen und Depressionen. Erforschung vorwiegend anhand von störungsassoziierten Faktoren wie z.b. Neurotizismus, Trait‐Angst Polygenetische Vermittlung mit Risikogenen im Bereich der katecholaminergen und serotonergen Transmission und der neurotrophen Faktoren (BDNF) Interaktionen: Die verschiedenen genetischen Risikofaktoren interagieren untereinander und mit Umweltfaktoren Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Neurobiologische Faktoren (I) Auffälligkeiten in limbischen & präfrontalen Regionen > Befundlage inkonsistenter als bei anderen Angststörungen. → Vermutung: stärkere Reizunabhängigkeit der Aktivierungsveränderungen (Fonzo & Etkin, 2017) führt (neurophysiologisch) zu grösserer Varianz. > Amygdala: ‐ Volumenvergrösserung ‐ Hyperaktivität in Vigilanz‐/Antizipationsparadigmen (Hilbert et al., 2014) ‐ Eingeschränkte Konnektivität zu PFC und ACC Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Neurobiologische Faktoren (II) Transmittersysteme & Ansatzpunkte Abhängigkeit! Tabelle 48.2., Hoyer & Knappe, 2020 Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Neurobiologische Faktoren (III) Das Modell von Thayer & Lane Tonische (GABAerge) Kontrolle Zentrales Autonomes Netzwerk Sympathikus‐ Aktivierung Disinhibition Überaktivierung ‐ Unflexibler Fokus auf Gefahren ‐ Verminderte Herzratenvariabilität ‐ Rastlosigkeit Gedankenexperiment Schulweg Was „lernt“ das Kind rechts? Was „lernen“ die Kinder links? Abb. Spiegel.de Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Psychologische Faktoren (I) > Erziehungsstil: a) kritisch‐zurückweisend b) überbehütend > Ambivalentes Bindungsverhalten (v.a. zu wenig Kontrollerfahrung in der Bindung) > Behavioral Inhibition Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell Psychologische Faktoren (II) Besonderheiten der Informationsverarbeitung: Wahrnehmung von Gefahrenreizen & Reaktion auf potentielle Gefahr → Aufmerksamkeitsbias → Interpreta onsbias → niedrige Unsicherheitstoleranz (emo onal, kogni v, behavioral) → Gedächtnisbias (implizit!) → geringe Problemorien erung → Inadäquate Problemlösung → viel Sorgen Vgl. auch Tabelle 48.3, Hoyer & Knappe, 2020 Funktionsmodelle der Sorgen: Vermeidungstheorie (Borkovec) Sorgen → generieren eher verbale als bildhafte Inhalte → Lenken von negativen Emotionen & Bildern ab (neg. Verstärkung) → senken psychophysiologisches Arousal → dienen der Vermeidung negativerer Emotionen Vermeidung → Aktivierung der gesamten Furchtstruktur (inkl. emotionalen, bildhaften Anteilen) wird durch Sorgen verhindert → verhindert Habituation der zugrundliegenden Angst → verhindert korrektive Erfahrung → hat hohe «psychische Kosten» →Vgl. auch Abb 48.3, Hoyer & Knappe, 2020