Depression und Stressreaktivität PDF
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Universität Zürich
2024
Nadja Hepner, Céline Buholzer, Sandra Rechsteiner
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Summary
Diese Zusammenfassung befasst sich mit der Präsentation "Depression und Stressreaktivität" vom 24.10.2024 am Psychologischen Institut der Universität Zürich (Klinische Psychologie und Psychotherapie). Die Präsentation beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung zu verschiedenen Aspekten von Depression und Stress bei Patientinnen und Patienten und einem Literaturverzeichnis. Es gibt auch zahlreiche Fallstudien und Tabellen.
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Psychologisches Institut - Klinische Psychologie und Psychotherapie Depression und Stressreaktivität Biopsychologische Methoden B Nadja Hepner & Céline Buholzer & Sandra Rechsteiner 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 1 Inhaltsverzeichnis – Einstieg Kr...
Psychologisches Institut - Klinische Psychologie und Psychotherapie Depression und Stressreaktivität Biopsychologische Methoden B Nadja Hepner & Céline Buholzer & Sandra Rechsteiner 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 1 Inhaltsverzeichnis – Einstieg Kreuzworträtsel – Recap: Depression & HHNA – Vorstellen der 3 Artikel – Fazit – Gruppenübung und anschliessende Diskussion im Plenum – Lösung Kreuzworträtsel 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 2 Einstieg 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 3 Recap: Depression & HHNA Recap Depression: Major Depressive Disorder Hauptsymptome – (1) depressive Stimmung – (2) Interessen-/Freudverlust (Anhedonie) – (3) Appetit-/Gewichtsveränderungen – (4) gestörter Schlaf (Hyper-/Insomnia) – (5) psychomotorische Unruhe – (6) Energielosigkeit – (7) geringer Selbstwert / Schuldgefühle – (8) Schwierigkeiten zu konzentrieren / Entscheidungen zu treffen – (9) Suizidgedanken Diagnostische Kriterien gemäss DSM-V: während 2 Wochen, 5 oder mehr Symptome, mind. eines der Symptome ist (1) depressive Stimmung oder (2) Interessen-/Freudverlust. American Psychiatric Association (2013) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 5 Recap HHNA Hypothalamus: Corticotropinreleasing Hormon (CRH) Hypophyse: Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) Nebennierenrinde (Zona Fasciculata): Cortisol Created with biorender 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 6 Recap Depression und HHNA Welche Veränderungen könnten bei Menschen mit Depressionen in Bezug auf die Stressreaktivität auftreten? Stress Aktivierung der Cortisol- Gesundheit/ HHNA-Achse ausschüttung Depression 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 7 Recap Depression und HHNA 1. Gesunder Zustand: (Allostase) Stress ➔ Aktivierung der HHNA-Achse ➔ Cortisolausschüttung ➔ Regulierte Rückkehr zum Normalzustand ➔ Gesundheit 2. Akute Depression: (zu Beginn oder in einer akuten Episode der Depression) Starker oder wiederholter Stress ➔ Überaktivierung der HHNA-Achse ➔ Anhaltend hohe Cortisolausschüttung ➔ Hypercortisolismus ➔ Akute Depression 3. Chronische Depression: (im Verlauf einer länger andauernden Depression) Anhaltender chronischer Stress ➔ Dauerhafte Belastung der HHNA-Achse ➔ Abgeschwächte Cortisolreaktion (Hypocortisolismus) ➔ Dysfunktion der HHNA-Achse ➔ Chronische Depression Stress Aktivierung der Cortisol- Gesundheit/ HHNA-Achse ausschüttung Depression (Sahu et al., 2022) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 8 Fiksdal et al. (2019) Associations between symptoms of depression and anxiety and cortisol responses to and recovery from acute stress Ausgangssituation und Ziel – Chronische Exposition durch z.B. Cortisol → Allostatic load → dysregulierte physiologische Stressreaktion ▪ Strukturelle Veränderungen in Gehirnregionen (z.B. Hippocampus), die verantwortlich sind für die Stressreaktion ▪ Anxiety und Mood Disorders − Fokus der Forschung auf Zusammenhang klinische Depression und Cortisolreaktivität ▪ Inkonsistente Befunde: Subklinische depressive Symptomatik und Anxiety Wie sind Anxiety und depressive Symptome in einer gesunden Stichprobe mit der Cortisolreaktivität und dem Cortisol-Erholungsverlauf assoziiert? 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 10 Methoden – Stichprobe (N=143): – Alter: m = 37.2 (SD: 18.1) – 52% Frauen – Ohne psychische oder kardiovaskuläre Erkrankung – Ablauf: Psychosoziale Stressoren: Vorstellungsgespräch Rechenaufgabe – Masse: – Hospitality Anxiety and Depression Scalse (HADS) (Zigmond and Snaith, 1983) – 2 Subskalen mit je 7 Items (HADS-A und HADS-D) – Dimensionale Schweregradbestimmung ängstlicher und depressiver Symptomatik 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 11 Ergebnisse I Allgemeine Cortisolreaktivität auf TSST: – TSST ruft im Hinblick auf die gesamte Stichprobe eine Cortisolreaktion hervor – Dabei gibt es «Responder» (50.3%) und «Non-Responder» – Responder mit starkem Cortisolanstieg als Reaktion auf TSST (Baseline – Peak > 1.5 nmol/l) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 12 Ergebnisse II Gesamtstichprobe: – Geschlechtsunterschiede: – Peak: Frauen haben weniger hohe Cortisolpeak als Männer – Reaktivität: Frauen haben weniger steile Anstiege im Cortisol als Männer – Erholung: Frauen haben weniger steile Abnahme der Cortisolwerte als Männer (n.s.) – Anxiety Symptome (HADS_A): – Peak: Kein Zusammenhang zwischen HADS_A und Peak – Reaktivität: Kein Zusammenhang zwischen HADS_A und Reaktivität – Erholung: Stärkere Anxiety geht mit weniger steilen Erholung einher – Depressive Symptome (HADS_D): – Peak: Höherer Peak bei stärkerer depressiver Symptomatik – Reaktivität: Kein Zusammenhang zwischen HADS_D und Reaktivität – Erholung: Stärkere depressive Symptomatik geht mit steilerer Erholung einher (n.s.) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 13 Ergebnisse III Responders: – Geschlechtsunterschiede: – Peak & Reaktivität: kein Zusammenhang – Erholung: Frauen haben weniger steile Abnahme der Cortisolwerte als Männer – Anxiety Symptome (HADS_A): – Peak & Reaktivität: Kein Zusammenhang mit HADS_A – Erholung: Stärkere Anxiety geht mit weniger steilen Erholung einher – Depressive Symptome (HADS_D): – Peak: Höherer Peak bei stärkerer depressiver Symptomatik – Reaktivität: Stärkere depressive Symptomatik geht mit steilerem Anstieg einher – Erholung: Stärkere depressive Symptomatik geht mit steilerer Erholung einher (n.s.) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 14 Take away Depressive Symptome gehen mit verstärkten Reaktionen einher, Anxiety Symtpome mit abgeschächten Verläufen Männer haben höhere Peaks und steilere Verläufe 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 15 Diskussion / Limitation – Symptomdauer wird nicht berücksichtigt – Theorie: Anhaltender chronischer Stress ➔ Dauerhafte Belastung der HHNA-Achse ➔ Erschöpfung der HHNA – Was macht einem zum Responder oder nicht-Responder? – Prädiktoren müssten erforscht werden – Ev. Komorbidität Depressive Symptome und Anxiety – Wie ist die Reaktion auf Daily Hassles oder chronischen Stress? – Generalisierbarkeit / externe Validität 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 16 Hori, H. et al (2014) Psychological coping in depressed outpatients: Association with cortisol response to the combined dexamethasone/CRH test Einleitung – Psychosozialer Stress als auslösender Faktor für Depressionen – Aber: Coping kann die psychologische Reaktion auf den Stressor beeinflussen – Coping: adaptiv oder maladaptiv Maladaptives Coping: Oft negative Ergebnisse Depressive Patienten: Weniger adaptives, mehr maladaptives Coping Maladaptives Coping: ursächliche Rolle bei depressiven Symptomen (wenn übermässigt verwendet) HNNA-Achse: Zusammenhang zwischen Coping-Stilen und HHNA-Achsen-Funktion Gesunde Personen: Maladaptives Coping mit schwächeren Cortisolreaktion assoziert Fragestellung: Gilt dieser Zusammenhang auch für depressive Patienten? Stress Coping Subj. Bewertung Aktivierung der Cortisol- Gesundheit/ des Stresses HHNA-Achse ausschüttung Depression 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 18 Methoden - Teilnehmer – Versuchsgruppe (N=74): – Depressive ambulante Patienten – Alter: 21–58 Jahre, 47 Frauen – Diagnose: Major Depression (MDD) gemäss DSM-IV-Kriterien – Kontrollgruppe (N=133): – Gesunde Personen – Alter: 20–57 Jahre, 85 Frauen – Übereinstimmung in Alter und Geschlecht mit Versuchsgruppe 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 19 Methoden – Variablen – Demografische und klinische Merkmale der Teilnehmer – Erfassung der Häufigkeit der Coping-Stile: Ways of Coping Checklist (WCCL) 47 Items, vierstufige Skala, 6 Coping-Strategien: Problem-solving Positive reappraisal Adaptive Coping-Strategien Social support Self-blame Wishful thinking Maladaptive Coping-Strategien Escape–avoidance – Bewertung des subjektiven psychischen Stresses: Hopkins Symptom Checklist (HSCL) – 54 Items, 5 zugrunde liegende Symptomdimensionen 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 20 Methoden – Variablen: DEX/CRH-Testverfahren Tag 1 Tag 2 Δ Cortisol: Änderung von DST-Cortisol zu DEX/CRH-Cortisol = Grad der Reaktion der HHNA-Achse Variablen − Cortisolspiegel − Δ Cortisol (Reaktivität) 23.00 Uhr 15.00 Uhr 15.05 Uhr 16.00 Uhr 1.5 mg DEX DST-Cortisol CRH DEX/CRH-Cortisol (oral) (Blutprobe) (intravenös) (Blutprobe) Abkürzungen: Zeit DEX: dexamethasone DST: dexamethasone suppressiontest CRH: corticotropin-releasing hormone (Eigene Darstellung in Anlehnung an Hori et al., 2014) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 21 Recap: Wie wirkt das DEX/CRH-Testverfahren? – Zweck: Bewertung der Rückkopplungssensitivität der HHNA – Ablauf: – Tag 1: Verabreichung von Dexamethason (DEX) zur Unterdrückung der Cortisolproduktion – Dexamethason = synthetisches Glukokortikoid, das die Cortisolproduktion durch Hemmung der Hypophyse und indirekt der Nebennierenrinde unterdrückt – Tag 2: Gabe von CRH, um die Reaktionsfähigkeit der HHNA zu testen Created with biorender – Reaktion bei Gesunden: Niedrige Cortisolspiegel nach DEX und nur moderate Reaktion auf CRH – Reaktion bei Depressiven: Oftmals abweichende Cortisolantwort auf CRH, je nach Krankheitsverlauf: − Akut: Möglicherweise erhöhte Cortisolantwort − Chronisch: Möglicherweise geringere Reaktionsfähigkeit, Hinweis auf erschöpfte HHNA. 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 22 Resultate I − Depressive Patient*innen nutzen weniger adaptive und mehr maladaptive Bewältigungsstrategien als gesunde Personen. Coping-Stile: Ways of Coping Checklist (WCCL) − 47 Items, 6 Coping-Strategien − vierstufige Skala zur Häufigkeit − „nicht verwendet“ (0 Punkte) − „nicht häufig verwendet“ (1 Punkt) − „manchmal verwendet“ (2 Punkte) − „regelmässig verwendet“ (3 Punkte) (Hori et al., 2014) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 23 Resultate II − Bei depressiven Patient*innen korreliert signifikant negativ - kontrolliert für Alter und Geschlecht − Wishful thinking mit DST-Cortisol − Escape-Avoidance mit DEX/CRH-Cortisol und Δ Cortisol (Reaktivität) Reminder Spearman Korrelation: r =.10 schwacher Effekt r =.30 mittlerer Effekt r =.50 starker Effekt (Hori et al., 2014) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 24 Resultate III − Depressive Patient*innen nutzen weniger adaptive und mehr maladaptive Bewältigungsstrategien als gesunde Personen − Bei depressiven Patient*innen stehen maladaptive Coping-Stile in Zusammenhang mit stärkeren Belastungssymptome (subjektive Bewertung) - kontrolliert für Alter und Geschlecht − Bei depressiven Patient*innen korreliert der Coping-Stil „Escape-avoidance“ mit abgeschwächter Cortisolreaktivität (Δ Cortisol) im DEX/CRH-Testverfahren - kontrolliert für Alter und Geschlecht Stress Coping Subj. Bewertung Aktivierung der Cortisol- Gesundheit/ des Stresses HHNA-Achse ausschüttung Depression Welche Schwächen oder Limitationen fallen euch in dieser Studie auf, und wie könnten sie die Interpretation der Ergebnisse beeinflussen? 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 25 Diskussion/Limitationen − Gemische Befunde − Depressive Patient*innen nutzen nicht signifikant mehr „Escape-avoidance“ als gesunde Personen − Nur „Escape-Avoidance“ ist mit verminderter Cortisol-Reaktivität verbunden − Heterogenität/Subtypen der Depression?: Niedrige «Escape-avoidance» ➔ höhere Cortisolwerte; hohe «Escape-Avoidance» ➔ niedrigere Cortisolwerte − Kontext des Copings: − Einteilung der Coping-Strategien in adaptiv/maladaptiv − Jedoch stark abhängig von: Kontext, Art des Stressors und Zeitpunkt des Einsatzes − Eingeschränkte Erfassung der HHNA-Achse: keine Messung des Cortisolspiegels vor DEX (Baseline) − Querschnittsstudie: Bestimmung von Zusammenhängen, aber keine Kausalitäten & keine Betrachtung der Veränderung von Coping und Stresssymptomen im Verlauf der Zeit − Generalisierbarkeit: spezifische Gruppe von ambulanten Patienten untersucht − Kontrollvariablen: lediglich für Alter und Geschlecht kontrolliert 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 26 Cunningham et al. (2021) Cortisol reactivity to stress predicts behavioral responsivity to reward moderation by sex, depression, and anhedonia Wissensaktivierung Moderation Mediation 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 28 Wissensaktivierung Moderation Mediation – Gibt es Variablen, die die Wirkung der UV auf – Wie wirkt die UV auf die AV? die AV beeinflussen? – Ganz oder teilweise durch die Mediator-Variable – Verstärken/abschwächen durch die Moderator- Variable 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 29 Ziel der Studie Wie ist der Zusammenhang zwischen Stressreaktivität (nach dem TSST) und der Antworttendenz auf Belohnungsreize? Wird der obige Zusammenhang durch Geschlecht, Depression oder Anhedonie moderiert? – Moderation des Zusammenhangs durch: o Geschlecht o Depression o Hohe/tiefe Ausprägung von Anhedonie 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 30 Methodisches: Variablen der Studie – Variablen o TSST für Stress-Induktion o Cortisol-Speichel-Proben für die Messung des Stress-Niveaus o Probabilistic Reward Task (PRT) für die Messung der Antworttendenz auf Belohnungsreize (Response Bias) o Moderatoren: Geschlecht, Depression, Anhedonie 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 31 Methodisches: PRT Probabilistic Reward Task (Pizzagalli et al., 2005) – Signal-Entdeckungs-Aufgabe – Zwischen langem (13 mm) und kurzem (11.5 mm) Mund unterscheiden, Antwort per Tastendruck – Instruktion: "Versuche, möglichst viel Geld zu verdienen. Nicht alle korrekte Antworten werden belohnt." o Belohnung bei richtiger Antwort: “Correct! You won 20 Cents” o "rich Stimulus" wird 3x öfters belohnt als "lean Stimulus" – Dies sollte eine Präferenz induzieren für die Antwort, die öftes belohnt wird --> Response Bias – Ist man in der Lage, gemäss reinforcement sein Verhalten anzupassen? – Ein hoher Response Bias bedeutet, dass der "rich Stimulus" oft richtig identifiziert wurde, während der "lean Stimulus" oft verpasst wird. 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 32 Methodisches: PRT II – Depressive zeigen im Vergleich zur Kontrollgruppe einen tieferen Response Bias. Pizzagalli et al. (2009) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 33 Methodisches: Ablauf der Studie Messpunkte a bis h für Cortisol- Speichelproben TSST Erst TSST PRT Drei Blöcke PRT während recovery period – Eckpunkte zur Stichprobe: N = 114 (75% weiblich), davon 68 mit Depression nach DSM-IV 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 34 Resultate I: Gruppenunterschiede Was fällt euch auf? 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 35 Resultate I: Gruppenunterschiede Zur Cortisol-Reaktivität: – Frauen zeigten im Vergleich zu Männern eine signifikant tiefere Cortisol-Reaktivität. – Depressive zeigten im Vergleich zu Gesunden eine signifikant tiefere Cortisol-Reaktivität. Zum Response Bias: – Männer und Frauen unterschieden sich nicht bezüglich des Response Bias. – Depressive und Gesunde unterschieden sich nicht bezüglich des Response Bias. 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 36 Resultate II: Moderationseffekte – Moderator Geschlecht: Der Zusammenhang zwischen Cortisol-Reaktivität und Response Bias wird stärker über den Verlauf der drei PRT-Blöcke. Dies gilt nur für Männer, nicht für Frauen --> Frage für Diskussion: Lerneffekt bei Männern grösser? 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 37 Resultate II: Moderationseffekte – Moderator Anhedonie: Für hohe Anhedonie-Werte wurde ein stärkerer Zusammenhang zwischen Cortisol-Reaktivität und Response Bias gemessen als für tiefe Anhedonie-Werte. 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 38 Diskussion & Take Home Message – Lerneffekt bei Männern & Suchterkrankungen? – Kein Lerneffekt bei Frauen & Depressionen? – Limitationen: o Signifikanzniveau 10% o Unausgeglichene Gruppen: 75% Frauen, d.h. Männer-SP relativ klein – Take Home Message: o Für Männer scheint eine erhöhte Cortisol-Reaktivität infolge von Stress mit einer höheren Belohnungssensitivität und Belohnungsmotivation zusammenzuhängen. o Im Gegensatz zum Geschlecht hatte das (Nicht-)Vorhandensein einer Depression den Zusammenhang zwischen Cortisol-Reaktivität und Belohnungssensitivität nicht beeinflusst. o Bei Betrachtung der Anhedonie-Symptomatik innerhalb der Gruppe der Depressiven wurde ein signifikanter Effekt gefunden: Höhere Anhedonie-Werte verstärkten den Zusammenhang zwischen Cortisol-Reaktivität und Belohnungssensitivität. 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 39 Fazit und Gruppenübung/ Diskussion Fazit Studie Thema Studiendesign Hauptresultate Cunningham et al. Zusammenhang zw. TSST, PRT, versch. Signifikante Moderation des (2021) Cortisol-Reaktivität und Moderator-Variablen Zusammenhangs durch Geschlecht Response Bias N = 114 (männlich) und hohen Anhedonie-Score Hori et al. Coping und Cortisol- Untersuchung von Depressive Patient*innen nutzen (2014) Reaktivität bei Coping-Strategien und weniger adaptive und mehr maladaptive Depression Cortisol-Reaktionen bei Bewältigungsstrategien. Bei 74 depressiven depressiven Patient*innen korreliert der Patienten vs. 133 Coping-Stil „Escape-avoidance“ mit gesunden abgeschwächter Cortisolreaktivität. Kontrollpersonen (deutet auf eine mögliche Verbindung zwischen Coping-Stil und HHNA-Achse hin) Fiksdal et al. Cortisolreaktivität bei Cortisolmessungen im Männer steilere Verläufe und höhere (2019) subklinischen Verlauf prä und post Peaks als Frauen depressiven und TSST. Messung Depressive Symptome: Steilere Anxiety Symptomen depressiver Verläufe Symptomatik & Anxiety Anxiety Symptome: Abgeflachte Verläufe 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 41 Gruppenaufgabe/Diskussionsfragen Einsatz von Cortisol als Biomarker bei der Diagnose von Depressionen Welche Cortisol-Werte könnten als Biomarker verwendet werden? Hintergrund: Was genau sollte gemessen werden? Beispielsweise könnten Baseline-Cortisolspiegel, die Reaktion auf eine akute Stresssituation, oder Langzeitwerte wie Haar-Cortisol in Betracht gezogen werden. Welche dieser Messungen wäre aus eurer Sicht am relevantesten für die klinische Anwendung, und warum? Warum wird Cortisol als Biomarker bisher nicht routinemässig im Klinikalltag eingesetzt? Hintergrund: Welche Hindernisse bestehen? Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass veränderte Cortisol- Reaktionen mit Depression assoziiert sind, variiert die Cortisol-Reaktion stark zwischen Individuen. Welche Herausforderungen könnten diese Variabilität und die komplexe Beziehung zwischen biologischen und psychosozialen Faktoren darstellen? Welche Chancen und Risiken bringt die Integration von Cortisol als Biomarker in die klinische Diagnostik von Depression mit sich? Chancen: Eine genauere Erfassung des biologischen Stressniveaus könnte helfen, individuellere Behandlungsansätze zu entwickeln. Risiken: Es besteht die Gefahr, dass biologische Marker wie Cortisol überbewertet werden, ohne die psychosozialen Ursachen der Depression ausreichend zu berücksichtigen. Welche weiteren Chancen und Herausforderungen seht ihr, wenn man Cortisol als Biomarker in den diagnostischen Prozess einbezieht? 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 42 Kreuzworträtsel Lösung 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 43 Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit! Literaturverzeichnis - American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). https://doi.org/10.1176/appi.books.9780890425596 - Cunningham, S., Mazurka, R., Wynne-Edwards, K. E., Milev, R. V., Pizzagalli, D. A., Kennedy, S., & Harkness, K. L. (2021). Cortisol reactivity to stress predicts behavioral responsivity to reward: Moderation by sex, depression, and anhedonia. Journal of Affective Disorders, 293, 1–8. https://doi.org/10.1016/j.jad.2021.05.126 - Fiksdal, A., Hanlin, L., Kuras, Y., Gianferante, D., Chen, X., Thoma, M. V., & Rohleder, N. (2019). Associations between symptoms of depression and anxiety and cortisol responses to and recovery from acute stress. Psychoneuroendocrinology, 102, 44–52. https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2018.11.035 - Hori, H., Teraishi, T., Ota, M., Hattori, K., Matsuo, J., Kinoshita, Y., Ishida, I., Nagashima, A., Koga, N., Higuchi, T., & Kunugi, H. (2014). Psychological coping in depressed outpatients: Association with cortisol response to the combined dexamethasone/CRH test. Journal of Affective Disorders, 152-154, 441–447. https://doi.org/10.1016/j.jad.2013.10.013 – Pizzagalli, D.A., Iosifescu, D., Hallett, L.A., Ratner, K.G., Fava, M., 2009. Reduced hedonic capacity in major depressive disorder: evidence from a probabilistic reward task. J. Psychiatr. Res. 43 (1), 76–87. – Pizzagalli, D.A., Jahn, A.L., O’Shea, J.P., 2005. Toward an objective characterization of an anhedonic phenotype: a signal-detection approach. Biol. Psychiatry 57, 319–327. - Sahu, Manoj K.; Dubey, Rajesh K.; Chandrakar, Alka; Kumar, Mahesh1; Kumar, Mahendra. A systematic review and meta-analysis of serum and plasma cortisol levels in depressed patients versus control. Indian Journal of Psychiatry 64(5):p 440-448, Sep–Oct 2022. | DOI: 10.4103/indianjpsychiatry.indianjpsychiatry_561_21 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 45 Backup Hori, H. et al (2014): Diskussion/Limitationen − Verglichen mit dem Ø gesunder Personen (---Linie) bei depressiven Patienten*innen: − „Incomplete Suppressors“ ➔ geringere Nutzung „Escape-avoidance“ − „Enhanced Supressors“➔ stärkere Nutzung „Escape-avoidance“ Drei Suppressorgruppen basierend auf der Δ Cortisol (Reaktivität) unter der Berücksichtigung der Geschlechtsunterschiede: − Incomplete Supressors: Cortisol hoch nach DEX/CRH − Moderate Suppressors: Cortisol moderat nach DEX/CRH − Enhanced Suppresors: Cortisol niedrig nach DEX/CRH (Hori et al., 2014) 24.10.2024 Depression und Stressreaktivität Seite 47