Doing Research - Herbstsemester 2024 - Universität Luzern

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Universität Luzern

2024

Dr. Patrick Schenk

Tags

social sciences communication sciences research methods artificial intelligence

Summary

This document is lecture notes for a course on doing research in social and communication sciences at the University of Luzern during the Autumn semester of 2024. The lecture notes cover topics such as the logic of research, personalization, robots in social relations, autonomous systems, biases in research, sampling methods and data analysis.

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Doing Research Guten Tag Stellen Sie bitte sicher, dass Sie mit Ihrem Handy oder Laptop eine funktionierende Internetverbindung haben. Bitte loggen Sie sich bereits auf OLAT ein. Besten Dank 1 ...

Doing Research Guten Tag Stellen Sie bitte sicher, dass Sie mit Ihrem Handy oder Laptop eine funktionierende Internetverbindung haben. Bitte loggen Sie sich bereits auf OLAT ein. Besten Dank 1 Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Soziologisches Seminar Doing Research Logik der Forschung in den Sozial- und Kommunikationswissenschaften – erste Schritte Herbstsemester 2024 Sitzung 1 «Also, ICH kenne niemanden, der sich vor künstlicher Intelligenz fürchtet!» Vorlesung Dr. Patrick Schenk [email protected] Doing Research 3 Doing Research Digitalisierung, Algorithmen und künstliche Intelligenz Personalisierung Bspw. personalisierte Medieninhalte, Recommender Systeme + Nachrichtenwert, Passende Produktempfehlungen - Filterblasen und Polarisierung Roboter und soziale Beziehungen Bspw. Pflegeroboter Paro, Sophia the Robot + Therapie, emotionale Unterstützung - Verlust authentischer Beziehungen Autonome Systeme Bspw. selbstfahrende Autos, Kriegsdrohnen, Roomba + Sicherheit, Automatisierung - Verantwortung, Pflichte, Rechte 4 Doing Research Ihre Meinung zählt! Bitte füllen Sie folgende Umfrage aus: https://tinyurl.com/doingki Warum überhaupt eine Umfrage? Patrick meint: «Also, ICH kenne niemanden, der sich vor künstlicher Intelligenz fürchtet! Das ist auch logo, weil… (1) je menschenähnlicher Roboter werden, desto grösser ist auch das Vertrauen in diese Technologie! (2) ich mich eigentlich nur an positive Berichte über künstliche Intelligenz erinnere! (3) alle, die ich frage, von künstlicher Intelligenz begeistert sind!» → Sind Sie einverstanden mit Patricks Argument? 5 Doing Research Lernziele der heutigen Sitzung (1) Sie können vier konkrete Gründe angeben, die zu falschen Schlüssen und Verzerrungen im Alltagsdenken führen (oder: warum Patrick schlecht argumentiert) (2) Sie haben eine Vorstellung davon, was man unter empirischer Sozialforschung versteht und wozu sie dient (3) Sie sind bereits jetzt ein Fan dieses Kurses, seiner Philosophie und seines Aufbaus 6 Doing Research Plausible Annahmen Plausible Annahmen, basierend auf unserem Alltagswissen, bspw.: Je menschenähnlicher ein Roboter, desto grösser das Vertrauen in diese Technologie Aber: Plausibilität ist nicht hinreichend für Wahrheit! Die Aussage erweist sich in der empirischen Forschung als falsch Uncanny-Valley-Effekt (Mori et al. 2012): Akzeptanz/Vertrautheit von Robotern in Abhängigkeit des Ausmasses menschenähnlicher Gestalt Keine lineare Beziehung: Steigt zuerst an, fällt dann aber rapide ab, wenn Roboter zu menschenähnlich werden aber eben nicht un- unterscheidbar vom Menschen sind Diesen Bereich der Kurve bezeichnet man als «unheimliches Tal» 7 Doing Research (https://www.youtube.com/watch?v=Ahg6qcgoay4) 8 Doing Research Selektive Aufmerksamkeit und Bestätigungsbias Selektive Aufmerksamkeit (Krummenacher/Müller 2017) Relevante Teilmenge an Information Gesamtmenge Automatische Selektion eingehender Information Unaufmerksamkeits- Handlungsleitende blindheit Zielvorstellungen Bestätigungsbias (Diekmann 2018) Wahrnehmungen und Überzeugungen, die Vorurteile und vorgefasste Hypothesen bestätigen, werden stärker registriert und gewichtet Vermeidung kognitiver Dissonanz (bspw. zw. Vorurteil und Beobachtung) indem Leute skeptischer gegenüber Informationen sind, die ihren Vorurteilen widersprechen (tiefere Wichtigkeit inkonsistenter Kognitionen) oder gezielt nach Information suchen, die ihre Vorurteile bestätigen (neue konsistente Kognitionen) 9 Doing Research Stichprobenselektivität und Verallgemeinerung Nachrichtenwerte in Massenmedien: (1) neue, seltene und unterhaltsame Ereignisse; (2) ausführliche Beschreibungen von Einzelfällen (Personalisierung) Stichprobe: Auswahl von Elementen aus einer Grundgesamtheit Gefahr selektiver Stichproben und Extremfälle → Verallgemeinerbarkeit? Konkret: Einzelfälle (Fallgeschichten) und Expertenmeinungen Willkürliche Stichproben (Befragungen auf der Strasse) Befragungen der Leserschaft von Massenmedien (bspw. «SRF-Community») 10 Doing Research Methoden der empirischen Sozialforschung Empirische Sozialforschung: «Empirische Wissenschaft ist (...) der Teil der Wie viele Personen geben Wissenschaften, der auf der Erfahrung durch die menschlichen Sinne (auf an, sich vor künstlicher Beobachtung in allerweitester Bedeutung) beruht» (Kromrey et al. 2016) Intelligenz zu fürchten? Verzerrungen des Alltagsdenkens: Empirische Sozialforschung kennt Repräsentative Stichprobe Methoden, mit deren Hilfe Verzerrungseffekte bei Beobachtungen identifiziert der Bevölkerung und vermindert werden können Wissenschaftliche Methoden bezeichnen die geregelte und Methode der nachvollziehbare Anwendung von Erfassungsinstrumenten, die es uns standardisierten Befragung erlaubt, auf systematische, kontrollierte und kritisierbare Art und Weise Erfahrungswissen über die (soziale) Welt zu erlangen Methodologie: Die Anwendung von Methoden beruht wiederum auf oftmals Können wir «Furcht» unhinterfragten Annahmen, Weltsichten, Zielsetzungen und Denkweisen. überhaupt beobachten und Diese werden reflektiert in der Methodologie, also der Theorie der messen? wissenschaftlichen Methode 11 Doing Research Wissenschaftliches Arbeiten als Praxis Wissen und Können: «Regeln» sollten nicht nur als explizites Wissen, sondern auch als implizites Können verstanden werden. Wissenschaftliche Forschung ist eine Kompetenz Theoriebezug: Methoden tragen der Prüfung und Entwicklung sozialwissenschaftlicher Theorien bei. Theorie und Methode sind immer aufeinander bezogen. «Forschung ohne Theorie ist blind und Theorie ohne Forschung ist leer» (Bourdieu/Wacquant 1996) Bottom-Up Ansatz dieser Vorlesung: Methodenwissen nicht nur durch explizite Instruktion der Regeln aneignen. Internalisierung erfolgt auch durch Nachahmung im Kontakt mit konkreten Theorien, Forschung und Forschenden: Digitalisierung, Algorithmen und künstliche Intelligenz als mitlaufendes Beispiel 12 Doing Research Übergeordnete Lernziele der Veranstaltung Am Ende dieses Semesters…. … haben Sie die Kompetenz, eine empirische Forschungsarbeit zu schreiben, von der Fragestellung, über die Datenerhebung und –analyse, bis zum fertigen Text … verstehen Sie zentrale Elemente der Logik der Sozial- und Kommunikationswissenschaften, also ihre Grundannahmen und ihre konzeptionellen Werkzeuge … kennen Sie zwei zentrale Formen der sozialwissenschaftlichen Befragung, ihre Stärken und Schwächen … können Sie konkrete Beispiele für die Logik und Methoden der Sozial- und Kommunikationswissenschaften aus der Forschung zu Digitalisierung, Algorithmen und künstlicher Intelligenz geben … haben Sie Freude, Lust und Passion, die theoretischen und methodischen Werkzeuge für Ihre Forschung einzusetzen 13 Doing Research Aufbau der Vorlesung 14 Doing Research Leistungsnachweis Schriftliche Prüfung: Letzte Vorlesungswoche, Do 19.12.2024 Prüfungsrelevant sind die Inhalte der Folien (minus Punkte zu Digitalisierung, Algorithmen und KI → Folien mit dem Roboterchen) Weitere Informationen zum Ablauf werden noch bekannt gegeben Bei Krankheit müssen Sie so schnell wie möglich Herrn Schenk kontaktieren und ein Arztzeugnis einreichen Wiederholungsprüfung, Do 16.1.2025 15 Doing Research Leistungsnachweis Anwesenheit: Diskussion, Durchdenken von Fragen, aktive Partizipation Je öfters Sie anwesend sind, desto höher Ihr Punkte- Bonus durch Anwesenheit bei der Prüfung Zwei unentschuldigte Absenzen erlaubt Lektüre: Lesen Sie die wöchentlichen Grundlagentexte Im Syllabus mit Stern markierte Texte dienen der Illustration zentraler Vorlesungsinhalte Viel Spass und viel Erfolg! 16 Doing Research Tutorate Die Tutorate dienen der (1) kritischen Diskussion der Texte, (2) Klärung von Unklarheiten, (3) Lösung von Übungsaufgaben, (4) Prüfungsvorbereitung Der Besuch eines der Tutorate ist nicht obligatorisch aber wärmstens empfohlen Tutorat Gruppe 1 Tutorat Gruppe 2 Tutorat Gruppe 3 Sarah Kehren Christian Mathis Livia Köppel Do 14:15-16:00 Mo 12:15-14:00 Di 12:15-14:00 Raum 4.B47 Raum 4.B02 Raum 3.B57 17 Doing Research WICHTIG: IMPORTANT: ANMELDUNG ZUR LEHRVERANSTALTUNG COURSE REGISTRATION Um Credits für diese Veranstaltung zu In order to acquire credits for this course, erwerben, ist eine Anmeldung über das registration via UniPortal within the UniPortal innerhalb des Anmeldezeitraums zwingend erforderlich. registration period is mandatory. Die Einschreibung auf OLAT genügt nicht. Enrolment on OLAT is not sufficient. Anmeldezeitraum UniPortal: Registration period UniPortal: 2. – 27. September 2024 2 – 27 September 2024 18 UniPortal Doing Research Fragen Praktische, administrative oder technische Fragen: Bitte wenden Sie sich an Herrn Schenk, am besten per E-Mail Inhaltliche, substantielle Fragen: Nutzen Sie die Tutorate, sprechen Sie Herrn Schenk vor oder nach der Vorlesung an oder vereinbaren Sie einen Termin für die Sprechstunde Sprechstunde: Terminvergabe über OLAT, Reiter «Sprechstunde». Eine frühzeitige Terminvereinbarung ist obligatorisch 19 Doing Research OLAT Sämtliche Materialien werden auf OLAT bereitgestellt Name des Kurses: «24HS Schenk: Doing Research (VL)» Dort finden Sie: Den Syllabus Die Pflichtlektüre Die Folien Den Link zur Anmeldung für die Sprechstunde 20 Doing Research Shout Out 21 Doing Research Take-Home Messages Fehlerquellen und Verzerrungen im Alltagsdenken: (1) Plausible Annahmen, (2) selektive Aufmerksamkeit, (3) Bestätigungsbias, (4) Stichprobenselektion und Generalisierung Methoden der empirischen Sozialforschung helfen dabei, diese Fehlerquellen und Verzerrungen zu identifizieren und zu reduzieren. Sie erlauben eine systematische, kontrollierte und nachvollziehbare Vorgehensweise zur Gewinnung von empirischem Wissen Die wissenschaftliche Praxis folgt sowohl expliziten als auch verinnerlichten, impliziten Regeln und stellt somit nicht nur ein Wissen sondern auch ein praktisches Können dar Deshalb eigenen wir uns die Logik der Sozialwissenschaften und ihre Methoden anhand konkreter Forschung zu Digitalisierung, Algorithmen und künstlicher Intelligenz (u.a.) an - Technologien, die immer weitere Bereiche unseres Lebens durchziehen, von personalisierten Medieninhalten bis zu moralischen Entscheidungen autonomer Systeme 22 Doing Research Praktische Checkliste für Sie ✓ Handelt es sich bei meinen Überzeugungen nur um plausible Annahmen oder gibt es bereits empirische Studien, die die Annahmen stützen oder verwerfen? ✓ Unterliegen meinen Beobachtungen systematischen Verzerrungen? Welche Werte, Ziele, Vorurteile oder Alltagshypothesen könnten meine Beobachtungen und Schlüsse verzerren? ✓ Ist die Stichprobe, auf denen meine Aussage basiert, ausgewogen? Lässt sie Verallgemeinerungen zu? Lasse ich ausreichend Vorsicht walten? ✓ Gehe ich bei meiner Untersuchung ausreichend methodisch kontrolliert vor? Sind alle methodischen Entscheidungen wohlbegründet und nachvollziehbar? ✓ Gibt es (wissenschaftliche) Theorien, die mir dabei helfen, Erwartungen über die empirische Welt zu bilden oder die empirische Welt systematischer zu beschreiben? Decken sich meine Beobachtungen mit der Theorie? 23 Doing Research Quellen Bourdieu, Pierre, und Loïc J. D. Wacquant. 1996. Reflexive Anthropologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Diekmann, Andreas. 2008. Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Hamburg: Rohwolt. Kromrey, Helmut, Jochen Roose und Jörg Strübing. 2016. Empirische Sozialforschung. Modelle und Methoden der standardisierten Datenerhebung und Datenauswertung mit Annotationen aus qualitativ-interpretativer Perspektive, Bd. 8681. 13., völlig überarbeitete Auflage. Konstanz, München: UVK; UVK/Lucius. Krummenacher, Joseph, und Hermann J. Müller. 2017. Aufmerksamkeit. In Allgemeine Psychologie, Hrsg. Jochen Müsseler und Martina Rieger, 103-152. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg. Mori, Masahiro, Karl MacDorman und Norri Kageki. 2012. The Uncanny Valley [From the Field]. IEEE Robotics & Automation Magazine 19:98–100. 24

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