Kommunikation und Emotionen PDF - Definitionen, Theorien

Summary

Dieses Dokument untersucht Kommunikation und Emotionen. Es behandelt verschiedene Theorien, darunter James-Lange, Cannon-Bard und die kognitive Bewertung, sowie Konzepte wie Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Das Dokument bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der menschlichen Emotionen und ihrer Ausdrucksformen.

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KOMMUNIKATION UND EMOTION Emotionen sind komplexe körperliche und mentale Veränderungen. Sie umfassen: Subjektiver Aspekt: Das persönliche Gefühl, z. B. Angst oder Freude. Behavioraler Aspekt: Der Ausdruck der Emotion, wie Lachen bei Freude oder Weglaufen bei Angst. Physiologischer Aspekt: Körpe...

KOMMUNIKATION UND EMOTION Emotionen sind komplexe körperliche und mentale Veränderungen. Sie umfassen: Subjektiver Aspekt: Das persönliche Gefühl, z. B. Angst oder Freude. Behavioraler Aspekt: Der Ausdruck der Emotion, wie Lachen bei Freude oder Weglaufen bei Angst. Physiologischer Aspekt: Körperliche Reaktionen wie Zittern oder erhöhter Herzschlag. Nico Frijda beschreibt Emotionen als Änderungen der Handlungsbereitschaft. Sie helfen uns, situationsangepasst zu handeln und beeinflussen, wie wir auf Situationen reagieren. Emotionen sind somit wichtig für Verhaltensregulation und Lernen. Ein produktiver Umgang mit Emotionen fördert Resilienz und hilft, besser mit belastenden Situationen umzugehen. In der Psychotherapie und in Trainings wird oft geübt, Emotionen wahrzunehmen und zu benennen. Grund- und Basisemotionen: sind angeborene Emotionen, die kulturübergreifend erkennbar sind. Sie äußern sich in ähnlichen Gesichtsausdrücken bei allen Menschen. Beispiele: Ekman-Studie: Indigene Gruppe (Fore) aus Neu-Guinea erkannte Emotionen in Geschichten und Bildern, obwohl sie wenig Kontakt zur westlichen Kultur hatten. Die Gesichtsausdrücke für Emotionen wie Freude, Trauer, Ekel, Angst und Ärger wurden korrekt erkannt, was für die Kulturunabhängigkeit spricht. Paul Ekman identifizierte die folgenden Basisemotionen: Furcht Ärger Ekel Traurigkeit Freude Überraschung Später fügte er auch Verachtung hinzu. Darwin unterstützte diese Theorie, indem er zeigte, dass auch blindgeborene Menschen die gleichen Gesichtsausdrücke wie sehende Menschen haben, was auf eine angeborene Grundlage der Emotionen hinweist. Grund- und Basisemotionen in Theorien: Einige Theorien behaupten, dass alle Emotionen aus Grund- und Basisemotionen zusammengesetzt sind, aber diese Hypothese ist umstritten. Die TV-Serie "Lie to Me" basiert auf Ekmans Forschungen über Gesichtsausdrücke und Emotionen. Ekman berät mit seiner Ekman Group auch Unternehmen und Regierungen. Kritik: Seit den 1990er Jahren gibt es Kritik am Konzept der Basisemotionen. Viele empirische Studien, die das kulturunabhängige Erkennen von Basisemotionen belegen, werden aufgrund schlechten Studiendesigns in Frage gestellt. Alltagspsychologische Vorstellung: Emotionen werden als Folge körperlicher Veränderungen gesehen: Wir sehen einen Löwen, der Furcht auslöst, was zu körperlichen Reaktionen (z.B. schlotternde Knie, schneller Puls) führt. Kritik: Diese Vorstellung erklärt nicht, warum wir bei einem Löwen im Zoo keine Furcht empfinden. Sie basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. William James' Theorie (Ende des 19. Jahrhunderts): Kritik an der Alltagsvorstellung: Emotionen führen nicht zu körperlichen Veränderungen. James' Ansicht: Die körperliche Reaktion (z.B. erhöhter Puls, Fluchtverhalten) ist die Ursache, und das Bewusstsein dieser Veränderungen erzeugt das Gefühl (z.B. Furcht). Beispiel: Der Anblick eines Löwen löst körperliche Reaktionen aus, und das Wahrnehmen dieser Reaktionen führt zur Furcht. Walter Cannon's Kritik an der James-Lange-Theorie: Kritikpunkte: o Unabhängigkeit von körperlichen Reaktionen: Personen ohne funktionierende Eingeweide (z.B. durch Krankheit oder Unfall) können dennoch Emotionen erleben. o Unempfindlichkeit der Eingeweide: Diese Organe sind nicht differenziert wahrnehmbar und benötigen zu viel Zeit, um als Ursache für Emotionen zu gelten. o Gleiche körperliche Reaktionen bei verschiedenen Emotionen: Dieselben körperlichen Reaktionen können bei unterschiedlichen Emotionen auftreten. Cannon's Schlussfolgerung: Die körperliche Reaktion wird vom Zentralnervensystem gesteuert und tritt gleichzeitig, aber unabhängig vom emotionalen Erleben auf. Philip Bard (1929): Zusammen mit Cannon entwickelte er die Cannon-Bard-Theorie, die inzwischen als veraltet gilt. Kognitive Bewertung und Emotionen: Kritik an Cannon-Bard: Die körperliche Reaktion und das emotionale Erleben sind nicht unabhängig. Beide sind miteinander verbunden, und die körperliche Veränderung allein reicht nicht aus, um eine Emotion zu erklären. Kognitive Bewertung: Die Art, wie wir einen Reiz und die damit verbundene körperliche Veränderung bewerten, ist entscheidend für die Emotion, die wir erleben. Diese Bewertung kann bewusst oder unbewusst erfolgen und ist situationsabhängig. Beispiel: Ein Bär im Zoo löst Neugierde aus, während der gleiche Bär bei einer Wanderung Angst auslöst. Studie (Dutton & Aron, 1974): o Junge Männer überquerten entweder eine wackelige Hängebrücke oder eine stabile Brücke. Am Ende wurden sie von einer attraktiven Frau um Hilfe bei einer Aufgabe gebeten. o Die Männer, die die Hängebrücke überquerten, zeigten häufigere sexuelle Anspielungen in ihren Geschichten und kontaktierten die Frau öfter. o Erklärung: Sie interpretierten ihre Angst (durch die wackelige Brücke) als sexuelle Erregung aufgrund der kognitiven Bewertung der körperlichen Reaktion. Fazit: Die Theorie der kognitiven Bewertung ist ein wichtiges Modell in der Emotionsforschung, erklärt aber nicht alle Emotionen vollständig. Kommunikation: Definition: Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen mindestens zwei Personen (Sender und Empfänger). o Verbale Kommunikation: Mit Worten (gesprochen oder geschrieben). o Paraverbale Kommunikation: Mit der Stimme (z. B. Lautstärke, Betonung, Stimmhöhe). o Nonverbale Kommunikation: Ohne Worte, z. B. durch Mimik, Gestik, Kleidung oder räumliche Distanz. Kongruente Kommunikation: Wenn verbale, paraverbale und nonverbale Signale übereinstimmen. o Beispiel: Wenn jemand sagt „Alles ist gut“ und mit einer entspannten Haltung spricht. Inkongruente Kommunikation: Wenn diese Signale nicht übereinstimmen und nonverbale sowie paraverbale Signale als glaubwürdiger wahrgenommen werden. o Beispiel: Jemand sagt „Alles ist gut“, aber wirkt angespannt und spricht schnell, was Misstrauen auslösen kann. Direkte und Indirekte Kommunikation: o Direkt: Man sagt, was man meint (z. B. „Kannst du das Fenster schließen?“). o Indirekt: Man drückt sich indirekt aus (z. B. „Hier ist es aber kalt!“). Kulturabhängigkeit der nonverbalen Kommunikation: o Mimik: In vielen Kulturen weltweit ähnlich (z. B. Freude, Trauer). o Gestik: Kulturabhängig (z. B. Kopfschütteln = "Nein" in Österreich, aber in anderen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen). o Kulturelle Unterschiede: In einigen Kulturen ist es üblich, nah zu stehen oder sich zu umarmen, in anderen nicht. Vier-Seiten-Modell (von Friedemann Schulz von Thun): Jede Botschaft, die wir senden, hat vier Aspekte: 1. Sachaspekt: o Informiert über Fakten oder Informationen, die der Sender dem Empfänger mitteilen möchte. o Beispiel: „Es regnet draußen.“ 2. Selbstoffenbarungsaspekt: o Gibt Auskunft über den Sender, z. B. über Gefühle, Bedürfnisse oder Werte. o Beispiel: „Mir ist kalt.“ (zeigt ein Bedürfnis nach Wärme) 3. Beziehungsaspekt: o Drückt aus, wie der Sender den Empfänger sieht und welche Beziehung zwischen den beiden besteht. o Beispiel: „Du kannst mir ruhig glauben.“ (zeigt Vertrauen oder Respekt) 4. Appellaspekt: o Beinhaltet eine Aufforderung oder einen Wunsch des Senders an den Empfänger. o Beispiel: „Schließ das Fenster.“ (Handlungsaufforderung) Jede Nachricht enthält also Informationen zu diesen vier Dimensionen, die unterschiedlich interpretiert werden können. Gewaltfreie Kommunikation (GFK): Entwickelt von Marshall B. Rosenberg zur Verbesserung der Kommunikation. Empathie ist die Grundlage: das „Hineinversetzen“ in die Gefühle und Bedürfnisse anderer, aber auch das Erkennen und Beschreiben der eigenen Emotionen (Selbstempathie). Ziel: Verständnis und Nachvollziehen der Emotionen des anderen, ohne zwingend zustimmen oder Sympathie empfinden zu müssen. GFK hilft dabei, Konflikte zu lösen und zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern. Beobachtungen und Bewertung Gefühl: Bedürfnis; Bitte: Giraffensprache vs. Wolfssprache: Giraffensprache: Wird in der gewaltfreien Kommunikation verwendet, da Giraffen als Symbol für Empathie und das Wahrnehmen von Emotionen und Bedürfnissen stehen. Sie: Achten die Gefühle aller Beteiligten, auch die eigenen. Sprecht Beobachtungen statt Bewertungen aus. Formulieren Wünsche statt Forderungen. Beispiel: „Ich habe beobachtet, dass du die Küche benutzt, aber nicht geputzt hast. Ich war frustriert, weil ich nach der Arbeit hungrig bin und gerne direkt kochen möchte. Kannst du die Küche bitte bis 17 Uhr putzen?“ Wolfssprache: Entspricht einer wertenden, kritisierenden und strafenden Kommunikation: Sie analysiert, kritisiert und droht mit Strafen. Beispiel: „Wenn du dich an die Regeln gehalten hättest, wäre das nicht passiert.“ (Kritik) „Das musst du leider melden.“ (Drohung mit Strafe) 1. Was bedeutet subjektiver, behavioraler und physiologischer Aspekt der Emotion? Subjektiver Aspekt: Wie eine Emotion individuell erlebt wird (z. B. Angst fühlt sich unangenehm an). Behavioraler Aspekt: Äußere Verhaltensreaktionen auf eine Emotion (z. B. Lächeln bei Freude, Zittern bei Angst). Physiologischer Aspekt: Körperliche Veränderungen, die mit Emotionen einhergehen (z. B. Herzrasen, Schwitzen). 2. Welche Funktion haben Emotionen? Motivation: Emotionen treiben Handlungen an (z. B. Angst führt zur Flucht). Soziale Funktion: Sie erleichtern Kommunikation und Beziehungen (z. B. Mitleid fördert Empathie). Kognitive Funktion: Emotionen beeinflussen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Entscheidungsfindung. Überlebensfunktion: Emotionen helfen, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren. 3. Welche Argumente für die Existenz von Grund- und Basisemotionen kennen Sie? Paul Ekman: Gesichtsausdrücke für Emotionen wie Angst, Wut, Freude, Trauer, Überraschung und Ekel sind universell. Charles Darwin: Emotionen sind evolutionär vorteilhaft und fördern das Überleben. Unabhängigkeit von Kultur: Basisemotionen werden in verschiedenen Kulturen erkannt. Neurobiologische Belege: Bestimmte Hirnregionen (z. B. Amygdala für Angst) sind mit Basisemotionen verknüpft. 4. Wie unterscheiden sich Alltagspsychologie, James-Lange-Theorie, Cannon-Bard-Theorie und die Theorie der kognitiven Bewertung? Alltagspsychologie: Emotionen werden als direkte Reaktion auf ein Ereignis verstanden. James-Lange-Theorie: Erst kommt die körperliche Reaktion, dann die Emotion (z. B. "Ich zittere, also habe ich Angst"). Cannon-Bard-Theorie: Körperreaktion und Emotion treten gleichzeitig auf (z. B. Angst und Herzrasen gleichzeitig). Theorie der kognitiven Bewertung (Schachter-Singer): Eine Emotion entsteht erst durch körperliche Erregung + kognitive Interpretation (z. B. Herzrasen kann Angst oder Aufregung bedeuten, je nach Situation). 5. Was versteht man unter paraverbaler und nonverbaler Kommunikation? Paraverbale Kommunikation: Wie etwas gesagt wird (Tonfall, Sprechtempo, Lautstärke). Nonverbale Kommunikation: Körpersprache, Mimik, Gestik, Blickkontakt, Haltung. 6. Inwiefern ist nonverbale Kommunikation kulturabhängig? Gesten: Ein "Daumen hoch" bedeutet in manchen Kulturen Zustimmung, in anderen ist es beleidigend. Mimik: Grundemotionen sind universell, aber ihre Ausdrucksweise kann sich unterscheiden. Distanzzonen: Körperliche Nähe variiert je nach Kultur (z. B. ist sie in südlichen Ländern kleiner als in Nordeuropa). 7. Wie analysiert Friedemann Schulz von Thun Kommunikation? Er entwickelte das Vier-Ohren-Modell, nach dem jede Nachricht vier Ebenen hat: 1. Sachebene: Was ist der Inhalt? 2. Selbstoffenbarung: Was sagt der Sprecher über sich selbst? 3. Beziehungsebene: Wie steht der Sprecher zum Empfänger? 4. Appellebene: Wozu soll der Empfänger bewegt werden? 8. Welcher Unterschied besteht in der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) zwischen Bitte und Forderung sowie zwischen Beobachtung und Bewertung? Bitte vs. Forderung: o Bitte: Der andere kann frei entscheiden, ob er zustimmt. o Forderung: Es gibt eine Erwartung, oft mit Konsequenzen bei Ablehnung. Beobachtung vs. Bewertung: o Beobachtung: Neutrale Wahrnehmung (z. B. "Du hast dreimal laut gesprochen"). o Bewertung: Subjektive Interpretation (z. B. "Du bist immer so laut!"). 9. Inwiefern sind „Pseudogefühle“ keine echten Gefühle? Pseudogefühle sind eigentlich versteckte Urteile oder Schuldzuweisungen, die wie Emotionen klingen. o Beispiel: „Ich fühle mich ignoriert“ → impliziert, dass jemand absichtlich ignoriert. o Echtes Gefühl: „Ich fühle mich traurig, weil ich nicht angesprochen wurde.“ 10. Wie unterscheiden sich Giraffensprache und Wolfssprache? Giraffensprache (gewaltfrei, empathisch) o Fokus auf eigene Gefühle und Bedürfnisse. o Keine Schuldzuweisungen. o Formulierungen wie „Ich fühle mich …, weil ich brauche …“. Wolfssprache (bewertend, anklagend) o Kritik, Vorwürfe, Schuldzuweisungen. o Formulierungen wie „Du machst immer …“ oder „Das ist falsch!“.

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