Emotionen PDF
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Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
2023
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This document is an excerpt from a psychology textbook and describes the different theories related to human emotions. It includes explanations, examples, and various models, likely used to teach the topic of how emotions affect the mind and body.
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Einstieg Warum haben wir Gefühle? Gefühle sind Anpassungsreaktionen unseres Körpers. Emotionen sind adaptiv. Bei Herausforderungen bewirken Gefühle, dass wir - unsere Aufmerksamkeit bündeln, - zum Handeln angespornt werde...
Einstieg Warum haben wir Gefühle? Gefühle sind Anpassungsreaktionen unseres Körpers. Emotionen sind adaptiv. Bei Herausforderungen bewirken Gefühle, dass wir - unsere Aufmerksamkeit bündeln, - zum Handeln angespornt werden (Emotionen erzeugen Handlungsbereitschaft), - Emotionen beein ussen Entscheidungen und Bewertungen Emotionen umfassen drei Komponenten. Sie sind Reaktionen des gesamten Organismus, die - physiologische Erregung (Bsp.: erhöhte Herzrate) - Ausdrucksverhalten und (Bsp.: Augen aufreißen) - bewusste Erfahrung enthalten (Bsp.: aufgrund der Bewertung der Situation: Ich fürchte mich). © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 508 5 Einstieg Entwicklung von Emotionswissen Video Springer-Lehrbuch https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437 6 Begri sbestimmungen Emotionen – Gefühle – Stimmungen è werden in der Alltagssprache oft synonym verwendet Emotion „Eine unmittelbare, spezi sch negative oder positive Reaktion auf Ereignisse in der Umwelt oder auf eigene Gedanken.“ Gefühl - subjektives Erleben einer Emotion Stimmungen - di use, langandauernde emotionale Zustände - ohne benennbaren Auslöser © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. 7 Emotionen Primäre Emotionen (Grundemotionen) - angeboren, evolutionär adaptiv und universell (kulturübergreifend) - Wut, Furcht/Angst, Traurigkeit, Ekel, Glück, Überraschung und Verachtung Sekundäre Emotionen (Mischungen) - Mischungen aus primären Emotionen - Reue, Schuld, Schadenfreude, Scham, Liebe, Bitterkeit und Neid Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555. 8 Zirkumplex-Modell der Emotionen erregt Activation neutral nicht erregt Sich aufgeregt zu fühlen, ist ein Zustand positiven A ekts und hoher Erregung angespannt nervös gestresst aufgebracht negativ traurig niedergeschlagen lethargisch erschöpft wachsam aufgeregt ff fl fl ff fl fi ff beschwingt glücklich positiv zufrieden gelassen entspannt ruhig Valence Niedergeschlagenheit ist ein Zustand negativen A ekts und niedriger Erregung Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555. 9 Abbildung 10.1 Zirkumplex-Modell der Emotionen Wo „sitzen“ Emotionen? mehrere Hirnregionen sind beteiligt limbisches System Insula: erhält und integriert somatosensorische Signale aus dem gesamten Körper - dafür zuständig, dass wir Hunger spüren oder unseren Herzschlag - stark beteiligt bei Ekel und Abscheu Amygdala: verarbeitet die emotionale Bedeutsamkeit von Reizen - wichtig beim emotionalen Lernen - wichtig bei der Wahrnehmung sozialer Reize wie dem Erkennen von Emotionen in einem anderen Gesicht (bei Furcht reagiert die Amygdala am stärksten) © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555. 10 Emotionstheorien 1. James-Lange-Theorie: Erregung entsteht vor der Emotion 2. Cannon-Bard-Theorie: Erregung und Emotion treten gleichzeitig auf 3. Schachter und Singer: Kognition kann Emotion festlegen 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 11 Emotionstheorien 1. James-Lange-Theorie: Erregung entsteht vor der Emotion: „Unsere Emotionserfahrung entsteht dadurch, dass wir uns unserer physiologischen Reaktionen auf emotionserregende Reize bewusst werden.“ William James (1884): - „Wir sind traurig, weil wir weinen; wütend, weil wir zuschlagen, und ängstlich, weil wir zittern.“ - Annahme: körperliche Veränderungen treten in einzigartigen Mustern auf, die jeweils einer Emotion entsprechen Carl Lange: - wir nehmen bestimmte Muster körperlicher Reaktionen wahr und fühlen als Folge dieser Wahrnehmung Emotionen Kritik: physische Reaktionen sind oft nicht spezi sch genug Zustimmung: Gesichtsausdruck kann Emotionen auslösen © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 12 Emotionstheorien 2. Cannon-Bard-Theorie: Erregung und Emotion treten gleichzeitig auf: „Ein emotionserregender Reiz löst gleichzeitig 1. physiologische Reaktionen und 2. die subjektive Erfahrung der Emotion auslöst.“ ff fl fl fl ff fi alternative Theorie: Walter B. Cannon und Philip Bard (1934) Kritik an James: Körperreaktionen benötigen zu lange (man kann beschämt sein, bevor man errötet) Annahme: Informationen über Emotionen werden getrennt und gleichzeitig an Körper und Kortex gesendet - Informationen werden an Thalamus und limbisches System geschickt, dort verarbeitet; subkortikale Strukturen senden zeitgleich Informationen an Körper und Kortex - Folge: wir spüren gleichzeitig zwei getrennte Signale: eine im Kortex produzierte Emotion und eine physische Reaktion © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 13 Emotionstheorien 3. Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer: Kognition kann Emotion festlegen: „um Emotionen zu erfahren, muss man 1. physiologisch erregt sein und 2. diese Erregung kognitiv interpretieren.“ Stanley Schachter und Jerome Singer (1962) bringen beide Theorien zusammen physiologische Reaktion auf alle emotionalen Reize ist gleich und immer eine undi erenzierte physiologische Erregung diese Erregung wird unterschiedlich interpretiert und dann gelabelt - Bsp.: uns steht eine Prüfung bevor; wir erleben Erregung; unser Wissen sagt uns, dass eine Prüfung nicht zu bestehen, unangenehme Konsequenzen hat; deshalb schreiben wir die Erregung der Prüfungssituation zu und benennen die Erregung als Angst Fehlattributionen: Erregung wird einem anderen Ereignis zugeschrieben, als dem eigentlichen Grund © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 510 14 Emotionstheorien 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus Zwei Pfade: alle sensorischen Informationen wandern zum Thalamus, dort gibt es zwei Wege... a. langsamer, dafür absichtsvoller und gründlicher bewertet: erst zum visuellen oder auditorischen Kortex, dort Prüfung, danach zur Amygdala b. schnell und fast ohne Zeitverlust: direkt zur Amygdala © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 513 15 Emotionstheorien 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 512 16 Emotionstheorien Fazit: Perspektiven der einzelnen Modelle © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 513 17 Emotionstheorien – im Überblick © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 512 18 Nervensystem und Emotionen ff fl fl fl fl fl fl Wie hängen Körper und Emotionen zusammen? © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Au. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 514 19 Funktionen von Emotionen Gesichtsausdrücke Gesichtsausdrücke spiegeln Emotionen wider - das ist adaptiv, da andere Menschen daran erkennen können, wie wir handeln werden - wichtig: Augen (Bsp.: Angst – weit aufgerissene Augen – mehr Augenweiß) real: Gesichtsausdrücke immer in Situationen – Situation verändert unsere Interpretation eines Gesichtsausdrucks Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 563f. 20 Gesichtsausdrücke und Kultur Sind Gesichtsausdrücke von Emotionen biologisch angelegt oder kulturell gelernt? Studien sprechen für kulturübergreifend erkennbare Gesichtsausdrücke Abb. 13.15 a–f Kulturspezi scher oder interkultureller Gesichtsausdruck? Die Sprachen der verschiedenen Kulturen unterscheiden sich. Unterscheidet sich auch die Sprache unserer Gesichter? Welches Gesicht drückt Ekel aus? Wut? Angst? Glück? Traurigkeit? Überraschung? (Aus Matsumoto & Ekman, 1989, mit freundlicher Genehmigung von Humintell, LLC) (Antwort: s. Ende des Textabschnitts) © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014. Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Au age, S. 521. 21 Gesichtsausdrücke und Kultur Kulturell gelernt sind die display rules (Darstellungsregeln) - in welchen Situationen sind welche Emotionen angemessen und dürfen gezeigt werden - in vielen Kulturen gibt es unterschiedliche display rules für Frauen und Männer - Emotionen unterschiedlich oft zu zeigen (Bsp.: weinen in der Ö entlichkeit) bedeutet nicht, Emotionen unterschiedlich intensiv zu erleben © Springer-Verlag Berlin Heidelberg Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Au age, S. 439. 2014. Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 563. 22 Emotionen und soziales Miteinander Emotionen stärken soziale Beziehungen und können sie reparieren grundlegendes Bedürfnis nach Zugehörigkeit è schlimmste Strafe ist, ausgeschlossen zu werden Schuldgefühle schützen vor ungünstigen Verhaltensweisen (Bsp.: Betrug), stärken Beziehungen und können zur Manipulation genutzt werden © Springer-Verlag Berlin Heidelberg Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Au age, S. 439. 2014. Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582. 23 Fazit Emotionen Gefühle Stimmungen Zirkumplex-Modell der Emotionen ff fl fi fl fl fl ff „Sitz“ der Emotionen James-Lange-Theorie Cannon-Bard-Theorie Schachter und Singer Zajonc, LeDoux und Lazarus Nervensystem und Emotionen Gesichtsausdrücke und Kultur