Summary

This document explores various perspectives on health, including the WHO definition and Hurrelmann's dynamic concept of well-being. It discusses different health models, such as the bio-medical, risk factor model, and bio-psycho-social approach. It examines factors that influence health and the role of salutogenesis and resilience.

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Gesundheitswissenschaften und Präventivmedizin Gesundheitswissenschaften Wissenschaftliche Konzepte von Gesundheit Gesundheitsbegriff WHO „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht...

Gesundheitswissenschaften und Präventivmedizin Gesundheitswissenschaften Wissenschaftliche Konzepte von Gesundheit Gesundheitsbegriff WHO „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.“ (WHO, 1948) Gesundheitsbegriff von Hurrelmann „Gesundheit bezeichnet den dynamischen Zustand des Wohlbefindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich psychisch und sozial in Einklang mit den Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet. Gesundheit ist das dynamische Stadium des Gleichgewichts von Risikofaktoren und Schutzfaktoren, das eintritt, wenn einem Menschen eine Bewältigung sowohl der inneren (körperlichen und psychischen) als auch äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen gelingt. Gesundheit ist ein dynamisches Stadium, das einem Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude vermittelt.“ Innere Anforderungen: Äußere Anforderungen: - Genet. Veranlagung Gesundheit - Sozioökonom. Lage - Körperl. Konstitution als gelungene - Ökolog. Umfeld - Immunsystem Bewältigung - Wohnbedingungen - Nervensystem innere und - Hygien. Verhältnisse - Hormonsystem äußerer - Bildungsangebote - Persönlichkeitsstruktur Anforderungen - Arbeitsbedingungen - Temperament - Private Lebensform - Belastbarkeit - Soziale Einbindung... Lesitungsfähigkeit...Störungsfreihet... Wohlbefinden und Rollenerfüllung Gesundheit als…...... Flexibilität Gleichgewichtszustand... Anpassung (Heterostase) (Homöostase) Pathogenetischer Ansatz Salutogenetischer Ansatz Fokus auf: Entstehung von Erkrankungen, das Fokus auf: Prozesse, die die Gesundheit erhalten Verständnis pathogener Prozesse und fördern Warum und woran werden Menschen krank= Was erhält Menschen gesund? Dichotone Gesunde-Krankheit Kontinuum Gesdunheit-Krankheit Pathogenetische Sichtweisen: Biomedizinisches Modell vorherrschendes Modell in Medizin und Gesundheitswesen Krankheit wird als Abweichung vom natürlichen Zustand des Organismus gesehen Fokussiert sich auf Ursachen und Behandlung der Erkrankungen Vorstellung des Körpers als Maschine (Herz= Pumpe) Vorstellung, dass Krankheiten beherrschbar sind, wenn Ursache/ Risikofaktoren bekannt Entwicklung Modell aus Erforschung Infektionserkrankungen Würdigung enorme Verbesserung Diagnostik und Möglichkeiten Behandlung von Erkrankungen Kritik Fokussiert sich auf Betrachtung Krankheit: ➔ ohne Gesundheitsaspekte einzubeziehen ➔ ohne Betrachtung der von der Krankheit betroffenen Menschen Dualismus von Geist –Materie, Denken-Körper, Seele –Körper Bedürfnisse Patienten nur teilweise erfüllt Problem: viele Symptome sind unspezifische Beschwerden neue Festlegungen, was pathologisch ist -> Anzahl der als behandlungsbedürftig definierten Patienten steigt Frage nach Nutzen für Betroffene durch Feststellung und Behandlung Störung wird nicht immer gestellt Wirksamkeit der Medizin oft überschätzt vor allem soziale Einflüsse bedeutsam Rückgang der Sterberate im 20. Jahrhundert hauptsächlich auf den sozialen Fortschritt und kaum auf den Beitrag der Medizin zurückzuführen Pathogenetische Sichtweisen: Risikofaktorenmodell Leitbild für heutige Medizin Risikofaktoren stehen in engem Zusammenhang mit Gesundheitsverhalten wie Ernährung, körperlicher Aktivität, Zigarettenkonsum Begriff Risikofaktor in Zusammenhang mit KHK erstmals 1961in Framingham Studie Risikofaktor= Faktor, der die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Erkrankung erhöht Framingham Heart Study Studie mit herzgesunden Menschen über 20 Jahre Hypothese: multiple Ursachen Herzerkrankungen über langen Zeitraum Schwerpunkt medizinisch-klinische Sachverhalte (Cholesterin, Blutdruck, Rauchen Psychosomatische und soziale Aspekte nicht untersucht Einfluss Cholesterin, Rauchen erkennbar Würdigung: Bahnbrechend für medizinisches Verständnis KHK Modell für klinisch-medizinische Fragen funktional und wertvoll Z.B. für Senkung Herzinfarktrisiko Kritik: trotz Erweiterung Risikofaktorenmodell (Verhaltensweisen werden mit erforscht) eindimensional, da nur individuelle Verhaltensweisen erforscht Anwendung in Prävention und Gesundheitsförderung wenig erfolgreich Diskrepanz zwischen Einsicht in gesundheitsschädliches Verhalten und tatsächlicher Verhaltensänderung Pathogenetische Sichtweisen: bio-psycho-sozialer Ansatz ➔ Erweiterung des biomedizinischen Modells um psychische und soziale Aspekte Psychische Faktoren: Soziale Faktoren: - Emotionen - Einfluss der direkten sozialen Umwelt - Kognitionen - Wirkung von Kultur und Gesellschaft - Wirkung des Gesundheitssystems ➔ Gesundheits-Krankheits Kontinuum wird angenommen ➔ Individuum nimmt aktive Rolle ein Bsp: ICF -Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit wesentliche Elemente: Einbindung des Menschen in seine Umwelt die Wechselwirkungen von Person und Umwelt Ressourcenorientierung Teilhabe ➔ gesamter Lebenshintergrund der Person wird berücksichtigt ➔ Modell basiert auf interaktivem Verständnis ICF Klassifikation 1. Körperfunktionen und Strukturen: Eine Person gilt als funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Kontextfaktoren) ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des geistigen und seelischen Bereichs) und ihre Körperstrukturen allgemein anerkannten (statistischen) Normen entsprechen 2. Konzept der Aktivitäten: Eine Person all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem (ICD) erwartet 3. Konzept der Teilhabe an Lebensbereichen: Eine Person ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigung der Körperfunktionen oder Strukturen oder der Aktivitäten erwartet wird 4. Kontextfaktoren bilden den gesamten Lebenshintergrund einer Person ab können sich positiv als Förderfaktoren oder negativ als Barrieren auf die funktionale Gesundheit auswirken 5. Umweltfaktoren beziehen sich auf die materielle, soziale und verhaltensbezogene Umwelt 6. Personenbezogene Faktoren bezeichnen Eigenschaften und Attribute der Person (Alter, Geschlecht, Ausbildung, Lebensstil, Motivation) Siehe auch:https www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icf/icfhtml2005 Würdigung: Berücksichtigung der Ressourcen Klientenzentrierung erbesserung Kommunikation zwischen den Professionen und Institutionen geringere Interpretationsspielräume durch einheitliche Theorien und Fachsprache, spezifischere und passgenauere Formulierung von Maßnahmen und von Zielen Kritik: Komplexität Salutogenetischer Ansatz: Salutogenese-Modell nach Antonovsky Salutogenetischer Ansatz: Resilienz-Modell (Folgendes ist aus Gesundheitspsycho) - Resilienz (von lateinisch resilire = „zurückspringen, abprallen“, deutsch etwa Widerstandsfähigkeit) beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen und die Rückkehr zu einem Gleichgewichtszustand - Nach heutigem Verständnis: dynamisch (veränderbar) und situationsspezifisch, lässt sich trainieren - Wichtig: enges soziales Netz, Fokus auf positiven Emotionen und aktiver Stressbewältigung, aber v.a. Akzeptanz nicht abänderbarer Situationen - Resiliente Menschen zeigen flexiblere Stressreaktion - Resilienz profitiert von der erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen/Krisen Psychologische Resilienzfaktoren (Ein Beispiel; Southwick, Vythilingam & Charney, 2005) 1. Positive Emotionen (einschließlich Optimismus und Humor) 2. Kognitive Flexibilität (einschließlich positiver Erklärungsstil, positive Umbewertung und Akzeptanz) 3. Bedeutsamkeit (Religion, Spiritualität, Altruismus) 4. Soziale Unterstützung (einschließlich von Rollenmodellen) 5. Aktive Bewältigung (einschließlich Bewegung und Training) Positive Psychologie: Tugenden und Charakterstärken Weisheit und Wissen Mut Menschlichkeit - Kreativität - Tapferkeit - Fähigkeit zu lieben und - Neugier - Ausdauer geliebt zu werden - Urteilsvermögen und - Ehrlichkeit - Freundlichkeit Aufgeschlossenheit - Tatendrang - Soziale Intelligenz - Liebe zum Lernen - Weitsicht Gerechtigkeit Mäßigung Transzendenz - Teamwork - Vergebungsbereitschaft und - Sinn für das Schöne u. - Fairness Gnade Exzellenz - Führungsvermögen - Bescheidenheit und Demut - Dankbarkeit - Vorsicht - Hoffnung/Optimismus (Vl.6) - Selbstregulation - Humor - Religiösität/Spiritualiät Einflussfaktoren auf die Gesundheit Biologische und Natürliche und soziale genetische Gegebenheiten Umwelt Gesundheit Lebensstil und medizinisches und Gesdunheitsverhalten präventives System Determinanten von Gesundheit: ➔ die einzelnen Gruppen von Determinanten stehen in einer wechselseitigen Beziehung Einfluss des Gesundheitssystems auf den Gesundheits- und Krankheitszustand der gesamten Bevölkerung ist nur ein Bedingungsfaktor unter vielen Fortschritte in der Gesundheitsversorgung in den vergangenen 150 Jahren trugen nur wenig zur Verbesserung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung bei größtes Gewicht für die Erklärung des Gesundheits- und Krankheitszustandes der Bevölkerung haben die verhaltensbezogenen und sozialen Determinanten, d.h. der Lebensstil und die Lebensbedingungen Lebens und Arbeitsbedingungen wie z.B. unterschiedliche Erwerbschancen, Wohnbedingungen oder ökonomische Ressourcen haben eine höhere Auswirkung für die Gesundheit als das Gesundheitsverhalten allein verhaltensbezogene Maßnahmen nur begrenzt erfolgreich Ausmaß der ökonomischen Unterschiede, vor allem der Einkommensungleichheit, spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit auf Bevölkerungsebene je größer die Kluft zwischen den reichen und den armen Bevölkerungsgruppen ist, desto höher sind die gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der Population des jeweiligen Landes Assoziation findet sich für verschiedene Gesundheitsindikatoren wie Säuglingssterblichkeit, psychische Störungen, Abhängigkeit von Alkohol und illegalen Drogen, Übergewicht und Adipositas soziale Ungleichheit Sozio- Arbeitswelt demografie soziale Determinanten demografischer FAmilie Wandel regionale Migration Unterschiede Einordnung der Gesundheitswissenschaften „Old“ Public Health = öffentliche Hygienepolitik „New“ Public Health = öffentliche Gesundheitspolitik Health Sciences/ Gesundheitswissenschaften = angewandte Gesundheitsforschung und Gesundheitssystemforschung Public Health Der moderne Public Health Begriff „Public Health („Öffentliche Gesundheit/Gesundheit der Bevölkerung“) ist ein problembezogenes, multidisziplinär ausgerichtetes Fachgebiet der Gesundheitswissenschaften. Public Health umfasst die Gesamtheit aller sozialen, politischen und organisatorischen Anstrengungen, die auf die Verbesserung der gesundheitlichen Lage, Verminderung von Erkrankungs-und Sterbewahrscheinlichkeiten sowie Steigerung der Lebenserwartung von Gruppen oder ganzen Bevölkerungen zielen.„ Entwicklung Public Health und Gesundheitswissenschaften 1970er-Jahre: wachsender Bedarf an wissenschaftlich gesicherten Entscheidungsgrundlagen (Steuerung Gesundheitssystems und Kontrolle Gesundheitsausgaben) 1980er-Jahre: einsetzende Entwicklung von „Old Public Health“ zu „New Public Health“ „Old Public Health“: wissenschaftlich begründete Hygienemaßnahmen für gesundheitlich unterversorgte und sozial gefährdete Teilgruppen „New Public Health“: erweiterter Adressatenkreis Versorgung der gesamten Bevölkerung mit medizinischen und psychosozialen Dienstleistungen im Blick von Forschung und Anwendung „Old“ Public Health „New“ Public Health Adressaten: Gesundheitlich Adressaten: Alle unterversorgte Bevölkerungsgruppen Bevölkerungsgruppen Sozial- hygiene Hygiene Prävi Umwelt- Prävi Epide- hygiene Mkro- Epide- miologie Biologie miologie Gesundheits- Versorgungs System- forschung -forschung Begriff Gesundheitswissenschaften Wissenschaftlicher Charakter Multidisziplinär „Health Sciences “ beinhaltet beide Ansätze von Public Health Erfolg von Public Health 25 Jahre durch Public Health 30 Jahre zusätzliche Lebenserwartung 5 Jahre durch Individualmedizin 1. Impfungen 6. Sichere und gesunde Lebensmittel 2. Verkehrssicherheit 7. Gesunde Mütter und gesunde Babys 3. Arbeitssicherheit 8. Familienplanung 4. Kontrolle der Infektionskrankheiten 9. Fluoridierung des Trinkwassers 5. Abnahme der Todesfälle an koronarer 10. Erkennen von Tabak als Gesundheitsrisiko Herzkrankheit und Schlaganfall Prinzipien der Gesundheitswissenschaften Bevölkerungs- Anwendungs- Multidisplinarität und Systembezug orientierung Zentrale Arbeitsfelder Gesundheitswissenschaften 1. Gesundheitsforschung Analyse der körperlichen, seelischen und sozialen Bedingungen und Kontexte der Gesundheits-Krankheits-Balance Feststellung des Gesundheits-/Krankheitsstatus der Bevölkerung und Ableitung Versorgungsbedarf 2. Gesundheitssystemforschung Analyse der Versorgungsbereiche Gesundheitsförderung, Prävention, Therapie/Kuration, Rehabilitation und Pflege und ihrer Verzahnung Ableitung von Modellen der Steuerung und Finanzierung des Versorgungssystems, Beratung der Gesundheitspolitik Forschungsfelder Geschichte Public Health/ Gesundheitswissenschaften-Johann Peter Frank (1745–1821) Pionier und Wegbereiter von Public Health Vorstellung , dass der Staat Verantwortung für Gesundheit der Bürger im 18. Jahrhundert trägt im Widerspruch zu Dogmen der Medizin hinsichtlich der Ursachen von Krankheiten (Ungleichgewicht der Säfte (Humoralpathologie), Einwirken von schlechter Luft ( Miasma Theorie) oder durch Verstimmung des Lebensgeistes Vitalismus) Ursache für Krankheiten sah Frank in den Lebensverhältnissen -> Leibeigenschaft Entwicklung Public Health ist eng mit der sozialen Reformbewegung im 19. Jahrhundert verbunden, die darauf abzielte, die soziale Lage der Arbeiter und ihrer Familien zu verbessern Soziale Frage Durch damalige Lebensumstände in London und anderen europäischen Städten: ▪ Choleraepidemien ▪ hohe Verbreitung Tuberkulose angestrebte Reformen: Verbesserung der sanitären Bedingungen in den Städten und der Verhältnisse am Arbeitsplatz England: Public Health Act 1848 Bau von Wasserleitungen und Kanalisationsanlagen Berlin: Virchow (1821 1902 ) Bau von zentraler Wasserversorgung und Kanalisation John Snow (1813–1858) „Gründer der Epidemiologie“ Einführung von Narkoseäther in England untersuchte den Ausbruch von Cholera in der Broad Street, Soho, London in 1854 Stellte Hypothesen auf Choleraepidemie London Jahrelange Beobachtungen: 1831-1832 Erste Beobachtungen 22.000 Todesfälle 1848-1849 Entwicklung von Hypothesen 52.000 Todesfälle 1853-1854 Testen der Hypothese Hypothese I Wasserzufuhr Anzahl der Häuser Tot durch Cholera Tote pro 10.000 Southwark Co. 40.046 1.263 315 Lambeth Co. 26.107 98 38 Andere Bezirke 256.423 1.422 56 Hypothese II 1854 Cholera Ausbruch Soho London Am 31.8.1854: schlimmster Ausbruch auf der Broad Street in London Innerhalb von 3 Tagen starben 127 Menschen Snow zeichnete die Sterbefälle auf einer Karte ein und erstellte Statistiken basierend auf den Mortalitätsraten verunreinigtes Wasser war der Grund für den immer wiederkehrenden Ausbruch der Seuche Snow folgerte hieraus, dass die Cholera durch verschmutztes Trinkwasser übertragen wird und entfernte den Pumpengriff, um weitere (Rekonstruktion der Karte nach Snows Angaben durch den Ansteckungen zu verhindern medizinischen Geografen E.W. Gilbert, 1958) (Quelle: Gilbert E.W. Pioneermapand healthand diseasein England. GeographicalJournal 1958; 124(2): 172–183) Hygiene und Sozialhygiene Pettenkofer (1818 1901) Ab 1865 erster Lehrstuhl für Hygiene in Deutschland ➔ Zentrale Themen: Verhütung von Krankheiten und Förderung derGesundheit der Bevölkerung Koch (1843 1910) Entdeckung der Bakterien und Entdeckung Mycobacterium tuberculosis ➔ Bakteriologie -> führende Gesundheitswissenschaft am Ende 19. Jahrhunderts Grotjahn (1869 1931 ) Gründer Sozialhygiene in Deutschland ➔ Betonung Wichtigkeit von gesellschaftlichen Einflüssen, wie z.B. von engen und unhygienischen Wohnverhältnissen, schlechter Ernährung oder niedrigem Einkommen auf die Krankheitsentstehung Problematisch: Höhe Tuberkulosefälle: Ende 19./ Anfang 20. Jahrhundert in allen europäischen Ländern bis zu einem Viertel aller Todesfälle Bern (Schweiz) Tuberkulose Sterblichkeit starke Variation zwischen den einzelnen Stadtteilen Hohe Belegung der Wohnungen Geringe Wohnungsgröße Verunreinigung von Wasser und Lebensmitteln 77 % der Wohnungen verfügten über keine eigene Toilette, 74 % hatten kein fließendes Wasser, 11 % waren feucht und baulich unbefriedigend Tuberkulose in Ländern mit hohem Einkommen heute selten (Deutschland 6,6 Fälle/100.000 In armen Ländern stark vertreten (Afrika: 281 Fälle/100.000) „Krankheit der Armen“ Schätzung der WHO: 2015 weltweit mehr als zehn Mio. neuer Herausforderungen Gesundheitswissenschaften Herausforderungen Gesundheitswissenschaften Demografische Entwicklung Zunahme von Übergewicht und chronisch degenerativen Erkrankungen soziale Ungleichheiten in Gesundheitszustand und Versorgung dominante Rolle der kurativen Medizin Notwendigkeit der Etablierung salutogenetischer Ansätze Herausforderungen auf globaler Ebene (Global Health) Forschungsstand in den Gesundheitswissenschaften Demografie Wissenschaft der Populationen beschäftigt sich mit der quantitativen Erfassung von Größe, Verteilung, Struktur und Veränderung menschlicher Bevölkerungen ➔ Notwendig für Bewältigung von öffentlichen Aufgaben ▪ Sicherung der Sozialversicherungssysteme ▪ Schulpolitik, Wohnungsbaupolitik, Arbeitsmarktpolitik Herkunft demografischer Daten Zensus Statistische Erfassung Bevölkerungsstand (Geschlecht, Familienstand, Haushaltsgröße) und Bevölkerungsbewegung (natürlich, räumlich) an einem bestimmten Stichtag Sammlung , Aufbereitung und Veröffentlichung demografischer, wirtschaftlicher und sozialer Daten eines Landes ➔ bildet Entscheidungsgrundlage für politisches und wirtschaftliches Handeln Z.B. Länderfinanzausgleich, EU Fördermittel, Verteilung von Steuermitteln Daten Zensus absolute Bevölkerungszahl mit Alter, Geschlecht, Ausbildungsstand, berufliche Position und Familienstand eindeutig abgegrenztes Zählgebiet mit Einzelpersonen als kleinste Zähleinheit Daten vollständig und nahezu gleichzeitig erfasst Erhebung in regelmäßig statt findenden Intervallen Periodizität) Daten aufbereitet und veröffentlicht Zensus alle 10 Jahre (letzter Zensus 2022 Datenveröffentlichung voraussichtlich Sommer/2024) jährlich Mikrozensus Befragung einer repräsentativen Stichprobe (ca. 1% der Bevölkerung) Daten zur Bevölkerungsstruktur Daten zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung (Informationen zu Familie und Lebenspartnerschaft, Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeit, Beruf und Ausbildung) zu erheben Kernerhebung In kleineren Unterstichproben tiefere Informationen Kernerhebung Unterstichprobe Angaben zur Person (Geschlecht, Geburtsjahr, Arbeitsmarktbeteiligung Familienstand, Staatsangehörigkeit) Einkommen und Erwerbstätigkeit, Beruf, Arbeitsuche Lebensbedingungen Kindertagesbetreuung, Schule, Studium materielle Entbehrung Aus- und Weiterbildung soziale Teilhabe Lebensunterhalt, Einkommen, Altersvorsorge Gesundheit Wohnsitz und Erwerbsbeteiligung Internetnutzung Begriffe Demografische Grundgleichung zukünftiger Bevölkerungsstand = jetzige Bevölkerung + Geburten –Sterbefälle + Zuwanderung –Abwanderung Zusammengefasste Geburtenziffer (totale Fruchtbarkeitsziffer Fertilitätsrate) Anzahl der Kinder pro Frau (regional betrachtet) Deutschland: 1,46 Kinder pro Frau (2022) -> (2021: 1,53) Geburtenüberschuss und Geburtendefizit in einem gegebenen Kalenderjahr errechnete Differenz zwischen der Anzahl an Geburten und der Anzahl an Sterbefällen als Geburtenüberschuss oder Geburtendefizit 2022 in Deutschland: 693.019 Geburten (Lebendgeborene) 1.020.907 Todesfälle ➔ Geburtendefizit von 327.522 (2021: 228.000) Migrationssaldo Die Differenz zwischen der Zahl der Einwanderungen (Immigration) und der Zahl der Auswanderungen (Emigration) über Gebietsgrenzen hinweg für ein gegebenes Kalenderjahr berechnet und als absolute Zahl angegeben oder auf die Gesamtbevölkerung bezogen (pro 1.000 Einwohner) Altenquotient Auskunft über den Anteil der Bevölkerung im Rentenalter (>65 Jahre) zur erwerbsfähigen Bevölkerung (20-65 Jahre) 2019 bei etwa 36 Personen im Alter ab 66 Jahren auf 100 Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren (1950: Verhältnis 16/100) Wo kommen die Daten her? Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Robert Koch Institut Statistisches Bundesamt Gesundheitsmonitoring Gesundheitsberichterst attung Gesundheitsberichterstattung Robert-Koch-Institut (2023): Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland-wichtige Fakten auf einen Blick. Daten: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Studie: Deutsche haben europaweit relativ niedrige Lebenserwartung trotz guter gesundheitlicher Versorgung Vergleich der Sterbefälle: o Deutschland vs. sechs ausgewählte Länder. o Vorreiterländer: Japan, Spanien, Schweiz, Frankreich. Ergebnisse: o Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Deutschland schneidet schlechter ab. o Lebenserwartung Männer: Rückstände ab 50 Jahren. ▪ Verlust von fast 1 Jahr Lebenserwartung gegenüber der Schweiz (50–65 Jahre). o Lebenserwartung Frauen: Rückstände überwiegend durch höhere Sterblichkeit über 65 Jahren. Hauptgründe: o Defizite in der Prävention, insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. o Späte Diagnosen erschweren erfolgreiche Behandlungen. Handlungsbedarf: o Nachholbedarf bei Prävention und Behandlung erkannt. o Bundesregierung betont Verbesserung der Prävention im Koalitionsvertrag. Widersprüche: o Hohe Investitionen und technische Standards im deutschen Gesundheitssystem stehen im Widerspruch zu den Ergebnissen. o Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems, insbesondere angesichts der alternden Babyboomer-Generation. Forderung: o Bessere Prävention kann Gesundheitskosten reduzieren und das Wohlbefinden der Bevölkerung steigern. Daten Beispiel: Zweite Heidelberger Hundertjährigen-Studie Robert-Bosch-Stiftung (Hrsg.) (2013). Zweite Heidelberger Hundertjährigen-Studie: Herausforderungen und Stärken des Lebens mit 100 Jahren. Studie in der Reihe »Alter und Demographie«. Daten Krankenkasse 29,8 Tage waren Pflegekräfte 2023 durchschnittlich krankgeschrieben Durchschnittswert 2021: 23,3 Tage Durchschnittswert 2022: 28,8 Tage. ➔ Vergleich: Über alle Beschäftigungsgruppen hinweg waren TK-Versicherte 2023 im Schnitt 18,6 Tage krankgeschrieben 6,2 Fehltage in der Pflege: Atemwegserkrankungen 5,9 Tage psychische Erkrankungen 5,1 Tage: Muskel Skelett Erkrankungen 5,1 Tage Altenpflege: Psyche: 7,1 Tage; Rücken 6,6 Fehltage; 34,2 Tage insgesamt Fehlzeiten Epidemiologie Begriff Lehre von dem, was „über das Volk kommt“ Kernwissenschaft Public Health / Gesundheitswissenschaften Beschreibung Gesundheitszustand auf der Bevölkerungsebene Identifikation Krankheitsursachen und damit Interventionsmöglichkeiten (+Messung der Wirksamkeit) Untersuchung Verteilung von Krankheiten, Todesfällen und anderen gesundheitlichen Ereignissen („Outcomes“) in Bevölkerungen oder Bevölkerungsgruppen, aber auch von Risikofaktoren und schützenden Faktoren deskriptive Epidemiologie …beschreibt ein Gesundheitsproblem, indem sie die folgendenFragen beantwortet: Wann treten die Krankheits --/Todesfälle auf? (Verteilung über die Zeit) Wo treten die Krankheits --/Todesfälle auf? (geografische Verteilung) Wer ist erkrankt? Wie viele Menschen erkranken/versterben? Wer ist exponiert? Wie viele Menschen sind exponiert? analytische Epidemiologie … befasst sich mit der Ermittlung von Risikofaktoren und von Krankheitsursachen unter Einsatz von epidemiologischen Studiendesigns, z.B.: Besteht eine Assoziation zwischen einem vermuteten Risikofaktor und dem untersuchten Outcome? Wie stark ist die Assoziation? Ist die beobachtete Assoziation ursächlich (kausal)? Epidemiologie-Beispiel Epidemiolog:innentreffen Aussagen über Gruppen von Menschen, die eine oder mehrere Gemeinsamkeiten aufweisen. typisches epidemiologisches Studienergebnis: Starke Raucher haben ein 25 bis 30 Mal so hohes Risiko wie Nichtraucher, an Lungenkrebs zu erkranken und zu versterben. Aussagen über das zukünftige Schicksal eines einzelnen Rauchers können Epidemiolog:innenaber nicht machen. Dementsprechend verwundert es Epidemiolog:innenauch nicht, wenn sie einen 90-jährigen, kerngesunden Kettenraucher treffen. Sie sehen das nicht als Widerspruch zu ihren Ergebnissen, sondern werden vielmehr darauf hinweisen, dass von 1.000 Nichtrauchern ein viel größerer Anteil das 90. Lebensjahr gesund erreichen wird als von 1.000 Rauchern aus dem gleichen Geburtsjahrgang. Begrifflichkeiten Prävalenz gibt an, wie viele Personen in einer bestimmten Bevölkerung oder einer bestimmten Region erkrankt oder von Risikofaktoren betroffen sind Keine Unterscheidung zwischen bereits Erkrankten und Neuerkrankten Punktprävalenz: 𝑃𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛 𝑚𝑖𝑡 𝐸𝑥𝑝𝑜𝑠𝑖𝑡𝑖𝑜𝑛 𝑏𝑧𝑤. 𝑂𝑢𝑡𝑐𝑜𝑚𝑒 𝑧𝑢 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝑑𝑒𝑓𝑖𝑛𝑒𝑖𝑟𝑡𝑒𝑛 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑝𝑢𝑛𝑘𝑡 (𝑒𝑟𝑙𝑟𝑎𝑛𝑘𝑡𝑒 𝑃𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛) ∗ (100) 𝐺𝑒𝑠𝑎𝑚𝑡𝑏𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑧𝑢𝑚 𝑔𝑙𝑒𝑖𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑝𝑢𝑛𝑘𝑡 Periodenprävalenz (z.B. Lebenszeitprävalenz): 𝐸𝑟𝑘𝑟𝑎𝑛𝑘𝑧𝑡𝑒 𝑧𝑢 𝐵𝑒𝑔𝑖𝑛𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚𝑠 + 𝑁𝑒𝑢𝑒𝑟𝑘𝑟𝑎𝑛𝑘𝑡𝑒 𝑖𝑚 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 ∗ (100) 𝑀𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑖𝑚 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 (𝐷𝑢𝑟𝑐ℎ𝑠𝑐ℎ𝑛𝑖𝑡𝑡 𝑎𝑢𝑠 𝑑𝑒𝑟 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔𝑠𝑧𝑎ℎ𝑙) (mittlere Bevölkerung unter Risiko ist meist der Durchschnitt aus der Bevölkerung unter Risiko zu Beginn und zum Ende des Betrachtungszeitraums) Inzidenz beschreibt die neu aufgetretenen Ereignisse (z.B. Krankheiten, Unfälle) in einer Population innerhalb eines bestimmten Zeitraums kumulative Inzidenz 𝑁𝑒𝑢𝑒𝑟𝑘𝑟𝑎𝑛𝑘𝑡𝑒 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝑑𝑒𝑓𝑖𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑚 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑅𝑖𝑠𝑖𝑘𝑜 𝑧𝑢 𝐵𝑒𝑔𝑖𝑛𝑛 𝑑𝑒𝑠 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚𝑠 Inzidenzrate 𝑁𝑒𝑢𝑒𝑟𝑘𝑟𝑎𝑛𝑡𝑒 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝑑𝑒𝑓𝑖𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑚 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑅𝑖𝑠𝑖𝑘𝑜 𝑖𝑚 𝑔𝑙𝑒𝑖𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 (mittlere Bevölkerung unter Risiko ist meist der Durchschnitt aus der Bevölkerung unter Risiko zu Beginn und zum Ende des Betrachtungszeitraums) (Unter Risiko: Personen, die Risiko für Erkrankung haben (z.B.: Eierstockkrebs: Personen mit Eierstock) Mortalität Sterbehäufigkeit in einer Bevölkerung in einem definierten Zeitraum Meist pro 100.000 angegeben 𝑔𝑒𝑠𝑡𝑜𝑟𝑏𝑒𝑛𝑒 𝑖𝑛𝑛𝑒𝑟ℎ𝑎𝑙𝑏 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚𝑠 ∗ (100) 𝑀𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑢𝑡𝑒𝑟 𝑅𝑖𝑠𝑖𝑘𝑜 𝑖𝑚 𝑔𝑙𝑒𝑖𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 Letalität bezeichnet die Zahl der in einem definierten Zeitraum an einer Krankheit Gestorbenen im Verhältnis zur Zahl der Erkrankten im gleichen Zeitraum Meist in Prozent angegeben 𝑎𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡 𝐺𝑒𝑠𝑡𝑜𝑟𝑏𝑒𝑛𝑒 𝑖𝑛𝑛𝑒𝑟ℎ𝑎𝑙𝑏 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑠 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚𝑠 ∗ (100) 𝐴𝑙𝑙𝑒 𝑣𝑜𝑛 𝑑𝑒𝑟 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑏𝑒𝑡𝑟𝑜𝑓𝑓𝑒𝑛𝑒𝑛 𝑃𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛 𝑖𝑚 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑢𝑚 4 Felder Tafel o stellt Stärke des Zusammenhangs (Assoziation) zwischen Exposition (z.B. Rauchen) und Outcomes (z.B. Lungenkrebs) dar o festgestellter Zusammenhang sagt jedoch noch nichts über eine mögliche Ursache Wirkungs- Beziehung aus Outcome Summe Ja Nein Exposition Ja a b a+b Nein c d c+d Summe a+c b+d a+b+c+d die exponierten Personen, bei denen der Outcome aufgetreten ist (a) die exponierten Personen, bei denen der Outcome nicht aufgetreten ist (b) die nicht exponierten Personen, bei denen der Outcome aufgetreten ist (c) die nicht exponierten Personen, bei denen der Outcome nicht aufgetreten ist (d) alle exponierten Personen (a+b) alle nicht exponierten Personen (c+d) alle Personen, bei denen der Outcome aufgetreten ist (a+c) alle Personen, bei denen der Outcome nicht aufgetreten ist (b+d) alle Personen, die untersucht wurden (a+b+c+d) Relatives Risiko (RR) Maß für Stärke des Zusammenhangs zwischen Exposition und Outcome Relatives Risiko > 1 höheres Risiko der Exponierten, Outcome auszubilden Relatives Risiko < 1 geringeres Risiko für die Exponierten, Outcome auszubilden, als unter den nicht Exponierten je weiter das Relative Risiko von 1 entfernt ist, desto größer ist der Unterschied zwischen Exponierten und nicht Exponierten und damit auch der Zusammenhang zwischen Exposition und Outcome 𝐾𝑢𝑚𝑢𝑙𝑎𝑡𝑖𝑣𝑒 𝐼𝑛𝑧𝑖𝑑𝑒𝑛𝑧 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝐸𝑥𝑝𝑜𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑛 𝑎⁄ = 𝑐 𝑎+𝑏 𝐾𝑢𝑚𝑢𝑙𝑎𝑡𝑖𝑣𝑒 𝐼𝑛𝑧𝑖𝑑𝑒𝑛𝑧 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝐸𝑥𝑝𝑜𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑛 ⁄𝑐 + 𝑑 Odds Risiko (OR) Chance von Exponierten und nicht Exponierten, dass ein Outcome auftritt Chance: Quotient, bestehend aus der Wahrscheinlichkeit für einen Outcome und seiner Gegenwahrscheinlichkeit Odds unter den Exponierten a/b 𝑂𝑑𝑑𝑠 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝐸𝑥𝑝𝑜𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑛 𝑎⁄ 𝑎∗𝑑 = 𝑐 𝑏= 𝑂𝑑𝑑𝑠 𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑛 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝐸𝑥𝑝𝑜𝑛𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑛 ⁄𝑑 𝑏∗𝑐 ➔ Interpretation wie RR Grundlagen der Prävention Definition Prävention …Prävention ist der Oberbegriff für alle Maßnahmen, die zur Vermeidung des Auftretens, des Fortschreitens und der Verbreitung bestimmter Krankheiten oder Gesundheitsstörungen beitragen und die Entstehung von Folgeerkrankungen und weiteren Einschränkungen aufgrund dieser Krankheiten oder Gesundheitsstörungen verhindern. Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz PrävG vom 17. Juli 2015 Pathogenetisches Wirkungsprinzip Intervention in Prävention erfolgt über Identifikation von Risikofaktoren, die für Krankheitsentstehung und -verlauf eine Rolle spielen Theorie Primärer Ansatzpunkt Interventionsform Ziel Pathogenese Erkrankungsrisiko senken Prävention Gesundheit und Salutogenese Gesundheitsrelevante Gesundheitsförderung Lebensqualität der Ressourcen stärken Bevölkerung erhalten und erhöhen Klassifikation Risikofaktoren genetische physiologische und Verhaltensweisen Verhältnisse psychische Dispositionen z.B. Genetisch (mit-) bedingte z.B. Rauchen, Fettreiche z.B. Soziale Einflüsse, Störungen des Fett-und Ernährung, Strahlenbelastungen, Berufliche Glukosestoffwechsels Bewegungsmangel Schadstoffexposition Zielsetzungen der Prävention Vermeidung, Abschwächung oder zeitliche Verschiebung („Kompression“) von: Mortalität und Morbidität und den sich daraus ergebenden Einbußen an Lebensqualität und Einschränkungen der Teilhabe am sozialen Leben direkten Krankheitskosten der Kuration, Rehabilitation und Sozialversicherung indirekten Krankheitskosten: durch reduzierte Produktivität, eingeschränktes bürgerschaftliches Engagement oder gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsverluste; Erhalt des wirtschaftlichen und sozialen Produktionspotenzials Investition in Gesundheit als einen demografisch zunehmend wichtigen Aspekt des „Humankapitals“ Differenzierung von Präventionsmaßnahmen 1. Primärprävention Maßnahmen, die vor Erstauftreten eines unerwünschten Zustandes (Erkrankung) angewandt werden Interventionen richten sich an Gesunde bzw. an Personen ohne Symptomatik Ziel: Senken der Inzidenz bestimmter Krankheiten 2. Sekundärprävention Hauptbetätigungsfeld: Früherkennung und Eindämmung von Krankheiten pathogenetischer Prozess hat bei betroffenen Personen bereits begonnen Frühstadium einer Krankheit nach diagnostischem Prozess wird durch Therapie eine Verhinderung bzw. Eindämmung der Krankheit versucht Ziel: Progredienz oder Chronifizierung von Krankheiten einzudämmen 3. Tertiärprävention Eingriffszeitpunkt: nach Manifestation oder Akutbehandlung einer Krankheit Hauptziel: Verhinderung von Folgeschäden oder Rückfällen bei Patient:innen mit chronischer Beeinträchtigung und Rehabilitand:innen Zeitgewinn durch Früherkennung : Lead Time bias - Nur scheinbar verlängerte Überlebenszeit nach Früherkennung Erkrankung (wenn Therapie nicht wirksam) Strategen der Prävention a) Verhaltensprävention Entstehung und Verlauf verschiedener chronischer Krankheiten werden maßgeblich durch individuelles Verhalten und Konsummuster beeinflusst Verhaltensprävention zielt auf individuelles Gesundheitsverhalten und den individuellen Gesundheitszustand versucht Änderung des (Risiko)Verhaltens Problematisch: ungenügender Bezug zu Kontext --, Rahmen und Entstehungsbedingungen individueller Verhaltensweisen Beispiel o Diabetes mellitus Typ 2: o Risikofaktor: Bewegungsmangel Begünstigung Insulinresistenz o Maßnahme Verhaltensprävention: Lebensstil mit viel Bewegung b) Verhältnisprävention nimmt Einfluss auf Gesundheit bzw. Krankheit durch Veränderung der ökologischen, sozialen, ökonomischen oder kulturellen Lebensbedingungen (Umwelt von Personen) Zielt auf protektive oder positive Gesundheitseffekte oder indirekt auf Erleichterung des Verhaltens der Personen Beispiel o Diabetes mellitus Typ 2: o Risikofaktor: Bewegungsmangel Begünstigung Insulinresistenz o Maßnahme Verhältnisprävention: Schaffen von Bewegungsangeboten z.B. im beruflichen Kontext Methoden der Prävention Psychoedukative Verfahren: am häufigsten angewandt -> setzen auf Einsicht und Veränderungsmotivation der Individuen Information und Aufklärung, Beratung, Verhaltens- und Selbstmanagementtraining Sozioedukative Verfahren: durch Überzeugungsarbeit wird versucht, präventive Prozesse in Gruppen zu initiieren Normativ-regulatorische Maßnahmen: Versuch, über Gesetze, Verordnungen Sanktionsandrohungen präventive Ziele durchzusetzen ökonomische Anreiz-und Bestrafungssysteme Z.B. Tabaksteuer Präventionsdilemma Adressat:innen und Zielgruppen mit höherem Vorsorge oder Frühinterventionsbedarf haben eher eine herabgesetzte Akzeptanz und Nachfrage von Präventionsangeboten sozial und bildungsbezogen besser gestellten Adressat:innen fragen Präventionsangebote deutlich stärker nach und nehmen sie in Anspruch ➔ gesundheitliche Ungleichheit wird verstärkt und soziale Polarisierung vertieft Aufgaben Gesundheitswissenschaft in Bezug auf Prävention Evaluation und Qualitätssicherung in der Prävention und Gesundheitsförderung Entwicklung von zielgruppenorientierten Maßnahmen Erprobung von Präventionskonzepten und Zugängen für bildungsferne Bevölkerungsgruppen Relevante Handlungsfelder für Prävention in der Schule Aggressives Verhalten Sexualisierte Gewalt Nichtstoffliche Abhängigkeit Jugendkriminalität Diskriminierung und Rassismus Essstörungen, mangelnde Bewegungen und stress Mobbing Extremismus und Radikalismus Seelische und emotionale Störungen Cybermobbing Demokratiepädagogik/ Suizid politische Bildung Gewalt gegen Lehrkräfte Schule als sicheren Ort erleben Missbräuchliches Sexting Sucht Beispiel Projekt Prävention: Packhelden ➔ Einordnung in Primärprävention Stärkung der Gesundheitskompetenz im Bereich Rückengesundheit Stärkung der Eigenverantwortung im Umgang mit Gesundheit und Körper Vermittlung der Anatomie der Wirbelsäule Erkennen von Risikofaktoren für Rückenbeschwerden Erkennen des eigenen Bewegungsverhaltens im Bezug zur Wirbelsäule Erlangen des Wissens zum rückengerechten Verhalten in der Schule und auf dem Schulweg Selbsterfahrung zum Nutzen des Gelernten Einsicht in die Wichtigkeit der Umsetzung des Gelernten Integration der Lehrer und Eltern Stationen Station 1 Wiegen der Schulranzen, Inhalt der Ranzen Station 2 Aufklärung, Theorie Wirbelsäule Station 3 Bewegungsangebote Station 4 Hindernisparcour zur Ergebnissicherung Grundlagen der Gesundheitsförderung Definition Gesundheitsförderung Ottawa-Charta (WHO Europa 1986) „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltägliche Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur beim Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin.“ Begriff Gesundheitsförderung hat Fokus auf Veränderung der Determinanten von Gesundheit und Wohlbefinden baut auf biopsychosozialen Krankheitsmodell auf Wirkungsprinzip der Gesundheitsförderung salutogenetisches Wirkungsprinzip setzt an Schutzfaktoren bzw. Ressourcen mit Ziel an, diese zu fördern und dadurch Gesundheit und Wohlbefinden zu steigern Theorie Primärer Ansatzpunkt Interventionsform Ziel Pathogenese Erkrankungsrisiko senken Prävention Gesundheit und Salutogenese Gesundheitsrelevante Gesundheitsförderung Lebensqualität der Ressourcen stärken Bevölkerung erhalten und erhöhen Einteilung der Schutzfaktor Soziale und Umweltfaktoren Behaviorale und Zugang zu wirtschaftliche psychische Faktoren gesundheitsrelevanten Faktoren Leistungen Gute Gute Luft und z.B. angemessene Bildungs- und Bedingungen Wasserqualität Bewegung und Sozialeinrichtungen Arbeitsplatz Gute Ernährung Einrichtungen der Gute sozio- Wohnbedingungen Spannungsbewältigung Gesundheits- ökonomische Gute soziale Selbstwirksamkeit versorgung Lebenslage Netzwerke Eigenverantwortung Freizeit- Resilienz möglichkeiten Optimismus Gemeinsame Zielstellungen Prävention und Gesundheitsförderung Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit Senkung der Inzidenz, also der Zahl neuauftretender Krankheitsfälle Vermeidung vorzeitiger Todesfälle Minderung von Behandlungskosten Erhalt der Arbeitsfähigkeit Vorbeugung oder Minderung von Behinderung und Pflegebedürftigkeit rechtzeitige Behandlung von Krankheiten Verhinderung oder Verzögerung von chronischer Krankheit und Frühverrentung Steigerung der Lebensqualität Verhältnis Prävention und Gesundheitsförderung ➔ ergänzendes, komplementäres Verhältnis Ziel für beide: Gesundheitsgewinn Ottawa-Charta 1986 als Basis der Gesundheitsförderung Strategien der Gesundheitsförderung Verhaltensbezogene Interventionen: Ansatz am Individuum (z.B. persönliche Kompetenzen) Verhältnisbezogene Interventionen: Ansatz an sozialen, gesellschaftlichen, rechtlichen, ökologischen oder ökonomischen Rahmenbedingungen Kombination beider besonders wirkungsvoll Ansatz an Ressourcen Präventionsgesetz Das Präventionsgesetz betont die Bedeutung von Lebenswelten. Begriff Lebenswelten: „sind für die Gesundheit bedeutsame, abgrenzbare soziale Systeme insbesondere des Wohnens, des Lernens, des Studierens, der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie der Freizeitgestaltung einschließlich des Sports.“ (PrävG, 2015, §20a (1)) Kernstrategien der Gesundheitsförderung Setting-Ansatz Wichtigste Umsetzungsstrategie der Gesundheitsförderung Annahme: Gesundheitsförderung muss im Alltag ansetzen, da Gesundheit im Alltag hergestellt und aufrechterhalten wird im Zentrum der Interventionen steht soziales System Fokussierung liegt auf definierten Sozialräumen ➔ genauere Bestimmung der Zielgruppen, Akteure und adäquaten Zugangswegen, sowie Nutzung der vorhandenen Ressourcen Fokussierung auf Handlungsebenen: Entwicklung gesundheitsförderlicher Kompetenzen Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten Ansatz an: systematischen Entwicklungs und Änderungsprozessen Organisationsdiagnose Coachingmaßnahmen Kapazitätsaufbau (z.B. Personal oder Teamentwicklung) Beispiele Gesundheitsförderung in Kitas Gesundheitsfördernde Schulen Gesundheitsfördernde Hochschulen und Universitäten Gesundheitsfördernde Krankenhäuser Gesundheitsfördernde Betriebe Gesundheitsförderung Familien Empowerment Ottawa Carta WHO: Menschen soll höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit ermöglicht werden (WHO 1986) Partizipation ist notwendiges Prinzip der Gesundheitsförderung ➔ Empowerment als dazugehörige Strategie Befähigung der Menschen, ihre gesundheitlichen Belange selbst in die Hand zu nehmen bedeutender Bestandteil: Suche und Betonung der vorhandenen Stärken und Ressource soll Menschen befähigen, ihre Lebensbedingungen zu hinterfragen und zu verändern Handlungsspielräume aufzeigen und neu schaffen Informationsquellen, Orientierungshilfen, finanzielle und räumliche Hilfen anbieten Unterstützung bei der Reflexion von Problemen, Bedürfnissen und Ressourcen anbieten Unterstützung bei der Erarbeitung von Zielen und Problemlösungen anbieten Problematik Berücksichtigt nicht die körperlichen, kognitiven und sozioemotionalen Fähigkeiten der Menschen ➔ Gefahr der Überforderung Gesundheitsziele Deutschland im Sinne des Empowerment Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln (2003) Brustkrebs : Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen (2003; Teilaktualisierung 2011 und 2014 Tabakkonsum reduzieren (2003, Aktualisierung 2015 Gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung (2003; Aktualisierung 2010) Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patient:innensouveränität stärken (2003; Aktualisierung 2011) Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln (2006 Gesund älter werden (2012 Alkoholkonsum reduzieren (2015 Gesundheit rund um die Geburt (2017 Patientensicherheit (2022) Handlungsfelder der gesundheitsfördernden Schule# Anwendung Prävention und Gesundheitsförderung Methode Zukunftswerkstatt Prävention und Prävention und Prävention und Gesundheitsförderung für Gesundheitsförderung für Gesundheitsförderung für Lehrende in berufsbildenden ausgewählte Studierende an der TU Schulen Gesundheit Gesundheitsberufe Dresden-LA berufsbildende Schulen Gesundheit/Pflege Finale Phase Methode Zukunftswerkstatt Kritikphase Phantasiephase (Realisierungsphase) Gesundheitskompetenz (Health Literacy) Hintergründe Digitale Transformation: Internet als Informationsquelle Wandel der Patient:innenrolle und damit des traditionellen Arzt Patienten Verhältnisses Definition „umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Bereichen der Krankheitsbewältigung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebensverlaufs erhalten oder verbessern.“ ➔ Fähigkeit von Menschen, Gesundheitsinformationen aufzufinden, sie zu verstehen und entsprechend aktiv zu werden Orientierung innerhalb des vorhandenen Gesundheitssystems Treffen angemessener Entscheidungen zu eigener Gesundheit und Gesundheit ihrer Angehörigen Förderlicher Umgang mit eigener Gesundheit Arten der Gesundheitskompetenz 1. Funktionale Gesundheitskompetenz Möglichkeit , Gesundheitsinformationen zu verstehen und zu nutzen 2. Interaktive Gesundheitskompetenz Möglichkeit , sich aktiv mit Gesundheitsinformationen auseinanderzusetzen und sie in den Lebensalltag zu integrieren 3. Kritische Gesundheitskompetenz Möglichkeit , gesundheitsrelevante Informationen kritisch zu analysieren und sie zu einer besseren Lebensbewältigung zu nutzen Dimensionen Gesundheitskompetenz in den Handlungsfeldern Gesundheitsversorgung, Prävention und Gesundheitsförderung Bereich Beschaffen/ Verstehen Bewerten Anwenden Erhalten Gesundheit Informationen zu Medizinische Medizinische Informierte s- medizinischen und Informationen Informationen Entscheidungen versorgung versorgungsbezoge verstehen und interpretieren und zu medizinischen nen Themen Bedeutung ableiten evaluieren Fragen treffen erhalten Krankheits- Informationen über Informationen über Informationen Relevanz von prävention Risikofaktoren Risikofaktoren und über Informationen erhalten deren Bedeutung Risikofaktoren über verstehen interpretieren und Risikofaktoren evaluieren beurteilen Gesundheit Sich über Gesundheitsinformatio Informationen zu Fundierte s-förderung Gesundheitstheme nen und deren Gesundheitsthem Meinung über n auf neusten Stand Bedeutung verstehen en interpretieren Gesundheitsthem bringen und evaluieren en bilden Datenlage zur Gesundheitskompetenz Erste europäische Gesundheitskompetenz Studie (HLS EU) ▪ Erfassung von Schwierigkeiten der EU Bürger:innen im Umgang mit Gesundheitsinformationen ▪ 47 % aller befragten EU Bürger:innen verfügt über eine problematisch oder unzureichende Gesundheitskompetenz ▪ Schwierigkeiten sich Gesundheitsinformationen zugänglich zu machen, diese zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden ▪ Gesundheitskompetenz folgt einem sozialen Gradienten ▪ Menschen mit niedrigem Bildungsstand, geringen finanziellen Ressourcen und niedrigem Sozialstatus verfügen deutlich häufiger über eine limitierte Gesundheitskompetenz ▪ Schwierigkeit ist das Beurteilen von Vor und Nachteilen verschiedener Behandlungsmöglichkeiten, Beurteilung Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus den Medien Zahlen Deutschland (Studie „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland“ (HLS GER) ▪ 54,3 % der Bevölkerung: limitierte Gesundheitskompetenz ▪ 46 % exzellente bis ausreichende Gesundheitskompetenz ▪ vulnerable Gruppen ▪ Menschen mit Migrationshintergrund, niedrigem Bildungsniveau, chronischen Erkrankungen, niedrigem Sozialstatus und Menschen im höheren Alter (ab 76 Jahren) Zahlen Deutschland (Folge Studie „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und nach der Corona Pandemie“ HLS GER 2): ▪ 60 % der Bevölkerung: limitierte Gesundheitskompetenz ▪ 40 % exzellente bis ausreichende Gesundheitskompetenz ▪ Gründe der Verschlechterung der Gesundheitskompetenz: ▪ Zunahme von Menge, Vielfalt und auch Widersprüchlichkeit der zunehmend digitalen) Informationen ▪ Zunahme von Falsch und Fehlinformationen zu Gesundheitsthemen Zusammenhang: Gesundheits- kompetenz Bedeutung Gesundheitskompetenz politische Bedeutung Gesundheitskompetenz 2017 Gründung Allianz Gesundheitskompetenz 2018 Nationaler Aktionsplan für Förderung der Gesundheitskompetenz vorgelegt Gesellschaftliche Bedeutung Gesundheitskompetenz Zuwachs Informationsmöglichkeiten Flut von Informationen Zugang wird niedrigschwelliger Zunahme Unübersichtlichkeit Qualität und Evidenz von Informationen oft unzureichend Falsch und Fehlinformationen Interessengeleitete Informationen Gesundheitliche Auswirkung niedriger Gesundheitskompetenz Schlechterer subjektiver Gesundheitszustand Höheres Mortalitätsrisiko bei älteren Erwachsenen Geringeres Krankheitswissen und schlechteres Selbstmanagement bei chronischen Erkrankungen Ungesündere Verhaltensweisen (Alkohol, Tabak, Bewegungsmangel) Zusammenhang zu Nutzung Gesundheitswesen (höhere Nutzung Akuteinrichtungen, Notfalldienst, höhere Zahl Arztkontakte) Prävention und Vorsorge weniger in Anspruch genommen Stärkung Gesundheitskompetenz Edukative Strategien Vereinfachung Gesundheitsinformationen Verbesserung Kommunikationsfähigkeit Gesundheitsprofessionen Forschung für Interventionsentwicklung Aufbau Nationales Gesundheitsportal (evidenzbasierte Gesundheitsinformationen) Maßnahmen zur Stärkung Gesundheitskompetenz Persönliche Gesundheitskompetenz Verbesserung kommunikativer und kritischer Kompetenzen Strukturelle Gesundheitskompetenz leistungserbringende Organisationen und Fachpersonen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz befähigen Aus und Weiterbildung von Fachpersonen des Gesundheits- und Sozialwesens Schaffung struktureller Rahmenbedingungen und ausreichender finanzieller Ressourcen Frage: Führt verbesserte Gesundheitskompetenz zu mehr Gesundheit? komplex, da vor allem sozioökonomische, gesellschafts- und gesundheitspolitische sowie kulturell biografische Lebensbedingungen entscheiden für Gesundheit und Wohlbefinden sind Evaluationen ergeben höheren Gesundheitsnutzen von strukturellen Gesundheitsförderungs- im Vergleich zu individuellen Gesundheitsbefähigungsprogrammen Ansatz im Bildungssystem: Wissen, Motivation und Fähigkeiten für einen kompetenten Umgang mit Gesundheitsinformationen Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz Gesundheitskommunikation Vermittlungsprozess, der den Austausch von Wissen, Erfahrungen, Meinungen und Gefühlen in einem breiten Spektrum gesundheits- und krankheitsbezogener Themen umfasst intrapersonale Ebene innerpsychische Verarbeitung und Wahrnehmung von Kommunikationsprozessen (in) einer Person z. B.: Auswirkung von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Aufnahmebereitschaft für Botschaften von Gesundheitskampagnen Bedeutungszuschreibung für die Dimensionen Gesundheit und Krankheit von einer Person Zuschreibung der Bedeutung generell Zuschreibung in Bezug auf die eigene Person Auswirkung auf das Gesundheitsverhalten (z.B. beim Arztbesuch) interpersonale Ebene Interaktion von mindestens zwei Personen oder in Gruppen Vorstellung, dass die Qualität und Quantität dieser Kommunikation unmittelbare Auswirkungen, d. h. medizinische Folgen, haben kann Betrifft relevante Kommunikationsakteure bzw. –Beziehungen, denen Einfluss auf den Gesundheitszustand zugeschrieben wird (Gesundheitsberufe, Familie/Freundeskreis) Gesundheitsaufklärung Bereitstellung von geprüften, sachlichen Informationen zum Erwerb handlungsrelevanten Wissens Keine direkte persönliche Kommunikation –erst bei späterer Beratung Leitgedanken: Recht auf vollständige und angemessene Gesundheits- und Krankheitsinformationen Vorstellung, dass nur aufgeklärte Menschen autonome und angemessene Entscheidungen in Bezug auf ihr Gesundheitsverhalten treffen können Institutionen Gesundheitsaufklärung Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ( Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG) GKV Spitzenverband niedergelassene Ärzt:innen u nd deren Verbände Gesundheitsämter Fachgesellschaften (z.B. Deutsche Gesellschaft für Ernährung , Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen , Stiftungen und Verbände (z.B. Deutsches Krebsforschungszentrum -> Krebsinformationsdienst, Deutsches Grünes Kreuz Gesundheitsberatung professionelle Beratung, die sich auf Gesundheitsthemen und Gesundheitsprobleme bezieht Diese Beratung geht über reine Informationsvermittlung und konkrete Ratschläge und Verhaltensanweisungen hinaus Veränderungsprozesse auf personaler Ebene werden angeregt und unterstützt Unterstützung der Entwicklung persönlicher Kompetenzen (Handlungsfelder Ottawa Charta der WHO -> Gesundheitsförderung Menschen sollen befähigt werden, mehr Einfluss auf ihre eigene Gesundheit und ihre Lebenswelt auszuüben sowie mit Veränderungen umzugehen o in verschiedenen Lebensphasen, o mit psychischen Belastungen o chronischen Erkrankungen und Behinderungen allgemeine Merkmale von Beratung: fokussiert Stärken, Potenziale und Ressourcen betont die Interaktion von Person und Umwelt beschäftigt sich mit vielfältigen Lebensproblemen beschränkt sich auf kurze Interventionszeiträume und ist im Lebenskontext verankert Gesundheitsberatung in 5 Schritten Gesundheitsproblem bewusst machen Bereitschaft zur Verhaltensänderung fördern Verhaltensalternativen erarbeiten Plan zur Verhaltensänderung festlegen Unterstützung vorbereiten 1. Das Gesundheitsproblem bewusst machen: Beratungsaufgaben Beratungsaufgaben: Therapeutische Beziehung schaffen Problembewusstsein ansprechen und fördern Handlungsbedarf definieren Methodik: Die gesundheitsschädigenden Auswirkungen erklären Das Problem aus der Sicht des Betroffenen darstellen Informationsvermittlung dem Verständnisvermögen des Patienten anpassen Kurz und präzis informieren, Information gewichten 2. Bereitschaft zur Verhaltensänderung fördern: Beratungsaufgaben Beratungsaufgaben: Einstellungen und Wertfragen klären Vor- und Nachteile erwägen Handlungsmotivation finden helfen Methodik: Motivieren, Bedenken ausräumen Gesundheits- und andere Motive nutzen Betroffenheit wecken, nicht verängstigen Emotionale Ebene ansprechen Entscheid anstreben: wenn nicht motiviert, Bedenkzeit geben Übergabe von Informationsmaterial 3. Verhaltensalternativen erarbeiten: Beratungsaufgaben Beratungsaufgaben: Instrumentelle Fertigkeiten aufbauen und üben Bewältigungsfertigkeiten erarbeiten Probehandeln ermutigen Methodik: Anamnese früherer Versuche der Verhaltensänderungen Probehandeln fördern "Was könnten Sie tun?" Positive Ziele formulieren und Ersatzmöglichkeiten suchen Strategie der kleinen Schritte 4. Plan zur Verhaltensänderung festlegen: Beratungsaufgaben Beratungsaufgaben: Individueller Umsetzungsplan in kleinen Schritten Probleme antizipieren, Ersatzlösungen vorbereiten Methodik: Individuelle Gewohnheiten und Verhaltensmuster einbeziehen Individuelle Lösungen erarbeiten Gemeinsam mit dem Patient ein Programm festlegen Je einfacher das Programm und je realistischer das Ziel, um so höher die Erfolgsaussichten 5. Unterstützung vorbereiten: Beratungsaufgaben Beratungsaufgaben: Vorhandene Unterstützung identifizieren Bedürfnisse nach Unterstützung erfassen Eigene und fremde Unterstützungsressourcen aktivieren Methodik: Bezugspersonen einbeziehen Umgang mit Situationen fehlender Unterstützung üben Folgekonsultation vereinbaren und Zweck erklären Betonen, welche Ziele bei nächster Konsultation erreicht sein sollten Eventuell telefonische Zwischenkontakte Gesundheitsberatung auf personaler Ebene 1. durch Fachleute verschiedener Professionen 2. in Krankenhäusern, Gesundheitsämtern, Einrichtungen der Rehabilitation, in Betrieben und anderen Settings 3. Verbraucherinformation und Patientenberatung 4. im Internet Beispiele: Asthmaschulung Ernährungsberatung Gesundheitsberatung nach Prostituiertenschutzgesetz a) Gesundheitsbildung bezeichnet organisierte Lern- und Entwicklungsprozesse, die Menschen ermöglichen, gezielt Einfluss auf die Faktoren zu nehmen, die ihre Gesundheit bestimmen, d.h. auf Lebensbedingungen und auf Gesundheitshandeln (Determinanten der Gesundheit Verortung an Einrichtungen der Erwachsenenbildung v.a. an Volkshochschulen Herausforderung der Gesundheitsbildung freiwillige organisierte Lernangebote erreichen überwiegend Frauen aus bildungsgewohnten Bevölkerungsgruppen ➔ verstärkte Bemühungen, Männer anzusprechen Versuche, Menschen in schwierigeren sozialen Lagen anzusprechen, geraten immer wieder an strukturelle und finanzielle Grenzen Organisierte Lernprozesse von Erwachsenen beruhen grundsätzlich auf Freiwilligkeit b) Gesundheitserziehung zielt als Konzept der Verhaltensänderung vor allem auf Kinder und Jugendliche will neben Handlungswissen auch Werte und Normen an die Adressat:innen vermitteln Verortet v.a. in formellen Settings wie Familie, Kindertagesstätte, Kindergarten und Schule Hintergrund: Gesundheitsverhalten erfordert während der Kindheit direkte Instruktionsformen der gesundheitlichen Verhaltensformung sowie strukturelle Vorschläge und Maßnahmen der Lebensraumgestaltung bereits im Kindesalter sozialisations- und erziehungsbedingte Ungleichheiten in gesundheitsfernen Gesellschaftsgruppen Auswirkungen des Sozialstatus beginnen bereits im pränatalen Stadium (z.B. Passivraucherexposition) Wirksamkeit der Gesundheitserziehung hinsichtlich Verbesserungen im Gesundheitsverhalten durch: Einbindung der Kinder/ Jugendlichen in ein Projekt Beteiligung an Umsetzung von Maßnahmen relevante Erziehungsprozesse für benachteiligte Bevölkerungsgruppen müssen dezentral vom Elternhaus allgemein zugänglich angeboten werden Merkmal Gesundheitserziehung Gesundheitsbildung Basis - Vermeidung von Krankheit - Gesundheitsorientierung - Risikofaktorenorientierung - Ausrichtung an salutogenetischen Faktoren - Ganzheitliches Menschenbild Verhältnis - Kompetenzgefälle - Eigenverantwortung des Klienten Erzieher – - Wissensvorsprung wird an den - Unterstützung des Prozesses zur Klient Klienten weitergegeben gesunden Lebensführung durch Impulse zur Weiterentwicklung Mittel und - Information, Aufklärung zu - Partizipation, soziales Lernen Methoden allgemeingültigen - Anregungen zum Erspüren eines Verhaltensweisen persönliches Weges, - Führung, Belehrung, Eigenverantwortlichkeit und Bevormundung, Selbstbestimmung Fremdbestimmung Ziel - Verhütung von Krankheit - Gesundheitspotenziale bzw. Aufbaufaktoren für Gesundheit fördern - Stärkung der natürlichen Selbstheilungskräfte, selbstbestimmtes Handeln (Hilfe zur Selbsthilfe) Dauer des - Abschluss mit Zielerreichung - Lebenslanger Prozess Prozesses Ethische Aspekte Gesundheitswissenschaften Entscheidungen in den Gesundheitswissenschaften zielen auf die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung ab Ethik in den Gesundheitswissenschaften befasst sich mit der Beurteilung von Maßnahmen, die von Regierungen, Parlamenten, Gesundheitsbehörden für die Bevölkerungsgesundheit getroffen werden Perspektiven Epidemiologisch Public health Ethik Epidemiologisch: Declaration of Helsinki 1964 erstmals verabschiedet Ethische Prinzipien in der Medizin zum Forschen mit Menschen Set ethischer Mindestanforderungen Kein internationales Gesetz, aber angenommen von der wissenschaftlichen Gemeinschaft Begriff Prinzip Individuum Kommt immer vor der Forschung und der Gesellschaft Informiertes Einverständnis Muss vom Probanden vorliegen, nachdem sie oder er vollständig (Informed constent) im Klaren ist, was passieren wird und dem zustimmt Forschungsqualität Wissenschaftlich fragwürdige Forschung kann nicht ethisch gut sein Ethikkommission Muss der Forschung zustimmen, bevor sie beginnt ➔ Einhaltung ethischer Richtlinien auf Basis der Helsinki Deklaration sind bei der Einreichung von Publikationen in medizinischen (gesundheitsassoziierten) Journalen zu bestätigen und bei Bedarf nachzuweisen Historie erstes internationales Instrument der Ethik in der medizinischen Wissenschaft: Nürnberger Ärztekodex von 1947 entstand aufgrund der im Rahmen der Nürnberger Prozesse aufgedeckten menschenverachtenden Versuche der Nationalsozialisten am Menschen Ethikkommissionen Prüfen, ob die geplante Studie ethisch vertretbar und zulässig ist sind unabhängige Gremien und bestehen meist aus Ärzt:innen , Pflegefachkräften, Statistiker:innen , Jurist:innen und Medizinethiker:innen oder Theolog:innen Beurteilen, ob: o die möglichen Nachteile, die mit einer Studienteilnahme verbunden sind, in einem vertretbaren Verhältnis zu den möglichen Vorteilen der Studie stehen (Nutzen Risiko Verhältnis) o die Patienteninformation und Einwilligungserklärung umfassend und verständlich sind Beispiel Ethikkommission TU Dresden: https://tu dresden.de/tu dresden/organisation/gremien undbeauftragte/kommissionen/ethikkommission ethische Problematik hinsichtlich klinischer Studien Pharmaunternehmen finanzieren Entwicklung Medikamente Entwicklungskosten müssen sich einspielen + Gewinn Gesundheitssystem: neue, teure Behandlungen werden nur eingeführt, wenn deutlich besser als herkömmliche, günstigere Alternativen Interessenkonflikt Verfälschung Ergebnisse? Lösung ethischer Problematik hinsichtlich klinischer Studien damit alle Ergebnisse (und nicht nur die positiven) publiziert werden, müssen Wissenschaftler:innen klinische Studien vor Beginn in Register anmelden Autor:innen müssen alle Faktoren offenlegen, die Interpretation Ergebnisse beeinflusst haben könnten ➔ auch Finanzierung Studien, Honorare, gesponserte Kongressreisen alle Studienergebnisse müssen publiziert werden oder auf Nachfrage offen gelegt werden (für kritische Prüfung) Public Health Ethik „Public Health Ethik beschäftigt sich mit den speziellen moralischen Fragen, die sich stellen, wenn gemeindebezogene und öffentliche Maßnahmen Krankheitsverhütung, Lebensverlängerung und die Förderung psychischen und physischen Wohlbefindens anstreben. Public Health befasst sich mit dem gesamten Gesundheitsbereich und fragt, welche Entscheidungen, die in Bezug auf die Gesundheit und Krankheit der Bevölkerung getroffen werden, in moralischer Hinsicht richtig sind oder nicht.“ Gutzwiller & Paccault , 2011, S. 103 befasst sich weniger mit moralischer Beurteilung des Handelns von Individuen (z.B. Gesundheitspersonal) Überschneidung mit Medizinethik (diese betrifft vor allem Arzt- Patienten Beziehung) Prinzipien der Ethik in den Gesundheitswissenschaften 1. Autonomie Personen haben Recht, dass ihre autonomen Entscheidungen respektiert werden (sofern sie anderen nicht schaden) Respekt vor Autonomie von Personen notwendig, wenn: o Die Person angemessen informiert ist o Die Person die Situation und ihre Folgen versteht o Die Person frei entscheidet Maßnahmen der Politik zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit können mit Eingriffen in die individuellen Freiheitsrechte (z. B. durch Verbote) einhergehen Diese Eingriffe sind immer begründungsbedürftig o Bsp. Impfplicht COVID 19 im Gesundheitswesen Grenzen der Selbstbestimmung werden gesellschaftlich diskutiert: potenzielle gesundheitliche Schäden auch Dritte betreffend o z.B. bei Weigerung von Eltern, die eigenen Kinder gegen Masern impfen zu lassen Problemstellung bei Autonomie: Paternalismus (Bevormundung) nur in Ausnahmefällen ➔ wenn Schädigung oder Gefährdung anderer Z.B. Rauchverbot öffentliche Einrichtungen, da Passivrauchen gesundheitsschädlich für weitere Personen 2. Fürsorge Nicht Schadensprinzip und Benevolenz (Prinzip des Wohltuns) o anderen nicht schaden o Förderung des Wohlergehens anderer Vorrang Nicht Schadens Prinzip vor Benevolenz Nicht Schadens Prinzip: ist weitreichender, betrifft alle in Gesellschaft Benevolenz Prinzip: engere Reichweite, betrifft meist Familie und bedürftige Personen Gerechtigkeit 3. Gerechtigkeit Begriff hat unterschiedliche Bedeutung ➔ allgemein: Rechtmäßigkeit (Rechtssystem) ➔ speziell: Frage, ob ein einzelner Tausch oder eine Verteilung gerecht ist soziale Gerechtigkeit: o Verteilung von Reichtum und anderen Gütern in der Gesellschaft o soziale Ungleichheiten gehen mit Ungleichheiten hinsichtlich Gesundheitszustands einher Verteilungsgerechtigkeit bei Public Health Ethik hinsichtlich gerechter Verteilung sind 3 Faktoren von Bedeutung: o materiale Gerechtigkeit (verteilendes Gut) o prozeduale Gerechtigkeit (Methode der Verteilung o Verteilung knapper Güter (Ergebnis der Verteilung) 4. Menschenwürde kommt Menschen permanent zu allen die gleiche Würde zustehend gleiche Achtung und gleicher Respekt Missachtung der Menschenwürde kann dargestellt werden -> menschenunwürdige Situation Ethische Herausforderungen was kann dem Einzelnen um der öffentlichen Gesundheit willen zugemutet werden Beispiel: Maßnahmen Corona Pandemie Es muss für jede Maßnahme abgewogen werden, inwieweit die Verbesserung der Gesundheit aller eine Beschränkung der Autonomie des Einzelnen rechtfertigt Beispiel: Maskenpflicht während Corona Pandemie Der Nutzen von Maßnahmen für die Gesundheit der Bevölkerung (z.B. hinsichtlich Prävention und Gesundheitsförderung) liegt in der Zukunft, während die Kosten in der Gegenwart auftreten. Es kann nur bedingt und über Wahrscheinlichkeiten vorhergesagt werden, wer von Präventionsbemühungen (z. B. einer Strategie für gesunde Ernährung und mehr Bewegung) profitiert Fallbeispiele und Aufgaben aus Seminar: Herr Müller, ein Patient mit Koronarer Herzerkrankung und Angina pectoris-Symptomatik, erzählt Ihnen, dass bei ihm die „Pumpe“ nicht in Ordnung ist und er deswegen zum Arzt muss. Der Arzt erklärt ihm, dass die Erkrankung vom Rauchen, Bluthochdruck sowie seinem bewegungsarmen Lebensstil kommt. Herr Müller hat die Vorstellung, mit ein paar Medikamenten lässt sich der hohe Blutdruck ja in den Griff bekommen. Identifizieren Sie Merkmale des biomedizinischen Modells. ICF: Klassifikation Fallbeispiel 71-jähriger Pensionär, verwitwet und kinderlos, lebt im Hochparterre (6 hohe Treppenstufen) in einem alten zweigeschossigen Fachwerkhaus (Eigentum) in ländlicher Umgebung. Die 62-jährige Schwester und ihr Ehemann wohnen im Obergeschoß. Die Schwester stellt die Versorgung des alten Herren wegen dessen zunehmender Demenz vor bislang ungelöste Probleme (Pat. vergisst Herd abzustellen, lässt Kühlschranktür offen). Direkte Nachbarn gibt es keine, der nächste Gutshof liegt 1,5 km entfernt, der nächste Supermarkt 3 km. Sein Hausarzt wohnt 8 km entfernt im Nachbarort, sein Orthopäde und Internist 32 km entfernt in der nächsten Kreisstadt. Der Patient ist beim Kirschenpflücken von der Leiter gefallen und hat sich einen Oberschenkelhalsbruch rechts zugezogen. Bis zur Krankenhausaufnahme erhielt er bei der Selbstversorgung und Haushaltsführung Unterstützung durch die Schwester, jedoch zeitlich beschränkt, da sie noch halbtags berufstätig ist. Er hat vor dem Unfall noch gerne im Garten gearbeitet, ist allseits beliebt wegen seiner Frohnatur und fuhr bis vor zwei Monaten jeden Freitag noch sehr gerne mit dem Fahrrad zum Dorfstammtisch. Die hausärztliche Versorgung kann wie bislang im Nachbardorf (8 km entfernt) oder im Rahmen eines Hausbesuchs er-folgen. Der dort ansässige Physio-und Ergotherapeut macht allerdings keine Hausbesuche. Es besteht eine schlechte Verkehrsanbindung an den Nachbarort und die Kreisstadt: Der Bus fährt zweimal pro Tag. Betrachten Sie eine der nachfolgenden Themen aus den verschiedenen Perspektiven der Gesundheitswissenschaft: Arterielle Hypertonie Adipositas Diabetes mellitus Demenz Depressionen Leberzirrhose bei Alkoholabusus Betrachtung der Gesundheitsprobleme aus verschiedenen Disziplinen der Gesundheitswissenschaften-zum Beispiel: Soziologie (welche gesell. Auswirkungen hat Erkrankung, Einflüsse sozialer Determinanten) Epidemiologie Gesundheitspolitik Gesundheitsökonomie Medizin Gesundheitspsychologie Ethik Welche Problemstellungen ergeben sich aus der veränderten demografischen Entwicklung? Osteoporose Im Rahmen der europäischen Osteoporose-Studie wurde in der Gemeinde Eppelheim bei Heidelberg zwischen dem 1.1.1992 und dem 31.3.1993 eine Screening-Untersuchung von 283 Frauen und 297 Männern im Alter von 50-79 Jahren durchgeführt. Dabei wurde bei 21 Frauen und 15 Männern eine manifeste Wirbel-Osteoporose (Einbruch eines oder mehrerer Wirbelkörper) diagnostiziert. Berechnen Sie die Prävalenz für die Frauen und Männer. Gebärmutterhalskrebs Einem Auszug aus den Abrechnungsdaten der Krankenkasse entnehmen Sie, dass im Jahr 2008 85 Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkrankt waren, davon jedoch zehn Frauen starben. Es wurden 60 zusätzliche Fälle in diesem Jahr neu diagnostiziert, wobei fünf im gleichen Jahr noch an der Krankheit gestorben sind. Außerdem wissen Sie, dass das betrachtete Kollektiv der Krankenkasse eine Million Personen umfasst, wobei die Hälfte davon Männer sind. Ermitteln Sie die kumulative Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs im Jahr 2008 anhand der vorliegenden Informationen. Brustkrebs In einer Stadt leben 10.000 Frauen. Aktuell leiden 80 von ihnen an Brustkrebs. Es erkranken im Laufe eines Jahres 11 neu an Brustkrebs. a) Ermitteln Sie die Inzidenz. b) Ermitteln Sie die Prävalenz. Krebserkrankungen In einer Stadt mit 50.000 Einwohnern leiden im Jahr 2008 50 Personen an einer bestimmten Krebsart. a) Wie hoch ist die Prävalenz dieser Erkrankung im Jahr 2008 bezogen auf 100.000 Einwohner? Nehmen wir an, 20 Personen sind innerhalb eines Jahres neu an dieser Krebsart erkrankt. Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt weiterhin 50.000. b) Wie hoch ist die kumulative Inzidenz? Brustkrebs Es versterben im Laufe eines Jahres insgesamt 10 Frauen von 10000 Einwohnern. Von den 10 Todesfällen sind 4 auf Brustkrebs zurückzuführen. Berechnen Sie die ursachenspezifische Mortalität für Brustkrebs in diesem Fall. Brustkrebs Von den 11 neu an Brustkrebs erkrankten Frauen stirbt im Laufe des Jahres 1. Berechnen Sie die Letalität in Prozent. Gebärmutterhalskrebs Einem Auszug aus den Abrechnungsdaten der Krankenkasse entnehmen Sie, dass im Jahr 2008 85 Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkrankt waren, davon jedoch zehn Frauen starben. Es wurden 60 zusätzliche Fälle in diesem Jahr neu diagnostiziert, wobei fünf im gleichen Jahr noch an der Krankheit gestorben sind. Außerdem wissen Sie, dass das betrachtete Kollektiv der Krankenkasse eine Million Personen umfasst, wobei die Hälfte davon Männer sind. Ermitteln Sie die Mortalität dieser Erkrankung. Ermitteln Sie die Letalität dieser Erkrankung. Kohortenstudie: Lungenkrebs Sie möchten gerne ermitteln, ob es einen Zusammenhang zwischen der Exposition Rauchen und der Krankheit Lungenkrebs gibt. Aus einer Kohortenstudie, an der insgesamt 1.000 männliche Probanden teilgenommen haben, liegen Ihnen dazu folgende Angaben vor: - 35 % der Probanden waren Raucher - 30 Männer sind in der Zeit an Lungenkrebs erkrankt, davon waren 2 Nichtraucher Stellen Sie eine Vierfeldertafel auf. Kohortenstudie: Lungenkrebs Sie möchten gerne ermitteln, ob es einen Zusammenhang zwischen der Exposition Rauchen und der Krankheit Lungenkrebs gibt. Aus einer Kohortenstudie, an der insgesamt 1.000 männliche Probanden teilgenommen haben, liegen Ihnen dazu folgende Angaben vor: - 35 % der Probanden waren Raucher - 30 Männer sind in der Zeit an Lungenkrebs erkrankt, davon waren 2 Nichtraucher Ermitteln Sie das Relative Risiko. Odds Risiko Übung Ermitteln die dann für beide Krankheiten sowohl das relative Risiko als auch die Odds Ratio. Anwendung epidemiologische Grundlagen am Diabetesbericht Robert-Koch-Institut (2019). Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance2019: Diabetes in Deutschland. ➔ OPAL Aufgaben 1. Wie hoch ist die Prävalenz von dokumentiertem Diabetes in Sachsen (Männer/ Frauen)? 2. Wie zeigt sich die Prävalenz von Diabetes hinsichtlich der Bildungsschichten? 3. Wie hoch ist die Prävalenz der körperlichen Inaktivität der Altersgruppe 18 34 Jährige 2014? 4. Wie hoch ist die Prävalenz der körperlichen Inaktivität in Sachsen? 5. Wie hoch ist der Anteil der gesetzlich krankenversicherten Erwachsenen mit Diabetes in %, bei welchen eine diabetische Polyneuropathie dokumentiert ist? 6. Wie hoch ist die erwartete Anzahl gesunder Lebensjahre bei Personen ab 30 Anwendung epidemiologische Grundlagen Studie GEDA Übergewicht/ Adipositas Robert Koch Institut (2022). Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring 7(3), 23-31. ➔ OPAL Aufgaben 1. Welche Abhängigkeit zeigt sich zwischen der Prävalenz von Übergewicht (inkl. Adipositas) und der Bildungsgruppe? 2. Überlegen und diskutieren Sie Möglichkeiten der Prävention. Anwendung epidemiologische Grundlagen Müller, M., Westbrock, A. & Bühler, A. (2023). Studierendengesundheit. In Bonse- Rohmann, H. Burchert, K. Schulze & B. Wulfhorst (Hrsg.), Gesundheitsförderung im Studium (S. 68-85). Wbv. ➔ OPAL Aufgaben 1. Informieren Sie sich zu der Untersuchung der Studierendengesundheit. 2. Überlegen Sie in Gruppenarbeit eigene Aspekte dazu und Einflussfaktoren, die bei Ihnen wirksam sind. 3. Diskutieren Sie Unterstützungsmöglichkeiten dazu Informieren Sie sich zur Wirksamkeit von Schockbildern auf Zigarettenpackungen. ➔ Opal Vorbereitung Klausur Gesundheitsbildung ist am ehesten verortet an: Schulen Patient:innenschulungenin Kliniken Volkshochschulen Suchtberatungsstellen Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung Nennen Sie die richtige Antwort. Beschreiben Sie Tertiärprävention hinsichtlich dem Eingriffszeitpunkt und den Hauptzielen der Interventionen. Im Jahr 2021 betrug die Inzidenz in Prozent von dokumentiertem Diabetes mellitus bei gesetzlich krankenversicherten 65-79-jährigen Männern 3,0 %. Erklären Sie diese Zahl. Fallbeispiel zur Bearbeitung Patient Herr S. (77 Jahre) ging Anfang Mai 2021 mit typischen COVID19 Symptomen zum Arzt, allerdings wurde kein Test auf Corona-Virus durchgeführt. Eine Woche später wurden die Symptome so schlimm, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wo er ins Koma versetzt wurde. Es wurde ein PCR Test durchgeführt, der positiv ausfiel. Die Ärzte erzählten ihm hinterher, dass er einer von PatentInnen sei, der so einen massiven Verlauf habe. Während des 2-wöchigen Komas kam es zu massiven Schädigungen der Organe (vor allem Lunge) sowie des Nervensystems. Vor der Erkrankung war Herr S., ein ehemaliger Berufssoldat ein sehr sportlicher Typ, der mit seiner Frau in einem Haus lebte und gemeinsam mit seiner Frau den Garten und den Haushalt versorgte sowie seine Enkel betreute. Nach einem 6- wöchigen Krankenhausaufenthalt wurde Herr S. in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Durch die erlittene Schädigung des Nervensystems ist ein deutliches Kraftdefizit vorhanden, dadurch besteht eine erhöhte Sturzgefahr sowie deutliche Einschränkung bei der Durchführung von Alltagsbewegungen. Seit einer Woche ist es ihm möglich, einige Schritte ohne Hilfsmittel frei zu gehen, weiteres Gehen erfolgt am Rollator. Er kann die Körperpflege mit Hilfe durchführen, allein ist dies aufgrund des Kraftdefizits noch nicht möglich. Herr S. ist sehr motiviert und möchte schnell wieder seinen Zustand verbessern, um wieder zu Hause selbständig zu sein. Er weiß, dass er mit einigen Einschränkung auch dauerhaft leben muss, er gibt aber an, dass er sich damit arrangieren muss und trotzdem das Beste daraus macht. Sein Ziel ist es, seinen gewohnten Alltag soweit wie möglich wieder aufnehmen zu können und sich hinsichtlich der Einschränkungen Möglichkeiten der Kompensation zu suchen. Er gibt an, dass er auf die Unterstützung seiner Familie und Freunde bauen kann, diese helfen ihm im Umgang mit seinen Einschränkungen. Aufgaben 1. Ordnen Sie das Fallbeispiel von Herrn S. hinsichtlich der Vorstellungen / Modellen von Gesundheit und Krankheit ein. 2. Nennen Sie die sozialen Determinanten, die im Fallbeispiel eine Rolle spielen 3. Begründen Sie, wie die Angaben aus dem Fallbeispiel in die Prävention eingeordnet werden können. 4. Nennen Sie Maßnahmen aus Prävention und Gesundheitsförderung, die Sie aus dem Fallbeispiel ableiten. Präventionsmedizin Prävention (lat. praevenire = zuvorkommen) = Krankheitsverhütung Präventionsansatz Ziel Beispiele Primärprävention Verhinderung von Krankheiten Impfungen, Beeinflussung von Risikofaktoren Sekundärprävention Früherkennung von Krankheiten Mammografie-Screening, arbeitsmedizinische Vorsorge Tertiärprävention Günstige Beeinflussung des Medizinische und berufliche Krankheitsverlaufs Rehabilitation Quartäre Prävention Verhinderung nutzloser (nicht bedarfsgerechter) Medizin Präventionsansatz Ziel Beispiele Verhaltensprävention Gestaltung der Lebens-, Arbeits- Sozial- und Bildungspolitik, und Umweltbedingungen Nichtraucherschutz Verhältnisprävention Beeinflussung des individuellen Präventionskampagnen zur Verhaltens Risikominimierung; Stärkung der Gesundheitskompetenz Lebenserwartung Lebenserwartung in Deutschland im europäischen Vergleich relativ niedrig − aufgrund coronabedingter Übersterblichkeit − Risikofaktoren: Vermeidbare Mortalität 3 Gruppen vermeidbarer Todesfälle: 1. überwiegend durch medizinische Maßnahmen vermeidbare Todesfälle (ca. 1/5 der vermeidbaren Todesfälle) 2. durch medizinische und präventive Maßnahmen vermeidbare Todesfälle 3. überwiegend durch präventive Maßnahmen vermeidbare Todesfälle (fast 2/5 der vermeidbaren Todesfälle: Lungenkrebs, Leberzirrhose, KFZ-Unfälle) Abgeleitete These: „Eine weitere wesentliche Reduktion der Mortalität hängt nicht nur von den Fortschritten der kurativen Medizin und präventiven medizinischen Maßnahmen, sondern auch von nichtmedizinischen präventiven Ansätzen der Verhaltens- und Verhältnisprävention und sozioökonomischen Determinanten der Sterblichkeit ab.“ Aufgaben und Ziele der Arbeitsmedizin Das Gebiet der Arbeitsmedizin umfasst als präventiv-medizinisches Fach die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Lebenswelten sowie Gesundheit und Krankheiten. Die Ziele bestehen in der Förderung, Erhaltung und Mitwirkung bei der Wiederherstellung von Gesundheit sowie der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit durch: − Bereitstellung von wissenschaftlichen Grundlagen für diemenschengerechte Gestaltung von Arbeit, − Aufdecken von Ursachen und Ableitung präventiver Maßnahmen bei arbeitsbedingten Gesundheitsgefährdungen, arbeitsbedingten Erkrankungen, Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen − Mitwirkung bei Förderung, Erhalt und Wiederherstellung der individuellen Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit (Rehabilitation). Was ist neu in der WB Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin? Fachgebietsbezeichnung Arbeitsmedizin: Neben 3 Jahren Weiterbildung in der Arbeitsmedizin 2 Jahre Weiterbildung in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung (nicht mehr nur Innere Medizin/Allgemeinmedizin) Vom 121. Deutschen Ärztetag 2018 verabschiedete MWBO zur Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin enthält Möglichkeit zur berufsbegleitenden Zusatzweiterbildung (ZWB) Betriebsmedizin in 1.200 Stunden betriebsärztlicher Tätigkeit unter Supervision wahlweise ersetzbar durch 9 Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten Chance: insbesondere Ärzt/innen, die bereits anderweitig fachärztlich tätig sind, können sich betriebsärztlich weiter qualifizieren Facharztbezeichnung Arbeitsmedizin, WBO 2020 Definition: Das Gebiet Arbeitsmedizin umfasst als präventivmedizinisches Fach die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Lebenswelten einerseits sowie Gesundheit und Krankheiten andererseits. Im Mittelpunkt stehen dabei der Erhalt und die Förderung der physischen und psychischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit des arbeitenden Menschen, die Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen, die Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Begutachtung arbeits- und umweltbedingter Risikofaktoren, Erkrankungen und Berufskrankheiten, die Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefährdungen einschließlich individueller und betrieblicher Gesundheitsberatung, die Vermeidung von Erschwernissen und Unfallgefahren sowie die berufsfördernde Rehabilitation. Facharzt/Fachärztin für Arbeitsmedizin (Arbeitsmediziner/Arbeitsmedizinerin) Weiterbildungszeit: 60 Monate Arbeitsmedizin unter Befugnis an Weiterbildungsstätten, davon müssen o 24 Monate in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung abgeleistet werden o 360 Stunden Kurs-Weiterbildung in Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin Zusatz-Weiterbildung Betriebsmedizin, WBO 2020 Definition: Die Zusatz-Weiterbildung Betriebsmedizin umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Lebenswelten einerseits sowie Gesundheit und Krankheiten andererseits. Im Mittelpunkt steht dabei der Erhalt und die Förderung der physischen und psychischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit des arbeitenden Menschen, die Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen, die Vorbeugung, Erkennung und Behandlung arbeitsbedingter Erkrankungen und Berufskrankheiten. Voraussetzung zum Erwerb der Bezeichnung: Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung Weiterbildungszeit: 1.200 Stunden betriebsärztliche Tätigkeit unter Befugnis. Die betriebsärztliche Tätigkeit kann ersetzt werden durch 9 Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten 360 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin Institutionen und Gremien Gesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) www.dgaum.de Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) www.dgsmp.de Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VdBW) Deutsche Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA) Deutsche Gesellschaft für Arbeitshygiene (DGA) Bundesverba

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