Cultural & Gender Studies VO, WS 2024/25 PDF
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FH Salzburg
2024
Magª. Julia Schwarzacher
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These lecture notes for Cultural & Gender Studies (VO1 and VO2) detail the curriculum for the winter semester 2024/25 at FH Salzburg. The notes cover topics like definitions of culture, cultural studies history, and relevant concepts & theories, with associated readings. No examination/tests are detailed in these notes.
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Cultural & Gender Studies VO1 WS 2024/25 Magª. Julia Schwarzacher Abb.1: https://www.canstockphoto.com/cultural- studies-11759772.html Kontakt 23.11.2024 2 Kontakt Kommunikation Studienrelevante, dokumentationswürdige Information: via Email Interaktion: MS Teams oder Spr...
Cultural & Gender Studies VO1 WS 2024/25 Magª. Julia Schwarzacher Abb.1: https://www.canstockphoto.com/cultural- studies-11759772.html Kontakt 23.11.2024 2 Kontakt Kommunikation Studienrelevante, dokumentationswürdige Information: via Email Interaktion: MS Teams oder Sprechstunde oder… 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 3 Hochschulsprache Was ist ein Syllabus? Was für Typen von Lehrveranstaltungen gibt es? Welche akademischen Titel gibt es? Was ist eine Prüfungsordnung? Was bedeutet kommissionelle Prüfung? Was machen akademische Gremien an der FH und wie heißen sie? FRAGEN? 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 4 Studienanfangsumfrage 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 5 Syllabus Lernergebnis: Studierende verfügen über ein grundlegendes Wissen zum kulturellen Raum, den sie selbst bewohnen und können fundiert auf ausgewählte Positionen aus dem Diskurs um Kultur & Medien, Interkulturalität, Intersektionalität und Gender eingehen. Studierende erwerben kreative und kritische Werkzeuge zur Analyse globaler kultureller, gesellschaftspolitischer und geschlechter- spezifischer Kontexte. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 6 Syllabus Prüfungsmodalitäten: 80% der Note: Prüfung 20% der Note: Mitarbeit im Unterricht Schriftliche Prüfung: 21.11.2024 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 7 Syllabus Inhalt der LV: Die Lehrveranstaltung bietet eine Überblick über die wichtigsten Positionen und Theorien im Bereich der Cultural & Gender Studies, ihrer Geschichte und ihrer Begriffe. 1. Einführung in die Cultural Studies 2. Kultur und Identität 3. Interkulturelle Kommunikation - Erklärungen und Modelle 4. Einführung in die Gender- und Queer Studies 5. Intersektionalität 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 8 LV - Literatur Assmann. A. (2019). Introduction to Cultural Studies. Topics, Concepts, Issues, Erich Schmidt Verlag Bergmann, F., Schößler, F. & Schreck, B. (Hg.) 2012). Gender Studies. Transcript Verlag Butler, J. (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003 Beauvoir, S.(1968, ed. 2000): Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau. Rowohlt Verlag Foucault, M. (1990). History of Sexuality: An Introduction. Vintage Books. Hall, E.T. (1990). The Hidden Dimension. New York: Anchor Books Kumbier. D. & Schulz von Thun, F. (2017).Interkulturelle Kommunikation: Methoden, Modelle, Beispiele. Rowohlt Verlag Maye, H. & Scholz. Leander (2011). Einführung in die Kulturwissenschaften. UTB Wilhelm Fink Verlag Erll, A. & Gymnich, M. (2018). Interkulturelle Kompetenzen. Erfolgreich kommunizieren zwischen den Kulturen, Uni-Wissen, Klett Verlag Sardar, Z. & Van Loon, B. (2013). Introducing Cultural studies. A Graphic Guide, Icon Books Schößler, F. (2008). Einführung in die Gender Studies. Akademie Verlag 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 9 Cultural & Gender Studies VO2 WS 2024/25 Magª. Julia Schwarzacher Abb.1: https://www.canstockphoto.com/cultural- studies-11759772.html Was ist Kultur? „Kultur ist alles, was Menschen aus sich und den Dingen machen.“ (Bernhard Waldenfels) „Kultur ist die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet“ (Geert Hofstede) „Kultur ist die Weise, in welcher Menschen sich verständigen, ihre Kenntnisse über die Einstellungen zum Leben weitergeben und entwickeln. Kultur ist das Muster der Sinngebung, in dessen Rahmen Menschen ihre Erfahrungen deuten und ihr Handeln lenken.“ (Clifford Geertz) „Die Kultur kann in ihrem weitesten Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schliesst nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen.“ (UNESCO-Kommission 1983, 121) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 11 Definitionen lat. colere (pflegen, kultivieren) Allgemein: Jede einer Systematik und inneren Ausdifferenzierung folgende menschliche Tätigkeit (z.B. Partykultur, Bakterien-Kulturen) Im Kontext der LV als Pluralitätsbegriff: Geographische und politische Großgebilde wie Nationen, die durch Sprache, Mentalität und Geschichte als Einheit von außen wahrgenommen werden Gesellschaftliche Kollektive, die als Singularität mit eigenen Symbolen, Codes, kollektiven Rituale, Kunst(stilen), Technik, Medien und soziale Aktivitäten wahrgenommen werden und mit Kultur(raum) bezeichnet werden 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 12 23.11.2024 https://www.memecon.de/kulturaspekte.html 13 Kulturbegriffe als „Werte“ Normativ: nicht deskriptiv, sondern vorgebend, was sein soll Beispiele: Hochkultur als ästhetisch anspruchsvolles, elitäres Gut einer Mittel bzw. Oberschicht (Ideale des Bürgertums im 19. Jhdt.) Gesellschaftliche Normen wie „Kernfamilie“ 23.11.2024 Abbildungen: Commoncreatives 14 Kulturbegriffe als „Werte“ Zivilisatorisch: westliches Verständnis von der „ziviliserten/kultivierten“ Natur im Gegensatz zum „Primitiven“ (dt. Kultur / engl. civilisation) Beherrschung der Triebe und (Selbst)disziplin in modernen komplexen Gesellschaften als historischer Prozeß der Interdependenz (Verflechtung) vgl. Norbert Elias „Über den Prozeß der Zivilisation“ 1939 „Kultur als dünne Eisschicht, auf der wir uns bewegen“ Balance-Akt zwischen Trieb und kulturellen Normen vgl. Sigmund Freud „Das Unbehagen in der Kultur“ 1930 Sigmund Freud 23.11.2024 Abbildungen: Commoncreatives " Kulturbegriffe als „Werte“ Kritisch: für Theodor W. Adorno ist Kultur etwas fast Religiöses, Erhabenes und im Gegensatz zum Mythisch-Irrationalen eine anspruchsvolle Höchstleistung Walter Benjamin prägt den Begriff „Aura“ – diese geht verloren im Zeitalter massenhafter Kunstproduktion, wo Kunstwerke ihre Einmaligkeit und ihren Kontext verlieren ▲Adorno Gegensatzbildung der „Frankfurter Schule“: auratische Kultur Benjamin▼ versus weltliche Produktion der Massenkultur → diese dient in erster Linie der Unterhaltung und Kommerzialisierung, nicht der intellektuellen oder spiritu-ellen Bereicherung 23.11.2024 Abbildungen: Commoncreatives Cultural & Gender Studies VO3 WS 2024/25 Magª. Julia Schwarzacher Abb.1: https://www.canstockphoto.com/cultural- studies-11759772.html Was sind die Cultural Studies? Begriff aus dem anglo-amerikanischen Raum (vgl. Kulturwissenschaften), geprägt von Richard Hoggart 1964 Analysieren alltägliche und gegenwärtige intra- und transkulturelle Verhaltensweisen, Beziehungen und Konflikte in Gesellschaften durch Kontextualisierung und Analyse von Machtverhältnissen, die sich u.a. in (Massen)medien und Populärkultur manifestieren Ziel: Ideologien offenlegen und dekodieren ► (De)Konstruktion Analyse der Rolle von Ideologien bei der Aufrechterhaltung sozialer Hierarchien Politische und gesellschaftliche Verbesserung im Sinne von Repräsentation 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 18 Forschungsfelder Cultural Studies Forschungsgebiete: Medien-, Produkt- und Inhaltsforschung, sowie Rezeptions- und Aneignungsforschung Interdisziplinäres Feld Kunst, Medienwissenschaften, Literaturwissenschaften, Anthropologie, Ethnologie, Soziologie, Sprachwissenschaften, Psychologie, Geschichte, Politikwissenschaften Alle Bereiche des menschlichen Lebens und Erfahrens können Gegenstand kultureller Forschung sein. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 19 Entstehung der Cultural Studies als Gegenbewegung zur bürgerlicher Hochkultur an brit. Universitäten (Center for Cultural Studies)► Birmingham Schule Gegründet von Raymond Williams, Edward Thompson und Richard Hoggart: junge marxistisch inspirierte Literaturwissenschafter Erfahrungen aus der Arbeiterschicht oder den Kolonien waren in den 1960ern nicht in den Geisteswissenschaften repräsentiert Untersuchung der Populärkultur (1980er) Wechselwirkung zwischen Kultur, Politik und Gesellschaft als Forschunsgfeld Wichtige Vertreter: Stuart Hall „The Emergence of Cultural Studies and the Crisis of the Humanities“ (1990) Edward W. Said Ausweitung um die "post-colonial theories“ 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 20 Stuart Hall „Representation matters“ Entstehung der Cultural Studies als eine Reaktion auf die Unzulänglichkeiten der traditionellen Geisteswissenschaften, die den sich verändernden sozialen, kulturellen und politischen Realitäten nicht gerecht wurden setzt sich in seinen Schriften wiederholt mit der Bedeutung von Repräsentation auseinander. „Representation: Cultural Representations and Signifying Practices“ (1997) und „Encoding and Decoding in the Television Discourse“ (1973) zeigt, wie Medien und kulturelle Produkte Bedeutung schaffen und wie diese Bedeutungen oft hegemoniale Strukturen reproduzieren Betonung der Rolle von Repräsentation in Macht- und Identitätsprozessen 23.11.2024 Abbildung: Faz.net 21 Definition Sardar, Z. & Van Loon, B. (2013). Introducing Cultural studies. A Graphic Guide, Icon Books 23.11.2024 22 Entstehung der Kulturwissenschaften Ursprung in den 1920er in Deutschland, jüdische Wissenschafter Schlüsselbegriffe: Symbol, Medium und Kultur 1970/80er Jahre: Krise der Geisteswissenschaften und Umrüstung auf Kulturwissenschaften („Austreibung des Geistes…“ Kittler, F. 1980; vgl. Assmann, 2017, 25) Beschäftigung mit Konstruktivismus,Performativität (vor allem durch Sprache) und mit Aufschreibsystemen ►führt zu Medien- und Kommunikationswissenschaften 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 23 Kulturwissenschaften Einfluss Poststrukturalistische Schriftphilosophie (Michel Foucault, Jaques Lacan, Jaques Derrida) Einfluss Toronto –Schule (Marshall MacLuhan): Kulturen sind durch Kapazitäten ihrer Medien definiert ►kulturelle Gedächtnisforschung und kollektives Gedächtnis zur Ausbildung der Identitätskonstruktion von Gesellschaften und Kulturen "Kulturwissenschaft erforscht die von Menschen hervorgebrachten Einrichtungen, die zwischenmenschlichen, insbesondere die medial vermittelten Handlungs- und Konfliktformen sowie deren Werte- und Normenhorizonte. Sie entwickelt dabei Theorien der Kultur(en) und materiale Arbeitsfelder, die systematisch wie historisch untersucht werden." (Böhme et al., 2000) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 24 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 25 Angewandte Kulturwissenschaften Frage der Bedeutung der Kultur für soziales Handeln und mit der Veränderung der Kultur durch dieses Handeln ("pragmatische Kulturwissenschaft") Zusammenhang zwischen Kultur, Kommunikation und Medien im Zentrum des Interesses Methodiken der qualitativ-rekonstruktiven Sozial- und Kulturforschung erlauben beschreibendes und erklärendes sowie handlungspraktisch relevantes Wissen über Kultur, Künste, Design, Kulturmedien, Kulturkommunikation und Kulturpublizistik 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 26 „Hausübung“ Recherchiert folgende Kulturwissenschafter*innen und ihre wichtigsten Thesen. Diese werden im Rahmen der schriftlichen Prüfung am Ende des Semesters abgefragt. Antonio Gramsci Pierre Bordieu Marshall McLuhan Michel Foucault Judith Butler Gayatri Spivak 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 27 Cultural & Gender Studies VO4 WS 2024/25 Magª. Julia Schwarzacher Abb.1: https://www.canstockphoto.com/cultural- studies-11759772.html Das kleine Ich bin Ich Was ist „meine Identität“? Was ist „meine Kultur“? Was sind „meine Werte“? Und woher kommt das alles…? 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 29 Kultur und Identität – Schlüsselbegriffe der interkulturellen Kommunikation Nationalität Multikulturalität Interkulturalität Transkulturalität Kulturelle Standardisierung Interkultureller Kompetenz Diversität Inklusion 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 30 Nationalität (vgl. Duden, 2019) „Nationalität ist die rechtliche Zuordnung einer Person zu politisch definierten Nationen im Sinne der Staatsbürgerschaft.“ „Nation als Bezugspunkt einer ethnischen Gruppe (sich etwa als deutsch, französisch oder polnisch zu definieren).“ Nationalität kann, muss aber nicht Bestandteil der Identität sein. Ausprägung des Nationalitätsgefühl hängt oft mit politischer Haltung zusammen (von Patriotismus zu Rassismus; Ausländerhass; der „reine“ Volkskörper) KITT einer Nationalkultur sind gemeinsame Sprache, Geschichte, Standardisierungen und Institutionen Kollektive / Gruppen / soziale Klassen / Religionen in einer Nationalkultur sorgen nicht für „Containerkulturen“, sondern für DIVERSITÄT 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 31 Multi-, Inter- & Transkulturalität Multikulturalität Nebeneinander (z.B. New York), aber auch Trennung (Apartheid) oder Assimilation (Europa) Interkulturalität Schnittmengen und Handlungsweisen führen zu Interaktion und Kommunikation zw. Kulturen Transkulturalität Echtes Miteinander von Kulturen in einer Gesellschaft oder in einer Interaktion Kulturelle Standardisierung Kulturspezifische Zeichen dienen der Verständigung innerhalb von Kollektiven – „kulturelle Codes“. Die Standardisierung der Kommunikation (Zeichen), des Denkens (Alltagswissen), des Empfindens („natürlich“ versus „sozial konstruiert“) und des Verhaltens (Codes) bilden das kulturelle System, in dem wir uns bewegen, und das wir als „normal“ ansehen. Beispiele: Umgangsformen, Zeitkonzepte, Raumkonzepte, Normen, religiöse Überzeugungen etc. (vgl. Hansen, 1995) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 33 Wie analysiere ich verschiedene Kulturen und ihre Begegnung? Modelle zur Erklärung: Kulturdimensionen (BOLTEN, HOFSTEDE, TROMPENAARS) Kulturstrukturen (MALETZKE) Kulturstandards (THOMAS) Alle hier vorgestellten Modelle sind problematisch, helfen aber bei der Systematisierung. Gefahr: Stereotypisierung Wichtig: Kulturen sind keine statischen Gebilde, sondern heterogen, dynamisch und hybrid. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 34 3 Kulturdimensionen nach Jürgen Bolten (2013): Beobachtbare Ebene (perceptas): 1. soziale Dimension (soziale Interaktion, Strukturen und Institutionen) 2. materiale Dimension (Medien, kulturelle Artefakte z.B. Bauwerke, Texte, Bilder) Unbeobachtbare Ebene (conceptas und context): 3. mentale Dimension (kulturspezifische Codes: Denkweisen, Gefühle, Handlungsmuster, kollektives Gedächtnis Über die Verknüpfung von mentaler mit materialer und sozialer Dimension entsteht Kultur. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 35 Strukturmerkmale nach Gerhard Maletzke (1996) Kategorien, in denen sich Kulturen voneinander unterscheiden: Wahrnehmung Zeiterleben Raumerleben Denken Sprache Nonverbale Kommunikation Wertorientierungen Verhaltensmuster Soziale Beziehungen 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 36 Wahrnehmung: immer selektiv, visuell, taktil, olifaktorisch Zeiterleben: verschiedene Zeitkonzepte und Kalender (z.B. Chinesisches Neujahr beginnt zw. 21.1. und 21.2.) bzw. Zeiteinteilung - monochron (rigide) und polychron (flexibel) z.B. Nord- vs. Südeuropa Raumerleben: Raumkonzepte, Städtebau, Nähe-Distanz Denken: Bezugsrahmen, Fragen nach dem Warum Sprache und Nonverbale Kommunikation: hochgradig kulturspezifisch Unterscheidung nach E.T. HALL (1959) in low context und high context cultures Wörter oft kontextungebunden, Sachebene Gesprächssituation, Beziehung Verhaltensmuster: die mentale Dimension einer Kultur kann verschiedene Verhaltensmuster generieren, obwohl „nahestehende“ Kultur, z.B. courtship patterns Soziale Beziehungen: Gliederung der Gesellschaft Wertorientierungen: siehe Hofstedes Kulturdimensionen 23.11.2024 37 Die Kulturdimensionen nach Geert Hofstede 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 38 Details Hohe Machtdistanz in asiatischen, niedrigsten in Schweden. Feminine osteuropäischen (!), Kulturen setzen auf Solidarität in der lateinamerikansichen und arabischen Gesellschaft. Ländern. Geringe Machtdistanz in Sicherheitsorientierung vs. USA, UK, Israel, Skandinavien und Flexibilität: deutschsprachige Länder. Unsicherheitsvermeidung, wie bedroht man sich in einer Kultur von Individualismus stark ausgeprägt in unbekannten Situationen fühlt, wie viel Reglementierung man braucht – USA, Australien, Kanada, am höchsten in Deutschland Deutschland, UK und Schweiz, während Kollektivismus in Südamerika, Pakistan, China, Indien, Langzeitorientierung: Japan und Korea zu finden ist Auseinandersetzung mit Konfuzianismus führt zu Soziokulturelle Dimension des langzeitorientiertem Denken in Ostasien (Hegen von Tugenden für Maskulinen am stärksten in Japan, künftigen Erfolg) im Gegensatz zum Deutschland, USA und Iran, am „schnellen Dollar“ 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 39 „Hausübung“ Recherchiert Hofsteedes Kulturdimensionen. Diese werden im Rahmen der schriftlichen Prüfung am Ende des Semesters abgefragt 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 40 Interdependente Globalkultur und Netzwerke Individuen & Gesellschaften sind heute transkulturell, es entstehen Hybride und Netzwerke. Merkmale: verbindet Nationalkulturen kulturelle Mischformen aufgrund individueller Basis Unterschiede verschwinden nicht, aber es entstehen Schnittmengen Conclusio: Transkulturelle Identitäten erleichtern die Verständigung, da es Netzwerkverbindungen gibt, auf die man aufbauen kann (etwa bei Meinungsunterschieden usw.). 41 Gender Studies VO 5 Einführung, Begriffsdefinitionen und Theorieansätze Bild durch Klicken auf Symbol hinzufügen (bitte Lesbarkeit des Titels und Untertitels Gender Studies (Geschlechterforschung) „Die Gender Studies behandeln Geschlecht und Geschlechterverhältnis nicht als naturgegebene, sondern als überwiegend gesellschaftliche Phänomene, die durch soziale sowie kulturelle Praktiken und Strukturen konstruiert werden. Sie sehen keinen deterministischen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht und der Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft. Während das biologische Geschlecht in der Regel feststehe, sei Gender dementsprechend variabel und veränderbar.“ Steffen, T. (Hrsg.).(2004). Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Königshausen & Neumann Abkehr von biologisch-anatomischen „Organismustheorie“, die zur Herausbildung einer Ordnung der Geschlechter diente und Geschlechtshabitus und Geschlechterstereotype zementierte (z.B. Männlichkeit als aktiv, Weiblichkeit als passiv bereits bei Aristoteles) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 43 Forschungsbereiche der Gender Studies: Analysen von Geschlechterkonstruktionen und -dekonstruktionen: sozial, diskursiv, performativ und/oder kulturell Vielfalt und Analyse der Geschlechtsidentitäten und Verschränkung mit anderen Kategorien (Klassenzugehörigkeit, Ethnizität, Hautfarbe etc.) Forschungsansatz in verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, hauptsächlich Geschichtswissenschaften und Soziologie Praktiken der Erzeugung der Geschlechterdifferenz („doing gender“) soziale Stellung der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft mediale Präsentation und Repräsentation von Geschlecht (z.B. Film, Literatur, Kunst, Design oder Werbung) Geschlechterpädagogik, gendergerechte Didaktik Postulat: alle gesellschaftlich-kulturellen Akte sollten nach der Kategorie Geschlecht betrachtet werden 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 44 Frauenforschung Prämissen: Sex als anatomisches Geschlecht (vgl. Gayle Rubin 1975), Gender als soziales Geschlecht Stabilität der Geschlechteridentität, folgt binärer Matrix, Gender an Sex gebunden Forschungbereiche: Sichtbarmachen der Geschlechterdifferenz und den daraus resultierenden Konsequenzen für Frauen in der Gesellschaft, Politik und im Machtdiskurs Weibliche Identität(skonstruktionen) Kritik asymmetrischer Geschlechterverhältnisse Feministische Theorien 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 45 Unterschied zur Frauenforschung Gender ist nicht vordeterminiert durch Geburt bzw. Anatomie – Unterschied zu Sex Gender ist Konstruktion, die vermeintlich Spielraum erlaubt: durch Handeln (Simone de Beauvoir, 1949, Das andere Geschlecht) - Prozess des permanenten Re-Inszenierens durch performative Akte (Judith Butler, 1991, Das Unbehagen der Geschlechter) - Geschlechtsidentität und Geschlecht unterscheiden sich nicht, sondern sind vordiskursiv festgelegt (angelehnt an Michel Foucaults Diskursanalyse) und somit als heterosexuelle Norm Basis des Begehrens - Geschlecht ist ein Tun, eine kulturelle Praktik, die historisch codiert und diskursiv reglementiert ist. z.B. Kleidung, Verhalten, Kritik an Butler: wenn es kein autonomes Subjekt (Frau) gibt, ist politisches Engagement nicht möglich „Frau ohne Unterleib“ (Negieren von Körpererfahrungen) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 46 Entwicklungstendenzen der Gender Studies 1970er: Feminismus bündelte Interessen der „Frau“ (2. Welle, Recht auf Selbstbestimmung) 1980er: Pluralisierung von Gender durch Race (Ethnizität) und Class – Postcolonial Studies 1990er: Entstehung der Queer Studies, Loslösung von Heteronormativität und Hinwendung zu „minoritären“ Formen des Begehrens (vgl. Freud und die grundsätzliche Bisexualität) Inklusion der Men`s Studies und damit der Inszenierung von Männlichkeit (vgl. Women`s Studies) Postrukturalismus und Gender Studies: Absage an das universelle (männliche) Subjekt und an das binäre System, das nicht „wahr“ sondern konstruiert ist 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 47 Und was hat das mit Feminismus zu tun? Gemeinsamkeiten: Kritische Haltung zu ungleichen Geschlechterstrukturen und Ideologien Vorwurf der „ideologischen Verblendung“ von anderen Theoretiker*innen wird als Hinterfragung des Objektivitätsanspruches von Wissenschaft in beiden angesehen (vgl. Edward Said – Wissenschaft Ausdruck geltender Machtstrukturen) Akademisches Wissen als Teil der geltenden Machtordnung ►kritische Wissenschaftsreflexion Gender Studies schließen an feministische Forschungen an bzw. haben diese als Basis. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 48 Warum einen Frosch küssen, wenn man auch eine Prinzessin küssen kann? Queer Studies VO 5 Queer Studies setzen sich mit den vielfältigen Ausdrucksformen und Praktiken nicht-heteronormativer Sexualität bzw. mit den verschiedenen (pluralistischen) Begehrensformen auseinander Historisierung von Sexualität Erforschung von Identitätskonstrukten DEFINTION: Teresa de Lauretis (1991) stellt Geschlechterstabilität in Frage und Queer Studies lenken Blick dorthin, „wo biologisches Geschlecht, soziales Geschlecht und Begehren scheinbar nicht zusammenpassen“. (Jagose 2001, S.15) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 50 Entwicklung der Queer Studies Beginn: Sichtbarmachung von nicht-heteronormativen Begehrensformen in der Gesellschaft und Kultur Lesben- und Schwulenbewegung startet 1969 (Stonewall Inn Razzia, NY) Lesbische Bewegung ab 1990er nicht mehr „Speerspitze“ des neuen Feminismus Orientierung an Minoritätserfahrung schwuler Männer Verwissenschaftlichung von Sexualität 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 51 Grundlagen der Queer Studies Michel Foucaults Untersuchung „Sexualität und Wahrheit. Der Wille zum Wissen“ (1976/77)► Normierung von Sexualität war und ist Grundlage von Staat und Kultur und damit institutionalisiert Spezifisches Wissen über Sexualität wird tradiert (Verhüllung und Enthüllung) Begehren als Zentrum einer Identität ► ABWEICHUNG VON DER NORM GENERIERT NORM (Heterosexualität) Transsexualität im Spannungsfeld normativer Herstellung von Geschlecht (Konstrukt Kleidung/Verhalten) 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 52 Grundlagen der Queer Studies Begehren als Politikum ► Rechtssystem macht sexuelle Verkehrsformen zu illegalen Handlungen Sichtbarkeit von Marginalsiertem ► Marjorie Garber „Die Vielfalt des Begehrens“ (2000) Oscar Wildes Biografie als „Schwuler“ wird zu bisexueller Narration Queer Theory ► alle kulturelle Produktion ist voll von verdrängten Formen des Begehrens Queer Reading – literaturwissenschaftliche Lektüreform DIE GESAMTE KULTURGESCHICHTE LÄSST SICH AUS DER PERSPEKTIVE DER QUEER STUDIES NEU INTERPRETIEREN. 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 53 FAZIT Gender & Queer Studies Beginn in den Cultural Studies und Fokus auf Populärkultur und somit Medienkultur beeinflussen Film Studies und Medienrezeption alle „ästethischen Artefakte“ werden neu beleuchtet Film Studies beschäftigen sich mit Geschlecht und Blickkonstellation bzw. Voyeurismus (Laura Mulvey 1975) – the male gaze Stereotypisierung, Repräsentanz und Inklusion – mit den Theorien der Gender- und Queer Studies können Figuren, Storytelling, Design etc. analysiert werden Inklusion in der medialen Repräsentanz geht über die Objektifizierung vor der Kamera hinaus – Inklusion in der Produktion 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 54 Was ist Inklusion? Unter Inklusion versteht sich die Teilnahme aller an allen gesellschaftlichen Aktivitäten auf allen Ebenen und in vollem Umfang von Anfang an. 23.11.2024 FH Salzburg · https://inklusion-verein.de/der-verein/inklusion/ V 55 Repräsentation von Geschlecht, Rasse oder Klasse- Stereotypisierung Stereotype und Klischees werden von Medien reproduziert und tragen zur Bedeutungsproduktion bei. Wie geschieht Reproduktion? Schauspieler*innen mit diversem Hintergrund nur stereotyp besetzt, Storylines sind u.a. binärer Normierung unterworfen Mehrfache Diskriminierung und mangelnde Inklusion von Mitarbeiter*innen in der Film- und Serienproduktion ► Verlust an Diversität in der Repräsentation Mediendiskurs Bewusstmachung Stuart Hall: representation matters Positive Sichtbarmachung von minoritären Gruppen einer Gesellschaft 23.11.2024 FH Salzburg MMA-M 56 Repräsentation – Stereotypisierung Gut gemeint kann auch daneben gehen… Inklusion bedeutet nicht, stereotype Repräsentation komikhaft über zu betonen, sondern gesellschaftliche Wirklichkeit, die in der Produktion und Rezeption ihren Anteil hat 23.11.2024 MMA-M 57 Repräsentation – Diversität inklusive Boom in den späten 2010er Jahren Die Migrantigen (Film von Arman T. Riahi, 2017) Princess Charming (Reality Dating Show von TVNOW, 2021) Sex Education (Produziert von u.a. Laurie Nunn für Netflix, 2019) Bridgerton (Produziert von Shonda Rhimes, 2020) Uncharted: The Lost Legacy (Produziert von Naughty Dog, 2017) 23.11.2024 FH Salzburg 58 Gegen die Unterrepräsentation - Games Developers: Indie game studios, die versuchen, Diversität und Gleichstellung sowohl auf dem Screen als auch am Keyboard zu fördern, wie u.a. Twin Drums, CapGame, Silver Rain Games, the Pixel Hunt, Food for thought… Electronic Arts: 50% Frauen in führenden Positionen Initiativen: Girlswhocode in den USA mit einer einzigen Mission: “to close the gender gap in technology” #RaiseTheGam Kampagne in GB und "Hier spielt Vielfalt" in D, um Diversität im Spiel zu fördern #ForALLthePlayers Playstation Kampagne während der London Gay Pride 23.11.2024 FH Salzburg · Abteilung oder Studiengang · Vorname Nachname 60 Quellen https://www.dw.com/de/diversit%C3%A4t-in-der-deutschen-unterhaltungsindustrie/a-58129790 https://www.derstandard.at/story/2000128982080/amazon-setzt-bei-filmen-auf-inklusion-sei-was -du-bist?amplified=True https://www.ufa.de/karriere/arbeiten-bei-der-ufa/ufa-erstes-deutsches-unterhaltungsunternehme n-mit-diversitaets-selbstverpflichtung https://www.gamesindustry.biz/articles/2021-04-07-diversity-is-key-to-our-industrys-success-opi nion https://girlswhocode.com/about-us/ https://www.gamedesigning.org/gaming/diversity/ 23.11.2024 Impulsvortrag MMA-M 2021 61