Vorlesung 1: Einführung und vollkommener Wettbewerb - Wintersemester 2024/25 - PDF
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Technische Universität Dortmund
2024
Michael J. Böhm
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Diese Vorlesungsfolien behandeln die Einführung und Definitionen vom vollkommenen Wettbewerb, Annahmen, Kosten, Gewinnmaximierung, Nachfrage, Gleichgewicht und effizienz.
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Vorlesung 1: Einführung und vollkommener Wettbewerb Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 28 VL 1: Einführung Organisatorisch...
Vorlesung 1: Einführung und vollkommener Wettbewerb Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 28 VL 1: Einführung Organisatorisches Allgemeines Vorlesung – Mittwochs: 8:30 - 10:00 Uhr – Ort: HS ZE01 (CT Zentralbereich) – Beginn: 09.10.2023 – Keine Teilnahmevoraussetzungen Studienphase – Modul: Wirtschaftspolitik II Dozent – Prof. Michael J. Böhm, Ph.D. – Sprechstunde: nach Vereinbarung Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 2 | 28 VL 1: Einführung Organisatorisches Allgemeines Prüfung – Mündliche Prüfung (15–30 min., 7.5 ECTS) Materialien – Vorlesungsfolien sowie weiteres Material werden in Moodle im Kurs „Wettbewerbspolitik WiSe 24/25“ bereitgestellt – Es wird kein Passwort benötigt Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 3 | 28 VL 1: Einführung Organisatorisches Allgemeines Übung – Donnerstags: 14:15 - 15:45 Uhr – Ort: HS 4 (Hörsaalgebäude II) – Beginn: 17.10.2023 (stattdessen am 10.10. einmalig Vorle- sung!) Dozenten – Tim Seidinger und Fabian Möller – Sprechstunde: nach Vereinbarung Materialien – Übungsblätter werden in Moodle im Kurs „Wettbewerbspoli- tik WiSe 24/25“ bereitgestellt, allerdings keine Lösungen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 4 | 28 VL 1: Einführung Motivation Wettbewerbsökonomik In diesem Kurs geht es darum, wie wir den Wettbewerb in der Wirtschaft gewährleisten können. Wettbewerb hemmt die Ausbeutung. Dies ist (vielleicht) die wichtigste Erkenntnis der gesamten Wirtschaftswissenschaft. Wenn Verkäufer mit wenig oder gar keinem Wettbewerb konfrontiert sind, können sie den Mangel an Alternativen für ihre Kunden ausnutzen, indem sie hohe Preise für die von ihnen verkauften Waren und Dienstleistungen verlangen, die möglicherweise viel höher sind als die Kosten für die Herstellung der Waren und Dienstleistungen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 5 | 28 VL 1: Einführung Motivation Wettbewerbsökonomik Ähnlich verhält es sich mit Käufern, die nur wenig oder gar nicht konkurrieren: Sie können diejenigen ausnutzen, die versuchen Waren und Dienstleistungen zu verkaufen, indem sie nur sehr niedrige Preise anbieten. Ein wichtiges Beispiel für Letzteres ist, wenn Arbeitgeber in der Lage sind, Arbeitnehmer zu sehr niedrigen Löhnen einzustellen, weil die Arbeitnehmer keine anderen Möglichkeiten der Beschäftigung haben. Ein zentrales Thema der Wirtschaftswissenschaften ist, dass der Wettbewerb den Spielraum für eine solche Ausbeutung begrenzt. Jón Steinson, UC Berkeley, „Market Efficiency and Market Failure“. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 6 | 28 VL 1: Einführung Motivation Geplanter Kursablauf (Änderungen möglich) 1. Einführung und vollkommener Wettbewerb (heute) 2. Markups und Marktmacht 3. Monopol 4. Oligopol 5. Kollusion und Kartellpolitik 6. Monopson 7. Produktdifferenzierung 8. Monopolistischer Wettbewerb Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 7 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Definition von vollkommenem Wettbewerb Definition Ein Akteur gilt als perfekt kompetitiv, wenn er annimmt oder glaubt, dass der Marktpreis gegeben ist und dass seine Hand- lungen den Marktpreis nicht beeinflussen. Wird oft als Benchmark (Vergleichsmaßstab) verwendet. Als Benchmark ist er sehr bequem, aber man glaubt nicht oft, dass die Annahmen des perfekten Wettbewerbs in der Realität gelten. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 8 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Annahmen Welche Annahmen liegen dem perfekten Wettbewerb zugrunde? Die Annahme, dass der Marktpreis gegeben ist und kein Unter- nehmen einen wesentlichen Einfluss darauf hat. Homogene Güter. Vollkommen teilbare Produktion. Vollkommene Information (Verbraucher und Unternehmen). Keine Transaktionskosten. Keine externen Effekte. Freier Marktzutritt und -austritt. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 9 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Annahmen Die Annahme des vollkommenen Wettbewerbs sagt nichts über die Anzahl der Unternehmen aus. Einige Marktstrukturen implizieren, dass sich der Preis dem Wettbewerbspreis annähert, wenn die Zahl der Unternehmen groß wird. Dies ist jedoch unabhängig von der Definition des Verhaltens bei vollkommenem Wettbewerb. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 10 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Arten von Kosten: Fixe Kosten (FC): Die Kosten, die nicht von der Höhe der Pro- duktion abhängen. Variable Kosten (VC): Die Kosten, die gleich Null wären, wenn das Produktionsniveau Null wäre. Gesamtkosten (TC): TC(Q) ≡ FC + VC(Q). Durchschnittskosten (AC, auch Stückkosten): AC(Q) ≡ TC(Q)/Q. Grenzkosten (MC): die Kosten für eine zusätzliche Einheit. MC(Q) = dTC dQ. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 11 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Skalenerträge (Economies of Scale): dAC dQ < 0: Die Durchschnittskosten nehmen mit der Produktion ab. Empirisch gesehen ist AC(Q) U-förmig: Skalenerträge bei niedri- gem Q, negative Skalenerträge für hohe Q. Warum? Verbundvorteile (Economies of Scope): Zwei Produkte: A und B. TC(QA ; QB ) < TC(QA ; 0) + TC(0; QB ) Beispiel: A ist ein Flug NYC-Paris, B ist ein Flug Paris-NYC. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 12 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Nehmen wir an, dass AC(Q) U-förmig ist. Dann kreuzt MC(Q) die AC(Q) Kurve beim minimalen Durchschnittskosten- niveau. Intuition? Wenn AC ansteigt, sollten die Kosten der zusätzlichen Pro- duktion über dem Durchschnitt liegen. Wenn AC rückläufig ist, sollte MC unter dem Durchschnitt liegen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 13 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Beispiel: Angenommen, Sie betreiben ein Betonwerk: Fixkosten – Darlehenszahlungen – Miete – Instandhaltung – Teil der Lohnkosten Variable Kosten: – Vorprodukte und andere Inputs (Zement, Strom, Kies, Was- ser usw.) – Teil der Lohnkosten – Steuern – Transportkosten, Kraftstoff usw. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 14 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Kurz- vs. langfristig: Kurzfristig sind die meisten dieser Fixkosten versenkt. Die Konsequenz? Langfristig sind die meisten dieser Kosten vermeidbar, wenn das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit aufgibt. Kurzfristig sind die TC in der Regel höher. Und warum? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 15 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Kosten Buchhaltungskosten versus wirtschaftliche Kosten: Nehmen wir an, Sie sind Eigentümer eines Grundstücks. Sie können es entweder verpachten oder – es nutzen, um ein Betonwerk zu bauen und es zu betreiben. Wenn Sie entscheiden, ob Sie Ihr Betonwerk bauen wollen, sollten Sie die Opportunitätskosten berücksichtigen, die entstehen, wenn Sie Ihr Grundstück nicht verpachten. Wirtschaftliche Kosten = Buchhaltungskosten + Opportunitäts- kosten. „Firma A macht 0 wirtschaftliche Gewinne“ bedeutet, dass die Aktionäre von Firma A nicht mehr als eine normale Rendite auf ihre Investition erzielen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 16 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Gewinnmaximierung Der Produzent löst maxQ Π(Q) ≡ P(Q)Q − TC(Q) dP(Q) Was ist = P ′ (Q)? dQ – Steigung der (inversen) Nachfragekurve. Hier 0 aus Sicht des einzelnen Unternehmen (vollkommener Wettbewerb). -> Q = Q∗ , wobei Q∗ zu P = MC(Q∗ ) führt. Reicht das aus? – Wenn P < AC(Q∗ ) (wobei AC die versunkenen Kosten nicht berücksichtigt), entscheidet sich das Unternehmen für Q = 0. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 17 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Gewinnmaximierung Der Produzent löst maxQ Π(Q) ≡ P(Q)Q − TC(Q) Diese Beziehungen definieren die Angebotskurve eines jeden Unternehmens. Addiert man diese Angebotskurven, erhält man die Gesamtan- gebotskurve (oder aggregierte Angebotskurve). Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 18 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Angebotsseite: Gewinnmaximierung Aggregierte Angebotskurve Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 19 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Nachfrageseite Gehen Sie von einer abwärts gerichteten Gesamtnachfragekurve aus. Da Unternehmen und Verbraucher Mengen wählen, verwenden wir oft die inverse Nachfragefunktion: P(Q), mit P ′ (Q) < 0 Wie können wir diese Gesamtnachfragefunktion herleiten? -> Aggregieren einzelner Nachfragekurven der Haushalte (parallel zu Angebot für einzelne Unternehmen). Sind die Nachfragekurven im Mikrobereich immer abwärts gerichtet? -> Nicht verwechseln mit obigem P ′ (Q) = 0 für einzelne Unter- nehmen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 20 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Nachfrageseite Preiselastizität der Nachfrage: Die prozentuale Veränderung der Nachfrage, die sich aus einer Preisänderung von 1 % ergibt. dQ P dQ/Q ΔQ/Q εD (P) ≡ − =− (= − ) dP Q dP/P ΔP/P Achtung: Die Nachfrageelastizität ist ein lokales Konzept, kein globales. εD (P1 ) muss nicht gleich εD (P2 ) sein. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 21 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Nachfrageseite Preiselastizität der Nachfrage: εD (P) > 1: Die Nachfrage ist elastisch (zum Preis P), d. h. die Verbraucher sind recht preisempfindlich. εD (P) = 1: Nachfrage ist „unit elastic“ (einheitselastisch). εD (P) < 1: Die Nachfrage ist unelastisch. -> Denken Sie daran, dass im vollkommenen Wettbewerb Un- ternehmen davon ausgehen, dass die Nachfrage unendlich elastisch ist εD (P) → ∞. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 22 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Gleichgewicht Kurzfristig ist die Zahl der Unter- nehmen fest. Das Gleichgewicht im vollkommenen Wettbewerb liegt im Schnittpunkt der Nachfrage- und Ange- botskurven: Wenn P ∗ über den Durchschnittskosten der Unternehmen liegt, erzielen die Unternehmen kurzfristig Gewinne. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 23 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Langfristiges Gleichgewicht Langfristig gibt es einen freien Marktzutritt und -austritt: Aufgrund des freien Eintritts machen die Unternehmen lang- fristig keinen Gewinn: P = AC. Wir haben immer noch P = MC für jedes Unternehmen. MC = AC ⇒ Die langfristige Angebotskurve ist horizontal: P = P LR , mit P LR = minq AC(q). Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 24 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Kurz- vs. Langfrist: Abbildung Langfristig gewährleistet der vollkommene Wettbewerb die Produktionseffizienz, da die Unternehmen ihre Durchschnittskosten minimieren. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 25 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Effizienz des vollkommenen Wettbewerbs Soziale Wohlfahrt = Konsumentenrente + Produzentenrente. Die Konsumentenrente ist die Fläche unter der Marktnach- fragekurve abzüglich des Preises den die Verbraucher zahlen. Warum? Die Produzentenrente (= Gewinne der Unternehmen) ist die Fläche unter der Preiskurve abzüglich der Fläche unter der Angebotskurve (blau). Warum? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 26 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Effizienz des vollkommenen Wettbewerbs Erstes Wohlfahrtstheorem: Perfekter Wettbewerb ist Pareto-optimal und... (bisschen weitergehend)..... maximiert Allokationseffizienz / soziale Wohlfahrt. Wann ist ein perfekter Wettbewerb vielleicht nicht effizient? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 27 | 28 VL 1: Einführung Vollkommender Wettbewerb Literatur Basiert auf Vorlesungsfolien zu „Perfect Competition“ von Prof. Nicolas Schutz (Uni Mannheim). Herzlichen Dank für die öffentliche Bereitstellung! Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 28 | 28