Übersicht Textgebundene Erörterung Leitfaden PDF
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Dieser Leitfaden bietet eine Übersicht über die textgebundene Erörterung im Fach Deutsch. Er erklärt die Struktur und die verschiedenen Schritte, die bei der Bearbeitung einer solchen Erörterungsaufgabe zu beachten sind. Der Leitfaden gibt außerdem Anleitungen für die Formulierung der Einleitung und des Hauptteils sowie nützliche Formulierungshilfen.
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eine textgebundene Erörterung schreiben Das müssen Sie wissen Die Erörterung im Anschluss an eine Sachtextanalyse: Bei einer textgebundenen Erörterung handelt es sich um Dieser Erörterungstyp bezieht sich auf einen ab- einen zweistufigen Aufga...
eine textgebundene Erörterung schreiben Das müssen Sie wissen Die Erörterung im Anschluss an eine Sachtextanalyse: Bei einer textgebundenen Erörterung handelt es sich um Dieser Erörterungstyp bezieht sich auf einen ab- einen zweistufigen Aufgabentyp. Es geht darum, sich geschlossenen, nicht literarischen Text, der inhaltlich zumeist argumentativ mit einem Text auseinanderzusetzen, auf ein Thema bezogen ist, das kontrovers diskutiert werden dessen Kernaussagen und dessen formaler Aufbau zu kann. Von Ihnen wird zunächst verlangt, das Thema bzw. diesem Zweck zuvor erfasst und beschrieben werden Problem und häufig auch die Art und Weise, wie es vom Autor müssen. Daher kann eine textgebundene Erörterung in seinem Sachtext entfaltet wird, zu erfassen und auch als eine Verbindung von Textanalyse und wiederzugeben. Anschließend geht es darum, sich nun selbst Erörterung beschrieben werden. gedanklich mit der durch den Text aufgeworfenen Frage oder In der Aufgabenstellung wird demnach zunächst von dem Problem abwägend-erörternd zu befassen und zu einem Ihnen verlangt, einen vorgegebenen Text, in dessen eigenen Urteil zu finden. Die Aufgabenstellung, die manch- Mittelpunkt häufig ein Problem oder ein strittiges Thema mal auch aus mehreren Teilaufgaben bestehen kann, gibt steht, bezüglich des Aussagegehaltes sowie der dabei zumeist wichtige Aspekte oder aber die Richtung vor, in Aussageabsicht zu beschreiben, Formale Gesichts- welche weitergedacht werden soll. Wichtig ist für Sie, dass in punkte, etwa der sprachliche Stil, können je nach Ihrem Text ein klar erkennbarer, strukturierter Gedanken- Aufgabenstellung dabei mitberücksichtigt werden. Um gang deutlich wird, der die Grundlage dafür ist, dass der Leser den Text zu erschließen, müssen Sie die Daten zum und die Leserin Ihr abschließendes Urteil nach-vollziehen und Autor, zur Entstehungssituation (Zeit, Ort, möglicher Ihnen darin möglichst auch zustimmen können. Adressatenkreis) sowie zur Textsorte nutzen, um die Je nach Aufgabenstellung kann es sein, dass Ihnen die zugrunde liegende Kommunikationssituation und einzelnen zu behandelnden Aspekte genau vorgegeben Wirkabsicht des Textes klären zu können. Die werden oder Sie Ihren Arbeitsprozess weitgehend frei textgebundene Erörterung kann sich einerseits auf strukturieren und selbst Schwerpunkte setzen sollen. Achten literarische Werke beziehen, andererseits aber auch auf Sie genau darauf, ob von Ihnen eine vollständige Analyse des Sachtexte zu unterschiedlichen Themen (Sprache, Ausgangstextes verlangt wird oder ob lediglich eine zentrale Sprachwandel, KI bzw. Chatbots …). Kernaussage aus dem Text herangezogen werden soll. Aufbau und Formulierungshilfen E i nle itu n g In der Einleitung machst du Angaben zur Textvorlage: Du nennst Titel, Textsorte, Autor/-in und Textquelle. Außerdem formulierst du knapp das im Text behandelte Problem/Thema/strittige Fragestellung bzw. die in ihm vertretene Hauptthese. Denkbar ist auch, nicht sofort mit den Informationen zur Textvorlage zu beginnen, sondern zunächst das Interesse des Lesers am Thema zu wecken, etwa durch eine provokante Aussage, eine Frage oder ein aktuelles Beispiel. Die Informationen zur Textvorlage würden sich dann daran anschließen. Eine möglichst präzise Formulierung der Erörterungsfrage beendet die Einleitung und leitet zum Hauptteil über. Angaben zur Textvorlage machen und zum Thema hinführen: In dem Artikel / dem Kommentar / der Glosse „...“ erschienen am... in der Zeitung..., stellt der Autor... die These auf, dass... In dem am... in der Zeitung... veröffentlichten Artikel „...“ bezieht der Autor... Stellung zum Thema... Seiner/Ihrer Meinung nach... Unter der Überschrift „...“ diskutiert der von dem Autor... verfasste Kommentar, erschienen am... in der Zeitschrift …, die Vor- und Nachteile von... Der Autor... beleuchtet in einem Essay mit dem Titel „...“ publiziert in dem Buch „...“ aus dem Jahr..., das brandaktuelle Thema … Das Problem... ist seit... in aller Munde. Auch vom Autor... wird es in dem am... in der Zeitung... veröffentlichten Artikel... differenziert diskutiert. Er vertritt dabei die These, dass... Ganz Deutschland spricht über... So auch der Autor... in seinem am... in der Zeitung... erschienenen Artikel „...“. Seine Hauptthese lautet dabei,... Die Erörterungsfrage formulieren und zum Hauptteil überleiten: Welche Argumente für bzw. gegen die These... sprechen, möchte ich im Folgenden in Auseinandersetzung mit dem Text „...“ des Autors... diskutieren. Inwieweit der Position des Autors... zuzustimmen oder zu widersprechen ist, soll Gegenstand dieser Erörterung sein / damit möchte ich mich im nachfolgenden Text auseinandersetzen. Ob oder inwieweit ich die Meinung des Autors teile, dass..., möchte ich im Folgenden erörtern. Hauptteil Die Gestaltung des Hauptteils richtet sich nach der konkreten Aufgabenstellung, die der textgebundenen Erörterung zugrunde liegt. In der Regel setzt er sich aber aus zwei Teilen zusammen: der Textanalyse und der Erörterung: I: Textanalyse In der Textanalyse gibst du den Gedankengang der Textvorlage zusammenfassend wieder: Du benennst das behandelte Problem, stellst die zentralen Thesen vor und erläuterst die Argumentation des Autors. Wenn gefordert, beziehst du auch die sprachlichen Mittel in deine Analyse mit ein. Geben Sie zentrale Textaussagen in gegliederter Form wieder. Das Tempus ist das Präsens. Wenn Sie sehr nah wörtliche Aussagen anführen wollen, nutzen Sie die indirekte Rede. Verdeutlichen Sie dabei den Argumentationsgang des Textes. Bezieht sich der Autor auf ein aktuelles Problem oder rekurriert er auf einen anderen Text? Ist die Schreibintention sofort ersichtlich? Werden Gegenargumente genannt? Wenn ja, wie geht der Autor mit ihnen um? Werden die Argumente im Text schlüssig mit Belegen und Beispielen gestützt? Wie ist der Schlussteil gestaltet (endet der Text z. B. mit einem Appell, einer Zukunftsvorstellung oder einem Fazit)? Beachten Sie die formale Gestaltung des Textes. Ist ein bestimmter Schreibstil (z.B. ironisch, sachlich, satirisch etc.) erkennbar? Welche Funktion hat die verwendete Sprache? Gibt es rhetorische Strategien, die der Autor einsetzt? Stellen Sie abschließend die Intention des Textes pointiert heraus. Thesen, Argumente, Beispiele der Textvorlage wiedergeben: Der Autor erklärt / stellt fest / macht deutlich / behauptet / legt dar/ weist darauf hin / führt aus / gibt zu Bedenken / unterstreicht / lässt durchblicken / ist der Meinung / stellt die Behauptung auf / vertritt die These, dass... Der Autor spricht / warnt vor / verurteilt / problematisiert / räumt ein / widerlegt damit/ fordert dazu auf/ stellt die Frage nach / überdenkt damit / fasst... zusammen / greift damit... wieder auf / knüpft damit an... Der Autor begründet die These mit / untermauert die eigene Position durch / stützt das Argument mit / führt als Beispiel... an / zeigt am Beispiel von / erläutert das Argument anhand des Beispiels von / verweist als Beleg auf... Der Autor gelangt zu dem Schluss /betont abschließend / resümiert die eigene Position dahingehend / formuliert als Fazit, dass... Sprachliche Mittel der Textvorlage analysieren: Die Ausdrucksweise des Autors ist sachlich / emotional / aufgeregt / ironisch / witzig / provokant. | Er verwendet Hochsprache / Umgangssprache / Jugendsprache / Fachsprache, etwa wenn er... | Er gebraucht auffällig viele Adjektive / Anglizismen / Fremdwörter / sprachliche Bilder. Dies bewirkt / erzeugt beim Leser den Eindruck, dass... Der Autor verwendet auffällige Formulierungen wie ,,…“. Durch diese Wortwahl wertet er indirekt den eigenen Standpunkt auf / die gegnerische Position ab. | Er verleiht der eigenen Position Nachdruck durch den Einsatz von rhetorischen Fragen / ironischen Wendungen / Hyperbeln / doppelten Verneinungen wie... | Er verwendet häufig das Personalpronomen „wir” (im Kontrast zu „sie“ und „ihnen“), um zu signalisieren, dass... / um ein Wir-Gefühl zu erzeugen / um Solidarität zu demonstrieren. Der Autor weckt die Ängste / Befürchtungen des Lesers, dass..., indem er den Sachverhalt maßlos übertreibt/ dramatisiert/ mit einer Metapher/ einem Vergleich bildlich darstellt. | Er beschönigt die Situation, indem er Euphemismen wie... verwendet/ verharmlost den Sachverhalt durch den Einsatz von Relativierungen wie... Parallelismen / Anaphern wie... verleihen den Sätzen des Autors eine besondere Eindringlichkeit / verstärken beim Leser das Gefühl, dass... | Der überwiegend parataktische/hypotaktische Satzbau verleiht dem Text... | Die vielen Fragen / Aufforderungssitze / Ellipsen des Textes bewirken beim Leser... II: Erörterung In der anschließenden Erörterung nimmst du zu den Thesen und Argumenten des Autors kritisch Stellung: Du beurteilst die Schlüssigkeit und Nachvollziehbarkeit sowohl der Einzelargumente als auch des Argumentationsgefüges als Ganzes. Deine Zustimmung, deinen Widerspruch oder deine teilweise Zustimmung musst du dabei begründet darlegen, z.B. indem du die referierte Position durch weitere eigene Argumente stützt oder die vorgebrachten Thesen ganz oder teilweise durch Gegenargumente entkräftest. Setzen Sie sich persönlich und kritisch mit den zentralen im Text genannten Thesen auseinander. Greifen Sie dazu Kernaussagen heraus und diskutieren Sie diese: - Machen Sie Ihre eigene Position deutlich. - Bekräftigen, ergänzen oder widerlegen Sie die im Text verwendeten Argumente. - Führen Sie eigene Argumente, Belege und Beispiele an, die geeignet sind, um Ihre Position zu stützen. - Formulieren Sie Überleitungen zwischen den einzelnen Aspekten, die Sie anführen wollen. Begründen Sie Ihre eigene Meinung. Kommen Sie schließlich zu einem abschließenden Urteil über den Text. Widerspruch formulieren: Sie stimmen mit zentralen Aussagen des Textes nicht überein. Daher sollte es ihr Ziel sein, die Argumentation zu entkräften und eine Gegenargumentation aufzubauen. Führen Sie Gegenargumente und Gegenbeispiele an. Grenzen Sie den Geltungsbereich der im Text vertretenen Position ein. Prüfen Sie die Schlüssigkeit der Argumentation. Legen Sie die Prämissen des Autors offen und ordnen so die vertretene Position kritische ein. Im Gegensatz zum Autor bin ich der Meinung / denke ich, dass... Für diese Position lassen sich mehrere Argumente anführen. Zunächst... Die Ansicht, dass..., ist meines Erachtens nicht haltbar / halte ich für falsch / möchte ich zurückweisen, denn... Nicht für überzeugend halte ich das Argument des Autors, wonach... Dagegen spricht aus meiner Sicht... Folgende Argumente des Autors kann ich nicht akzeptieren:... Ich möchte sie zurückweisen, indem ich zu bedenken gebe, dass... Allerdings sollte man bedenken, dass… | Bedenken sollte man aber auch, dass… | Dem lässt sich jedoch der folgende Aspekt entgegenhalten: … | Dem steht entgegen, dass… | Andererseits darf man … nicht vergessen. | Berücksichtigt man jedoch …, dann … | Dieses Argument kann leicht widerlegt werden, indem … Zustimmung formulieren: Sie stimmen mit der im Text vertretenen Position überein und finden keine stichhaltigen Gegenargumente dazu, Daher sollten Sie den im Text dargestellten Gedankengang argumentativ erweitern. Stützen Sie die Position mit weiteren Argumenten und eigenen (Erfahrungs-)Beispielen. Benennen und entkräftigen Sie mögliche Gegenpositionen. Weisen sie die Folgerichtigkeit der im Text vertretenen Positionen nach, indem Sie die Hauptgedanken mit eigenen Worten so rekonstruieren, dass sie schlüssig und überzeugend wirken. Der Auffassung des Autors, dass..., kann ich nur zustimmen, denn... Ich teile die Ansicht / die Überzeugung des Autors, dass… Den Standpunkt des Autors bezüglich... teile ich / halte ich für richtig. Des weitern lässt sich anführen, dass… | Ein stichhaltiges/überzeugendes Argument für… | Diese Haltung soll fundiert/abgesichert werden durch … | Dafür spricht auch, dass… | Dabei stütze ich mich auf die Tatsache, dass… Teilweise Zustimmung formulieren: Der Autor hat Recht, wenn er sagt, dass... Einschränkend möchte ich jedoch zu bedenken geben, dass... Der Auffassung des Autors, wonach..., kann ich nur teilweise zustimmen, denn... Der Position des Autors kann ich nur in dem Punkt / in der Hinsicht beipflichten, dass... Bei genauerer Betrachtung zeigt sich nämlich … Zwar ist dem Autor im letzten Punkt zuzustimmen. Er übersieht jedoch dabei... Sc hlu ss Im Schlussteil fasst du deine eigene Position zusammen und formulierst das Fazit deiner Auseinandersetzung mit den Thesen und Argumenten der Textvorlage. Auch eine abschließende Bewertung der argumentativen Schlüssigkeit des Textes und seiner unter Umständen manipulativen Sprache hat hier ihren Ort. Ein weiterführender Gedanke, z.B. die Erläuterung der aktuellen Relevanz des Themas, eine Empfehlung zum weiteren Umgang mit dem Problem oder ein Ausblick auf eine mögliche zukünftige Entwicklung, rundet den Aufsatz ab. Als mein persönliches Fazit mochte ich festhalten, dass... | Aus den genannten Gründen vertrete ich den Standpunkt / die Auffassung, dass... Zusammenfassend ist der vom Autor aufgestellten These, dass..., zuzustimmen / zu widersprechen, denn... Alles in allem überwiegen meiner Meinung nach die Gründe für/gegen… | Mich überzeugen am stärksten die Argumente für/gegen … Obwohl man zugeben muss, dass..., bin ich dennoch der Meinung... | Schlussendlich zeigt sich somit, dass… Für die Zukunft kann man sich nur wünschen, dass... | In Zukunft wird man wahrscheinlich beachten müssen, dass... | In den kommenden Jahren wird vermutlich... aus: Brückenschlag. Deutsch. Schritt für Schritt zum Abitur: interpretieren, erörtern, Essays schreiben. Braunschweig: Westermann, 2019, S. 113. Den eigenen Text prüfen: Checkliste Habe ich… das Thema des Textes und den Kontext wiedergegeben? die Kerngedanken des Autors dargelegt? den Argumentationsaufbau des Textes richtig wiedergegeben? auffällige Strategien der Leserbeeinflussung erfasst und in meiner Argumentation berücksichtigt? Autoraussagen durch Zitate bzw. Paraphrasen kenntlich gemacht? eine Überleitung zu meiner Erörterung (2. Aufgabenteil) formuliert? Stellung zur Position des Autors genommen und einen eigenständigen Gedankengang entwickelt? eine eigene Position argumentativ entwickelt und mich begründet mit der Gegenposition auseinandergesetzt? am Ende meine Position in einem Fazit zusammengefasst? eine stringente Gedankenführung (Kohärenz) im Text durchgehalten? mich sprachlich angemessen ausgedrückt? meinen Aufsatz mit Blick auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung korrigiert? die Regeln des korrekten Zitierens beachtet? meinen Aufsatz für die Leser übersichtlich gegliedert (Absätze)? nach: Krämer-Curtis, Daniela: ABI to go - Formulierungshilfen für deine Deutsch-Aufsätze. Cornelsen: Berlin, 2019, S. 36-47, P.A.U.L. D. Oberstufe. Braunschweig: Westermann, 2024. S. 593f, Umgang mit Sachtexten: Analyse, Erörterung, materialgestütztes Schreiben. Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die Oberstufe. Cornelsen: Berlin, 2015, S. 51, 55f, Brückenschlag Deutsch. Schritt für Schritt zum Abitur: interpretieren, erörtern, Essays schreiben. Westermann: Braunschweig, 2019, S.112.