Prüfverfahren der Toxikologie PDF

Summary

Dieses Dokument beschreibt Prüfverfahren in der Toxikologie. Es umfasst verschiedene Testverfahren basierend auf OECD-Richtlinien und deren Bedeutung für die Risikobewertung von Chemikalien. Die beschriebenen Methoden umfassen akute systemische und lokale Toxizitätstests sowie chronische Toxizität, Genotoxizität und Reproduktionstoxizitätsuntersuchungen.

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## Prüfverfahren der Toxikologie ### Prüfverfahren der Toxikologie - Testverfahren nach „Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)" - Prüfrichtlinien für Chemikalien - Erkennung gesundheitsschädlicher Wirkungen - In vivo und in vitro Testungen - Beteiligung des Bun...

## Prüfverfahren der Toxikologie ### Prüfverfahren der Toxikologie - Testverfahren nach „Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)" - Prüfrichtlinien für Chemikalien - Erkennung gesundheitsschädlicher Wirkungen - In vivo und in vitro Testungen - Beteiligung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) - Erarbeitung und nationale Umsetzung - ~70 standartisierte Testverfahren - OECD Test No. 4XX - Akute orale Toxizitätstests - Fixed dose procedure (OECD No 420) - Acute Toxic Class Method (OECD No 423) - Up and Down Procedure (OECD No 425) ### Akute systemische Toxizität #### Prüfverfahren der Toxikologie - Fixed dose procedure" (OECD 420 (oral) / 433 (inhalativ)) - Versuchstiere: Ratten (weibl.) - Häufig keine geschlechtsspezifischen Unterschiede - Falls doch: empfindlicheres Geschlecht wählen - Gesamt: ca. 10-20 Tiere - Acute Toxic Class (ATC)-Methode (OECD 423 (oral) / 436 (inhalativ)) - Versuchstiere: Ratten (weibl.) - Je 3 Tiere gleichen Geschlechts pro Dosis - Gesamt: ca. 9-12 Tiere ### Akute lokale Toxizität #### Prüfverfahren der Toxikologie - Schleimhautreizung (Auge; vgl. OECD 405) - 100 µL in Bindehautsack - Beobachtung über 3 Tage - Bindehaut: Rötung, Ödembildung - Cornea: Trübung, Verätzung - Retina: Entzündungen - Verlängerung der Beobachtung bis 21 Tage - Draize Test - 5 Stufen: nicht, leicht, mäßig, stark und extrem reizend - Abgängig von Reversibilität und Penetrationstiefe - Ab stark reizend + irreversibel → ätzend - Hoch umstritten, da Ersatz z.T. möglich - Spanische Wegschnecke (Augenreizung) - HET-CAM (Hen's egg test on chorioallantoic membrane; Schleimhautreizung) ### Chronische Toxizität #### Prüfverfahren der Toxikologie - Lange, wiederholte Exposition - Wochen, Jahre, Dekaden - Mögliche Akkumulationsgefahr - Habersche Regel (Fritz Haber) - Nur gültig für Summationsgifte (irreversibel) - Strahlung, Tabak, Kanzerogene - NICHT gültig für Konzentrationsgifte - Bsp.: Kohlenmonoxid ### Genotoxizität / Mutagenität #### Prüfverfahren der Toxikologie - Erbgutverändernde Wirkung - Toxische Effekte auf genetisches Material (DNA, RNA) - Nicht jedes Mutagen ist ein Kanzerogen - Viele Kanzerogene sind Mutagene - In-vitro Testung - AMES, COMET - AMES-Test - Vgl. OECD No. 471 „Bacterial reverse mutation test" - Verschiedene Stämme von *Salmonella typhimurium* oder *Escherichia coli* - Comet Assay - Verschiedene Varianten - OECD No. 489: In vivo mammalian alkaline comet assay - Testung von Doppel- und Einzelstrangbrüchen ### Reproduktionstoxizität / Teratogenität #### Prüfverfahren der Toxikologie - Reproduktionstoxizität - Schäden an Fortpflanzungsorganen, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft - Teratogenität - Potential für Miss- und Fehlbildungen während der Schwangerschaft - Besonders gefährlich im 1. Trimester ### Grenzwerte - MAK- und BAT-Werte werden jährlich von der Ständigen Senatskomission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (DFG) herausgegeben - MAK-Wert (Arbeitsplatz) - Max. Arbeitsplatzkonzentration - Gas, Dampf, Schwebstoff (Luft) - Max.-Konz., die bei 8 h täglich (40 h) bei allg. Gesundheit nicht beeinträchtigend / belastend wirkt - BAT-Wert (Personen) - Biol. Arbeitsstoff-Toleranzwert - Max. Konz. in biologischem Material, die auch bei wiederholter / langfristiger Exposition nicht beeinträchtigend wirkt ### Maßnahmen bei Vergiftungen - Folge schädlicher Wirkungen von Stoffen - 150.000-200.000 akute Vergiftungen in Deutschland pro Jahr (Schätzung!) - ~80% oral - ~15% inhalativ - ~5% dremal - Toxizität ist abhängig von - Stoffeigenschaften - Dosis - Expositionsweg - Expositionsdauer - Empfindlichkeit des Organismus ### Statistiken zu Intoxikationen - Statistik häufig schwierig - Mischintoxikationen (>100.000 Stoffe) - Fehlende toxikologische Profile ### Maßnahmen bei Vergiftungen - Ersthilfe durch Laien - Situation erkennen - Professionelle Hilfe - Lebensrettende Maßnahmen - Laienhilfe - Eigenschutz beachten - Entfernen aus Gefahrenbereich - Haut abspülen / kontaminierte Kleidung entfernen - Augendusche (10 min) - Giftinformationszentren - ChemG §16e - Einheitliche Notrufnummer ### Erste Hilfe / Lebensrettende Maßnahmen - Kontaktaufnahme mit Opfer - Ansprechen - Bewusstseinskontrolle - Beruhigung - Kontrolle der Atmung - Freihalten der Atemwege - Falls nötig Atemspende, Herzdruckmassage - Stabile Seitenlage - Ermöglicht spontanes Erbrechen - Notruf absetzen - Notruf - Giftinformationszentrale ### Sinnlose / Verbotene Maßnahmen - Ausnahme: ausdrückliche Anweisung durch Fachkundige (Arzt) - Gabe von Milch - Kein erwiesener Nutzen - Kann Giftresorption sogar verstärken - Ausnahme: F--Vergiftungen (Kleinkinder, Zahnpasta) - Gabe von Kaffee, Tee, Alkohol - Forciertes Erbrechen durch den Laien - insbesondere bei ätzenden Stoffen - Resorption oft nur in den ersten 30 Minuten reduziert ### Erstversorgung: Fünf-Finger-Regel - Hauptsächlich durch oder unter Aufsicht von medizinischem Personal - Oberste Priorität hat die Aufrechterhaltung der vitalen Funktion - Transport erst nach Stabilisation - Akzeptable Stabilität des Kreislaufs - Sicherung der Atemwege - Bauch- / Seitenlage ### Stabilisierung der Vitalparameter - ABC-Regel - Airway - Atemwege freimachen - Atemwege offen halten - Breathing - Maskenbeutel - Maschinelle Beatmung - Circulation - Herzdruckmassage - DEF-Erweiterung - Drugs - Medikamentengabe - Adrenalin, Amiodaron - ECG - Monitoring - EKG-Überwachung - Fibrillation - Defibrillation bei Kammerflimmern ### Giftentfernung - Unterschiedliche Maßnahmen zur Giftentfernung - Kein routinemäßiger Einsatz - Nutzen / Risiko abwägen - Unterschiedliche Evidenzlage; insbesondere prim. Methoden sind fraglich - Maßnahmen abhängig von Art der Vergiftung - Primär - Resorptionsverhinderung - Resorptionsverminderung - Sekundär - Beschleunigte Elimination nach Resorption ### Antidot-Therapie - Bremer Liste - Minimalliste für Notarztwagen - 4-Dimethylaminophenol (DMAP) - Atropin - Toluidinblau / Toloniumchlorid - Naloxon - Aktivkohle - „Notfalldepot“ ApBetrO §15 - Vorratshaltung wichtiger Antidote und Notfallmedikamente - Unterteilung in „Vorratshaltung" (§15 Abs. 1) und kurzfristig beschaffbar (§15 Abs. 2) ### Asservierung - Sicherstellung Proben oder Substanzresten - Erleichterung / Sicherung der Diagnose - Auch durch Laien möglich - Asservate - Verpackungen - Chemikalienreste - Pflanzenteile - Etc. - Biologische Asservate - Körperflüssigkeiten - Gewebe - Stuhl, Erbrochenes - Etc. ### Methoden zur Giftentfernung - Primäre Giftentfernungmethoden mit wissenschaftlicher Evidenz - Gabe von Adsorbenzien - Magenspülung - Provoziertes Erbrechen - Forcierte Diarrhoe - Darmspülung - Sekundäre Giftentfernung (klinische Methoden) - Alkalisierung / Ansäuerung des Urins - Forcierte Diurese - Hämodialyse - Austauschtransfusion

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