Tausch/Tauschs Dimensionen von Erziehung PDF

Summary

Dieses Dokument beschreibt die Dimensionen von Erziehungsstilen. Es betrachtet verschiedene Ansätze von Tausch und anderen Wissenschaftlern und analysiert die Auswirkungen verschiedener Erziehungsstile auf die Entwicklung von Kindern.

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**Tausch/Tauschs Dimensionen von Erziehung** Das deutsche Forscherpaar Anne-Marie und Reinhard Tausch begann in den 1960er-Jahren damit, Lehrer- und Erzieherverhalten zu untersuchen. Sie stellten fest, dass verschiedene Verhaltensweisen nicht voneinander unabhängig auftreten, sondern miteinander zu...

**Tausch/Tauschs Dimensionen von Erziehung** Das deutsche Forscherpaar Anne-Marie und Reinhard Tausch begann in den 1960er-Jahren damit, Lehrer- und Erzieherverhalten zu untersuchen. Sie stellten fest, dass verschiedene Verhaltensweisen nicht voneinander unabhängig auftreten, sondern miteinander zusammenhängen. So wird beispielsweise ein Lehrer, der viele Verbote aufstellt, die Schüler auch oft kontrollieren und gegebenenfalls bestrafen. Zunächst ging das Forscherpaar Tausch von zwei Dimensionen aus, die sie als grundlegend für das Verhalten von Lehrern und Erziehern ansahen. Dies war zum einen die emotionale Dimension, die eine Bandbreite zwischen emotionaler Wärme auf der einen Seite und emotionaler Kälte auf der anderen umfasste. Die andere Dimension bezog sich auf das Lenkungsverhalten: Hier stand auf der einen Seite die maximale, auf der anderen die minimale Kontrolle bzw. Lenkung der Schülerinnen und Schüler. In dieses zweidimensionale System ließ sich auch das Konzept von Lewin integrieren: Den Laissez-faire-Stil sahen Tausch und Tausch als minimal kontrollierend an, auf der emotionalen Seite ist das Verhalten des Erziehers neutral. Den autoritären Führungsstil (Tausch und Tausch bezeichneten ihn als autokratisch) schätzten sie als maximal kontrollierend und emotional eher kalt ein. Den demokratischen Führungsstil, den das Forscherpaar Tausch in sozialintegrativ umbenannte, sahen sie als eher emotional warm an, dabei nur mittelmäßig kontrollierend. Später entfernten sich die beiden Forscher wieder von diesem zweidimensionalen Konzept. Sie entwickelten bis Ende der 1990er-Jahre vier neue Dimensionen \[orientiert an Carl Rogers\] von erzieherischem Verhalten: 1\. Hier stehen Missachtung, Kälte und Härte auf der einen Seite, auf der anderen Achtung, Wärme und Rücksichtnahme. 2\. Dabei geht es darum, wie gut sich der Erzieher in ein Kind oder Jugendlichen hineinversetzen kann; kein Verstehen steht bei dieser Dimension vollständigem Verstehen gegenüber. 3\. Diese Dimension erfasst die Authentizität im Verhalten des Erziehenden; Fassadenhaftigkeit steht Echtheit gegenüber. 4\. Hier liegt das Augenmerk auf die Entfaltungsmöglichkeiten, die eine Lehrkraft oder ein Erzieher den Schülerinnen und Schülern bietet. Einmal werden keine fördernden, nicht dirigierenden Tätigkeiten angeboten, auf der anderen Seite stehen viele fördernde, nicht dirigierende Tätigkeiten. **Emotionale Wärme und Kontrolle** ---------------------------------- Andere Wissenschaftler hielten an der ursprünglichen Idee der unterschiedlichen Erziehungsstile fest, zum Beispiel das Forscherduo **Eleanor Maccoby und John Martin** oder ihre Kollegin **Diana Baumrind**. Sie unterscheiden vier beziehungsweise fünf verschiedene elterliche Erziehungsstile und beziehen dabei die beiden ursprünglichen von dem Forscherpaar Tausch entwickelten Dimensionen Kontrolle \[erg: das Ausmaß elterlicher Kontrolle und Anforderungen\] und emotionale Wärme \[das Ausmaß an elterlicher Wärme, Unterstützung und Akzeptanz\] in ihr Konzept mit ein: - **Autoritärer Erziehungsstil**: Die Eltern üben ein hohes Maß an direktiver Kontrolle aus. Das heißt, sie verlangen Gehorsam, ohne dabei dem Kind oder Jugendlichen gegenüber verhandlungsbereit zu sein. Dabei zeigen sie in ihrem Verhalten wenig emotionale Wärme.\ Auswirkungen: Kinder sind gehorsam und diszipliniert, passen sich in der Schule und außerschulischen Einrichtungen an, entwickeln jedoch nur ein geringes Selbstbewusstsein und wenig Selbstwertgefühl. - **Autoritativer Erziehungsstil**: Auch diese Eltern kontrollieren ihre Kinder sehr stark, allerdings nicht in restriktiver (einengender) Form. Stattdessen gibt es feste, klare Regeln und eine so genannte unterstützende Kontrolle, die sich durch einfühlende Hilfe und rationale Erklärungen auszeichnet, die das Verhalten des Kindes beeinflussen sollen. Emotional sind die Eltern ihren Kindern gegenüber stark zugewandt.\ Auswirkungen: Mehrere Studien konnten nachweisen, dass die Kinder mit Abstand die höchsten Kompetenzen in verschiedenen Leistungsbereichen und einen höheren Selbstwert zeigten. - **Permissiv-verwöhnender Erziehungsstil**: Hier gibt es nur wenig Regeln und Kontrolle für die Kinder, dafür viel Unterstützung und liebevolle Zuwendung. Im [Kleinkindalter](https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/familie/babys_und_kleinkinder_die_ersten_lebensjahre/index.html) wird dieser Erziehungsstil oft auch als \"bindungsförderliches Elternverhalten\" bezeichnet. Das Wort \"permissiv\" kommt von lateinisch \"permittere\" und bedeutet soviel wie \"zulassen\", kennzeichnet also einen liberalen Erziehungsstil.\ Auswirkungen: Die Schulleistungen der Kinder sind häufig schlecht. Impulsivität und wenig Selbstregulation bzw. Selbstkontrolle sind das Ergebnis einer zu nachgiebigen Erziehung. - **Zurückweisend-vernachlässigender Erziehungsstil**: Wenig emotionale Wärme und wenig Kontrolle -- diesen Eltern scheint die Entwicklung ihrer Kinder weitgehend egal zu sein.\ Auswirkungen: Daraus folgt häufig eine gestörte Bindungsfähigkeit, unsoziales Verhalten und wenig Selbststeuerung, was sich auch negativ auf die schulischen Leistungen auswirkt\ \[Die US-amerikanischen Psychologen Eleanor E. Maccoby und John A. Martin differenzieren Baumrinds „permissiven" Erziehungsstil weiter in eine verwöhnende und eine vernachlässigende Ausprägung und definieren damit eine zweidimensionale Klassifizierung, die bis heute in der Familienpsychologie umfassend Verwendung findet (Maccoby und Martin 1983, S. 39)\] „Weitere deutsche Befunde für die spätere Kindheit -- die 10- bis 13-Jährigen -- zeigen, dass ein unterstützender, akzeptierender und liebevoller Erziehungsstil zu geringer Ausprägung von Ängstlichkeit, aber hohen Kompetenzgefühlen, ausgeprägter Explorationsbereitschaft und stärkerer Kreativität, also vermutlich auch höherer Bildungsbereitschaft der Kinder führt, weil diese weniger negative Bewertungen der Eltern fürchten müssen und mehr Zuspruch erhalten." (Krone/Kohlmann/Leidig, 1986, zit. aus Tippelt, 2002, S. 487)

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