Stress: Definition, Mechanismen und Auswirkungen (PDF)
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Charlotte Fresenius Hochschule
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Dieses Dokument beschreibt ausführlich die Definition von Stress, seine Mechanismen und Auswirkungen auf den Menschen. Es werden verschiedene Aspekte der Stresswahrnehmung, -regulation sowie die beteiligten Gehirnstrukturen erläutert. Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über Stressforschung und deren psychologische Grundlagen.
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o à Stress entsteht, wenn Stressoren auf eine Person einwirken Kontextfaktoren o beeinflussen wie stark (und ob) Person auf Stress reagiert o Z.B. soziale Unterstützung à hat die Person Menschen, die ihr helfen können Personenfaktoren (Merkmale)...
o à Stress entsteht, wenn Stressoren auf eine Person einwirken Kontextfaktoren o beeinflussen wie stark (und ob) Person auf Stress reagiert o Z.B. soziale Unterstützung à hat die Person Menschen, die ihr helfen können Personenfaktoren (Merkmale) o Persönlichkeit & Vorerfahrungen spielen wichtige Rolle o Beeinflussen wie Stress wahrgenommen wird o Z.B Alter, Geschlecht … Wenn Situation als nicht bewältigbar eingeschätzt wird (nach secondary appraisal) à Stressreaktion o Z.B. Hoher Puls, Adrenalinausschüttung …. Je nach Dauer & Intensität des Stresses à Stressfolgen o U.a. Psychische Erkrankungen wie Burnout & Depressionen o Körperliche Beschwerden (z.B. Immunschwäche) Neubewertung (reappraisal) Nach Stressreaktion geschieht Neubewertung Stressauslösende Reize sowie persönliche Bewältigungsressouren können neu/ anders bewertet & eingeordnet werden Prozess der Neubewertung ermöglicht es Erfahrungen zu sammeln à werden bei wiederholtem Auftreten der Person-Umwelt Konstellation berücksichtigt à Stressprozess = dynamisch Je nach Erfahrungen auf gleiche Reize zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Reaktion Zusammenhang mit LTP (Langzeitpotenzierung) Neubewertung = Teil des Lernprozesses Zur Erinnerung: o LTP = mechanischer Prozess im Gehirn der dazu führt, dass Synapsen zwischen Neuronen gestärkt werden, wenn sie wiederholt aktiviert, werden o LTP V.a. im Hippocampus à Bereich für Gedächtnisbildung & Lernen Neubewertung eines Reizes wird durch präfrontalen Kortex gesteuert Präfrontale Kortex schickt hemmende Signale an Amygdala LTP stärkt Verbindung zwischen präfrontalen Kortex & Amygdala, wenn man häufig neubewertet à Verbindung hemmt die ursprüngliche Stressreaktion à Stressreaktion schwächer à Neubewertung gefestigt Erhöhte Herzfrequenz über längere Zeit → Herzprobleme. Dauerhafte Cortisolausschüttung → Immunsystem wird geschwächt. Psychologische Auswirkungen wie Angstzustände, Depressionen oder Burnout Stresswahrnehmung & -regulation Automatische & schnelle Stressreaktion sympatho- Adreno- medulläre- Erfolgt durch limbisches System Achse Limbisches System à für Emotionen, Lernen, Gedächtnis & Bewertung von Reizen zuständig Wichtigsten Strukturen: o Thalamus § „relay station“ à Umschaltstelle § Leitet sensorische Informationen (z.B. Sehen, Hören, Fühlen) an verschiedene Bereiche des Gehirns weiter o Hypothalamus § Funktion: Verbindung zur Peripherie (Hormonstreuung) § aktiviert HPA-Achse & steurert Hormonausschüttung (Cortisol & Adrenalin) o Amygdala § Funktion: Emotionale Bewertung § Für emotionale Verarbeitung von Reizen zuständig § erkennt Bedrohungen und löst emotionale Reaktionen wie Angst aus o Hippocampus § Funktion: Lernen & Gedächtnis § Entscheidend für Bildung neuer Erinnerungen § hilft, Informationen über die Situation einzuordnen (Erinnerung an ähnliche Situationen) o Automatische Reaktion basiert auf den sog. 4 Fs: o Fighting (Kampf) o Fleeing (Flucht) o Körperliche Alterung o Schädigung von Gehirnstrukturen (z.B. Hippocampus) o Abschwächung Immunsystems à krankheitsanfällig o Erhöhtes Risiko psychischer Erkrankungen (z.B. Depressionen/ Burnout) Mechanismen der Stressregulation Erklärung zu Begri;en: DA = Dopamin NA= Noradrenalin Top-down Kontrolle – Reflektive Regulation In stressfreie Situation übernimmt präfrontaler Kortex Kontrolle Präfrontale Kortex hilft dabei: o Aufmerksamkeit zu steuern o Emotionen bewusst zu regulieren o unangemessenes Verhalten zu hemmen o Entscheidungen zu tre;en und Handlungen zu planen DMPFC = dorsomedialer Präfrontale Cortex o Überwacht Fehler und bewertet Realität DLFC = dorsolateraler Präfrontaler Cortex o Steuert Gedanken & Aufmerksamkeit von oben nach unten rlPFC = rechter inferiorer Präfrontale Cortex o Hemmt unangemessene Aktionen VMPFC = ventromedialer Präfrontaler Cortex o Regelt Emotionen Top-down Kontrolle à bewusste kognitive Prozesse dominieren Bottom-up Kontrolle – reflexive Regulation Bei akuter Stresssituation verliert präfrontaler Kortex teilweise seine Funktion Amygdala übernimmt Kontrolle Amygdala steuert Reaktionen durch Emotionen & Gewohnheit (emotionale Refelxe) Entscheidungen werden nicht mehr bewusst à basieren auf instinktiven Reaktionen Was passiert? o Emotional Habits (emotionale Gewohnheiten): Das Verhalten basiert auf früheren Erfahrungen und gelernten Reaktionen. o Emotional Reflexes (emotionale Reflexe): Schnell, instinktiv, ohne bewusste Kontrolle. o Striatum: Wird bei Gewohnheitsverhalten aktivier Stress & Aufmerksamkeit Unter Stress leidet bewusste Kontrolle der Aufmerksamkeitssteuerung Saliente (z.B. Alarm) oder bedrohliche Reize ziehen die Aufmerksamkeit auf sich à sinnvoll wenn bedrohliche Reize zentral für Geschehen sind & Aufmerksamkeit benötigen Problem Information werden weniger vollständig betrachtet Kann zu Einschränkung beim kontrollierten Wechsel der Aufmerksamkeit zwischen Aufgaben kommen § Mechanisch § Sozial Reaktion auf Belastung o Stress beschreibt nicht nur Belastung sondern auch Reaktion des Systems o Reaktion kann kompensatorisch (Anpassung) oder destruktiv (Versagen) sein Gleichgewicht & Anpassung o Im Kern steht immer Störung eines Gleichgewichts (Homöostase in Biologie/ statische Belastung in Mechanik) o Stress fordert Anpassung um ursprünglichen Zustand wiederherzustellen & Belastung zu bewältigen Grenzen der Belastbarkeit o Jedes System (biologisch, physisch, sozial) hat Belastungsgrenze o Bei Überschreitung à Schäden, Dysfunktion, Zusammenbruch Zeitliche Dynamik o Stress häufig ein zeitlicher begrenzter Zustand o Kann bei anhaltender Belastung (chronischer Stress) langfristige Auswirkungen Stressforschung Walter Cannon (1871-1945, USA) Prägte Konzept der Homöstase & das „Fight-or-Flight-Syndrom“ Erkenntnisse/ Annahmen: Homöostase o Körper bemüht ein konstantes „inneres Milieu“ aufrechtzuhalten o Bemüht in relativem Gleichgewichtszustand zu verbleiben o Wird von koordinierten physiologischen Prozessen gewährleistet Stress o Als Kraft, die den homöostatischen Zustand eines Organismus nachhaltig stört o in diesem Fall wird Stressreaktion ausgelöst à Notfallreaktion Mobilisierung von Energie zur Wiederherstellung der Homöostase Soll relativ unabhängig von höheren Anteilen des ZNS ablaufen Stressreaktion als massive, uniforme Reaktion des sympathischen NS Freisetzung von Adrenalin & Noradrenalin aus Nebennierenrinde à Fight or Flight Syndrom Hans Selye (1907 Wien, 1982 Montreal) Definierte Stress als unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung Sammelte Belege aus Tierexperimente: o Verschiedene Bedienungen wie § Vergiftung § Hitze- & Kälteexposition § Schmerzinduktion § körperliche Immobilisierung § Elektroschocks … o führten zu drei charakteristischen Veränderungen (Stresstrias): § Vergrößerung der Nebennierenrinde § Schrumpfung lymphatischer Organe § Geschwürbildung im Magen-Darm-Trakt à Formulierte das AAS (GAS): Allgemeines Adaptations Syndrom Das AAS Funktion: Mobilisierung von Energiereserven Verlauf der hormonellen Stressreaktion in 3 Phasen John Mason (1924-2014) Revision der Selye`schen Stresstheorie à kritisiert Unspezifität Vermutete, dass physiologisch schädigende Reize nur aufgrund ihrer gleichzeitigen Einflüsse auf psychische Prozesse hormonelle Reaktion auslösen Versuch um Unspezifität zu widerlegen: Versuch psychische Einflüsse bei Applikation physikalischer Stressoren zu minimieren: Ergebnisse stellten Konzept der Unspezifität in Frage Laut Unspezifität: Alle Reize die eine spezifische Anpassungsreaktion erfordern müssten Stressreaktion hervorrufen Mason: Stressreaktion tritt nur auf, wenn Stressoren den Organismus gleichzeitig auch in Zustand erhöhter emotionaler Erregung versetzten Ohne emotionale Bedrohung also kein AAS zu beobachten à Schlussfolgerungen: o Es erfolgt eine Bewertung der Bedrohlichkeit im Organismus o Begleitende Erregung ist entscheidender Mediator der Stressreaktion o Situationsvarianz bei Auslösung von Stressreaktionen à keine Unspezifität o Adaptiver Wert der Stressreaktion = Bahnung von Verhaltensveränderungen à Zentral für Aktivierung der HPA ist die emotionale Reaktion auf den Stressor & nicht Stressor selbst Merkmale von Situationen, die zuverlässig eine Stressreaktion auslösen: o Neuheit o Unvorhersehbarkeit o Unsicherheit o Involviertheit (ego-involvement) o Anstrengung (trying) à Diese Aspekte kann man sich in der Forschung zunutze machen Mason definiert Stress also asl sehr spezifische Anpassungsleistung des Organismus unter Einzug der individuellen emotionalen Reaktionen Der Trier Social Stress Test (TSST) 1993 von Clemes Kirschbaum & Dirk = standardisiertes Verfahren zur Induktion von psychosozialem Stress im Labor Test soll akute psychosoziale Stressreaktion auslösen, die messbare physiologische (z.B. Cortisol, Herzfrquenz) und psychologische (z.B. Angst) Veränderungen hervorruft Ablauf des Tests: o Dauer: 15-20 min o Vorbereitungsphase: § 5 min zur mentalen Vorbereitung auf Aufgabe o Stressphase: § 5 Minuten: halten einer Rede (z.B. fiktives Bewerbungsgespräch) vor Jury § 5Min: Kopfrechnen (z.B. Rückwärtszählen in 13er Schritten) Kombination aus sozialer Bewertung, kognitiver Belastung & unvorhersehbarer Leistungssituation à ruft recht zuverlässig Stress hervor TSST wird als Goldstandart bezeichnet à weil bewährte & zuverlässige Methode ist Biologische Korrelate der Stressreaktion Parameter die man wissenschaftlich erheben kann um zu bestimmen ob … o Eine physioloische Stressreaktion ausgelöst worden ist … o Oder Sich Gruppen in der Quantität ihrer Reaktion unterscheiden … Sind: o ACTH/ Cortisol o Adrenalin & Noradrenalin o Blutdruck o Herzfrequenz (HR) o Hautleitfähigkeit (EDA) o Alpha-Amylase im Speichel o Subjektive Stressbewertung ---------------------------------------------------------------- psychologische Grundlagen psychischer Störungen Psychische Gesundheit Beschreibt Zustand gesistigem, emotionalem und sozialem Wohlbefinden Psychische Gesundheit fängt mit der ersten Zelle an o Grundlagen für psychische Gesundheit werden bereits in frühesten Entwicklungsphasen des Lebens gelegt (schon ab befruchteten Eizelle) o Psychische Gesundheit ist stark von biologischen, genetischen und epigenetischen Prozessen beeinflusst die bereits im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren ablaufen (z.B Gene, pränatale Entwicklung …) Psychische Störung Klinisch bedeutsames Verhaltens- / psychisches Syndrom Ist verbunden mit o Leidensdruck o Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen o Erhöhten Risiko für Tod, Schmerz oder Verlust an Freiheit