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Stressentstehung und Einflussfaktoren

• Stress entsteht, wenn Stressoren auf eine Person einwirken
• Kontextfaktoren beeinflussen, wie stark eine Person auf Stress reagiert; soziale Unterstützung kann hierbei helfen
• Persönlichkeit und Vorerfahrungen spielen eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Stress.

Stressreaktion und Neubewertung

• Bei Einschätzung einer Situation als nicht bewältigbar erfolgt eine Stressreaktion, z.B. erhöhter Puls und Adrenalinausschüttung
• Je nach Dauer und Intensität des Stresses können psychische Erkrankungen (Burnout, Depressionen) oder körperliche Beschwerden (Immunschwäche) auftreten
• Nach einer Stressreaktion erfolgt eine Neubewertung, bei der stressauslösende Reize und persönliche Bewältigungsressourcen anders eingeordnet werden

Langzeitpotenzierung (LTP) und Lernen

• Die Neubewertung ermöglicht das Sammeln von Erfahrungen, die bei wiederholtem Auftreten ähnlicher Situationen berücksichtigt werden; der Stressprozess ist dynamisch
• Neubewertung ist Teil des Lernprozesses, wobei LTP (Langzeitpotenzierung) eine Rolle spielt:
  • LTP ist ein mechanischer Prozess, bei dem Synapsen zwischen Neuronen durch wiederholte Aktivierung gestärkt werden
  • LTP findet v.a. im Hippocampus statt, welcher für Gedächtnisbildung und Lernen zuständig ist
  • Die Neubewertung eines Reizes wird durch den präfrontalen Kortex gesteuert, der hemmende Signale an die Amygdala sendet.
  • LTP stärkt die Verbindung zwischen präfrontalem Kortex und Amygdala, wodurch die Stressreaktion durch Hemmung geschwächt und die Neubewertung gefestigt wird

Stresswahrnehmung und -regulation: Automatische Stressreaktion

• Die automatische und schnelle Reaktionen auf Stressoren erfolgt durch die sympatho-adreno-medulläre Achse und das limbische System (zuständig für Emotionen, Lernen, Gedächtnis und Bewertung von Reizen)
• Wichtige Strukturen hierbei sind:
  • Thalamus: "Relay station" für sensorische Informationen
  • Hypothalamus: Verbindung zur Peripherie, aktiviert die HPA-Achse und steuert die Hormonausschüttung (Cortisol, Adrenalin)
  • Amygdala: Emotionale Bewertung, erkennt Bedrohungen und löst emotionale Reaktionen (Angst) aus
  • Hippocampus: Lernen und Gedächtnis, entscheidend für Bildung neuer Erinnerungen und hilft, Informationen über die Situation einzuordnen.

Automatische Reaktion und Stressfolgen

• Die automatische Reaktion basiert auf den 4 Fs: Fighting, Fleeing, Freezing, Fainting
• Erhöhte Herzfrequenz über längere Zeit kann zu Herzproblemen führen
• Dauerhafte Cortisolausschüttung schwächt das Immunsystem
• Psychologische Auswirkungen können Angstzustände, Depressionen oder Burnout sein.

Langfristige Auswirkungen von Stress

• Körperliche Alterung
• Schädigung von Gehirnstrukturen(Hippocampus)
• Abschwächung Immunsystems
• Erhöhtes Risiko psychischer(Depressionen, Burnout)

Top-down-Kontrolle und Stress

• In stressfreien Situationen übernimmt der präfrontale Kortex die Kontrolle und hilft, Aufmerksamkeit zu steuern, Emotionen bewusst zu regulieren, unangemessenes Verhalten zu hemmen sowie Entscheidungen zu treffen und Handlungen zu planen.
• Zu der Region gehören auch:
  • DMPFC(dorsomedial Präfrontale Cortex): Überwacht Fehler und bewertet Realität
  • DLFC(dorsolateral Präfrontale Cortex): Steuert Gedanken und Aufmerksamkeit
  • rIPFC(rechter inferior Präfrontale Cortex): Hemmt unangemessene Aktionen
  • VMPFC(ventromedial Präfrontale Cortex): Regelt Emotionen

Bottom-up-Kontrolle und Stress

• In akuten Stresssituationen verliert der präfrontale Kortex teilweise seine Funktion, und die Amygdala übernimmt die Kontrolle.
• Die Amygdala steuert Reaktionen durch Emotionen und Gewohnheiten(emotionale Reflexe).
• Entscheidungen werden nicht mehr bewusst getroffen, sondern basieren auf instinktiven Reaktionen.
• Emotionale Gewohnheiten basieren auf früheren Erfahrungen und gelernten Reaktionen, während emotionale Reflexe schnell und instinktiv ablaufen.
• Striatum(Gewohnheitsverhalten)wird aktiviert

Stress und Aufmerksamkeit

• Unter Stress leidet die bewusste Kontrolle der Aufmerksamkeitssteuerung
• Saliente oder bedrohliche Reize ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, was sinnvoll ist, wenn solche Reize zentral für das Geschehen sind
• Dies kann jedoch zu Problemen führen, da Informationen weniger vollständig betrachtet werden und es zu Einschränkungen beim kontrollierten Wechsel der Aufmerksamkeit zwischen Aufgaben kommen kann

Reaktion auf Belastung und Anpassung

• Stress beschreibt nicht nur Belastung, sondern auch die Reaktion des Systems, die kompensatorisch(Anpassung) oder destruktiv(Versagen) sein kann.
• Im Kern steht immer die Störung eines Gleichgewichts(Homöostase), und Stress fordert Anpassung, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und die Belastung zu bewältigen.
• Jedes System hat eine Belastungsgrenze, deren Überschreitung zu Schäden, Dysfunktion oder Zusammenbruch führen kann.

Zeitliche Dynamik und Stressforschung

• Stress ist oft ein zeitlich begrenzter Zustand, kann aber bei anhaltender Belastung(chronischer Stress) langfristige Auswirkungen haben.
• Walter Cannon prägte das Konzept der Homöostase und das "Fight-or-Flight-Syndrom".
• Homöostase:Der Körper bemüht sich, ein konstantes inneres Milieu aufrechtzuerhalten und in einem relativen Gleichgewichtszustand zu bleiben, was durch koordinierte physiologische Prozesse gewährleistet wird.
• Stress:Eine Kraft unter der die Homöostase eines Organismus nachhaltig gestört wird, wird in diesem Fall eine Stressreaktion ausgelöst(Notfallreaktion), Mobilisierung von Energie zur Wiederherstellung der Homöostase, verläuft relativ unabhängig von höheren Anteilen des ZNS.

Stressreaktion und Allgemeines Adaptationssyndrom(AAS):

• Als massive, uniforme Reaktion des sympathischen NS. Freisetzung von Adrenalin&Noradrenalin aus Nebennierenrinde→Fight or Flight-Syndrom
• Hans Selye definierte Stress als unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung. Sammelte Belege aus Tierexperimenten wie Vergiftung, Hitze, Schmerzinduktion, körperliche Immobolisierung, Elektroschocks Führten zu drei Charakteristischen Veränderungen(Stresstrias):
• Vergrößerung der Nebennierenrinde
• Schrumpfung lymphatischer Organe
• Geschwürbildung im Magen-Darm-Trakt
• Formilierte das AAS(GAS): Allgemeines Adaptations-Syndrom.

Das AAS und John Mason(1924-2014):

• Funktion: Mobilisierung von Energiereserven Verlauf der hormonellen Stressreaktion in 3 Phasen:
  • Alarmreaktion
  • Widerstandsphase
  • Erschöpfungsphase
• Revision der Selye-Stresstheorie→kritisiert Spezifität(Mason) Vermutung: das physiologisch schädigende Reize nur aufgrund ihrer gleichzeitigen Einflüsse auf psychische Prozesse hormonelle Reaktion auslösen.

Psychische Einflüsse bei Stressoren und TSST:

• Versuchte psychische Einflüsse bei der Applikation physikalischer Stressoren zu minimieren: -Es erfolgt eine Bewertung der Bedrohlichkeit im Organismus -Begleitende Erregung ist entscheidender Mediator der Stressreaktion
• Schlüssefolgerungen:
  • Adaptiver Wert der Stressreaktion = Bahnung von Verhaltensveränderung Zentral für Aktivierung der HPA ist die emotionale Reaktion auf den Stressor und nicht Stressor selbst
• Der Trier Social Stress Test(TSST)
  • 1993 von Clemes Kirschbaum & Dirk Standardisiertes Verfahren zur Induktion von psychosozialem Stress im Labor und soll akute psychosoziale Stressreaktion auslösen: Ablauf des Tests:
• Dauer:15-20min
• Vorbereitungsphase:5 min zur mentale Vorbereitung auf Aufgabe
• Stressphase:5 Minuten Rede(fiktives Bewerbungsgespräch vor Jury),5 Min: Kopfrechnen in 13er Schritten
• Kombination aus sozialer Bewertung, kognitiver Belastung & unvorhersehbarer Leistungssituation→ruft zuverlässig Stress hervor (Gold Standard)

Biologische Korrelate der Stressreaktion und psychische Gesundheit:

• Parameter die man wissenschaftlich erheben kann um zu bestimmen ob eine physiologische Stressreaktion ausgelöst worden ist
• Sind: ACTH/Cortisol Adrenalin & Noradrenalin Blutdruck Herzfrequenz(HR) +psychische Störungen durch psychologische Grundlage
• Alpha-Amylase im Speichel
• Subjektive Stressbewertung

Psychische Gesundheit und Störung

• Beschreibt Zustand gesistigem, emotionalem und sozialem Wohlbefinden
• Psychische Gesundheit fängt mit der ersten Zelle an
• Klinik bedeuttsames Verhaltens- / psychische Syndrom und ist verbunden mit:
  • Leidensdruck Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderweitigen Lebensbereichen Erhöhtes Risiko für Tod, Schmerz oder Verlust an Freiheit.