Sozialstruktur & Institution PDF
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This document discusses social structure and social mobility, focusing on the analysis of social structures and reproduction of inequalities. It explores issues such as social formations, social boundaries, and the interplay of social structure with historical and economic contexts like the BRD and DDR (German Democratic Republic).
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Vorlesung (04.12.24) - Sozialstruktur & soziale Mobilität Sozialstruktur Sozialstrukturanalyse = nicht das gesamte Gesellschaftsgefüge in den Blick Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf dem Wandel der Sozialstruktur (Reproduktion von Ungleichheit, soziale Mobilität etc.) Eine der Hau...
Vorlesung (04.12.24) - Sozialstruktur & soziale Mobilität Sozialstruktur Sozialstrukturanalyse = nicht das gesamte Gesellschaftsgefüge in den Blick Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf dem Wandel der Sozialstruktur (Reproduktion von Ungleichheit, soziale Mobilität etc.) Eine der Hauptfragen der Sozialstrukturanalyse lautet: Wie entstehen aus bestimmten Verteilungsmustern soziale Großformationen (Klassen, Milieus) Annahme: Es bilden sich soziale Grenzen zwischen den Formationen aus, die sie auch lebensweltlich voneinander unterscheidbar machen (hinsichtlich ihrer Lebensbedingungen, Lebenschancen und Prägungen) Entstand im 19. Jh. Als die jungen europäischen und nordamerikanischen Nationalstaaten durch die industrielle Revolution mit völlig neuen sozialen Problemen konfrontiert wurden Fokus auch heute oft auf nationalstaatlich zugeschnittene Gesellschaften Gesellschaftsvergleich ist nur bedingt möglich, da unterschiedliche Dimensionen von Ungleichheit eine Rolle für die Herausbildung der Sozialstruktur spielen Häufige Methode: längsschnittliche Trendbeobachtung BRD (1949-1990) “(nivellierte) Mittelstandsgesellschaft” Nach Krieg und mit zunehmender Blockkonfrontation Zuzug weiterer Angehöriger des Bildungs- und Besitzbürgertums sowie der Oberschicht, aber auch Flüchtlinge (Statuskonsistenzen) Konsolidierung, Wirtschaftswunder, Ungleichheitsbegrenzung, ab 1960er Jahre Bildungsexpansion Vertikale soziale Differenzierung bleibt erhalten, Besitz und Einkommen weiterhin starke Ungleichheitsfaktoren Reduktion absoluter Armut, Reduktion extremen Reichtums, Ausweitung der bürgerlichen Mittelschicht DDR (1949-1989) “Arbeiterliche Gesellschaft” Gesellschaftliches Ziel: klassenlose Gesellschaft, d.h. Abbau sozialer Ungleichheit in Richtung Egalität Weggang von Angehörigen des Bürgertums, Zuzug von Flüchtlingen (Statuskonsistenz), Enteignung, Umverteilung Vertikale soziale Differenzierung wurde nicht vollständig aufgehoben, aber Besitz und Einkommen als Ungleichheitsfaktoren stark relativiert Vertikale soziale Differenzierung wurde nicht vollständig aufgehoben, aber Besitz und Einkommen als Ungleichheitsfaktoren stark relativiert Kaum absolute Armut, kaum existenter Reichtum, arbeiterliche und kleinbürgerliche Schichten dominant Soziale Mobilität Soziale Vor- und Nachteile von Menschen ergeben sich nicht nur durch den aktuellen sozialen Status, sondern auch durch die Frage, wie lange jemand arm oder angesehen bleibt Intergenerationale Mobilität (Eltern - Kinder) Intragenerationale Mobilität (Stationen einer Karriere) -> Analyse von individuellen und kollektiven Laufbahnen "soziale Mobilität zeigt an, wie gut es Kindern aus weniger vorteilhaften sozialen Lagen gelingt, für sich selbst vorteilhafte soziale Lagen zu erreichen, oder umgekehrt, wie hoch das Risiko von Kindern mit vorteilhafter Familienherkunft ist, spätere eine weniger vorteilhafte soziale Lage zu erreichen" Strukturelle Mobilität durch den Krieg oder Systemwechsel verursachter (temporärer) Gesellschaftsumbau Durch wirtschaftliche Entwicklungen (zb Entstehen oder Wegfall bestimmter Sektoren) Durch politische Entscheidungen (Einführungen oder Abbau wohlfahrtsstaatlicher Instrumente) Familiäre Umstellungsstrategien Individuelle Mobilität durch Leistung und Erfolge: Vorraussetzung dafür ist Chancengleichheit In Deutschland sind Chancengleichheit im Bildungswesen und Leistungsgerechtigkeit im Berufsleben unerreichte Ziele BRD: zunächst Abbau von sozialer Ungleichheit und größere Mobilität, aber Wiederanstieg der Ungleichheit seit den 1980ern Nach 1945: das halbe sozialdemokratische Jahrhundert deutlicher Ausbau des Wohlfahrtsstaates, moderate, abgefederte Ungleichheit Regulierung des Arbeitsmarktes, Reallohnzuwächse unter den Arbeitern, Teilhabe an wirtschaftlichen Gewinnen Bildungsexpansion Liberalisierung, Globalisierung seit den 1980er Jahren Deregulierung Abwanderung von FIrmen und Produktionszweigen ins günstigere Ausland ("Billiglohnländer") DDR: zunächst hohe Mobilität nach 1945 ("Mobilitätssog"), später dann das gerade Gegenteil einer blockierten Mobilität Nach 1945: diverse sozialstaatliche Maßnahmen (Rente, Lohnerhöhungen, Sozialleistungen) Umbau des Schulsystems, Anreize für Angehörige der Arbeiterklasse für höhere Bildungslaufbahnen Hohe Entlohnung von Jobs im Industriesektor, vergleichsweise geringe Entlohnung von klassischen bürgerlichen Berufen Im Laufe der 1980er: wirtschaftliche Stagnation, zunehmende Verstopfung der Aufstiegskanäle Deutschland seit den 1990er Jahren die Regulierung Arbeitsmarkt: Lockerung Kündigungsschutz, Auswirkung des Niedriglohnsektors Einheitskosten Hartz IV Gesetze 2004 (Verringerung der Leistungsansprüche) Rentenkürzungen Veränderungen im Steuersystem -> Spitzensteuersatz wurde gesenkt von 53% auf 42% -> 1997 wurde Vermögenssteuer abgeschafft -> Erhöhung der Freibeträge bei Erbschaftssteuer -> Absenkung der Körperschaftssteuer von 52% auf 29% - Deutschland in den 1990er Jahren: gestiegene soziale Ungleichheit, vor allem im Osten hohe strukturell bedingte Mobilität Ostdeutsche Bundesländer: Überschichtung der vorhandenen Sozialstruktur Westdeutsche Bundesländer: Unterschichtung der vorhandenen Sozialstruktur Ostdeutsche: Abstiege durch wirtschaftliche Abwicklungen, Verlust des Arbeitsplatzes, Entwertung der Abschlüsse und Qualifikationen (traf v.a. Mittlere u. ältere Jahrgänge, Männer häufiger abgestiegen als Frauen), kleiner Kreis von Wendegwinnern, Öffnung der Bildungsinstitution -> insgesamt kein nach oben gerichteter Mobilitätsschub Westdeutsche: Mobilitätskanäle durch Übernahme vonPositionen in neuen Bundesländern, gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen, ansonsten eher Stagnation Lohnungleichheit hat sei den 1990er Jahren deutlich zugenommen, geht v.a. Auf sinkende Reallöhne bei mittleren und niedrigeren EInnkommensgruppen zurück Anstieg der Ungleichheit der Haushaltseinkommens, Einkommensmittelschicht schrumpft Armutsgefährdung nimmt zu (2005: 12%; 2019: 16-20%) Die selbstwahrgenommene (oder öffentlich thematisierte) Position in der Sozialstruktur muss nicht unbedingt mit der objektiven Position übereinstimmen Konzentration von Vermögen, Kapital und Besitz in DE höher als in jedem anderen EU-Land außer Lettland Bildung und soziale Mobilität Gesellschaften im Übergang von Feudalgesellschaft zu bürgerlicher Gesellschaft stellen auf neues differenzierendes und Zugang verschaffendes Kapital um: vom Adelstitel auf Bildungstitel (institutionalisiertes kulturelles Kapital) Lukrative gesell. Positionen (v.a. Innerhalb des Staatsapparates) werden nicht mehr nach Geburtsprivilegien vergeben, sondern entlang erworbener Bildungstitel -> Talent und Verdienst anstatt Erbe und Gnade der Geburt Ausweitung von Schul- und Bildungsanstalt (Akademie, Kolleg Pensionate), Vergrößerung der Schüler- und Studentenschaft Mythos der "befreienden Schule", "Aura der Fortschrittlichkeit" Aber: schule honoriert, vor allem Kinder mit kulturellen Kapital (familiär weitergegebene Wissensbestände, Verhaltensweisen, Fertigkeiten, Aspirationen) - sind am besten an schulische Erfordernisse angepasst de facto Verschränkung von ererbten/familiär vermittelten Kompetenzen und schulischer Sortierung Soziale Herkunft wird in Bildungstitel "übersetzt" Ergebnisse der empirische Studie zu DE (meist Ost und West, Geburtskurorten von 1919-1980), hier Übergang zu Universität, nicht FH: Kinder von Eltern mit Hochschulbildung hatten nicht nur die besten Chancen, einen Sekundarstufenabschluss zu erwerben, sondern auch die besten Chancen, einen Abschluss einer traditionellen Universität (nicht FH) zu erwerben Die Vorteile in den verschiedenen Bildungsgängen multiplizieren sich für diese Gruppe und führen dazu, dass diese Gruppe den höchsten Anteil an Hochschulabsolvent:innen unter allen Familien stellte Der Erfolg der Kinder aus Akademikerfamilien basiert erstens auf ihren besseren akademischen Leistungen, zweitens auf besseren nicht-kognitiven Fähigkeiten und drittens teilweise auch auf familiär getroffenen Bildungentscheidungen Chancengleichheit Wie sind die Auf- und Abstiegschancen von Personen aus bestimmten Herkunftsklassen? in den 1970er Jahren in Westdeutschland: Personen aus oberer Dienstkllasse hatten 26 mal höhere Chancen, die obere Dienstklasse statt der Facharbeiterklasse zu erreichen, im Unterschied zu Personen der Facharbeiterklasse Seitdem ist die Stärke des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und eigener Klassenposition im Westen gesunken in Ostdeutschland hat der Zusammenhang jedoch stark zugenommen Derzeit Angleichung der Mobilitätschancen zwischen Ost und West Vorlesung (11.12.24) - Organisation, Institution, Legitimitation Institution Der Begriff "Institution" wird im täglichen Sprachgebrauch oft in einem politikwissenschaftlichen Sinne (zb "Staatsorgan") oder in einem organisationswissenschaftlichen Sinne (zb "Universitt", "Theater") verwendet Das soziologische Institutionsverständnis ist breiter Grundlage ist die Einsicht der Philosophischen Anthropologie, dass der Mensch ergänzungsbedürftig ist; die Natürlichkeit anderer Lebewesen ist für ihn unerreichbar, er benötigt aufgrund seiner Instinktarmut Stabilisierungen, die er sich durch eine künstliche Umwelt schafft Hieraus leitet sich die Notwendigkeit von Werkzeugen und materieller Infrastruktur (Häuser, Städte) ebenso ab, wie die Etablierung von Routinen sowie in Festlegung von Regeln, Normen und ihrer Legitimation Entstehung von Institutionen alles menschliche Tun ist dem Gesetz der Gewöhnung unterworfen -> Handlungen werden habitualisiert -> dies ermöglicht Krafteinsparung durch Befreiung von Entscheidung Habitualisierungen gehen jeder Institutionalisierung voraus Institutionen entstehen, indem Akteure bestimmte Handlungen auf die immer gleiche Weise vollziehen - dies setzt Historizität voraus (Insititutionen entstehen nicht über Nacht) "Soziale Institutionen lassen sich allgemein definieren als kollektiv-kulturell vererbte komplexe "Handlungsprogramme" von Routinen, Regeln und Normen sowie wechselseitigen Erwartungen, die für große Verflechtungeszusammenhänge (zb ganze Gesellschaften oder ethnische Gruppen) bestimmte Lebensbereiche strukturieren und soziale Identität, Integration und Stabilität stiften." Beispiele Ehe Duale Berufsausbildung -> vielfältige formale Regelwerke (Gesetzesbestimmungen, Ausbildungsodrnungen, Ausbildungsverträge, etc.) -> informelle Normen (Handlungsreisenden Regeln für Ausbildungsmeister, Eltern, Auszubildende, Politiker, beschäftigende Unternehmen, etc.) -> soziale Praktiken des Menschen (zb Entscheidung für bestimmte Ausbildungsberufe, Ausüben bestimmter Professionen) -> spezifische Symbolsysteme (zb dem Gesellen-/Meisterbrief) -> materialisierte Artefakte (Schulgebäude, Ausbildungswerkstätten, Berufskleidungen etc.) "Eine Institution ist eine soziale Einrichtung, in der auf Dauer bestimmt wird, was getan werden muss" (Dimbath) Institutionen "Schränken die Willkür, Beliebigkeit, Entropiebereitschaft sozialen Handelns ein; sie geben dem Dasein Gebildecharakter, ordnen es und üben normative Wirkung aus" (Kontrollfunktion über ihre bloße Existenz) Institutionen haben eine Entlastungsfunktion: Menschen müssen aufgrund von Institutitonen ihre Interaktions- nein Kooperationszusammenhänge nicht ständig wieder aufs Neue aushandeln und durchplanen Stehen dem Individuum als objektive Faktizität gegenüber Etablierte Institutionen üben per se kontrollierende, normative Wirkungen aus, benötigen dennoch Legitimation und Rechtfertigung Sobald sie nämlich Wirklichkeit geworden sind, entsteht auch schon die Möglichkeit der Abweichung von den institutionell "programmierten" Handlungsabläufen, die sich von der konkreten Relevant ihres Ursprung abgelöst haben -> vgl. Generationeneffekt Mehrzahl der Rechtfertigungen und Legitimationen ist vortheorethisch: "so ist das eben", "das macht man so", Lebensweisheiten, Sprichwörter, Legenden Daneben aber auch theoretische (i.S. Von elaborierten, systematisch argumentierenden) Legitimationen: Staatstheorien, Theologien Geschichte der Institutionsforschung Philosophische Anthropologie: neben Helmut Plessner v.a. Arnold Gehlen -> Menschen sind Mängelwesen, sie brauchen Führung -> starker Institutionsbegriff -> konfliktbehaftet wegen bestimmten Weltanschauungen Heute: Revidierung der Gehlenschen Institutionentheorie u.a. Durch Karl-Siegbert Rehberg Institutionen sind Realisierungen von bestimmten Leitideen Institutionen sind umkämpft, man spricht besser von konflikthaften Mechanismen der Institutionalisierung (Prozessperspektive) Beispiel: Staat, Protestantismus Beispiel Protestantismus im 19.Jh. grundlegende gesellschaftliche Veränderungen (Urbanisierung, Industrialisierung, Verbürgerlichung, Demokratisierung) -> Frage: wie soll ein zeitgemäßer Protestantismus aussehen (Leitbild)? Stellenwert von Religion in der Moderne überhaupt (Verhältnis weltlicher Macht, gesellschaftliche Dominanz/ Deutungshoheit) Verhältnis zum Katholizismus Verhältnis von Amtskirche zu Gläubigen Mitte des 19. Jh. Wandel von reiner Amtskirche zu einer stärker gesellschaftlich eingebetteten Kirche -> Zulassung von Kirchennahen Vereinen (diakonische Vereine, Kulturvereine) -> Etablierung von Synoden (Mitsprachemöglichkeit von Laien) Erscheinungsweise signalisiert weiterhin Anspruch auf gesell. Dominanz (Leitbild) -> vgl. Kirchenbau ab 1840er Jahre: monumentale Architektur, historischer Baustil (Gotik), repräsentativer Standort, sorgfältige Innenausstattung -> Kritik am Leitbild ab 1880er Jahre: Forderung nach kleinen Kirchen (Gemeindezentren) mit mehr sozialen Angeboten Organisation Protestantismus und Katholizismus sind nicht nur Beispiele für Institutionen - als Kirchen sind sie zugleich historisch frühe Beipsiele für Organisationen! Frühe Gesellschaften waren wenig durch das Vorhandensein von Organisationen bestimmt (aber schon immer durch Institutionen!) Moderne = Organisationsgesellschaft: Leben wird umfassend durch Organisationen bestimmt (Krankenhaus, Kita, Schule, Unternehmen, Altenheim, Behörden, Sportvereine, etc.) Organisation schon früh Gegenstand der Soziologie Schwerpunkte in der Betrachtung sehr unterschiedlich -> Perspektive eher auf das Verhältnis von Organisation & Individuum: welche Auswirkungen haben Organisationen auf das individuelle Leben? -> Perspektive eher auf Verhältnis von Organisation & Gesellschaft: welche gesellschaftlichen Auswirkungen hat der zunehmende Organisationsgrad? häufig normativ -> positive Betrachtung: Organisationen sind effizient, durchsetzungsfähig etc. -> negative Betrachtung: Organisationen entmündigen Individuen Merkmale von Organisationen A: Zweck: Organisationen verfolgen bestimmte Zwecke & Ziele B: Hierarchie: Organisationen sind nicht demokratisch aufgebaut, sondern beruhen auf Heirarchien C: Mitgliedschaft: Organisation haben Mitglieder, die ein- und austreten können A: Luhmann Kriterium des Zwecks In Organisationen verpflichten sich auf einige wenige Zwecke Zwecke fokussieren die Wahl der Mittel Aber: -> Konflikte wischen Zwecken -> Zwecke (anstrakt formuliert) dienen der Außendarstellung -> Zwecke können gewechselt, (nicht) erreicht oder verfehlt werden -> Zwecke und Mittel können vertauscht werden Zwecke sind ein Strukturierungsmerkmal unter anderen B: Luhmanns Ktirerium der Hierarchie Organisationen bestehen aus Positionen (jede Position ist mit Rechten und PFlichten ausgestattet, Personal auf Position ist auswechselbar) Zusammenfassung von Positionen nach Sachgesichtspunkten (Buchhaltung, Marketing, Einkauf) zu Abteilungen (auch wieder hierarchisch organisiert) Hierarchien stabilisieren die Führung Aktzeptanz der Hierarchie als Mitgliedschaftsbedingung Hierarchien erleichtern die Anpassung an die Umwelt (schnellere Entscheidungen möglich) Hierarchien können Neuanfänge initiieren Aber: -> Informationen über die Umwelt kommen nicht nur von oben -> Einfluss von (externen) Experten -> Kontrolle informeller Kommunikationswege -> Überwachung der Mitarbeiter und "Unterwachung" der Vorgesetzten C: Luhmanns Kriterium der Mitgliedschaft: 1. Funktion Kriterien der Mitgliedschaft reduzieren den Kreis möglicher Mitgleider Der eigentliche Grund der Zulassung (Erfüllung bestimmter Erwartungen) wird in einige wenige Merkmale "übersetzt" (zb Zeugnisse, bisherige Arbeitserfahrungen) Man nimmt an, dass das neue Mitglied die Erwartungsordnung nicht stören wird Allerdings muss die Abscheibung von nicht passenden Anwärtern möglich sein, damit dieses System die Zulassung funktioniert C: Luhmanns Kriterium der Mitgliedschaft: 2. Stabilisierug der Verhaltenserwartungen Verhaltenserwartungen in Organisation werden zum Bestandteil der Mitgleidsrolle; bestimmte Erwartungen muss man erfüllen, um die Mitgliedschaft nicht zu riskieren Allerdings sind nicht alle Aufgaben einer Stelle klar umschrieben: Mitgleider müssen auch indifferent gegenüber weiteren Aufgaben sein (Indifferenzzone) Austritt und Verlust der Mitgliedschaft müssen vorstellbar sein, um zu beurteilen, ob man die aufgrund der Mitgleidschaft gestellten Rollenerwartungen erfüllen will. Warum genau man Mitglied geworden ist, ist dabei irrelevant C: Luhmanns Kriterium der Mitgliedschaft: 3. Motivation der Mitglieder Organisationen motivieren ihre Mitlgieder zb. Mittels: Geld (Zustimmung, Unterordnung werden "erkauft", z.b. über Gehalt) Zwang (keine Exit-Option, z.b. Gefängnis) Zweckidentifikation (je besser der Zweck, desto geringer kann die Bezahlung ausfallen; erhöht aber die Inflexibilität einer Organisation) Attraktivität der Handlung (muss nicht mit der Attraktivität des Zwecks zusammenfallen) Kollegialität -> oft sind verschiedene Motive miteinander verbunden Verhältnis von Formalität und Informalität Organisationen sind nicht ausreichend beschrieben, wenn man sich auf Betrachtung der formalen Strukturen, d.h. Der offiziellen Dienstwege, Weisungsbefugnisse, Berichtspflichten etc. beschränkt Daneben gibt es immer auch ein beträchtliches maß an Informalität -> "kurze Dienstwege"/ unkonventionelle Handhabungen von Vorgaben -> ungeschriebene Regeln und Erwartungen -> kreative Lösungen, wo es (noch) keine formalisierte Vorgaben gibt -> Unterwandern von Vorschriften Beispiel: Regelverletzungen Informalität Hawthorne Studie Unternehmen erwartete, dass Arbeiter gleichmäßig im Takt arbeiten an ihren jeweiligem Platz Aber: -> Arbeiter arbeiteten morgens härter als nachmittags -> tauschten untereinander Jobs, um Monotonie zu entgehen -> halfen anderen, die hinter Anforderungen zurückfielen -> behinderten Aufsichtspersonal (Inspektoren), diese Abweichungen zu melden Formen der Informalität Mit Formalität kompatible Informalität (Hilfe/Unterstützung anderer Kolleg:innen; Einrichten einer Kaffeepause) Regelverletzende Informalität ("brauchbare Illegalität") (Umgehen vorgeschriebener Kommunikationswege) Illegale (gegen das Gesetz verstoßende) Informalität (Manipulation zb VW Abgasskandal, Bestechung) Informale (nicht entschiedene) Entscheidungsprämissen stehen in Spannung zu formaler Struktur -> Bedeuten einen gewissen Wildwuchs -> Ermöglichen es aber oft auch, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren - durchaus im Sinne der Organisation Umgekehrt kann es eine Organisation regelrecht lahmlegen, wenn alle "Dienste nach Vorschrift" machen Neben "nicht entschiedenen Entscheidungsprämissen" gibt es auch nicht "nicht entscheidende Entscheidungsprämissen" -> Verhalten, Umgangsweisen Legitimation (von Organisationen) Entdeckung, dass Organisationen keineswegs immer so effizient und effektiv sind, wie sie in der Außendarstellung behaupten - oder umgekehrt: dass sie effizient gerade dann sind, wenn sie sich NICHT an die formalen Regeln halten das "rationale" einer Organisation ist oft aber nur eine gern präsentierte Fassade ("Mythos") De facto finden sich sehr viele Beipsiele für scheinbar irrationales, bzw. Nicht regelgeleitetes Agieren von und in Organisationen -> z.B. Akkreditierung von Studiengängen: für Funktionieren der Uni nicht nötig -> z.B. Besucherumfrage in Theater: Ergebnisse bleiben in der Schublade -> vgl. auch die schon genannten regelverletzenden Formen von Informalität Nach Außen wird aber an den formalen Regeln festgehalten - warum? Ursachen für Festhalten an formalen Regeln: Schaffen nach Innen Identität und Selbstvertrauen Vermitteln nach Außen Konformität der Organisation mit dem Organisationsfeld (Leitbilder: "Rationalität", "Diversität", "Nachhaltigkeit") theoretische Schlussfolgerung: nicht formale Rationalität -> sondern Konventionen der kulturellen Legitimierung (Normen, Verpflichtungen und eingeschliffene Routinen) bestimmen Organisationsstrukturen -> methodologische Schlussfolgerung: Unterscheidung von Innen & Außen (Fassade); Organisationen in ihrem gesellschaftlichen Kontext ("Organisationsfeld") untersuchen