Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand PDF
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Nicola Döring
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Dieses Dokument befasst sich mit dem aktuellen Forschungsstand der Gesundheitskommunikation auf YouTube. Es beleuchtet die Bedeutung von Onlinevideos als Kommunikationskanal für gesundheitliche Themen und die potenziellen Chancen und Risiken der Rezeption.
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10 Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand NICOLA DÖRING Onlinevideos sind weltweit zu einem wichtigen neuen Kanal der Gesundheitskommunikation ge- worden. Sie werden über diverse Video- und Social-Media-Plattformen verbreitet. Führend ist da- b...
10 Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand NICOLA DÖRING Onlinevideos sind weltweit zu einem wichtigen neuen Kanal der Gesundheitskommunikation ge- worden. Sie werden über diverse Video- und Social-Media-Plattformen verbreitet. Führend ist da- bei aktuell die Videoplattform ouTube, bei der es sich – neben der Suchmaschine Google – um die meistbesuchte Adresse im Internet handelt. ouTube-Videos befassen sich mit ganz unterschiedli- chen Themen, wobei Gesundheitsthemen prominent vertreten sind. Video-Kommunikatoren sind dabei Professionelle der Gesundheits- und Medienbranche, vor allem aber Gesundheitslaien, die diverse Krankheiten und Beschwerden, medizinische Behandlungsmethoden sowie gesundheits- bewusste Lebensweisen und Prävention thematisieren. Derartige direkt gesundheitsbezogene sowie indirekt gesundheitsrelevante Onlinevideos existieren in großer Fülle und haben teilweise sehr hohe Reichweiten; dabei ist die Inhalts ualität ausgesprochen heterogen. Dementsprechend kann die Rezeption von Online-Gesundheitsvideos sowohl mit positiven Wirkungen (z. B. Pati- enten-Empowerment) als auch mit negativen Wirkungen (z. B. Verbreitung von Fehlinformatio- nen) einhergehen. Der Beitrag beschreibt die Gesundheitskommunikation mittels Onlinevideos als wichtigen neuen Untersuchungsgegenstand für die Gesundheitsforschung, präsentiert den aktu- ellen Forschungsstand und zeigt Forschungslücken auf. 10.1 Einführung In Deutschland nutzen laut der bevölkerungsrepräsentativen JIM-Studie heutzutage 100 % der Jugendlichen das Internet (vgl. mpfs, 2016). Gleichzeitig sind nahezu 100 % der Jugendlichen von mehr oder minder starken Ausprägungsformen der Hauter- krankung Akne betroffen (vgl. Gollnick/Zouboulis, 2014). Was das für die Gesund- heitskommunikation bedeutet, ist offensichtlich: Sehr viele Jugendliche suchen Hilfe für ihr pubertätsspezifisches Gesundheitsanliegen „Pickel wegbekommen“. Diese Hilfe suchen sie zunehmend auch im Internet, das für sie per Smartphone unter- wegs und zu Hause jederzeit erreichbar ist. Sie konsultieren dafür typischerweise die Suchmaschine Google (vgl. Zschorlich et al., 2015; mpfs, 2016) und stoßen dann unter den ersten Such-Treffern auf Onlineforen, Zeitschriftenbeiträge, Wikipedia- 223 Digitale Gesundheitskommunikation Einträge, Gesundheitsplattformen sowie auf ouTube-Videos. Zuweilen starten sie die Onlinesuche nach Gesundheitsthemen auch direkt auf ouTube (vgl. mpfs, 2016): Wer „Pickel wegbekommen“ in die Suchmaske der Videoplattform ouTube eingibt, erhält über 1.300 Resultate (Stand: Mai 2017). Die Akne-Videos sind typischerweise 3 bis 20 Minuten lang. Sie beschreiben und demonstrieren unterschiedliche „Tipps“, „Tricks“, „Hacks“, „Haus- und Wundermittel“, mit denen Pickel, Pickelmale und Pickelnarben bekämpft und Akne vorgebeugt werden soll. Manche empfehlen auch den Gang zum Hautarzt. Die Akne-Videos stammen überwiegend von Gesundheitslaien und sind somit Teil der Peer-to-Peer-Gesundheitskommunikation: Betroffene geben sich gegensei- tig Tipps. Sie erzählen beispielsweise, wie sie die Hauterkrankung durch Ernäh- rungsumstellung überwunden haben, oder wie sie auch schwere Akne während der langwierigen Heilungsphase gekonnt überschminken, um sich im Alltag weniger stigmatisiert zu fühlen. Es existieren zudem Akne-Videos auf ouTube, die von me- dizinischem und kosmetischem Fachpersonal stammen und bestimmte medizinische und kosmetische Behandlungen empfehlen. Man findet Akne-Videos von Kranken- kassen, die allgemeine Gesundheitsaufklärung betreiben, ebenso wie Akne-Videos von Drogerieketten, die bestimmte Waschlotionen und Cremes bewerben. Das Bei- spiel Akne illustriert die Chancen und Risiken der Gesundheitskommunikation auf ouTube: Interessierte aller Altersgruppen finden rund um die Uhr diskret ein brei- tes und heterogenes Angebot an potenziell hilfreichen und potenziell schädlichen Video-Informationen vor. Gleichzeitig verdeutlicht das Beispiel, dass Gesundheitskommunikation heute offline wie online über viele Kanäle stattfindet: Man konsultiert bei Gesundheits- problemen im Alltag oft als erstes Freunde und Familienmitglieder, wendet sich an medizinisches Fachpersonal und findet Informationen in Presse-, Radio- und Fern- sehbeiträgen. Im Internet konsultiert man Gesundheitsplattformen, Onlineforen und zunehmend eben auch Onlinevideos. Onlinevideos werden auf diversen On- line-Videoplattformen verbreitet. Das sind Webseiten und/oder Mobile Apps, über die Videos veröffentlicht und angeschaut sowie bewertet, kommentiert und geteilt werden können. Das Spektrum der Videoportale im Internet ist stark ausdifferen- ziert und umfasst vorproduzierte Video-Clips sowie Live-Streaming mit direktem Publikumsfeedback per Chat. Zudem werden Onlinevideos auch über andere Social- Media-Portale (z. B. Facebook, Instagram, Twitter) verbreitet. Im Zusammenhang mit 224 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 Webvideos nimmt die Videoplattform ouTube (2005 gegründet, aktuell im Besitz von Google Inc.) insofern eine herausragende Stellung ein, als sie laut Alexa-Ranking neben Google die weltweit meistbesuchte Website ist (vgl. Alexa, 2017). Entlang der kommunikationswissenschaftlichen Lasswell-Formel (Lasswell, 1948) werden in An- lehnung an Döring (2016) im Folgenden die Kommunikatoren, Inhalte, Rezipienten und Wirkungen der Gesundheitskommunikation auf ouTube anhand von kon- kreten Beispielen und empirischen Befunden aus der Fachliteratur beleuchtet. Dabei ist festzuhalten, dass die Forschung zu Gesundheitskommunikation auf ouTube international boomt: Die medizinische Literaturdatenbank ub ed ver- zeichnete für das Jahr 2007 insgesamt acht ouTube-Publikationen, für das Jahr 2016 dagegen 136 – das heißt, es erscheint inzwischen im Schnitt mindestens alle drei Tage eine neue auf PubMed registrierte medizinische ouTube-Publikation (vgl. die Sta- tistiken auf PubMed: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/). Trotz dieses Forschungs- booms sind viele Forschungslücken zu beklagen. Denn die meisten Studien widmen sich bislang immer nur der Frage, wie jeweils ein bestimmtes Thema aus dem Feld der Gesundheit auf ouTube repräsentiert ist – seien es Impfungen, Kopfschmer- zen, kosmetische Operationen oder Schizophrenie. Kaum untersucht sind dagegen die Produktion und Rezeption der Videos. Am wenigsten erforscht sind bislang die möglichen Wirkungen von Online-Gesundheitsvideos auf gesundheitsbezogene Emotionen und Kognitionen, Einstellungen, Identitäten oder Verhaltensweisen des Publikums. 10.2 Die Kommunikatoren der Video-Gesundheitskommunikation Wer produziert Online-Gesundheitsvideos Wie ist diese Produktion organisiert Auf diese beiden zentralen Fragen der Kommunikatorforschung können aktuell nur kursorische Antworten gegeben werden, da systematische Befragungen der Kom- munikatoren und Beobachtungen der Videoproduktionen fehlen. Wichtig ist dabei die Differenzierung zwischen Videoproduzierenden, die über ihren ouTube-Kanal regelmäßig gesundheitsbezogene Videos veröffentlichen (dezidierte Gesundheits-/ Health- ouTuber, die z. B. über ihre gesundheitsbewusste Lebensweise oder über ihr Leben mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit berichten), und Vi- deoproduzierenden, die sich schwerpunktmäßig anderen Themen widmen und nur 225 Digitale Gesundheitskommunikation einzelne gesundheitsbezogene Videos veröffentlichen, mit denen sie aufgrund ihrer Popularität aber teilweise sehr große Zielgruppen erreichen (z. B. eine Beauty-/Life- style- ouTuberin, die ein Video über Menstruationsbeschwerden veröffentlicht; ein Gaming- ouTuber, der ein Video über vegane Ernährung publiziert; eine Comedy- ouTuberin, die in einem persönlichen Video ihre Angststörung thematisiert). 10.2.1 Wer sind die Produzenten von Online-Gesundheitsvideos? An der Produktion von Online-Gesundheitsvideos beteiligen sich heute alle wichti- gen Akteursgruppen der Gesundheitskommunikation (vgl. Fromm et al., 2011, S. 35): Gesundheits a hleute Im Gesundheitssektor tätige Organisationen (z. B. Kran- kenhäuser: vgl. Belt et al., 2012) und Dienstleistende (z. B. aus Physiotherapie, Ernährungsberatung, Personal Training: vgl. Döring, 2015a) verbreiten selbst- produzierte Videos im Internet, um ihre Expertise darzustellen und Kontakt zu ihren Zielgruppen herzustellen. edien a hleute Medienvertreter (etwa Journalistinnen und Journalisten, Werbetreibende, PR-Fachleute, Webagenturen), die Gesundheitsinformatio- nen für unterschiedliche Zielgruppen aufbereiten, treten immer häufiger mit Onlinevideos an die ffentlichkeit. So betreiben beispielsweise Fitness-Maga- zine aus dem Print-Bereich eigene ouTube-Kanäle (z. B. „Women‘s Health“, „Men‘s Health Deutschland“). Gesundheitslaien Die von bestimmten gesundheitsbezogenen Anliegen und Problemen Betroffenen (Patientinnen und Patienten, deren Angehörige, Risi- kogruppen) sowie gesundheitsbewusste und gesundheitsinteressierte Bürge- rinnen und Bürger (z. B. Hobbysportler, Veganer, vgl. Döring, 2015a) produ- zieren Onlinevideos, um ihre Erfahrungen zu teilen, einander zu unterstützen, eine positive Identität aufzubauen, ihr Bild in der ffentlichkeit oder gesund- heitspolitische Entscheidungen zu beeinflussen. 10.2.2 Wie arbeiten die Produzenten von Online-Gesundheitsvideos? Wurde ouTube ursprünglich für Laien-Produktionen gegründet, so unterliegt die Videoplattform inzwischen zunehmender Professionalisierung und Kommerzialisie- rung (vgl. Döring, 2014a). Manche Video-Kommunikatoren im Gesundheitsbereich 226 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 arbeiten allein, andere beschäftigen ganze Teams, um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen: Dazu gehören Themenfindung und Themenaufbereitung inklusive entsprechender Selbstinszenierung, denn die Onlinevideo-Kommunikation ist stark personenbezogen. So müssen z. B. Fitness- ouTuberinnen und - ouTuber (vgl. Dö- ring, 2015a) die vermittelten Inhalte glaubwürdig selbst verkörpern, etwa indem sie ihre trainierten Körper und körperlichen Transformationen zeigen. ouTube-Kanäle von gesichtslosen Organisationen erreichen ein deutlich geringeres Publikum als sol- che, die von sympathischen und attraktiven Persönlichkeiten betrieben werden, die Einblicke in ihren Alltag gewähren und somit auch eine glaubwürdige und vertrau- enswürdige Vorbild- und Berater-Rolle einnehmen können. Neben der professionellen Videoproduktion (inklusive Beleuchtung, Vertonung, Schnitt, Spezialeffekte usw.) gehört auch die Community-Pflege zum Aufgaben- feld der Video-Kommunikatoren: Sie stehen über Video-Kommentare, flankierende Social-Media-Plattformen (Facebook, Instagram, Twitter, Ask.fm, ouNow, Twitch, Snapchat usw.) sowie Offline-Fantreffen mit ihrem Publikum in regelmäßigem Austausch. Nicht zuletzt geht es auch im Gesundheitsbereich um Video-Vermarktung: ouTube-Videos lassen sich monetarisieren, d. h. ouTube schaltet mit Zustim- mung der Kommunikatoren vor, innerhalb oder nach Videos zielgruppenorientier- te Werbeclips. Die generierten Werbeeinnahmen fließen zu einem vertraglich ver- einbarten Anteil an die Video-Produzierenden zurück (siehe www.socialblade.com für die geschätzten monatlichen und jährlichen Einnahmen der ouTube-Kanäle). Zusätzliche Erlös uellen eines ouTube-Kanals sind Affiliate-Programme, Sponso- ring, bezahlte Produktplatzierungen, Merchandising (z. B. Sportbekleidung, Sup- plemente) und die Vermarktung weiterer Dienstleistungen (z. B. Online-Coaching, Offline-Trainerstunden). 10.3 Die Inhalte der Video-Gesundheitskommunikation Welche Aspekte von Gesundheit werden in welcher Weise in den Onlinevideos so- wie in den zugehörigen Video-Kommentaren thematisiert Die bisherige Forschung zur Gesundheitskommunikation über Onlinevideos ist schwerpunktmäßig inhalts- analytisch ausgerichtet und bietet somit auf derartige Fragestellungen erste Antwor- ten. Gleichzeitig sind große Forschungslücken zu konstatieren: Denn vorliegende 227 Digitale Gesundheitskommunikation Studien behandeln jeweils sehr selektiv Einzelthemen und operieren oft mit kleinen Video-Stichproben. Auch sind die methodischen Ansätze zur Bewertung der Inhalts- ualität von Online-Gesundheitsvideos kaum standardisiert (vgl. Gabarron et al., 2013). Eine schlüssige Klassifikation wichtiger Typen von Online-Gesundheitsvideos fehlt in der internationalen Fachliteratur. Der vorliegende Beitrag differenziert in Anlehnung an Döring (2016) zwischen dire t gesundheitsbez genen und indire t ge- sundheitsrele anten Videos (vgl. zu dieser Unterscheidung auch Fromm et al., 2011, S. 32) und fächert beide Gruppen in Unterkategorien auf. 10.3.1 Was zeigen direkt gesundheitsbezogene Onlinevideos? Innerhalb der Gruppe der direkt gesundheitsbezogenen Onlinevideos ist zunächst zwischen massenmedialem Content (z. B. TV-Dokumentation über Drogenkonsum) versus nutzergeneriertem Content (z. B. selbstproduzierte Erfahrungsberichte zum Umgang mit Drogen) zu differenzieren (vgl. Manning, 2013). Bei nutzergeneriertem Content lassen sich die Videos nach der Expertise der Kommunikatoren einteilen (d. h. Videos von Gesundheitslaien, Gesundheits- oder Medienfachleuten; siehe Ab- schnitt 2.1). Auf inhaltlicher Ebene sind die direkt gesundheitsbezogenen Videos schließlich drei großen Themenblöcken zuzuordnen: 1. gesunde Lebensführung und Prävention, 2. Krankheiten und Beschwerden sowie 3. medizinische Behand- lungsmethoden. Nicht betrachtet werden hier Videos zum Gesundheitssystem und zur Gesundheitspolitik, die auf ouTube ebenfalls vorzufinden sind. b Viele Menschen in entwickelten Gesellschaften interessieren sich für gesunde Le- bensführung und für die Vermeidung von Krankheiten; dabei sind Ernährung und Bewegung zentrale Themen. Dementsprechend existieren zahlreiche Onlinevideos und auch ganze ouTube-Kanäle zu diesen Themenkomplexen, die von Gesund- heitsfachleuten sowie Gesundheitslaien stammen. Sie liefern z. B. Anleitungen zu bestimmten Trainingsmethoden oder Ernährungsstilen (vgl. Döring, 2015a). Ange- sichts der Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Video-Informationen zu Ernährung und Training wird die Informations ualität inzwischen in den Videos selbst und in den Video-Kommentaren vermehrt problematisiert: Innerhalb der Fitness-Szene auf ouTube wird immer wieder die Frage diskutiert, ob es sich um wissenschaftlich 228 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 fundierte Aussagen zu Muskelaufbau und Fettabbau oder um sogenannte „BroSci- ence“ – wissenschaftlich unbelegte Behauptungen von Trainingskollegen – handelt (vgl. Döring, 2015a). Teilweise enthalten Fitness-Videos auf ouTube inzwischen in den Videos selbst oder in der zugehörigen Videobeschreibung Verweise auf wissen- schaftliche Studien. Manche Fitness- ouTuber durchlaufen einen Prozess der Profes- sionalisierung, indem sie von Hobbyisten zu geprüften Trainings-Experten werden. Die Frage nach der Informations ualität von Onlinevideos zu Themen der ge- sunden Lebensführung und Prävention wird auch in der bisherigen medieninhalts- analytischen Forschung oft aufgegriffen: Eine Inhaltsanalyse von Onlinevideos zur Nikotinentwöhnung zeigte, dass Anti-Rauch-Tipps, die sich Laien über Onlinevi- deos untereinander geben, oft gerade nicht den Empfehlungen entsprechen, die sich wissenschaftlich als besonders wirksam erwiesen haben (vgl. Richardson et al., 2011). Im Zuge einer Inhaltsanalyse von 681 ouTube-Videos unterschiedlicher Sprachen zum Thema Sonnenschutz und Hautkrebsprävention wurde herausgearbeitet, dass viele Videos Fehlinformationen über Sonnenbänke und Sonnenschutzpräpa- rate enthielten (vgl. Ruppert et al., 2017). Eine Inhaltsanalyse der meistgesehenen englischsprachigen ouTube-Videos zu Multivitaminpräparaten ergab, dass diese mehrheitlich (84 %) die wissenschaftlich nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken der Präparate ignorierten und einseitig nur deren vermeintliche Vorteile anpriesen (vgl. Basch et al., 2016). Eine Inhaltsanalyse von Onlinevideos zu der von der Weltgesundheitsorganisati- on eindeutig empfohlenen HPV-Impfung ergab, dass die Mehrzahl der Onlinevide- os die Impfung negativ darstellt (vgl. Briones et al., 2012). Eine bereits 2007 durchge- führte Inhaltsanalyse von 153 Videos über unterschiedliche Typen von Impfungen stellte fest, dass 32 % der Videos Impfungen generell negativ bewerten, und dass impfkritische Videos mehr Views und mehr Likes bekommen (vgl. Keelan et al., 2007). Zehn Jahre später wurde in einer Inhaltsanalyse der 87 populärsten englisch- sprachigen ouTube-Videos zum Thema Impfsicherheit („vaccine safety“) sowie Impfungen bei Kindern („vaccines and children“) festgestellt, dass diese überwie- gend (65 %) impfkritisch ausgerichtet sind (vgl. Basch et al., 2017). Eignet sich ouTube vielleicht besonders gut dafür, in Fragen der Prävention ent- weder unkritische Produktwerbung zu betreiben (z. B. für Supplemente) oder extre- me Meinungen und problematische Ideologien (wie z. B. diejenigen von sogenann- ten Impfgegnern) zu verbreiten Und/oder ist ouTube ein idealer Kanal, um mit 229 Digitale Gesundheitskommunikation hochwertigen Gesundheitskampagnen gerade die junge Zielgruppe zu erreichen So verzeichnete beispielsweise die Hautkrebs-Präventionskampagne „Dear 16-year-old Me“ mehr als neun Millionen ouTube-Aufrufe (vgl. Myrick/Oliver, 2014). Insgesamt ist nicht ausreichend erforscht, welche Botschaften zur Gesundheits- prävention in verschiedenen Bereichen (z. B. Nikotin, Alkohol, Impfungen, Sexual- aufklärung, Mundhygiene, Säuglingspflege) auf ouTube in welchem Sprachraum wie verbreitet sind. Der Status uo wäre nur abschätzbar, wenn Inhaltsanalysen von Onlinevideos zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen jeweils aktuell (z. B. jährlich) unter Einbeziehung unterschiedlicher Sprachräume wiederholt würden. Denn die Dynamik des Angebots sorgt dafür, dass Inhaltsanalysen sehr rasch veralten – mehr als 400 Stunden Videomaterial werden inzwischen pro Minute auf ouTube neu hochgeladen (vgl. Kuchler, 2016). Während Inhaltsanalysen von Gesundheitsvideos heute noch von menschlichen Codierern und Codiererinnen durchgeführt werden müssen, wird die inhaltsanalytische ouTube-Forschung in Zukunft verstärkt auf computergestützte automatisierte Inhaltsanalysen setzen und dann auch sehr viel größere Materialmengen bewältigen. Eine zentrale Forschungsfrage ist und bleibt die, ob und wie sich die Informa- tions ualität von Online-Gesundheitsvideos systematisch von anderen Quellen der Gesundheitsinformation unterscheidet. Alle Studien, die Informationsmängel in Onlinevideos nachweisen, bleiben wenig aussagekräftig, solange man ihre Befunde nicht mit der Informations ualität anderer Quellen vergleicht. Denn auch gesund- heitsbezogene Empfehlungen von Familienangehörigen, Tipps aus TV-Beiträgen, Be- ratungen durch Apotheker und Ärzte oder mittels Ratgeberbücher mögen mehr oder minder stark fehlerbehaftet sein. Selbst verzerrte ouTube-Videos wären ein Beitrag zur Gesundheitsaufklärung, wenn andere populäre Informations uellen nachweis- lich noch mehr oder noch gravierendere Fehlinformationen enthielten. Leider wird dieser Aspekt in der bisherigen Forschung und öffentlichen Debatte meist ausgeblen- det und einseitig nur auf Probleme der Informations ualität im Internet hingewiesen. Zu konkreten Krankheiten und gesundheitlichen Beschwerden existieren deutlich seltener ganze ouTube-Kanäle, sondern hier sind Einzelvideos typischer. Dabei findet man zum einen nutzergenerierte Onlinevideos, die sich inhaltlich mit der Be- 230 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 wältigung gesundheitlicher Probleme befassen, zum anderen Onlinevideos, die das eiden an gesundheitlichen Problemen darstellen. nline ide s zur e ltigung gesundheitli her r ble e Über Onlinevideos teilen Betroffene öffentlich ihre Erfahrungen mit unterschiedli- chen Krankheiten, wobei oft lösungsorientierte Botschaften im Vordergrund stehen. Große Popularität haben auf ouTube beispielsweise ne- ide s, in denen Pati- entinnen und Patienten zeigen, wie man die langwierigen Hautprobleme zeitweise überschminken, emotional bewältigen sowie mit negativen Reaktionen des Umfel- des fertigwerden kann. Videos zur Krankheitsbewältigung stammen z. B. auch von Krebs-Betroffenen (vgl. Chou et al., 2011) oder Angehörigen von Krebspatienten (vgl. Clerici et al., 2012) und thematisieren den Umgang mit Angst und Trauer sowie Sinn- suche (vgl. Sharf et al., 2011). In Videos zu individuellen Geschichten der Krankheits- bewältigung werden nicht selten medizinische Behandlungen einschließlich Psychi- atrie-Aufenthalten thematisiert. Solche Videos können das Publikum ermutigen, sich selbst professionelle Hilfe zu suchen. Große Resonanz erzielte die Techniker Krankenkasse mit der von Medienexper- ten (Endemol beyond, Google, fischerAppelt) entwickelten Kampagne ireinan- der (TK, o. J.), für die beliebte ouTuberinnen und ouTuber – darunter „LeFloid“, „Dner“ und „GarNichz“ (niemand davon ein Health- ouTuber) – in Einzelvideos offen darüber berichten, wie sie ihre gesundheitlichen Probleme (z. B. Unfälle, Schlaf- störungen, Depressionen) bewältigen. Neben hilfreichen Informationen können Videos zu gesundheitlichen Problemen und Krankheiten aber auch Fehlinformationen vermitteln: Eine Inhaltsanalyse von 104 Videos zum Thema Herzinfarkt ergab, dass nur 6 % der Videos alle relevanten Informationen enthielten (vgl. Pant et al., 2012). Eine Expertenbewertung von 100 ouTube-Videos über epileptische Anfälle bei Kindern kam zu dem Schluss, dass nur rund 60 % der Videos inhaltlich korrekt sind (vgl. Lim Fat et al., 2011). Eine Qualitätsbeurteilung von 142 ouTube-Videos über die Schweinegrippe ergab einen Anteil von 61 % nützlichen gegenüber 23 % irreführenden Videos (vgl. Pandey et al., 2010). Schizophrenie-Videos auf ouTube erwiesen sich als teilweise verzerrt (vgl. Nour et al., 2017). Eine Analyse von 417 Adipositas-Videos zeigte, dass die Krankheit nicht nur oft sachlich falsch, sondern geradezu stigmatisierend für die Betroffenen dargestellt wird (vgl. oo/Kim, 2012). Wenn Eltern Videos ihrer kranken Kinder 231 Digitale Gesundheitskommunikation auf ouTube hochladen, dann sind das (neben der Problematik der Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Kinder) laut Inhaltsanalysen nur bedingt hilfreiche Video- Gesundheitsinformationen, da die Fälle aus medizinischer Sicht oft untypisch sind und/oder die Bild- und Ton ualität der Videos zu gering ist (vgl. Knight et al., 2017). nline ide s zu eiden unter gesundheitli hen r ble en In einer zweiten Gruppe von Onlinevideos zu gesundheitlichen Problemen steht nicht die Bewältigung, sondern das Leiden im Vordergrund. Hierfür existieren auf ouTube charakteristische Stilmittel: So werden biografische Erzählungen trauma- tisierender Erlebnisse (z. B. Mobbing, Missbrauch, Vergewaltigung) und deren ge- sundheitliche Folgen in ouTube-Videos oft dargestellt, indem die betroffene Person schweigend beschriftete Karten in die Kamera hält (z. B. hat die kanadische Schülerin Amanda Todd auf diese Weise u. a. ihr Leiden unter Mobbing angesprochen und ihren Suizid angekündigt). Im Zusammenhang mit selbstverletzendem Verhalten wie dem sogenannten „Ritzen“ existieren ästhetisierte ouTube-Videos, die bluti- ge Schnittwunden in Form von Botschaften (z. B. „Help me“) und Symbolen (z. B. Herzen) zeigen, Bilder von Engeln und Tränen verwenden und mit melancholischer Musik unterlegt sind. Problembeschreibende Videos werden oft per se als gefährlich eingeordnet, weil Verharmlosung und Normalisierung oder gar Glorifizierung und Nachahmung selbstschädigender Verhaltensweisen (z. B. Ritzen, Magersucht) befürchtet werden (vgl. Syed-Abdul et al., 2013; Duggan et al., 2012). Das eigene Leiden öffentlich zu thematisieren, kann jedoch für Betroffene auch eine hilfreiche und entlastende Funk- tion haben, einen Schritt aus der Isolation darstellen und Anknüpfungspunkte für Gespräche über Lösungsansätze und Heilungswege bieten. In den Kommentaren un- ter Ritzen-Videos findet man jedenfalls keine Glorifizierung, sondern eine Reihe von Hilferufen anderer Betroffener sowie Tipps zur Bewältigung. Darunter sind z. B. Ver- weise auf das sogenannte Butterfly-Projekt zu finden, bei dem es darum geht, an der Körperstelle, an der man sich ritzen möchte, stattdessen einen Schmetterling auf die Haut zu malen. Über Tumblr, Facebook und andere Social-Media-Portale werden die Schmetterlings-Bilder von Betroffenen dann geteilt (butterfly-project.tumblr.com). Ebenso überwiegen auf ouTube keineswegs die Darstellungen, die Essstörungen glorifizieren (z. B. sogenannte „Pro-Ana“ = Pro-Anorexie-Videos), sondern eher 232 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 die Videos und Videokommentare, die das Leiden ernst nehmen und damit letztlich auch auf Heilungsmöglichkeiten abzielen („Anti-Pro-Ana“, Oksanen et al., 2015). Eine dritte Gruppe direkt gesundheitsbezogener Onlinevideos widmet sich konkreten medizinischen Behandlungsverfahren. Wissenschaftliche Analysen der Videoinhalte thematisieren dabei wiederum einerseits Chancen des Empowerments, etwa, wenn Multiple-Sklerose-Betroffene sich gegenseitig über eine neue, aus ihrer Sicht vielver- sprechende, aber medizinisch nicht allgemein anerkannte operative Behandlungsme- thode informieren (vgl. Mazanderani et al., 2013). Andererseits geht es um Risiken der Fehlinformation und des Disempowements: Etwa wenn Gesundheitsexperten auf ouTube einseitig die Vorteile der von ihnen selbst angebotenen Behandlungen beschreiben und Risiken sowie Alternativen ausblenden – sei es bei kosmetischen Operationen (vgl. Wen et al., 2015) oder bei der Behandlung von Krampfadern (vgl. Kwok et al., 2017). Problematisch ist es auch, wenn Gesundheitslaien sich zur Be- handlung von Hautkrebs eine homöopathische Salbe empfehlen, deren Wirksamkeit unbelegt ist (vgl. Basch et al., 2015). Wer bei ouTube nach „Krebsheilung“ sucht, stößt auf medizinisch unhaltbare Versprechungen dazu, dass und wie mit Vitamin C, Kräutern oder Rohkost Krebs angeblich in kurzer Zeit geheilt werden könne. ouTube-Videos zu Behandlungsmethoden richten sich aber nicht nur an Patien- ten, sondern teilweise auch an Gesundheitsexperten und können der fachlichen Aus- und Weiterbildung dienen (vgl. Sterling et al., 2017). Die Suche nach englischsprachi- gen ouTube-Videos, in denen Gesundheitsexperten anderen Gesundheitsexperten erklären und demonstrieren, wie man beim handgelenksnahen Speichenbruch – dem meistverbreiteten Knochenbruch – einen Stützverband richtig anlegt, erbrach- te nur 16 Videos als Treffer, die zugleich deutliche Qualitätsmängel aufwiesen (vgl. Addar et al., 2017). 10.3.2 Was zeigen indirekt gesundheitsrelevante Onlinevideos? Sehr viele Inhalte auf Online-Videoplattformen sind als indirekt gesundheitsrele- ant einzustufen, da sie zwar Gesundheit nicht vordergründig ansprechen, jedoch gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen indirekt beeinflussen können. 233 Digitale Gesundheitskommunikation Wenn die Medieninhaltsforschung gesundheitsrelevante Videos in den Blick nimmt, dann bislang meist solche mit potenziell negati en Gesundheits lgen (vgl. Döring, 2014b): Das sind z. B. usi - und erbe ide s mit unrealistischen Schönheitsidealen, die unter bestimmten Bedingungen bei weiblichen wie auch männlichen Jugend- lichen zur Entwicklung von Körperbild- und Essstörungen beitragen können (vgl. Mulgrew et al., 2014), Musikvideos, in denen Alkohol- und Tabakkonsum glorifiziert werden (vgl. Cranwell et al., 2017; 2015), etis h- ide s, die das Rauchen als sexy darstellen (vgl. Kim et al., 2010), r gen- ide s, die Drogenkonsum als harmlosen Freizeitspaß einordnen (vgl. Manning, 2013; Seidenberg et al., 2012), ut r ben- und hallenge- ide s, deren Nachahmung zu Unfällen und Verletzungen führen kann (z. B. Cinnamon-Challenge: vgl. Grant-Alfieri et al., 2013) oder r er unst- ide s, die vormachen, wie man sich als Laie selbst piercen und tätowieren kann und die somit zu riskantem Verhalten motivieren mögen und Gesundheitsgefahren mit sich bringen können. Eine Forschungslücke stellt die Untersuchung von Onlinevideos dar, die beiläu- fig gesundheitsförderliche Inhalte vermitteln (vgl. Döring, 2015b; 2014b). So findet sich auf ouTube eine Reihe von Vlogs (Video-Blogs), in denen Menschen ihren All- tag zeigen. Die Rollstuhlfahrerin, die ihre Schminksammlung vorstellt, das lesbische Paar, das von der gemeinsamen Fahrradtour berichtet, der Transmann, der von sei- ner ersten großen Liebe erzählt – sie alle produzieren keine Gesundheitsvideos. Für Jugendliche, die aufgrund ähnlicher Lebensumstände unter gesellschaftlicher Mar- ginalisierung und damit verbundenen Gesundheitsproblemen (z. B. Minderheiten- stress, Selbstunsicherheit, Suizidgedanken) leiden, können solche Video-Vorbilder jedoch als positive Rollenmodelle gesundheitsförderlich und „empowernd“ wirken. 10.4 Die Rezipienten in der Video-Gesundheitskommunikation Von wem werden die Online-Gesundheitsvideos angeschaut und wie werden die Inhalte verarbeitet Zu derartigen Fragen der Rezipienten- und Rezeptionsforschung bezüglich Online-Gesundheitskommunikation können mangels empirischer Studien aktuell nur sehr wenige Aussagen getroffen werden. 234 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 10.4.1 Wer sind die Rezipienten von Online-Gesundheitsvideos? Eine gezielte Suche nach gesundheitsbezogenen Onlinevideos (Zugang im sogenann- ten Pull-Verfahren) ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn die Rezipienten selbst oder deren Angehörige akut oder chronisch von bestimmten Beschwerden oder Krankheiten betroffen sind, wenn sie besonders gesundheits- bzw. körperbewusst leben (wollen), und/oder wenn sie besonders starke Ängste bis hin zur Hypochond- rie bezüglich ihrer Gesundheit verspüren. Die bisherige Forschung weist darauf hin, dass die gezielte Suche nach Gesundheitsvideos auf ouTube tendenziell bei Frauen, Jüngeren und besser Gebildeten stärker ausgeprägt ist (vgl. Tennant et al., 2015), denn diese Gruppen verfügen auch über die größere gesundheitsbezogene Internet- Kompetenz (E-Health-Literacy). Der Gendereffekt mag damit zusammenhängen, dass Frauen geschlechtsrollenkonform generell etwas gesundheitsbewusster als Männer agieren und oft auch für die Gesundheitsprobleme von Angehörigen (Kin- dern, pflegebedürftigen Eltern) zuständig sind. Jüngere zeigen sich generell Social- Media-affiner. Eine bessere Bildung schlägt sich in stärkerer informationsbezogener Internetnutzung sowie in höherer Internet- und Gesundheitskompetenz nieder (vgl. Bonfadelli, 2017). Zudem können alle Internetnutzenden aber auch mehr oder minder ungeplant mit gesundheitsbezogenen Onlinevideos konfrontiert werden (Zugang im sogenann- ten Push-Verfahren), etwa, wenn ihnen Videos über ihre sozialen Netzwerke zu- gespielt werden oder wenn Videoplattformen ihnen Vorschläge unterbreiten. Sehr wichtig für die gesamte Gesundheitsbranche ist die Frage nach der Arbeitsweise der Algorithmen, die der Google- und ouTube-Suchfunktion sowie den ouTube- Videovorschlägen zugrunde liegen. Werden hier z. B. Videos von Gesundheitsexper- ten gegenüber Laienbeiträgen höher gewichtet und stärker sichtbar gemacht (vgl. Fernandez-Llatas et al., 2017) 10.4.2 Was tun die Rezipienten mit den Online-Gesundheitsvideos? Mit welchen Motiven sich Rezipientinnen und Rezipienten im Einzelnen unter- schiedlichen Arten von Gesundheitsvideos zuwenden, warum sie dabei jeweils be- stimmte Inhalte auswählen, teilen, kommentieren und andere wiederum ignorieren, ist mit Modellen der Medienselektion und dem kommunikationswissenschaftlichen Uses-and-Gratifications-Ansatz zu analysieren. Dabei sind vorliegende Modelle und 235 Digitale Gesundheitskommunikation Befunde zu Social-Media-Gratifikationen (vgl. z. B. Haridakis/Hanson, 2009) für die Gesundheitskommunikation auf Social-Media-Videoplattformen zu adaptieren und ebenso Modelle der gesundheitsbezogenen Informationssuche einzubeziehen. Zu berücksichtigen sind dabei unterschiedliche zeitliche, örtliche und soziale Mus- ter der Video-Rezeption. So werden Gesundheitsvideos inzwischen oft gemeinsam oder einzeln auf dem Smartphone angeschaut (z. B. direkt vor oder während des eigenen Fitness-Trainings). Video-Gesundheitskommunikation auf ouTube weist einen stark personenbezogenen Aspekt auf, da sich ouTuberinnen und ouTuber regelmäßig vor der Kamera zeigen und von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Deswegen ist im Kontext der Rezeption von Gesundheitsvideos auch die Bildung von parasozialen Beziehungen zu Health- ouTubern relevant (vgl. Chen, 2014): Manche Zuschauerinnen und Zuschauer unterhalten mit der Zeit eine uasi-soziale Beziehung zu ausgewählten ouTubern und erleben diese wie persönliche Bekannte. Eine Befragungsstudie mit jungen Patientinnen und Patienten zeigte, dass diese bei der Nutzung von Gesundheitsinformationen im Internet sowie auf ouTube sowohl Beiträge von Medizinexperten als auch von anderen Betroffenen schätzen, da diese unterschiedliche Formen der Unterstützung bieten (vgl. Fergie et al., 2016). 10.5 Die Wirkungen der Video-Gesundheitskommunikation Welche positiven und/oder negativen Wirkungen haben die Online-Gesundheits- videos Unter welchen Umständen sind sie wirkungslos Zu diesen Fragen der Medienwirkungsforschung können aktuell nur theoretisch begründete Annahmen formuliert werden: Auf der Basis kommunikationswissenschaftlicher Theorien sind ganz allgemeine Effekte wie Agenda-Setting, Kultivierung, Framing, Lernen am Mo- dell usw. vorauszusagen. Das gesamte Spektrum möglicher positiver und negativer Wirkungen von Online-Gesundheitsvideos ist bislang noch nicht erschöpfend be- schrieben, geschweige denn kausalanalytisch geprüft worden. Etablierte gesundheitsrelevante Gebiete der Medienwirkungsforschung, etwa der Einfluss medialer Vorbilder auf das Körperbild der Rezipierenden, werden inzwi- schen systematisch auf Social Media übertragen (vgl. Perloff, 2014a; 2014b) und zeigen dabei oft ambivalente Effekte: Einerseits können durch Soziale Medien unrealistische Körperbilder weiter verbreitet werden, andererseits bieten Social-Media-Plattformen durch nutzergenerierten Content ein breiteres Spektrum an Rollenmodellen mit un- 236 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 terschiedlichen Körperformen als die Mainstream-Massenmedien. Ambivalent erlebt werden von Jugendlichen auch die Fitness-Vorbilder auf Fotoplattformen wie Ins- tagram oder Videoplattformen wie ouTube: Sie liefern als attraktive Vorbilder auf der einen Seite Inspiration und Motivation für mehr Bewegung und bewusstere Er- nährung, wirken auf der anderen Seite aber auch oft frustrierend und demotivierend, da viele Zuschauer an den hohen Ansprüchen des propagierten „Fitness-Lifestyle“ selbst immer wieder scheitern (vgl. Vaterlaus et al., 2015). Insgesamt ist davon aus- zugehen, dass die Video-Gesundheitskommunikation in Abhängigkeit von Gesund- heitsthema, Zielgruppe und Nutzungssituation oft eher ambivalente als einseitig po- sitive oder negative Effekte mit sich bringt. 10.5.1 Welche positiven Wirkungen hat die Rezeption von Online-Gesundheitsvideos? Positive Effekte von Online-Gesundheitsvideos sind zu erwarten, wenn die Videos gesundheitsförderliche Einstellungen und Verhaltensweisen vermitteln und/oder dabei helfen, mit Krankheiten oder gesundheitlich belastenden Lebensumständen besser umzugehen, und wenn die Nutzenden diese Videos bewusst selektiv rezipie- ren und sich reflektiert an ihnen orientieren. So berichten Rezipierende von Fitness-, Ernährungs- und Lifestyle-Kanälen so- wohl in den Videokommentaren als auch in Forschungsinterviews, dass die Video- rezeption ihnen insofern hilft, als sie durch die Vorbildwirkung selbst zu einem ge- sundheitsbewussteren Leben motiviert werden (z. B. Abbau von Übergewicht). Neben der Förderung gesunder Lebensweisen in der allgemeinen Bevölkerung (insbesondere in der jungen Webvideo-Zielgruppe) spielen Onlinevideos auch eine große Rolle, wenn es um das Empowerment von Patientinnen und Patienten geht. Indem Betroffene unterschiedlichster Krankheiten und Behinderungen auf ouTube Mitbetroffene sehen und erleben, können sie zusätzliche Quellen sozialer Unterstüt- zung für sich erschließen. Diejenigen Patienten, die sich internetöffentlich auf ou- Tube artikulieren, erhalten ihrerseits Anerkennung und Unterstützung. Empowerment-Effekte sind weiterhin für gesellschaftliche Minoritäten zu erwar- ten, deren Lebenssituation durch Diskriminierung, Stigmatisierung und Marginali- sierung potenziell gesundheitsgefährdend ist. ouTube-Kanäle von und für lesbi- sche, schwule, bisexuelle und/oder transidente Jugendliche und junge Erwachsene 237 Digitale Gesundheitskommunikation (z. B. ouTube-Kanäle wie „TheNosyRosie“ primär von und für lesbische Mädchen und Frauen oder „MrThinkQueer“ primär von und für junge Transmänner) zeigen, dass eine Vielfalt von Geschlechts- und sexuellen Identitäten normal ist, und prä- sentieren authentische positive Rollenmodelle (vgl. Döring/Prinzellner, 2016; Horak, 2014; Mcbean, 2014). Sie vermitteln soziale Unterstützung, geben Tipps gegen Mob- bing und können auf diese Weise helfen, Unsicherheit, Isolation oder Selbsthass zu überwinden bzw. ein Coming-Out zu wagen. Auch mögen ouTube-Videos zum Gesundheitssystem und zur Gesundheits- politik die Bürgerinnen und Bürger in diesem Feld mündiger und handlungsfähiger machen, sofern sie sich mit den Videoinhalten befassen. Abgesehen von den unmittelbar gesundheitsbezogenen Wirkungen berichtet das Publikum von Gesundheitsvideos auch über weitere positive Effekte, wie z. B. Zeit- vertreib, Unterhaltung, Inspiration zu eigener Video-Produktion, soziale Einbindung in die Fan-Community sowie Orientierung und Ermutigung in generellen Lebens- fragen (z. B. Berufswahl, Beziehungsgestaltung), die von den Health- ouTubern auf Publikumswunsch zunehmend häufiger adressiert werden (vgl. Döring, 2015a). 10.5.2 Welche negativen Wirkungen hat die Rezeption von Online-Gesundheitsvideos? Negative Effekte von Online-Gesundheitsvideos sind vorauszusagen, wenn die Vi- deos unrealistische oder fehlerhafte Gesundheitsinformationen enthalten und/oder gesundheitsschädliche Einstellungen und Verhaltensweisen vermitteln und die Nut- zenden diese Videos unkritisch rezipieren und sich an ihnen orientieren. Angesichts der unsicheren Informations ualität bestehen – wie in der Peer-to- Peer-Gesundheitskommunikation allgemein – typische Risiken der nutzergenerier- ten Gesundheitsvideos vor allem darin, dass Fehlinformationen verbreitet werden, seien es simplifizierende Erklärungsmuster für komplexe Erkrankungen (z. B. Krebs, Fettleibigkeit), seien es Ideologien (z. B. der Impfgegner) und Heilslehren (z. B. ve- gane Ernährung als angeblicher Schutz vor allen erdenklichen Erkrankungen; vgl. Madathil et al., 2014). Allein die Fülle krankheitsbezogener Videodarstellungen kann bei gesundheitsbesorgten Personen möglicherweise Cyberhypochondrie begünsti- gen (vgl. Ryan/Horvitz, 2009). Die Transparenz medizinischer Behandlungen (z. B. 238 DÖRING: Gesundheitskommunikation auf YouTube: Aktueller Forschungsstand 10 OP-Videos) kann auf manche Zuschauer abschreckend wirken und die Behandlungs- bereitschaft senken (für ein Fallbeispiel: vgl. Maskell et al., 2010). In der breiten ffentlichkeit wie in der Fachliteratur werden negative Video- Wirkungen zudem sehr häufig im Sinne einer Normalisierung und Nachahmung selbstschädigender Verhaltensweisen problematisiert. Dies betrifft die Sorge, dass Videos über Suizidgedanken, Essstörungen, Rauchen oder „Ritzen“, über gefährli- che Mutproben, Schönheitsoperationen, Drogen oder Doping im Freizeitsport vom jugendlichen Publikum (oder zumindest von gefährdeten Teilgruppen) unkritisch nachgeahmt werden. Eine seltener diskutierte Gefahr stellen Disempowerment-Effekte speziell für Menschen mit bestimmten Krankheiten und Handicaps sowie für gesellschaftliche Minoritäten dar. Der Chance, dass sich diese Zielgruppe selbstbestimmt in nutzer- generierten Videos artikuliert und dadurch ihre Handlungsmacht steigert, steht das Risiko gegenüber, dass solche Videos beleidigende und hasserfüllte Reaktionen hervorrufen. Über die unmittelbar gesundheitsbezogenen Effekte hinaus können Gesundheits- videos auch weitere negative Effekte nach sich ziehen, etwa eine zwanghafte oder suchtähnliche Video-Vielnutzung, das Animieren zu übermäßigem Konsum oder übersteigerten Konsumwünschen hinsichtlich der beworbenen Produkte, Selbst- wertprobleme durch sozialen Aufwärtsvergleich mit gleichaltrigen, erfolgreichen ouTube-Stars oder negative Sozialisationseffekte durch ungestraftes Verbreiten von Online-Hass in Videokommentaren. Auch die Verletzung von Persönlichkeits- rechten Dritter kann ein Problem sein, wenn z. B. Eltern Videos ihrer kranken Kinder veröffentlichen oder wenn Videos von Unfällen, Unfallopfern und notfallmedizini- schen Einsätzen auf ouTube publiziert und verbreitet werden, da diese die Sensati- onslust des Publikums ansprechen und teilweise viele Views erhalten. Dasselbe gilt für ouTube-Videos von Menschen mit seltenen Krankheiten und Entstellungen, die teilweise aus voyeuristischer Sensationslust verbreitet werden. 10.6 Fazit Videoplattformen im Internet – allen voran ouTube – stellen neue Kanäle der Ge- sundheitskommunikation dar, die an Bedeutung und Reichweite gewinnen. Ihre wissenschaftliche Erforschung hat erst begonnen und ist als zukunftsträchtig einzu- 239 Digitale Gesundheitskommunikation stufen. Speziell kommunikationswissenschaftliche Befunde sind dabei in zweifacher Hinsicht praxisrelevant: Zum einen können sie dazu dienen, die Video-Rezipieren- den noch besser aufzuklären und deren gesundheitsbezogene Medienkompetenz zu fördern (z. B. hinsichtlich Auswahl und Bewertung von für sie nützlichen Ge- sundheitsvideos, vgl. Madathil et al., 2014). Zum anderen können entsprechende Forschungsergebnisse die Video-Produzierenden darin unterstützen, ihre Video- Gesundheitskommunikation strategisch zu verbessern: Wer heute als Medien- und/ oder Gesundheitsexperte Gesundheitskampagnen entwickelt und vor allem junge Zielgruppen erreichen möchte, ist gut beraten, die Online-Videokommunikation einzubeziehen und dabei mit etablierten ouTube-Kanälen zu kollaborieren. Um zu erfahren, wo die Zielgruppe bei einem bestimmten Gesundheitsthema aktuell „abzu- holen“ ist, hilft die Analyse der meistgesehenen ouTube-Videos zum Thema (vgl. Manning, 2013). Auch sollte man beim Entwurf von Kampagnenbotschaften antizi- pieren, dass die ouTube-Community diese nicht einfach zur Kenntnis nimmt, son- dern aktiv verarbeitet, also öffentlich bewertet, kommentiert, collagiert und parodiert. Die Kommunikationsstrategie für Video-Gesundheitskampagnen muss derartige Formen der Publikumsbeteiligung einplanen und konse uent kritisch beobachten. 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