Q1 Geschichte - Die Deutsche Frage im 19. Jahrhundert - Herr Fox - PDF
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Gesamtschule Fröndenberg
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This document is an exam paper with questions related to the reorganization of Europe under Napoleon. It has an overview of the historical events, and includes factors for French victories, and the consequences for German states, as well as maps of the period. It might contain information about the German states and their political structure before Napoleon's influence.
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Q1 Geschichte Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Herr Fox DIE NEUORDNUNG EUROPAS DURCH NAPOLEON Darstellungstext Einzelarbeit 1. Nenne die wichtigsten...
Q1 Geschichte Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Herr Fox DIE NEUORDNUNG EUROPAS DURCH NAPOLEON Darstellungstext Einzelarbeit 1. Nenne die wichtigsten historischen Ereignisse und stelle sie (z.B. in Form eines Zeitstrahls) geordnet und strukturiert dar. [I-II] 2. Fasse die Faktoren, die laut D1 zu den Kriegserfolgen Frankreichs führten, zusammen. [I] 3. Arbeite die Gründe für die Kriege Frankreichs gegen die europäischen Mächte heraus. [I-II] 4. Erläutere stichpunktartig die direkten und indirekten politischen und territorialen Folgen der napoleo- nischen Herrschaft für die deutschen Staaten und deren Bevölkerung. Nutze dabei u.a. die Fachbe- griffe „Reichsdeputation“ „Mediatisierung“, „Säkularisierung“, „Rheinbund“, „Code civil“ und „Preußi- sche Reformen“. [II] Partnerarbeit 5. Vergleicht, korrigiert und ergänzt eure Ergebnisse. Klärt Inhalte und Fachbegriffe, die euch noch unklar sind. 6. Beurteilt (stichpunktartig) die Folgen der Napoleonischen Herrschaft für die europäischen Staaten aus Sicht verschiedener Akteure und Betroffener. [III] Das „Alte Reich“ Herrschaften umfassten nur eine Handvoll Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhun- Dörfer mit einigen Tausend Einwohnern. dert gab es keinen Nationalstaat auf „deut- schem Boden“. Das 900 Jahre alte Heilige Römische Reich in der Mitte Europas war, 5 obwohl oft mit dem Zusatz „deutscher Na- tion" versehen, kein Nationalstaat und (erst recht) kein Staat im modernen Sinne. An der Spitze des „Alten Reichs“1 stand der Kaiser, der seit dem 15. Jahrhundert mit ei- 10 ner Ausnahme aus dem Hause Habsburg stammte und in Wien residierte. Die Stel- lung des Kaisers beruhte weniger auf der Macht des Reiches, das weder über lau- fende Steuereinnahmen noch über ein ste- 15 hendes Reichsheer verfügte, als auf der ei- genen Hausmacht, also auf den österrei- chischen Erblanden. Das Alte Reich be- stand aus einem Flickenteppich zahlloser Herrschaften: Dazu gehörten neben den 20 großen weltlichen und geistlichen Reichs- fürsten (zu Letzteren zählten Erzbischöfe, M1 | Das „Alte Reich“ um 1789 Bischöfe und Fürstäbte) mehrere Hundert weitere reichsunmittelbare Herrschafts- 30 Zu den großen Territorien zählten Sachsen, träger wie Grafen und Freiherren, Klöster Bayern und Hannover; die größten waren 25 und Stifte, die Reichsritter sowie die Freien die europäischen Großmächte Branden- und Reichsstädte. Manche dieser burg-Preußen und Österreich, die 1 Der Begriff „Altes Reich“ wird verwendet, um das Heilige Römische Reich deutscher Nation vom spä- teren Deutschen Kaiserreich zu unterscheiden. Q1 Geschichte Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Herr Fox wiederum nur mit ihren deutschen Län- 80 Weise betroffen: Frankreich schob seine 35 dern dem Reich angehörten. Grenze bis an den Rhein vor. Um die deut- Abgesehen von den „reichsunmittelba- schen Fürsten für die Abtretung der linken ren" Herrschaften blieben die Bewohner Rheinseite zu entschädigen, beschloss des Reiches Untertanen ihrer jeweiligen 1803 ein Ausschuss des deutschen Obrigkeiten. Im Osten des Reiches waren 85 Reichstags2 mit Zustimmung Napoleons 40 die meisten Bauern noch erbuntertänig, die Reichsdeputation, eine weitreichende d.h. in einem persönlichen Abhängigkeits- Neugestaltung des Reichs durch Säkulari- verhältnis zu einem Gutsherrn. sation und Mediatisierung. Die meisten Der Kontrast zur Staatsnation Frank- geistlichen Fürstentümer, Bistümer und reich hätte kaum größer sein können. 90 Abteien wurden säkularisiert. D.h. ihr Be- 45 Frankreich verfügte über ein klar decnier- sitz wurde enteignet und ihr Gebiet in einen tes Staatsgebiet mit einem politischen weltlichen Staat überführt. Die meisten Zentrum (Paris). Ein weiterer bedeutsamer Reichsstädte, die unabhängig von ihren Unterschied bestand darin, dass seit dem Nachbarstaaten waren, wurden mediati- Wegfall von Privilegien und Standes- 95 siert. Sie wurden in einen Staat integriert, 50 schranken in der Französischen Revolution durften aber ihren Besitz behalten. Diese das Staatsvolk sich aus einer Bevölkerung Neugestaltung beseitigte viele Kleinstaa- von Bürgern mit formal gleichen Rechten ten in Deutschland. Etwa drei Millionen zusammensetzte. Menschen kamen unter eine neue Obrig- 100 keit. Besonders proctierten Baden, Würt- Napoleons Siege und die Neuordnung temberg und Bayern, die große Gebietszu- 55 Deutschlands wächse erhielten und erstmals über weit- Seit 1792 befand sich Frankreich im Krieg gehend zusammenhängende Staatsge- gegen wechselnde Koalitionen der ande- biete verfügten. ren europäischen Mächte (Koalitions- kriege). Zunächst ging es darum, die Revo- Das Ende des Alten Reiches 60 lution zu verteidigen, dann aber auch da- 105 Im Jahre 1805 siegten Napoleons Armeen rum, die neue revolutionäre Ordnung in an- über das mit Russland verbündete Öster- dere Länder zu exportieren. Unter den reich (Dreikaiserschlacht bei Austerlitz). französischen Heerführern war Napoleon So konnte Napoleon die 1803 begonnene Bonaparte der erfolgreichste. In einem Umgestaltung des Reiches fortzusetzen: 65 Staatsstreich übernahm er im Jahr 1799 110 16 deutsche Mittelstaaten traten aus dem als Erster Konsul die Macht; 1804 krönte Reichsverband aus und schlossen sich un- sich Napoleon, der sich als Vollender der ter Frankreichs Führung 1806 zum Rhein- Revolution sah, selbst zum Kaiser der Fran- bund zusammen (siehe M2 unten). Bayern zosen. und Württemberg wurden zu Königreichen 70 Eine moderne militärische Organisa- 115 erhoben. Das Ende des Alten Reiches war tion, die allgemeine Wehrpflicht (levee en besiegelt. Den letzten Schritt vollzog Kai- masse) und der revolutionäre Patriotismus ser Franz II., als er auf Druck Napoleons seiner Truppen machten Frankreich zu ei- am 6. August 1806 die Krone des Heiligen ner militärischen Macht, der die Groß- Römischen Reiches deutscher Nation nie- 75 mächte des alten Europa – mit Ausnahme 120 derlegte und das Reich für erloschen er- der Seemacht England – nicht mehr ge- klärte. Als Franz I. behielt er den 1804 an- wachsen waren. Das geographische genommenen Titel eines Kaisers von Ös- Deutschland war von der expansiven Poli- terreich. tik des Nachbarlandes in mehrfacher 2 Der Reichstag im Heiligen Römischen Reich war Reichsstände über politische und rechtliche Ange- eine Versammlung, in dem Vertreter der legenheiten diskutierten und entschieden Q1 Geschichte Die „Deutsche Frage“ im 19. Jahrhundert Herr Fox 145 kennt, weil er als Deutscher kein Vaterland hat". Reformen und Modernisierung von oben In den unterworfenen Gebieten sorgte Na- poleon für eine grundlegende Moderni-sie- rung von Staat und Gesellschaft nach fran- 150 zösischem Vorbild. Die weitgehende Über- nahme des 1804 in Frankreich eingeführ- ten führten Bürgerlichen Gesetzbuches (Code Civil, auch Code Napoleon genannt) garantierte Gleichheit vor dem Gesetz und 155 führte Gewerbefreiheit, Religionsfreiheit und Zivilehe ein. Auch Preußen und Österreich konnten sich nach den militärischen Niederlagen, die ihre Rückständigkeit schonungslos auf- 160 gedeckt hatten, dem Modernisierungs- druck nicht länger entziehen. Österreich M2 | Mitteleuropa mit dem Rheinbund, um 1813 folgte dem französischen Beispiel und führte 1808 die allgemeine Wehrpflicht ein. Niederlage Preußens In Preußen wurde durch die neu berufe- Noch im selben Jahr 1806 wurden die 165 nen Minister Stein und Hardenberg ein fast 125 Truppen Preußens, der zweiten deutschen revolutionär anmutendes Reformwerk Großmacht, bei Jena und Auerstedt ver- („Preußische Reformen“) von oben umge- nichtend geschlagen. Im Tilsiter Frieden von setzt: Auf dem Lande wurden die Bauern 1807 entging Preußen nur knapp der Auf- aus der Gutsuntertänigkeit befreit; in den lösung als Staat. Die einst bewunderte 170 Städten löste die Gewerbefreiheit die alten 130 preußische Armee, in der ausschließlich Zunftbindungen ab und legte den Grund- Adlige das Kommando innehatten und Ver- stein für eine freie Wirtschaftsordnung; in fehlungen der einfachen (Söldner-)Solda- der Städteordnung (1808) erhielten die ten noch mit der Prügelstrafe geahndet Bürger weitgehende Selbstverwaltungs- wurden, erwies sich den modern geführten 175 rechte. Mit der Reform der Heeresverfas- 135 Truppen Napoleons hoffnungslos unterle- sung führte auch Preußen die allgemeine gen. Ein Deutscher, der in französische Wehrpflicht ein. Gleichzeitig cel das Mono- Gefangenschaft geraten war und anschlie- pol des Adels auf Ofcziersstellen und ßend in der Revolutionsarmee diente, be- machte auch im Militär Platz für das Leis- schrieb den Unterschied zwischen Franzo- 180 tungsprinzip. Wilhelm von Humboldt refor- 140 sen und Deutschen so: Die Franzosen be- mierte das Bildungswesen – die Gründung saßen, „was die edlen Verteidiger des alten der Universität Berlin gehört zu seinem Re- Griechenlands auch an sich hatten, näm- formwerk. Der König stellte auch eine „Na- lich warme Liebe zu ihrem Vaterlande, eine tionalrepräsentation“, also eine Art von Liebe, die der Deutsche deswegen nicht 185 Volksvertretung, in Aussicht, löste das Ver- sprechen allerdings nie ein.