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This document provides a general overview of psychology's foundations. It explains different theoretical perspectives in psychology, the nature-nurture debate, and the mind-body problem. It touches on historical figures and schools of thought.

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Psychologie – Grundlagen Welche theoretischen Perspektiven gibt es? 11. November 2024 11.11.2024 1 Hinweis Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. htt...

Psychologie – Grundlagen Welche theoretischen Perspektiven gibt es? 11. November 2024 11.11.2024 1 Hinweis Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 11.11.2024 2 Ziel Verstehen, welche unterschiedlichen Perspektiven die Psychologie als Wissenschaft prägen, was das Leib-Seele-Problem ist, was unterschiedliche Paradigma wie Behaviorismus und kognitive Ansätze betonen, welche neueren Entwicklungen es gibt. 11.11.2024 3 Wurzeln der Psychologie Psychologische Fragen haben sich die Menschen schon immer gestellt. Wo liegt der Ursprung? Philosophie (Bsp.: Konfuzius, Aristoteles, Platon) lange waren Philosophie, Medizin, Naturwissenschaften und Psychiatrie dicht beieinander Göthe Wenn ich mich damals mit einem Fach beschäftige dann auch mit den anderen erst im 19. Jahrhundert entwickeln sich unterschiedliche Denkschulen / Perspektiven Freud (Kommt eigentlich aus der Medizin) 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 4 Große Debatten Uni war früher viel mit der Theologie verknüpft Anlage-Umwelt-Debatte Leib-Seele-Problem 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 5 Anlage-Umwelt-Debatte diskutiert seit der Antike zentrale Frage: ist die Psychologie eines Menschen auf seine Anlage oder die Umwelt zurückzuführen? sind psychologische Eigenschaften biologisch angelegt oder werden sie durch Kultur, Bildung,... erworben? was spricht für die A. u. was für die U.? aktuelle Annahme: Anlage und Umwelt interagieren dynamisch und in Alles was nicht Gene ist Wechselwirkung Beide Faktoren müssen vorkommen = Wechselwirkung 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 6 Leib-Seele-Problem Vorstellung von früher „Sind Körper und Geist getrennt und jeweils eigenständig, oder ist der Geist lediglich die subjektive Erfahrung von stattfindender Gehirnaktivität?“ lange hielt man einzelne Organe für den Sitz der geistigen und körperlichen Kräfte (Bsp.: Herz) Annahme bis ins 15. Jh.: Geist und Körper existieren unabhängig voneinander; der Geist kontrolliert den Körper; die Seele ist göttlich und unsterblich und unterscheidet den Menschen von Tieren 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 34) 7 Leib-Seele-Problem Leonardo da Vinci (1506) brachte erstmals das Gehirn mit psychologischen Funktionen in Verbindung René Descartes (17. Jh.) vertritt den Dualismus: Geist und Körper sind getrennt voneinander, aber dennoch miteinander verflochten aktuelle Annahme: der Geist ist die Folge von Gehirnaktivität und existiert nicht getrennt vom Körper 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 34) 8 Gründung der Psychologie Fragen sind immer häufiger vorgekommen 19. Jh. britische Psychologen plädieren dafür, Psychologie auf Beobachtung und Experiment aufzubauen; Psychologie soll „die Wissenschaft von den elementaren Gesetzen des Geistes“ sein Medizin: Menschen angucken Psychologie: wie der geist/ das Gehirn funktioniert Wilhelm Wundt gründet 1879 in Leipzig sein „Institut für experimentelle Psychologie“ Annahme: psychologische Prozesse sind die Folge physiologischer Vorgänge im Gehirn Methode: Reaktionszeitmessung und Introspektion (Problem: subjektiv und nicht reliabel) 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 36) 9 Perspektiven Strukturalismus „Psychologischer Ansatz, in dem davon ausgegangen wird, dass sich ein System nur durch die Interaktion zwischen seinen Elementen verstehen lasse, weswegen bewusste Erfahrung zunächst in grundlegende Komponenten zerlegt werden müsse, um durch diese Zergliederungsprozesse die Elemente zu identifizieren.“ Wundt wollte die Struktur der Seele anhand ihrer Einzelteile verstehen. Bsp. Clementine: Einzelne Elemente anschauen. In Einzelteile legen (Schale, Hülle, spalten, riechen etc.) Gliederung 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 37) / Myers (2023, S. 7) 10 Perspektiven Funktionalismus William James (1890): Principles of Psychology – Analyse des menschlichen Geistes kritisiert den Strukturalismus: der Geist sei komplexer als seine einzelnen Elemente Funktionalismus: „konzentriert sich auf die Funktion des Geistes im Sinne der Anpassung an die Umwelt“ die Psychologie betrachtet die Operationsweise des Geistes, also die Funktion der Geist arbeitet so, dass er Menschen bei der Anpassung an die Umwelt hilft Haus: Person alles einzelne gebe - weis die Person nicht was ein Haus ist das gesamte ist mehr als nur die Einzelteile 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 38) 11 Perspektiven Theorien sollen nicht als Chronologie verstanden werden! Nicht nur zum licht schauen - Das dunkle gibt es auch im Raum Evolutionstheorie was ist gerade für meine zeit am besten. was bringt mich jetzt in der aktuellen zeit weiter. stärkt den Funktionalismus Charles Darwin (1859): stellte die Evolutionstheorie vor Grundgedanke: Arten verändern sich über die Zeit einige Veränderungen steigern die Chance aufs Überleben solche Veränderungen werden weitergegeben weitergegebene Veränderungen nennt man Anpassungen Ziel ist Survival of the fittest 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 12 Perspektiven Gestaltpsychologie Abgrenzung zum Strukturalismus Max Wertheimer (1912): „Das Ganze unterscheidet sich von der Summe seiner Teile“ Bsp.: Wir nehmen ein Dreieck als Dreieck wahr und nicht als drei einzelne Linien 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 39) 13 Perspektiven Psychoanalyse Sigmund Freud (Anfang 20. Jh.) Psychoanalyse: Therapeut und Patient arbeiten daran, die Inhalte des Unbewussten des Patienten in sein Bewusstsein zu holen; dadurch können unbewusste Konflikte entdeckt und bearbeitet werden Idee: was ist vorgefallen woran ich mich nicht mehr erinnern kann? vom unbewussten zum bewussten machen 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 39) 14 Perspektiven Behaviorismus Ansatz: Was kann ich alles beobachten? Welche Umwelteinflüsse habe ich? Welches Verhalten kann ich dadurch sehen? John B. Watson (1913) kritisiert, dass sich die Psychologie auf mentale Prozesse konzentriert Behaviorismus ist „ein psychologischer Ansatz, der Umwelteinflüsse auf das beobachtbare Verhalten betont“ wenn wir die Reize finden, die ein Verhalten auslösen, können wir Verhalten vorhersagen 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 39) 15 Perspektiven Kognitive Ansätze 1960er Jahre kognitive Wende - der Geist steht wieder im Mittelpunkt untersucht werden mentale Prozesse wie Gedächtnis, Sprache und Entscheidungsfindung 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 39) 16 Perspektiven Sozialpsychologie zweite Hälfte des 20. Jh. untersucht den Einfluss sozialer Situationen auf Verhalten und mentale Aktivität 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 39) 17 Aktuelle Fragen Biologie Gehirnchemie Neurowissenschaften Humangenom è immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns helfen, die Funktionen und Prozesse zu verstehen 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 18 Aktuelle Fragen Evolutionäres Denken versucht, „mentale Eigenschaften als Produkt natürlicher Auslese zu erklären“ Annahme: Evolutionstheorie versucht zu erklären, ob Verhaltensweisen adaptiv sind Evolutionstheorie kann erklären, warum wir manche Verhaltensweisen zeigen, obwohl sie nicht mehr erforderlich sind (Bsp.: wir mögen süße Nahrungsmittel) 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 48) 19 Aktuelle Fragen Einflüsse der Kultur Werden uns hauptsächlich mit einer Person beschäftigen in diesem Semester eine adaptive Herausforderung ist das Zusammenleben mit anderen Menschen und in Gruppen das erfordert Kooperation aus dem Zusammenleben in Gruppen entstehen Kultur und Normen (Bsp.: wie geht man mit Familienmitgliedern um?) 11.11.2024 Gazzaniga (2017, S. 48) 20 lichkeit und in den mentalen Prozessen, die sich darauf auswirken, wie Menschen die Welt wahrnehmen und kennen. Die soziale Analyseebene dreht sich darum, wie sich Gruppenkontexte auf die Arten menschlicher Interaktion und gegenseitiger Beeinflussung auswirken. Die kulturelle Analyseebene untersucht, wie die Gedan- ken, Gefühle und Handlungen von Menschen über Kulturen hinweg ähnlich oder unterschiedlich sind. Unterschiede zwischen Kulturen beleuchten die Rolle, die Analyseebenenkulturelle Erfahrungen in der Formung psychologischer Prozesse spielen, während Tabelle 1.1 Analyseebenen Analyseebene Schwerpunkt Was wird untersucht? biologisch Gehirnsysteme Neuroanatomie, Tierstudien, Bildgebung Neurochemie Neurotransmitter und Hormone, Tierstudi- en, Wirkungen von Medikamenten/Drogen genetische Aspekte genetische Mechanismen, Heritabilität, Zwillings- und Adoptionsstudien individuell individuelle Unterschiede Persönlichkeit, Geschlecht, Entwicklungs- stufen, Altersstufen, Selbstkonzept Wahrnehmung und Denken, Entscheidungsfindung, Sprache, Kognition Gedächtnis, Sehen, Hören Verhalten beobachtbare Handlungen, Reaktionen, physische Bewegung sozial interpersonelles Verhalten Gruppen, Beziehungen, Überzeugung, Einfluss, Arbeitsplatz soziale Kognition Einstellungen, Vorurteile, Wahrnehmungen kulturell Gedanken, Handlungen, Normen, Überzeugungen, Werte, Symbole, am rand nur Verhaltensweisen – in Ethnizität unterschiedlichen Gesell- schaften und kulturellen Gruppen Nebenher: Faktor der zeit Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim: Beltz 11.11.2024 21 Literatur Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 11.11.2024 Gazzaniga (2017) 22 Viel Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 11.11.2024 23 11.11.2024 24 Welche Fragen stellt die Psychologie? 4. November 2024 Fragen Was ist Psychologie? Quelle: Myers, Kap. 1 2 Definitionen Hermann Ebbinghaus (1850-1909) Def. aus seinem Buch „Grundzüge der Psychologie“ (1902/1908) „Die Psychologie ist die Wissenschaft von den Inhalten und Vorgängen des geistigen Lebens oder, wie man auch sagt, die >Wissenschaft von den Bewusstseinszuständen und Bewusstseinsvorgängen das aktiviert das Konzept des geschmückten Baums => das bereitet darauf vor, damit zusammenhängende Begriffe schneller zu erkennen (Bsp.: Adventskranz) Kontextabhängiges Gedächtnis Zustandsabhängiges Gedächtnis: wir erinnern uns an Erfahrungen leichter, die mit der aktuellen Stimmung übereinstimmen serieller Positionseffekt: - Abruf nach längerer Zeit (Bsp.: am nächsten Tag): wir erinnern die ersten Wörter einer Liste - Abruf direkt nach dem Sehen: wir erinnern die letzten Wörter einer Liste - relevant bei Werbespots 17 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 375 Warum vergessen wir? Vergessen: Wann findet Vergessen statt? Vergessen kann in jeder Phase des Prozesses stattfinden. In jedem Schritt werden nur ein Teil der Informationen weiterverarbeitet. 18 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 380 Warum vergessen wir? Vergessen: Scheitern der Enkodierung 19 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 381 Warum vergessen wir? Vergessen: Scheitern des Abrufs Proaktive Interferenz (auch proaktive Hemmung; „proactive interference“): „vorwärtsgerichteter Störeffekt von früher Gelerntem auf die Reproduktion neuer Informationen.“ Retroaktive Interferenz (auch retroaktive Hemmung; „retroactive interference“): „rückwärtsgerichteter Störeffekt neu gelernter Informationen auf die Reproduktion alter Informationen.“ 20 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 383 Was ist Denken? Kognition lat. cognoscere – wissen, wahrnehmen „alle mentalen Aktivitäten, die mit Denken, Wissen, Erinnerung und Kommunikation zu tun haben.“ Begriff (concept) – „mentale Gruppierung ähnlicher Gegenstände, Ereignisse, Ideen oder Personen“. 21 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 396 Wie lösen wir Probleme? SPLOYOCHEIG Versuch und Irrtum Algorithmus - jede Möglichkeit durchprobieren - im Beispiel 39.916.800 Permutationen - sehr aufwendig Heuristik - häufige Buchstabenkombinationen wählen (Bsp.: ch) - seltenen Buchstabenkombinationen ausschließen (Bsp.: cgp) 22 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 398 Wie lösen wir Probleme? SPLOYOCHEIG Algorithmus „eine systematische, logische Regel oder Vorgehensweise, die garantiert zur Lösung des vorliegenden Problems führt.“ Heuristik „einfache Denkstrategie für effizientere Urteile und Problemlösungen; schneller, aber auch fehleranfälliger als der Algorithmus.“ Einsicht „plötzliche und oft überraschend auftauchende Lösung eines Problems; im Unterschied zu strategisch angelegten Lösungen.“ 23 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 398 Wie treffen wir Entscheidungen? Oft haben wir keine Zeit, systematisch vorzugehen. Intuition: „ein müheloser, plötzlicher und automatischer Gefühlszustand oder Gedanke – im Gegensatz zu explizitem, bewusstem Überlegen “ Bestätigungstendenz (confirmation bias): „Tendenz, nach Informationen zu suchen, die eine vorgefasste Meinung bestätigen, und Hinweise zu ignorieren oder zu verzerren, die dieser Meinung widersprechen“ Verfügbarkeitsheuristik: „Einschätzung der Wahrscheinlichkeit von Ereignissen je nach ihrer Verfügbarkeit in der Erinnerung; wenn uns Beispiele schnell einfallen, halten wir ein solches Ereignis für normal“ 24 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer Praktische Beispiele Lösungen: Die falsche Darstellung ist gespiegelt. 1. c 2. b Quelle: Pocket-Quiz IQ-Training. Moses-Verlag 25 Praktische Beispiele Lösung: 1. e (Tiere) 2. b (Gemüse) 3. a (Kleidung) 4. b (Sinneswahr- nehmungen) 5. c (Flüssigkeiten möglich) 6. d (Längenmaße) Quelle: Pocket-Quiz IQ-Training. Moses-Verlag 26 Praktische Beispiele Lösung: b Linkes Element immer gleich. Gleichfarbige Elemente immer mit einem schwarzen und einem weißen Kreis versehen. Quelle: Pocket-Quiz IQ-Training. Moses-Verlag 27 Erinnern In welchen Sprachen gibt es Scrabble? Wie lange warten wir durchschnittlich an einer Supermarktkasse? Was hat der Psychologe Jean Piaget beobachtet? Wie viel Wasser ist die Herstellung von einem Liter Coca-Cola nötig? Welchen Lieblingsfilm hatte Walt Disney? Was hat Leonardo da Vinci erfunden? Quelle: neon unnützes wissen (2010) 28 Erinnern Scrabble gibt es auch auf Arabisch, Chinesisch, Russisch und in Blindenschrift. An einer Supermarktkasse steht man in Deutschland durchschnittlich sieben Minuten. Der Psychologe Jean Piaget hat Kinder beim Murmelspiel beobachtet. Für die Herstellung von einem Liter Coca-Cola sind 2,6 Liter Wasser nötig. Der Lieblingsfilm von Walt Disney war Bambi. Leonardo da Vinci hat die Linkshänderschere erfunden. Quelle: neon unnützes wissen (2010) 29 Fazit Gedächtnismodell Enkodierung Speicherung Abruf verzerrte Erinnerungen Kognition Problemlösen Entscheidungen 30 Literatur und Tipps Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/psychologie_einfuehrungslehrbuch/star tseite.html Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. Zoelch, C., Berner, V.-D. & Thomas, J. (2019). Gedächtnis und Wissenserwerb. In D. Urhahne, M. Dresel & F. Fischer (Hrsg.), Psychologie für den Lehrberuf (Kapitel 2). Berlin: Springer. 31 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 32 33 Was sind Emotionen? 16. Dezember 2024 Was wissen wir schon Motivation Motivationskonzepte Bedürfnishierarchie Motiv Hunger Bedürfnis nach Zugehörigkeit Arbeitsmotivation Extrinsische und intrinsische Motivation Belohnungsaufschub 2 Ziele Verstehen, was Emotionen sind, welche Komponenten eine Rolle spielen. welche Theorien es zu Emotionen gibt, wie Emotionen unser Verhalten beeinflussen, wie Emotionen und Kultur zusammenspielen. 3 Einstieg Warum haben wir Gefühle? Gibt es Gefühle, die Sie gerne mögen? Gibt es grundsätzlich gute und schlechte Gefühle? Gefühle sind subjektiv, aber sie sind real (wir spüren Gefühle körperlich, wir bilden sie uns nicht ein) subjektive Komponente 4 Einstieg subjektiven aspekt und adaptiv Warum haben wir Gefühle? Gefühle sind Anpassungsreaktionen unseres Körpers. Emotionen sind adaptiv. Bei Herausforderungen bewirken Gefühle, dass wir - unsere Aufmerksamkeit bündeln, - zum Handeln angespornt werden (Emotionen erzeugen Handlungsbereitschaft), - Emotionen beeinflussen Entscheidungen und Bewertungen Emotionen umfassen drei Komponenten. Sie sind Reaktionen des gesamten Organismus, die - physiologische Erregung (Bsp.: erhöhte Herzrate) - Ausdrucksverhalten und (Bsp.: Augen aufreißen) - bewusste Erfahrung enthalten (Bsp.: aufgrund der Bewertung der Situation: Ich fürchte mich). © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 508 5 Einstieg Entwicklung von Emotionswissen Video Springer-Lehrbuch https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437 6 Begriffsbestimmungen Emotionen – Gefühle – Stimmungen è werden in der Alltagssprache oft synonym verwendet Emotion „Eine unmittelbare, spezifisch negative oder positive Reaktion auf Ereignisse in der Umwelt oder auf eigene Gedanken.“ Gefühl - subjektives Erleben einer Emotion Stimmungen - diffuse, langandauernde emotionale Zustände - ohne benennbaren Auslöser © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. 7 Emotionen Modelle Primäre Emotionen (Grundemotionen) - angeboren, evolutionär adaptiv und universell (kulturübergreifend) - Wut, Furcht/Angst, Traurigkeit, Ekel, Glück, Überraschung und Verachtung Sekundäre Emotionen (Mischungen) - Mischungen aus primären Emotionen - Reue, Schuld, Schadenfreude, Scham, Liebe, Bitterkeit und Neid 8 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555. Zirkumplex-Modell der Emotionen Sich aufgeregt zu fühlen, ist ein Zustand positiven Affekts und hoher Erregung Vorteil: Sagt nichts aus über Basismodulen erregt angespannt wachsam nervös aufgeregt gestresst beschwingt Activation aufgebracht glücklich negativ neutral positiv Valence traurig zufrieden niedergeschlagen gelassen lethargisch entspannt erschöpft ruhig nicht erregt Niedergeschlagenheit ist ein Zustand negativen Affekts und niedriger Erregung Abbildung 10.1 Zirkumplex-Modell der Emotionen 9 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555. Wo „sitzen“ Emotionen? mehrere Hirnregionen sind beteiligt limbisches System Insula: erhält und integriert somatosensorische Signale aus dem gesamten Körper - dafür zuständig, dass wir Hunger spüren oder unseren Herzschlag - stark beteiligt bei Ekel und Abscheu Amygdala: verarbeitet die emotionale Bedeutsamkeit von Reizen - wichtig beim emotionalen Lernen - wichtig bei der Wahrnehmung sozialer Reize wie dem Erkennen von Emotionen in einem anderen Gesicht (bei Furcht reagiert die Amygdala am stärksten) © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. 10 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 555ff. Emotionstheorien 1. James-Lange-Theorie: Erregung entsteht vor der Emotion 2. Cannon-Bard-Theorie: Erregung und Emotion treten gleichzeitig auf 3. Schachter und Singer: Kognition kann Emotion festlegen 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 11 Emotionstheorien etwas löst bei uns physologisch etwas aus und bennene dann die emotion 1. James-Lange-Theorie: Erregung entsteht vor der Emotion: „Unsere Emotionserfahrung entsteht dadurch, dass wir uns unserer physiologischen Reaktionen auf emotionserregende Reize bewusst werden.“ William James (1884): - „Wir sind traurig, weil wir weinen; wütend, weil wir zuschlagen, und ängstlich, weil wir zittern.“ - Annahme: körperliche Veränderungen treten in einzigartigen Mustern auf, die jeweils einer Emotion entsprechen Carl Lange: - wir nehmen bestimmte Muster körperlicher Reaktionen wahr und fühlen als Folge dieser Wahrnehmung Emotionen Kritik: physische Reaktionen sind oft nicht spezifisch genug Zustimmung: Gesichtsausdruck kann Emotionen auslösen © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 12 Emotionstheorien 2. Cannon-Bard-Theorie: Erregung und Emotion treten gleichzeitig auf: „Ein emotionserregender Reiz löst gleichzeitig 1. physiologische Reaktionen und 2. die subjektive Erfahrung der Emotion auslöst.“ alternative Theorie: Walter B. Cannon und Philip Bard (1934) Kritik an James: Körperreaktionen benötigen zu lange (man kann beschämt sein, bevor man errötet) Annahme: Informationen über Emotionen werden getrennt und gleichzeitig an Körper und Kortex gesendet - Informationen werden an Thalamus und limbisches System geschickt, dort verarbeitet; subkortikale Strukturen senden zeitgleich Informationen an Körper und Kortex Beide Wege werden beansprucht - Folge: wir spüren gleichzeitig zwei getrennte Signale: eine im Kortex produzierte Emotion und eine physische Reaktion © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 509 13 Emotionstheorien 3. Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer: Kognition kann Emotion festlegen: „um Emotionen zu erfahren, muss man 1. physiologisch erregt sein und 2. diese Erregung kognitiv interpretieren.“ Stanley Schachter und Jerome Singer (1962) bringen beide Theorien zusammen physiologische Reaktion auf alle emotionalen Reize ist gleich und immer eine undifferenzierte physiologische Erregung Interpretation brauchen wir - muss die emotion interpretieren diese Erregung wird unterschiedlich interpretiert und dann gelabelt - Bsp.: uns steht eine Prüfung bevor; wir erleben Erregung; unser Wissen sagt uns, dass eine Prüfung nicht zu bestehen, unangenehme Konsequenzen hat; deshalb schreiben wir die Erregung der Prüfungssituation zu und benennen die Erregung als Angst Fehlattributionen: Erregung wird einem anderen Ereignis zugeschrieben, als dem eigentlichen Grund © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 510 14 Emotionstheorien 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus Zwei Pfade: alle sensorischen Informationen wandern zum Thalamus, dort gibt es zwei Wege... a. langsamer, dafür absichtsvoller und gründlicher bewertet: erst zum visuellen oder auditorischen Kortex, dort Prüfung, danach zur Amygdala b. schnell und fast ohne Zeitverlust: direkt zur Amygdala © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 513 15 Emotionstheorien 4. Zajonc, LeDoux und Lazarus: Kognition geht der Emotion nicht immer voraus © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 512 16 Emotionstheorien Fazit: Perspektiven der einzelnen Modelle 17 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 513 Emotionstheorien – im Überblick © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 512 18 Wie hängen Körper und Nervensystem und Emotionen Emotionen zusammen? © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 514 19 Funktionen von Emotionen Gesichtsausdrücke Gesichtsausdrücke spiegeln Emotionen wider - das ist adaptiv, da andere Menschen daran erkennen können, wie wir handeln werden - wichtig: Augen (Bsp.: Angst – weit aufgerissene Augen – mehr Augenweiß) real: Gesichtsausdrücke immer in Situationen – Situation verändert unsere Interpretation eines Gesichtsausdrucks 20 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 563f. Gesichtsausdrücke und Kultur Sind Gesichtsausdrücke von Emotionen biologisch angelegt oder kulturell gelernt? Studien sprechen für kulturübergreifend erkennbare Gesichtsausdrücke Abb. 13.15 a–f Kulturspezifischer oder interkultureller Gesichtsausdruck? Die Sprachen der verschiedenen Kulturen unterscheiden sich. Unterscheidet sich auch die Sprache unserer Gesichter? Welches Gesicht drückt Ekel aus? Wut? Angst? Glück? Traurigkeit? Überraschung? (Aus Matsumoto & Ekman, 1989, mit freundlicher Genehmigung von Humintell, LLC) (Antwort: s. Ende des Textabschnitts) © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014. Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 521. 21 Gesichtsausdrücke und Kultur Kulturell gelernt sind die display rules (Darstellungsregeln) - in welchen Situationen sind welche Emotionen angemessen und dürfen gezeigt werden - in vielen Kulturen gibt es unterschiedliche display rules für Frauen und Männer - Emotionen unterschiedlich oft zu zeigen (Bsp.: weinen in der Öffentlichkeit) bedeutet nicht, Emotionen unterschiedlich intensiv zu erleben © Springer-Verlag Berlin Heidelberg Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 439. 2014. 22 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 563ff. Emotionen und soziales Miteinander Emotionen stärken soziale Beziehungen und können sie reparieren grundlegendes Bedürfnis nach Zugehörigkeit è schlimmste Strafe ist, ausgeschlossen zu werden Schuldgefühle schützen vor ungünstigen Verhaltensweisen (Bsp.: Betrug), stärken Beziehungen und können zur Manipulation genutzt werden © Springer-Verlag Berlin Heidelberg Aus: Myers, D. G. (2014). Psychologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 439. 2014. 23 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 582. Fazit Emotionen Gefühle Stimmungen Zirkumplex-Modell der Emotionen „Sitz“ der Emotionen James-Lange-Theorie Cannon-Bard-Theorie Schachter und Singer Zajonc, LeDoux und Lazarus Nervensystem und Emotionen Gesichtsausdrücke und Kultur 24 Beispielfragen Neurone (Nervenzellen) können untereinander kommunizieren. Welche Aussage stimmt? a) Axone und Dendriten leiten zufällig Impulse weiter. falsch b) Dendriten sprechen, Axone hören zu. falsch c) Axone sind für alle Aspekte neuronaler Kommunikation zuständig. falsch d) Dendriten hören zu, Axone sprechen. richtig 25 Beispielfragen Michaels Opa braucht manchmal etwas mehr Zeit, wenn ihm Michael zum Beispiel etwas am Rechner erklärt. Michaels Opa kennt aber ganz viele Gedichte, weiß die Namen vieler Politiker und kann viel über die Geschichte erzählen. Das liegt daran, dass a) die fluide Intelligenz im Alter tendenziell abnimmt, die kristalline Intelligenz im Alter tendenziell zunimmt. richtig b) die kristalline Intelligenz im Alter tendenziell abnimmt, die fluide Intelligenz im Alter tendenziell zunimmt. falsch c) Michaels Opa sich für andere Themen interessiert als Michael. falsch d) Michaels Opa bereits als Jugendlicher unterschiedliche Stärken in kristalliner und fluider Intelligenz besaß. falsch 26 Literatur und Tipps Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/psychologie_einfuehrungslehrbuch/s tartseite.html Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 27 Frohe Weihnachten! 28 29 Wie kommunizieren Nervenzellen? 18. November 2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 55ff Hinweis Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 KAPITEL 3, S. 59 ff 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 2 Ziel Warum sollten wir uns in einer Psychologie-Vorlesung mit Biologie und Neurowissenschaft beschäftigen? Verstehen, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren. Welche Funktionen haben welche Regionen des zerebralen Kortex (des Gehirns)? 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 3 Biologie Warum sollten wir uns in einer Psychologie-Vorlesung mit Biologie und Neurowissenschaft beschäftigen? Jede Stimmung, jede Regung ist ein biologisches Geschehen. è Alles Psychische ist auch biologisch. 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 4 Der Mensch als biopsychosoziales System Jeder Mensch ist ein biopsychosoziales System und befindet sich in einem biopsychosozialen System. omnipotent sind alle Zellen in den ersten Tagen Omnipotent: Können alles werden. Nach den ersten 14 Tagen in der Schwangerschaft. Der Mensch als System besteht aus Subsystemen. - Bsp.: Kleine Zellen organisieren sich zu Organen (Herz, Magen); Organe bilden größere Systeme, die Verdauung oder Informationsverarbeitung ermöglichen Der Mensch gehört zu einem größeren System - Individuum ist Teil einer Familie, einer Kultur Um menschliches Verhalten zu verstehen, müssen wir biologische, psychologische und soziokulturelle Systeme betrachten. 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 5 Neuronale Kommunikation Grundbausteine unseres neuronalen Informationssystems sind Neurone (Nervenzellen). Wofür brauche ich neuronen? und wie können sie information von a nach b senden. Untereinander kommunizieren Neurone können untereinander kommunizieren. Auf der nächsten Seite sehen Sie das als schematische Darstellung. schmerz kommt versetzt Dr. Petra Sandhagen 6 18.11.2024 Neuronale Kommunikation wird schnell weitergeleitet Dr. Petra Sandhagen 7 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 59 Neuronale Kommunikation Aufbau eines Neurons: - Zellkörper (cell body) - Teil des Neurons, der den Zellkern enthält - der Zellkern ist das Lebenserhaltungszentrum der Zelle - vom Zellkörper abzweigende Fasern: Dendriten - vielfach verzweigte Erweiterungen einer Nervenzelle - Dendriten sind kurz ü Dendriten empfangen Informationen und leiten sie als Impulse an den Zellkörper weiter ü Dendriten hören zu Dr. Petra Sandhagen 8 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 59 Neuronale Kommunikation Aufbau eines Neurons: - Erweiterung eines Neurons: Axon ü leiten Botschaften an andere Neurone, Muskeln oder Drüsen weiter ü können sehr lang sein ü von Myelinschicht umgeben ü Axone sprechen - Myelinschicht ü Fettgewebe, wirkt isolierend, beschleunigt die Impulsweiterleitung ü Myelin wird bis zum Alter von 25 Jahren gebildet => Effizienz der Nerven wächst bis zu dieser Zeit Dr. Petra Sandhagen 9 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 55ff Neuronale Kommunikation Neurone sind von Gliazellen (Klebezellen) umgeben: - Neurone können sich nicht allein ernähren - Gliazellen stützen und schütze Neurone - Gliazellen stellen den Neuronen Nährstoffe und Myelin zur Verfügung - Gliazellen leiten neuronale Verbindungen und nehmen Neurotransmitter auf - auf diese Weise sind Gliazellen am lernen und denken beteiligt - Gliazellen scheinen eine wichtige Bedeutung bei der Höherentwicklung der Lebewesen zu besitzen in dieser ausgepärgten form Dr. Petra Sandhagen 10 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 55ff Neuronale Kommunikation Informationsweiterleitung Sinnesrezeptoren oder benachbarte Neurone senden chemische Botenstoffe aus die Dendriten nehmen die Botenstoffe auf daraufhin löst in der Nervenzelle ein Impuls (= Aktionspotenzial) aus Aktionspotenzial = kurze elektrische Ladung Aktionspotenzial wandert das Axon entlang Wie schnell wandert der Nervenimpuls? ist abhängig vom Gewebe 3 km/h bis 320 km/h Vergleich langsamer zu anderen Elektrischen Strom Dr. Petra Sandhagen 11 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 60 Neuronale Kommunikation Alles-oder-Nichts-Reaktion ein Neuron reagiert (feuert) oder reagiert nicht Intensität: ein starker Reiz kann mehr und schneller Neurone zur Reaktion bewegen Es funktioniert nur: Information kann weitergegeben werden oder nicht Synapse Verbindungsstelle zwischen zwei Neuronen genauer zwischen axonaler Endigung des präsynaptischen Neurons und einem Dendriten des postsynaptischen Neurons gibt es ein dünne lücke synaptischer Spalt: Beinahe-Verbindung Dr. Petra Sandhagen 12 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 60 Neuronale Kommunikation Neuronale Kommunikation „Bei jeder Informationsverarbeitung im Gehirn sprechen die Neuronen an den Synapsen miteinander.“ Solomon H. Snyder, Neurowissenschaftler (1984) Dr. Petra Sandhagen 13 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 60 Neuronale Kommunikation Klausur nicht: chemicher ablauf! Dr. Petra Sandhagen 14 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 62 Neuronale Kommunikation Informationsweitergabe das Aktionspotenzial erreicht die Endigung des Axons das bewirkt die Ausschüttung eines Neurotransmitters, eines chemischen Botenstoffes Neurotransmittermoleküle überqueren den synaptischen Spalt und docken an einem Rezeptor des postsynaptischen Neurons an dieser Vorgang dauert einen 10.000sten Teil einer Sekunde die angedockten Neurotransmitter bewirken, dass die Rezeptormoleküle kleine Kanäle am postsynaptischen Neuron öffnen dadurch strömen Ionen (elektrisch geladene Atome) in das Neuron und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Impuls (Aktionspotenzial) ausgelöst wird Verbliebene Neurotransmitter im synaptischen Spalt werden von Enzymen abgebaut und vom präsynaptischen Neuron wieder aufgenommen (reuptake) Dr. Petra Sandhagen 15 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 63 Neuronale Kommunikation Dr. Petra Sandhagen 16 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 63 Neuronale Kommunikation Neurotransmitter chemische Botenstoffe überwinden den synaptischen Spalt zwischen Neuronen in Gehirnbahnen kommen immer nur wenige (ein oder zwei) Neurotransmitter vor Neurotransmitter beeinflussen unser Verhalten und unsere Emotionen Neurotransmitter interagieren Dr. Petra Sandhagen 17 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 64 Neuronale Kommunikation – Neurotransmitter Dr. Petra Sandhagen 18 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 65 Nervensystem Nervensystem: Oberbegriff, meint das gesamte Informationsnetz mittels Neurotransmitter kommunizierende Neurone bilden das Nervensystem das Nervensystem nimmt Informationen aus der Welt und aus dem Körper auf Zentrales Nervensystem: Gehirn und Rückenmark Peripheres Nervensystem: sensorische Neuronen und Motoneuronen, die das zentrale Nervensystem mit dem Rest des Körpers verbinden Nerven: neuronale „Kabel“, die aus vielen gebündelten Axonen bestehen; Nerven gehören zum peripheren Nervensystem und verbinden das zentrale Nervensystem mit Muskeln, Drüsen und Sinnesorganen Dr. Petra Sandhagen 19 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 66 Zwischenschub: Arten von Neuronen Sensorische Neuronen - afferente Nervenzellen - übermitteln von den Sinnesorganen eingehende Informationen zum zentralen Nervensystem Motoneurone - efferente Nervenzellen - übermitteln Informationen vom zentralen Nervensystem an Muskeln und Drüsen Interneurone - „Mittler“, gehören zum zentralen Nervensystem - übernehmen interne Kommunikation zwischen sensorischem Input und motorischem Output Dr. Petra Sandhagen 20 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 65 Nervensystem Dr. Petra Sandhagen 21 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 67 Zwischenfazit Grundbausteine: Neurone Neurone kommunizieren Neurone bilden das zentrale Nervensystem Neurone bilden Netzwerke mit benachbarten Neuronen: neuronale Netze weiteres Kommunikationssystem: endokrines System mit den Botenstoffen Hormone 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 22 Messmethoden Woher wissen wir etwas über das Gehirn? nicht klausurrelevant früher: Läsionen, Verletzungen EEG: Elektroenzephalogramm - verstärkt die Hirnstromwellen MEG: Magnetencephalografie - bildet Magnetfelder aus der natürlichen elektrischen Aktivität des Gehirns ab PET: Positronenemissionstomografie - visualisiert Gehirnaktivität - gemessen wird die Verteilung von radioaktiv markierter Glukose MRT: Magnetresonanztomografie - stellt mit Hilfe von Magnetfeldern Bilder von weichem Gewebe dar fMRT: funktionelles MRT - Verfahren zur Darstellung von Blutfluss und damit Hirnaktivität Dr. Petra Sandhagen 23 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 76 Hirnstamm ältester Teil des Gehirns liegt gut geschützt innerhalb, dort wo das Rückenmark in den Schädel eintritt alles ältere teile,es sind bereiche ohne das wir es mitbekommen abläufen dieser Übergang am unteren Teil des Hirnstamms heißt Medulla oblongata und kontrolliert Herzschlag und Atmung am oberen Teil des Hirnstamms liegt der Thalamus - Umschaltzentrale für sensorische Informationen Kleinhirn (Zerebellum) - hinterer Teil des Hirnstamms - verarbeitet sensorische Signale und koordiniert motorische Reaktionen è alle diese Funktionen laufen ohne Anstrengung ab Dr. Petra Sandhagen 24 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 78 Limbisches System neuronales System, das zwischen den ältesten und den neuesten Teilen des Gehirns liegt umfasst Hippocampus, Amygdala und Hypothalamus Amygdala (Mandelkern): beteiligt am Entstehen von Emotionen Hypothalamus: steuert die lebenserhaltenden Aktivitäten wie Essen und Körpertemperatur Hippocampus: mit dem Gedächtnis verbunden Dr. Petra Sandhagen 25 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 80 Zerebraler Kortex (Großhirnrinde) wenn wir von denken sprechen zwei Hemisphären dünne Schicht miteinander verbundener Nervenzellen oberstes Steuerungs- und Informationsverarbeitungszentrum unseres Körpers motorischer Kortex: sendet Informationen zu den Körperteilen sensorischer Kortex: empfängt Informationen von den Sinnesrezeptoren der Haut Assoziationsfelder: sind für höhere geistige Fähigkeiten wie Lernen, Erinnern, Denken und Sprechen zuständig sprechen planen, inhalt planen und emotionen planen etc. = alle/viele hirnbereiche sind beteilgt Dr. Petra Sandhagen 26 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 83 Zerebraler Kortex linke und rechte Hemisphäre verbunden durch das corpus callosum (Balken) - ein breites Band aus Nervenfasern - über den Balken werden Informationen ausgetauscht linke Hemisphäre: Sprache rechte Hemisphäre: Schlussfolgerungen jünger: flexibler älter: schwieriger rechts: schlussfolgerung links:sprache Dr. Petra Sandhagen 27 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 83 Zerebraler Kortex nicht klausurelevant! Dr. Petra Sandhagen 28 18.11.2024 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 83 Fazit Grundbaustein: Neurone Neurone kommunizieren Neurone bilden das zentrale Nervensystem Neurone bilden Netzwerke mit benachbarten Neuronen: neuronale Netze alle Informationen müssen zum Gehirn gelangen Gehirn - Hirnstamm - limbisches System - zerebraler Kortex 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 29 Literatur und Tipps Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/psychologie_einfuehrungslehr buch/startseite.html Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 30 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 31 18.11.2024 Dr. Petra Sandhagen 32 Welchen Einfluss haben die Anlagen, welchen die Umwelt? 25. November 2024 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Was wissen wir schon? Grundbaustein: Neurone Neurone kommunizieren Neurone bilden das zentrale Nervensystem Neurone bilden Netzwerke mit benachbarten Neuronen: neuronale Netze alle Informationen müssen zum Gehirn gelangen Gehirn - Hirnstamm - limbisches System - zerebraler Kortex 2 Gleich oder ungleich? Ungleich: Frau – Mann, jung – älter, Hautfarbe, evtl. Nation,... è jede Person ist individuell Gleich: Menschen, wir mögen lieber Süßes als Saures, wir bilden Gruppen, wir interpretieren ein Lächeln ähnlich,... è wir haben viele Gemeinsamkeiten 3 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 6 Ziel Verstehen, welche Bedeutung Anlage und Umwelt besitzen. Verstehen, wie Gene, Kultur und Erfahrung Entwicklung beeinflussen. Verstehen, wie Anlage- und Umwelt-Einflüsse gemessen werden. Verstehen, wie Anlage und Umwelt interagieren. 4 Anlage oder Umwelt? Zwei Beispiele: Der Sohn einer Stargeigerin wird ebenfalls ein gefeierter Geiger. Die Tochter eines Fußballers wird ebenfalls eine umjubelte Fußballerin. Wodurch kommt das? - Haben die Kinder die Musik- oder Sport-Gene der Eltern geerbt? - Ging es zu Hause immer nur um Musik/Sport und die Kinder sind in einer so musikalischen/sportlichen Umgebung aufgewachsen, dass die Umwelt sie so gut in ihrem Bereich gemacht hat? - Sind die Erwartungen so hoch, weil die Eltern berühmt sind, und das hat die Kinder angespornt? 5 Gene Verhaltensgenetik: untersucht die relativen Gewichte und Grenzen von genetischen und Umwelteinflüssen auf das Verhalten Umwelt: jeder nicht-genetische Einfluss 6 Gene Jeder Zellkern enthält den gesamten genetischen Code für unseren Körper. Jeder Zellkern enthält Chromosomen. Wir besitzen 46 Chromosomen (23 von der Eizelle der Mutter, 23 von der Samenzelle des Vaters). Jedes Chromosom besteht aus Abb. 5.3 Die Bausteine des menschlichen Körpers. Der einer Kette von DNA-Molekülen, Zellkern jeder menschlichen Zelle enthält Chromosomen, welche jeweils aus zwei DNA-Strängen bestehen, die in einer Doppelhelix die in einer Doppelhelix verbunden verbunden sind sind. 7 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Gene komplexes Molekül namens DNA: Desoxyribonukleinsäure Gene: kleine Segmente dieses DNA-Moleküls. Wir besitzen 20.000 bis 25.000 Gene. Gene können aktiv oder inaktiv sein. Abb. 5.3 Die Bausteine des menschlichen Körpers. Der Zellkern jeder menschlichen Zelle enthält Chromosomen, welche jeweils aus zwei DNA-Strängen bestehen, die in einer Doppelhelix verbunden sind 8 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Gene Umweltereignisse schalten die Gene an. Ist ein Gen angeschaltet, stellt es einen Code bereit, um Proteinmoleküle aufzubauen. Proteinmoleküle sind Bausteine für unseren Körper. Gene sind Segmente der DNA, die fähig sind, Proteine zu synthetisieren (aufzubauen). Abb. 5.3 Die Bausteine des menschlichen Körpers. Der Zellkern jeder menschlichen Zelle enthält Chromosomen, welche jeweils aus zwei DNA-Strängen bestehen, die in einer Doppelhelix verbunden sind 9 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Gene Alle Menschen haben eine gemeinsame Sequenz innerhalb der menschlichen DNA, das Genom. Genom: „enthält die vollständigen Informationen, um einen Organismus herzustellen; besteht aus dem gesamten genetischen Material in den Chromosomen des Organismus“ Diese gemeinsame Sequenz macht uns zu Menschen und nicht zu Schimpansen. 10 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 149 Gene Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften wie Intelligenz oder Fröhlichkeit werden nicht von einem Gen, sondern von einer Gruppe von Genen beeinflusst. Forscher*innen gehen aktuell davon aus, dass menschliche Eigenschaften „von vielen Genen mit geringer Wirkung (Oakbay et al., 2016; Plomin et al., 2016)“ beeinflusst werden. Die Gene wiederum stehen in Wechselwirkung mit der Umwelt. è Wir werden erst, wie wir sind, durch die Interaktion von Umwelt und Anlage. è Gene sind für unsere Gemeinsamkeiten, aber auch für unsere Unterschiede mit verantwortlich. 11 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 149/150 Gene und Temperament Gene beeinflussen zum Beispiel das Temperament, indem sie physiologische Unterschiede auslösen - ängstliche Kinder haben einen erhöhten Herzschlag und ein leicht erregbares Nervensystem - wenn sie mit einer ungewohnten Situation konfrontiert werden, reagieren sie mit stärkerer physiologischer Erregung - das derart in der Biologie verankerte Temperament ist an der Bildung unserer Persönlichkeit beteiligt 12 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 154 Gene Molekulargenetik: Teilgebiet der Biologie, das sich mit der Untersuchung der molekularen Struktur und Funktion von Genen befasst. Molekulare Verhaltensgenetik: Untersuchung der Art und Weise, wie die Struktur und Funktion von Genen mit unserer Umwelt interagieren und so unser Verhalten beeinflussen. Epigenetik: - Gene sind aktiv (exprimiert) oder inaktiv - Epigenetik meint über die Genetik hinaus, zusätzlich zur Genetik 13 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 157 Epigenetik Epigenetik untersucht die molekularen Mechanismen, die Gene „ein-“ und „ausschalten“ können, also entweder eine Genexpression auslösen oder sie blockieren Gene sind selbstregulierend – sie reagieren auf den Kontext - Bsp.: afrikanischer Schmetterling ist im Sommer grün – aufgrund von Temperaturänderungen im Herbst reagiert ein genetischer Schalter – dieselben Gene, die vorher grün produziert haben, produzieren nun braun Unsere Erfahrungen erzeugen genetische Marker. 14 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 157 Epigenetik – genetische Marker Genetische Marker sind Methylmoleküle, die an einem Teil des DNA- Strangs angehängt sind. Diese Marker geben zum Beispiel der Zelle die Instruktion, alle Gene auf diesem DNA-Strang zu ignorieren. Das entspricht dem „Abschalten“ von Genen. Gene, die ignoriert werden, produzieren nicht die Proteine, die im Gen codiert sind und werden damit auch nicht wirksam. Wichtig: Epigenetik verändert die DNA nicht. Die DNA ist unveränderlich. 15 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 157 Zwillings- und Adoptionsstudien eineiige (monozygote) Zwillinge - eine befruchtete Eizelle - diese teilt sich - Zellen sind omnipotent - es entwickeln sich zwei gleichgeschlechtliche und genetisch identische Kinder zweieiige (dizygote) Zwillinge - zwei Eizellen, die von zwei unterschiedlichen Spermien befruchtet werden - es entwickeln sich zwei gleich- oder gegengeschlechtliche Kinder - Kinder sind genetisch so ähnlich wie Geschwister 16 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Zwillings- und Adoptionsstudien Was ist erforderlich, um Anlage-Umwelt-Einflüsse abzuschätzen? gleiche Gene, gleiche Umwelt gleiche Gene, ungleiche Umwelten ungleiche Gene, gleiche Umwelt 17 Zwillings- und Adoptionsstudien Was ist erforderlich, um Anlage-Umwelt-Einflüsse abzuschätzen? gleiche Gene, gleiche Umwelt è Zwillingsstudien gleiche Gene, ungleiche Umwelten è getrennt aufgewachsene Zwillinge ungleiche Gene, gleiche Umwelt è Adoptionsstudien 18 Zwillings- und Adoptionsstudien Getrennt aufgewachsene Zwillinge Thomas Bouchard, Minnesota-Studie, 1979 N = 74 getrennt aufgewachsene Zwillingspaare erstaunliche Übereinstimmungen von Charaktereigenschaften über Essgewohnheiten bis zum Namen des Hundes eineiige getrennt aufgewachsene Zwillinge sind sich unähnlicher als eineiig zusammen aufgewachsenen Zwillinge, aber ähnlicher als zweieiige Zwillinge Kritik: - viele Paare haben sich bereits Jahre vor der Studie wiedergetroffen - es gibt Zufälle bei nicht verwandten Menschen (gleiches Geburtsdatum, gleicher Hochzeitstag) 19 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 153 Zwillings- und Adoptionsstudien Adoptionsstudien Adoptivkinder und Adoptiveltern / Adoptivgeschwister sind genetisch nicht verwandt Alle teilen aber die gleiche Umwelt. Ergebnisse: - Adoptivkinder ähneln in ihren Persönlichkeitsmerkmalen stärker ihren biologischen Eltern als den Adoptiveltern - Aber: die Umwelt der Adoptivfamilie beeinflusst Einstellungen, Werte und politische Auffassungen 20 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 153 Erblichkeit Mit Zwillings- und Adoptionsstudien versuchen wir, die Erblichkeit von Merkmalen zu schätzen. Was heißt Erblichkeit? „Erblichkeit („heritability“) – Ausmaß, in dem individuelle Unterschiede auf Gene zurückgeführt werden können. Die Erblichkeit eines Persönlichkeitsmerkmals kann in Abhängigkeit von der ausgewählten Population und den untersuchten Umweltbedingungen variieren.“ 21 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 155 Anlage-Umwelt-Interaktion Menschen sind anpassungsfähig. Wie schaffen wir das? Warum ergeben die Gene nicht immer die gleiche Ausprägung? Lösung: Gene und Umwelt interagieren. Interaktion beide! Interaktion: „das Zusammenspiel, das auftritt, wenn die Auswirkung eines Faktors (z.B. der Umwelt) von einem anderen Faktor abhängt (z.B. den Anlagen)“ Erst die Interaktion von Anlage und Umwelt führt zu Persönlichkeitsunterschieden. 22 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 156 Anpassung und evolutionärer Erfolg Anpassung Es gibt zufällige Mutationen. Die natürliche Selektion bewirkt, dass die vererbten Merkmale an die Nachkommen weitergegeben werden, die zu vermehrter Reproduktion und zum Überleben führen. Die Gene sind weitergegeben worden, die uns große Lernfähigkeit ermöglichen. Große Lernfähigkeit bedeutet, dass wir uns an unterschiedliche Umwelten anpassen können (große Hitze oder Kälte). 23 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 160 Anpassung und evolutionärer Erfolg Evolutionärer Erfolg Menschen leben in unterschiedlichen Umwelten. Dennoch sind wir uns in vielen Eigenschaften sehr ähnlich. biologisch sind wir an eine frühere Welt angepasst - Bsp.: wir mögen Süßes und Fettes 24 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 161 Welche Einflüsse gibt es? Kritik an evolutionärer Perspektive Andere Einflüsse werden zu wenig berücksichtigt. Alternative Erklärungen können zum Beispiel soziale Skripte sein (wir lernen einen kulturellen Leitfaden, wie wir uns in Situationen zu verhalten haben) Erfahrungen - Erfahrungen wirken sich auf die Hirnentwicklung aus Eltern Gleichaltrige kulturelle Einflüsse - individualistische und kollektivistische Kulturen soziale Einflüsse Zeit 25 Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 150 Fazit Gene Zwillings- und Adoptionsstudien Anlage Umwelt Interaktion / Wechselwirkung Anpassung 26 Literatur und Tipps Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/psychologie_einfuehrungslehr buch/startseite.html Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 27 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 28 29 Einführung in die Psychologie für Nebenfach WiSe 2024/25 Herzlich willkommen! Was ist Psychologie? Motivation E n tw i c k l e ungspsy lo g i c h o lo g ie s y cho l p S o z ia E in s te l l u Emotion ng a tt e D e b Intelligenz e l t - m w b e - U r t E ei hk Kom m uni lic k a ti o ön n rs Voru ken rt Pe e ile D en L e rn e n 2 Einführung in die Psychologie für Nebenfach WiSe 2024/25 Herzlich willkommen! 4 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. 5 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. 6 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. 7 8 Was haben Sie gesehen? Beides stimmt. Nun die Auflösung. 9 10 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. 11 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. Delboeuf-Täuschung, seit 1894 bekannt. 12 Quelle: Optische Illusionen. 100 visuelle Rätsel & Täuschungen. Moses-Verlag. Frage des Tages Womit nehmen wir die Welt wahr? https://www.uni- hildesheim.de/learnweb2024/mod/choice/view.php?id=56531 Learnweb-Schlüssel 0870_sandhagen 13 Realität oder Illusion? 14 Quelle: Dimension Ralph, Kanal Quarks / https://www.youtube.com/watch?v=IT_iaZr96wY Frage des Tages Womit sehen wir? Wir sehen zu wesentlichen Anteilen mit dem Gehirn. Wir konstruieren uns ständig die Wirklichkeit. Warum? 15 16 Was ist Psychologie? „Aufgabe der Psychologie ist es, menschliches Erleben und Verhalten zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und zu beeinflussen.“ Schütz, 2015, Lehrbuch Psychologie Psychologie hat immer mit Menschen zu tun. Kontext ist wichtig. 17 Was ist das Ziel der Vorlesung? Sie sollen einen Überblick über Themen der Psychologie erhalten. Sie sollen verstehen, wie Psychologinnen und Psychologen denken und welche Fragen sie stellen. Sie sollen einen Bezug zur Praxis und zu Ihren Studiengängen herstellen können. 18 Learnweb Learnwebschlüssel 0870_sandhagen Bitte melden Sie sich auch rechtzeitig im POS an. 19 20 Klausur Klausur: Montag, 3. Februar 2025, 14.15-15.45 Uhr, Präsenz Bitte planen Sie, dass Sie sich etwa 30 min (13.45 Uhr) vorher am Audimax einfinden. Bitte bringen Sie Ihren Studiausweis mit. Varianten 2 LP 3 LP, unbenotet oder benotet 4 LP, benotet Ihre Studienordnung gibt Auskunft, wie viele LP Sie benötigen geschlossene Fragen 21 Literatur und Tipps Verbindlich: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-66765-1 Weitere Informationen: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz. Nolting, H.-P., Paulus, P. (2018). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung. 15., vollst. überarb. Aufl. Weinheim Basel: Beltz. 22 Viel Spaß und Erfolg im Studium! 23 Wie entwickeln wir uns lebenslang? 13. Januar 2025 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 201 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 201 Ziele Verstehen, welche biologischen Grundlagen Entwicklung begünstigen, wie Kinder Dinge über die Welt lernen (kognitiv), welche Rolle Bindung spielt (sozial), welchen Einfluss Gleichaltrige haben, welche Fragen die Entwicklungspsychologie über die Lebensspanne stellt. 3 Definition Entwicklungspsychologie „Fachgebiet, das sich mit der Untersuchung von Veränderungen in Physiologie, Kognition, Emotionen und Sozialverhalten über die Lebensspanne befasst.“ von der Konzeption bis zum Tod 4 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 493. Phasen Pränatale Phase: Empfängnis bis Geburt - Zygote: Empfängnis bis zweite Schwangerschaftswoche - Embryo: zweite bis neunte Schwangerschaftswoche - Fötus: neunte Schwangerschaftswoche bis Geburt Kleinkindalter: Geburt bis 18/24 Monate Kindheit: bis 11/14 Jahre Adoleszens: bis 18/21Jahre Erwachsenenalter: bis zum Tod © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 198 5 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 493. Ausgangspunkt Am Anfang verbanden sich eine Eizelle und eine Samenzelle. Mehr als 20.000 Gene kodierten die Proteinbausteine, die unseren Körper hervorbrachten. Die Gene haben Einfluss auf unsere Persönlichkeit. Die Gene treffen auf eine bestimmte Umwelt. Beide – Gene und Umwelt – interagieren. Veränderungen und zugleich Stabilität spielen im Leben eine Rolle. è Wie entwickeln wir uns unter diesen Voraussetzungen? © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 194 6 Fragen der Entwicklungspsychologie Anlage und Umwelt: Wie interagieren unsere genetischen Anlagen mit unseren Umwelterfahrungen? Kontinuität und stufenweiser Verlauf: Welche Entwicklungsbereiche verlaufen kontinuierlich? In welchen Entwicklungsverläufen finden sich Sequenzen und Stufen? Stabilität und Veränderung: Welche Eigenschaften bleiben stabil? Wie verändern wir uns mit dem Alter? © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 195 7 Anlage und Umwelt bereits vorgeburtlich reift das Gehirn - wichtige Prozesse: spezifische Hirnareale reifen und nehmen Funktion auf und Gehirnregionen lernen, über synaptische Verbindungen zu kommunizieren Neurone werden mehr und Gehirn wächst bis zum Alter von 4 Jahren auf 80 Prozent der Erwachsenengröße es entwickeln sich deutlich mehr neuronale Verbindungen als benötigt Prinzip „use it or lose it“ - Gehirn reagiert auf Erfahrungen mit der Umwelt - nur die Verbindungen bleiben, die man nutzt © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 202 8 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 494. Fähigkeiten der Neugeborenen Reflexe Suchreflex (der Mutterbrust) Saugreflex Greifreflex è Reflexe sichern das Überleben è Reflexe ebnen den Weg, um komplexere Verhaltensmuster zu lernen 9 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 497. Fähigkeiten der Neugeborenen Vorliebe für soziale Beziehungen Stimmen: Neugeborene drehen den Kopf in die Richtung menschlicher Stimmen. Geruch: sieben Tage alte Babys drehen sich zu einem Stück Stoff, dass nach ihrer Mutter riecht © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 201 10 Fähigkeiten der Neugeborenen Vorliebe für soziale Beziehungen Menschliche Gesichter: Neugeborene schauen länger auf eine schematische Darstellung, die einem Gesicht ähnelt. Abb. 6.8 a,b Neugeborene zeigen eine Vorliebe für Gesichter. Werden diese beiden Reize dargeboten, die aus identischen Elementen zusammengesetzt sind, dann schauen italienische Neugeborene fast doppelt so viele Sekunden auf das Bild, das an ein Gesicht erinnert (Johnson & Morton, 1991, mit freundlicher Genehmigung von John Wiley & Sons). In einer Studie mit kanadischen Neugeborenen (Mondloch et al., 1999), die im Durchschnitt erst 53 Minuten alt waren, zeigte sich die gleiche, offenbar angeborene Präferenz für Gesichter. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 201 11 Theorie dynamischer Systeme Annahme: Entwicklung ist ein selbstorganisierender Prozess - durch biologische Einflüsse geleitet - durch Umwelterfahrungen verändert Wie passiert Entwicklungsfortschritt? - Person exploriert aktiv - Feedback aus der Umgebung Abb. 6.13 Säugling bei der Arbeit. Wenn man den Fuß eines Säuglings durch eine Schnur mit einem Mobile verbindet, können schon 3 Monate alte Säuglinge lernen, dass Strampeln das Mobile in Bewegung setzt, und sie können sich an das Gelernte etwa 1 Monat lang erinnern. (Rovee-Collier 1989, 1997; © Michael Barton) Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 499. 12 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 204 Wie lernen Kinder Dinge über die Welt? Jean Piaget geboren am 9. August 1896 in Neuchâtel gestorben am 16. September 1980 in Genf studierte Biologie und promovierte darin glaubte, dass sich alle Dinge aus der Biologie heraus erklären lassen (auch Psychologie, Philosophie) setzte sich mit Psychoanalyse auseinander beobachtete seine drei Kinder entwickelte aus allen diesen Einflüssen die Theorie der kognitiven Entwicklung è aus der Biografie erklären sich die drei Schwerpunkte Anlage und Umwelt, Kontinuität und Diskontinuität, das aktive Kind 13 Aus: Siegler, R.S., Saffran, J., Gershoff, E.T. & Eisenberg, N. (2021). Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter. Heidelberg: Springer (5. Auflage). Wie lernen Kinder Dinge über die Welt? Jean Piaget (1928) Theorie zur kognitiven Entwicklung wir wollen die Welt als sinnvoll verstehen Äquilibration angestrebt Schemata (Arten des Denkens) sind bei Kindern anders als bei Erwachsenen Lernprozesse: - Assimilation: Erfahrungen werden in ein vorhandenes Schema eingeordnet - Akkomodation: neues Schema wird entwickelt 14 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 505. Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung 1. Sensomotorische Stufe (Geburt bis 2 Jahre) Das Kind unterscheidet sich selbst von Objekten. Das Kind erkennt sich als absichtlich Handelnder (Bsp.: Mobile in Bewegung setzen). Objektpermanenz: Dinge existieren, auch wenn man sie nicht sieht. 2. Präoperationale Stufe (2 bis 7 Jahre) mittels Sprache Objekte benennen Wörter repräsentieren Objekte egozentrische Perspektive Merkmale werden nur nach einem Merkmal klassifiziert - Video: https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437 15 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 505. Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung 3. Konkret-operationale Stufe (7 bis 12 Jahre) logisches Nachdenken über Objekte und Ereignisse Das Kind versteht Mengenerhalt, Massenerhalt und Gewichtserhalt. Das Kind klassifiziert Objekte nach mehreren Merkmalen. 4. Formal-operationale Stufe (ab 12 Jahren) logisches Nachdenken über abstrakte Konzepte befasst sich mit Zukunft, gesellschaftlichen Problemen 16 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 505. Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 211 17 Kritik an Piaget kulturelle Einflüsse sind nicht berücksichtigt soziale Interaktion ist nicht berücksichtigt Kinder können sich durch die Stufen vor- und zurückbewegen Alter ist zu hoch angesetzt (Bsp.: Objektpermanenz schon mit 3,5 Monaten) Aktuelle Sicht auf Piaget Piaget gilt als einer der einflussreichsten Wissenschaftler des 20. Jahr- hunderts. Er prägt die Vorstellung von der kognitiven Entwicklung. Die Entwicklung wir aktuell jedoch stärker als kontinuierlicher Prozess gesehen. Anfänge des kognitiven Denkens liegen schon früher als Piaget es einschätzt. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 212 18 Aus: Gazzaniga, M., Heatherton, T. & Halpern, D. (2017). Psychologie. Weinheim Basel: Beltz, S. 505. Lernen durch Interaktion mit anderen – ToM Theory of Mind (ToM): verstehen, dass andere Menschen Wünsche, Absichten und Überzeugungen besitzen false belief: Smarties-Aufgaben, Maxi und die Schokolade wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben Video: https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2023. Aus: Myers, D.G. & DeWall, C.N. (2023). Psychologie. 4. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer. S. 209/210 19 Theory of Mind Abb. 6.20 Untersuchung der Theory of Mind von Kindern. Dieses einfache Problem ist ein Beispiel dafür, auf welche Weise Wissenschaftler:innen herausfinden, wie sich ein Kind das Denken anderer Menschen vorstellt. (Nach Baron-Cohen et al., 1985, Copyright 1985,

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