PB Buch Q3: Aspekte gesellschaftlichen Wandels PDF

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SuppleHurdyGurdy9400

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Bertha-von-Suttner-Gymnasium

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societal change demographic change migration population studies

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This document explores aspects of societal change, focusing on demographic shifts and migration. It examines factors influencing population structures, including birth rates, life expectancy, and migration patterns. It also discusses the impact of these trends on social structures and potential future consequences.

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## 1.2 Aspekte gesellschaftlichen Wandels **1.2.1 Demografischer Wandel** **Leitfragen:** * Welche Bereiche sind vom sozialen Wandel betroffen? * Welche Faktoren verursachen gesellschaftliche Veränderungen? * Wie könnten zukünftige Entwicklungen aussehen? * Durch welche Merkmale zeichnet sich die...

## 1.2 Aspekte gesellschaftlichen Wandels **1.2.1 Demografischer Wandel** **Leitfragen:** * Welche Bereiche sind vom sozialen Wandel betroffen? * Welche Faktoren verursachen gesellschaftliche Veränderungen? * Wie könnten zukünftige Entwicklungen aussehen? * Durch welche Merkmale zeichnet sich die „moderne Gesellschaft" aus? **Was bestimmt die Struktur der Bevölkerung?** Spätestens seit dem Jahr 1998 - als das Wort "Rentnerschwemme" zum Unwort des Jahres gekürt wurde - hörte man immer häufiger von der "demografischen Zeitbombe" bzw. wurden "Rentnerberge" prognostiziert oder der bevorstehende "Krieg der Generationen" angekündigt. Seitdem ist der Wandel der Bevölkerungsstruktur aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr fortzudenken. Diese Schlagworte beschreiben die demografischen Veränderungen, die man nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen Gesellschaften Europas und Nordamerikas in ähnlicher Form feststellen kann. Diese Veränderungen betreffen drei Faktoren, welche die Bevölkerungsstruktur bestimmen: * Geburten (generatives Verhalten: Geburtenzahlen, Anzahl der Kinder pro Frau) * Lebensdauer (Lebenserwartung, Sterblichkeit) * Migration (Zu- und Abwanderung) **Geburten und Sterbefälle in Deutschland in Tausend** | 1946 | 50 | 55 | 60 | 65 | 70 | 75 | 80 | 85 | 90 | 95 | 00 | 05 | 10 | 15 | 17 | |:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:|:---:| | | | | | | | 1357 | 1262 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | 1117 | 1262 | 1357 | | 1118 | 1002 | 1113 | 1048 | 990 | 976 | 952 | 922 | 911 | 925 | 877 | 870 | 866 | 859 | 839 | 814 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | 748 | 796 | 782 | 765 | 767 | 738 | 686 | 678 | 682 | 785 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | 1118 | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | **Geburtenrückgang** Seit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert sind die Geburtenraten in Deutschland und den meisten Industrienationen ständig gefallen. Unterbrochen wurde dieser historische Trend durch den sog. Baby-Boom, der unmittelbar auf die Folgen des Zweiten Weltkriegs zurückzuführen ist und in Westdeutschland Ende der 1950er Jahre ausbrach. Dieser dauerte bis zur Mitte der 1960er Jahre an („Pillenknick"). Seit über zwei Jahrzehnten hat Deutschland eine der weltweit niedrigsten Geburtenraten - und das, obwohl sich Umfragen zufolge mehr als 80 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung ein Kind wünschen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. **Mögliche Gründe für den Geburtenrückgang in Deutschland** **Persönliche Gründe** * Erwerbstätigkeit und Emanzipation der Frau * Gestiegener Bildungsgrad * Lange Ausbildungszeiten * Allgemeine Lebenslage * Lebensstandard * Fehlender Partner * Zukunftseinschätzung * Kind als Störung, Last * Erfüllung des Kinderwunsches wurde zu lange herausgeschoben **Politische Gründe** * unzureichende staatliche Leistungen (Kindergeld, Elterngeld) * unzureichende Kinderbetreuungsangebote (Kindergärten, Ganztagsschulen) * Familienleitbild **Medizinische Gründe** * Empfängnisverhütung * Alter (von Mann/Frau) * Erkrankung **Gesellschaftliche / Wirtschaftliche Gründe** * Steigerung der Lebensansprüche * Hohe Kosten für Bildung und Ausbildung der Kinder * Wohnungsgröße * Geringes Familieneinkommen * Arbeitslosigkeit **Anstieg der Lebenserwartung** Der Anstieg der Lebenserwartung ist ein zweiter Trend, den man beim demografischen Wandel einbeziehen muss. Als Ursachen gelten: * der medizinische Fortschritt, * die verbesserte Hygiene, * die verbesserte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und * die allgemeine Steigerung des Wohlstands. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen liegt bei 83,4 Jahren und neun Monaten gegenüber 68,5 Jahren im Jahr 1950, die Lebenserwartung der Männer stieg im selben Zeitraum von 64 Jahre und fünf Monaten auf 78,4 Jahre und neun Monate. Die höhere Lebenserwartung der Frauen lässt sich nicht eindeutig erklären. Eine mögliche Ursache liegt im gesundheitsbewussteren Lebensstil, den Frauen eher als die Männer pflegen; aber auch Arbeitsbedingungen spielen bei der Lebenserwartung eine Rolle, üben Männer doch häufiger als Frauen gefährliche und körperlich belastende Berufe aus. **Wie wandelt sich die Bevölkerungsstruktur?** Halten die beiden beschriebenen Trends an, so ist mit folgenden Entwicklungen zu rechnen: * Der Anteil der jüngeren Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt ab, während der Anteil der Älteren und damit auch das Durchschnittsalter insgesamt steigen. Auch die Zuwanderung wird an dieser Entwicklung wenig ändern, zumal viele europäische Länder mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Für die Lebensplanung bedeutet die zunehmende Lebenserwartung, dass für das Leben und Wohnen im Alter zunehmend neue Modelle entwickelt werden müssen. * Die Menschen werden länger Rente beziehen, die Anzahl der Pflegebedürftigen wird ansteigen. Das bedeutet steigende Kosten für Gesundheitsversorgung und Alterssicherung. * Diese Entwicklung kann den Generationenvertrag erheblich belasten. Derzeit kommen 100 Erwerbstätige für die soziale Absicherung von 32 Rentnern auf, Schätzungen des Statistischen Bundesamts zufolge müssten sie im Jahr 2050 doppelt so viele Ruheständler versorgen. Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch von einem möglichen Generationenkonflikt, von Verteilungskämpfen zwischen Jung und Alt gesprochen und mehr Gerechtigkeit für die jüngere Generation gefordert, damit diese nicht allein die Lasten dieser Entwicklung zu tragen hat. * Das Angebot an Arbeitskräften könnte sich deutlich verringern und ältere Arbeitnehmer werden einen größeren Anteil der Belegschaften in den Unternehmen ausmachen. Bleiben diese Trends so erhalten, kann es sowohl zu einer Überalterung als auch zu einer Schrumpfung der Gesellschaft in der Bundesrepublik kommen, die bereits heute Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme, auf das Zusammenleben der Menschen und auch auf den Arbeitsmarkt haben werden. **Generationenvertrag** Politische Bezeichnung für das Grundprinzip der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland, dem zufolge immer der gerade (i. d. R. nicht-selbstständig) arbeitende Teil der Bevölkerung für die Rentenzahlungen an den nicht mehr arbeitenden Teil aufkommt, d. h., die im Laufe eines Erwerbslebens gezahlten Rentenbeiträge summieren sich nicht zu einem Kapitalstock, von dem die spätere Rente bezahlt wird, vielmehr wird durch die gezahlten Rentenbeiträge lediglich eine Anwartschaft auf Rentenzahlung erworben. **Wie sich Zu- und Abwanderung auswirken** Die Migration, also die Zu- und Abwanderung von Menschen, ist ein weiterer wichtiger Faktor der Bevölkerungsentwicklung. Wanderungen beeinflussen maßgeblich die Sozial- und Altersstruktur der Gesellschaft. In Deutschland spielten sie immer eine besondere Rolle. So kam es infolge des Zweiten Weltkrieges zu massiver Flucht und Vertreibung von Menschen aus den ehemaligen Ostteilen des Landes. Diese Ost-West-Wanderung war von großer Bedeutung für die Nachkriegsentwicklung beider deutscher Staaten. So galt es zunächst, die Flüchtlinge in die Gesellschaften zu integrieren, was im Westen nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gelang. Die „Vertriebenen", wie man diese Menschen fortan nannte, wurden zu einem wesentlichen Faktor des westdeutschen „Nachkriegswirtschaftswunders". Die Bundesrepublik zählte auch in den Folgejahren zu den wichtigsten Einwanderungsländern der Welt. Ab den 1950er-Jahren kamen angeworbene Arbeitskräfte aus Südeuropa hinzu, die im Laufe der Zeit ihre Familien nachholten und dauerhaft in Deutschland blieben. Die Einwanderungen lösten hier ein Bevölkerungswachstum aus und wirkten positiv auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. 2015 hatten 17,1 Mio. Menschen in Deutschland eine „Migrationsgeschichte". In der DDR verlief die Entwicklung hingegen anders: Hier schrumpfte die Bevölkerung seit den 1950er Jahren durch Abwanderungen. Die Massenflucht am Ende der 1980er-Jahre war schließlich ursächlich für den Zusammenbruch des Staates. Seit dem Ende der DDR sind 2,6 Mio. Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen, hingegen aber nur ca. 1,6 Mio. von West- nach Ostdeutschland. Seit 2015 stellt die Einwanderung von mehreren Hunderttausend Flüchtlingen vor allem aus dem Nahen Osten Staat und Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Wie sich diese Zuwanderung langfristig auswirken wird, bleibt abzuwarten. **Wie aussagekräftig sind Bevölkerungsprognosen?** Viele Gesellschaftswissenschaftler zweifeln an der Aussagekraft von Prognosen, weil man heute nicht absehen könne, wie sich die Bevölkerungsstruktur entwickle. Prognosen seien nur Modelle, und unvorhergesehene Umstände könnten die Situation schlagartig ändern. So habe man in der Vergangenheit weder die Weltkriege noch die Anti-Baby-Pille oder die Einwanderung von Arbeitsmigranten absehen können, und diese hätten die demografische Entwicklung der letzten 50 Jahre in Deutschland stark geprägt. Zudem werden in den gesellschaftspolitischen Diskussionen der jüngsten Zeit immer häufiger die Chancen betont, die mit dem demografischen Wandel verbunden sind, denn die längere gesunde und aktive Lebensspanne der Bevölkerung eröffnet nicht nur für die Wirtschaft zusätzliche Wachstumspotenziale, da viele Menschen auch im Alter noch arbeiten können und wollen. Der demografische Wandel wird sich auch auf die Siedlungsstrukturen und das Zusammenleben der Menschen auswirken, d. h. Sozial- und Infrastrukturen verändern sich nachhaltig. Gerade diese Entwicklung gilt es rechtzeitig zu erkennen und zu gestalten, denn sonst werden die „Schreckens-szenarien" von entvölkerten Stadtteilen und verödeten Landschaften Wirklichkeit. **Wie hat die Politik bereits auf den demografischen Wandel reagiert?** Seit geraumer Zeit versucht die Politik, auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren und diesen zu gestalten. Maßnahmen sind z. B.: * Reform der Alterssicherung (Renten- und Pflegeversicherung, Anhebung des Rentenalters, Förderung der Eigenvorsorge) * Stärkere Anreize für die Familiengründung (Kindergeld, Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, Steuerfreibeträge, Elternzeit, Elterngeld, flexiblere Arbeitszeitmodelle); * Öffentliche Debatte und Aufklärung; * Kontrollierte Zuwanderung (z. B. Zuwanderungsgesetz) **Deutsche Lebensbäume** | 1910 | 1950 | 2018* | 2060* | |---|---|---|---| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | *Annahmen der Vorausberechnungen: Steigerung der Lebenserwartung bei Geburt auf 84,7 Jahre bei Jungen und 88,6 Jahre bei Mädchen bis zum Jahr 2060; Sinken der jährlichen Differenz von Zu- und Abwanderung von plus 750 000 in 2016 auf plus 200 000 Menschen ab 2021; Geburten 1,5 Kinder je Frau. **1.2.2 Migration und Integration** **Leitfragen:** * Wer wandert ein und warum? * Kann die Zuwanderung das demografische Problem lösen? * Wo liegen Chancen und Probleme der Integration? **Was ist Migration?** Migration bedeutet ursprünglich Wanderung und wird definiert als dauerhafte Verlagerung des Lebensmittelpunktes in eine andere Region oder eine andere Gesellschaft. Es gibt viele unterschiedliche Formen der Migration. Man unterscheidet zum Beispiel: * Binnenmigration (Wohnortwechsel innerhalb eines Staatsgebietes; innerhalb der EU spricht man von EU-Binnenmigration) * Emigration (Auswanderung, internationale Migration) * Immigration (Einwanderung) * Remigration (Rückwanderung) Jede Migration ist mit der Hoffnung auf ein besseres Leben im Zielland verbunden. Dabei ist sie kein Phänomen der Moderne, denn Migration gibt es, seitdem es Menschen auf der Welt gibt. Historische Beispiel sind in der Antike die griechische Kolonisation oder die sogenannte Völkerwanderung, im Mittelalter bzw. früher Neuzeit die Vertreibung der Juden und der Hugenotten, im 19. Jahrhundert die europäische Auswanderung in die USA oder die Einwanderung ins Ruhrgebiet mit der Industrialisierung Fragt man nach den Motiven für die Migration, lassen sich mehrere Migrationsformen unterscheiden, wobei eine trennscharfe Abgrenzung schwierig ist, da häufig mehrere Motive ursächlich sind: * Fluchtmigration * Familiennachzug * Heiratsmigration * Arbeitsmigration * Expertenmigration * Armutsmigration **Wer sind die Migranten in Deutschland?** Die Migration ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie ihrer Familien seit den 1950er Jahren hat entscheidend zum sozialen Wandel in Deutschland beigetragen. Ende 2016 lebten 82,5 Millionen Menschen in Deutschland, von denen 18,6 Millionen einen sogenannten Migrationshintergrund hatten. Die Einwohnerzahl steig seit dem Jahr 2010 kontinuierlich an, weil mehr Menschen nach Deutschland einwandern als wegziehen. **Menschen mit Migrationshintergrund** Das Statistische Bundesamt spricht (seit 2005) von einer Person mit einem Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Diese Definition umfasst zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-) Aussiedlerinnen und (Spät-) Aussiedler sowie die als Deutsche geborenen Nachkommen dieser Gruppen. Die große Vielfalt der deutschen Gesellschaft sprachlich richtig darzustellen, ist nicht einfach. Man spricht deshalb von einer „multiethnischen Gesellschaft“ und von Menschen mit „Migrationshintergrund". Nach einer anderen Definition sind Migranten Personen, die nicht eindeutig einem Nationalstaat zugerechnet werden können, weil sie sich mehr als einem Staat verbunden fühlen oder weil sie ihren Lebensmittelpunkt über Staatsgrenzen hinweg verlegt haben. Danach gibt es in Deutschland u. a. folgende Personengruppen mit z. T. unterschiedlichem rechtlichen Status: * EU-Bürger (die aufgrund der Freizügigkeit innerhalb des EU-Binnenmarktes ihren Lebensmittelpunkt verlegen); * Spätaussiedler (die als deutsche Staatsangehörige aus Osteuropa im Zuge eines speziellen Aufnahmeverfahrens ihren Aufenthalt in Deutschland begründen); * Asylbewerber, die vor politischer Verfolgung in ihrem Heimatland geflohen sind; * Angehörige von in Deutschland lebenden Ausländern (Familiennachzug); * Arbeitsmigranten (Arbeitnehmer aus Staaten außerhalb der EU, etwa Saisonarbeiter, Pflegekräfte; * Flüchtlinge (mit befristeter oder unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung) **Ist Migration eine Einbahnstraße?** Lange Zeit hat man dies in Deutschland so gesehen. Man ging davon aus, dass Migration nur in eine Richtung verläuft und sich die Eingewanderten an die Gesellschaft in Deutschland angleichen und assimilieren müssen, dass sie also völlig in der deutschen Gesellschaft „aufgehen" sollten. „Die sollen sich integrieren!“, ist deshalb eine immer wieder erhobene Forderung. Man fordert, dass die „Neuen" so werden wie die „Alten". Diese Anforderung an die Eingewanderten geht von der Tatsache aus, dass die Gesellschaft aus einem „Wir“ und „Anderen" besteht und ignoriert, dass das „Wir" sehr vielfältig ist. Man kann Integration auch anders verstehen und zwar im Hinblick auf die Gesellschaft als Ganze. So versteht man beispielsweise unter der europäischen Integration das Zusammenwachsen und den Zusammenhalt zwischen den europäischen Staaten, der sich aber immer wieder verändert. Beide Formen, die Integration in eine Gesellschaft und die Integration als Gesellschaft sollte man zusammendenken. Deshalb fordern einige Sozialwissenschaftler auch, die Integration als Aufgabe von allen Menschen zu begreifen, die in Deutschland leben. Dazu gehörten auch Konflikte und Reibungen, aber auch Annäherung, Sympathie und Neugierde. Integrationsprozesse sind darüber hinaus aber auch langwierige Prozesse, da man sie nicht schnell erzwingen kann. Eine so verstandenen Integration kommt dem ursprünglich lateinischen Wort sehr nahe: „integrare" bedeutet nämlich so viel wie etwas erneuern, ergänzen oder vervollständigen. Viele Deutsche, die aus Einwandererfamilien stammen, kämpfen dagegen, nur als Migrant wahrgenommen zu werden. Immer wieder müssen sie auf die im Prinzip gut gemeinte Frage, woher sie kommen, antworten - und das nur, weil ihr Name ausländisch klingt oder sie eine dunkle Haut- oder Haarfarbe haben. Sie fühlen sich deshalb ausgegrenzt. Sie möchten als Einheimische und nicht als Eingewanderte angesprochen werden. **Migration und Bevölkerungsentwicklung** Der Zuzug von Migranten macht Deutschland zu einem Einwanderungsland. Nach zahlreichen Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung (z. B. Verschärfung des Asylrechts) wird sie heute zunehmend als Chance gesehen, der Schrumpfung und Überalterung der deutschen Gesellschaft zu begegnen. Auch der Fachkräftemangel in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft trägt zu einem Umdenken bei. Um die Probleme abzumildern, die durch den demografischen Wandel entstehen, müssten nach Berechnungen der UNO langfristig über eine halbe Million Menschen pro Jahr nach Deutschland einwandern. **Integrationspolitik** Migranten tragen viel zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands bei und bereichern das Zusammenleben auch kulturell. Faktisch ist die Bundesrepublik seit den 1960er Jahren ein Einwanderungsland, auch wenn die Politik diese Tatsache lange Zeit nicht anerkannt hat. Deshalb hat man es versäumt, frühzeitig über ein tragfähiges Konzept zur Integration nachzudenken. So mussten die Städte und Gemeinden als Orte der sozialen Integration in der Einwanderungsgesellschaft die Aufgabe der Integration selbständig meistern. Es gibt trotz unübersehbarer sozialer Brennpunkte mittlerweile eine Vielzahl von Beispielen und langjährig erprobten Konzepten gelungener Integration im kommunalen Bereich. Mittlerweile hat man aber auch erkannt, dass man Integration politisch steuern kann und muss. Seit 2005 gibt es in Deutschland ein Zuwanderungsgesetz, das den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern in Deutschland regeln soll. Kernstück des Gesetzes sind Integrationskurse, welche das Ziel verfolgen, die Integration der Migranten im Sinne gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit zu fördern. Dies soll über Sprachkurse, die Vermittlung von Wissen zur Orientierung im Alltag und von Kenntnissen über die Rechtsordnung und die Geschichte geschehen. Weiterhin entscheidet auch das Bestehen eines staatsbürgerkundlichen Tests über die Einbürgerung. Diese Tests sind nach wie vor umstritten. Weitere Neuregelungen des Zuwanderungsgesetzes betreffen das Asylrecht. Seit 2007 gibt es in Deutschland einen Nationalen Integrationsplan, der auf den sog. Integrationgipfeln von Vertretern der Bundesregierung, den Bundesländern, den Kommunen, Migrantenorganisationen, Verbänden der Wirtschaft, Sportverbänden und vielen anderen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen erarbeitet und verabschiedet wurde. Er soll alle integrationspolitischen Maßnahmen bündeln und enthält zahlreiche Selbstverpflichtungen, um eine bessere Integration der Migrantinnen und Migranten zu erreichen. Auf der Grundlage dieses Integrationsplans ist schließlich ein „Aktionsplan zur Umsetzung" beschlossen worden, der konkrete politische Handlungsfelder (z. B. Sprache, Bildung usw.) benennt. **Phasen der Ausländerpolitik in Deutschland bis 2015** | Zeitraum | Phase | Beschreibung | |----------|-----------------------|----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------| | 1955-1973 | Anwerbung | Arbeitskräfte aus Mittelmeerländern werden aufgrund des Arbeitskräftemangels in Deutschland angeworben; etwa 14 Mio. Ausländer kommen, etwa 11 Mio. kehren zurück (Rotationsprinzip). Amtlich als Ausländer bezeichnet, werden sie in der Öffentlichkeit „Gastarbeiter" genannt. 1956 wird das erste Ausländergesetz verabschiedet; 1973 erfolgt ein Anwerbestopp wegen Ölkrise und Wirtschaftsrezession. | | 1973-1980 | Konsolidierung | Durch Familiennachzug und Geburten steigt die ausländische Wohnbevölkerung an, obwohl die Arbeitnehmerzahl unter 2 Mio. sinkt; teilweise besteht Interesse an Einwanderung. | | 1980-1998 | Abwehr und Begrenzung | Deutschland ist Ziel von Flüchtlingen aus internationalen Krisengebieten; 1980 gibt es 108.000 Asylbewerber. Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge kommen in den 1990er Jahren vor allem aus Bosnien-Herzegowina und aus dem Kosovo. In Deutschland werden Begrenzungsmaßnahmen diskutiert, das Asylrecht wird 1993 eingeschränkt (,,Drittstaatenregelung"); die Einbürgerung wird erleichtert (Rechtsanspruch nach 15 Jahren Daueraufenthalt). Die Zahl der erwerbstätigen Ausländer steigt zwischen 1987 und 1993 von 1,8 auf 3,0 Mio. | | 1998-2015 | Akzeptanz und Integration | Stärkeres Bemühen, Ausländer zu akzeptieren und zu integrieren; der Anwerbestopp wird 2000 für IT-Spezialisten aufgehoben; das geänderte Staatsangehörigkeitsgesetz erleichtert erneut die Einbürgerung: Demnach besteht ein Einbürgerungsanspruch nach acht Jahren Daueraufenthalt. Die doppelte Staatsbürgerschaft kann mit Optionsrecht bis zum 23. Lebensjahr gewährt werden. 2005 tritt das Zuwanderungsgesetz in Kraft. Seit 2007 gibt es den Nationalen Integrationsplan und regelmäßig stattfindende Integrationsgipfel wurden etabliert. | | 2015- | Flüchtlingssituation | Im Jahr 2015 kamen 890.000 Flüchtlinge nach Deutschland. Im Jahr 2016 waren es noch 280.000. Die meisten von ihnen kamen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Die Einwanderung der Flüchtlinge traf Deutschland relativ unvorbereitet. So fehlte es überall an geeigneten Unterkünften, weshalb die Flüchtlinge in den ersten Monaten in Schulturnhallen, Zelten und Containern untergebracht wurden. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das für die Asylverfahren zuständig ist, häuften sich unterdessen Hunderttausende von Anträgen. Darüber hinaus galt und gilt es, Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, wie die vielen Menschen lang- und längerfristig in Deutschland leben können. Vom Wohnungsbau über Sprach- und Integrationskurs in Integrationskurse bis teil der Hauptschüler unter den ausländischen Jugendlicher verringert. Dennoch haben die PISA-Studien gezeigt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland im Vergleich zu ihren altersgenossen ohne Migrationshintergrund wesentlich geringere Chancen haben, eine Realschule oder ein Gymnasium zu besuchen, auch wenn sie derselben sozialen Schicht angehören. Deutlich schlechtere Chancen haben Einwanderer auch in der Berufsausbildung. Von der Bevölkerung zwischen 25 und 65 Jahren mit Migrationshintergrund hatte im Jahr 2011 (Mikrozensus) mehr als ein Drittel keinen Berufsabschluss (35,4 Prozent). Der Anteil war damit fast viermal so hoch wie bei der gleichaltrigen Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (9,2 Prozent). **Welche Ursachen lassen sich hierfür benennen?** * Der geringere Schulerfolg der Kinder mit Migrationshintergrund lässt sich soziologisch auf zwei Weisen erklären. Zum einen sind diese Kinder mit deutlich geringerem „sozialen und kulturellen Kapital" ausgestattet. Damit ist gemeint, dass sie (und ihre Eltern) neben sprachlichen Defiziten und anderen Umgangsformen auch sozial weniger vernetzt sind. Dies führt dazu, dass sie nur einfache oder mittlere Bildungsabschlüsse erlangen und eine geringere Erwerbsbeteiligung aufweisen. * Zum anderen erweist sich das Bildungssystem als Hindernis, weil es den Kindern mit Migrationshintergrund zu wenig Zeit lässt, Defizite auszugleichen. Darüber hinaus haben sie beim Übertritt in die Sekundarstufe I nur selten Zugang zu Gymnasien. So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Kinder mit Migrationshintergrund keine Gymnasialempfehlung erhalten, auch wenn sie die gleichen Noten haben wie Kinder ohne Migrationshintergrund. **1.2.3 Familie und Pluralisierung der Lebensformen** * Leitfragen: * Was sind Merkmale und Funktionen der Familie? * Welche Faktoren haben den Wandel von Ehe und Familie beeinflusst? * Inwieweit hat sich die Bedeutung der Familie in den vergangenen Jahrzehnten verändert? * Ist die Familie ein Auslaufmodell? **Was ist überhaupt eine Familie?** Früher, in den späten 1950er und 1960er Jahren, war die Beantwortung der Frage „Was ist überhaupt eine Familie?" einfach: Eine Familie ist ein Ehepaar, bestehend aus einem Mann und einer Frau, das zusammen mit den leiblichen Kindern in einem gemeinsamen Haushalt lebt. Der Mann ist berufstätig und nimmt die Ernährerrolle ein, die Frau kümmert sich um die Kinder und den Haushalt. Diese sogenannte „eheliche Kernfamilie" war vor 50 Jahren weit verbreitet und galt als „normal". Die Dominanz einer Lebensform ist historisch allerdings eher ungewöhnlich. Insbesondere im 18. und 19., aber auch im 20. Jahrhundert gab es eine große Vielfalt von unterschiedlichen Lebensformen bzw. Familienkonstellationen, weil sich viele Menschen eine Heirat nicht leisten konnten oder standesrechtliche Heiratsverbote existierten. Darüber hinaus war zudem das Risiko der Verwittwung sehr hoch, so dass viele Menschen nach dem Tod des Partners alleine lebten. Vielfalt war und ist also ein typisches Merkmal von Familien. So verwundert es auch nicht, dass es keine einheitliche Definition von Familie gibt, sie wird vielfach heutzutage als „moving target" beschrieben. Damit ist ihre Wandelbarkeit im historischen und kulturellen Zusammenhang gemeint. Im deutschsprachigen Raum gilt heutzutage eine Eltern-Kind-Gemeinschaft als Familie. **Welche Funktion hat Familie** * Die Familie übernimmt als besondere soziale Gruppe wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Diese Funktionen der Familie sind in nahezu allen Gesellschaften und Kulturen gleich, auch wenn Familienformen von Gesellschaft zu Gesellschaft variieren und einem historischen Wandel unterliegen. * Die Familie übernimmt die Befriedigung emotionaler Bedürfnisse durch Schutz und Geborgenheit sowie die Ausbildung des Selbstwertgefühls; * Die Familie regelt die biologische Reproduktion einer Gesellschaft und ermöglicht als primäre Sozialisationsinstanz, dass die Kinder den sozialen Ansprüchen und Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden; * Sie stärkt die Solidarität zwischen den Generationen; * Sie ermöglicht ihren Mitgliedern die soziale Platzierung, d.h., die Familie sorgt dafür, dass ihre Mitglieder in dem komplizierten Netz der Rollen und Positionen innerhalb der Gesellschaft in der Lage sind, unterschiedliche Rollen zu übernehmen und diese auszufüllen. Darüber hinaus bestimmt die Familie in hohem Maße die soziale Position, die ein Mensch in der Gesellschaft einnimmt. **Wie verändern sich Familie und Lebensformen im Laufe der Zeit** Der Wandel von familiären und anderen Lebensformen umfasst folgende Aspekte: * Geburtenrückgang, * veränderte Rolle der Ehe und * Pluralisierung der Lebensformen. Die verringerte Geburtenrate geht einher mit dem Rückgang der Ehehäufigkeit und dem Anstieg der Scheidungsrate (mehr als jede dritte Ehe wird wieder geschieden). Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen westlichen Industriestaaten hat die Zahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Die Eheschließung findet später statt und hat immer mehr mit der Erfüllung des Kinderwunsches und einer Schwangerschafft zu tun. Die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaften muss aber auch im Zusammenhang mit strukturellen Veränderungen gesehen werden: Die Ausbildungszeiten insbesondere der Akademiker sind lang, der Arbeitsmarkt fordert immer mehr Mobilität, was die gemeinsame Lebensführung deutlich erschwert und häufig zu Wochenendbeziehungen führt. Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit seit dem Ende der 1960er Jahre hat Millionen von Frauen die finanzielle Unabhängigkeit gebracht und ist auch Ausdruck eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wertewandels, der die Einstellung zur Familie deutlich verändert hat. Die Familie ist ein Ort, der partnerschaftliche Beziehungen, Unabhängigkeit und Selbstentfaltung ermöglichen soll und die Selbstaufopferung der Frau für die Familie i. d. R. abgeschafft hat. An die Ehe werden dadurch immer neue und höhere Anforderungen gestellt. Sie wird häufig nicht mehr als eine Lebensgemeinschaft auf Dauer gesehen, sondern vielmehr als Lebensabschnittspartnerschaft. Die Ehe hat als Lebensform nicht an Bedeutung verloren, lediglich ist die Bereitschaft der Menschen geringer geworden, eine unglückliche Ehe weiterzuführen. Neben der Ehe und dem „klassischen" Familienleben haben sich auf diese Weise vielfältige neue Formen des Zusammenlebens etabliert. Die Soziologen sprechen deshalb von der Pluralisierung der Lebensformen. * **Patchwork-Familien** (zusammengesetzte Lebensgemeinschaften wie Stief- oder Fortsetzungsfamilien, freie Wohn- und Lebensgemeinschaften), * **Wochenendfamilien**, * **gleichgeschlechtlichen Paaren leben**, * **Regenbogenfamilien**, in denen Kinder mit verheiratete und unverheiratete Paare mit getrennter oder gemeinsamer Wohnung, * **alleinerziehende Mütter und Väter sowie** * **Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen allein leben und häufig pauschal als Singles bezeichnet werden**. In Deutschland waren im Jahr 2016 41% aller Haushalte Singlehaushalte. Die Lebensformen neben der bürgerlichen Kernfamilie sind so vielfältig und häufig geworden, dass man sie längst nicht mehr als unkonventionell bezeichnet, auch wenn die Familie mit Kindern immer noch die relative Mehrheit der Lebensformen bildet. Abweichungen vom traditionellen Modell der Kernfamilie finden sich überdurchschnittlich häufig in Großstädten und in höheren Bildungsschichten. Die Familiensoziologen beobachten seit einigen Jahren auch eine Zunahme der multilokalen Mehrgenerationenfamilie. Zu dieser Familienform gehören neben den Mitgliedern der Eltern mit ihren Kindern auch die Großeltern, die zwar nicht im selben Haushalt, aber in erreichbarer Nähe wohnen und sich um die Kinder kümmern, weil beide Elternteile berufstätig sind. **Wie hat die Politik auf den Wandel der Lebensformen reagiert?** Auch die Politik hat auf die Pluralisierung der Lebensformen in Deutschland reagiert. 2001 wurde per Gesetz die Institution der „eingetragenen Lebenspartnerschaft" geschaffen, welche im Vergleich zur Ehe zwischen Mann und Frau mit den gleichen Pflichten, aber weniger Rechten ausgestattet war. Im Februar 2013 hatte das Bundesverfassungsgericht gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf die sukzessive Adoption eingeräumt.. Danach konnten gleichgeschlechtliche Partner ein von ihrem eingetragenen Lebenspartner bereits adoptiertes Kind oder auch leibliches Kind nachträglich adoptieren. Im Sommer 2017 verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt. Durch diese „Ehe für alle", die es zuvor bereits in 14 europäischen Staaten gab, wurden homosexuelle Paare heterosexuellen rechtlich gleichgestellt. Das bedeutet, dass sie im Erb- und Steuerrecht, bei Unterhaltsregelungen oder auch der Adoption die gleichen Rechte besitzen. Die „Ehe für alle" ist trotz der großen gesellschaftlichen Akzeptanz (bei einer Befragung im Jahr 2016 sprachen sich 83% der Bevölkerung dafür aus) nicht unumstritten. Ihre Gegner berufen sich darauf, dass die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau eine lange Tradition habe. Die „Ehe für alle" widerspreche auch der christlichen Auffassung, wonach die Fortpflanzung Ziel der Ehe sei. **Lebensformen der Bevölkerung in Deutschland, 2017** | Lebensform | Prozentanteil | |--------------------------------------------------------------------------|-------------| | Alleine lebend | 21% | | Alleinstehende in Mehrpersonenhaushalten | 2% | | Lebenspartner | 5% | | Lebenspartner, alleinerziehende Elternteile | 3% | | Alleinstehend | 23% | | In Paargemeinschaften ohne Kinder | 29% | | In Familien mit ledigen Kindern | 48% | | Ehepartner | 19% | | Ledige Kinder | 23% | **1.2.4 Der Staat und die Familie** **Leitfragen:** * Inwiefern ist Familienpolitik Aufgabe des Staates? * Wer ist für familienpolitische Fragen zuständig? * Was sind Leistungen des Staates für Familien? * Wie sehen neuere Entwicklungen in diesem Bereich aus? **Was leistet der Staat für die Familien?** „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung", heißt es in Artikel 6 des Grundgesetzes. Aus dieser besonderen Verantwortung des States gegenüber der Ehe und Familie leitet sich die staatliche Familienpolitik ab. Allgemein versteht man darunter alle politischen Aktivitäten, die dem Schutz und der wirtschaftlichen sowie sozialen Förderung der Familie dienen. Familienpolitik wird auch als Querschnittsaufgabe bezeichnet, weil sie kein abgegrenztes Politikfeld ist und wirtschafts-, sozial-, bildungs- sowie wohnungsbaupolitische Themen aufgreift. Aufgrund des föderalen Staatsaufbaus teilen sich Bund, Länder und Gemeinden die familienpolitischen Aufgaben bzw. ergänzen sich in manchen Bereichen. Seitens des Bundes ist das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ, gegründet 1953) für Familienpolitik zuständig. In den Ländern und Kommunen sind damit die Länderministerien, kommunale Beratungsstellen, Kirchen und Sozialverbände betraut. Zu den primären familienpolitischen Aufgaben des Bundes zählen beispielsweise: * die Zahlung von Kindergeld, Kinderzuschlägen, Elterngeld, ElterngeldPlus; * die Gewährung von Kinderfreibeträgen sowie des Familien- bzw. Ehegattensplittings in der Steuergesetzgebung; * die Gewährung und Finanzierung der Elternzeit; * die Regelung des Kündigungsschutzes für Mütter in der Schwangerschaft und Eltern in der Elternzeit im Arbeitsrecht; * Regelungen zur Kinderbetreuung; * Anerkennung von Kindererziehungszeiten bei Berechnung der Rente; * die Zahlung von Leistungen nach dem

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