Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem PDF

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Technische Hochschule Rosenheim

Prof. Barth

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Neurophysiology Nerve System Anatomy Human Biology

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This document presents an overview of neurophysiology, focusing on the function and structure of the nervous system. It details the process of information acquisition, processing, and transmission within the nervous system. The document also includes information regarding the different sections of the nervous system, including the central and peripheral nervous systems.

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Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem Fähigkeiten des Nervensystems: Informationen: Erwerben (z.B. Sinnesorgane) Verarbeiten (z.B. ZNS) Speichern (z.B. ZNS  Gedächtnis) Ausgeben (z.B. bewusste Bewegungen  Sprache) Weiterleiten (z.B. periphe...

Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem Fähigkeiten des Nervensystems: Informationen: Erwerben (z.B. Sinnesorgane) Verarbeiten (z.B. ZNS) Speichern (z.B. ZNS  Gedächtnis) Ausgeben (z.B. bewusste Bewegungen  Sprache) Weiterleiten (z.B. periphere Nerven oder Nervenbahnen) 179 Quelle: Silbernagl, Despopoulos Physiologie, Schmidt, Thews Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem Gliederung: Morphologie Zentrales Nervensystem Gehirn (encephalon) Rückenmark (medulla spinalis) Peripheres Nervensystem (Verbindung zwischen Organen und ZNS) Hirnnerven Spinalnerven Periphere Nerven, z.B. N. medianus 180 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Physiologie; Brandes, Lang: Physiologie, Wikipedia Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem Gliederung: Funktion Somatisches (willkürliches) Nervensystem:  Weitgehend vom Willen beeinflussbar Willkürliche Motorik (z.B. Bewegung der Skelettmuskulatur) Bewusste Wahrnehmung (z.B. Sehen, Hören, Fühlen) viscus (lat.): Eingeweide Vegetatives, auch viszerales (autonomes) Nervensystem:  Weitgehend dem Einfluss des Willens entzogen Steuerung innerer Organe (z.B. Verdauung, Puls, Atmung, Blutdruck) o Sympathikus  „Fluchtnerv“ o Parasympathikus  „Ruhenerv“ 181 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Physiologie; Brandes, Lang: Physiologie, Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervensystem Vegetatives Nervensystem:  Steuerung innerer Organe (z.B. Verdauung, Puls, Atmung, Blutdruck) Sympathikus  „Fluchtnerv“ Parasympathikus  „Ruhenerv“ viscus (lat.): Eingeweide 182 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Physiologie; Wikipedia Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Begriffe Begriffe: Afferent (lat. afferre = hintragen) Afferente Nervenbahnen  leiten Informationen in Richtung ZNS Efferent (lat. efferre = hinaustragen) Efferente Nervenbahnen  leiten Informationen vom ZNS weg  Nervenzellen (Neuronen) können Informationen immer nur in eine Richtung leiten (Einbahnstraße) Sensibel / Sensorisch Die Sinnesmodalitäten betreffend sensorisch – sehen, hören, Gleichgewicht, riechen schmecken  „Kopf“ vs. sensibel - Druck, Vibration, Berührung, Temperatur, Schmerz  „Haut“ Unterschied nicht mehr gebräuchlich Motorisch Die Bewegungen betreffend (z.B. Bewegung der Skelettmuskulatur) 183 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Physiologie, Lippert: Anatomie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Zelle (allgemein) Zelle: Kleinster lebensfähiger Baustein des Körpers „Grundbaustein“ aller Lebewesen Zellfunktionen verteilen sich auf verschiedene Strukturen (Organellen) Vermehrung durch Zellteilung Können sich zu Zellverbänden zusammenfügen (Gewebe)  Unterschiedliche Ausbildung und Funktion Zelllehre = Zytologie Gewebelehre = Histologie 184 Quelle: Bild: “Prototypical Human Cell” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0 Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervenzelle (Neuron) Neuron = Nervenzelle Kleinste „Einheit“ des Nervensystems eine einzelne Nervenzelle Funktion: Informationen sammeln, verarbeiten, weiterleiten, übertragen Ziel (hier): Muskel 185 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Physiologie; Duale Reihe Anatomie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervenzelle (Neuron) Aufbau eines Neurons (Nervenzelle) Dendriten (Verzweigte Zellausläufer, die der Informationsaufnahme über Synapsen dienen) Soma (Zellkörper: Integration (Verrechnung) elektrischer Signale; bei überschwelliger Erregung wird ein Aktionspotential am Axonhügel erzeugt) Axonhügel (Ort der Entstehung von Aktionspotentialen) Aktionspotich wird ausgelist und weitergeleitet Axon (Weiterleitung des Aktionspotentials) Präsynaptischer Endknopf (Übertragung der Erregung auf die Zielzelle, z.B. anderes Neuron oder Muskel) Nachgeschaltetes Neuron Vorgeschaltete Neuronen 186 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Nervenzelle (Neuron) Nervenzelltypen 188 Quelle: Brandes, Lang, Schmidt: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Membranpotential Ruhemembranpotential (Messanordnung): Zellaupenraum Zellinnerem Wie kommt es dazu? Ungleiche Verteilung von K+ und Na+ zwischen Zellinnerem und -äußerem Öffnung v.a. von K+ Kanälen in der Zellmembran  selektive Permeabilität Ruhemembranpotential zwischen – 70 und -90 mV Quelle: https://theory.labster.com/membrane-potential-de/ Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Membranpotential Vereinfachtes Modell zur Entstehung des Membranpotential: K+ befindet sich vor allem im Zellinneren mM = millimolar Na+ befindet sich vor allem im Zelläußeren (Einheit für die Stoffmengen- Die ungleiche Verteilung von Ionen zwischen konzentration) Zellinnerem und -äußerem führt zusammen mit der selektiven Permeabilität der Zellmembran innen außen zur Entstehung eines Membranpotenzials. K+ Kanäle geöffnet  -90mV (K+ - Gleichgewichtspotential) Positive geht nach Na+ Kanäle geöffnet  +90mV ausen und dann (Na+ - Gleichgewichtspotential) Wird Innere Negativ K+ - Gleichgewichtspotential Na+ - Gleichgewichtspotential 191 Quelle: Lang, Schmidt, Thews: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Membranpotential Ruhemembranpotential Das Ruhemembranpotenzial entsteht als Diffusionspotenzial Alle erregbaren Zellen des menschlichen Organismus weisen ein Ruhemembranpotenzial auf, welches maßgeblich durch die Diffusionspotenziale von Kalium-, Chlorid- und Natrium-Ionen bestimmt wird. Diffusionspotenziale entstehen als Folge von Ladungstrennung an einer Zellmembran, über die Ionen ungleich verteilt sind (Konzentrationsgradient) und die eine selektive Permeabilität für die jeweiligen Ionen aufweisen. In Zellen, in denen die selektive Permeabilität durch Kalium-Kanäle bestimmt wird, liegt das Ruhemembranpotenzial bei etwa –90 mV. Sind zusätzlich Na+-permeable Kanäle, auch in geringem Umfang, vorhanden, liegt das Ruhemembranpotenzial positiver, bei Werten zwischen –65 und –90 mV (wie z.B. bei Nervenzellen). 195 Quelle: Silbernagl, Despopoulos Physiologie, Schmidt, Thews Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Membranpotential Ruhemembranpotential, Aktionspotential (vereinfacht) Exzitatorischer (erregender) Reiz von einem vorgeschalteten Neuron  bewirkt initiale Depolarisation (oder auch „Vordepolarisation“) Synapse 1 Synapse 2 196 Quelle: Brandes, Lang, Schmidt: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Aktionspotential Was passiert, wenn sich das Membranpotenzial (Em) von seinem Ruhewert in Richtung auf weniger negative Werte entfernt und über die Reizschwelle kommt? (Vordepolarisation z.B. wegen eines exzitatorischen Reizes von einem vorgeschalteten Neuron) Reiz-- 197 Quelle: Silbernagl, Despopoulos Tascenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Aktionspotential Spannungsverlauf intrazellulär Änderung der Membranleitfähigkeiten (g) 198 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Aktionspotential Aktionspotential Zur Erregung kommt es dadurch, dass sich das Membranpotenzial (Em) von seinem Ruhewert in Richtung auf weniger negative Werte entfernt (relativ langsame Vordepolarisation, A1). Ursache der Erregung kann z.B. die Öffnung postsynaptischer Kationenkanäle durch Neurotransmitter oder eine aus der Umgebung weitergeleitete Erregung sein. Nähert sich das Em während der Erregung einem kritischen Wert, dem Schwellenpotenzial (A1), so werden (sog. schnelle) potenzialgesteuerte Na+- Kanäle aktiviert, d.h. die Na+-Leitfähigkeit gNa steigt an (A2) und Na+ strömt ein. Wird das Schwellenpotenzial nicht erreicht, so bleibt es bei der „lokalen Antwort“. 199 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Aktionspotential Wird das Schwellenpotenzial nicht erreicht (unterschwelliger Reiz), so bleibt es bei der „lokalen Antwort“.  Kein Aktionspotential! 200 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Refraktärzeit Refraktärzeit: Zeit, in der eine Nervenzelle (auch Muskelzelle) Aktionspotential bei einer Nervenzelle gar nicht (absolut) oder nur sehr schwer (relativ) …erneut zu erregen ist. Absolute Refraktärzeit: Die schnellen Natriumkanäle sind während der Plateauphase des Aktionspotentials völlig inaktiviert, weshalb kein neues Aktionspotential ausgelöst werden kann. Relative Refraktärzeit: Die schnellen Natriumkanäle sind ab ca. −40 mV teilweise wieder aktivierbar, weshalb bereits sehr starke Reize wiederum kleine Aktionspotentiale mit weniger steilem Anstieg auslösen können. 206 Quelle: physiologie.cc, amboss.com Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Aktionspotential (Dauer und Form) Aktionspotentiale (Dauer und Form) Aktionspotenziale im Axon sind Signale von kurzer Dauer (ca. 1-2 ms). Beim Skelettmuskel und v.a. bei der Herzmuskelzelle ist diese Zeit deutlich länger. Zeitverlauf wird v.a. von den Gating- Eigenschaften der Ionenkanäle bestimmt „Schnell“  kurzes AP „Langsam“  längeres AP Bei der Herzmuskelzelle sind v.a. langsame Calcium Kanäle entscheidend für das lange AP:  Schutz vor Wiedererregung  Jede Erregung durchläuft das Herz nur einmal und erlischt dann 208 Quelle: Brandes, Lang, Schmidt: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Zusammenfassung Überschwellige Reize führen zu einem Aktionspotenzial Starke Reize führen in erregbaren Zellen zu einer kurzzeitigen und stereotyp ablaufenden Änderung des Membranpotenzials, dem Aktionspotenzial. Durch eine reiz-induzierte initiale Depolarisation werden die für das Ruhemembranpotenzial verantwortlichen Kaliumkanäle blockiert und spannungsgesteuerte Natrium (Nav)- und Kalium (Kv)-Kanäle aktiviert. Die schnell öffnenden Nav-Kanäle sorgen über einen Einstrom von Na+ für eine Depolarisation der Membran, die verzögert öffnenden Kv-Kanäle über einen K+-Ausstrom für die nachfolgende Repolarisation. Durch Kanäle mit unterschiedlicher Offenwahrscheinlichkeit (gating) kann dem Aktionspotenzial ein zelltyp-spezifischer Verlauf aufgeprägt werden (z.B. Nervenzelle vs. Herzmuskelzelle) 210 Quelle: Brandes, Lang, Schmidt: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Reizleitung Myelinisiertes / nicht myelinisiertes Axon Zell Korper Reizleitungsrichtung nicht myelinisiert Transpe myelinisiert Myelinisiertes (markhaltiges) Axon/Neuron  Saltatorische Fortleitung Reizleitungsrichtung Nicht myelinisiertes (markloses) Axon/Neuron  Kontinuierliche Fortleitung 211 Quelle: https://wasistderunterschied.com Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Reizleitung Kontinuierliche und saltatorische Fortleitung 212 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Reizleitung Ausbreitung des AP an marklosen / markhaltigen Nerven Konst ant 213 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Reizleitungsgeschwindigkeiten Reizleitungsgeschwindigkeit an Nerven nach Funktion Korper J in Myelinisiert = markhaltig Nicht myelinisiert = marklos Geschwindigkeit wird beeinflusst durch:  Marklos/Markhaltig  Durchmesser 214 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Synapsen von Zeller Verbindungen Synapse (vereinfachte Darstellung) - wo Information ausgetauscht werden. Gap junction 218 Quelle: Brandes, Lang, Schmidt: Physiologie des Menschen Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Synapsen Synapsen (Synaptische Übertragung) Nervenzellen (auch manche Muskelzellen) sind untereinander oder mit sensorischen (Sinneszellen) und effektorischen Zellen (Muskel, Drüsen) über Synapsen verknüpft. Elektrische Synapsen sind direkte, ionenleitfähige Zell-Zell-Verbindungen durch Kanäle (Konnexone) im Bereich der Gap Junctions. Sie sorgen z.B. für die Erregungsweiterleitung innerhalb von glattem Muskel, Herzmuskel und z.T. in der Retina (Netzhaut) und ZNS sowie für die Koppelung von Epithelzellen und von Gliazellen. Chemische Synapsen, an denen die Informationsweitergabe durch eine Überträgersubstanz, einen (Neuro-)Transmitter, erfolgt, dienen nicht nur der einfachen 1:1-Verbindung, sondern sie sind auch die Schaltelemente des Nervensystems, an denen die Impulsübertragung gebahnt und gehemmt sowie mit anderen Informationen verrechnet werden kann. An der chemischen Synapse setzt das im Axon eintreffende Aktionspotenzial (AP) den Transmitter (u.U. auch mehr als einen) aus den präsynaptischen Axonendigungen frei. Er diffundiert dann durch den schmalen synaptischen Spalt, um postsynaptisch an Rezeptoren der subsynaptischen Membran gebunden zu werden. Je nach Art von Transmitter und Rezeptortyp kann dadurch die post-synaptische Membran erregt (exzitatorische Neurotransmitter) oder deren Erregung gehemmt werden (inhibitorische Neurotransmitter). 219 Quelle: Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Elektromyographie und Elektroneurographie Medizinische Messungen am peripheren Nerven bzw. am „Erfolgsorgan“ Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität des Muskels Ein Patient hat z B. Muskelatrophie Elektroneurographie (ENG): Messung der elektrischen Aktivität bzw. der Reizweiterleitung eines (peripheren) Nervs 224 Quelle Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Elektromyographie Motorische Einheit: Einzelnes Motoneuron mitsamt allen von diesen innervierten Muskelfasern Kleinste funktionelle Einheit für die Steuerung willkürlicher wie Nerves unwillkürlicher Motorik eines Zigehorge Muskelfasein Skelettmuskels motorische Einheit 225 Quelle: McGraw Hill Company Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Elektromyographie Motorische Einheit Beispiel für Muskeln mit grob und fein abgestufter Art der Bewegung 226 Quelle: Meyer, Jörn, Sport in der gymnasialen Oberstufe Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Elektromyographie Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität des Muskels mit Nadelelektroden (intramuskulär)  einzelne motorische Einheiten abgrenzbar  eher für genaue medizinische Diagnosen mit Oberflächenelektroden  Überlagerung vieler motorischer Einheiten  eher für Versuchszwecke (Versuch im Labor) 227 Quelle: Silbernagl, Despopoulos Physiologie, Schmidt, Thews Physiologie; Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 www.sportunterricht.de EMG Elektromyographie (mit Nadel) Darstellung von Muskelaktionspotentialen Elektroden Ableitung mit bipolarer Nadelelektrode = Nadelmyographie Diagnose (u.a.) von: Muskelatrophien (Unterscheidung zwischen neurogener (Nerv) und myogener (Muskel) Ursache) Myopathien (und Differenzierung) Unterscheide Muskelaktionspotentiale: Spontane (Keine willkürliche Innervation) Willkürliche (bei willkürlicher Innervation) Leichte Innervation (Aktivität einer einzelnen motorischen Einheit sichtbar) Maximale Innervation (Summenpotential = Überlagerung vieler motorischer Einheiten) 228 Quelle: Gleixner, Müller, Wirth: Neurologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 EMG Elektromyographie (mit Nadel) Darstellung von Muskelaktionspotentialen Ableitung mit bipolarer Nadelelektrode = Nadelmyographie 229 Quelle: Gleixner, Müller, Wirth: Neurologie; McGraw Hill; Tannemaat (Uni Leiden) Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 EMG Befunde Elektromyographie Nadel- Oberflächen- elektrode elektrode (keine Innervation) (leichte Innervation) (max.Innervation) Normalbefund: 2 1 3 1 2 Neurogene Muskelatrophie: Myopathie: 230 Quelle: Gleixner, Müller, Wirth: Neurologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 EMG Befunde Elektromyographie Nadel- Oberflächen- elektrode elektrode (keine Innervation) (leichte Innervation) (max.Innervation) Normalbefund: 2 1 3 1 2 Neurogene Muskelatrophie: Myopathie: 231 Quelle: Gleixner, Müller, Wirth: Neurologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 EMG Elektromyographie mit Oberflächenelektroden Elektromyographie mit Oberflächenelektroden Vornehmlich für Versuchszwecke Willkürliche Anspannung des Muskels eingesetzt  Keine genauere Diagnostik möglich Summenpotential wird abgeleitet (viele motorische Einheiten gleichzeitig) Willkürliche Innervation Methode wird beim Laborversuch „EMG und Nervenleitgeschwindigkeit“ demonstriert 232 Quelle: Gleixner, Müller, Wirth: Neurologie Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 EMG Elektromyographie mit Oberflächenelektroden Motorische Einheit Motorische Einheiten eines Muskels arbeiten nicht alle gleichzeitig! …sondern phasenverschoben, wodurch es zur gleichmäßigen Kontraktion des gesamten Muskels kommt …und zu abwechselnd positiven und negativen gemessenen Spannungen (Überlagerung der Signale von motorischen Einheiten) 233 Quelle: Meyer, Jörn, Sport in der gymnasialen Oberstufe, physiologie.cc Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Grundlagen Neurophysiologie Elektroneurographie Elektroneurographie (ENG): Messung der elektrischen Aktivität bzw. Reizweiterleitung eines peripheren Nervens An motorischen Nervenfasern (motorisches ENG)  Messung der motorischen Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) An sensiblen Nervenfasern (sensibles ENG)  Messung der sensiblen NLG 235 Quelle: Eigene Darstellung Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Elektroneurographie Messung an motorischen Nervenfasern Reizung durch elektrischen Impuls Messung des elektrischen (Antwort-) Signals  Diagnose von Schädigungen peripherer Nerven (z.B. am N. medianus bei Karpaltunnelsyndrom) Messung direkt am Nerven: Schwierig, da Spannung sehr gering (Nadel nötig) Messung am Muskel: Deutlich einfacher, da Spannung ca. 1000 fach größer, Oberflächenelektrode ausreichend  Messung des Muskelantwortpotentials + - Frage: An welcher Elektrode genau wird gereizt? Positive Elektrode oder negative?  Übung! 236 Quelle: Delank, Gehlen: Neurologie, eigene Darstellung Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Elektroneurographie Messung an motorischen Nervenfasern Messung der motorischen Überleitungszeit (Latenz): Latenz verlängert bei Schädigung 237 Quelle: Delank, Gehlen: Neurologie, Wikipedia; eigene Darstellung Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Elektroneurographie Messung an motorischen Nervenfasern Karpaltunnel: Bei Karpaltunnelsyndrom: Schädigung des N. medianus  Verlängerte motorische Überleitungszeit bzw. erniedrigte NLG 242 Quelle: /www.leben-mit-hypophysentumoren.de , Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Elektroneurographie Messung an motorischen Nervenfasern Nervus ulnaris und Nervus medianus 243 Quelle: McGraw Hill Company; Neurowerk Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024 Elektroneurographie Messung an sensiblen Nervenfasern Sensible NLG: Schwächere Stimulation ausreichend (vergl. zu mot. NLG)  Ziel: Keine Stimulation motorischer Neuronen! 2 Nur sehr kleine Amplituden der sensiblen Potentiale ableitbar (meist nur mit Nadelelektroden möglich)  Schwierige Messung (Spannungen im µV Bereich, 1/1000 vergl. zu mot. NLG)  Elektronische Mittelwertbestimmung aus 16 – 64 Reizen Unterscheidung: Orthodrome sensible NLG: Distale Reizung mittels Ringelektroden an Finger Proximale Ableitung vom Nervenstamm Antidrome sensible NLG: Entgegen der „normalen“ Richtung Reizung proximal Ableitung distal 244 Quelle: Delank, Gehlen: Neurologie, eigene Darstellung Medizinprodukte II (Therapie) | Prof. Barth | SoSe 2024 © Axel Barth 2024

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