LF 5 Patienten bei endodontischen Behandlungen begleiten PDF
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This document provides an overview of the anatomy of bones and the skull, including details on bone structure, different types of bones (e.g., long bones and skull bones), and the functions of various parts of the skeletal system. It includes explanations of the different layers and components of bones and discusses the roles of cells like osteocytes, osteoblasts, and osteoclasts in bone growth and maintenance.
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# Patienten bei endodontischen Behandlungen begleiten ## LF 5 ### 1. Anatomie der Knochen und des Schädels - Das Skelett ist das Stützgerüst des Körpers. - Es wird aus Knochen gebildet. - Knochen können aufgrund ihrer Bauweise unglaublichen Belastungen standhalten. - Trotzdem haben sie ein vergle...
# Patienten bei endodontischen Behandlungen begleiten ## LF 5 ### 1. Anatomie der Knochen und des Schädels - Das Skelett ist das Stützgerüst des Körpers. - Es wird aus Knochen gebildet. - Knochen können aufgrund ihrer Bauweise unglaublichen Belastungen standhalten. - Trotzdem haben sie ein vergleichsweise geringes Gewicht. - Sie sind keine "starre Masse", sondern sie können sich zeitlebens anpassen. - Dies zeigt sich durch das Knochenwachstum in der Wachstumsphase oder durch die Knochenheilung nach einem Knochenbruch. #### 1.1 Knochenaufbau - Der Knochenaufbau kann am besten an einem Röhrenknochen erklärt werden. - Man teilt den Röhrenknochen in drei Abschnitte ein: - Die **Diaphyse** (mittlerer Abschnitt) - Die **Epiphyse** (beide dicken Enden) - Die Epiphysen bilden mit einem anderen Knochen ein Gelenk. - Damit sie gut aneinander gleiten können, sind die Gelenkflächen mit Knorpel überzogen. - Der Knochen ist von einer **Knochenhaut (Periost)** umgeben. - Sie enthält Blutgefäße und Nerven. - Über das Periost wird der Knochen ernährt. - Durch die Nervenfasern ist das Periost sehr empfindlich. - Unter dem Periost liegt die äußere Wand des Knochens. - Sie wird als **Kompakta** bzw. **Kortikalis** bezeichnet. - Sie gibt dem Knochen seine Stabilität. - Im Inneren befindet sich die **Spongiosa**. - Sie hat eine schwammartige Struktur und besteht aus feinen Knochenbälkchen mit vielen Hohlräumen. - Durch diese Struktur gibt die Spongiosa dem Knochen Halt bei möglichst geringem Gewicht. - In der **Markhöhle**, zwischen den Knochenbälkchen der Spongiosa, befindet sich das **Knochenmark**. - Das Knochenmark dient der **Blutbildung**. - Das **Knochengewebe** ist keine tote Substanz: Es besteht aus Zellen, den **Osteozyten**. - Die Osteozyten erneuern den Knochen ständig: So werden die Knochen durch **Osteoklasten** abgebaut (die Knochen abbauen) und von **Osteoblasten** wieder aufgebaut (die Knochen aufbauen). . - Aufbau und Abbau von Knochengewebe befinden sich in der Regel im Gleichgewicht. - Nach Knochenbrüchen und in der Wachstumsphase überwiegt der Aufbau von Knochengewebe. - Deshalb können z. B. Knochenbrüche heilen. - In der Wachstumsphase befindet sich ein nicht verknöcherter Bereich zwischen Epiphyse und Diaphyse. - Dieser Bereich wird als **Metaphyse** bezeichnet. - Hier wird durch Osteoblasten Knochensubstanz abgegeben. - Dadurch kann der Knochen wachsen. - Der ständige Um- und Neubau des Knochens findet in mikroskopisch kleinen Knochen-säulchen statt. - Diese Baueinheiten sehen im Querschnitt zwiebelschalenartig aus. - Sie enthalten die Osteoblasten und -klasten und jeweils ein arterielles und ein venöses Blutgefäß. - Das Blutgefäß dient zur Versorgung mit Nährstoffen und zur Entsorgung von Abbauprodukten des Knochenstoffwechsels. #### 1.2 Schädelknochen - Schädelknochen haben ein anderes Aussehen als Röhrenknochen: Sie sind jedoch ähnlich aufgebaut. - Der Schädel ruht auf der Wirbelsäule. - Man unterscheidet: - **Hirnschädel** - **Gesichtsschädel** #### 1.2.1 Hirnschädel - Der Hirnschädel bildet mit der Schädelbasis und dem Schädeldach eine schützende Hülle um das Gehirn. - Einige der Hirnschädelknochen sind paarig angelegt (siehe Tabelle 1). - Hirnschädelknochen weisen folgende Besonderheiten auf: - Im Bereich der Schädelbasis ist der Schädel mit der Wirbelsäule verbunden. - Der Schädel ruht auf dem ersten Halswirbel (Atlas). - Der Atlas ist mit dem zweiten Halswirbel (Axis) beweglich verbunden. - Durch diese Konstruktion ist der Schädel sehr gut beweglich. | Deutsche Bezeichnung | Lateinisches Bezeichnung | Anlage | |---|---|---| | Stirnbein | Os frontale | einzeln | | Scheitelbein | Os parietale | paarig | | Hinterhauptbein | Os occipitale | einzeln | | Schläfenbein | Os temporale | paarig | | Keilbein | Os sphenoidale | einzeln | - An der Unterseite des Os occipitale (Hinterhauptbein) liegt das **Foramen magnum** (grosses Loch). - Etwa in Höhe dieses Lochs befindet sich der Übergang vom Rückenmark zum Gehirn. - Im Os temporale (Schläfenbein) befindet sich der Hör- und Gleichgewichtsapparat. - Auch befinden sich hier die Gelenkpfanne und der Gelenkhöcker. - Diese bilden gemeinsam mit dem Gelenkkopf des Unterkiefers das Kiefergelenk. - Im Os frontale (Stirnbein) befinden sich die Stirnhöhlen, im Os sphenoidale die Keilbeinhöhle. - Beide zählen zu den Nasennebenhöhlen. **Exkurs** - Beim kindlichen Schädel sind die Schädelknochen beweglich miteinander verbunden. - Außerdem befinden sich zwischen den Hirnschädelknochen mehrere tastbare, mit Bindegewebe verschlossene Lücken (Fontanellen). - Daher passt beim Geburtsvorgang das Kind durch den engen Geburtskanal. - Beim Erwachsenen sind die Lücken zwischen den Hirnschädelknochen verknöchert. #### 1.2.2 Gesichtsschädel - Der Gesichtsschädel bildet die knöcherne Hülle für die Augen. - Außerdem formt die knöcherne Unterlage unsere Gesichtszüge. - Im Ober- und Unterkiefer sind die Zähne verankert. - Die Gesichtsschädelknochen sind einzeln oder paarig angelegt (siehe Tabelle 1). | Deutsche Bezeichnung | Lateinisches Bezeichnung | Anlage | |---|---|---| | Oberkiefer | Maxilla | paarig | | Unterkiefer | Mandibula | einzeln | | Jochbein | Os zygomaticum | paarig | | Gaumenbein | Os palatinum | paarig | | Nasenbein | Os nasale | paarig | | Tränennbein | Os lacrimale | paarig | | Siebbein | Os ethmoidale | einzeln | | Pflugscharbein | Vomer | einzeln | | Untere Nasenmuschel | Concha nasalis inferior | paarig | - Der Oberkiefer ist paarig angelegt und liegt im Zentrum des Mittelgesichts. - Zusammen mit dem Gaumenbein bildet der Oberkiefer den knochernen Gaumen. - Wichtige Besonderheiten von Oberkiefer und knöchernem Gaumen: - Der Oberkiefer ist durch folgende Fortsätze (Processus) mit Os frontale (Stirnbein), Os zygomaticum (Jochbein) und Os palatinum (Gaumenbein) verbunden: - **Processus frontalis** (Stirnfortsatz) - **Processus zygomaticus** (Jochbeinfortsatz) - **Processus palatinus** (Gaumenfortsatz) - **Processus alveolaris maxillae** (Alveolarfortsatz) - Der Alveolarfortsatz enthält die Zahnfächer (Alveolen) für die Oberkieferzähne. - Bei mehrwurzeligen Zähnen sind die Zahnfächer durch knöcherne Scheidewände (Knochensepten) unterteilt. - Der hintere Bereich des Alveolarfortsatzes endet in einem runden Knochenhöcker (Tuber maxillae). - Im knöchernen Oberkiefer befinden sich drei wichtige Löcher (Foramina): - **Foramen infraorbitale**, in der Maxilla, unterhalb der Augenhöhle - **Foramen incisivum**, in der Maxilla, hinter den Schneidezähnen - **Foramen palatinum majus**, im Gaumenbein, in Höhe der Weisheitszähne **Exkurs** - Während der Embryonalentwicklung im Mutterleib bildet sich der knöcherne Gaumen dadurch, dass sich zwei seitliche und eine vordere Wachstumszone aufeinander zu bewegen und miteinander verwachsen. - Verbinden sich die Wachstumszonen nicht miteinander so entsteht eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. - Der vordere Knochenanteil der Maxilla zwischen den beiden seitlichen Schneidezähnen (Os incisivum) wird auch als Goethe-Knochen bezeichnet. - Er ist von dem bekannten Dichter entdeckt worden. #### 1.3 Nasennebenhöhlen - Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte Knochenkammern, die mit der Nase in Verbindung stehen. - Durch sie wird das Gewicht des Schädels reduziert. - Außerdem tragen sie zur Stimmbildung bei. | Deutsche Bezeichnung | Lateinisches Bezeichnung | Zugehöriger Schädelknochen | |---|---|---| | Kieferhöhle | Sinus maxillaris (Antrum) | Maxilla | | Stirnhöhle | Sinus frontalis | Os frontale | | Keilbeinhöhle | Sinus sphenoidalis | Os sphenoidale | | Siebbeinzellen | Cellulae ethmoidales | Os ethmoidale | - Die Kieferhöhle liegt in der Maxilla. - Sie liegt paarig, jeweils rechts und links der Nase. - Sie erstreckt sich im Bereich der Oberkiefer-Seitenzähne. - Von deren Wurzeln ist sie häufig nur durch eine dünne Knochenlamelle getrennt. - Nach oben reicht sie bis zum knöchernen Boden der Augenhöhle. - Ist die Kieferhöhle entzündet, so spricht man von einer **Sinusitis maxillaris**. - Patientinnen leiden an Abgeschlagenheit, Schnupfen, Gesichts- und Kopfschmerzen. - Die Schmerzen können beim Bücken stärker sein. - Da die Kieferhöhle nur durch eine dünne Knochenschicht von den Wurzeln der Oberkiefer-Seitenzähne getrennt ist, kann die Entzündung eine Reizung der Nerven der Oberkieferzähne verursachen. - Häufig kommen Patientinnen mit einer Sinusitis maxillaris in die Zahnarztpraxis, da sie Zahnprobleme als Ursache vermuten. - Bei einer Zahnextraktion im Oberkiefer-Seitenzahn.bereich kann die dünne Knochenschicht zur Kieferhöhle einreißen. - Es entsteht dann eine Verbindung zwischen Mundhöhle und Antrum (Mund-Antrum-Verbindung, Abk. MAV). - Diese muss operativ verschlossen werden. - Beim Setzen eines Implantates im Oberkiefer-Seitenzahngebiet mit zu geringem vertikalem Knochenangebot muss ein **Knochenaufbau** in der Kieferhöhle erfolgen. - Dieser wird als **Sinuslift** bezeichnet. **Terminologie: Anatomie der Knochen und des Schädels** | Begriff | Bedeutung | |---|---| | Alveole, die | Zahnfach | | Antrum, das (= Sinus maxillaris) | Kieferhöhle | | Caput mandibulae | Gelenkköpfchen des Unterkiefers; wird auch als Kondylus bezeichnet | | Cellulae ethmoidales | Siebbeinzellen(luftgefüllte Knochenkammern im Siebbein; zählen zu den Nasennebenhöhlen) | ### 2. Kiefergelenk und Kopfmuskulatur #### 2.1 Kiefergelenk - Der Unterkiefer. ist der einzige Knochen, der mit dem Schädel beweglich verbunden ist. - Das Kiefergelenk wird von den beiden Schädelknochen Mandibula (Unterkiefer) und Os temporale (Schläfenbein) gebildet. - Das Kiefergelenk liegt auf beiden Seiten vor dem Gehörgang. - Aufbau des Kiefergelenks: - **Fossa mandibularis** (Gelenkgrube) - **Tuberculum articulare** (Gelenkhöckerchen) - **Discus articularis** (Gelenkscheibe) - Zwischen Kondylus und Fossa mandibularis befindet sich eine Knorpelscheibe (Discus articularis). - Der Discus articularis gleicht, wie der Meniskus im Kniegelenk, größere Zwischenräume der beiden Gelenkseiten aus. - Der Discus articularis teilt das Gelenk in eine obere und untere Gelenkkammer. - Das Kiefergelenk ist von einer bindegewebigen Gelenkkapsel umgeben. - Sie sondert Gelenkschmiere (Synovia) ab, mit welcher der Innenraum gefüllt ist. - Dadurch ist das Kiefergelenk gleitfähiger. - Bei allen Bewegungen des Unterkiefers müssen stets beide Kiefergelenke zusammenarbeiten. - **Mundöffnung** und **Kieferschluss** sind Dreh-Gleit-Bewegungen: - Zuerst dreht sich der Kondylus in der Fossa mandibularis. - Bei weiterer Mundöffnung gleitet der Kondylus auf das Tuberculum articulare. - Der Discus articularis wird dabei mitgezogen und befindet sich dazwischen. - Bei Kieferschluss erfolgt die Bewegung entsprechend umgekehrt. - **Seitwärtsbewegungen**: Beide Kiefergelenke arbeiten unterschiedlich zusammen: - Bei einer Seitwärtsbewegung nach links zum Beispiel bleibt das linke Kiefergelenk in der Fossa mandibularis. - Es führt dort eine geringe Drehbewegung durch. - Das rechte Kiefergelenk hingegen gleitet mit dem Kondylus auf das rechte Tuberculum articulare. - Eine Seitwärtsbewegung nach rechts läuft entsprechend umgekehrt ab. - **Kaubewegung**: Eine Kombination aus Mundöffnung, Kieferschluss und Seitwärtsbewegungen. - Der Kondylus führt eine kombinierte Dreh-Gleit-Bewegung durch. - Kann der Mund nicht mehr geschlossen werden, so spricht man von einer **Kiefersperre**: - Hierbei rutscht bei weiterer Mundöffnung der Kondylus vor das Tuberculum articulare und verkantet hier. - Das Kiefergelenk muss wieder eingerenkt werden. - Bei einer **Kieferklemme** kann der Mund nicht mehr geöffnet werden. - Dies kann z. B. durch Veränderungen im Kieferbereich der Fall sein: Kiefergelenkknacken kann durch Verachachthelle des Discus articularis zustande kommen. - Der Kondylus liegt z. B. nur noch teilweise auf dem Diskus und knackt beim Auf- oder Zuklappen vom Diskus in Bewegung. #### 2.2 Kopfmuskulatur - Im Kopfbereich unterscheidet man zwischen: - **Kaumuskulatur** - **Mimischer Muskulatur** #### 2.2.1 Kaumuskulatur - Die Kaumuskulatur in engerem Sinne wird von vier Muskeln gebildet: - M. masseter (Kaumuskel) - M. temporalis (Schläfenmuskel) - M. pterygoideus lateralis (äußerer Flügelmuskel) - M. pterygoideus medialis (innerer Flügelmuskel) | Deutsche Bezeichnung | Lateinisches Bezeichnung | Ursprung | Ansatz | Funktion | |---|---|---|---|---| | Kaumuskel | M. masseter | Jochbein | Außenfläche des Kieferwinkels | Kieferschluss | | Schläfenmuskel | M. temporalis | Stirn-, Schläfenund Scheitelbein | Muskelfortsatz des Unterkiefers | Kieferschluss und Rückbewegung des Unterkiefers | | Äußerer Flügelmuskel | M. pterygoideus lateralis | Keilbein | Gelenkfortsatz des Unterkiefers und Discus articularis des Kiefergelenks | beidseitige Kontraktion: Vorschub des Unterkiefers; einseitige Kontraktion: Seitwärtsbewegung des Unterkiefers | | Innerer Flügelmuskel | M. pterygoideus medialis | Keilbein | Innenfläche des Kieferwinkels | Kieferschluss und leichter Vorschub des Unterkiefers | - Die Mundbodenmuskulatur trägt in geringem Maße zur Mundöffnung bei. - Deswegen wird sie auch als Kaumuskulatur im weiteren Sinne bezeichnet. - Alle Mundbodenmuskeln sind am Os hyoideum ( Zungenbein) befestigt und können dieses anheben. - Das Os hyoideum ist eine U-förmige Knochenspange. - Es befindet sich zwischen Unterkiefer und Kehlkopf. - Es gehört nicht zu dem Gesichtsschädelknochen und wird nur von den ansetzenden Muskeln gehalten. | Deutsche Bezeichnung | Lateinisches Bezeichnung | Ursprung | Ansatz | Funktion | |---|---|---|---|---| | Zweibäuchiger Muskel | M. digastricus | Schläfenbein | Innenseite des UK im Kinnbereich | Mundöffnung; Anhebung des Zungenbeits | | Unterkiefer-Zungenbein-Muskel | M. mylohyoideus | Innenseite des UK | Zungenbein | - | | Kinn-Zungenbein-Muskel | M. geniohyoideus | Innenseite des UK im Kinnbereich | Zungenbein | - | #### 2.2.2 Mimische Muskulatur - Viele kleinere, unter der Haut liegende Gesichtsmuskeln bilden die mimische Muskulatur. - Sie verleihen dem Gesicht die Ausdruckskraft. - Einige Muskeln der mimischen Muskulatur haben auch die Funktion von Kauhilfsmuskeln, z. B. der Wangenmuskel (M. buccinator), der Oberlippenheber (M. levator labii superioris) und der Lippenringmuskel (M. orbicularis oris). **Terminologie: Kiefergelenk und Kopfmuskulatur** | Begriff | Bedeutung | |---|---| | Discus articularis | Knorpelscheibe im Kiefergelenk | | Fossa mandibularis | Gelenkgrube am Schläfenbein für den Gelenkkopf des Unterkiefers | | M., Mm. | Abk. für Musculus, Musculi | | M. digastricus | Zweibäuchiger Muskel; gehört zur Mundbodenmuskulatur | | M. geniohyoideus | Kinn-Zungenbein-Muskel; gehört zur Mundbodenmuskulatur | | M. masseter | Kaumuskel; gehört zur Kaumuskulatur | | M. mylohyoideus | Unterkiefer-Zungenbein-Muskel; gehört zur Mundbodenmuskulatur | | M. pterygoideus lateralis | Äußerer Flügelmuskel; gehört zur Kaumuskulatur | | M. pterygoideus medialis | Innerer Flügelmuskel; gehört zur Kaumuskulatur | | M. temporalis | Schläfenmuskel; gehört zur Kaumuskulatur | | Musculus (Abk. M.) | Muskel | | Musculi (Abk. Mm.) (Mehrzahl) | Muskeln | | Os hyoideum | Zungenbein | | Synovia, die | Gelenkschmiere | | Tuberculum articulare, das | Gelenkhöckerchen; Teil des Schläfenbeins | ### 3. Nerven und Nervensystem - Über Sinneszellen (z. B. in der Haut) und andere auf die Reizaufnahme spezialisierte Strukturen im Körper (Rezeptoren) nehmen wir ständig Reize aus unserer Umgebung und aus unserem Körper wahr. - Diese Reize werden verarbeitet und es werden Reaktionen, z. B. in Form von Muskelbewegungen, ausgelöst. - Nerven können mit einer Telefonleitung verglichen werden. - Wie diese ermöglichen sie die Informationsübertragung, hier jedoch innerhalb des Körpers. #### 3.1 Aufbau einer Nervenzelle und Reizleitung - Jeder Nerv besteht aus einem Bündel von Nervenzellen (Neuronen), die in die gleiche Richtung ziehen. - Für die Weiterleitung von Informationen benutzt ein Neuron zwei Sprachen: elektrischen Strom und Chemie. - Jede Nervenzelle besitzt baumartige Zellfortsätze (Dendriten). - Sie stehen mit vielen anderen Teilen des Organismus in Verbindung, z. B. mit Sinneszellen und anderen Nervenzellen. - Dendriten nehmen die Informationen auf und leiten sie weiter zum **Zellkörper**. - Der Reiz wird an den lang gezogenen Fortsatz (Axon) der Nervenzelle weitergegeben. - Axone können über einen Meter lang sein. - Die Information bewegt sich hier in Form von "elektrischen Impulsen" fort. - Am Ende des Axons befinden sich mehrere Kontaktstellen (Synapsen) zu anderen Nerven, Muskeln usw. - Hier führt der Reiz zur Ausschüttung von chemischen Botenstoffen. - Dadurch werden z. B. wieder Dendriten anderer Nervenzellen gereizt. - Manche Axone sind von sogenannten Schwann-Zellen umgeben. - Dadurch können die "elektrischen Impulse" noch schneller das Axon entlangwandern, da sie eine gewisse Wegstrecke überspringen können. **Merke** - Der Nerv: Ein Nerv (Nervus, Abk. N., Mehrzahl: Nervi, Abk. Nn.) besteht aus einem Bündel von Nervenfasern. - Eine Nervenfaser ist ein Axon, welches von einer Bindegewebshülle umgeben ist. **Terminologie: Nerven und Nervensystem** | Begriff | Bedeutung | |---|---| | Axon, das | lang gezogener Fortsatz einer Nervenzelle | | Dendrit, der | Dendriten sind baumartige Zellfortsätze einer Nervenzelle. | | Ganglion, das (Einzahl), Ganglien (Mehrzahl) | Nervenknoten | | Motorische Nerven | Nerven, die Informationen vom Zentralnervensystem an Muskeln und Drüsen übertragen | | N., Nn. | Abk. für Nervus, Nervi | | Nervus, der (Abk. N.) | Nerv | | Nervi, die (Abk. Nn.) (Mehrzahl) | Nerven | | Neuron, das (Einzahl), Neuronen (Mehrzahl) | Nervenzelle | | Sensible Nerven | Nerven, die Wahrnehmungen der Sinneszellen an das Zentralnervensystem weiterleiten | | Synapse, die | Synapsen sind Kontaktstellen zu Muskeln oder anderen Nerven am Ende des Axons einer Nervenzelle | #### 3.2 Nervensystem - Unter dem **Nervensystem** versteht man die Gesamtheit aller Milliarden von Nervenzellen unseres Körpers. - Ein Teil dieses Nervensystems ist damit beschäftigt, Reize aufzunehmen und weiterzuleiten. - In anderen Bereichen werden diese Reize bewertet und Reaktionen veranlasst. - In Zusammenarbeit mit dem hormonellen System werden Organfunktionen geregelt. - Nur durch diesen kontinuierlichen Informationsaustausch ist Denken, Kommunizieren, Fühlen, Handeln und letztendlich Leben möglich. #### 3.2.1 Einteilung des Nervensystems - Das Nervensystem wird unter zwei Gesichtspunkten eingeteilt: - **Einteilung nach der Funktionsweise**: - **Willkürliches (somatisches) Nervensystem**: - Es arbeitet weitgehend selbstständig und kann durch unseren Willen nicht beeinflusst werden. - Es reguliert Körperfunktionen, wie z. B. die Herztätigkeit, die Atmung, die Verdauung und den Stoffwechsel. - **Unwillkürliches (vegetatives, autonomes) Nervensystem**: - Es dient dazu, Reize bewusst wahrzunehmen und Bewegungsabläufe zu steuern. - **Einteilung nach der Lage**: - **Zentrales Nervensystem (ZNS)**: - Es ist die Schaltzentrale zur Verarbeitung der Informationen. - Es besteht aus Gehirn und Rückenmark. - **Peripheres Nervensystem**: - Es besteht aus 31-32 Rückenmarksnerven und zwölf Hirnnerven. - Es dient allein der Informationsübermittlung, d. h. es verbindet den Körper mit dem ZNS und leitet Informationen vom ZNS zum Körper (Muskeln, Drüsen usw.) und vom Körper (z. B. Haut, Sinnesorgane) zum ZNS. - Im peripheren Nervensystem unterscheidet man zwischen **sensiblen**, **motorischen** und **gemischten** Nerven: - **Sensible Nerven**: - Sie leiten Informationen von Sinneszellen zum Zentralnervensystem. - Sie übermitteln also Informationen wie Schmerz, Temperatur, Druck usw. - **Motorische Nerven**: - Sie leiten Informationen vom Zentralnervensystem zu Muskeln, Drüsen usw. - Sie übermitteln u. a. Informationen zur Muskelbewegung. - **Gemischte Nerven**: - Sie enthalten sensible und motorische Nervenfasern. #### 3.2.2 Autonomes (unwillkürliches oder vegetatives) Nervensystem - Das autonome Nervensystem arbeitet gänzlich unbewusst. - Es steuert die Funktionen aller lebenswichtigen Organe und reguliert lebenswichtige Funktionen, wie z. B. Atmung, Verdauung und Stoffwechsel. - Das hierzu übergeordnete Zentrum befindet sich im Gehirn. - Das autonome Nervensystem besteht aus zwei Komponenten, die wie "Spieler und Gegenspieler" zusammenarbeiten: - **Sympathikus**: - Er steigert die Leistungsbereitschaft unseres Körpers. - Am deutlichsten wird dies an den Begriffen "fight and flight". Für einen "Urmenschen" auf der Flucht hat es Sinn, eine möglichst gute Durchblutung der Muskeln zu bekommen. Außerdem wäre es sinnvoll, möglichst gut zu sehen und bei der Flucht viel Luft zu bekommen. - Genau dies bewirkt der Sympathikus. - Er beschleunigt den Herzschlag. - Er verengt die Blutgefäße und bewirkt dadurch einen Blutdruckanstieg. - Er weitet die Pupillen und Bronchien. - Außerdem hemmt er die Verdauung. - Wir kennen alle diese Reaktion unseres Körpers, wenn wir uns erschrecken. - Der Sympathikus verwendet als "Botenstoff" zwischen Nerven und Muskeln bzw. Drüsen Adrenalin und Noradrenalin. - In seinem Aufbau weist der Sympathikus die Besonderheit auf, dass er entlang der Wirbelsäule ein paariges Geflecht aus Nervenknoten (Ganglien), den sogenannten Grenzstrang, bildet. - **Parasympathikus**: - Er lässt unseren Körper „zur Ruhe" kommen. - Er verlangsamt den Herzschlag. - Er senkt den Blutdruck und stellt die Blutgefäße weit. - Außerdem werden die Darmbewegungen gefördert. - Der wichtigste Nerv des Parasympathikus ist der N. vagus (X. Hirnnerv). #### 3.2.2 Hirnnerven - Für die Zahnheilkunde sind die Hirnnerven besonders wichtig. - Sie gehören zum peripheren Nervensystem. - Es gibt zwölf Hirnnerven, die mit römischen Zahlen von I bis XII bezeichnet werden. - Sie sind alle paarig. - Sie heißen deshalb Hirnnerven, weil ihre Zellkörper im Gehirn liegen (in den sogenannten Hirnnervenkernen). - Die Axone der Hirnnerven verlassen gebündelt die Schädelbasis durch unterschiedliche Foramina. - Manche der Hirnnerven führen ausschließlich sensible Nervenfasern: - N. olfactorius (I) - N. opticus (II) - N. vestibulocochlearis (VIII) - Andere Hirnnerven führen ausschließlich motorische Nervenfasern: - N. oculomotorius (III) - N. trochlearis (IV) - N. abducens (VI) - N. accessorius (XI) - N. hypoglossus (XII) - Die restlichen Hirnnerven sind gemischte Nerven: - N. trigeminus (V) - N. facialis (VII) - N. glossopharyngeus (IX) - N. vagus (X) - Für den zahnmedizinischen Fachbereich sind zwei Hirnnerven besonders wichtig: - **der Nervus trigeminus = V. Hirnnerv** - **der Nervus facialis = VII. Hirnnerv** **Exkurs** - Unterschiedliche Erkrankungen können zu einer Fazíalislähmung (Fazialisparese) führen: - Dies zeigt sich dadurch, dass häufig einseitig die Gesichtsmuskeln gelähmt sind. - Ein Stirnrunzeln oder ein Spitzen des Mundes ist dann i. d. R. nur einseitig möglich. **Terminologie: Nerven und Nervensystem** | Begriff | Bedeutung | |---|---| | Axon, das | lang gezogener Fortsatz einer Nervenzelle. | | Dendrit, der | Dendriten sind baumartige Zellfortsätze einer Nervenzelle. | | Ganglion, das (Einzahl), Ganglien (Mehrzahl) | Nervenknoten | | Motorische Nerven | Nerven, die Informationen vom Zentralnervensystem an Muskeln und Drüsen übertragen. | | N., Nn. | Abk. für Nervus, Nervi | | Nervus, der (Abk. N.) | Nerv. | | Nervi, die (Abk. Nn.) (Mehrzahl) | Nerven | | Neuron, das (Einzahl), Neuronen (Mehrzahl) | Nervenzelle | | Sensible Nerven | Nerven, die Wahrnehmungen der Sinneszellen an das Zentralnervensystem weiterleiten | | Synapse, die | Synapsen sind Kontaktstellen zu Muskeln oder anderen Nerven am Ende des Axons einer Nervenzelle | #### 3.2.2. Nervus trigeminus (V) - Der Nervus trigeminus teilt sich noch vor dem Austritt aus der Schädelbasis in seine drei Hauptäste: - **N. ophthalmicus** (Augenast) - **N. maxillaris** (Oberkieferast) - **N. mandibularis** (Unterkieferast) - An der Teilungsstelle ist der N. trigeminus deutlich in einem Nervenknoten (Ganglion) verdickt. - Der N. trigeminus ist der wichtigste Nerv der Zähne: Er ist hier mit allen seinen wichtigen Verzweigungen und Aufgaben dargestellt: - **Nervus ophtalimicus**: - Der N. ophthalmicus (1. Ast, Augenast des N. trigeminus) zieht durch die Augenhöhle, wo er sich in weitere Aste verzweigt. - Ein Ast des N. ophthalmicus gelangt aus dem Schädel in den Gesichtsbereich durch das Foramen supraorbitale. - Der N. ophthalmicus enthält nur sensible Fasern und ist für die sensible Versorgung der Haut im Stirn- und Augenbereich zuständig. - Weiterhin versorgt er auch die Schleimhaut der oberen Nasenhöhlen, der Stirn- und Keilbeinhöhle sowie die Siebbeinzellen. | Hauptäste | Weitere Aufteilung | Knochenlöcher | Faserqualität | Wichtige Versogungsgebiete | |---|---|---|---|---| | Nervus ophthalmicus | mehrere Aste in der Augenhöhle | F. supraorbitale | sensibel | Haut im Stimbereich und Oberkiefer | | Nervus maxillaris | Nn. alveolares superiores | - | sensibel | Oberkieferzähne | | - | N. infraorbitalis | F. infraorbitale | - | Haut um Augenlid, Nase, obere Wangenbereich, Oberlippe, Kieferhöhlenschleimhaut | | - | N. palatinus | F. palatinum | - | hinterer und seitlicher Gaumen | | - | N. incisivus | F. incisivum | - | vorderer Gaumen | | Nervus mandibularis | Muskeläste | - | motorisch | Kaumuskulatur | | - | N. lingualis | - | sensibel | vordere zwei Drittel der Zunge | | - | N. buccalis | - | - | Wangenschleimhaut, bukkales Zahnfleisch | | - | N. alveolaris inferior | Eintritt: F. mandibulae | - | Unterkieferzähne | | - | N. mentalis | Austritt: F. mentale | - | Haut um Kinn und Unterlippe | **Nervus maxillaris**: - Der N. maxillaris (2. Ast oder Oberkieferast des N. trigeminus) enthält nur sensible Fasern. - Er teilt sich weiter auf in: - **Nervi alveolares superiores**: zur Versorgung der Oberkieferzähne - **Nervus palatinus**: zur Versorgung des seitlichen und hinteren Gaumens. - **Nervus incisivus**: zur Versorgung des vorderen Gaumens. - **Nervus infraorbitalis**: zur Versorgung des unteren Augenlids, der Nase, des oberen Wangenbereiches und der Oberlippe. - Alle genannten Nerven, bis auf die Nn. alveolares superiores, treten durch die entsprechenden Löcher im Schädel aus. - Sie können daher z. T. an diesen Stellen gut betäubt werden. - Bis auf den Nervus incisivus liegen die genannten Nerven paarig vor. **Nervus mandibularis**: - Der N. mandibularis (3. Ast oder Unterkieferast des N. trigeminus) enthält sensible und motorische Fasern. - Er teilt sich in mehrere weitere Nerven auf: - **Muskeläste**: aus vielen motorischen Nervenfasern, ermöglichen die Bewegung der Kaumuskulatur. - **N. lingualis**: zur Versorgung des Schmerz-, Temperatur-, Tast- und Geschmacksinns der vorderen zwei Drittel der Zunge. - **N. buccalis**: zur sensiblen Versorgung der Wangenschleimhaut und des bukkalen Zahnfleisches. - **N. alveolaris inferior**: - Tritt durch das Foramen mandibulae in den Unterkiefer ein, verläuft hier im Mandibularkanal und versorgt die Unterkieferzähne und das Zahnfleisch der jeweiligen Seite. - Ein Teil des Nervs tritt durch das Foramen mentale aus dem Unterkiefer aus; dieser Teil des N. alveolaris inferior wird als N. mentalis bezeichnet und versorgt Kinn und Unterlippe. **Nervus facialis (VII)**: - Der Nervus facialis ist der motorische Nerv der mimischen Muskulatur. - Er ist für die Bewegung unserer Gesichtsmuskeln zuständig. **Exkurs** - Unterschiedliche Erkrankungen können zu einer Fazíalislähmung (Fazialisparese) führen: - Dies zeigt sich dadurch, dass häufig einseitig die Gesichtsmuskeln gelähmt sind. - Ein Stirnrunzeln oder ein Spitzen des Mundes ist dann i. d. R. nur einseitig möglich. **Terminologie: Nerven und Nervensystem** | Begriff | Bedeutung | |---|---| | Axon, das | lang gezogener Fortsatz einer Nervenzelle. | | Dendrit, der | Dendriten sind baumartige Zellfortsätze einer Nervenzelle. | | Ganglion, das (Einzahl), Ganglien (Mehrzahl) | Nervenknoten | | Motorische Nerven | Nerven, die Informationen vom Zentralnervensystem an Muskeln und Drüsen übertragen | | N., Nn. | Abk. für Nervus, Nervi | | Nervus, der (Abk. N.) | Nerv | | Nervi, die (Abk. Nn.) (Mehrzahl) | Nerven | | Neuron, das (Einzahl), Neuronen (Mehrzahl) | Nervenzelle | | Sensible Nerven | Nerven, die Wahrnehmungen der Sinneszellen an das Zentralnervensystem weiterleiten | | Synapse, die | Synapsen sind Kontaktstellen zu Muskeln oder anderen Nerven am Ende des Axons einer Nervenzelle | ### 4. Schmerzausschaltung verstehen, Assistenz bei der Schmerzausschaltung - Zahnarztangst hängt häufig mit der Angst vor Schmerzen während der Behandlung zusammen. - Daher hat die Herbeiführung der Unempfindlichkeit gegen Schmerz, Temperatur und Berührung (Anästhesie) einen großen Stellenwert in der Zahnarztpraxis. - Das Hauptziel der Anästhesie ist Aufhebung der Schmerzempfindung (Schmerzausschaltung). #### 4.1 Anästhesieverfahren in der Zahnarztpraxis - Man unterscheidet: - **Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)** - **