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German Constitutional Law Political Science Government Law

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This document is a set of notes on German constitutional law. It covers fundamental concepts of law, constitutional law, and the German political system. The notes provide definitions, explanations, and important articles and laws. It is a good resource for learning or reviewing German constitutional law, with an organization focused on clear definitions and structure.

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Lernzettel Verfassungsrecht 1. Grundbegriffe des Rechts Was ist Recht? - Recht als positive Gesetzesordnung, geschriebenes Recht von legitimierten Organen. - Juristische Auslegungsmethoden: o Wortlaut: Bedeutung des Textes im Kontext. o Systematik: Stellung der Nor...

Lernzettel Verfassungsrecht 1. Grundbegriffe des Rechts Was ist Recht? - Recht als positive Gesetzesordnung, geschriebenes Recht von legitimierten Organen. - Juristische Auslegungsmethoden: o Wortlaut: Bedeutung des Textes im Kontext. o Systematik: Stellung der Norm innerhalb des Gesetzes. o Historie: Entstehungsgeschichte der Norm. o Sinn und Zweck: Ziel der Norm. Rechtsordnung: - Öffentliches Recht: Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht. - Privatrecht: Allgemeines Privatrecht (z. B. BGB), besonderes Privatrecht (z. B. Handelsrecht). 2. Verfassungsrecht Definition: - "Bauplan für einen Staat". - Organisation und Befugnisse der Staatsorgane sowie Rechte und Pflichten der Bürger. - Wichtige Normen: o Grundrechte: Art. 1–19 GG (Menschenwürde, Meinungsfreiheit etc.). o Staatsorganisation: Art. 20 ff. GG (z. B. Gewaltenteilung, Gesetzgebungsprozesse). Änderungen: - Art. 79 GG regelt Verfassungsänderungen (Ewigkeitsklausel schützt grundlegende Prinzipien wie Menschenwürde und Föderalismus). 3. Drei-Elemente-Lehre (nach Jellinek) Ein Staat besteht aus: 1. Staatsvolk: Kernbevölkerung mit Staatsangehörigkeit. 2. Staatsgebiet: Begrenzter Teil der Erdoberfläche (z. B. Land, Luftraum, Hoheitsgewässer). 3. Staatsgewalt: Herrschaftsmacht, die Gesetze durchsetzen kann. 4. Normenhierarchie 1. Höherrangige Norm verdrängt niederrangige (Lex superior). 2. Speziellere Norm verdrängt allgemeine (Lex specialis). 3. Jüngere Norm hebt ältere auf (Lex posterior). Aufbau der Normenhierarchie: 1. Europarecht. 2. Grundgesetz. 3. Bundesrecht. 4. Landesrecht. 5. Satzungen und Ordnungen (z. B. Prüfungsordnungen). 5. Verfassungsprinzipien 1. Bundesstaatlichkeit: - Zusammenschluss eigenständiger Staaten (kein Zentralstaat oder Staatenbund). - Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern. 2. Sozialstaat: - Garantie eines menschenwürdigen Existenzminimums (Art. 1 Abs. 1 i. V. m. Art. 20 GG). - Verpflichtung des Staates, soziale Gerechtigkeit zu fördern. 3. Demokratieprinzip: - Legitimation aller Staatsgewalt durch das Volk. - Mehrheitsprinzip, Minderheitenschutz (z. B. Untersuchungsausschüsse, Art. 44 GG). - Wesentlichkeitstheorie: Wichtige Entscheidungen müssen vom Parlament getroffen werden. 4. Rechtsstaatsprinzip: - Bindung der staatlichen Gewalt an Recht und Gesetz (Art. 20 Abs. 3 GG). - Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: 1. Legitimer Zweck. 2. Geeignetheit des Mittels. 3. Erforderlichkeit (kein milderes Mittel verfügbar). 4. Angemessenheit (Abwägung der Mittel). 5. Republikprinzip: - Staatsgewalt durch Wahlen, keine Vererbung von Macht. 6. Gewaltenteilung: - Trennung in Legislative, Exekutive und Judikative zur Machtbegrenzung. 6. Parlamentarische Demokratie Wahlen: - Wahlrechtsgrundsätze (Art. 38 GG): 1. Allgemeinheit: Alle Staatsbürger dürfen wählen (Ausnahmen: Mindestalter, Auslandsdeutsche). 2. Unmittelbarkeit: Stimmen werden direkt den Kandidaten oder Parteien zugeordnet. 3. Freiheit: Wähler dürfen ohne Druck oder Zwang entscheiden. 4. Geheimheit: Niemand darf wissen oder erzwingen, wie jemand gewählt hat. 5. Gleichheit: Jede Stimme zählt gleich viel (Zähl- und Erfolgswertgleichheit). Personalisierte Verhältniswahl: Erststimme: - Wahl eines Direktkandidaten im Wahlkreis (relative Mehrheit). - Direktmandate: 299 Wahlkreise → 299 Sitze im Bundestag (bis 2024). Zweitstimme: - Bestimmt die Sitzverteilung der Parteien im Bundestag. - Verhältniswahlrecht, um die Proportionalität zu sichern. Beispiel: - Partei A: 35 % der Zweitstimmen → 35 % der Sitze. - Gefahr: Überhangmandate (mehr Direktmandate als proportional durch Zweitstimmen). - Lösung: Ausgleichsmandate, Deckelung der Mandate ab 2023. Gesetzgebungsverfahren: 1. Gesetzesinitiative (z. B. Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat). 2. Beratung im Bundestag (3 Lesungen). 3. Zustimmung des Bundesrates (bei Zustimmungsgesetzen). 4. Ausfertigung durch Bundespräsidenten und Verkündung im Bundesgesetzblatt. Ablauf bei Einspruchs- und Zustimmungsgesetzen: - Einspruchsgesetz: o Regelfall, Bundesrat kann Einspruch einlegen. o Bundestag kann Einspruch überstimmen. - Zustimmungsgesetz: o Zustimmung des Bundesrates erforderlich (z. B. Verfassungsänderungen, Art. 79 Abs. 2 GG). Volksabstimmungen: - Nur in bestimmten Verfahren erlaubt (z. B. Art. 29 GG, Neugliederung des Bundesgebiets). 7. Staatsorgane 1. Bundestag: - Funktionen: Wahl (z. B. Bundeskanzler), Kontrolle (z. B. Untersuchungsausschüsse), Gesetzgebung. - Rechte der Abgeordneten: Freies Mandat, Immunität, Indemnität. 2. Bundesrat: - Vertretung der Länder auf Bundesebene (Art. 50 GG). - Mitwirkung an Gesetzgebung und Verwaltungsvorschriften. 3. Bundesregierung: - Bundeskanzler (Art. 63 GG): Richtlinienkompetenz, Personalhoheit. - Bundesminister: Ressortverantwortlichkeit, Leitung des Ministeriums. 4. Bundespräsident: - Funktionen: Repräsentation, Reservefunktion (z. B. Bundestagsauflösung), Integrationsfunktion. - Prüft formelle Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen (Art. 82 GG). 8. Europäische und internationale Bezüge Europarecht: - Anwendungsvorrang des Unionsrechts vor nationalem Recht. - Kontrolle durch EuGH (Primär- und Sekundärrecht, Art. 288 AEUV). Völkerrecht: - Transformation ins nationale Recht durch Zustimmungsgesetz (Art. 59 GG). - Geltung über Art. 25 GG (z. B. allgemeine Regeln des Völkerrechts). Wichtige Artikel und Gesetze 1. Grundrechte: Art. 1–19 GG. 2. Staatsorganisation: Art. 20 ff. GG. 3. Normenhierarchie: Art. 31 GG. 4. Gesetzgebungsverfahren: Art. 76–82 GG. 5. Wahlrechtsgrundsätze: Art. 38 GG. 6. Volksabstimmungen: Art. 29 GG. 7. Bundespräsident: Art. 54, Art. 82 GG. 8. Europarecht: Art. 23 GG. 9. Völkerrecht: Art. 25, 59 GG.

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