Klausur Architekturgeschichte Moderne PDF
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Technische Universität Darmstadt
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This document is a past paper containing questions about modern architecture, including the history and evolution. It contains information about various architects, movements, and architectural styles, including the Arts and Crafts Movement, Deutscher Werkbund and the Weißenhofsiedlung.
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VL 1: Multiple Modernen Begriff Moderne -> modern, drei Bedeutungsebenen (nach Hilde Heynen, Architecture & Modernity, S.8-9) 1. GegenwŠrtig oder aktuell: impliziert die Vorstellung eines FrŸheren und Vergangen 2. Das Neue, im Gegensatz zum Alten: beschreibt eine Gegenwar...
VL 1: Multiple Modernen Begriff Moderne -> modern, drei Bedeutungsebenen (nach Hilde Heynen, Architecture & Modernity, S.8-9) 1. GegenwŠrtig oder aktuell: impliziert die Vorstellung eines FrŸheren und Vergangen 2. Das Neue, im Gegensatz zum Alten: beschreibt eine Gegenwart, die als periodisch empfunden wird und die bestimmte Merkmale aufweist, die sie von frŸheren Perioden unterscheiden 3. Konnotation des Momentanten und VergŠnglichen: der Gegenbegriff ist dann eine unbestimmte Ewigkeit und keine klar deÞnierte Vergangenheit -> Moderne: Kulturepoche und Šsthetische Grunderfahrung infolge der Industrialisierung -> ModernitŠt: Sein, Beschaffenheit, GeprŠge, Verhalten -> Modernismus: Tendenz, gesellschaftliche Neuerungen zu befŸrworten, Ideologie, Ismus -> Modernisierung: gesellschaftlicher Prozess, technischer Fortschritt, biograÞsch prŠgend W.Morris / Arts and Crafts - geboren 24.03.1834 in Walthamstow; gestorben 3.10.1896 in London - Britischer Maler, Architekt, Dichter, Kunstgewerbler, Ingenieur und Drucker - Was einer der GrŸnder des Arts and Crafts Movement und frŸher BegrŸnder der sozialistischen Bewegung in Gro§britannien - Morris & Burne-Jones & die Arts und Crafts Bewegung ( Zeitraum A&C -> 2. HŠlfte 19.Jahrhundert bis 1920) - Nachfolge-Generation der prŠaffaelitischen Bruderschaft - Lehnten industrielle EntwŸrfe & Architektur ab - Setzten auf individuelle Handarbeit, sagen den Handwerker als KŸnstler - Merkmale der Bewegung: handwerkliche Produktion, Einfachheit in Form & Material -> diese Reformbewegung beeinßusste ma§geblich europŠische & amerikanische Kunstgeschichte, besondern: Jugendstil, Wiener Sezession, Deutschen Werkbund und Bauhaus -> News from Nowhere (Kunde vom Nirgendwo) -> ab 1890 als Serie in der Zeitschrift Commonwealth - Das Red House und Arts and Crafts Movement - Erbaut von Philip Webb im Auftrag von William Morris -> eng verbunden mit Ideen des Arts and Crafts Movement - Ablehnung der Imitation des italienischen Barocks - > Inspiration aus dem Mittelalter, besonders Gotik - > keine reine Nachbildung gotischer Stilelemente+ Fokus auf natŸrliche Materialien & klare Raumordnung - > Architektonische Merkmale: - Lockere Gliederung der Baukšrper statt strenger Symmetrie - > Innenraumgestaltung folgt dem selben Prinzip - Reduzierter Einsatz von Ornamenten - Rustikale und bewusst schlichte Bereiche - Bedeutung fŸr die Architektur: - Stil und Bewegung in Kontinentaleuropa erst um 1900 aufgegriffen - Einßussreich fŸr die Entwicklung vom Jugendstil zur Moderne Werkbund/ Wei§enhofsiedlung -> Deutscher Werkbund (DWB) - GrŸndung & Ziele: - GegrŸndet 1907 in MŸnchen - GrŸnder: Peter Behrens, Hermann Muthesius, Henry van de Velde, u.a. - Zusammenschluss von KŸnstlern, Architekten, Handwerken und Industriellen - Ziel: Verbindung von Kunst, Handwerk und Industrie - Fšrderung von hochwertigen Design und funktionaler Gestaltung - > Grundlage fŸr die spŠtere Entwicklung des Bauhauses - Wichtige Prinzipien: - Gegen den Historismus -> keine Ÿberߟssige Dekorationen - Form follows function -> sachliche Gestaltung, neuer Fokus auf Nutzer:Innen - Massenproduktion mit kŸnstlerischen Anspruch - Einߟsse aus dem Arts und Crafts Movement, aber mit technologischen Fortschritt verbunden - Wichtige Personen & Projekte: - Peter Behrens -> Design fŸr AEG (z.B. Turbinenhalle in Berlin 1909) - Walter Gropius -> spŠter MitbegrŸnder des Bauhauses - Werkbund-Ausstellung 1914 in Kšln -> zeigte moderne Architektur & Design Wei§enhofsiedlung Stuttgart (1927) - Allgemeine Infos: - Entstanden 1927 im Rahmen einer Ausstellung des DWB - Initiator & Leiter: Ludwig Mies van der Rohe - > Ziel: Moderne, funktionale und erschwingliche Wohnformen fŸr die Zukunft - Beteiligt waren internationale Avantgarde- Architekten, u.a: - Le Corbusier, Walter Gropius, Hans Scharoun, Peter Behrens, Bruno Taut - Merkmale der HŠuser: - FlachdŠcher, kubische Formen, wei§e Fassaden - Funktionale Grundrisse, ßexible Raumaufteilung - Gro§e Fenster, lichtdurchßutete rŠume - Verwendung von neuen Materialien wie stahl & beton - Bedeutung & Einßuss: - Gilt als Musterbeispiel des neuen Bauens - Weitreichender Einßuss auf den sozialen Wohnungsbau des 20.Jahrhunderts - Erste gro§e Umsetzung der Prinzipien des internationalen Stils - Stie§ Anfang auf heftige Kritik - > zu ãfuturistischÒ -> besonders von Nazis & NSDAP - > heute UNESCO-Weltkulturerbe - Haus Scharoun - Architekt: Hans Scharoun - plastisch suchmodelliertes Einfamilienhaus mit 107 qm Wohnߊche bildet den šstlichen Abschluss der Weissenhofsiedlung - €u§ere form wirkt frei, aufgelšst und asymmetrisch - Einzelne rŠume zeichnen sich als geometrische Kšrper ab und machen die Bewegungsߊchen im inneren sichtbar - EinlŠuÞge Treppe, die Erdgeschoss und oberes Geschoss miteinander verbinden, tritt au§en als geschwungenes element der Fassade in Erscheinung - Treppe aus Eisenblechen, wie man sie im kutterbau verwendet und das Terrassenfenster in form eines Bullauges zeigen Sharouns Begeisterung fŸr die €sthetik des Schiffbaus - Im Norden und SŸden schlie§t das zweigeschossige Wohnhaus mit einer gerundeten Fassade ab - Stahlskelettbau ist mit WŠrmedŠmmung ausgefacht und au§en mit bissplatten verputzt - Innen mit gipsplatten verkleidet - Nazis denunzierten die Siedlung als ãAraber-dorfÒ wegen des ãundeutschenÒ Baustils - Sollte daher abgerissen werden und wurde bereits an das deutsche reich verkauft - Zum abriss kam es auf Grund des Kriegsausbruchs nicht mehr, weshalb bis heute die Siedlung noch dem Bund gehšrt, welcher Vermieter aller noch bestehenden Wohnungen ist W.Gropius/ Bauhaus - Walter Gropius (1883-1969) - Deutscher Architekt, einer der bedeutendsten Vertreter der Moderne - GrŸnder des Bauhauses (1919 in Weimar) - Arbeitete fŸr Peter Behrens (AEG-Turbinenhalle) - Emigration in die USA (1934 nach England, 1937 USA)-> Harvard University - Architektonische Prinzipien: - Funktionalismus & Sachlichkeit (ãform follows functionÒ) - Industrialisierung & Massenproduktion - Neue Materialien: Stahl, Beton, Glas - Klare, reduzierte Form ohne Ÿberߟssige Dekoration ->wichtige Werke: - Fragis-Werk (1911 mit Adolf Meyer)-> frŸhes Beispiel fŸr moderne Industriearchitektur - Bauhaus GebŠude in Dessau (1925-26) -> Ikone der Moderne - Harvard Graduate Center (1949-50, USA) -> Einßuss auf US- Architektur -> Bauhaus (1919-1933) - Allgemeine Infos: - GegrŸndet 1919 in Weimar von Walter gropius - 1925 Umzug nach Dessau, 1932 nach Berlin, 1933 von Nazis geschlossen - Verbindung von Kunst, Handwerk und Technik - Grundprinzipien: - Funktionale Gestaltung ohne dekor - Klare, geometrische formen, Offenheit und licht - Neue Materialien & industrielle Fertigung - InterdisziplinŠr: Architektur, Design, Kunst, TypograÞe, FotograÞe - Wichtige Personen: - Walter Gropius (GrŸnder), Hannes Meyer (Direktor ab 1928), Ludwig Mies van der Rohe (letzter Direktor ab 1930) - KŸnstler: Paul Klee, Wassily Kandinsky, L‡szlo Moholy-Nagy, Oskar Schlemmer - Wichtige Werke & Produkte: - Bauhaus GebŠude Dessau (1925-26, Gropius) - Bauhaus Mšbel (z.B. Freischwinger von Marcel Breuer) - Bauhaus-TypograÞe (Herbert Bayer) MoMA: International Style - MoMa (Museum of Modern Art) & die Ausstellung 1932 - MoMa (New York) grŸndet 1932 eine Architekturabteilung - 1932: Ausstellung ãModern Architecture:international ExhibitionÒ-> prŠgt den Begriff ãInternational StyleÒ - Kuratoren: Henry-Russell Hitchcock & Philip Johnson - Merkmale des International Style: - Klare kubische formen & FlachdŠcher - Keine Ornamente, keine traditionelle Symmetrie - Offene Grundrisse & gro§e Fensterߊchen - Materialien: Stahl, Glas, Beton - Funktionalismus & industrielle bauweise - Wichtige Architekten &Werke: - Le Corbusier -> Villa Savaye (1929-31) - Ludwig Mies van der Rohe -> Seagram Building (1958) - Walter Gropius -> Bauhaus GebŠude (1925-26) - Richard Neutra -> Lovell House (1929) Villa Savaye - Analyse - Allgemeine Infos: - Architekt : Le Corbusier - Baujahr: 1929-31 - Ort: Poissy, Frankreich - Stil: Moderne/International Style - Material: Stahlbeton, Glas und Putz - > Bedeutung: Ikone der modernen Architektur, Umsetzung der 5 Punkte der modernen Architektur - Kontext & Konzept - Als Wochenendhaus fŸr die Familie Savaye entworfen - Verkšrpert le corbusiers vision einer neuen funktionalen Architektur - Kontrast zwischen kubischer, wei§er form & Natur - die Villa ãschwebtÒ Ÿber die wiese - > EG ist um ein volles stŸtzenraster zurŸckgesetzt und dunkelgrŸn gehalten, sodass es im schatten verschwindet -> dies vermittelt den Eindruck, dass sich der Baukšrper vom Boden abhebt - > Ziel: frier, lichtdurchßuteter Wohnraum, inspiriert von MaschinenŠsthetik & Funktionalismus - Le Corbusiers ã5 Punkte einer neuen ArchitekturÒ - StŸtzen - Das GebŠude steht auf schlanken stŸtzen (Pilotis->hebt haus Ÿber den Boden) - Vorteile: freier grundriss, platz fŸr garten & luftzirkulation - Freier Grundriss - Keine tragende wŠnde im inneren -> ßexible Raumaufteilung durch stŸtzenstruktur - Freie Fassade - Fassade getrennt von Tragstruktur -> gro§e Fensterߊchen & klare gestaltung - Horizontale FensterbŠnder - Gro§e Fensterfronten sorgen fŸr licht & Naturbezug - VerstŠrkt den Eindruck einer leichten, schwebenden Architektur - Dachgarten - Flachdach mit begrŸntem Dachgarten als zusŠtzliche Wohnߊche - Ersatz fŸr den Boden, der durch das GebŠude Ÿberbaut wurde - Architektur & Gestaltung - Form und Geometrie - Strenge kubische form -> klare, minimalistisch €sthetik - Flie§ende RaumŸbergŠnge -> keine harten Trennungen zwischen Innen & Au§en - Harmonische Proportionen nach den ãModularÒ-System von Le Corbusier - Material und Konstruktion - Stahlbeton-Skelettbau -> ermšglicht freie Raumgestaltung - Wei§e Putzfassade -> betont Klarheit und modernitŠt - Glasߊchen -> Transparenz und lichtdurchßutung - Raumorganisation - EG: FunktionsrŠume - Garage, Eingang, PersonalrŠume - 1.OG : Wohnbereich - WohnrŠume, Schlafzimmer, gro§e Fensterfronten - Dachgarten : Freiraum und Erholung - Verbindung zwischen Architektur und Natur - Bedeutung & Einßuss - Ikone der moderne & International Style - Setzte Ma§stŠbe fŸr spŠtere architektur -> Einßuss auf Minimalismus und Funktionalismus - Beispiel fŸr rationale, industrielle Bauweise mit klaren Linien und offenen rŠumen - Fazit Die Villa Savaye ist ein Manifest der modernen Architektur und zeigt Le Corbusier radikale Prinzipien in Reinform. Sie hebt sich durch ihre kubische Form, offene Grundrisse & Pilots von traditioneller Architektur ab und wurde zum Symbol der Architektur des 20. Jahrhunderts. VL 2: Exkurs Stadtplanung Georges-Eug ne Hausmann -> Pariser Statumbau (1853-70) - Kontext: - Napoleon III. Beauftragte Hausmann mit der Modernisierung von Paris, da die Stadt ŸberfŸllt, unhygienisch und unstrukturiert war - Ziel: - Paris zur reprŠsentativen, modernen & hygienischen Stadt machen - Kontrolle & Ordnung im Stadtbild - > Kritik : soziale VerdrŠngung der Šrmeren Bevšlkerung - Prinzipien & Ma§nahmen: - Breite Boulevards -> ersetzten enge, mittelalterliche Gassen (z.B Champs- ƒlysŽes) - Hierarchisierung der Stra§en -> Hauptachsen fŸr Verkehr, Seitenstra§en fŸr Wohnen - Symmetrische Stadtstruktur -> Einheitliche Blockrandbebauung mit gleichen Fassadenhšhen - Neue Infrastruktur -> Wasserversorgung, Abwassersystem, Gaslaternen - Monumentale Stadtplanung -> Sichtachsen auf gro§e PlŠtze & Wahrzeichen (z.B Art de Triomphe) - GrŸnߊchen & Parks -> Schaffung neuer Parks wie Bois de Boulonge Ildefons Cerdˆ ( 1815-1876) - Kontext: - Barcelona war im 19. Jahrhundert stark Ÿberbevšlkert -> Cerdˆ plante die Stadterweiterung (ãExample (?)Ò) mit modernen Prinzipien - Prinzipien & Ma§nahmen - Schachbrettmuster -> quadratische Wohnblšcke (Illa) mit gro§en Stra§en - Verkehrsßuss & BelŸftung -> breite Stra§en fŸr Luftzirkulation & Licht - AbgeschrŠgte ecken (Chaßanes) -> erhšhte Sicht & Sicherheit an Kreuzungen - Durchmischung von Funktionen -> Wohnen, arbeiten & Freizeit in einer Zone - GrŸnߊchen & soziale Einrichtungen -> jeder block sollte Innenhšfe fŸr gŠrten haben - Ziel: - Eine gesunde, funktionale & durchlŸftete Stadt mit sozialem Gleichgewicht - Innovativ: Cerd‡ war einer der ersten, der die ãurbanistikÒ als Wissenschaft betrachtete James Hobrecht (1825-1902) - Hobrecht-Plan fŸr Berlin (1862) - Kontext: - Berlin wuchs durch Industrialisierung rasant -> neuer Bebauungsplan fŸr Erweiterung der Stadt - Prinzipien & Ma§nahmen: - Rasterartige Blockstruktur -> regelmŠ§ige Bebauung mit Hšfen (Berliner Mietskasernen) - Breiter Hauptstra§en & schmalere Nebenstra§en -> hierarchisches Verkehrsnetz - Ring- und Radialstra§en -> Kombination aus HaussmannÕscher MonumentalitŠt & rationalem Raster - Mischung aus Wohn- & Gewerbegebieten -> NŠhe von Arbeit und Wohnen - Wenig GrŸnߊchen & enge Wohnhšfe -> Kritik: Hohe Bevšlkerungsdichte & soziale Probleme - Ziele: - Strukturierte & funktionale Stadtentwicklung fŸr das schnelle Wachstum Berlins - EfÞziente GrundstŸcksnutzung, aber wenig Fokus auf WohnqualitŠt VL 3: CIAM und kritische Opposition CIAM : Congress Internationaux dÕArchitecture Moderne - Waren Reihen internationaler Kongresse (1928-1959) an verschiednen Orten in Europa - BeschŠftigten sich mit moderner Architektur & Stadtplanung - Diskussion Ÿber vorgestellte Theorien, Bauprojekte, neue Konzepte ( besonders wichtig: Verbindung von Architektur mit sozialen Fragen) - Organisation durch fŸhrende Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Sigfried Giedion - Worum ging es? - Fšrderung der modernen Architektur -> Funktionalismus, Rationalismus, neue Baumaterialien (Beton,Stahl,Glas) - Entwicklung von Prinzipien fŸr die Stadtplanung, insbesondere Trennung von Wohn-, Arbeits-, Freizeit-, Verkehrsbereichen (Charta von Athen 1933) - Verbesserung der Lebensbedingungen durch klare, rationale Gestaltung von GebŠuden & StŠdten - > CIAM hatte gro§en Einßuss auf moderne Architektur, besonders sozialen Wohnungsbau & Stadtplanung des 20. Jahrhunderts CIAM 4 : Was ist die Charta von Athen (1933) - War wichtigste Ereignis der CIAM Kongresse - Wurde 1933 in Athen verabschiedet und enthŠlt GrundsŠtze fŸr moderne Stadtplanung - StŠdte sollen funktional gegliedert sein (Wohnen, Arbeiten, Freizeit voneinander trennen) - Modernisierung aller ungeplanter Stadtstrukturen (z.B. enge Gassen) - Licht, Luft, GrŸnߊchen sollten grš§ere Rolle spielen - > Le Corbusiers Rede ã ç bord du Patris IIÒ 1933 war ein zentraler Moment des 4. CIAM Kongresses ( au Board des griechischen Schiffes Patrou II) - Welche Rolle spielte die Rede? - Le Corbusier fasste die Ergebnisse vom Kongress zusammen und bereitete damit Charta von Athen vor - Kritisierte alle Stadtstrukturen, zu chaotisch und Ÿberholt; StŠdte sollen funktionaler gegliedert werden -> Verbesserung durch moderne Architektur - Seine Ideen beeinßussten spŠter sozialen Wohnungsbau, sowie Stadtplanung nach dem zweiten Weltkrieg - Nutze rede um Stadtvision zu verbreiten und Prinzipien durchzusetzen CIAM 9: 9.Kongress 1953, Aix-en-Provence, Frankreich - Thema: ãDie Charta von Athen neu interpretieren: HabitatÒ - Fokus lag auf dem ãHabitatÒ - einem Konzept des Wohnens, das soziale, emotionale und kulturelle BedŸrfnisse mit einbezog, nicht nur funktionale und wirtschaftliche Aspekte - Zentrale Inhalte & Diskussionen: - 1. Kritik an ãCharta von AthenÒ - Funktionstrennung sei zu unpersšnlich & wŸrde zu umlebendigen Stadtstrukturen fŸhren - Kritik an starren Funktionalismus aus frŸheren CIAM Kongressen - Forderung nach stŠrkerer BerŸcksichtigung menschlicher BedŸrfnisse/ sozialer Interaktion in Architektonischen EntwŸrfen - 2. ãHabitatÒ als zentraler Begriff - LebensqualitŠt wurde betont -> Architektur soll kulturell und sozial bedeutungsvoll sein - StŠdtebau soll menschlichen Ma§stab stŠrker berŸcksichtigen und Vielfalt von Gemeinschaften fšrdern - 3. Einßuss von Team 10 - Neue Generation von Architekten begann traditionelle CIAM-Ideen zu kritisieren (Alison & Peter Smithson, Aldo van Eyck, George Candilis) - Forderung von stŠrkere Verbindung zwischen Architektur, Kontext und menschlichem verhalten - Gruppe legte Grundlagen fŸr den Strukturalismus in der Architektur - 4. Betonung lokaler Kontexte - Bedeutung von Tradition, Geschichte, lokaler Kultur wurde als wichtiges Element in der Architektur anerkannt - > Bedeutung von CIAM 9 - †bergang zur Nachmoderne - Gilt als wichtiger schritt hin zu einer weniger dogmatischen, vielfŠltigen Sichtweise auf Architektur & StŠdtebau - Kongressthema ãHabitatÒ brachte Perspektivenwechsel - Legte Grundstein fŸr spŠteres Ende des CIAM & die G GrŸndung von Team 10 -> Postmoderne Aldo van Eyck, Waisenhaus in Amsterdam, 1960 - Wichtiges Beispiel fŸr strukturalistische Architektur & Reaktion auf Stadtplanung des CIAM - Wichtige Merkmale des Waisenhauses: - Entworfen fŸr 125 Kinder (0-25 Jahre) - Besteht aus 8 Abteilungen, die durch gro§e Kuppeln, jeweils ein ãHausÒ symbolisieren - Kleine Kinder wohnen in 4 ãHŠusernÒ mit Patios an der Stra§enseite, um schutz und eine vertraute Umgebung zu bieten - GebŠude ist ein offenes, aber geschŸtztes Netzwerk aus rŠumen, was Gemeinschaft und IndividualitŠt verbindet - Bedeutung in Architekturgeschichte - Menschlicher Ma§stab: statt anonymer Gro§strukturen betont Eyck zusammenleben in kleineren, verbundenen Einheiten - Flexibler Raumkonzept: viele kleine rŠume fŸgen sich zu ganzen -> Šhnlich einer Stadt - Strukturalismus: Architektur soll nicht nur funktional, sonder auch sozial und kulturell sinnvoll sein - Architektonische Beschreibung: - Gesamtstruktur & Grundidee: - Offene, Modulare Struktur - Orientiert sich an Idee eines kleinen Dorfes, das den Kindern Geborgenheit bietet - Modulares Raster: gesamte anlŠge liegt auf orthogonalen Raster, was sich in gleichen abstŠnden wiederholt - Einzelne Elemente: - Kuppeln: jede der 8 Hauptabteilungen wird durch gro§e kuppeln Ÿberdeckt -> symbolisiert eigenes haus - Niedrige Bauweise: bewusst ßach gehalten, um freundliche und nicht erdrŸckende AtmosphŠre zu schaffen - Innenhšfe (Patios): kleine Kinder wohnen in Bereichen mit Patios, offene GŠnge und Innenhšfe entstehen ßie§ende Verbindung zwischen einzelnen rŠumen - Raumorganisation und AtmosphŠre: - Kein zentraler Hauptbau, sondern viele kleine, verbundene rŠume -> Netzwerk - Flexibler Nutzungskonzept; rŠume bieten vielfŠltige Nutzungsmšglichkeiten - Fassade und MaterialitŠt: - Fassade: Geschlossene Au§enwŠnde aus Ziegelmauerwerk, wenig gro§e Fenster zur Stra§e , aber viele …ffnungen zu Innenhšfen hin - MaterialitŠt: Tragende Struktur aus Beton, kombiniert mit Ziegel, Holz (TŸren, Details), Glas (Innenbereiche, Oberlicht) - Gestaltungskonzept: NatŸrliche Materialien schaffen warme AtmosphŠre - Bedeutung und Einßuss: - Reaktion auf strengen Funktionalismus des CIAM -> mehr FlexibilitŠt und Gemeinschaft statt Trennung der Funktionen - Inspiration fŸr spŠtere strukturelle Architektur z.B Schulen, Gemeinschaftsbauten - Zeigt wie Architektur soziale Interaktionen beeinßussen kann: keine isolierten RŠume - > Die ãPhilosophie der TŸrschwelleÒ - Van Eyck sah TŸrschwellen nicht als Grenze, sondern als †bergang und Verbindung - Schuf ßie§ende †bergŠnge zwischen Innen und Au§en -> sanfte RaumverknŸpfung - So entstand Balance aus Geborgenheit und Freiheit was das GemeinschaftsgefŸhl stŠrkt Haus-Rucker-Co - GegrŸndet: 1967 in Wien; experimentelle, utopische Architektur - Ansatz: TemporŠre, mobile Strukturen, die Wahrnehmung und Umwelt hinterfragen - > Bekannte Projekte: - ãBalloon for twoÒ, 1967; Aufblasbare Kuppel fŸr Isolation im Stadtraum - ãMind ExpanderÒ, 1967; Tragbare Struktur zur Sinneserweiterung - > Yona Friedmann - Theorie: mobile, ßexible Architektur; partizipative Planung - ãVille SpatialeÒ, 1958; Stelzenstadt mit anpassbaren WohnrŠumen - Philosophie: Demokratisierung der Architektur, Ressourcenškonomie - > Situationistische Internationale (SI) - Themen: psychogeograÞe, DŽrive (Umherschweifen), spielerischer Urbanismus - Ziel: Kritik an kapitalistischer Stadtplanung, utopische Visionen (z.B. ãNew BalaylonÒ) - Gemeinsamkeiten: - Krtitik an starren, funktionalistischen Prinzipien der Moderne - Betonung von FlexibilitŠt, Partizipation, experimentelle Raumkonzepten VL 4: Revolten der SpŠtmoderne - OlympiagelŠnde, MŸnchen, 1972, GŸnther Behnisch (Architekt), Frei Otto(Ingenieur) - Wurde fŸr Olympische Spiele 1972 gebaut - Steht fŸr offene, demokratische, transparente Architektur - Bewusster Kontrast zur Monumentalarchitektur der NS-Olympiade 1936 in Berlin - Architektonisches Konzept: - Leichtigkeit und Offenheit: GelŠnde wurde in natŸrliche HŸgellandschaft eingebettet, ohne massive, dominierende Bauwerke - HŠngedachkonstruktion: innovatives transparetes Zeltdach aus Acrylglac wird von Þligranen Stahlseilen getragen - Organische form: keine strenge Geometrie-> ßie§ende, natŸrliche formen, die mit Umgebung verschmelzen - Hauptbauwerke und Materialien: - Olympiastadion: 75.000 PlŠtze, Ÿberdacht, durch das wettgespannte Zeltdach - damals eine Ingenieurtechnische Meisterleistung - Olympiahalle und Schwimmhalle: ebenfalls mit leichten Dachkonstruktionen Ÿberdeckt - Olympisches Dorf: Modulare Wohnsiedlung fŸr Athleten mit kleinteiligen, terrassenartigen Bauten - Bedeutung und Einßuss: - Symbol fŸr offene, demokratische Nachkriegsarchitektur in Deutschland - Wegweisend fŸr moderne Stadionarchitektur -> Nutzung von leichtgewichtigen Konstruktionen und transparenten Materialien - Verbindung von Technik und Natur -> Landschaftsarchitekt Grzimek gestaltete das GelŠnde als harmonische Parklandschaft - Cedric Price-Potteries Thinkbelt (1964-66) - Price war ein visionŠrer Architekt, der mit dem Potteries Thinkbelt ein radikales Konzept fŸr eine neue Form der Bildung und Stadtplanung entwickelte - Konzept und Idee: - Geplant fŸr deinstrualisierte Landschaft in Nordengland (ehemalige Tšpferindustriegebiet) - Ziel: ungenutzte Infrastruktur (Eisenbahnlinie, Fabriken) fŸr mobile, ßexible Bildungslandschaft zu reaktivieren - Bildung sollte nicht mehr in festen UniversitŠtsgebŠuden stattÞnden, sondern als dynamisches, vernetztes System, das sich den BedŸrfnissen der Studis anpasst - Architektur und Struktur: - Nutzung alter Bahnstrecken und Waggons als mobile Klassenzimmer, Labore und WohnrŠume - Modulare strukturen, die jederzeit anpassbar und erweiterbar sind - Dezentrale, vernetzte Lernstationen statt einer zentralen UniversitŠt - Konstruktion und Materialien: - Leichtbauweise -> vorfabrizierte Module konnten ßexibel an Bahnhšfen und auf Wagons montiert werden - Mobile strukturen -> GebŠude waren nicht permanent, sonder verŠnderbar - Wiederverwendung -> alter Fabrikhallen und Bahninfrastrukturen wurden transformiert statt abgerissen - Kritik am traditionellen Bildungssystem: - UniversitŠten seien zu starr, elitŠr und unzugŠnglich - Bildung sollte ßexibel, inklusive und lebenslang zugŠnglich sein - Anstatt Þxe Institutionen zu bauen, wollte Price Netzwerke des Lernens schaffen - Bedeutung und Einßuss: - VorlŠufer moderner Konzepte wie ãE-learningÒ, adaptive LernrŠume und Co- working spaces - Inspirierte spŠtere Architekturprojekte, die auf FlexibilitŠt und Wiederverwendung setzen - Radikales umdenken: StŠdtebau und Architektur als soziale Innovation, nicht nur als gebaute Form - Robert Venturi - ãComplexity & Contradiction in ArchitectureÒ (1966) - > zentrale Idee: Kritik an der strengen, reduzierten €sthetik der Moderne (z.B. Le Corbusier) - Prinzipien: - Architektur sollte komplex sein, statt einfach und streng - Inspiration aus der historischen Architektur (Barock, Renaissance) sowie dem AlltŠglichen - ãWeniger ist ein boreÒ (Gegensatz zu Mies van der Rohes ãweniger ist mehrÒ) - Einßuss: Startpunkt der Postmoderne in der Architektur - Robert Venturi, Denise Scott Brown & Steve Izenour - ãLearning from Las VegasÒ (1972) - > Thema: Analyse der Alltagsarchitektur in Las Vegas (Werbeschilder,Autokultur,Massenkonsum) - Kernidee: - Unterscheidung zwischen ãDuckÒ (GebŠude als skulpturales Symbol, z.B. ein Restaurant in Entenform) und ãdecorated shedÒ (einfaches Bauwerk mit dekorierter Fassade) - Architektur soll BedŸrfnisse des Menschen und des Kontexts widerspiegeln, nicht nur Šsthetische Ideale - Akzeptanz populŠrer und banaler Formen als Teil der Kultur - Einßuss: Betonung auf Symbolik, Kontext, Nutzbarkeit in der Architektur - > Beginn der Postmoderne, Kritik an der Moderne - > VerknŸpfung beider Werke: - Beide werke stellen Grundlagen der postmodernen Architektur dar: Sie betonen KomplexitŠt, Mehrdeutigkeit, Kontext, Symbolik und lehnen die strikte Reduktion der Moderne ab - Balkrishna U.Doshi (1927-2023), Indien - War ein einßussreicher indischer Architekt, der fŸr Innovation, Nachhaltigkeit und soziale Architektur stand - Verband lokale Traditionen mit modernistischen Ideen -> 2018 Pritzker preis - Premabhai Hall, Ahmedabad (1976), Doshi - Typologie: Theater- und VeranstaltungsgebŠude - Architektur: - Brutalistische €sthetik -> Vewendung von Sichtbeton - Massive Baukšrper -> Betonblšcke mit markanten VorsprŸngen und substraktiven †berhŠngen - Geometrische Klarheit -> klare Formen und funktionale Struktur - FunktionalitŠt - Gro§zŸgige InnenrŠume fŸr Versammlungen und kulturelle Veranstaltungen - Betonung auf šffentlichen Zugang und sozialen Austausch - Bedeutung -> Beispiel fŸr modernisierte Architektur in Indien, inspiriert von Le Corbusier, mit lokalem Kontext - Low-cost Housing, Aranya/Indien (1989), Doshi - Projektziel: - Schaffung von bezahlbaren Wohnraum fŸr einkommensschwache Bevšlkerungsschichten - Integrierte Gemeinschaften -> Mischung verschiedener sozialer Gruppen - Architektur: - Modulares design mit ßexiblen Wohneinheiten - Verwendung lokaler Materialien und Techniken, um kosten zu senken - Innenhšfe und GemeinschaftsrŠume fŸr soziale Interaktion - Philosophie: - Bewohner konnten ihre HŠuser individuell gestalten und erweitern - Nachhaltigkeit: Maximierung von Ressourcen und Minimierung der Kosten - Erfolg: - †ber 80.000 Menschen fanden in diesem Projekt ein Zuhause - Anerkannt als wegweisendes Beispiel sozialer Architektur - Angoori Bagh Social Housing, Lahore, 1972, Yasmeen Lari - Ziele und Philosophie: - Soziale Architektur mit Fokus auf bezahlbarem und sozial nachhaltigem Wohnraum - Partizipative Gestaltung -> bewohnen wurden ermutigt ihre rŠume nach eigenen BedŸrfnissen anzupassen - Anpassung an den Kontext -> Nutzung lokaler Baumaterialien und klimatisch angepasste Bauweise - Architekturmerkmale: - MaterialitŠt -> vewendung lokaler Ziegelsteine, Betonung auf Robustheit und Langlebigkeit - Struktur und Layout -> enge Stra§enrŠume (staffelung dorfŠhnlicher gemeinschaftsatmosphŠre), kleine Wohneinheiten (funktionale rŠume mit ßexiblen Anpassungsmšglichkeiten), Gemeinschaftsbereiche (Innenhšfe, offene platze fŸr Interaktionsfšrderung) - Klimatische Anpassung -> schmale Gassen und Ÿberdachte Passagen bieten Verschalung und verbessern Luftzirkulation; dicke ZiegelwŠnde sorgen fŸr thermische Isolierung - Bedeutung - Beispiel fŸr soziale Architektur in EntwicklungslŠndern - Nachhaltigkeit durch Nutzung lokaler Materialien und Methoden fŸr ressourcenschonendes bauen - Einßuss: Pionierarbeit fŸr gemeinschaftsorientierte Bauprojekte in SŸdasien - Relevanz: - Yasmeen Lari erste weibliche Architektin Pakistans und ein Vorbild fŸr soziale und nachhaltige Architektur - Angoori Bagh ist SchlŸsselbeispiel fŸr Architektur - Ghana, KNUST Kumasi, 1951-1970er - Projekt: Kwame Nkrumah University of Science and technology (KNUST), Kumasi, Ghana (Architekten: James Cubitt & Partners, Gerlach & Gilles-Reyburn) - Hintergrund: - GegrŸndet wŠhrend Kolonialzeit im frŸhen 1950er, um technologische und wissenschaftliche Bildung in Westafrika zu fšrdern - Kontext: - Verbindung kolonialer Architekturprinzipien mit lokalen Gegebenheiten und tropischen Klimabedingungen - Wichtigste Bauwerke und Merkmale - Great Hall (1964-67) - Architekten: Gerlach & Gilles-Reyburn - Merkmale: - Funktionale Bauweise, die PraktikabilitŠt und EfÞzienz betont - Verwendung moderner Baustoffe wie stahl und beton - Offene rŠume und schattenspendende strukturen zur Anpassung an das tropische Klima - Campusgestaltung: - Planung: basierend auf historischen und funktionalem Plan - Zentrale Achse: HauptgebŠude und reprŠsentative Bauwerke entlang einer Achse organisiert - Integration: Nutzung natŸrlicher Vegetation und klimatisch angepasste architektur - Relevanz und Bedeutung: - Moderne architektur in postkolonialen Kontext -> Beispiel fŸr Anpassung internationaler Architektur an ideale und klimatische Bedingungen - Bildung und Fortschritt -> KNUST spielte wichtige rolle bei technischen und wissenschaftliche Ausbildung in Westafrika - Nachhaltigkeit -> tropische ModernitŠt durch passive KŸhlung und angepasste Bauweise VL 5: Gro§(wohn)Strukturen) In den 1970er Jahren erlebten Gro§wohnstrukturen (meist in Form von Gro§siedlungen oder Plattenbaukomplexen) einen starken Bedeutungsverlust. Dies hing mit einem breiteren gesellschaftlichen und architektonischen Wandel zusammen, der oft als ãEnde der ModerneÒ oder als Krise der modernistischen Stadtplanung beschrieben wird. Gro§wohnstrukturen in den 1970er Jahren Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in vielen LŠndern gro§ßŠchige Wohnkomplexe, die von den Prinzipien des Funktionalismus und der Charta von Athen (1933) geprŠgt waren. Diese Siedlungen sollten durch ihre standardisierte Bauweise und Trennung von Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Erholen, Verkehr) eine efÞziente und sozial gerechte Stadtstruktur schaffen. Probleme und Kritik: 1. Monotonie und soziale Isolation: Die architektonische Gleichfšrmigkeit und die fehlenden sozialen Treffpunkte fŸhrten oft zu einem GefŸhl der AnonymitŠt. 2. Mangelnde UrbanitŠt: Gro§siedlungen waren hŠuÞg auf das Automobil ausgerichtet, was belebte Stra§enrŠume verhinderte. 3. Technische und soziale Verwahrlosung: Viele dieser Siedlungen litten bereits nach kurzer Zeit unter baulichen MŠngeln und wurden zu sozialen Brennpunkten. 4. Reaktion der Bewohner: WŠhrend einige Menschen gerne in den neuen, modernen Wohnungen lebten, empfanden andere die Siedlungen als trostlos und entfremdend. Mythos oder RealitŠt? Ob die Moderne wirklich ãendeteÒ, ist umstritten. Zwar gerieten ihre Prinzipien unter Druck, doch viele ihrer Bauformen und Ideale (z. B. technologische Fortschrittlichkeit, soziale Wohnungsversorgung) Ÿberlebten. Vielmehr kšnnte man sagen, dass die Moderne sich transformierte: WŠhrend gro§e, uniforme Wohnkomplexe an AttraktivitŠt verloren, entstanden alternative Formen der Stadtentwicklung, die eine Synthese aus Moderne und neuen Ideen suchten. Insgesamt war die Kritik an den Gro§wohnstrukturen der 1970er Jahre ein entscheidender Wendepunkt fŸr Stadtplanung und Architektur, die sich zunehmend in Richtung DiversitŠt, soziale Integration und Nachhaltigkeit entwickelten. -> Zitat 1 ã Die Orientierung auf Menschenmassen durchdrang in den Wirtschaftswunderjahren alle Bereiche: Massenunterhaltung, Massenwohnungsbau, MassenuniversitŠten, Massentourismus, Massenkonsum. (É) AnfŠnge der modernen Massengesellschaft: Die Franzšsische Revolution war es, die die politische Macht der Masse eindrucksvoll und folgenreich demonstriert hatte. Die industrielle Revolution (É) Bevšlkerungswachstum (É) gro§e Wanderungsbewegung (É) rasante Urbansisierungsprozesse (É). Die Massenkultur ist ein bestimmtes Motiv der modernen Zeit.Ò (Sonja Hnilica (2018) Der glaube an das Grosse in der Architektur der Moderne, S.37-38) Das Zitat beschreibt, wie die Massengesellschaft im 20. Jahrhundert entstand und alle Lebensbereiche durchdrang Ð von Wohnen und Bildung bis hin zu Konsum und Freizeit. Es verweist auf historische Wurzeln in der Franzšsischen und Industriellen Revolution, die Massenbewegungen und Urbanisierung vorantrieben. Besonders in den Wirtschaftswunderjahren wurde die Gesellschaft auf Masse ausgerichtet, was sich in Massenkultur, Massenproduktion und gro§en Infrastrukturprojekten widerspiegelte. Die Moderne glaubte an das ãGro§eÒ und setzte auf standardisierte, funktionale Lšsungen fŸr eine wachsende Bevšlkerung. -> Zitat 2 ãIn den Nachkriegsjahrzehnten Ÿberschritt in Westeuropa die Mehrheit der Bevšlkerung dauerhaft die Wohlstandsschwelle. FŸnftagewoche und lŠngerer Urlaub brachten der Freizeit eine neue QualitŠt. Medien verbanden die private SphŠre mit der Welt der populŠren KŸnste und trugen stŠdtische Lebensformen in die letzten Winkel (É). Bessere Ausbildung erweckte neue Interessen. So durchdrang die Massenkultur den Alttag. (É) Erkennbar wurde ein Netz von Einstellungen, WŸnschen und Gewohnheiten, geteilt praktisch von allen Mitgliedern der Gesellschaft. Am deutlichsten zeichnete sich das ab in der Ausrichtung von Freizeit auf VergnŸgen, Erholung und Konsum.Ò ( Kaspar Maase zit. Nach Hnilica, S.37-38) Das Zitat beschreibt, wie sich in den Nachkriegsjahrzehnten in Westeuropa durch steigenden Wohlstand, kŸrzere Arbeitszeiten und bessere Bildung eine Massenkultur entwickelte. Medien und stŠdtische Einߟsse prŠgten den Alltag, wŠhrend sich die Freizeit zunehmend auf VergnŸgen, Erholung und Konsum ausrichtete. Diese Kultur wurde von nahezu allen gesellschaftlichen Schichten geteilt und formte gemeinsame Einstellungen, WŸnsche und Gewohnheiten. WOHNEN F†R DIE MASSE Das Wohnen fŸr die Masse beschreibt stŠdtebauliche und architektonische Konzepte, die darauf abzielen, bezahlbaren, funktionalen und massentauglichen Wohnraum fŸr breite Bevšlkerungsschichten bereitzustellen. Dieses Thema hat insbesondere seit der Industrialisierung eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung gespielt. Nachkriegszeit (1950erÐ1970er): Die €ra der Gro§wohnsiedlungen Der massive Wohnungsbedarf nach dem Zweiten Weltkrieg fŸhrte zur Massenproduktion von Wohnungen, oft in Form von: ¥ Plattenbau-Siedlungen (z. B. in der DDR, der Sowjetunion und Ostblockstaaten). ¥ Gro§wohnanlagen wie der Wohnpark Alterlaa (Wien) oder das MŠrkische Viertel (Berlin). ¥ Diese Siedlungen folgten den Prinzipien des modernen Funktionalismus: klare Trennung von Wohnen, Arbeiten, Erholung und Verkehr. Probleme dieser Massenwohnbauten: ¥ Monotonie und soziale Isolation durch uniforme Architektur. ¥ Mangel an urbanem Leben, da Fu§gŠngerzonen und šffentliche RŠume oft nicht belebt genug waren. ¥ Soziale Segregation, da einkommensschwache Gruppen oft konzentriert in diesen Gebieten lebten. Das Zentrum Kreuzberg am Kottbusser Tor, Berlin Das Zentrum Kreuzberg am Kottbusser Tor in Berlin ist ein prŠgnantes Beispiel fŸr die Stadtplanung der 1960er und 1970er Jahre und die stŠdtebaulichen UmbrŸche in West- Berlin. Es ist Teil der sogenannten Kreuzberger Mischung, bei der Wohnen, Gewerbe und šffentliche Einrichtungen kombiniert wurden, aber auch ein Symbol fŸr die Fehlentwicklungen des modernen StŠdtebaus. Entstehung und Hintergrund ¥ In den 1960er Jahren wurde das Kottbusser Tor als Teil des Sanierungsgebiets des damaligen West-Berlins stark umgestaltet. Die Stadtplaner wollten Kreuzberg modernisieren, indem sie dichte, oft sanierungsbedŸrftige Altbauquartiere durch neue HochhŠuser und Infrastruktur ersetzten. ¥ In diesem Kontext entstand das Zentrum Kreuzberg als ein Gro§wohnkomplex mit Gewerbeeinheiten. Der Bau wurde 1969 begonnen und 1974 fertiggestellt. ¥ Die Gestaltung folgte den Leitlinien des modernen StŠdtebaus: HochhŠuser, aufgestŠnderte GebŠude, Trennung von Verkehrs- und Fu§gŠngerzonen, funktionale Durchmischen. Architektur und Struktur ¥ Der Komplex besteht aus zwei 12-geschossigen GebŠuden und weiteren niedrigeren Baukšrpern. ¥ Die Architektur folgt dem Konzept der ãStadt in der StadtÒ: Wohnen, Arbeiten und Versorgen sollten innerhalb eines einzigen Komplexes stattÞnden. ¥ Es gibt Gewerbeߊchen auf mehreren Ebenen, die durch Passagen und Fu§gŠngerbrŸcken verbunden sind. ¥ Die HochhŠuser sollten die zuvor dichte Bebauung ãaußockernÒ und mehr Licht sowie Luft in das Viertel bringen. Probleme und Kritik ¥ Das Zentrum Kreuzberg wurde schon bald als stŠdtebauliches Problem wahrgenommen. ¥ Die HochhŠuser wirkten abweisend und unŸbersichtlich, was zu einem GefŸhl der Unsicherheit beitrug. ¥ Die Ebenenstruktur mit Passagen und BrŸcken fŸhrte dazu, dass viele RŠume schwer einsehbar und somit schlecht nutzbar waren. ¥ Das Zentrum entwickelte sich zum sozialen Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit und einem hohen Migrantenanteil. Besonders viele tŸrkische Gastarbeiterfamilien zogen hier ein. ¥ Die geplante Trennung von Wohn- und Verkehrsebenen fŸhrte dazu, dass die Gewerbeeinheiten auf den oberen Ebenen schlecht angenommen wurden und teilweise leerstanden. Wandel und heutige Bedeutung ¥ Trotz vieler Probleme entwickelte sich das Zentrum Kreuzberg zu einem wichtigen sozialen und kulturellen Knotenpunkt. ¥ Das Kottbusser Tor wurde ein Zentrum der linken und migrantischen Selbstorganisation: ç Hier gibt es zahlreiche Initiativen und Vereine, die sich fŸr soziale Gerechtigkeit und bessere Wohnbedingungen einsetzen. ç Der Mieterprotest ãKotti & CoÒ kŠmpft seit Jahren gegen steigende Mieten und die VerdrŠngung einkommensschwacher Bewohner. ¥ Heute wird das Zentrum Kreuzberg oft als Beispiel fŸr gescheiterte modernistische Stadtplanung, aber auch als lebendiger und widerstŠndiger Ort betrachtet. ¥ Die GebŠude sind mittlerweile denkmalgeschŸtzt, was zeigt, dass sie auch als historisch wertvoll betrachtet werden. Satellitenstadt Wohnpark Alterlaa, Wien Der Wohnpark Alterlaa in Wien ist eine der bekanntesten SatellitenstŠdte …sterreichs und ein herausragendes Beispiel fŸr gro§ma§stŠbliche Wohnbauprojekte der 1970er Jahre. Er wurde als moderne Alternative zum traditionellen Wohnbau konzipiert und stellt eine Synthese aus Funktionalismus, sozialem Wohnungsbau und einer ãStadt in der StadtÒ dar. Entstehung und Konzept ¥ Der Wohnpark Alterlaa wurde von Harry GlŸck, einem renommierten Wiener Architekten, entworfen. ¥ Er entstand zwischen 1973 und 1985 als Teil der Stadterweiterung Wiens im SŸden (23. Bezirk, Liesing). ¥ Ziel war es, eine hochwertige Wohnumgebung mit urbanen Annehmlichkeiten zu schaffen, ohne die Fehler frŸherer Gro§wohnprojekte zu wiederholen. ¥ Alterlaa gehšrt zur Kategorie der SatellitenstŠdte, also gro§e Wohnanlagen au§erhalb des Stadtzentrums, die durch gute Infrastruktur und Verkehrsanbindung eine eigenstŠndige Siedlungseinheit bilden sollten. Architektur und Struktur ¥ Die Anlage besteht aus drei TerrassenhochhŠuser-Komplexen mit ca. 3.200 Wohnungen fŸr etwa 9.000 Menschen. ¥ Die Terrassenbauweise ist ein prŠgendes Merkmal: Jedes Hochhaus verjŸngt sich nach oben, wodurch fast alle Wohnungen gro§e private Freiߊchen (Loggien oder Terrassen) haben. ¥ Die GebŠude sind bis zu 27 Stockwerke hoch und wurden in Stahlbetonbauweise errichtet. ¥ Innerhalb der Anlage gibt es zahlreiche gemeinschaftliche Einrichtungen wie Schulen, KindergŠrten, GeschŠfte, ein Einkaufszentrum, medizinische Versorgung und Gastronomie. ¥ Ein besonderes Highlight ist das Konzept der DachschwimmbŠder, die auf mehreren HochhŠusern integriert wurden und allen Bewohnern zur VerfŸgung stehen. Besondere Merkmale und Philosophie ¥ Soziales Wohnen mit hoher LebensqualitŠt: Alterlaa sollte zeigen, dass sozialer Wohnungsbau nicht trist sein muss. ¥ Durchmischung von Gesellschaftsschichten: Die Anlage ist als Gemeindewohnbau fŸr breite Bevšlkerungsschichten konzipiert, von Arbeitern bis zur Mittelschicht. ¥ GrŸnraum und Freizeitangebote: Neben den Dachpools gibt es zahlreiche Parks, SpielplŠtze, Sportanlagen und GrŸnߊchen. ¥ Autofreundlich, aber nicht dominant: Parkgaragen beÞnden sich unterirdisch, sodass die Wohnanlage weitgehend verkehrsberuhigt ist. ¥ Gute Verkehrsanbindung: Mit der U6 (Station Alterlaa) ist das Stadtzentrum Wiens gut erreichbar. Erfolg und Wahrnehmung ¥ Im Gegensatz zu vielen anderen Gro§wohnprojekten seiner Zeit ist der Wohnpark Alterlaa ein Erfolg und gilt als beliebte Wohngegend. ¥ Dies liegt an der durchdachten Architektur, den gro§zŸgigen GrŸn- und Freizeitߊchen und der hohen Wohnzufriedenheit. ¥ WŠhrend viele Plattenbauprojekte der 1970er Jahre als sozial problematisch gelten, konnte sich Alterlaa als lebenswerte Satellitenstadt behaupten. ¥ Harry GlŸcks Philosophie, dass Menschen glŸcklich sind, wenn sie sich wie im Urlaub fŸhlen, zeigt sich in den Freizeiteinrichtungen, insbesondere den SchwimmbŠdern. ¥ Die Anlage ist mittlerweile denkmalgeschŸtzt, was ihren besonderen architektonischen und sozialen Wert unterstreicht. (Weitere Bespiele: Gropiusstadt in Berlin; MŠrkischer Viertel Berlin; Marzahn, Ostberlin; Chimki- Chowrino, Moskau; Vaike-OismŠe, Tallinn; Frankfurt- Sachsenhausen- Sonnenring; Les chaux de crŽteil; les Žtoiles dÕivry-sur-sein; AutobahnŸberbauung ãDie SchlangeÒ Berlin) - Gropiusstadt in Berlin - MonumentalitŠt - 60Õer/ 70Õer - Siedlungsteppich durchdrungen - Sozialer Brennpunkt - 18.500 Wohnungen davon 90% Sozialbau - ãKinder vom Bahnhof ZooÒ - MŠrkischer Viertel Berlin - Stadtlandschaft - Werner Dettmann, 1963-74 - 17.000 Wohnungen fŸr 40.000 Menschen - Gruppierung/ Staffelung Kleingartenanlage - Alt-MArzahn, efÞzientes Denken, mehr Einwohner 1977 -> 100.000 Einwohner - Chimi-Chowrino, Moksau - Cruschtschowka - 1955-70 - 132 Millionen Menschen - 5-9 geschossige Zeilenbauten - Vaike-OismŠe, Tallinn - Utopischer StŠdtebau in der Sowjetunion - 1968-75 - KŸnstlicher See - Gro§wohnanlage Bijlmermeer in Amsterdam - 1907-77 - Gro§siedlung Ekbatan Teheran - Jordan Gruzen - 1975 - Grš§te Wohnsiedlung innerhalb Teheran - Alles in der Siedlung -> multifunktional - Frankfurt-Sachsenhausen, Sonnenring - 1971-79 - 310 Wohneinheiten - Heute privat - Mehrere HochhŠuser -> Gemeinschaftseinrichtung, Schwimmbad/Sauna - Politische Skandal - Les chaux de crŽteil, Paris - 1970-74 - GŽrard Grandral - Symbol franzšsischer Architektur - Balkone->BlŸtenartig - Les étoiles dÕIvry-sur-sein, Paris - 1970-75 - Sternfšrmige Staffelung - Viel GrŸnbaum - Erfolgreicher Sozialbau ÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑÑ BILDUNG F†R DIE MASSE Die 1970er Jahre waren eine SchlŸsselphase fŸr die Demokratisierung des Bildungssystems in vielen westlichen LŠndern, insbesondere in Deutschland und …sterreich. Bildung, die lange Zeit einer privilegierten Elite vorbehalten war, wurde nun fŸr breitere Bevšlkerungsschichten zugŠnglich gemacht. UniversitŠt Marburg Die Philipps-UniversitŠt Marburg ist eine der Šltesten UniversitŠten Deutschlands (gegrŸndet 1527) und spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Hochschulbildung fŸr breite Bevšlkerungsschichten. Besonders ab den 1960er und 1970er Jahren erlebte sie Ð wie viele UniversitŠten in Deutschland Ð einen starken Wandel im Zuge der Bildungsexpansion. UniversitŠt Marburg und die Bildung fŸr die Masse 1. Bildungsexpansion in den 1960er und 1970er Jahren ¥ In der Bundesrepublik Deutschland setzte in den 1960er Jahren eine massive Bildungsexpansion ein: ç Das Hochschulsystem wurde ausgebaut, um mehr Studierenden den Zugang zu ermšglichen. ç Der klassische elitŠre Charakter der UniversitŠten wurde aufgebrochen. ç Es entstand eine stŠrkere DurchlŠssigkeit fŸr Arbeiterkinder und soziale Aufsteiger. ¥ Auch in Marburg fŸhrte dies zu einem rasanten Anstieg der Studierendenzahlen, wodurch sich die UniversitŠt strukturell stark verŠnderte. 2. MassiÞzierung und Infrastrukturwandel ¥ Die steigende Zahl von Studierenden fŸhrte zur Notwendigkeit neuer GebŠude und Campusstrukturen. ¥ WŠhrend sich die UniversitŠt ursprŸnglich auf die historische Altstadt konzentrierte, entstanden in den 1960ern und 1970ern moderne UniversitŠtsbauten am Rande der Stadt, insbesondere auf den Lahnbergen. ¥ Die Lahnberge sind bis heute das Zentrum fŸr Naturwissenschaften und Medizin und stehen im Kontrast zur eher historischen Struktur der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Innenstadt. 3. Demokratisierung der Hochschule ¥ In den 1960er Jahren kam es an der UniversitŠt Marburg Ð wie an vielen anderen UniversitŠten Ð zu Studentenprotesten gegen autoritŠre Hochschulstrukturen und fŸr eine Demokratisierung des Bildungssystems. ¥ Die 1970er Jahre brachten eine stŠrkere Mitbestimmung fŸr Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter. ¥ Die EinfŸhrung der MassenuniversitŠt verŠnderte das VerhŠltnis zwischen Studierenden und Lehrenden: WŠhrend zuvor oft nur kleine Gruppen unterrichtet wurden, fanden nun viele Lehrveranstaltungen in ŸberfŸllten HšrsŠlen statt. 4. UniversitŠt als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen ¥ Marburg hatte als traditionelle geisteswissenschaftliche UniversitŠt lange einen Schwerpunkt auf Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaften. ¥ Durch die Bildungsexpansion wurden verstŠrkt neue Disziplinen und Fachbereiche aufgebaut. ¥ Besonders die Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft und Psychologie gewannen an Bedeutung, oft inspiriert von den politischen Bewegungen der Zeit. (Weitere Beispiele: Ruhr-UniversitŠt Bochum (1962-84); Freie UniversitŠt Berlin (1962-82); Frankfurter ãRšmerbergÒ 1963; Polytechnische UniversitŠt Valencia; ReformuniversitŠt Konstanz (1969-85), Campus de Jussieu, Paris (1964-72)) - Ruhr - UniversitŠt - Bochum - 1962-77 - ãMarburger BausystemÒ - Japanische AnklŠnge -> Betonstruktur + schwarz-gebŠnderten hellen WandfŸllungen - Freie UniversitŠt Berlin-Dahlem - ãRostlaubeÒ - Als ein GebŠude gedacht - Verschiedene Konstellationen (vertikal+horizontal) - Beziehung der Inhalte - Frankfurter ãRšmerbergÒ - 1963 - FU Berlin - Mat-building-strategie - Teppichartig - 3 kompositorische Prinzipien - Metrik, Programm, Ort - ReformuniveritŠt Konstanz - 1969-85 - Aufbruch Strengenz - ãFlie§enderÒ Raum - Spielerische Architektur - UniversitŠtscampus, Paris, Campus de Jussieu - 1964-72 - Vorbild El Escorial - Schloss- und Klosteranlage - Skelettbau mit 24-stšckigem Turm Trotz des Erfolgs gab es auch Kritik an der Massenbildung: ¥ QualitŠtsverlust? ç Manche argumentierten, dass die Hochschulbildung unter der steigenden Zahl von Studierenden leide. ¥ Akademische Inßation: ç Ein UniversitŠtsabschluss war nicht mehr automatisch ein Garant fŸr eine gute Stelle. ¥ Elite vs. Masse: ç Trotz Reformen blieben elitŠre Strukturen bestehen Ð vor allem an alten, traditionsreichen UniversitŠten. (Freizeitkultur fŸr die Masse - Olympiapark- und Dorf in MŸnchen, 1972 - La Grande Motte, Montpellier - Barbican Center, City of London, 1959-74 - Kenyatta international convention center, Mairobi, kenya (1966-73) - UNO-City, Wien, 1969-76 Konsum fŸr die Masse - Northland Center Detroit, 1952-54 - Nordwestzentrum, Frankfurt man Main, 1962-68 - Sewoon Songs, Seoul, 1966-67 - Gold Mile Shopping Center, Singapur, 1969-72 - Ihme-Zentrum, Hannover, 1972-78) VL 6: Formenvielfalt der Postmoderne - Charles JeuchsÕ Kritik an der modernen Architektur, 1978 - > Hintergrund: - Jeuchs war Architekt, Architekturhistoriker und Theoretiker - †bte in seinem werk fundamentale Kritik an moderne Architektur, insbesondere am Funktionalismus und dessen Auswirkungen - Drei zentrale Kritikpunkte: - 1. Verlust der Sprachlichkeit der Architektur - Architektur wird nicht mehr als mittel zur Kommunikation verstanden - Fehlende Symbolik und Ausdruckskraft; GebŠude sprechen nicht mehr zu Menschen - 2. Verlust der HistorizitŠt oder Geschichtlichkeit - Moderne Architektur ignoriert historische Kontexte und Traditionen - Sie schafft GebŠude ohne Bezug zur Vergangenheit oder zum kulturellen erbe - 3. Verlust der Autonomie der Architektur - Architektur unterwirft sich den wirtschaftlichen und funktionalen Anforderungen - Soziale Funktionen und Šsthetische Werte werden vernachlŠssigt - Relevanz fŸr die Moderne - Aufbruch zur Postmoderne: JeruchsÕ Kritik wurde wegweisend fŸr die Entwicklung der postmoderne, die Symbolik, Vielfalt und den Bezug zur Geschichte wieder aufgriff - Ansto§ fŸr Reßexion: Forderung nach Architektur, die menschen kulturell, emotional und sozial anspricht - Zusammenfassend: - Charles Jenchs kritisierte moderne Architektur 1978 wegen des Verlustes von Sprachlichkeit, Geschichtlichkeit und Autonomie - Seine Kritik fŸhrte zur RŸckbesinnung auf symbolische und historische Elemente in der Postmodernen - Aldo Rossi (1931-1997) - > Hintergrund: - Italienischer Architekt und Theoretiker, bedeutender Vertreter der Postmoderne - PrŠgte durch seine theoretischen Arbeiten und EntwŸrfe das VerstŠndnis von Architektur und Stadtplanung - Wichtige Werke: - ãL‡rchitettura della cittˆÒ, 1966 - Grundlagenwerk der Architekturtheorie - Thematisiert, die Stadt als kollektives GedŠchtnis der Gesellschaft - Betonung auf die Bedeutung von Typologie und Geschichte in der architektur - StŠdtebau als kultureller und historischer Prozess, nicht nur funktional - ãWissenschaftliche SelbstbiographieÒ, 1981 - Reßexion seiner persšnlichen und berußichen Erfahrungen - Verbindung zwischen Theorie und Praxis - Fokus auf die individuelle Perspektive eines Architekten im Entstehungsprozess von Architektur - SchlŸsselideen: - Typologien - Typen und formen der Architektur haben historische und kulturelle Bedeutung - GebŠude sollen Bezug auf kollektive Erinnerungen und Geschichte nehmen - Erinnerungen in der Architektur - StŠdte sind Speicher der Vergangenheit, Architektur trŠgt diese Erinnerung weiter - GebŠude sind nicht nur funktionale Objekte, sondern kulturelle Artefakte - Postmoderne Haltung - Gegen radikales Funktionalismus der moderne -> fŸr Architektur, die symbolisch, historisch, kulturell bedeutungsvoll ist - Charles Moore, Piazza dÕItalia, New Orleans, LA, 1978 - > Hintergrund - Architekt: Charles Moore, Vertreter der Postmoderne - Baujahr: 1978 - Standort: New Orleans, Louisiana, USA - Ein ikonisches Beispiel postmoderner Architektur - Architekturmerkmale: - Stil und €sthetik: - Kombination aus klassischen ršmischen Elementen (z.B. SŠulen,Bšgen) und moderner spielerischer Gestaltung - Farbenfrohe und expressive Beleuchtung (Neonlichter) betonen theatralische Wirkung - Symbolik: - Bezug zur italienischen IdentitŠt der italienisch-amerikanischen gemeinde in new Orleans - Ironische Interpretation klassischer Architekturformen: die klassischen Elemente werden Ÿbertrieben dargestellt - Raumgestaltung: - Platz hat kreisfšrmige Geometrie mit konzentrischen kreisen, die auf den kartenumrissen Italiens basieren - Brunnen als zentrales Element, symbolisiert eben und Gemeinschaft - MaterialitŠt: - Verwendung von verschiedenen Materialien: stein, marmor-imitate, Metalle und beton - Postmoderne Prinzipien: - Dekorativ und verspielt anstatt funktional - Verbindung von Historie und zeitgenšssischen design - Kritik am nŸchternen Modernismus: EinfŸgen von Ornamenten und symbolische Bedeutungen - Bedeutung in der Architekturgeschichte: - Beispiel fŸr den Bruch mit der strenge des Modernismus und RŸckkehr zu Dekoration, Symbolik und Geschichte - Verdeutlicht die postmoderne Praxis, architektonische Elemente humorvoll und kontextbezogen neu zu interpretieren - Strada Novissima - Ort: 1980 auf der Architekturbiennale in Venedig - Kurator: Paolo Portoghesi - Bedeutung: Manifest der Postmoderne in der Architektur, Kritik an der Moderne - Beschreibung: - Eine ãStra§eÒ mit 20 Fassaden, gestaltet von verschiedenen Architekten (z.B. Frank Gehry, Robert Venturi, Rom Kohlhaas) - Jede Fassade interpretiert traditionelle Architekturthemen neu: - Symbole und Ornamente (Wiederbelebung historischer Elemente) - Spiel mit Stilen (Kombination von Klassik, barock, Moderne) - Ironie und dekonstruktion (keine reine FunktionalitŠt, sondern Šsthetische Vielfalt) - Bedeutung der Strada Novissima: - Zentrale idee: RŸckkehr zur architektur als Kommunikation und Vielfalt, Bruch mit der strengen FunktionalitŠt der moderne - Postmoderne Leitlinien - Ornamentik und Symbolik statt purere funktion - Kontext und lokale BezŸge - Architektur als kulturelle ErzŠhlung - > Die Strada Novissima markiert den beginn der postmoderne als bewusste Gegenbewegung zur monotonen moderne VL 7: Dekonstruktivismus + Digitale Wende - MoMA: Deconstructivist Architecture (1988) - Kontext: - 1988 organisierte das Museum of Modern Art (MoMA) in New York die Ausstellung ãDeconstructive ArchitectureÒ, kuratiert von Philip Johnson und Mark Wigley - PrŠsentiert wurde eine neue architektonische Stršmung, die sich gegen traditionelle formen und regeln richtete - Hauptinspirationen: - Russischer Konstruktivismus (Tatlin, Malevich, El Lissitzky) - Philosophie von Jaques Derrida (Dekonstruktion: Aufbrechen von Bedeutung und Struktur) - Merkmale der dekonstruktivistischen Architektur: - Zerlegte und fragmentierte formen -> Geometrie wird aufgelšst, GebŠude wirken ãgebrochenÒ - Dynamik und Verzerrung -> statt klarer Ordnung entstehen unregelmŠ§ige, asymmetrische strukturen - Keine klassische FunktionalitŠt -> rŠume sind oft ßie§end und vieldeutig - Kollision von Materialien und Konstruktionen -> kontrastreiche Materialkombination - Beziehung zu Kunst und Theorie -> Architektur als intellektuelle Herausforderung - Bedeutende Architekten und Projekte der Ausstellung: - Zaha Hadid -> Vita Feuerwehrhaus (1993) - Frank Gehry -> Guggenheim Museum Bilbao (1997) - Daniel Libeskind -> JŸdisches Museum Berlin (1999) - Rem Koolhaas -> Maison ˆ Bordeaux (1998) - Bernard Tschumi -> Parc de la Vilette, Paris (1982-1998) - Peter Eisenman -> Wexner Center for the Arts (1989) - Folgen: - Dekonstruktivismus wurde zur prŠgenden Architekturbewegung der 1990Õer - GebŠude sollten Unfertigkeit und KomplexitŠt zeigen, statt Harmonie und Klarheit - Mšbius-Haus (1998) - UN Studio - Allgemeine Infos: - Architekten: UN Studio (Ben van Berkel & Caroline Bos) - Ort: Het Gooi, Niederlande - Baujahr: 1993-1998 - Konzept: Endlose RaumkontinuitŠt basierend auf der Mšbiusschleife - Analyse: - Konzept und Geometrie: - Inspiriert von dem Mšbiusband, einer mathematischen form mit nur einer ßache und kante - Raumorganisation und Bewegung: - Zwei parallele lebensstršme (Arbeit und privates) verschmelzen in einer endlosen Raumsequenz - Klein klassisches stockwerk-system -> stattdessen eine kontinuierliche Raumabfolge - Bewegung durch das haus ist nicht linear, sondern eher wie ein ßie§ender Ÿbergang - MaterialitŠt und Konstruktion: - Glas, Stahl und Beton fŸr Leichtigkeit und Transparenz - Gro§e Glasߊchen lšsen grenzen zwischen innen und au§en auf - Innovationen: - Architektur als dynamischer Prozess statt statische Struktur - Theoretischer ansatz: Verbindung von Mathematik und architektur (Mšbiusband als metapher) - Einßuss: neue Konzepte fŸr WohnhŠuser und ßie§ende Raumgestaltung in der modernen Architektur - Fazit: - Das Mšbius-Haus ist ein radikaler Bruch mit traditionellen wohnkonzepten. Er vereint Philosophie, Mathematik und Architektur und steht fŸr kontinuierliche Bewegung, Offenheit und Dekonstruktion - Yokohama International Passenger Terminal (FOA,2002) - Ort: Yokohama, Japan - Architekten: Foreign OfÞce Architects (FOA) - Dynamische, organische form: - Das Terminal wirkt eher landschaftlich als architektonisch - inspiriert von natŸrlichen Bewegungen, wie Wellen oder topograÞsche erhebung - Flie§ende Linien, keine klassische GebŠudestruktur mit Fassade und dach - MaterialitŠt und Struktur: - Holz und stahl fŸr eine warme, einladende AtmosphŠre - Freie stŸtzenrŠume durch eine innovative Tragwerkslšsung, die den Boden als tragendes Element nutzt - Funktionale Integration: - Mischung aus šffentlichem Raum, Infrastruktur und Aufenthaltsߊchen - Flie§ender Ÿbergang zwischen innen und au§en - gro§e Terrassen, Gehߊchen und Wartezonen - Dekonstruktivistischer Einßuss: - Bruch mit traditionellen Terminal-konzepten (keine klare Wege, keine typische ãBoxÒ) - Nicht-lineare, unregelmŠ§ige formen und komplexe Geometrie - Fazit: - Das Yokohama Terminal ist eine Hybridstruktur zwischen Architektur, Landschaft und Infrastruktur - ein revolutionŠres konzept fŸr Verkehrsbauten - Presbyterian Church of New York (FORM, 1999) - Ort: Queens, New York - Architekten: FORM / Douglas Garofalo - Analyse: - Dekonstruktivistischer Entwurf: - ZerstŸckelte, Ÿberlagerte formen - keine Symmetrie oder klassische Kirchenarchitektur - Verschobene Linien, geneigte wŠnde und gebrochene Volumen - Material und Konstruktion: - Transluzente Materialien und Glasߊchen - spirituelles, mystisches Lichtspiel im inneren - Kombination aus industriellen und traditionellen Materialien wie Metall und holz - Raumwirkung und AtmosphŠre : - Kein traditionelles KirchengefŸhl, sondern eine moderne, abstrakte Interpretation - Der Altarbereich ist nicht klassisch axial angeordnet, sondern teil eines ßie§enden, offenen raumgefŸges - Einßuss des Dekonstruktivismus: - Unvorhersehbare, experimentelle Geometrie - Bruch mit klassischen Kirchenbauten (keine zentrale Achsen, keine monumentale Fassade) - Fazit: - Die Presbyterian Church zeigt, wie sakrale Architektur neu gedacht werden kann - als ein Ort der Reßexion ohne die formale strenge traditioneller gotteshŠuser