Handout Persönlichkeitsstörungen 2024 PDF

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Universitätsklinikum Würzburg

2024

Wolfgang Briegel

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personality disorders psychology psychiatry mental health

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This document is a handout on personality disorders. It covers the definition, etiology, and diagnosis, including the Big Five model, and provides examples. The handout is from a lecture on child and adolescent psychiatry, dated January 29, 2024.

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29.01.2024 Vorlesung Kinder- und Jugendpsychiatrie 1 Persönlichkeitsstörungen Priv. Doz. Dr. med. Wolfgang Briegel PD. Dr. Wolfgang Briegel Übersicht: 2 A. Definitionen bzw. Klassifikati...

29.01.2024 Vorlesung Kinder- und Jugendpsychiatrie 1 Persönlichkeitsstörungen Priv. Doz. Dr. med. Wolfgang Briegel PD. Dr. Wolfgang Briegel Übersicht: 2 A. Definitionen bzw. Klassifikationen B. Ätiologie und Prävalenzen C. Diagnostik D. Behandlung und Verlauf E. Fokus Borderline-Persönlichkeitsstörung PD Dr. Wolfgang Briegel A. Definition Persönlichkeit, I: 3 Persönlichkeit [… lat. persona = Maske, Rolle, Person, personare = hindurch tönen], ist die Gesamtheit aller überdauernden individuellen Besonderheiten im Erleben und Verhalten eines Menschen (Persönlichkeitseigenschaften / -merkmale [engl. traits]). «Überdauernd» bezieht sich auf Zeiträume von wenigen Wochen oder Monaten (kurzfristige Stabilität). … Persönlichkeitseigenschaften können als Dispositionen aufgefasst werden, d. h. Tendenzen, bestimmte Situationen in bestimmter Weise zu erleben und sich dort in bestimmter Weise zu verhalten…. Beschrieben wird die Persönlichkeit eines Individuums durch ein Persönlichkeitsprofil, d. h. die Ausprägung der Person in vielen Persönlichkeitseigenschaften. Dorsch: Lexikon der Psychologie PD Dr. Wolfgang Briegel 1 29.01.2024 A. Definition Persönlichkeit, II: 4 Persönlichkeit und Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen sind Ausdruck der charakteristischen [..] Verhaltensweisen und Interaktionsmuster, mit denen er gesellschaftlich-kulturellen Anforderungen und Erwartungen zu entsprechen und seine zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Suche nach einer persönlichen Identität mit Sinn zu füllen sucht. Fiedler, 2005 PD Dr. Wolfgang Briegel A. Definition Persönlichkeit, III: 5 Die charakteristische Persönlichkeit eines Menschen zeigt sich in einer bestimmten Art - zu denken, - zu fühlen, - die Umgebung wahrzunehmen - mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Die Persönlichkeit eines Menschen wird durch körperlich- genetische Bedingungen, die Außenwelt und Erfahrungen im Lauf des Lebens (beginnend in der Kindheit und Jugend) geprägt. Eine „normale“ Persönlichkeitsstruktur erlaubt flexible Reaktionen und zufriedenstellende Beziehungen zu anderen Menschen. PD Dr. Wolfgang Briegel Standardmodell Persönlichkeitsforschung 6 Big Five- oder OCEAN-Modell: schwach stark Kürzel Faktor (englisch) Faktor (deutsch) ausgeprägt ausgeprägt Openness to Offenheit für konservativ, erfinderisch, O experience Erfahrungen vorsichtig neugierig unbekümmert, effektiv, C Conscientiousness Gewissenhaftigkeit nachlässig organisiert zurückhaltend, gesellig E Extraversion Extraversion reserviert Wettbewerbs- kooperativ, A Agreeableness Verträglichkeit orientiert, freundlich, antagonistisch mitfühlend selbstsicher, emotional, N Neuroticism Neurotizismus ruhig verletzlich Borkenau & Ostendorf: NEO-Fünf-Faktoren Inventar nach Costa & McCrae (NEO-FFI), 2008. PD Dr. Wolfgang Briegel 2 29.01.2024 Big Five Persönlichkeitstest (B5T) (Satow, 2011) 7 Kostenlos unter: https://www.psychomeda.de/online-tests/persoenlichkeitstest.html PD Dr. Wolfgang Briegel Beispiel-Auswertung, I 8 Stanine-Skala (1-9, Mittelwert: 5, SD = 2) Satow, 2018 PD Dr. Wolfgang Briegel Beispiel-Auswertung, II 9 Persönlichkeitstyp nach dem DISC-Modell von Geier: PD Dr. Wolfgang Briegel 3 29.01.2024 A. Definition Persönlichkeitsstörung: 10 ICD-10 (WHO, 1990) – aktuell für Deutschland gültig DSM-V (APA, 2013) – USA ICD-11 (WHO, 2018) – Inkrafttreten am 01.01.2022, Aber: konkrete Einführung in Deutschland steht noch aus PD Dr. Wolfgang Briegel A. Definition Persönlichkeitsstörung: 10a ICD-10 (WHO, 1990) – aktuell für Deutschland gültig Es gibt keine DSM-V (APA,andere 2013)psychiatrische – USA Diagnose in der ICD-11, bei der sich die neue Klassifikation so fundamental von der ICD-10 unterscheidet! (Tyrer et al., 2019) ICD-11 (WHO, 2018) – Inkrafttreten am 01.01.2022, Aber: konkrete Einführung in Deutschland steht noch aus PD Dr. Wolfgang Briegel ICD-10: Definition Persönlichkeitsstörung: 11  Deutliche Normabweichung der charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster, und zwar in mehr als einem der folgenden Bereiche: Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung, zwischenmenschliche Beziehungen und Art des Umgangs mit ihnen.  Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst / unzweckmäßig.  Daraus resultieren Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides.  Normabweichung ist stabil, von langer Dauer, hat im späten Kindesalter oder in der Adoleszenz begonnen („Diagnose vor dem Alter von 16 oder 17 Jahren wahrscheinlich unangemessen.“)  Keine organische Verursachung oder Erklärung durch sonstige psychische Störung PD Dr. Wolfgang Briegel 4 29.01.2024 Kritik an der ICD-10-Definition: 12  Was ist eine „normale“ Persönlichkeit?  Wann beginnt die Persönlichkeitsstörung (kategoriale vs. dimensionale Beurteilung)?  Was bedeutet dauerhaft (Konstanz-Kriterium)?  Soll eine Persönlichkeitsstörung quasi plötzlich ab einem Lebensalter von 18 Jahren bestehen?  Stigmatisierender Charakter der Diagnose (Konstanz!)  Änderungsmöglichkeit (z.B. effektive Behandlung)?  Cave Schuldzuweisung! PD Dr. Wolfgang Briegel ICD-10: Einteilung Persönlichkeitsstörungen 13  Spezifische Persönlichkeitsstörungen (F60.0-F60.7): Paranoide, schizoide, dissoziale, emotional instabile, histrionische, anankastische, ängstliche, abhängige PS.  Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen (F60.8): Exzentrische, haltlose, narzisstische, passiv aggressive, neurotische unreife PS.  Nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung (F60.9)  Kombinierte Persönlichkeitsstörungen (F61.0)  Störende Persönlichkeitsänderungen (F61.1): sekundär bei gleichzeitig bestehenden affektiven oder Angststörungen PD Dr. Wolfgang Briegel Cluster A: 14 Cluster A – sonderbar Prävalenz (Erwachsene): 5,7% ICD-10 Paranoide PS (F60.0) Schizoide PS (F60.1) Schizotype Störung (F2) PD Dr. Wolfgang Briegel 5 29.01.2024 Paranoide Persönlichkeitsstörung (F60.0) 15 Mindestens 4 von 7:  Übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung  Neigung zu ständigem Groll wegen der Weigerung Beleidigungen oder Missachtungen zu verzeihen  Misstrauen und eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen (als feindlich / verächtlich mißgedeutet)  streitsüchtiges, beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten  häufiges Misstrauen ggb. der Treue des Ehe- und Sexualpartners  Tendenz zu überhöhtem Selbstwertgefühl, ständige Selbstbezogenheit  Gedanken an „Verschwörungen“ als Erklärung für Ereignisse in nächster Umgebung PD Dr. Wolfgang Briegel Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1) 16 Mindestens 4 von 9:  wenige oder überhaupt keine Tätigkeiten bereiten Vergnügen  emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität  geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger zu zeigen  anscheinende Gleichgültigkeit gegenüber Lob und Kritik  wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit anderer Person  „Einzelgängerische“ Beschäftigungen  Phantasien und Introvertiertheit  Mangel an engen Freunden und vertrauensvollen Bezugspersonen  deutlich mangelndes Erkennen & Befolgen sozialer Konventionen PD Dr. Wolfgang Briegel Schizoide Persönlichkeitsstörung (DSM-5) 17  Beziehungsideen (jedoch kein Beziehungswahn)  seltsame Überzeugungen oder magische Denkinhalte, die das Verhalten beeinflussen und nicht mit den Normen der jeweiligen subkulturellen Gruppen übereinstimmen ( wie z.B. Glaube an Telepathie)  ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen einschließlich körperbezogener Illusionen  seltsame Denk- und Sprechweisen (vage , umständlich, metaphorisch, übergenau, stereotyp) PD Dr. Wolfgang Briegel 6 29.01.2024 Schizoide Persönlichkeitsstörung (DSM-5) 18 Fortsetzung:  Argwohn und paranoide Vorstellungen  inadäquater oder eingeschränkter Affekt  Verhalten oder äußere Erscheinung sind seltsam, exzentrisch oder merkwürdig  Mangel an engen Freunden oder Vertrauten außer Verwandten ersten Grades  ausgeprägte soziale Angst, die nicht mit zunehmender Vertrautheit abnimmt und die eher mit paranoiden Vorstellungen zusammenhängt PD Dr. Wolfgang Briegel Cluster B: 19 Cluster B – dramatisch Prävalenz (Erwachsene): 1,5% ICD-10 Dissoziale PS (F60.2) Emotional instabile PS (F60.3)  Impulsiver Typ (F60.30)  Borderline Typus (F60.31) Histrionische PS (F60.4) Sonstige spezifische PS, narzisstisch (F60.80) PD Dr. Wolfgang Briegel Dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2) 20 Mindestens 3 von 6:  herzloses Unbeteiligt-Sein gegenüber den Gefühlen anderer  Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Verpflichtungen und Regeln  Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen  geringe Frustrationstoleranz, niedrige Schwelle für Aggressivität  Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein und Lernen aus Erfahrung, bzw. Bestrafung  Neigung andere zu beschuldigen oder vordergründig Rationalisierung für das eigene Verhalten anzubieten PD Dr. Wolfgang Briegel 7 29.01.2024 Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ (F60.30) 21 Mindestens 3 von 5:  Streit / Konflikte, v.a. bei Tadel oder Unterbindung impulsiver Verhaltensweisen  Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen  Ausbrüche intensiven Ärgers  Verminderte Fähigkeit zum Belohnungsaufschub  Instabile bzw. launische Stimmung PD Dr. Wolfgang Briegel Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ (F60.32) 22 Mindestens 3 der Kriterien von F 60.31 und zusätzlich mind. zwei der folgenden Kriterien: Mindestens Unklarheit, bzw. Störung des Selbstbilds, der Ziele, der inneren Präferenzen (einschl. der sexuellen)  chronisches Gefühl innerer Leere  Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen  Emotionale Krisen mit übermäßiger Anstrengung nicht verlassen zu werden  häufig Suiziddrohungen und selbstverletzendes Verhalten PD Dr. Wolfgang Briegel Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4) 24 Mindestens 4 von 6:  Dramatisierung bzgl. der eigenen Person, theatralisches Verhalten  Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere  oberflächliche und labile Affekte  Andauernde Suche nach Aufregung, Anerkennung und im Mittelpunkt zu stehen  unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten  übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität PD Dr. Wolfgang Briegel 8 29.01.2024 Narzisstische Persönlichkeitsstörung (F60.80) 26  Größengefühl in Bezug auf eigene Bedeutung  Phantasien über unbegrenzten Erfolg, Macht, ideale Liebe  Überzeugung, „besonders“ und „einmalig“ zu sein  Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung  Anspruchshaltung  Ausnutzen zwischenmenschlicher Beziehungen zur Erreichung eigener Ziele  Mangel an Empathie  Neid  Arroganz bzw. hochmütige Verhaltensweisen PD Dr. Wolfgang Briegel Cluster C: 28 Cluster C – ängstlich-vermeidend Prävalenz (Erwachsene): 6,0% ICD-10 Anankastische (zwanghafte) PS (F60.5) Ängstliche (vermeidende) PS (F60.6) Abhängige (asthenische) PS (F60.7) PD Dr. Wolfgang Briegel Anankastische Persönlichkeitsstörung (F60.5) 29 Mindestens 4 von 8:  übermäßiger Zweifel und Vorsicht  ständige Beschäftigung mit Regeln, Details, Listen, Ordnung, Plänen  Perfektionismus, der Fertigstellung von Aufgaben behindert  übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit  Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen  übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen  Rigidität, Eigensinn  unbegründetes Bestehen auf Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten PD Dr. Wolfgang Briegel 9 29.01.2024 Ängstlich (vermeidende) Persönlichkeitsstörung (F60.6) 31 Mindestens 4 von 6:  andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit  Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv, minderwertig zu sein  Sorge, in sozialen Situationen abgelehnt und kritisiert zu werden  persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden  eingeschränkter Lebensstil wg. Bedürfnis nach körperlicher Sicherheit  Vermeidung sozialer und beruflicher Aktivitäten mit intensivem interpersonellem Kontakt aus Furcht vor Kritik, Ablehnung, Missbilligung PD Dr. Wolfgang Briegel Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung (F60.7) 32 Mindestens 4 von 6:  bei Lebensentscheidungen wird an Hilfe anderer appelliert, bzw. diese sogar den anderen überlassen  Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer, Nachgiebigkeit  mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche ggb. Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht  unbehagliches Gefühl beim Alleinsein aus Angst, nicht für sich alleine sorgen zu können  Furcht verlassen zu werden aus Angst nicht für sich selbst sorgen zu können  eingeschränkte Fähigkeit Alltagsentscheidungen zu treffen PD Dr. Wolfgang Briegel Persönlichkeitsveränderungen nach ICD-10 33  Persönlichkeitsstörung aufgrund einer Krankheit, Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns (F07), z.B.: postenzephalitisch (F07.1), nach Schädelhirntrauma (F07.2), etc.  Persönlichkeits- oder Verhaltensstörung durch psychotrope Substanzen (F1x.71)  Andauernde Persönlichkeitsänderung, z.B.: nach Extrembelastung (F62.0), nach psychischer Erkrankung (F62.1), etc. PD Dr. Wolfgang Briegel 10 29.01.2024 Der Paradigmenwechsel der ICD-11: 34 Eine allgemeine Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ mit einer dimensionalen Schweregraddiagnostik und einer Bestimmung des Profils pathologischer Persönlichkeits-Traits ersetzt die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungskategorien. PD Dr. Wolfgang Briegel Der Paradigmenwechsel der ICD-11: 34a Eine allgemeine Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ mit einer dimensionalen Schweregraddiagnostik und einer Bestimmung des Profils pathologischer Persönlichkeits-Traits ersetzt die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungskategorien. Es gibt keine andere psychiatrische Diagnose in der ICD-11, bei der sich die neue Klassifikation so fundamental von der ICD-10 unterscheidet! (Tyrer et al., 2019) PD Dr. Wolfgang Briegel ICD-11: Kennzeichen einer PS, I 35 - Beeinträchtigung von Selbstaspekten (z.B. Identität, Selbst- wertgefühl, Genauigkeit der Selbstwahrnehmung / Selbst- lenkungsfähigkeit) und / oder - interpersonelle Dysfunktion (z.B. Fähigkeit, enge und befriedigende Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten, die Sichtweisen anderer zu verstehen und Konflikte in Beziehungen zu bewältigen - Spezifische Muster von Kognitionen, emotionalem Erleben, emotionalem Ausdruck und Verhaltensweisen, die maladaptiv (z.B. unflexibel oder schlecht reguliert) sind PD Dr. Wolfgang Briegel 11 29.01.2024 ICD-11: Kennzeichen einer PS, II 36 - Muster entsprechen nicht dem Entwicklungsstand und können nicht in erster Linie durch soziale oder kulturelle Faktoren erklärt werden. - Muster treten in unterschiedlichen persönlichen und sozialen Lebenssituationen auf. - Die Störung führt zu erheblichem Leiden oder bedeutsamen Beeinträchtigungen (z.B. persönliche, familiären, soziale, berufliche oder andere wichtige Funktionsbereiche). - Probleme müssen 2 Jahre oder länger bestanden haben - Keine Altersbeschränkungen! PD Dr. Wolfgang Briegel ICD-11-Diagnostik 37 PS = Persönlichkeitsstörung; BPS = Borderline-Persönlichkeitsstörung Schmeck & Birkhölzer, 2021 PD Dr. Wolfgang Briegel Rational für den Paradigmenwechsel 38 - weitgehend kontinuierliche Entwicklung sowohl unauffälliger als auch pathologischer Persönlichkeitsmerkmale vom Kindesalter an. - Zahlreiche Studien belegen, dass die Stabilität kategorialer Diagnosen im Verlauf mehrerer Jahre eher gering ist. PD Dr. Wolfgang Briegel 12 29.01.2024 Diagnose-Stabilität? 39  N = 38.432 (Jugendliche und Erwachsene)  Mittlere Beobachtungsdauer: 4.8 Jahre  Diagnose-Stabilität: PS allgemein: 56.7%, Borderline-PS: 45.2% → nur mäßige Stabilität auf kategorialer und dimensionaler Ebene. PD Dr. Wolfgang Briegel Rational für den Paradigmenwechsel 40 - weitgehend kontinuierliche Entwicklung sowohl unauffälliger als auch pathologischer Persönlichkeitsmerkmale vom Kindesalter an. - Zahlreiche Studien belegen, dass die Stabilität kategorialer Diagnosen im Verlauf mehrerer Jahre eher gering ist. - In der Praxis häufige Verwendung von „Kombinierte Persönlichkeitsstörung“, Restkategorien oder Komorbiditäten - Fehlende Schweregradeinteilung - Mehrzahl der Betroffenen spricht positiv auf eine Behandlung an, nur bei einer Untergruppe teilweise schwere Beeinträchtigungen im psychosozialen Funktionsniveau weitgehend stabil bleiben. - Frühzeitige Interventionen können Chronifizierung und damit erhebliches Leiden im Erwachsenenalter verhindern PD Dr. Wolfgang Briegel Mögliche Auswirkungen: 41 - Niedrigere Schwelle für die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ - Bessere Möglichkeiten der Frühintervention - Mehr Ausgaben im Gesundheitswesen - Ent-Stigmatisierung PD Dr. Wolfgang Briegel 13 29.01.2024 B. Ätiologie Persönlichkeitsstörungen, I 42 Vulnerabilitäts-Stress-Modell (wichtigstes Modell) Zusammenspiel von biologischen bzw. genetischen Faktoren, psychischen Eigenschaften und ungünstigen Umweltbedingungen:  Aufgrund genetischer Besonderheiten emotional besonders sensibel, impulsiv, starke Gefühlsschwankungen oder Neigung zu stark ausgeprägten, unflexiblen Verhaltensmustern  ungünstige Einflüsse vor, während oder kurz nach der Geburt  starke psychische Belastungen in der Kindheit und Jugend (ungünstiges Erziehungsverhalten der Eltern, traumatische Erfahrungen, psychische Erkrankung von Eltern, etc.)  über längere Zeit zwischenmenschliche Konflikte. → Persönlichkeitsmuster als letztlich dysfunktionale Coping- Strategien (kurzfristiger Benefit, langfristig negative Folgen). PD Dr. Wolfgang Briegel B. Ätiologie Persönlichkeitsstörungen, II 43 Modell der doppelten Handlungsregulation (nach Sachse):  Jeder Mensch hat bestimmte Motive, z.B. Anerkennung und Wertschätzung, verlässliche Beziehungen, Autonomie.  Außerdem besitzt jeder Mensch Annahmen über sich selbst, die Welt und zwischenmenschliche Beziehungen, die durch Erfahrungen im Lauf des Lebens entstehen (Schemata).  Werden Motive enttäuscht und besteht die Überzeugung, diese nicht direkt ansprechen zu können, kann versucht werden, diese indirekt zu befriedigen. Dabei wird durch ein bestimmtes Verhalten versucht, bei anderen ein bestimmtes Bild von sich zu erzeugen und sie so zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. So wird das eigentliche Motiv kurzfristig befriedigt, das Verhalten wird von anderen aber als unecht, undurchsichtig oder manipulativ erlebt. Genervtheit oder Ärger können die Folge sein. Dadurch kommt es wiederum zu massiven Problemen in den zwischenmenschlichen Beziehungen. PD Dr. Wolfgang Briegel B. Prävalenz im Kindes- und Jugendalter 44 - Borderline-typische Symptome finden sich bei 3-5% der Jugendlichen, kaum Studien zu anderen PS im Jugendalter. - Die Häufigkeit von Borderline-PS ist im Jugendalter ähnlich der im Erwachsenenalter. - Jungen sind genauso häufig von ängstlich-vermeidenden, histrionischen und Borderline-PS betroffen wie Mädchen, wenn standardisiert diagnostiziert wird. - In klinischen Inanspruchnahmepopulationen überwiegt das weibliche Geschlecht, weil Frauen vermutlich eher Hilfe suchen. PD Dr. Wolfgang Briegel 14 29.01.2024 C. Diagnostik Persönlichkeitsstörungen, I 45  Anamnese:  «Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?»  «Wie findest Du Dich im Allgemeinen?»  «Was sind Deine Ziele im Leben?»  «Wie gehst Du damit um, wenn etwas, was Du Dir vorgenommen hast, nicht klappt?»  «Wie kommst Du allgemein mit Leuten in Deinem Alter klar?» (Selbsterleben, Selbststeuerungsfähigkeit, Fähigkeiten zum Perspektivenwechsel sowie Fähigkeit, nahe und wechselseitige Beziehungen einzugehen) PD Dr. Wolfgang Briegel C. Diagnostik Persönlichkeitsstörungen, II 46  strukturierte oder semi-strukturierte klinische Interviews  Einschätzung durch Eltern oder Lehrer (Fremdbeurteilung)  Fragebögen, z.B.:  FLoPF-Q 12-18 (Levels of Personality Functioning Questionnaire; 97 Items; Skalen Identität, Selbststeuerung, Empathie und Nähe sowie Gesamtskala Funktionsniveau)  Assessment of Identity Development (AIDA; 12-18 J.; 58 Items; Hauptskalen Diskontinuität & Inkohärenz, Gesamtskala Identitätsdiffusion ICD-11-konforme, valide Verfahren zur Erfassung der verlangten Traits fehlen noch für das Kindes- und Jugendalter PD Dr. Wolfgang Briegel D. Behandlung und Verlauf, I 47 Derzeit sind bei Erwachsenen vor allem die Borderline- Persönlichkeitsstörung und (in etwas geringerem Umfang) die antisoziale und die selbstunsichere Persönlichkeitsstörung gut erforscht. Es wurden für diese Persönlichkeitsstörungen eine Reihe von Therapieansätzen entwickelt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Die übrigen Persönlichkeitsstörungen sind bisher weniger gut erforscht, und es ist weniger darüber bekannt, welche Therapieansätze hier am besten geeignet sind. Für das Kindes- und Jugendalter ist primär die Borderline-PS gut untersucht. PD Dr. Wolfgang Briegel 15 29.01.2024 D. Behandlung und Verlauf, II 48  Psychotherapie ist das Mittel der ersten Wahl!  V.a. psychoanalytische / tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Ansätze kommen zum Einsatz. Unklar, welche Therapieform(en) bei welcher Persönlichkeitsstörung besonders erfolgversprechend oder weniger gut geeignet sind.  Behandlungsziele: Veränderung konkreter Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken, die für die Betroffenen belastend oder hinderlich sind; bessere Bewältigung konkreter Alltagsprobleme, zwischen-menschlicher Konflikte oder Stresssituationen; Veränderung eines ungünstigen Selbstbildes oder einer verzerrten Wahrnehmung der Umwelt. PD Dr. Wolfgang Briegel D. Spontanverlauf bzw. Risiken: 49  Das Vorliegen einer PS hängt mit weiteren psychischen Störungen, Frühberentungen und einer Suizidrate über die Lebensspanne hinweg von ca. 8% zusammen.  Bei früh beginnender Borderline-PS häufig abgebrochene Berufsausbildungen bzw. überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit mit andauernder Teilhabebeeinträchtigung. Auch die Angehörigen sind in multiplen Lebensbereichen stark beeinträchtigt.  Menschen mit einer ängstlich vermeidenden PS leiden unter massiven psychosozialen Beeinträchtigungen. Sie haben ein klar erhöhtes Risiko für Arbeitslosigkeit bzw. Frühberentung. PD Dr. Wolfgang Briegel D. Spontanverlauf bzw. Risiken: 49a  Das Vorliegen einer PS hängt mit weiteren psychischen Störungen, Frühberentungen und einer Suizidrate über die Lebensspanne hinweg von ca. 8% zusammen.  Bei früh beginnender Borderline-PS häufig abgebrochene Berufsausbildungen Zusammenfassung:bzw. überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit mitsozialen Die individuellen, andauernder Teilhabebeeinträchtigung. und ökonomischen Folgen von Auch die Angehörigen sind Persönlichkeitsstörungen in multiplen sind Lebensbereichen sehr schwerwiegend. stark beeinträchtigt.  Menschen mit einer ängstlich vermeidenden PS leiden unter massiven psychosozialen Beeinträchtigungen. Sie haben ein klar erhöhtes Risiko für Arbeitslosigkeit bzw. Frühberentung. PD Dr. Wolfgang Briegel 16 29.01.2024 E. Borderline-Persönlichkeitsstörung 50 DGPPN e. V. (Hrsg.) für die Leitliniengruppe: S3-Leitlinie Borderline-Persönlichkeitsstörung. Version 1.0 vom 14.11.2022 verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien Empfehlungsgrade:  Starke, so genannte „soll“/“soll-nicht“-Empfehlungen (Grad A)  Weniger starke, „sollte“/“sollte nicht“-Empfehlungen (Grad B)  Schwache „kann“-Empfehlung (Empfehlungsgrad 0) PD Dr. Wolfgang Briegel Diagnostik 51 Bei ab 12jährigen Abklärung einer BPS-Diagnose erwägen / ggf. veranlassen bei mindestens einem Charakteristikum (Grad A):  Wiederholtes suizidales oder selbstverletzendes Verhalten  Erhebliche emotionale Instabilität  Gleichzeitiges Vorliegen mehrerer psychischer Störungsbilder  Kein befriedigender Behandlungserfolg hinsichtlich vorliegender psychischer Symptome durch bisher durchgeführte Therapien  Stark beeinträchtigtes psychosoziales Funktionsniveau. Nach fachgerechter Diagnostik soll die BPS-Diagnose auch gestellt werden, wenn die diagnostischen Kriterien erfüllt sind (Grad A). PD Dr. Wolfgang Briegel Psychotherapie, I: 52  Patientinnen und Patienten im Alter von 14 bis 18 Jahren mit BPS oder deutlich ausgeprägter BPS-Symptomatik soll eine strukturierte, BPS-spezifische Psychotherapie angeboten werden, die auf die Altersgruppe ausgerichtet ist. (A)  Der individuelle Entwicklungsstand und die Lebensumstände der Patient*innen soll berücksichtigt werden. Angehörige und andere Bezugspersonen sollen kontinuierlich in die Behandlung einbezogen werden, sofern dies zweckmäßig ist. (A)  Die behandelnden Personen (eine oder mehrere) sollen in der jeweiligen BPS-spezifischen Methode fortgebildet sein und Supervision oder Intervision erhalten. (A) PD Dr. Wolfgang Briegel 17 29.01.2024 Psychotherapie, II: 53  Wenn der primäre Focus in der Reduktion schwerwiegenden selbstverletzenden Verhaltens (suizidales Verhalten inkludiert) besteht, soll erwachsenen Patientinnen und Patienten mit BPS DBT oder MBT angeboten werden. (A)  Im Allgemeinen soll die Behandlung ambulant durchgeführt werden. (Teil)Stationäre Behandlungen entweder zu kurzzeitigen Krisenintervention (z.B. bei akuter Eigen- / Fremdgefährdung), oder im Rahmen von länger dauernden, zeitlich definierten störungsspezifischen elektiven Behandlungsprogrammen.  Bei schwersten therapierefraktären Fällen ggf. vorübergehende Unterbringung in geschlossenen Heimen mit angemessenen, möglichst störungsspezifischen Behandlungs- und Rehabilitationskonzepten erwogen werden. (A) PD Dr. Wolfgang Briegel Psychotherapie, III: 54  Nach Möglichkeit mindestens eine Sitzung pro Woche.  Psychoedukation soll Bestandteil der Therapie sein.  Interventionen mit Familienangehörigen und anderen Bezugspersonen sollen erwogen werden.  Wenn Traumata mit den Angehörigen einer betroffenen Person besprochen werden, sollen Schuldzuweisungen und Stigmatisierung möglichst gering gehalten werden. (A) Traumata sollen nur mit Angehörigen besprochen werden, wenn die Person mit BPS damit einverstanden ist (bei Minderjährigen unter Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Kinderschutzes) PD Dr. Wolfgang Briegel Psychotherapie, IV: 55  Die intensivste Ausprägung der BPS findet sich regelhaft im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Während dieses Zeitraums soll eine kontinuierliche, konsistente Versorgung sichergestellt werden. (A)  Familienangehörige, Partner, weitere Angehörige oder weitere Bezugspersonen sollten in die Erstellung von Krisenplänen eingebunden werden, sofern die betroffene Person zustimmt. (B)  Familienangehörige, Partner, weitere Angehörige oder weitere Bezugspersonen sollten über einen hilfreichen Umgang mit Betroffenen beraten werden, u.a. nicht-wertende Haltung zeigen; Patient*in ermutigen, unabhängig zu sein, eigene Entscheidungen zugestehen und dabei unterstützten, jedoch eingreifen, falls dies aus Sicherheitsgründen nötig ist; offenes Ohr für Probleme / Sorgen schenken. (B) PD Dr. Wolfgang Briegel 18 29.01.2024 Psychotherapie, V: 56  Angehörige von Menschen mit BPS sollten professionelle Hilfsangebote erhalten. (B)  Angehörigen, Partnern und nicht-professionellen Helfern sollte folgende Unterstützung angeboten werden: Spezifische BPS- Familien-Programme Selbsthilfeangebote Unterstützungsangebote der Familien- und Jugendhilfe Borderline-Trialog Erziehungs- und Familienberatung (B)  Kinder, die mit erwachsenen Personen mit BPS zusammenleben, sollen bei Bedarf Unterstützungsangebote erhalten. (A) PD Dr. Wolfgang Briegel Mögliche geeignete Therapieansätze für Jugendliche: 57  Dialektisch-behaviorale Therapie für Jugendliche (DBT-A)  Mentalisierungsbasierte Therapie bei Jugendlichen (MBT-A)  Schematherapie bei adoleszenten Patienten mit Borderline- Störung (SFT-A)  Adolescent Identity Treatment (AIT) – integratives Therapiekonzept für Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter  Psychoanalytisch-interaktionelle Methode für Adoleszente mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (PIM)  Übertragungsfokussierte Psychotherapie für Jugendliche (TFP- A) Birkhözer, Schlüter-Müller & Schmeck, 2020 PD Dr. Wolfgang Briegel Dialektisch-behaviorale Therapie, I: 58 Therapiebausteine: Einzeltherapie, Fertigkeitentraining in der Gruppe (ggf. mit Eltern), Telefonkontakte. - Vorbereitungsphase: Diagnostik; Psychoedukation; Definition der Behandlungsziel; schriftlicher Behandlungsvertrag. - Therapiephase 1: Identifikation von Problembereichen, die das Leben, eine akzeptable Lebensqualität oder die Aufrechterhaltung der Therapie gefährden; Vermittlung von Fertigkeiten zur Emotionsregulation. Die Patientin führt ein Wochenprotokoll über tägliche emotionale Schwierigkeiten, negative Gedanken, dysfunktionale Verhaltensweisen (Selbstverletzungen, Essanfälle...), Medikamenteneinnahme und individuell festgelegte Problembereiche. Der Inhalt der Therapie richtet sich an diesen Protokollen aus. PD Dr. Wolfgang Briegel 19 29.01.2024 Dialektisch-behaviorale Therapie, II: 59 - Therapiephase 2: Nach Erwerb von Fertigkeiten zur Emotions- regulation, ohne unangemessenes oder selbstschädigendes Verhalten zu zeigen, ist das übergeordnete Ziel, die Reduktion der Folgen traumatischer Erfahrungen. Die Traumabearbeitung erfolgt durch Techniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie. - Das Fertigkeitentraining in der Gruppe ist nach Linehan „der Ton, aus dem die Einzeltherapeutin und die Patientin eine Figur modellieren können.“ Der Schwerpunkt des Trainings liegt in der Vermittlung von Fertigkeiten und besteht aus vier Modulen zu den Themen: Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen, Stresstoleranz und Zwischenmenschliche Fertigkeiten. PD Dr. Wolfgang Briegel Psychopharmakotherapie, I: 60  Medikamentöse Interventionen sollen nicht die primäre Therapie darstellen. Sie sollen nicht anstelle anderer, besser geeigneter Interventionen eingesetzt werden.  Die Auswirkung der Verschreibung von Medikamenten auf die Selbstwirksamkeit der Behandelten, die therapeutische Beziehung und den Gesamtbehandlungsplan sollen berücksichtigt werden. Es sollen so wenige Präparate wie möglich zum Einsatz kommen.  Die psychopharmakologische Behandlung von komorbiden psychischen Störungen soll nach den aktuellen Leitlinien für die jeweilige Erkrankung erfolgen. → sämtliche Empfehlungen Grad A PD Dr. Wolfgang Briegel Psychopharmakotherapie, II: 61  Ergänzend zu einer Psychotherapie kann ein zeitlich begrenzter Einsatz von Medikamenten erwogen werden, um umschriebene Symptome zu behandeln. (0)  Die Verschreibung soll in Abstimmung aller involvierten Behandelnden erfolgen. Die Psychopharmakotherapie soll in einer Hand liegen und nach Möglichkeit fachärztlich erfolgen. (A)  Wenn psychotherapeutische Interventionen nicht ausreichen, kann in akuten Krisensituationen Medikation erwogen werden (0), diese sollen abgesetzt werden, sobald die Krise vorüber ist (A). PD Dr. Wolfgang Briegel 20 29.01.2024 Psychopharmakotherapie, III: 62  Auf Medikamente mit Abhängigkeitspotential sollte verzichtet werden. (B)  Aufgrund des erhöhten Risikos für suizidales Verhalten sollen Psychopharmaka, die im Falle einer Überdosierung tödlich sein können, nur sehr zurückhaltend verschrieben werden. (A)  Psychotherapeutische Interventionen sollen nicht standardmäßig durch eine medikamentöse Behandlung ergänzt werden. (A) PD Dr. Wolfgang Briegel 63 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! PD Dr. Wolfgang Briegel 21

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