Handout - Allgemeine Psychopathologie PDF

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This handout provides an overview of general psychopathology, including symptom descriptions and syndromes. It also discusses different types of consciousness disorders and their possible causes. The document was written by a diploma psychologist named Franziska Luschas.

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HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Allgemeine Psychopathologie Franziska Luschas Diplom-Psychologin 1 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Einführung Die Erhebung des psychischen (psychopathologischen) Befunds stellt das Kernstück der psychiatrischen Diagnostik dar. Als hilfreiches Mittel zur Befunderhebung haben sich strukturierte Interviewleitfäden bewährt  z.B. das AMDP-System der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie  im Rahmen eines semistrukturierten (halbstrukturierten) Interviews werden Anamnese, körperlicher Befund und der gesamte psychopathologische Befund erfasst Psychopathologische Syndrome Als Symptome bezeichnet man die kleinsten Einheiten zur Beschreibung psychopathologischer Phänomene z.B. einen Zwang, einen depressiven Affekt oder eine akustische Halluzination 2 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Überzufällig häufig gemeinsam auftretende Komplexe von Symptomen bezeichnet man auch als Syndrome  die Syndrome werden nach den nachfolgenden psychopathologischen Kriterien wie z.B. Bewusstsein, Wahrnehmung, Antrieb oder Stimmung beschrieben und dann nach dem hervorstechenden Symptom benannt Beispiele: Man spricht beispielsweise von einem depressiven Syndrom, wenn die traurige Verstimmung im Vordergrund des klinischen Bildes steht oder von einem ängstlichen Syndrom, wenn die Angst Hauptmerkmal des Zustands ist Weitere Beispiele: manisches Syndrom oder ein paranoid- halluzinatorisches Syndrom Einige der Symptome können noch weiter differenziert werden  z.B. unterscheidet man bei einem depressiven Syndrom ein gehemmtes und ein agitiertes Syndrom 3 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Syndrome sind ätiologisch unspezifisch D.h. es besteht keine eindeutige Korrelation (Zusammenhang) zu einer gleichbleibenden Ursache  z.B. ist mit der Beschreibung eines depressiven Syndroms noch nichts darüber ausgesagt, ob es sich um einen depressiven Verstimmungszustand im Rahmen einer affektiven Störung, einer Anpassungsstörung oder einer organischen psychischen Störung handelt  Somit dürfen Syndrome nicht mit Diagnosen verwechselte werden  Nur die Interpretation der psychologischen Einzelbefunde im Kontext des Gesamtbefunds erlaubt eine diagnostische Einordnung  Bei einer Diagnose müssen die objektivierbaren Kriterien der Internationalen Klassifikationssystem (ICD-10; DSM-5) vorliegen 4 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Bestandteile des psychopathologischen Befundes 1. Bewusstseinsstörungen (quantitativ, qualitativ) (Seite 6-12) 2. Orientierungsstörungen (13) 3. Störungen der Aufmerksamkeit und Konzentration, Auffassung, Merkfähigkeit und Gedächtnis (14-20) 4. Störungen der Intelligenz (21-26) 5. Denkstörungen: 5.1 formal / 5.2 inhaltlich (27-56) 6. Wahrnehmungsstörungen (57-69) 7. Ich-Störungen und Entfremdungserleben (70-74) 8. Störungen der Affektivität (75-84) 9. Störungen des Antriebs und der Psychomotorik (85-98) 10. Andere Störungen (99-101) 11. Somatische Aspekte (102) 12. Abfassung des psychopathologischen Befundes (103-104) 5 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 1. Bewusstseinsstörungen (Oberbegriff für alle Veränderungen der Bewusstseinslage) Definition Bewusstsein  nicht nur in der Psychiatrie sehr unterschiedlich definiert Nach Scharfetter umfasst Bewusstsein folgende 3 Bereiche: – Die Vigilanz (Wachheit) als Voraussetzung des klaren Bewusstseins – Die Bewusstheitsklarheit (Wahrnehmung und kognitive Fähigkeiten) – Das Selbst- (Ich-)Bewusstsein im Sinne von Sich-seiner-selbst-bewusst-Sein Traditionell lassen sich quantitative + qualitative Bewusstseinsstörungen unterscheiden Bewusstseinsstörungen sind i.d.R. ein Hinweis für eine organische Ursache der Störung Prüfung der Bewusstseinsklarheit durch Beurteilung der – Funktion der Sinne; Orientierung, Gedächtnis- und Erinnerungsfunktionen; Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Auffassungsfähigkeit; Möglichkeit zur sprachlichen Verständigung und situationsangepasstem Verhalten 6 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Quantitative B. Qualitative B. (Bewusstseinsminderung i.S. der (Bewusstseinsinhalte sind verändert und die Schlaf-wach-Skala, Vigilanzminderung) Bewusstseinsklarheit ist vermindert) (1) Benommenheit (1) Bewusstseinstrübung (v.a. im Delir) - Patient ist verlangsamt, Auffassung, - Mangelnde Klarheit der Vergegenwärtigung im Denken u. Handeln eingeschränkt Eigenbereich oder in der Umwelt; vegetative Sympt. - geringe spontane sprachliche - Desorientiertheit, Angst, Halluzinationen Äußerungen - Denken und Handeln sind verworren (Verwirrtheit) - Schläfrig, durch Ansprechen oder - Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus Anfassen leicht erweckbar - Vorkommen/mögliche Ursachen: v.a. exogene - Orientierungsfähigkeit herabgesetzt Psychosen, u.a. metabolische Erkrankung (z.B. oder eingeschränkt Diabetes), Tumore, SHT, Delir, Alzheimer Demenz, vaskuläre Demenz, Medikamente, Intoxikationen (Vergiftungen), Drogen-/Alkoholentzug, paranoid- halluzinatorische Schizophrenie (2) Somnolenz (2) Bewusstseinseinengung - Beständige Schläfrigkeit und Schlaf- - Eineng. des Bewusstheitsumfangs, z.B. durch Fokus neigung  kann durch einfache auf ein bestimmtes Erleben (innerpersonal oder Reize (Anrufen, Anstoßen) jederzeit außenweltlich)  oft vermindertes Ansprechen auf 7 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Quantitative B. Qualitative B. zu Somnolenz zu Bewusstseinseinengung - Unterbrochen werden, keine Außenreize (z.B. beim epileptischen spontanen, sprachlichen Dämmerzustand); traumhaft verändertes Erleben Äußerungen oder nur noch Murmeln - Komplizierte und äußerlich geordnete Handlungs- - Reflexe erhalten, Konzentration  abläufe, wie z.B. Reisen, sind trotzdem möglich Vorkommen: z.B. Schädel-Hirn-Traumen, Epilepsie, Intoxikationen (Vergiftungen), Gehirnentzündungen, pathologischer Rausch, abnorme Erlebnisreaktionen (3) Sopor (3) Bewusstseinsverschiebung - Schlafgleicher Zustand, nur durch - Bewusstseinsänderung gegenüber dem üblichen starke Reize (z.B. Schmerzreize) Tagesbewusstsein  Gefühl der Intensitäts- und weckbar (Schütteln, Zwicken), Helligkeitssteigerung in der Wahrnehmung inner- - Keine sprachlichen Äußerungen personaler und außenweltlicher Vorgänge mehr - Vergrößerung des dem Bewusstsein erkennbaren - Reflexe erhalten Raumes bzw. der Tiefe (Bewusstseinserweiterung) - keine Orientierung mehr - Die Erfassung dieses Zustands ist schwierig und nur möglich auf der Basis der subjektiven Angaben des Untersuchten; Vorkommen: z.B. Drogen (u.a. Amphetamine, LSD), beginnende Manie, Schizophrenie, Intoxikationen, (intensive Meditation) 8 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Quantitative Bewusstseinsstörungen (4) Koma - Höchster Grad der Bewusstseinsverminderung - Bewusstlos, durch keinerlei Mittel mehr weckbar - Tiefes Koma  keine Pupillen- und Muskelreflexe mehr - Sonderform: Wachkoma (appallisches Syndrom)  Koma mit offenen Augen In der Notfallmedizin  Einteilung anhand der Glasgow Coma Scale (GCS) Jede quantitative Bewusstseinsstörung weist hin auf eine akute Gefährdung des Betroffenen! Definition (allg.): Bewusstseinsminderung  Patient reagiert nur verlangsamt, nicht situationsgerecht oder gar nicht auf (lautes) Ansprechen und Anfassen  bei fortgeschrittener Bewusstseinsstörung zeigt er auch nur ungezielte Abwehr oder keine Reaktion auf Schmerzreize 9 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Quantitative Bewusstseinsstörungen – Vorkommen/mögliche Ursachen Z.B. Hypo-/Hyperglykämie, Schädel-Hirn-Traumata (SHT) aller Art durch Gehirnerschütterung (Commotio cerebri), Gehirnprellung (Contusio cerebri) oder Gehirnquetschung (Compressio cerebri) mit oder ohne Hirnblutung etwa bei einem Schädelbasisbruch Schlaganfall (Apoplektischer Insult) Erhöhter Hirndruck Hirnbedingte Krampfanfälle, beispielsweise Epilepsie Störungen von Atmung und Kreislauf, dadurch bekommt das Gehirn nicht genügend Blut und damit auch zu wenig Sauerstoff Vergiftungen, durch das Zentralnervensystem dämpfende Medikamente oder Drogen wie etwa durch das Zellgift Ethanol Infektionen oder Entzündungen des Nervensystems (zum Beispiel Meningitis) Stromunfall 10 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund zu qualitativen Bewusstseinsstörungen (4) Dämmerzustand (oft im Zusammenhang mit Bewusstseinseinengung) Insgesamt 3 Merkmale sind entscheidend: (1) eingeengte Aufmerksamkeit, (2) „verschobene“ Bewusstseinslage, (3) Amnesie Kann man keine quantitative Bewusstseinsstörung feststellen, spricht man auch von geordneten oder orientierten Dämmerzuständen  Pat. erscheinen nach außen hin orientiert und geordnet und können auch scheinbar besonnen ihre Handlungen ausführen; jedoch ist das Bewusstsein auf das innere Erleben eingeengt, durch das es u.U. auch ganz gesteuert wird; die Vorgänge in der Umwelt werden vermindert wahrgenommen, und die Pat. erscheinen wie in einem traumwandlerischen Zustand; illusionäre Verkennung der Umgebung sind häufig, auch Halluzinationen kommen vor Ein Dämmerzustand beginnt und endet meist innerhalb kurzer Zeit; er geht vielfach in Schlaf über und hinterlässt eine partielle (teilweise) oder komplette Amnesie Vorkommen: relativ selten, kommt z.B. bei SHT vor, nach epileptischen Anfällen, im pathologischen Rausch sw. als dissoziativer Dämmerzustand 11 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund zu qualitativen Bewusstseinsstörungen (5) Delir (siehe auch Bewusstseinstrübung) - Ein Delir ist eine Notallsituation! Delir  früher häufig mit dem Alkoholentzugsdelir gleichgesetzt oder auf einen Verwirrtheitszustand mit vegetativen (wie z.B. Tachykardie, Hypertonie, Fieber, Zittern) und psychotischen Symptomen (Halluzinationen und Wahn) angewendet Heute wird der Begriff weiter gefasst  akute, unspezifische Reaktion des Gehirns auf eine Schädigung, die sich nach Beseitigung der Ursache zurückbildet Umfasst: Bewusstseinsstörungen (als Leitsymptom), Wahrnehmungsstörungen, kognitive Störungen, Desorientierung, psychomotorische Störungen, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus mit nächtlicher Verschlechterung der Symptomatik sw. affektiven Störungen und vegetativen Begleitsymptomen (vgl. ICD-10, F05) Es kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch am häufigsten jenseits des 60. LJ Die Symptomatik beginnt rasch, zeigt starke Fluktuationen und ist von kurzer Dauer (< 6 Monate) Vorkommen: z.B. metabolische Erkrankungen (u.a. Diabetes, Leber- u. Niereninsuffizienz),Vitaminmangel u.a. Vitamin B1 oder B12, (kardio-)vaskuläre Erkrankungen, Epilepsie, SHT, Tumore, Alkoholintoxikation oder -entzug (+ andere Drogen, Medikamente) , AIDS, Hüftgelenk-OPs, Flüssigkeit- o. Schlafmangel usw. 12 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 2. Orientierungsstörungen (Eine Orientierungsstörung ist nicht automatisch eine Bewusstseinsstörung) Orientierung: Kognitive Fähigkeit, sich zurechtzufinden Störung  mangelnde Kenntnis über zeitliche, räumliche, situative und/oder persönliche Gegebenheiten Je nach Intensität der Störung  eingeschränkte oder aufgehobene Orientierung  v.a. organische Erkrankungen, z.B. Demenz, Delir, amnestisches Syndrom, endokrine Störungen; Intoxikationen (z.B. Drogen, Alkohol, Medikamente), Psychosen, Schlafmangel usw. Zeitliche Desorientiertheit „Welches Datum ist heute?“ (Wochentag) Örtliche Desorientiertheit „Wo befinden Sie sich jetzt?“ (Stadt) Situative Desorientiertheit „Warum sind Sie hier?“ (Wer bin ich?) Desorientiertheit zur eigenen Person Name, Beruf, Geburtsdatum, sonstige wichtige persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten Um Patienten nicht das Gefühl der Bloßstellung zu geben, sollten Sie versuchen, die entsprech. Fragen im Rahmen des Gesamtgesprächs zu verstecken. 13 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 3. Störungen der Aufmerksamkeit, Konzentration, Auffassung, Merkfähigkeit und des Gedächtnisses (1) Aufmerksamkeitsstörungen Umfang und Intensität der Aufnahme von Wahrnehmung, Vorstellungen oder Gedanken sind beeinträchtigt  die Fähigkeit, sich mit einem Sachverhalt auseinanderzusetzen, ist verlorengegangen (gedankliche Verarbeitung einer Wahrnehmung ist gestört) Vorkommen: z.B. SHT, Tumore, Wernicke-Enzephalopathie, Alkoholintoxikation, Schizophrenie, ADS, ADHS, Vitamin-B12-Mangel, Thiaminmangel, Eisenmange (2) Konzentrationsstörungen Störung der Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit ausdauernd einer bestimmten Tätigkeit, einem bestimmten Gegenstand oder Sachverhalt zuzuwenden (z.B. aus dem Gesprächsverlauf erkennbar oder auch Auffälligkeiten in der Schrift, wie Auslassungen oder Verdoppelung von Buchstaben) Beispiele für Einstiegsfragen: „Fällt es Ihnen schwer, dem Gespräch zu folgen?“ „Können Sie sich nicht mehr so gut wie früher konzentrieren? Bitte geben Sie ein Beispiel!“ 14 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Orientierende Prüfung der Konzentrationsfähigkeit Fortlaufendes Abziehen einer Zahl, z.B.100 minus 7; Wochentage oder Monatsnamen rückwärts aufsagen; Buchstabieren von längeren Worten, z.B. Gartenlaube, Hängebrücke  pathologisch sind Steckenbleiben, Fehler, versiegende Aktivität  objektiv beobachtbare Merkmale des Untersuchers sind häufig aussagekräftiger als die Selbstbeurteilung durch den Patienten, die durch Veränderung der Stimmungslage beeinflusst sein kann  deshalb genaue Überprüfung, da es sich dabei z.B. um depressionsbedingte Insuffizienzgefühle handeln kann; Vorkommen: z.B. Demenzerkrankungen, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Alkoholentzugsyndrom, AD(H)S, Depression, Anorexie, Hypotonie, Schlafstörungen, Schilddrüsenunterfunktion, Medikamente, Überzuckerung (3) Auffassungsstörungen Die Fähigkeit, Wahrnehmungserlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen und miteinander zu verbinden, ist beeinträchtigt  Auffassung kann falsch, verlangsamt sein oder ganz fehlen; automatische Ermittlung im Gespräch, z.B. Nacherzählen einer Fabel oder Interpretation von Bildvorlagen  siehe auch Konkretismus; Vorkommen: z.B. lokale Hirnschäden (Agnosie), Demenz, chronischer Alkoholmissbrauch, Depression, Manie (A. ist oberflächlich, flüchtig), Schizophrenie (u.a. Wahn), Intelligenzmangel, toxische Psychosen (z.B. Rausch), starke Affekte 15 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund (4) Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen (Störungen der mnestischen Funktionen) Verminderte Fähigkeit, frische bzw. alte Erfahrungen wiederzugeben Die traditionelle Psychopathologie unterscheidet Störungen der Merkfähigkeit und des Gedächtnisses Die moderne psychologische Theorien unterscheiden: Ultrakurz- (Sekunden), Kurzzeit- (Minuten) und Langzeitgedächtnis Störungen der Merkfähigkeit - Beziehen sich auf einen Erinnerungszeitraum von bis zu ca. 10 Minuten Störungen des Gedächtnisses - Beziehen sich auf einen Erinnerungszeitraum von länger als ca. 10 Min. - Frischgedächtnisstörung: Herabsetzung oder Aufhebung der Fähigkeit, bis zu 60 min zurückliegende Eindrücke bzw. Erfahrungen im Gedächtnis zu behalten - Altgedächtnisstörung: Herabsetzung oder Aufhebung der Fähigkeit, über 60 min zurückliegende oder noch weiter zurückliegende Eindrücke bzw. Erfahrungen im Gedächtnis zu behalten (z.B. biografische Ereignisse) 16 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Zu den Gedächtnisstörungen zählen auch Amnesien Amnesie (= inhaltlich oder zeitlich begrenzte Erinnerungslücken)  Retrograde („rückwirkende“) Amnesie – Erinnerungslücke, die meist Minuten oder Stunden, längstens Tage oder Wochen der Zeit vor der Hirnschädigung (z.B. Verkehrsunfall) betrifft  Kongrade Amnesie – Erinnerungslücke für die Dauer der Bewusstlosigkeit  Anterograde („vorwärtswirkende“) Amnesie – Erinnerungslücke für die Zeit nach der Hirnschädigung bzw. nach dem Wiedererlangen des Bewusstseins; ist oft kombiniert mit einer retrograden Amnesie; anterograde Amnesien sind in der Regel ausgeprägter als retrograde Vorkommen: z.B. SHT, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Demenz, Schlaganfälle, Enzephalitis, Epilepsie, Benzodiazepine, Drogenmissbrauch, Korsakow-Syndrom, CO- Vergiftung, Strangulation, dissoziative Amnesie (z.B. im Rahmen einer PTBS), TGA  Transiente (vorübergehende) globale Amnesie (= TGA) akute, vorübergehende Episode von Merkfähigkeits- und Gedächtnis- störungen unklarer Ätiologie; Routinehandlungen sind möglich; für den Zeitraum der Episode besteht Amnesie; v.a. bei älteren Menschen 17 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Exkurs zur Transienten globalen Amnesie (TGA) Akut einsetzende Störung aller Gedächtnisinhalte (visuell, taktil, verbal) Für einen Zeitraum von 1 bis maximal 24 Stunden, im Mittel 6–8 Stunden Während der Attacke ist die Behaltensspanne für neue Informationen auf 30–180 Sekunden reduziert (anterograde Amnesie) Die Betroffenen sind deshalb zu Zeit und Situation häufig nicht, zur Person jedoch immer orientiert Es besteht keine Vigilanzminderung, die Patienten sind wach und kontaktfähig Sie erscheinen ratlos und beunruhigt und stellen wiederholt Fragen nach der Zeit, nach situativen Umständen und Gegenständen, die sich in der eigenen Umgebung in der unmittelbaren Vergangenheit verändert haben Parallel dazu ist auch der Zugriff auf alte, vor der TGA erworbene Gedächtnisinhalte gestört (retrograde Amnesie); dabei sind Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit in der Regel stärker betroffen als Ereignisse, die länger zurückliegen Die retrograde Amnesie führt auch zu Desorientiertheit, da die Betroffenen die Ereignisse der vorausgehenden Stunden und Tage nicht oder nur unvollständig rekonstruieren können Während sie nicht in der Lage sind, die Gedächtnisstörung wahrzunehmen, sind sie sehr wohl fähig, auch komplexe, zuvor erlernte Tätigkeiten auszuführen, wie z. B. einen PKW lenken, in bekannter Umgebung spazieren gehen, kochen, Karten spielen 18 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Konfabulationen Erinnerungslücken werden mit Einfällen ausgefüllt, die vom Patienten selbst für Erinnerungen gehalten werden, auch wenn die gleiche Lücke jedes Mal mit einem anderen Inhalt gefüllt wird; v.a. beim Korsakow- Syndrom Paramnesien Wahn-, Trugerinnerungen: Gedächtnisstörungen mit verfälschter Erinnerung, z.B. falsches Wiedererkennen wie das Gefühl, bestimmte Situation früher schon einmal („Déjà-vu“) bzw. noch nie („Jamais-vu“) erlebt zu haben Bsp. Wahnerinnerung: Eine schizophrene Patientin erzählt, dass ihr Freund, den sie damals noch gar nicht kannte, sie schon vor Jahren verfolgt habe  Erinnerungen an zurückliegende Lebensereignisse werden nachträglich umgedeutet oder verfälscht (wahnhaft verfälschte Erinnerung, „psychotische Rückdatierung“) 19 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Ekmnesie: Die Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt, z.B. bei Demenzen oder in affektiven Ausnahmezuständen Hypermnesie: Steigerung der Erinnerungsfähigkeit, z.B. nach Hirntrauma, Drogeneinfluss, schweren schizophrenen Psychosen, (Hypnose, Traum) Zeitgitterstörungen: Unfähigkeit, erinnerte Erlebnisse in eine korrekte zeitliche Abfolge („Zeitgitter“) einzuordnen, z.B. beim Korsakow- Syndrom, fortgeschrittene Alzheimer-Demenz, epileptische Anfälle, (Hypnose) Intrusionen: Sich aufdrängende Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis, z.B. bei PTBS Flashbacks: Nachhallerinnerungen, z.B. nach Drogenerlebnissen (Halluzinogene), PTBS Falsche Erinnerungen (z.B. beim false-memory-syndrome) 20 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 4. Störungen der Intelligenz Intelligenz = komplexe Fähigkeit des Menschen, sich in ungewohnten Situationen zurechtzufinden, Sinn- und Beziehungszusammenhänge zu erfassen und neuen Anforderungen durch Denkleistungen zu entsprechen Praxisbezogene Definition: Intelligenz ist die Fähigkeit, sein Leben zu leisten, sich zurechtzufinden und die Welt und ihre Aufgaben zu bewältigen - Angeborene Intelligenzstörungen, z.B. Down-Syndrom, Phenylketonurie - Frühkindlich erworben, z.B. durch Gehirn(haut)-entzündungen, kindliche Epilepsien und Hirntumore, Infektionen, Verletzungen, kindliche Demenzen - Im späteren Leben erworben, z.B. organische Ursachen, Demenzen 21 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Oligophrenie (Schwachsinn, Geistesschwäche, Intelligenzdefekt, geistige Behinderung) ist die ererbte, angeborene oder früh erworbene (d.h. vor Abschluss der Hirnreifung) Minderung der allgemeinen geistigen Entwicklung  Erwerb von Wissen und Fähigkeiten sind dadurch von vornherein beeinträchtig - Die zugrunde liegende Hirnschädigung kann ererbt, intrauterin (innerhalb der Gebärmutter), perinatal (während der Geburt) oder postnatal (nach der Geburt) eingetreten sein Beispiele: genetische Oligophrenie; früh erworbene Oligophrenie, z.B. intrauterin (Unfall der Mutter, Schock in der Schwangerschaft, Störung der Plazenta durch Blutung, ferner Infektionskrankheiten wie Röteln, Lues, Toxoplasmose sowie endogene Störungen wie Hypothyreose der Mutter), toxisch (Vergiftung mit verschiedenen Medikamenten, Urämie, z.B. durch Schwangerschaftstoxikose der Mutter, Rhesus-Inkompatibilität, Strahlenschäden u. a.), perinatal (Geburtsschäden, Blutung, Hypoxie usw.), postnatal (Ernährungsschäden, besonders Eiweiß- und Vitaminmangel, Infektionskrankheiten, Enzephalitis, Enzephalo-Meningitis, Keuchhusten, Pocken, Traumen, Gifte u.a.) 22 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Demenz Durch eine erhebliche Abnahme von Gedächtnis und Denkvermögen (verminderte Urteilsfähigkeit, Erkennen, Rechnen, Sprache) ist die Alltagsbewältigung behindert - Oft ist die Gefühlswelt und Motivation beeinträchtigt sowie das Sozialverhalten verändert - Die Ursache ist eine Gehirnerkrankung, der Verlauf ist i.d.R. progredient Beispiele: Degeneration, teils vererbt v.a. Alzheimer-Krankheit, u.a. Morbus Pick, Chorea Huntington, bei Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Gefäßentzündung, Hirninfarkt, Gehirnvenenthrombose, erworben z.B. durch chronischen Alkoholmissbrauch, Strangulation, Trauma, Entzündung, Infektionen (z.B. Meningitis, Abszess, Enzephalitis oder bei z.B. Lues, Masern- oder Pockenenzephalitis, HIV u.a.) usw. 23 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Exkurs: „Gauß“-Normalverteilung der Intelligenz Die meisten Menschen, etwa Zweidrittel (68 %) eines Altersjahrgangs, erreichen bei Intelligenztests einen Intelligenzquotienten (IQ) zwischen 85 und 115. Etwa 95 % haben einen IQ zwischen 70 und 130. Extrem niedrige und extrem hohe Werte sind selten: Etwa 2 % des Jahrgangs haben einen sehr niedrigen IQ (unter 70). Die Verteilung der Intelligenz in der Bevölkerung folgt, wie auch zahlreiche andere natürliche Größen (z.B. Körpergröße) der Gauß’schen Etwa 2 % des Jahrgangs Normalverteilung. (Sie ist benannt nach dem Mathematiker und Physiker Carl haben einen sehr Friedrich Gauß, der von 1777 bis 1855 lebte.) hohen IQ (über 130). Quelle der Grafik: https://dghk-hh.de/ 24 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Exkurs: Überblick Intelligenzminderung nach ICD-10 (F7) (IQ von 70 bis 90  „Lernbehinderung“) - Leichte Intelligenzminderung (Debilität, IQ von 50-69) Mögliche Begleiterkrankungen: Z.B. Autismus, andere Entwicklungsverzögerungen, Epilepsie, Störungen des Sozialverhaltens oder körperliche Behinderungen - Mittelgradige Intelligenzminderung (Imbezillität, IQ von 35-49) Mögliche Begleiterkrankungen: Z.B. frühkindlicher Autismus oder andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen, Epilepsie und neurologische und körperliche Behinderungen - Schwere Intelligenzminderung (IQ von 20-34) V.a. deutlich ausgeprägte motorische Schwäche oder andere Ausfälle, welche auf eine klinisch bedeutsame Schädigung oder Fehlentwicklung des Zentralnervensystems hinweisen - Schwerste Intelligenzminderung (Idiotie, IQ von unter 20) Häufig sind schwere neurologische oder die Bewegungsfähigkeit betreffende körperliche Defizite, wie z.B. Epilepsie und Beeinträchtigungen der Seh- und Hörfunktionen 25 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wichtige Hinweise auf das intellektuelle Niveau: - Lebensgeschichte, z.B. Schulausbildung, Wiederholen von Klassen, Schulabschluss, erreichte Stellung im Beruf, Sprachstil, Freizeitinteressen, Allgemeinwissen usw. - Beruflicher Abstieg und Reduktion des intellektuellen Niveaus der Freizeitaktivitäten im Vergleich zu früher und nach Ausschluss anderer Faktoren ergeben mögliche Hinweise auf eine erworbene Intelligenzminderung 26 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 5. Denkstörungen (formal/inhaltlich) 5.1 Formale Denkstörungen = Störungen des Denkablaufs  „Wie“ denkt der Patient Denkverlangsamung: Der Gedankengang wird verlangsamt, schleppend, verzögert vom Beobachter (Untersucher) wahrgenommen (= objektiv beobachtbar); z.B. Bewusstseinstrübungen, Somnolenz, organische Psychosen, Depression, schizophrenes Residuum Beispiel von Schizophrenie: Der Kranke merkt seine Denkerschwerung und führt auch sie auf Fremdeinflüsse zurück: „Ich werde denkmüde gemacht“. Denkhemmung: Denken scheint für den Patienten mühsam; wird subjektiv als Denkhemmung empfunden  wie blockiert oder gebremst (wie gegen einen inneren Widerstand), klinisch zeigt sich gehemmtes Denken als Erschwerung (bis zum Ausbleiben) der sprachlichen Mitteilung; z.B. bei depressiven Syndromen verschiedener psychiatrischer Erkrankungen (u.a. Depression, Schizophrenie) 27 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Umständliches Denken: Weitschweifiges Denken, bei dem der Patient Wichtiges nicht von Unwichtigem trennen kann; die Hauptsache geht in der Schilderung von unwesentlichen Details unter; inhaltlicher Zusammenhang ist aber erhalten; z.B. bei Schizophrenie, Manie, organischen Psychosen, Demenzen, Intelligenzminderung Eingeengtes Denken: Einschränkung des inhaltlichen Denkumfangs, Wortschatz verringert und teilweise können auch Gedächtnisinhalte verlorengegangen sein; Verhaftetsein an ein Thema oder wenige Themen (Gedankenverarmung)  der Sprung zu anderen Themen fällt schwer, der Pat. kommt immer wieder auf das ursprüngliche Thema zurück; der Pat. selbst kann die Einengung als Nicht-los- Kommen von bestimmten Gedanken, als Gedankenkreisen und Grübeln empfinden; z.B. bei Depressionen, organischen Psychosen, wie z.B. Demenz; Zwangsstörungen 28 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Grübeln (Gedankenkreisen): Unablässiges Beschäftigtsein mit bestimmten, meist unangenehmen Gedanken oder Themen, die jedoch vom Patienten nicht als fremd empfunden werden und meist mit der aktuellen Lebenssituation in Verbindung stehen; v.a. bei Depression Perseveration: Wiederholung gleicher Denkinhalte und Haftenbleiben an vorherigen Worten oder Angaben, die im aktuellen Zusammenhang bereits nicht mehr sinnvoll sind (haftendes Denken); z.B. bei Schizophrenie, Depression, organischen Psychosen, Zwangsstörung, wahnhafter Störung Gedankendrängen: Patient fühlt sich dem Druck vieler verschiedener Einfälle oder ständig wiederkehrender Gedanken ausgeliefert; z.B. bei Manie, Schizophrenie 29 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Ideenflucht: Übermäßiger Einfallsreichtum, bei dem die einzelnen Gedanken nicht mehr zu Ende geführt werden, sondern durch eine Flut von Assoziationen und Einfällen unterbrochen werden  das Ziel des Gesprächs („roter Faden“) geht verloren; „vom Hundertsten ins Tausendste“; meist kann der Untersucher noch folgen (im Gegensatz zum zerfahrenen, inkohärenten Denken); z.B. bei Manie, schizoaffektiver und schizophrener Psychose, Intoxikation durch Alkohol, Drogen (insb. unter Einfluss von stimulierenden psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Koffein, Cannabis oder Amphetamin) Vorbeireden: Patient geht (unabsichtlich) nicht auf die Frage ein, bringt inhaltlich etwas anderes vor, obwohl aus Antwort und/oder Situation ersichtlich ist, dass er die Frage verstanden hat; z.B. bei Schizophrenie, (Ganser-Syndrom) 30 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Sperrung / Gedankenabreißen: Plötzlicher Abbruch eines sonst flüssigen Gedankenganges / des Sprechens ohne erkennbaren Grund; vom Patienten erlebt als Gedankenabreißen; vom Untersucher beobachtet als gesperrtes Denken; z.B. bei Schizophrenie (schizophrene Psychose) Inkohärenz / Zerfahrenheit: Stark sprunghafter, zerrissener Gedankengang, bei dem die logischen und assoziativen Verknüpfungen fehlen; Denken und Sprechen verlieren für den Untersucher den verständlichen Zusammenhang; bei leichten Formen mit unlogischem Denken (Paralogik) kann der Satzbau noch intakt sein; bei schweren Formen ist der grammatikalische Satzbau zerstört (Paragrammatismus) bis zu unverständlichem sinnleeren Wort- und Silbengemisch („Wortsalat“, Schizophasie); z.B. bei organischen Psychosen, Delir, Schizophrenie 31 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Neologismen: Wortneubildungen, die nicht den sprachlichen Konventionen entsprechen und oft nicht unmittelbar verständlich sind, z.B. Eisflügelpferd, Menschenmaterial, Problembär; z.B. bei Schizophrenie Kontamination: Verschmelzung unterschiedlicher Sachverhalte; z.B. bei Schizophrenie, frühkindlichem Autismus Verdichtung: Zusammenziehen mehrerer (nicht unbedingt widersprüchlicher) Ideen und Bilder; z.B. schizophrene Psychose Substitution: Ersetzen von allgemein geläufigen Begriffen durch irgendwelche andere, z.B. durch Privatbedeutungen; v.a. schizophrene Psychose Konkretismus: Metaphern und Redewendungen werden nicht in ihrer übertragenen Bedeutung verstanden, sondern wörtlich genommen  Beispiel: Nachbar zur Patientin: „Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank!“, Patientin: „Doch, doch, die Tassen sind alle im Küchenschrank.“; z.B. bei Schizophrenie 32 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 5.2 Inhaltliche Denkstörungen = Beeinträchtigung des Denkinhalts und der Realitätskontrolle  „Was“ denkt der Patient? Wahn-Kriterien (siehe auch Karl Jaspers, 1913)  Unkorrigierbare falsche Beurteilung der Realität, die erfahrungsunabhängig auftritt (trotz Belegen, Beweisen etc.) und an der mit subjektiver Gewissheit festgehalten wird  Die Überzeugung steht also im Widerspruch zur Wirklichkeit und zur Überzeugung der Mitmenschen (Unmöglichkeit des Inhalts, Irrealität) Kurzdefinition: Wahn  krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität Abgrenzung von überwertigen Ideen  dauerhaft lebensbestimmender Gedanke, der wahnhaft gesteigert sein kann, wobei die Kriterien eines Wahns nicht vollständig erfüllt sind  zumeist ist die überwertige Idee nicht unkorrigierbar und die Gewissheit ist nicht in dem Maße vorhanden wie bei einem Wahn; die Grenzen zu einem Wahn sind allerdings fließend; z.B. bei schweren depressiven Episoden 33 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Vorkommen von Wahn (Beispiele) V.a. schizophrene Psychosen Affektive Störungen (schweren Depressionen oder Manien sowie bipolare Störungen mit psychotischen Symptomen) Organische Psychosen (u.a. Demenzen und Hirnschädigungen) verschiedener Art und Ursache  bei Morbus Alzheimer ca. 59 %  bei vaskulärer Demenz ca. 72 %  bei Lewy-Body-Demenz ca. 57 %  bei frontotemporaler Demenz (Pick-Krankheit) 62 % Alkoholismus (Alkoholpsychose), v.a. Eifersuchtswahn 34 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahnformen Wahneinfall (-idee): Plötzlich auftauchende, wahnhafte Überzeugung, „Eingebung“, „Erleuchtung“ usw., der sich der Kranke nicht entziehen und die er nicht näher begründen kann (im Gegensatz zur Wahnwahrnehmung ohne äußeren Stimulus), z.B. wahnhafte Einfälle der Verfolgung, Beeinträchtigung oder Berufung: „Gerade ist mir klar geworden, dass ich die Außerirdischen bekämpfen muss.“, „Heute morgen ist mir sonnenklar geworden, dass mein Sohn gar nicht von mir stammt.“ Wahnwahrnehmung: Wahnhafte Fehlinterpretation / Umdeutung eines realen Ereignisses; geht meist dem manifesten Wahn voraus; richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine im Sinne des Wahnhaften abnorme Bedeutung (meist im Sinne der Eigenbeziehung), z.B. „Dass der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe.“ 35 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahnhafte Personenverkennung: Falsche personelle Einordnung von bekannten oder unbekannten Personen; z.B. der Nachbar wird für Karl den Großen gehalten oder der neue (eigentlich unbekannte) Mitpatient für den Bundeskanzler Doppelgänger-Wahn (Capgras-Syndrom): Gehört zur wahnhaften Personenverkennung; sehr selten; mehr Frauen als Männer  Die wahnhafte Überzeugung, eine nahestehende Person sei durch einen Doppelgänger ersetzt worden; z.B. bei paranoider Schizophrenie, organisch bedingten Störungen, wie z.B. Delir, demenziellen Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer Demenz; Depression mit wahnhaften Zügen Andere Ursachen: U.a. Schlaganfälle, Hirnblutungen, Unfälle mit Hirntraumata Beim so genannten Doppelgänger-Wahn bei Müttern betrifft die Verkennung das eigene Baby, das als ausgetauscht empfunden wird. Es kann von der Mutter als so bedrohlich wahrgenommen werden, dass sie es sogar töten möchte! 36 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahnstimmung (-spannung): Geht häufig der Wahnwahrnehmung voraus; die Vorgänge in der Umgebung erscheinen dem Betreffenden seltsam, merkwürdig und bedrohlich verändert; weil er nicht weiß, was mit ihm passiert und gespielt wird, wird er ängstlich, ratlos und fassungslos; etwas Unheilvolles liegt in der Luft, die Welt erscheint unheimlich verändert und bedrohend, es ist „etwas im Gange“, das den Betreffenden angeht; v.a. bei beginnender schizophrener Psychose Wahngedanken: Wahnhaftes Denken; aus Wahnwahrnehmungen oder Wahneinfällen entwickeln sich wahnhafte Überzeugungen; der Betroffene ist gedanklich voll mit seinem Wahn befasst; sein Leben ist davon bestimmt; er grübelt und sinniert dem Wahn nach, konstruiert Erklärungen, Verknüpfungen usw. Wahndynamik: Affektive Beteiligung des Kranken an seinem Wahnerleben, die beeinflussend auf Antrieb und Stimmung wirkt, z.B. bei Schuldwahn: Weinen, Haare raufen, völlige Verzweiflung Wahnerinnerung: Wahnhafte Verfälschung im Sinne einer Paramnesie (siehe Gedächtnisstörungen) 37 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahnsystem (systematischer Wahn) und Wahnarbeit: Durch krankhafte Verbindungen und Verknüpfungen von Wahneinfällen, Wahnwahrnehmungen, Wahnerinnerungen u.a. kann es schließlich zu einer systematischen „Ordnung“ wahnhaften Erlebens kommen:  Einem regelrechten Wahnsystem (Wahngebäude), also dem Ausbau einer zusammenhängenden, in sich geschlossenen Wahnstruktur  Jetzt stimmen alle Beobachtungen überein und bestätigen die (Wahn-)Gewissheit  Patient versucht die primären Wahnerlebnisse (psychotische Symptome) mit realer Lebenserfahrung und vernünftigen Erklärungen zu verbinden (= Erklärungswahn)  so sitzt er bspw. mit Verfolgungswahn zu Hause, sieht Autos vor dem Fenster vorbeifahren und interpretiert dies als Beweis dafür, überwacht zu werden  Wahnerlebnisse werden also sekundär verarbeitet (= Wahnarbeit)  Weiteres Beispiel: Abnorme Körpersensationen werden durch radioaktive Strahlung erklärt, die vom Nachbarn ausgehen, der mit physikalischen Geräten experimentiert 38 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Primärer und sekundärer Wahn In der traditionellen Psychopathologie früherer Jahre wurde noch unterschieden zwischen primärem (echtem) und sekundärem („unechtem“) Wahn – Der primäre Wahn gilt hier als ein nicht weiter ableitbares, rückführbares Symptom, das weder erklärt noch verstanden werden kann – Der sekundäre Wahn lässt sich aus Sinnestäuschungen oder anderen psychopathologischen Phänomenen ableiten (z.B. Erklärungswahn für die Entstehung halluzinatorischer Erlebnisse) 39 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Symbiotischer Wahn (induzierter Wahn): Eine dem Wahnkranken (z.B. Schizophrenie) nahestehende (gesunde) Person übernimmt Wahnidee oder Wahnsystem (z.B. Verfolgungswahn, Größenwahn) des Erkrankten und die beiden verbünden sich gegen die meist „feindliche Außenwelt“ - Meist symbiontisch-fixierte Partnerschaft (siehe auch Folie à deux) - Dieser Wahn bildet sich bei Trennung vom Erkrankten meist zurück - Siehe auch ICD-10, F24: induzierte wahnhafte Störung 40 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahninhalte als tendenzielle Hinweise auf unterschiedliche Störungen Dabei wird unterschieden, ob die Wahninhalte stimmungskongruent (synthym: entspricht der Stimmung) oder stimmungsinkongruent (parathym: passt nicht zur Stimmung) sind. Bei Schizophrenie können die Wahninhalte eher inkongruent, bei depressiven und manischen Erkrankungen kongruent sein und bei schizoaffektiven Störungen kann beides auftreten. Bei Depression werden tendenziell eher synthyme Wahninhalte deutlich, wie Schuldwahn (Versündigungs- oder Verschuldungswahn), Verarmungswahn, hypochondrischer Wahn, nihilistischer Wahn oder Verkleinerungswahn. Für Manie ist z.B. Größenwahn eher typisch. Bei Schizophrenie ist z.B. Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn typisch, wobei die Wahnvorstellungen eher etwas Bizarres u. Magisch-Mystisches haben. Laut ICD-10 werden Depressionen zwar meistens von synthymen Wahninhalten begleitet, parathyme sind jedoch auch möglich. Die Zuordnung von unterschiedlichen Wahninhalten ist nicht völlig eindeutig, gewisse Häufungen liegen jedoch in der Natur der Störungen begründet. 41 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahninhalte Beziehungswahn: Patient bezieht (zufällige) Ereignisse aus der Umwelt ausschließlich auf sich, alles geschieht nur seinetwegen (wahnhafte Eigenbeziehung, z.B. Rundfunkdurchsagen, Zeitungsmitteilungen, Lachen, Husten, Gespräche anderer oder Blicke der Mitmenschen; v.a. bei schizophrener Psychose Beeinträchtigungs- / Verfolgungswahn: Pat. erlebt sich als Ziel von Beeinträchtigungen und Feinseligkeiten  wähnt sich bedroht, gekränkt, beleidigt, verspottet, verhöhnt, die Umgebung trachte nach seinem Hab und Gut, nach seiner Gesundheit oder gar seinem Leben, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gibt; z.B. klagt ein Kranker immer wieder darüber, dass während seines Schlafs Menschen in seine Wohnung eindringen und Möbel umstellen; z.B. bei schizophrener oder organischer Psychose, insbesondere bei hirnorganischen Veränderungen im höheren Lebensalter; auch bei Schwerhörigkeit, Isolation 42 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Verfolgungswahn: Stärkere Form des Beeinträchtigungswahns  der betroffene Mensch fühlt sich verfolgt oder beobachtet, z.B. von Agenten oder Außerirdischen  er interpretiert dabei Ereignisse in seiner Umgebung häufig als Spionage- oder Überwachungsaktionen, z.B. berichtet er, dass der CIA ihn gerade verfolgt, um ihn zu vernichten und umzubringen; er habe sich deshalb auf die geschlossene Station geflüchtet Weitere Beispiele: “Meine Nachbarn hören mich ab.", "Der Arzt wurde von einer Organisation beauftragt, mir zu schaden.“ Liebeswahn / erotischer Beziehungswahn (Erotomanie): Wahnhafte Überzeugung, von einer bestimmten Person verehrt oder geliebt zu werden; Frauen überwiegen; wird oft nur Gesten, Blicken o. bestimmten Verhaltensweisen entnommen, denen nur der Patient besondere Bedeutung beimisst  Bleibt es beim erotischen Beziehungswahn, sind die Folgen in der Regel weniger dramatisch, als wenn noch Verfolgungs- oder Beeinträchtigungsideen (z.B. sexuelle Belästigung) hinzukommen; z.B. Schizophrenie, wahnhafte Störungen, Manie, schizoaffektive Störung 43 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Eifersuchtswahn: Wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen oder hintergangen zu werden; besonders Männer sind betroffen; häufige und heftige Auseinandersetzungen mit Partnerin  z.B. bei männlichen Alkoholikern mit Impotenz (Alkoholpsychose), organischen Psychosen (z.B. Demenz), schizophrenen Psychosen, schizoaffektiver Psychose, endogener Depression und Manie, (paranoider) Persönlichkeitsstörung Hypochondrischer Wahn (Krankheitswahn): Wahnhafte Überzeugung, dass die Gesundheit bedroht oder verloren gegangen ist; entweder auf spezielle Krankheiten gerichtet (z.B. Krebs, Multiple Sklerose, AIDS usw.) oder mehr diffus an „Hirnschwund“ zu leiden, geisteskrank geworden zu sein; dabei kann es zu hypochondrischen Leibgefühlen kommen; diese sind von Leibgefühlen im Rahmen einer schizophrenen Psychose („von außen gemacht“) abzugrenzen; z.B. bei „endogener“ Depression, schizophrenen oder schizoaffektiven Psychosen, (Persönlichkeitsstörungen) 44 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Dermatozoenwahn: Wahnhafte Überzeugung des Patienten von Parasiten, Tierchen, Ungeziefer, Würmchen u.ä. befallen zu sein, die auf oder unter der Haut kriechen  Das lebhafte Spüren der Parasiten wird als taktile (haptische) Halluzinationen wahrgenommen  z.B. bei organischen Psychosen (Erkrankungen des zentralen Nervensystems sowie Hirnverletzungen), Schizophrenie, Kokainmissbrauch, Amphetaminmissbrauch, Alkoholentzug mit Delir Schuld- / Versündigungswahn: Wahnhafte Überzeugung, einen Fehler begangen und schwere Schuld auf sich geladen zu haben; häufig kombiniert mit der Überzeugung, gegen göttliche oder moralische Prinzipien verstoßen zu haben (Versündigungswahn) und für das Vergehen auch bestraft zu werden 45 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Vorkommen: Insb. bei „endogener“ Depression sowie schizoaffektiven oder schizophrenen Psychosen  Bei der Depression weist der „Zeiger der Schuld“ vor allem auf sich selber, bei anderen Wahnzuständen eher auf die Umwelt  so fühlt sich der Depressive schuldig am eigenen Zustand, d.h. unverzeihliche Energielosigkeit, Gleichgültigkeit, Apathie, Leistungseinbruch u.a. oder gar an fremder Not, an früheren oder bevorstehenden Katastrophen (= synthymer Wahn bei Depression) Verarmungswahn: Wahnhafte (unbegründete) Überzeugung, zu verarmen oder z.B. die Familie nicht mehr versorgen zu können  übersteigerte wahnhafte Angst, wie z.B.: „Meine Kinder werden alle verhungern“ bei einer Mutter, deren Kinder alle berufstätig und nicht mehr vom Elternhaus abhängig z.B. bei schizophrener oder schizoaffektiver Psychose, vor allem aber „endogener“ Depression (nichts vorweisen können, nichts haben, durch seine Krankheit nur Geld verbrauchen, Krankenkasse schädigen bis hin zu „stehe auf der Straße“) 46 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Nichtigkeitswahn (Kleinheitswahn, nihilistischer Wahn): Wahnhafte Überzeugung, klein, nichtig, unbedeutend zu sein; im Extremfall besteht sogar die Vorstellung der eigenen Nicht-Existenz (nihilistischer Wahn)  dabei meint der Kranke, er existiere nicht mehr, lebe nur zum Schein z.B. bei schizophrener oder schizoaffektiver Psychose, vor allem aber „endogener“ Depression (= synthymer Wahninhalt) Größenwahn (Megalomanie): Wahnhafte Selbstüberschätzung und Selbstüberhöhung (u.a. Kraft, Fähigkeit, Macht, Größe, Begabung, Besitz) bis hin zur Identifizierung mit berühmten Persönlichkeiten der Vergangenheit oder Gegenwart, z.B. Napoleon oder zu höheren Aufgaben berufen zu sein, z.B. Erlöser, Retter der Menschheit zu sein  „Als Auserwählter muss ich die Welt retten“ z.B. synthymer Wahn bei Manie, schizophrene und symptomatische Psychose, manisches Syndrom bei manisch-depressiver (bipolare Störung) oder schizoaffektiver Psychose 47 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Je nach Zeit und Gesellschaft unterschiedliche Schwerpunkte bzw. Unterformen von Größenwahn Beispiele: - Politischer Wahn (Cäsarenwahn): Führender Politiker, Mitglied eines Herrscherhauses, zu politischen Missionen berufen - Erfinderwahn: Nahe liegende oder skurrile Erfindungen, auf jeden Fall „sichere Gewissheit“, eine Erfindung von großer Tragweite gemacht zu haben; oftmals aufgrund jahre-, wenn nicht jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung mit dem konstruierten Objekt. - Religiöser Wahn (Heilswahn): Besondere spirituell-religiöse Erkenntnisse besitzen, von einer überirdischen Macht gesandt, mit speziellen Heilsaufträgen versehen usw. 48 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahn als eigenständiges Krankheitsbild Nach ICD-10  F22 (anhaltende wahnhafte Störungen) F22.0 (dazugehörige Begriffe lt. ICD-10: z.B. isolierte Wahnstörung, Paranoia, sensitiver Beziehungswahn, Verfolgungswahn) Dabei handelt es sich um eine womöglich seltene, eher jedoch stark unterdiagnostizierte psychische Störung mit dem Leitsymptom des isolierten Wahns Anders als im Falle der Schizophrenie haben rein an Wahn Erkrankte eher nicht-bizarre Wahnthemen, keine Halluzinationen, weniger Störungen der Stimmungsbildung und kein Abflachen des Affekts Die Wahnvorstellungen im Rahmen einer isolierten Wahnstörung nach ICD-10 F22.0 haben Ähnlichkeit mit überwertigen Ideen, die sachlich stets einen Realitätsbezug haben und auf den ersten Blick plausibel erscheinen 49 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Jedoch sind die Gedankenstrukturen im Rahmen der wahnhaften Störung noch stärker emotional besetzt und ich-syntoner (von einer betroffenen Person als normal, richtig, „zu sich gehörig" empfundene Zustände und Symptome  ich-dyston ) als überwertige Ideen Abgesehen von ihren Wahnthemen funktionieren Patienten mit wahnhafter Störung im Alltagsleben in der Regel gut, solange keine weiteren Symptome (z.B. depressive oder zwanghafte Strukturen) hinzukommen Allerdings können die Wahngedanken zu Konflikten in Partnerschaft, Freundeskreis und Sozialleben führen Eine Diagnose der wahnhaften Störung ist selten, da die Wahngedanken sachlich nicht bizarr erscheinen und daher erst aus dem Kontext als unangemessen und krankhaft erkannt werden können 50 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wahnideen werden oft verheimlicht und müssen bei entsprechendem Verdacht gezielt exploriert werden. Orientierende Prüfung: Manchmal liefern schon die Verhaltensbeobachtung (misstrauisch, ängstlich) oder fremdanamnestische Angaben Anhaltspunkte auf wahnhafte Denkinhalte Vorsichtiges Fragen, z.B. ob Patient den Nachbarn trauen könne Dass wahnhafte Gedanken vorliegen, ergibt sich weniger aus der objektiven Unrichtigkeit des konkreten Inhaltes, sondern aus der Art der Begründung Kultur bzw. Subkultur berücksichtigen 51 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Exkurs: Eigen- und Fremdgefährdung, Behandlung, „doppelte Buchführung“ Wenn eine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht und keine Einwilligung zur Behandlung vorliegt, kann diese zwangsweise erfolgen. Die psychiatrische Behandlung ist je nach diagnostizierter zugrunde liegender Erkrankung (z.B. Schizophrenie, Depression, Manie) unterschiedlich  deshalb genaue Abklärung der Diagnose mit Differenzialdiagnose sehr wichtig. Prinzipiell kommen in der Psychiatrie bei Wahn unterschiedlicher Art Neuroleptika auf Grund ihrer antipsychotischen Wirkung in Frage. Bei Erkrankungen wie Manie oder Depression erfolgt dies dann meist zusätzlich zur antimanischen oder antidepressiven Medikation. Mit Hilfe von Neuroleptika lässt sich oft eine rasche Besserung der Wahnsymptomatik erzielen. Bestimmte Wahnformen, wie z.B. Wahn im Rahmen einer anhaltenden wahnhaften Störung, können aber auch weitgehend therapieresistent sein. Teilweise besteht auch eine so genannte doppelte Buchführung, d.h. der Patient hält am Wahn fest (und meint beispielsweise, er würde von außerirdischen Wesen verfolgt), hat aber gleichzeitig eine gewisse Krankheitseinsicht, begibt sich selbst in Behandlung und nimmt seine Medikamente regelmäßig. 52 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund zu 5.2. Inhaltliche Denkstörungen: Nicht wahnhafte Befürchtungen oder Einstellungen (Beispiele) Hinweis: Manche Autoren zählen diese Symptome nicht zur inhaltlichen Denkstörung Misstrauen: Vermutung, dass andere Schaden zufügen wollen; z.B. paranoide Schizophrenie, paranoide PS, demenzielle Erkrankungen Angst: Gefühlszustand der Bedrohung und Gefahr, gewöhnlich von vegetativen Erscheinungen begleitet, wie z.B. Herzklopfen, Schwitzen, Atemnot, Zittern, Mundtrockenheit oder Magendruck; z.B. Angststörungen, wie GAS, Depression, Demenz, Schizophrenie, PTBS, Anpassungsstörung, Drogenentzug usw. Phobien: Objekt- bzw. situationsabhängige Angst, die ein Vermeidungsverhalten fördert; der Betroffene weiß, dass seine Angst i.d.R. unbegründet ist (ich-dyston)  ich-synton bei Wahn, Psychose 53 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Hypochondrische Befürchtungen: Objektiv nicht begründete Sorge um den eigenen Körper, die eigene Gesundheit; z.B. Depression, Angststörung (GAS), Somatisierungsstörung Zwangsideen: Aufdrängen von nicht unterdrückbaren Denkinhalten, die entweder selbst als sinnlos oder in ihrer Persistenz (Fortdauer) und Penetranz (Aufdringlichkeit) als unsinnig und meist als quälend empfunden werden (ich-dyston) Zwangsimpulse: Immer wieder gegen inneren Widerstand sich aufdrängende Impulse, bestimmte Handlungen auszuführen  oft aggressiven Inhalts, die aber charakteristischerweise nicht ausgeführt werden; z.B. eine Frau kann beispielsweise von der Furcht gequält werden - dem Impuls, ihr geliebtes Kind zu töten - nicht mehr widerstehen zu können 54 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Zwangshandlungen: In der Art oder Intensität als sinnlos erkannte und meist als quälend empfundene, nicht oder nur schwer unterdrückbare Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen oder Zwangsbefürchtungen; z.B. Wasch- oder Kontrollzwänge, Zählzwang, Ordnungszwang Vorkommen von Zwang (Beispiele): Zwangsstörung, anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie (bizarre Zwänge), depressive Erkrankungen (z.B. Zwangsgrübeln), verschiedene neurologische Erkrankungen (z.B. Gilles-de-la-Tourette-Syndrom), Autismus 55 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Patienten mit Ängsten sprechen meist offen über ihre Angst; Zwangshandlungen und Zwangsgedanken müssen exploriert werden Einstiegsfragen: Zwänge, Phobien, Ängste, Hypochondrie Ängstigen Sie sich in den letzten Tagen mehr als üblich? Haben Sie übermäßige Furcht vor bestimmten Dingen? Befürchten Sie, ernsthaft krank zu sein? Müssen Sie bestimmte Gedanken immer wieder denken, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? Müssen Sie bestimmte Dinge immer wieder tun, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? Beispiele dafür geben lassen 56 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 6. Wahrnehmungsstörungen Halluzinationen (Trugwahrnehmungen) Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die aber trotzdem für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden; können auf allen Sinnesgebieten auftreten; der Grad des Realitätscharakters kann unterschiedlich sein (die Betroffenen erleben Halluzinationen unterschiedlich intensiv als real und leibhaftig) Akustische (auditive) + optische (visuelle) H. sind am häufigsten Die Halluzinationen bei der Schizophrenie sind fast immer mit Wahn verknüpft, was nicht in dem Maß für organische Psychosen gilt Drei große Gruppen von Wahrnehmungsstörungen: 1. Halluzinationen (akustisch, optisch, olfaktorisch, gustatorisch, taktil usw.) 2. Halluzinationen nahestehende Phänomene (Pseudo-Halluzinationen, Illusionen bzw. illusionäre Verkennungen, Pareidolien) 3. Einfache Wahrnehmungsveränderungen (einfache Wahrnehmungs- veränderungen, Metamorphopsie, Mikro-/Makropsie 57 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 1. Halluzinationen Akustische Halluzinationen Akoasmen: Unstrukturierte, einfache (nonverbale) Geräuschshallu- zinationen, die Geräusche jeder Art sein können (z.B. Rauschen, Knacken, Summen, Pfeifen, Zischen, Klopfen) Stimmenhören: Wahrnehmung menschlicher Stimmen, ohne dass tatsächlich jemand spricht - Kommentierende Stimmen: Die vom Patienten wahrgenommenen Stimmen kommentieren das Handeln des Patienten  nicht selten leiden Betroffene darunter, dass sie von den Stimmen abschätzig beurteilt und beleidigt werden - Dialogische Stimmen: Die vom Patienten wahrgenommenen Stimmen unterhalten sich miteinander - Imperative Stimmen: Die vom Patienten wahrgenommenen Stimmen fordern den Patienten zu einer Handlung auf (z.B. einen Suizid zu begehen) 58 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Vorkommen: V.a. bei paranoider Schizophrenie, auch bei organischen Psychosen, wie z.B. Alkoholhalluzinose  meistens als demütigende Beschimpfungen und Bedrohungen oder Alkoholentzugsdelir, epileptischer Aura, wahnhaften Störungen, schizoaffektiven Störungen Optische Halluzinationen: Wahrnehmen von Objekten und/oder Personen, die objektiv nicht vorhanden sind  von einfachen, optischen Trugwahrnehmungen  Photopsien, z.B. Lichtblitze, Funken, Flecken, Muster  bis hin zum halluzinatorischen Erleben szenischer Begebenheiten, wie z.B. Personen, Gegenstände, weiße Mäuse Vorkommen V.a. bei Exsikkose (Dehydratation) und organischen Psychosen, wie z.B. Alkoholentzugsdelir  z.B. sieht Pat. weiße Mäuse über die Bettdecke huschen oder eine ganze Blaskapelle vor dem Krankenzimmer spielen Im Rahmen drogeninduzierter Psychosen (z.B. LSD-Psychose) oder bei Läsionen des Okzipitallappens (Sehzentrum) 59 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Olfaktorische und gustatorische Halluzinationen: Meist gekoppelt auftretende Sinnestäuschungen im Geruchs- (z.B. Gas- oder Fäulnisgeruch) oder Geschmacksbereich (z.B. bitterer Geschmack) Vorkommen, z.B. organische psychotische Störung z.B. Tumor im Geruchszentrum, in der Aura epileptischer Anfälle; Schizophrenien mit wahnhaften Verfolgungs- und Vergiftungsängsten; psychotische Depression, z.B. Fäulnisgeruch, Leichen- oder Verwesungsgeruch die Halluzinationen, sind hier ähnlich wie der Wahn synthym 60 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Taktile (haptische) Halluzinationen: Körperliche Wahrnehmungs- störungen, die sich auf Hautempfindungen (Tastsinn) beziehen  Patienten fühlen sich von etwas Unsichtbarem berührt, angefasst und nicht selten auch sexuell belästigt; Patient hat das Gefühl, gestochen, bestrahlt, angefasst zu werden (bspw. Hand im Nacken), aber auch Druck, Brennen, Krabbeln, Durchsägen usw. V.a. bei älteren Patienten mit organischen Psychosen, Alkoholentzugsdelir, Kokaindelirium („Kokain-Käfer“); Schizophrenie Sonderform: Chronische taktile Halluzinose (Dermatozoenwahn): - Taktile Halluzinose von Krabbeln und Kriechen unter der Haut (Insekten und andere kleine Tiere in der Haut); verbunden mit der wahnhaften Vorstellung, an einer Hautkrankheit durch eingedrungene tierische Erreger zu leiden  daher auch: Dermatozoenwahn z.B. bei (chronisch) organischen Psychosen (z.B. Demenz, Parkinson, Chorea Huntington, MS, SHT), Kokain- oder Amphetaminmissbrauch, Alkoholentzugsdelir, Schizophrenie, Paranoia, Depression, Manie 61 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Zönästhesien: Bizarre Leibempfindungen, z.B. inneres Verfaulen, Wärme oder Feuer im Körper, seltsame, unerträgliche Schmerzen  Sind vom Patienten oft schwer oder nur mit bizarren Vergleichen zu beschreiben („als ob“)  abnorme, fremdartige sw. häufig negative getönte Vorgänge im Körper, z.B. Fließen, Bewegen von inneren Organen; sich wie versteinert, vertrocknet, leer fühlen; einzelne Körperteile seien in Form oder Lage verändert, z.B. „Elektrischer Strom fließt durch meinen Bauch“, das Herz und der Darm ziehen sich zusammen“, „In meinem Kopf schwappt das Gehirn hin und her“  Im Gegensatz zu Beeinflussungserlebnissen als mögliche Ich- Störung fehlt bei Zönästhesien der Charakter des „von außen Gemachten“  werden vom Patienten nicht als von außen gemacht empfunden z.B. organische psychische Störungen (z.B. Entzündungen, Tumore), Hypochondrie, (somatisierte) Depression, Schizophrenie 62 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Zönästhesien: Sonderformen – Vestibuläre Halluzinationen (den Gleichgewichtsinn betreffend): Gefühl zu schweben, fliegen oder zu fallen – Kinästhetische Halluzinationen (Bewegungshalluzinationen) : Gefühl, bewegt zu werden oder dass ein Körperteil bewegt wird z.B. bei Intoxikations-Psychosen (vor allem Halluzinogene wie Haschisch/Marihuana, LSD) und hirnorganischen Psychosyndromen, gelegentlich auch bei Schizophrenie 63 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Zönästhetische Halluzinationen (Leibhalluzinationen): Missempfindungen oder Schmerzen in Organen / im Körper, die als von außen gemacht erlebt werden; Patient fühlt sich magnetisiert, durch Hypnose verändert, sexuell missbraucht; Fließender Übergang zu den taktilen Halluzinationen; v.a. bei Schizophrenie, hirnorganischen Veränderungen 64 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 2. Halluzinationen nahestehende Phänomene Pseudohalluzinationen: Der Patient erkennt (im Gegensatz zu „echten“ Halluzinationen), dass seine Halluzinationen irreal sind; sie werden nicht als leibhaftig erlebt und als unecht empfunden; Pseudohalluzinationen sind selten und kommen praktisch nur auf akustischem und visuellem Gebiet vor z.B. hypnagoge Halluzinationen (optische oder akustische Halluzinationen, die im Halbschlaf auftreten), schwere Ermüdung und Erschöpfung, leichte Bewusstseinstrübung (z.B. im Fieber oder unter Rauschdrogen) 65 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Illusionen (illusionäre Verkennung): Verfälschte Wahrnehmung und Verkennung der Realität  etwas Gegenständliches (Reales) wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist (Missdeutung von Sinneseindrücken), z.B. ein Busch wird im Dunkeln für eine Gestalt gehalten; auch im normalpsychischen Bereich auftretend: z.B. bei Kindern, Übermüdung, Fieber, Drogen, affektiver Anspannung Bei Schizophrenien: V.a. auf akustischen Gebiet  ein Patient hört z.B. aus Äußerungen fremder Menschen auf der Straße herabsetzende Bemerkungen über sich heraus; bei organischen Psychosen eher auf optischen Gebiet  Im GS zur Wahnwahrnehmung (Gegenstand richtig erkannt, aber wahnhaft umgedeutet) wird der Gegenstand in der Illusion verkannt  Im GS zur Halluzination ist Illusion an reale Sinneseindrücke gebunden Pareidolien: Neben dem wirklichen Objekt werden zusätzlich weitere Inhalte hineingesehen oder Worte hinein- oder herausgehört, z.B. (Gesichter in Wolken oder in Mustern, Worte in ein rauschendes Geräusch ) 66 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Z.B. bei Gesunden (z.B. Erkennen von Gesichtern in Wolken oder auf der Mondoberfläche), bei fieberhaften Erkrankungen (Pareidolien mit meist aufdrängendem Charakter), Panikstörungen, starker Übermüdung, psychischer Belastung, Drogenmissbrauch, Alkoholintoxikation, Prä- Delir Bsp: Ein Kind sieht den Vorhang und erkennt darin eine Gestalt (Pareidolie)  in der Nacht - ängstlich angespannt - glaubt es, nur mehr die Gestalt zu erkennen (Illusion)  schließlich im Fieberzustand kann der reale Gegenstand verschwinden und das Realitätsbewusstsein schwach werden  es entsteht die Gewissheit, eine weiße Gestalt zu sehen, die nach ihm greift (Halluzination) 3. Einfache Wahrnehmungsveränderungen Veränderung der Wahrnehmungsintensität: Sinneseindrücke sind z.B. farbiger, intensiver, lebhafter, farbloser, verschleiert, verschwommen z.B. Augenerkrankungen; organische psychische Störungen u.a. Schlaganfälle, Hirnblutungen, SHT, entzündliche Veränderungen im Sehzentrum; im Rahmen einer Depersonalisation 67 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Metamorphopsie (Dysmorphopsie): Gegenstände bzw. Teile der Umgebung werden in Farbe oder Form verändert, verzerrt (deformiert) wahrgenommen; z.B. wird ein normal gebauter Mann als ein Mann mit überdimensional langen Beinen wahrgenommen z.B. bei Augenerkrankungen; nach Beschädigung des Sehnervs oder der Sehbahnen, entzündlichen Veränderungen innerhalb der neuronalen Sehzentren; Schlaganfällen, Hirnblutungen, SHT, im Rahmen einer Derealisation Mikro- / Makropsie: Gegenstände werden kleiner / größer wahrgenommen als sie in Wahrheit sind; z.B. wird eine Maus so groß wie ein Hund empfunden z.B. Entzugsdelir (u.a. Alkohol, Benzodiazepine), Migräne, Epilepsie, bei Kleinkindern, Virusinfektionen (Epstein-Barr-Virus), Drogenmissbrauch 68 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Wichtig: Patienten berichten eher nicht spontan über halluzinatorische Erlebnisse, aus Furcht, als „verrückt“ bezeichnet zu werden; Auffälligkeiten im Verhalten, wie z.B. Fixierung eines bestimmten Punktes im Zimmer, plötzliche Handbewegungen können ein Zeichen vorhandener Halluzinationen sein Einstiegsfragen: Halluzinationen Gibt es etwas, was Sie ablenkt oder ängstigt? Hören Sie Stimmen? Sind es vielleicht nur Ihre Gedanken, die da laut werden? Haben Sie Personen oder Gegenstände gesehen, die andere nicht sehen können? Gehen in Ihrem Körper merkwürdige Dinge vor? Haben Sie noch andere eigenartige Wahrnehmungen gemacht? 69 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 7. Ich-Störungen und Entfremdungserleben Ich-Störungen (Störungen der Meinhaftigkeit) Bei den Ich-Störungen kommt es zu einer „Durchlässigkeit der Ich- Umwelt-Grenze“  d.h. zu einem Verlust der Abgrenzung der Realität von dem, was den eigenen Gedanken und dem eigenen Willen entspringt (Ich-Abgrenzung steht somit in engen Zusammenhang mit Realitätskontrolle) Nach Kurt Schneider: Ich-Störungen als Erstrang-Symptome der Schizophrenien Der Patient nimmt die Umwelt oder sich selbst verändert wahr  Entfremdungserleben (Depersonalisation und Derealisation) oder glaubt, dass persönliche Aspekte (z.B. Gedanken) in die Umwelt gelangen oder von der Umwelt manipuliert werden  Ich-Störungen mit Fremdbeeinflussungserleben  das Denken betreffend, spricht man von Gedankenausbreitung, Gedankenentzug und Gedankeneingebung 70 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Erlebt der Schizophrene seine Handlungen als von außen gemacht oder gelenkt, spricht man von Willensbeeinflussung (Fremdbeeinflussung) Eigenen seelische Vorgänge und Zustände werden also nicht mehr zum eigenen Ich zugehörig, sondern als von außen und von anderen gemacht, gelenkt und beeinflusst erlebt  Ich-Störungen mit Fremdbeeinflussung sind ein Hinweis für eine paranoide Schizophrenie 71 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Entfremdungserleben (i.d.R. kein Gefühl des von außen Gemachten)  Charakter der Fremdheit und Unwirklichkeit Depersonalisation: Störung des Einheitserlebens oder der Identität  das eigene Ich oder Teile des Körpers werden als fremd, unwirklich oder unmittelbar verändert erlebt oder wie ein anderer; z.B. „Ich spüre meinen Körper nicht mehr“, „Ich schaue mir zu, was ich mache, aber ich bin es nicht“ Derealisation: Die Umgebung (Objekte, Menschen) erscheinen u.a. fremdartig, fern, unvertraut, unwirklich, künstlich, farblos, leblos oder räumlich verändert; die Derealisation wird von Betroffenen als ausgesprochen quälend empfunden Vorkommen: z.B. Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline), Depressionen, Schizophrenie, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Angst- und Panikstörungen, dissoziative Störungen, Zwangsstörungen, Drogenkonsum (z.B. nach LSD-Einnahme), epileptische Aura; auch bei starker Ermüdung, extreme Erschöpfung oder als hypnagoges Phänomen (beim Einschlafen, nächtlichem Aufwachen) 72 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Ich-Störungen mit Fremdbeeinflussungserleben Gedankenausbreitung: Der Kranke klagt darüber, dass seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören, dass andere daran Anteil haben und wissen, was er denkt (Gedankenlesen)  „Alle wissen, was in meinem Kopf vorgeht“, „Wenn ich etwas denke merkt das sofort der Gegenübersitzende“  der Patient hat das Gefühl, seine Gedanken laut zu hören und alle können mithören (Gedankenlautwerden)  was lt. Kurt Schneider zu den Wahrnehmungsstörungen gehört Gedankenentzug: Der Kranke hat das Gefühl, dass ihm Gedanken und Vorstellungen von der Umwelt (z.B. anderen Personen, Institutionen, Objekten) entzogen (weggenommen, abgezogen, abgesaugt) werden, z.B. von einer höheren Macht entrissen Gedankeneingebung: Der Kranke findet seine Gedanken und Vorstellungen von der Umwelt gelenkt  als von außen gemacht, eingegeben, beeinflusst, gelenkt, gesteuert, aufgedrängt, z.B. „Sie hypnotisieren mir Gedanken in den Kopf, die gar nicht meine sind“ 73 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Fremdbeeinflussung: Der Kranke findet sein Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als von außen gemacht, gelenkt, gesteuert, z.B. „Ich bin eine Marionette, die von außen gesteuert wird“, „Die machen, dass ich schreie“, „Die steuern meinen Herzschlag, die machen ihn schnell und langsam“, „Die rufen bei mir eine sexuelle Erregung hervor“ Vorkommen: z.B. Schizophrenie, schizoaffektive Störung, wahnhafte Störung Orientierende Prüfung: Zur genaueren Exploration fragt man, ober der Patient den Eindruck habe, dass er sich in letzter Zeit verändert habe Möglicherweise erscheint ihm die Umwelt verändert 74 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 8. Störungen der Affektivität Die Affektivität umfasst die Gesamtheit des Gefühlslebens (Emotionalität) und der Stimmungslage (Gemüt) des Menschen Sie beinhaltet die kurz andauernden Affekte („Gefühlswallungen“, z.B. Hass, Wut, Freude) und die länger bestehenden Stimmungen (z.B. Depression, ängstliche Stimmung) Affekte können bei psychischen Störungen im Vergleich zu Gesunden sowohl vermindert als auch vermehrt sein, die Schwingungsfähigkeit (affektive Modulationsfähigkeit) kann verringert oder vergrößert sein, aber auch die Qualität des Gefühllebens kann verändert sein Die Übergänge zwischen „gesund“ und „krank“ sind im Bereich der Affektivität oftmals unscharf und schwer bestimmbar 75 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Affektverarmung, Affektverflachung: Anzahl (Spektrum) der gezeigten Gefühle ist vermindert + Verminderung der Fähigkeit zu tieferen affektiven Reaktionen  Patient wirkt gleichgültig, emotional verhalten, lust- und interesselos  Mangel an affektiver Ansprechbarkeit (z.B. der Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden  Anhedonie) Affektverarmung bei schizophrenen Patienten bezeichnet man auch als „Affektverflachung“ z.B. organische Psychosen (z.B. Demenz, organische affektive Störung, organische Persönlichkeitsveränderungen), depressive Störung, schizoaffektive Störung, Schizophrenie, (schizoide) Persönlichkeitsstörung Gefühl der Gefühllosigkeit: Der Patient empfindet keine Gefühle und leidet sehr darunter (subjektiv erlebte Gefühlsleere); er erlebt sich als gefühlsverarmt, -leer, -verödet  nicht nur für Freude, auch für Trauer z.B. bei (schweren) Depressionen 76 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Affektstarrheit : Verminderung / Verlust der affektiven Modulationsfähigkeit (Schwingungsfähigkeit)  der Patient verharrt ohne Modulation (Veränderung) in bestimmten Stimmungen oder Affekten, unabhängig von der äußeren Situation  der Patient ist also nicht in der Lage, den Affekt zu wechseln  die Stimmung des Patienten bleibt stets auf einem Niveau, z.B. stetige Gereiztheit z.B. bei organischen Psychosen (hirnorganischen Veränderungen), Schizophrenie, Depression 77 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Depressivität / Deprimiertheit: Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, die von dem Gefühl „ich bin so traurig“ bis zur „entsetzlichen Qual“ reichen kann  die Umwelt erscheint farb- und freudlos; der Patient wirkt lustlos, hoffnungslos und ohne Zuversicht; v.a. bei Depressionen Insuffizienzgefühle: Der Patient hat das Vertrauen in sich verloren und das Gefühl, weniger oder nichts wert zu sein, unfähig, untüchtig zu sein; v.a. bei Depressionen, Persönlichkeitsstörungen Dysphorie: Missmutige Verstimmung: übellaunig, mürrisch, nörgelnd, missgestimmt, unzufrieden, ärgerlich, verstimmt, schnell gereizt und unzufrieden; z.B. bei Depressionen, bipolaren Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Alkoholentzug, hirnorganischen Erkrankungen, z.B. Morbus Parkinson; Intoxikationen, Entzugssyndromen; PMS (prämenstruelle Dysphorie) 78 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Störung der Vitalgefühle: Das Gefühl der körperlichen Unversehrtheit, der eigenen Kraft, der eigenen Lebendigkeit wird vom Patienten als beeinträchtigt oder fehlend erlebt (leibliche Missempfindungen, wie z.B. Druck, Schwere, Schmerz  oft in der Herz- oder Brustgegend oder im Hals (Globusgefühl) Beispiele: Ein Patient erlebt schwere Glieder, die jede Bewegung zu einer Arbeit ausarten lassen, alles wird mühsam Ein Pat. erlebt eine Kraftlosigkeit von Bewegungen der Beine, die auch mit einer merkwürdigen Schmerzhaftigkeit der Muskeln und Sehnen einhergeht; v.a. depressive Störung (z.B. larvierte oder maskierte Depression) Gehobene Vitalgefühle  „Ich könnte Bäume ausreißen“, „Ich fühle mich so energiegeladen“; z.B. Manie 79 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Euphorie: Gehobene Stimmung mit Übersteigerung des Wohlbefindens, der Zuversicht und der Heiterkeit, die unangemessen sein kann Beispiel: „Ihre Frau ist gestorben? Das ist doch nicht schlimm...“; z.B. Manie, bei hirnorganischen Veränderungen (z.B. bei seniler Demenz, Hirntumoren) und u.a. bei Intoxikationen bzw. Drogenabusus (z.B. Kokain, Heroin oder Methamphetamin) Ambivalenz: Gleichzeitiges Nebeneinander von widersprüchlichen Gefühlen, Stimmungen, z.B. der Patient empfindet Trauer und Freude oder Liebe und Hass gleichzeitig  als Folge einer ambivalenten Denk- und Gefühlsstruktur können Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit vermindert oder sogar vollständig unterdrückt werden (z.B. Patient will zugleich essen und nicht essen) z.B. bei Depressionen, Zwangsstörungen und Schizophrenien; bei Gesunden (schwächer ausgeprägt) 80 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Parathymie: Paradoxer Affekt, (inadäquater) Affekt  Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt (Inhalt der Situation) stimmen nicht überein, z.B. grinsend über Gräueltaten aus dem Krieg berichten; Lachen und Heiterkeit auf einer Beerdigung; ein Patient lacht dabei, wenn er erzählt, sein Körper sei innerlich verfault z.B. Schizophrenie, hirnorganische Erkrankungen, PTBS Läppischer Affekt: Alberne, leere Heiterkeit mit dem Anstrich des Einfältigen, Törichten, Unreifen  erscheint unreif, unbegründet, der Situation und dem Status des Patienten nicht angemessen Beispiel: Ein 53jährige Patient benimmt sich wie ein Teenager und kichert über jede Frage, die ihm gestellt wird v.a. hebephrene Schizophrenie 81 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Gesteigertes Selbstwertgefühl: Patient erlebt sich - im Gegensatz zu den Insuffizienzgefühlen - als besonders bedeutungsvoll, als einzigartig, als besonders befähigt und tüchtig; z.B. Manie, Schizophrenie, organische Erkrankungen Gereiztheit: Patient zeigt sich aggressiv verstimmt und neigt zu affektiven Ausbrüchen, z.B. hirnorganische Veränderungen (Demenz, Infektionen, SHT), Sucht, Manie, bipolare Störungen, schizoaffektive Störungen, Depression (v.a. Männer), Persönlichkeitsstörungen (z.B. dissozial, impulsiv, Borderline ), ADHS Innere Unruhe: Äußert sich als Gefühl der inneren Getriebenheit; der Patient fühlt sich angespannt und seelisch aufgewühlt  schnell wechselnde Denkinhalte und unbestimmter Drang, etwas tun zu müssen; dem Patienten fällt es schwer, sich zu konzentrieren; die innere Unruhe kann mit scheinbarer äußerer Ruhe verbunden sein oder aber auf die Motorik (äußere Unruhe) übergreifen z.B. Schizophrenie; ADHS, Drogen; Medikamente; körperliche Erkrankungen wie z.B. Myokardinfarkt, Stoffwechselerkrankungen (Hypoglykämie, Hyperthyreose), erhöhter Hirndruck 82 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Affektinkontinenz: Mangelhafte Affektsteuerung  Affekte springen übermäßig schnell an, haben oft eine übermäßige Stärke und können nicht beherrscht werden („Affekteinbrüche“)  ein im Verhältnis zur Ursache unverhältnismäßiges Ausschlagen der Stimmung, z.B. in völlig unpassenden Situationen plötzlich laut loslachen, Weinen aus geringem Anlass (Bsp: fragt man den Pat. nach dem Namen seiner Frau, fängt er an bitterlich zu weinen)  Am Beginn der Störung sind diese übermäßigen Gefühlsäußerungen den betroffenen Patienten oft peinlich  Affektlabilität + Affektinkontinenz sind meist gekoppelt Bei organischen psychischen Störungen (mit zerebralen Schädigungen bzw. Abbau), z.B. Demenz (Morbus Binswanger, vaskuläre Demenz), organischen Persönlichkeitsveränderungen, Schlaganfall, Multiple Sklerose (MS), SHT, Hirnblutung, chron. Alkoholabusus 83 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Affektlabilität / Stimmungslabilität: Hier wechselt die Stimmung des Patienten während des Gesprächs schnell, und die Affekt haben meist eine kurze Dauer, z.B. von Wut zu Trauer, von Trauer zu Freude oder himmelhoch jauchzend-zu Tode betrübt Beispiel: Angesprochen auf seine verstorbene Mutter beginnt der Patient unmittelbar zu weinen, lenkt man das Gespräch auf das schöne Wetter draußen, scheint der Patient wieder gutgelaunt Im Unterschied zur Affektinkontinenz ist die Stimmungsschwankung dem Betroffenen zwar bewusst, wird von diesem aber nicht als peinlich oder krankhaft erlebt und die Gefühlsäußerung entspricht der tatsächlichen Stimmung des Betreffenden ( Affektinkontinenz) Vorkommen: z.B. bei hirnorganischen Veränderungen wie etwa Demenz, organischen Persönlichkeitsveränderungen; Wochenbettdepression, bipolare Störung; histrionische PS; prämenstruelles Syndrom (PMS), normales Entwicklungsstadium bei Kindern 84 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund 9. Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Antrieb (Grundaktivität eines Menschen) Belebende Kraft für alle psychischen und physischen Leistungen  z.B. Lebendigkeit, Schwung, Initiative, Tatkraft und Aufmerksamkeit eines Menschen Der Antrieb ist zunächst nicht zielgerichtet  sondern wird erst durch Motivation, Bedürfnisse oder den Willen bestimmt Der Antrieb eines Menschen kann herabgesetzt, gesteigert oder enthemmt sein und zeigt sich in erster Linie am Ausdrucksverhalten des Patienten (Psychomotorik) Psychomotorik Begleitende Reaktion des Bewegungsapparats (z.B. Gehen, Sprechen, Mimik, Schreiben, aber auch Haltung und Muskelanspannung) auf psychische Vorgänge (z.B. Emotionalität, Konzentration)  die Diagnose dieser Störungen ergibt sich meist spontan aus der Beobachtung des Patienten 85 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Antriebsstörungen  Antriebsarmut oder Antriebsmangel: Vom Pat. erlebter sw. beobachtbarer Mangel (Fehlen) an Energie, Initiative und Anteilnahme  u.a. Motorik, Bewegungen, Mimik und Aktivität sind reduziert bzw. verlangsamt sw. mangelnde Initiative und Spontanität im Gespräch  das subjektive Interesse fehlt  das Gewollte wird nicht durchgeführt z.B. bei organischen psychischen Störungen (Schilddrüsenfunktionsstörung, Tumor, Hirnhautentzündung), affektiven Störungen oder Schizophrenien Antriebshemmung und Antriebsschwäche: Im Gegensatz zur Antriebsarmut werden Initiative und Energie nicht als vermindert erlebt, vielmehr fühlt sich der Patient gebremst (blockiert)  er möchte etwas erreichen, schafft es jedoch nicht, bricht ab, rafft sich wieder auf usw.  subjektives Interesse ist da, aber es wird ein innerer Widerstand gegen die Verrichtung des Gewollten verspürt Antriebsschwäche: Ein zunächst vorhandener Antrieb erlahmt rasch oder kann nur bei genügender Anstrengung noch aufrechterhalten werden v.a. typischerweise bei Depressionen (teils bis hin zum Stupor) 86 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Antriebsstörungen  Antriebssteigerung, Antriebsenthemmung: Der Patient ist lebhafter als sonst, hat mehr Schwung und Initiative, steckt voller Ideen und spricht mehr und schneller; im Gegensatz zur ziellosen motorischen Unruhe  meist geordnete, zielgerichtete Tätigkeit  wird erst bei schwerer Ausprägung der Erkrankung chaotisch und ungeordnet z.B. Manien (oft bis zur Enthemmung gesteigert); organische psychischen Störungen (z.B. Hyperthyreose, Enzephalitis, Tumore, Hirnblutungen); „agitierte“ Depression; Schizophrenie; Genuss psychoaktiver Substanzen, wie Amphetaminen, Koffein oder Nikotin; histrionische Persönlichkeitsstörung 87 HeilpraktikerErfolg.de - Diplom Psychologin - Franziska Luschas - Orientierungspaket - Psychopathologischer Befund Psychomotorische Störungen Motorische Unruhe: Gesteigerte, ungerichtete motorische Aktivität  Das Spektrum reicht von Händeringen und Nesteln über umtriebiges Umherlaufen bis zur Tobsucht; der Patient ist ständig in Bewegung und kann kaum mehr soziale Kontakte aufnehmen; in der Untersuchungs- situation kann er nicht auf dem Stuhl sitzenbleiben, muss aufstehen und auf- und ablaufen z.B. Manie, agitierte Depression, Schizophrenie, organische psychische Störung, histrionische Persönlichkeitsstörung, Psychostimulanzien, z.B. Kokain, Amphetamine, Koffein oder Nikotin, auch pharmakologisch verwandte Schlankheitsmittel

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