Grundlagen effektiven Unterrichts PDF
Document Details
Uploaded by AwedGauss2256
Universität Regensburg
Tags
Summary
This document discusses various aspects of effective teaching and learning, including the importance of classroom management and different teaching methodologies. It emphasizes that effective teaching strategies are dependent on diverse factors like student interactions and specific situations.
Full Transcript
Unterricht und Lernen Jede Unterrichtsstunde ist einmalig Lehr-Lern-Prozesse hängen von Ideen, Situationen und Personen ab Tipps, Strategien, Leitlinien etc. für Unterrichten möglich und sinnvoll Schlüsselfertige „Rezepte“ sind unrealistisch (wegen des ersten Punkts) Unterricht: Schwer zu...
Unterricht und Lernen Jede Unterrichtsstunde ist einmalig Lehr-Lern-Prozesse hängen von Ideen, Situationen und Personen ab Tipps, Strategien, Leitlinien etc. für Unterrichten möglich und sinnvoll Schlüsselfertige „Rezepte“ sind unrealistisch (wegen des ersten Punkts) Unterricht: Schwer zu kategorisieren Keine allgemein anerkannte Typologie von Unterrichtsformen oder -methoden (vgl. Kiel, 2019) Unterricht: Zumindest eine kurze De nition von „Unterrichten“ „Eine Lehrtätigkeit bzw. Unterrichten ndet an Schulen bzw. Bildungseinrichtungen als ein pädagogisch absichtsvolles Handeln durch Lehrkräfte zur Initiation von Lernprozessen statt“ (Porsch) Unterricht: Wozu sich als angehende Lehrkräfte mit Unterrichtsmethoden befassen? Beobachtung Konsequenz Unterrichtsverfahren und -methoden sind nicht Lehrer kennen die gängigen Verfahren und Methoden per se gut oder schlecht; Nützlichkeit hängt von und passen diese an die Schüler und Situationen an der Situation ab Unterrichtsverfahren und -methoden sind nicht in Lehrkräfte wenden immer die geeignetsten Verfahren Stein gemeißelt, sondern werden durch Forschung und Methoden in jeder Situation an; die Optionen und Praxis immer optimiert verändern sich mit der Zeit Klassenführung Assoziationen mit „Klassenführung“ Disziplin, für Ruhe Sorgen Prävention, vorausschauendes Handeln Führungs- Erziehungsstile Umgang mit Unterrichtsstörungen Erwartungen kommunizieren, Regeln Lehrer-Schüler-Beziehung Ermahnungen, Strafen Nonverbales und verbales Klassenklima fördern Belohnungssysteme Lehrkräfteverhalten Maximale Lernzeit garantieren (Schlüsselfunktion) Aspekte der Unterrichtsgestaltung Auch die Lehrkraft kann für Störungen sorgen! Eine De nition Klassenführung (Klassenmanagement, Classroom Management) steht für eine Interaktion im institutionalisierten Rahmen einer Schulklasse, die durch ein hohes Maß an Unsicherheit u n d Komplexität geprägt ist. Klassenführung will Unsicherheit und Komplexität strukturieren und reduzieren, um einerseits Lernarbeit zu ermöglichen und andererseits einen Rahmen für die Entfaltung und den Schutz des Einzelnen zu etablieren. Beides, das Ermöglichen von Lernarbeit und die Etablierung eines geschützten Rahmens, geschieht wesentlich dadurch, dass Störungen durch präventive oder interventive Maßnahmen unterbunden werden. Unterricht als komplexes Phänomen (Doyle, 1986) Multidimensionalität Unvorhersehbarkeit —> Dinge passieren unmittelbar und schnell Simultanität —> Ereignisse passieren gleichzeitig Historizität —> Ein uss durch Geschichte mit Lehrkraft/einzelnen Schülern Öffentlichkeit Klassenführung und Lernerfolg Einige Forschungsbefunde Metaanalyse von Wang et al. (1993) ◦Rangliste von Ein ussfaktoren auf Schülerleistungen ‣ 1. kognitive Kompetenzen, 2. Klassenführung (gleich an 2. Stelle!) SCHOLASTIK-Studie (Weinert & Helmke, 1997) ◦4-jährige Längsschnittstudie im Grundschulbereich (54 Klassen, 1.150 SuS9 ◦Leistungstest, Befragungen, systematische Unterrichtsbeobachtungen ◦Für den Lernerfolg zentrale Unterrichtsmerkmale ‣ Klarheit & Strukturiertheit ‣ Individuelle Unterstützung ‣ Adaptivität ‣ Klassenführung! MARKUS-Studie (Helmke & Jäger, 2002) ◦Vollerhebung von ca. 37.000 SuS der 8. Jgst. In Rheinland-Pfalz ◦leistungsstärkste Klassen durch ef ziente Klassenführung gekennzeichnet Fazit von Helmke —> Klassenführung als eindeutiges und konsistentes Merkmal für Klassenerfolg Klassenführung umfasst eine Vielzahl von Aspekten s. Assoziationen Effektive Klassenführung Der „Klassiker“: Die Forschungsarbeiten zur Klassenführung von Jacob S. Kounin (Techniken der Klassenführung) Ausgangspunkt für Kounins Forschung Der „Welleneffekt“ Ist die Art der Zurechtweisung bei Störungen entscheidend? („die perfekte Ermahnung“) ◦Klarheit: Menge der Information („Lass das“ —> „Hör auf mit deinem Nachbar zu sprechen“ —> „Bitte sieh nach vorne“) ◦Festigkeit: Ausmaß an Ernsthaftigkeit ◦Härte: Ausmaß an Aggression Videoaufzeichnungen von Unterrichtssituationen KEIN systematischer Effekt der Art der Zurechtweisung bei Störung Stattdessen: Handlungsweisen zur Störungsvermeidung zentral! Vier Merkmalsbereiche effektiver Klassenführung 1. Allgegenwärtigkeit und Überlappung Die Lehrkraft vermittelt den Eindruck, jederzeit über das Verhalten der SuS informiert zu sein Die Lehrkraft wendet sich mehreren simultan auftretenden Ereignissen gleichzeitig zu 2. Reibungslosigkeit und Schwung Die Lehrkraft sorgt für üssigen Unterrichtsverlauf Sie vermeidet unnötige Unterbrechungen oder Leerlauf Indikatoren für Sprunghaftigkeit (=fehlende Reibungslosigkeit) Indikatoren für Verzögerung (=fehlender Schwung) 3. Aufrechterhaltung des Guppenfokus Die Lehrkraft hält alle SuS bei Aufmerksamkeit Es gelingt ihr auch dann, die Gesamtklasse im Fokus zu behalten, wenn Sie sich einzelnen SuS zuwendet 4. Abwechslung und Herausforderung Die Lehrkraft weckt durch eine abwechslungsreiche und herausfordernde Unterrichtsgestaltung Neugierde und Arbeitsbereitschaft der SuS Sie passt Lernaufgaben der Leistungsfähigkeit der einzelnen SuS an Fazit zu Kounins Forschung Bis heute wichtige Grundlage für weiterführende Forschung Hauptverdienste ◦Empirische Erfassung realer Unterrichtssituationen ◦Fokus auf Störungsprävention durch effektive Klassenführung Methodische Schwächen im Untersuchungsdesign Doch Bestätigung der Merkmalsbereiche in zahlreicher neuerer Forschung (zB. Scholastik-Studie, Weinert & Helmke, 1997) Wirkungsge echt der Klassenführung (Helmke, 2010) Klassenführung und aktive Lernzeit Ausmaß der aktiven Lernzeit Voraussetzung für wirkungsvolles Lernen (zB. SCHOLASTIK-Studie Helmke & Weinert, 1997; MARKUS-Studie Helmke & Jäger, 2002) Schlüsselfunktion der Klassenführung: Erhöhung der aktiven Lernzeit ◦Störungsprävention durch vorausschauende Unterrichtsorganisation ◦Aspekte der Unterrichtsgestaltung Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung (Mayr, 2011) Erfassung von drei Dimensionen Kontrolle des Verhaltens ◦„Bei ihr wissen wir genau, welches Verhalten sie von uns erwartet.“ ◦„Sie bemerkt alles, was in der Klasse vor sich geht.“ Gestaltung des Unterrichts ◦„Sie gliedert die Unterrichtsstunde in Abschnitte, die gut zueinander passen“ ◦„Bei ihr wissen wir genau, was wir zu arbeiten haben“ Förderung der Beziehungen ◦„Ich glaube, sie mag uns“ ◦„Sie lässt und vieles selbst entscheiden“ ◦„Sie tut vieles, damit wir eine gute Klassengemeinschaft werden“ Das PAUER-Training zur Förderung der Klassenführungskompetenz (Kiel et al. 2013) P - Präsenz Lehrkraft ist über Geschehen im Klassenraum informiert —> Vermeidung von Störungen auf nonverbaler und verbaler Ebene ◦Körperhaltung, Standort in der Klasse ◦Mimik, Gestik, Blickkontakt ◦Klare Stimme, deutliche Aussprache ◦eindeutige, präzise und kurzgehaltene Formulierung von Arbeitsaufträgen ◦Nonverbale (zB. Blickkontakt) oder verbale (zB Namen nennen) Stoppsignale ‣ Aufmerksamkeitsfokus bleibt bei der Lehrkraft ‣ Frühzeitige Intervention ◦Positive Reaktion bei Einstellung des störenden Verhaltens Regeln Verhaltenserwartungen, die Orientierungssicherheit schaffen ◦Verfahrensregeln: organisatorische Abläufe und Prozesse ◦Verhaltensregeln: soziale Interaktionen Wirksamkeit von Regeln in allen Schulstufen (Marzano, 2003) Gelingensbedingungen für die Wirksamkeit von Regeln ( u. a. Evertson et al., 2006) Einführung zu Beginn des Schuljahres Eindeutigkeit und Klarheit Positive Formulierung (wie das gewünschte Verhalten „wir lassen alle ausreden“ statt „wir unterbrechen niemanden“) Verständnis und Akzeptanz durch SuS Erhöhung der Verbindlichkeit durch gemeinsame Erarbeitung Festlegung von Konsequenzen Unmittelbare und konsistente Reaktion auf Regelverletzungen Wiederholung und ggf. Ergänzung im Laufe des Schuljahres ggf. auch Anreize für das Einhalten von Regeln (zB. Token-Systeme) Darbietender Unterricht Begriffsbestimmung Darbietender Unterricht Prozess überwiegend einseitiger Kommunikation durch die Lehrkraft Zwecks einer komplexeren Informationsübertragung auf die SuS Ein Informationsangebot (eine „Übertragung“ ist die Hoffnung, aber nicht sicher) Einführung neuer Konzepte Einleitung von Phasen der Rezeption, Durchdenken oder Sich-Einprägen Präsentieren durch die Lehrkraft Beispiele für Formen: Vortragen, Erzählen, Vormachen, Erklären oder Wiederholen Sorge früherer Schulkritik: Lehrervortrag als „Belehrung“ im negativen Sinn Fazit empirischer Unterrichtsforschung: Kann sinnvoll sein ◦Erste Strukturen für weitere Lernschritte durch die Schüler ◦Gute Option für die Einführung neuer Informationen Merkmale effektiver Präsentationen ◦Klarheit ◦Interessantheit ◦ein lernförderliches soziales Klima Drei Merkmale effektiver Präsentationen 1. Klarheit Strukturiertheit ◦Logischer Aufbau der Ideen ◦hängt ab von… ‣ Informationen und deren Beziehungen ‣ Ihrer Intention Verdeutlichung der Struktur für Ihre SuS (Orientierung) ◦Einleitungstechniken ◦Überleitungstechniken ◦Abschlusstechniken 2. Interessantheit unerlässlich keine einfache Form zur Weckung von Interesse Interesse ist subjektiv und situativ ◦stabile Interessen einzelner Menschen (subjektiv) ◦situative Interessen Zwei Stellschrauben in Präsentationen (vgl. Lüders & Quittenbaum, 2019, S. 172) ◦Inhaltliche Gestaltungsmerkmale wie… ‣ Widersprüche ‣ unerwartete Konsequenzen ‣ provozierende Fragen ‣ überraschende oder verblüffende Ereignisse ◦Formale Gestaltungsmerkmale wie… ‣ visuelle Gestaltungselemente ‣ Vortrag ‣ nonverbale Kommunikation (Haltung, Gestik, Mimik) 3. Ein lernförderliches soziales Klima psychosoziale Unterstützung ◦Lob, Ermutigung ◦Fördern von Selbstvertrauen ◦angemessene Autonomiegewährung & Lenkung relevante Eigenschaften von Lehrpersonen, zB: ◦Enthusiasmus ◦Glaubwürdigkeit Lernförderliches soziales Klima & bessere Lernergebnisse korrelieren positiv ◦Es ist der Ton, der die Musik macht ◦Ausgewogenes Verhältnis zwischen Lenkung & Autonomiegewährung Konsequenzen Klarheit wichtig, aber nicht ausreichend Interessantheit auch wichtig ◦Interesse subjektiv & situationsabhängig ◦unterschiedliche stabile (subjektive) Interessen ◦situatives Interesse in Präsentationen beein ussbar soziales Klima wichtig Fazit zum darbietenden Unterricht Empfehlungen Üben sie Strukturieren (je öfter, desto besser) Medienkompetenzen und Präsentationstechniken im Studium üben Zur Schaffung eines günstigen sozialen Klimas: