Grundlagen der Hygiene PDF
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This document provides an overview of hygiene principles and related concepts. It covers definitions, objectives, important terms, practices, and considerations. The content appears to be educational.
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**Grundlagen der Hygiene** - **Definition**: Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen und Erhalt der Gesundheit. - **Ziele**: - Schutz von Patienten, Personal und Umwelt. - Verhinderung der Verbreitung von Infektionen. **Wichtige Begriffe** - **Infektion**: Eindringen un...
**Grundlagen der Hygiene** - **Definition**: Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen und Erhalt der Gesundheit. - **Ziele**: - Schutz von Patienten, Personal und Umwelt. - Verhinderung der Verbreitung von Infektionen. **Wichtige Begriffe** - **Infektion**: Eindringen und Vermehrung von Erregern im Organismus. - **Infektionskrankheit**: Eindringen und Vermehrung von Erregern im Organismus und die Reaktion des Organismus darauf. - **Kontamination**: Verunreinigung von Flächen, Händen oder Gegenständen. - **Asepsis**: Keimfreiheit zur Vermeidung von Infektionen. - **Aseptisches Arbeiten**: - Arbeitsweise, die verhindert, dass Krankheitserreger auf die Haut, Schleimhaut, bzw. in - Körperhöhlen und Wunden der Patienten gelangen - Tragen steriler Schutzkleidung, Handschuhe, Mundschutz, Haarschutz - Händedesinfektion - Nichtberührungstechnik -- Non-Touch Technik z.b. beim Verbandwechsel, - **Antisepsis**: Bekämpfung (Hemmung oder Vernichtung) von Infektionserregern durch Desinfektion. - **Sepsis (Septikämie)**: Systemische Infektion durch Erregerausbreitung im Blut, oft lebensbedrohlich. **Antiseptisches Maßnahmen:** - Desinfektion: - Abtötung bzw. irreversible Inaktivierung von krankmachenden Keimen auf Haut od. Schleimhaut, - Gegenständen, Flächen,... - Sterilisation: - Abtöten aller Mikroorganismen und deren Dauerformen (Sporen) auf Instrumenten, Gegenständen,... **Krankenhaushygiene** (Ziel: Erkennen, Verhüten, Bekämpfen von Infektionen, Gesundherhalten von Patienten und Personal) - **Ziele**: - Verhinderung nosokomialer Infektionen. - Schutz von Patienten und Personal. - Reduzierung von Umweltbelastungen durch medizinische Einrichtungen. - **Organisation**: - Hygieneteam: Experten für Krankenhaus- und Mikrobiologie-Hygiene. - Hygienekommission: Koordination und Durchsetzung von Hygienemaßnahmen. - Hygienekontaktpersonen: Schulung und Unterstützung des Personals vor Ort. **Infektionslehre** - **Voraussetzungen für das Zustandekommen einer Infektionen**: - **Eigenschaften des Erregers**: Pathogenität (Krankheitserzeugung), Virulenz (Stärke des Erregers), Keimzahl - **Eigenschaften des Organismus**: Disposition (Krankheitsanfälligkeit -- Alter, Stoffwechselerkrankungen, Adipositas, Kachexie, Gefäßerkrankungen, Antibiotika, etc.), Resistenz (Widerstandsfähigkeit), Immunität (Unempfindlichkeit gegenüber Infektionen). - **Infektionswege**: - Direkt: Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion. - exogen: von Mensch zu Mensch - endogen: durch die eigenen Erreger - Indirekt: Über Hände, Oberflächen, Luft oder Gegenstände, Berufskleidung (Magengegend, Ärmel), Stethoskop, Blutdruckmanschette, Bücher, etc., Staub - **Häufige Eintrittspforten**: Haut, Schleimhäute, Atemwege, Verdauungstrakt, Augenbindehaut, Nasenschleimhaut, Mundschleimhaut, Genitalschleimhäute. **[Infektionsquellen I]** - Kranker Mensch und seine Ausscheidungen - Blut, Sputum, Harn, Stuhl, Vaginalsekret, Schuppen/Krusten, Eiter **[Infektionsquellen II]** - Gesunder Mensch und seine Ausscheidungen: - Dauerscheider: - Haben eine Krankheit überstanden uns scheiden nach der Genesung weiterhin Erreger aus (länger als 3 Monate) z.B. Salmonellen, Meningokokken - Keimträger - Mensch in der Inkubationszeit - Mensch in der Rekonvaleszenz **[Weitere Infektionsquellen:]** - Kranke und gesunde Tiere (Speichel, Stuhl, Fell) - Tierkadaver (Milzbrand) - Leichen (Tetanus, Milzbrand) - Unbelebte Medien (wässrige Lösungen, Speisen, Kosmetika, Desinfektionsmittel, Blumenerde, Warmwasser, Trinkwasser) **Nosokomiale Infektionen** - **Definition**: Infektionen, die in medizinischen Einrichtungen erworben werden. - **Häufige Arten**: - Harnwegsinfektionen. - Wundinfektionen. - Atemwegsinfektionen. - Diarrhoen - **Risikofaktoren**: - Alter, Grunderkrankungen (z. B. Diabetes, Tumorerkrankungen), invasive Eingriffe (Katheter, Operationen), Medikamente wie Zytostatika oder Immunsuppressiva, Adipositas/Kachexie, maligne Erkrankungen: Karzonome, Leukämie, AIDS, etc. - **Präventionsmaßnahmen**: - Individualhygiene - Strikte Einhaltung der Händehygiene. - Reinigung, Desinfektion, Sterilisation - Oberflächenbehandlung - Ver- und Entsorgung - Transport - Isolierungsmaßnahmen - Minimierung invasiver Eingriffe. **Persönliche Hygiene** - **Haar- und Barthygiene**: - Haare sauber und gebunden, kein Kontakt mit Gesicht, während der Arbeit kein Berühren durch die Hände -- Kontaminationsgefahr! - Barthaare sauber, gepflegt und abgedeckt, wenn Schutzkleidung erforderlich. - **Händehygiene**: - Kurze, saubere Nägel, kein Nagellack, keine künstlichen Nägel, regelmäßige Desinfektion, Schutz vor Verletzungen bzw. Wunden entsprechend versorgen. - **Tragen von Schmuck:** - Keine Ringe, Uhren, Armbänder, keine herabhängenden Ohrringe, keine über die Dienstkleidung hängenden Halsketten Verletzungsgefahr - **Dienstkleidung**: - Täglicher Wechsel -- bei Verschmutzung sofort, nur im Dienst tragen, Tragen von Schutzkleidung bei infektiösen Tätigkeiten (COVID) - **Bekleidungshygiene:** - Kopfbedeckung muss hygienische Aspekte einhalten - Frei von sichtbaren Verschmutzung sein - Täglich frisch - Reserve im Dienst haben - **Bereichskleidung** - Darf nur in bestimmten Bereichen getragen werden z.B. OP, Intensivstation, etc. - Diese Bereiche dürfen mit der Bereichskleidung nicht verlassen werden! - **Dienstschuhe** - Schuhe, die nur im Dienst getragen werden, gut abwaschbar, desinfizierbar, rutschsichere Sohlen, Fersenriemen, gutes Fußbett **Händehygiene** - **Methoden**: - **Händewaschen**: Bei sichtbarer Verschmutzung. - **Hygienische Händedesinfektion**: Vor/nach Patientenkontakt, bei aseptischen Tätigkeiten - **Chirurgische Händedesinfektion**: Vor Operationen, mit alkoholischem Mittel über 3 Minuten, anziehen steriler OP-Handschuhe (Wer? Alle Personen, die unmittelbar an der OP beteiligt sind) Unterstützen dazu: Tragen von Handschuhen (unsteril/steril) - **Technik**: - Händewaschen mindestens 20 Sekunden, mittels Einmalhandtuch abtrocknen - Desinfektion: Mindestens 30 Sekunden, Hände vollständig benetzen und trockenreiben. **Schritte des Händewaschens und der Händedesinfektion:** 1. Handflächen werden gegeneinander gerieben 2. Mit der rechten Handfläche wird der linke Handrücken und mit der linken Handfläche der rechte Handrücken gewaschen 3. Mit ineinander verschränkten Handinnenflächen gegeneinander reiben 4. Hände ineinander verhaken und Finger gegeneinander bewegen 5. Daumen mit der gegenüberliegenden Hand umschließen und rotierend reiben. Daumenkuppen nicht vergessen! 6. Fingerkuppen im Handteller kreisförmig bewegen 7. Handgelenke nicht vergessen Das Tragen von Handschuhen ersetzt NICHT die Händedesinfektion **Schutzkleidung** - **Arten**: - Einmalschürzen, Schutzmäntel, Hauben, Mund-Nasen-Schutz (FFP2/FFP3), Schutzbrillen. (Allgemeine Schutzkleidung: Einmalschürze, Einmalhandschuhe; Erweiterte Schutzkleidung: Einmalmantel, Schutzhaube, Mundschutz, Augenschutz) - **Einsatzgebiete**: - Körperpflege, Wundversorgung, Umgang mit infektiösem Material, Blutabnahme, Umgang mit Ausscheidungen, etc. - **Verwendung**: - Schutzkleidung regelmäßig wechseln, bei Durchfeuchtung sofort entsorgen. **Isolierungsmaßnahmen** - **Quellenisolierung**: Schutz der Umwelt vor Patienten mit übertragbaren Infektionen. - **Schutzisolierung**: Schutz immungeschwächter Patienten. - **Maßnahmen**: - Händehygiene, Handschuhe, Schutzkleidung, Desinfektion. - Psychologische Betreuung der Patienten, um Isolationserfahrungen zu mildern. **Reinigung, Desinfektion und Sterilisation** **1. Reinigung** - **Definition**: Der Prozess, bei dem sichtbare Verschmutzungen entfernt werden, um eine hygienisch akzeptable Keimreduktion zu erreichen. - **Ziel**: Übergang von \"schmutzig\" zu \"sauber\". - **Methoden**: Mechanische und chemische Verfahren. - **Anwendung**: Wird als Vorbereitung für Desinfektion und Sterilisation genutzt. **2. Desinfektion** - **Definition**: Zielt darauf ab, pathogene Mikroorganismen abzutöten oder inaktiv zu machen, sodass keine Infektionsgefahr mehr besteht. - **Ziel**: Übergang von \"infektiös\" zu \"nicht infektiös\". - **Methoden**: - Chemische Verfahren: Alkohole, Aldehyde, Halogene. - Physikalische Verfahren: Hitze, Dampf. - **Anwendungsbereiche**: - Haut- und Schleimhautdesinfektion. - Flächen- und Instrumentendesinfektion. - Desinfektion von Ausscheidungen. **3. Sterilisation** - **Definition**: Komplette Abtötung aller Mikroorganismen, einschließlich Sporen. - **Ziel**: Herstellung von vollständiger Keimfreiheit (\"steril\"). - **Methoden**: - Physikalische Verfahren: Dampfsterilisation (121 °C für 20 Minuten oder 134 °C für 5 Minuten), Strahlensterilisation. - Chemisch-physikalische Verfahren: Gassterilisation (z. B. mit Ethylenoxid). - **Einsatzgebiete**: - Medizinische Instrumente wie OP-Besteck, Implantate und andere Materialien, die in sterile Körperbereiche eingeführt werden. **Unterschiede** - **Reinigung**: Keine vollständige Keimfreiheit, nur sichtbare Sauberkeit. - **Desinfektion**: Reduziert Keimzahl deutlich, beseitigt jedoch nicht alle Sporen. - **Sterilisation**: Absolute Keimfreiheit, auch für Sporen und widerstandsfähige Keime. ***[Merke]***: Der Weg von/zur... - schmutzig zu sauber heißt *[Reinigung]* - infektiös zu nicht infektiös heißt *[Desinfektion]* - Keimfreiheit heißt *[Sterilisation]* - steril zu unsteril heißt *[Kontamination]* **Umgang mit Untersuchungsmaterial** - **Probenentnahme**: - Aseptisches Arbeiten, Beschriftung und sachgemäße Lagerung der Proben. - **Beispiele**: Blut, Harn, Abstriche, Punktate. **Desinfektion von Haut und Schleimhaut** **1. Ziel und Notwendigkeit** - Beim Durchdringen der Haut (z. B. durch invasive Eingriffe) können Mikroorganismen in tiefere Gewebeschichten gelangen und Abwehrreaktionen hervorrufen. - Ziel: Reduzierung der Keimzahl auf der Haut und Schleimhaut, um Infektionen zu verhindern. **2. Anwendungszeitpunkte** - Vor Blutabnahmen (BA). - Vor Injektionen. - Beim Verbandwechsel. - Vor operativen Eingriffen, Punktionen (z. B. Lumbal-, Gelenks-, Organpunktionen). **3. Verwendete Desinfektionsmittel** - **Alkoholische Lösungen**: - Mittel der Wahl bei intakter Haut, z. B. Isozid, Kodan, Braunoderm. - **Nicht alkoholische Lösungen**: - Für den Wundbereich, bei Nähten oder Hautbereichen nahe der Schleimhaut. - **Jodpräparate, Chlorhexidin, Octenidin**: - Bevorzugt für Schleimhäute und Wunden, da sie schmerzfrei wirken. - **Besonderheiten**: - Alkoholische Produkte wirken schneller, während Jodlösungen langsamer sind (Vorsicht bei Jodallergie). **4. Desinfektionsmethode** - **Wischmethode**: - Desinfektionsmittel wird mit einem sterilen Tupfer aufgetragen. - In spiralförmigen Bewegungen von innen nach außen arbeiten. - Keine Sprühdesinfektion, um Aerosolbildung zu vermeiden. - **Einwirkzeit**: - 15 Sekunden bei Blutabnahmen. - Mindestens 1 Minute bei tiefen Punktionen (z. B. Gelenken, Körperhöhlen). - Mindestens 3 Minuten bei zentralen Venenkathetern (ZVK). **5. Präoperative Hautdesinfektion** - **Ablauf**: - Reinigung des Operationsgebiets, Entfernung von Hautfett. - Die Haut wird unmittelbar vor der Operation im betroffenen Bereich desinfiziert. - Anwendung gefärbter alkoholischer Hautdesinfektionsmittel. - Die Einwirkzeit beträgt mindestens 3 Minuten. **6. Empfehlungen und Richtlinien** - **Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts**: - Hautdesinfektion auch vor subkutanen (s.c.) Injektionen, wenn sie nicht durch den Patienten selbst durchgeführt werden. - **CAVE**: - Verwechslungsgefahr bei Desinfektionsmitteln (z. B. Kodan forte für Haut, Octenisept für Wund- und Schleimhautantiseptik). **Maßnahmen bei Nadelstichverletzungen** - **Ursachen**: Recapping, unsachgemäße Entsorgung. - **Prävention (Maßnahmen):** - Verwendung von Sicherheitsprodukten. - Entsorgung in stichfesten Behältern = gelbe Box oder auch Sharps-Box genannt. - Sharp nur 80% füllen - Niemals „nachstopfen" - Kein Recapping - **Akutmaßnahmen**: - Sofortige Desinfektion der Wunde, Meldung und Dokumentation. **Abfallwirtschaft** - **Abfalltrennung**: - Gefährlicher Spitalsabfall (z. B. infektiöses Material). - Nicht gefährlicher Spitalsabfall (z. B. allgemeiner Müll). - **Entsorgung**: - Sorgfältige Trennung und Transport zur finalen Entsorgung. **Einige FRAGEN:** **Nennen Sie die 5 Momente der Händedesinfektion.** - - - - - **Unterscheiden Sie folgende Definitionen: Reinigung, Desinfektion, Sterilisation, Kontamination.** - - - - **Wo ist es wichtig einen Mundnasenschutz (MNS) zu tragen und wann ist es wichtig ihn zu wechseln?** Bei OP, invasiven Eingriffen, für Personal- und Patientenschutz; Wechsel bei Durchfeuchtung und Kontamination, Tragedauer 2-8 Stunden **Unterschiede zwischen hygienische HD und chirurgische HD** **[Ziel]** Transiente Flora transiente und residente Flora **[Ausdehnung]** Hände Hände & Unterarme **[Methode]** Einreibetechnik Einreibetechnik **[Dauer]** Mind. 30 Sek. Mind. 90 Sek. **[Indikation]** 5 Momente der Händedesinfektion Chirurgische/invasive Eingriffe **Warum muss man die Händedesinfektion& das Händewaschen durchführen und was versteht man** **unter gepflegten Händen?** Um Schmutz zu beseitigen, transiente Flora abtöten, residente Flora reduzieren Kurze Nägel, keine Ringe, Kein Schmuck, intakte Haut, kein Nagellack/ künstlichen Nägel (Gel)