Fragenkatalog Kataster & Recht - PDF
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Rainer Feucht, Ferdinand Brand
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This document is a study guide or questions related to cadastral maps, land surveying, and related legal topics in Austria. It covers the digital cadastral map (DKM), historical maps, land registration, and related procedures. Questions about the Franz Josef cadastral survey and its methods are also included.
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## Fragenkatalog Kataster & Recht ### Vortragsteil Rainer Feucht 1. **Inhalte der Digitalen Katastralmappe (DKM)** - angelegt auf Basis der historischen Katastralmappen - **Inhalte:** - **Grundstücksnummern:** Eindeutige Kennzeichnung jedes Grundstücks innerhalb einer Katastralgem...
## Fragenkatalog Kataster & Recht ### Vortragsteil Rainer Feucht 1. **Inhalte der Digitalen Katastralmappe (DKM)** - angelegt auf Basis der historischen Katastralmappen - **Inhalte:** - **Grundstücksnummern:** Eindeutige Kennzeichnung jedes Grundstücks innerhalb einer Katastralgemeinde - **Grundstücksgrenzen:** Lage und Ausdehnung dargestellt - **Nutzungsarten und Benützungsabschnitte:** Bodenarten (z.B. Gebäude, Wald, Wiesen) & Nutzung basierend auf der Benützungsarten-Nutzungen-Verordnung (BANU-V) - **Festpunkte:** Wichtige geodätische Referenzpunkte für exakte Vermessung - **Grundlagen:** - Digitalisierung historischer Mappen (Urmappe, Reambulierungsmappe, Fortführungsmappe) von 1987 bis 2003 - **Schritte:** - Scannen und Vektorisieren: Umwandlung analoger Karten in digitale Daten - Neukonstruktion: Ergänzung fehlender oder ungenauer Daten - Luftbildauswertung: Integration moderner Luftbilder und Orthophotos - Datenkonsistenz: Abstimmung mit anderen Datenbanken (z.B. Geodatenbanken) und Angleichung an heutige Standards 2. **Franziszeischer Kataster (ab 1817)** - erste systematische und flächendeckende Erfassung aller Grundstücke in der Habsburgermonarchie - **Zweck**: - Grundlage für die Grundsteuerbemessung - Dokumentation von Liegenschaften - Ziel: Einheitliche, gerechte Steuerbemessung, unabhängig von der Wirtschaftsleistung der Landbesitzer - **Merkmale:** - Erstellung der Urmappe für jede Gemeinde, die Grundstücke und Kulturgattungen kartografisch darstellte - Lückenlose Erfassung und grafische Dokumentation - Angaben zu Fläche, Ertrag und Eigentümer - **Vermessung:** - Triangulation: Aufbau eines hierarchischen Vermessungsnetzes durch Dreiecksbildung („vom Großen ins Kleine“) - Messtischaufnahmen: Kartografische Darstellung der Grundstücke, basierend auf Beobachtungen vor Ort - Indikationsskizzen: Ergänzende Feldnotizen zu Grenzen, Flächen und Gebäuden - Numerische und grafische Methoden: Flächenberechnungen basierten entweder auf gemessenen Daten oder grafischen Auswertungen 3. **Nummerierung von Grundstücken:** - Ursprung: Grundstücke wurden nach ihrer Funktion in Bauparzellen (schwarz nummeriert) und Grundparzellen (rot nummeriert) unterteilt - **Getrennte Nummerierung**: - Farbliche Differenzierung nach Grundstückstypen - Gängige Praxis bis 1912 - **Fortlaufende Nummerierung:** - Einführung ab 1912 - Alle Grundstücksnummern wurden schwarz dargestellt, mit Bauflächenpunkten (z.B. .1, .2) zur Unterscheidung - Bei Neuvermessungen wurde oft die getrennte Nummerierung aufgegeben, aber in ca. 75 % der Katastralgemeinden existiert sie weiterhin 4. **Entwicklungsschritte der Katastralmappe:** - **Urmappe (1817–1861):** erste grafische Dokumentation aller Grundstücke, erstellt durch Messtischaufnahmen - **Reambulierungsmappe (1869–1897):** Berichtigung der Mappen aufgrund von Änderungen in der Natur (neue Gebäude, geänderte Nutzungsarten) - **Fortführungsmappe (ab 1883):** - Änderungen wurden farblich markiert - Einführung transparenter Folien (z.B. Astralon) - **Digitale Katastralmappe (DKM, 1987–2003):** Digitalisierung der Mappen mit modernen Methoden (z.B. Scannen, Online-Digitalisieren) 5. **Zusammenhang von Grundstück, Katastralgemeinde, Politische Gemeinde, Vermessungssprengel:** - **Grundstück:** Kleinste Einheit im Kataster, mit eigener Nummer und klar definierten Grenzen - **Katastralgemeinde (KG):** Verwaltungseinheit im Kataster, umfasst mehrere Grundstücke - **Politische Gemeinde:** Gebietskörperschaft, die eine oder mehrere Katastralgemeinden umfasst - **Vermessungssprengel:** Verwaltungseinheit der Vermessungsämter, bestehend aus mehreren politischen Gemeinden. Zuständig für die Katasterführung und andere Vermessungsaufgaben. 6. **Führungsfälle im Kataster:** - **Änderung von Grundstücksgrenzen:** - Teilung oder Vereinigung von Grundstücken - Voraussetzung: Grundbuchbeschluss und Planbescheinigung - **Berichtigungen:** Anpassungen an Naturgrenzen oder neue Vermessungsdaten - **Umwandlung in den Grenzkataster:** - Voraussetzung: Zustimmung der Anrainer und präzise Vermessung - **Aktualisierungen:** - Änderungen der Benützungsarten/Nutzungen, z.B. durch Luftbilder - **Amtswegige Änderungen:** - Anpassungen der Grenzen von Katastralgemeinden 7. **Teilung eines Grundstücks:** - **Schritte:** - **Planerstellung:** Ein Vermessungsbefugter erstellt einen Teilungsplan, der die neuen Grenzen darstellt. - **Planbescheinigung:** Das Vermessungsamt prüft den Plan und bestätigt seine Richtigkeit. - **Grundbuchseintragung:** Der neue Zustand wird ins Grundbuch eingetragen. - **Eintragung in den Kataster:** Die neuen Grenzen und Grundstücksnummern werden im Kataster nachgeführt. 8. **Funktionalitäten des Katasterführungssystems (KFS):** - **zentrales Register für alle Katastraldaten:** - Verwaltung von Grundstücksdaten - Dokumentation von Änderungen im Katasterjournal - Archivierung von Dokumenten im Digitalen Katasterarchiv (DKA) - Schnittstellen zu Elektronischem Rechtsverkehr (ERV) und Dualer Zustellung (DuZ) - **weitere Funktionen:** - Erstellung von Bescheiden - Erstellung von Trennstücktabellen 9. **Strukturierte Einbringung:** - digitale Übermittlung von Plänen mit Zusatzinformationen: Metadaten und Koordinatenverzeichnisse werden in den PDF-Dateien eingebettet. - **Vorteile:** - Automatische Plausibilitätsprüfung - Schnellere Bearbeitung - Geringere Gebühren - **Voraussetzung:** Einhaltung technischer Standards (PDF/A-1b) und digitale Signatur 10. **Trennstücktabelle:** - dokumentiert Ab- und Zuschreibungen von Grundstücksteilen - Herkunfts- und Zielgrundstücke - Flächenangaben des Alt- und Neustands - **Benötigt für**: Änderungen, die einen Grundbuchsbeschluss erfordern (z.B. Teilungen) 11. **Rechts- und Vordurchführungsebene in der DKM:** - **Rechtsebene (RE):** - Der aktuelle, rechtsgültige Stand der Grundstücksdaten - **Vordurchführungsebene (VDE):** - Der geplante, aber noch nicht rechtsgültige Stand nach einer Änderung. - Daten werden erst nach Grundbuchbeschluss in die Rechtsebene übernommen. ### Vortragsteil Ferdinand Brand 12. **Arten von Entscheidungen der Vermessungsbehörde:** - **Bescheid:** Rechtsverbindliche Entscheidungen, z.B. - Planbescheinigungen - Entscheidungen über Korrekturen von Katastraldaten - **Beurkundungen:** Feststellung von Sachverhalten, z.B. - Grenzfesttellungen, die als Grundlage für Grenzkatastereinträge dienen. - **Formlose Mitteilungen:** Für geringfügige Änderungen oder technische Ergänzungen, die keine rechtliche Wirkung erfordern. - Jede Form der Entscheidung orientiert sich an den gesetzlichen Vorgaben des Vermessungsgesetzes. 13. **Aufgaben der Landesvermessung:** - **Wer**: Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV) koordiniert die Landesvermessung und ist verantwortlich für geodätische Aufgaben auf Bundesebene. Die Vermessungsämter (VA) führen operative Aufgaben vor Ort durch. - **Regelung**: Das Vermessungsgesetz (VermG) - **Aufgaben**: - Erfassung und kartografische Darstellung des Staatsgebiets. - Bereitstellung geodätischer Grundlagen für den Kataster, die Raumplanung und andere geowissenschaftliche Zwecke. - Verwaltung von Festpunktnetzen (Trigonometrische und Höhenfestpunkte). 14. **Befugnisse von Außendienstmitarbeitern im Vermessungswesen:** - **Geltungsbereich**: sowohl für Mitarbeiter der Vermessungsbehörden als auch für autorisierte Planverfasser - **Befugnisse:** - Vermessung und Markierung von Grundstücksgrenzen. - Betreten von Grundstücken zur Durchführung von Vermessungsarbeiten, basierend auf dem Vermessungsgesetz. - Aufnahme von topografischen und rechtlich relevanten Daten. 15. **Grenzkataster:** - **Einführung**: durch das Vermessungsgesetz (VermG) von 1969 - **Ziel**: Rechtlich verbindliche Dokumentation von Grundstücksgrenzen, um die Rechtssicherheit im Grundstücksverkehr zu erhöhen. - **Besonderheit:** Grenzen im Grenzkataster genießen denselben Vertrauensschutz wie Eintragungen im Grundbuch 16. **Unterschied zwischen Grundsteuerkataster und Grenzkataster:** - **Grundsteuerkataster:** - Ursprünglich zur Steuerbemessung geschaffen. - Die Grenzen sind nicht rechtsverbindlich und können bei Abweichungen angepasst werden. - **Grenzkataster:** - Dient der verbindlichen Sicherung von Grundstücksgrenzen. - Die Grenzen sind rechtsverbindlich und genießen öffentlichen Glauben. - Keine Ersitzung von Grundstücksteilen möglich, die im Grenzkataster eingetragen sind. 17. **Voraussetzungen für die Umwandlung in den Grenzkataster:** - **Voraussetzungen:** - **Zustimmung der Nachbarn:** Alle betroffenen Anrainer müssen den Grenzverlauf schriftlich bestätigen. - **Vermessung nach Festpunktfeld:** Die Grenzen müssen mit präzisen geodätischen Methoden gemessen werden. - **Vermessungsurkunde:** Erstellung einer rechtsgültigen Dokumentation, die beim Vermessungsamt eingereicht wird. 18. **Möglichkeiten zur Umwandlung eines Grundstücks in den Grenzkataster:** - **Zwei Verfahren:** - **Allgemeine Neuanlegung (ANA):** Umwandlung aller Grundstücke einer Katastralgemeinde oder eines abgegrenzten Gebiets. • Ziel: Flächendeckende Einführung des Grenzkatasters in einem bestimmten Gebiet. - **Teilweise Neuanlegung (TNA):** Umwandlung einzelner Grundstücke, basierend auf individuellen Anträgen. - **Eignung:** für Grundstücke, deren Grenzen besonders präzise gesichert werden sollen. 19. **Öffentliche Bücher, die die Verhältnisse an Grund und Boden regeln:** - **Kataster:** Dokumentiert die geometrische und flächenmäßige Beschreibung der Grundstücke sowie deren Nutzungsarten. - **Grundbuch:** Regelt Eigentumsverhältnisse und dokumentiert Belastungen wie Pfandrechte und Dienstbarkeiten. - **Beide Systeme ergänzen sich und bilden zusammen die Grundlage für die Sicherung des Grundeigentums in Österreich.** 20. **Sache und verschiedene Arten:** - **Definition:** Ein körperlicher Gegenstand, der rechtlich beherrschbar ist (§ 285 ABGB). - **Arten:** - **Bewegliche Sachen:** Z. B. Fahrzeuge, Möbel. - **Unbewegliche Sachen:** Grundstücke, Gebäude. - **Vertretbare Sachen:** Dinge, die nach Maß, Zahl oder Gewicht bestimmt werden (z. B. Geld). - **Nicht vertretbare Sachen:** Einmalige Gegenstände (z. B. Kunstwerke). 21. **Unterschied zwischen Besitz und Eigentum:** - **Besitz:** Tatsächliche Gewalt über eine Sache. - Z. B. Mieter, der ein Haus bewohnt. - **Eigentum:** Rechtliche Verfügungsmacht über eine Sache. - Z. B. Hausbesitzer, der das Recht hat, über die Immobilie frei zu verfügen. Der Eigentümer hat die umfassenderen Rechte, während der Besitzer nur eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten hat. 22. **Erwerb von Eigentum in Österreich (Beispiel anhand einer Liegenschaft):** - **Titel:** Ein Rechtsgrund wie ein Kaufvertrag, Schenkungsvertrag oder Tausch. - **Modus:** Die Eintragung ins Grundbuch (Einverleibung). - **Beispiel:** Beim Kauf einer Liegenschaft wird ein Kaufvertrag abgeschlossen. Nach Zahlung des Kaufpreises beantragt der Käufer die Einverleibung des Eigentumsrechts ins Grundbuch. Erst durch diese Eintragung wird er rechtmäßiger Eigentümer. 23. **Prinzipien des Grundbuchs:** - **Eintragungsprinzip:** Rechte entstehen erst durch Eintragung. - **Öffentlichkeitsprinzip:** Jeder kann Einsicht nehmen. - **Vertrauensprinzip:** Eintragungen gelten als richtig. - **Prioritätsprinzip:** Früher eingetragene Rechte haben Vorrang. - **Spezialitätsprinzip:** Eintragungen beziehen sich auf bestimmte Grundstücke. - **Legalitätsprinzip:** Rechtsgrundlagen müssen nachgewiesen werden. - **Buchungsprinzip:** Rechte bestehen nur, wenn sie eingetragen sind. - **Antragsprinzip:** Eintragungen erfolgen nur auf Antrag. 24. **Aufbau des Grundbuchsauszugs:** - **A-Blatt (Gutsbestandsblatt):** - Beschreibung des Grundstücks (Lage, Benützungsarten, Fläche). - **B-Blatt (Eigentumsblatt):** - Eigentümerdaten, Erwerbsgrund (z. B. Kauf, Schenkung). - **C-Blatt (Lastenblatt):** - Eintragungen von Belastungen wie Pfandrechten, Dienstbarkeiten, oder Verfügungsbeschränkungen. 25. **Hilfseinrichtungen zum Hauptbuch:** - **Urkundensammlung:** Archiviert Originaldokumente, die als Grundlage für Eintragungen dienen. - **Hilfsverzeichnisse:** - Alphabetische Verzeichnisse der Eigentümer. - Verzeichnisse der Grundstücksnummern. 26. **Arten von Eintragungen im Grundbuch:** - **Einverleibung:** Volle Rechtswirkung, z. B. Eigentumsrecht. - **Vormerkung:** Vorläufige Eintragung, um Ansprüche zu sichern, z. B. Kaufvormerkung. - **Anmerkung:** Informationszwecke, z. B. Streitigkeiten, Verfügungsbeschränkungen. 27. **Eintragungsfähige Rechte:** - **Eigentumsrechte:** Eigentum an Liegenschaften. - **Dienstbarkeiten:** Nutzungsrechte wie Wegerecht oder Leitungsrechte. - **Pfandrechte:** Kreditsicherheiten, z. B. Hypotheken. - **Reallasten:** Regelmäßige Leistungen, z. B. Rentenzahlungen. - **Baurechte:** Das Recht, auf fremdem Grund zu bauen. - **Verfügungsbeschränkungen:** Vormerkungen oder Verbote, z. B. Belastungsverbote. 28. **Pfandrecht:** - **Definition:** Ein beschränktes dingliches Recht, das einer Forderung Sicherheit bietet. Bei Nichterfüllung kann der Gläubiger die Pfandsache verwerten (z. B. durch Zwangsversteigerung). - **Beispiel:** Eine Bank gewährt einen Kredit und lässt als Sicherheit eine Hypothek auf das Grundstück eintragen. 29. **Dienstbarkeit:** - **Definition:** Ein dingliches Nutzungsrecht, das der Eigentümer eines Grundstücks einem anderen einräumt. - **Arten:** - **Grunddienstbarkeiten:** Rechte zugunsten eines anderen Grundstücks, z. B. Wegerecht. - **Persönliche Dienstbarkeiten:** Rechte zugunsten einer Person, z. B. Wohnrecht. - **Negative Dienstbarkeiten:** Verpflichtungen, etwas zu unterlassen, z. B. Bauverbote. 30. **Baurecht:** - **Definition:** Das Baurecht ist ein befristetes, übertragbares Recht, auf einem fremden Grundstück zu bauen. - **Eintragung:** Das Baurecht wird im C-Blatt des Grundbuchs eingetragen. Nach Ablauf des Baurechts geht das Bauwerk an den Grundstückseigentümer über. 31. **Unterschied von Ersitzung und Enteignung:** - **Ersitzung:** Der Erwerb von Eigentum durch ununterbrochenen und rechtmäßigen Besitz über einen langen Zeitraum. - **Beispiel:** Wenn jemand ein Grundstück 30 Jahre lang ohne Widerspruch nutzt, kann er es ersitzen. - **Enteignung:** Staatlicher Eingriff zur Entziehung von Eigentum, meist für öffentliche Zwecke (z. B. Straßenbau). - **Der Eigentümer erhält eine Entschädigung.**