Fragen Pt 3 aus der Recall Zusammenfassung PDF

Summary

This document includes questions from a recall summary about social and ecological corporate responsibility. It discusses the theoretical perspectives of Corporate Social Responsibility (CSR), Private Governance, and Political Corporate Social Responsibility (PCSR).

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Kapitel 3: Sozial und ökologisch verantwortliche Unternehmensführung ==================================================================== Das folgende Kapitel wird die Grundfrage der Unternehmensverantwortung unter der theoretischen Perspektive von Corporate Social Responsibility (CSR), Private Gov...

Kapitel 3: Sozial und ökologisch verantwortliche Unternehmensführung ==================================================================== Das folgende Kapitel wird die Grundfrage der Unternehmensverantwortung unter der theoretischen Perspektive von Corporate Social Responsibility (CSR), Private Governance und Political Corporate Social Responsibility (PCSR) beleuchten. Aufgrund der Vielfalt an Konzepten sozialer Unternehmensverantwortung kann kein einheitlich verstandener CSR-Begriff aus der Literatur zugrunde gelegt werden, daher sollten die skizzierten Begriffe als Sammelbezeichnung für verschiedenste Konzepte sozialer Unternehmensverantwortung verstanden werden. Insbesondere der Teilbereich der PCSR weist Überschneidungen mit politikwissenschaftlichen Konzepten auf. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler [[Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton\_Friedman)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) hat bereits 1970 in seinem Aufsatz \"The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits\" Stellung zur Frage nach der sozialen [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen genommen und eine klassisch-liberale Antwort gegeben. Friedman lehnt eine soziale Verantwortung von Unternehmen aus prinzipiellen Gründen ab und argumentiert, dass nur Individuen moralische Verantwortung zugeschrieben werden können, nicht Unternehmen als juristische Personen. Friedman betont, dass Führungskräfte als individuelle Akteurinnen moralische Verantwortung tragen, jedoch primär den Eigentümerinnen und Aktionären der Unternehmen, für die sie tätig sind, verpflichtet sind. Die primäre Verantwortung der Führungskraft ist es, das Unternehmen in Übereinstimmung mit den Wünschen seiner Besitzerin zu führen, jedoch kann sie auch in ihrer Freizeit soziale Verantwortung wahrnehmen, solange sie die Ressourcen ihres Arbeitgebers nicht dafür einsetzt. Milton Friedman argumentiert, dass Führungskräfte in ihrer beruflichen Rolle nicht generelle gesellschaftspolitisch relevante Themen adressieren sollten, da sie dadurch illegitime Entscheidungen treffen würden. Friedman ist der Meinung, dass Führungskräfte nicht fachlich geeignet sind, um den Effekt einer Maßnahme einzuschätzen, und dass sie das Geld der Eigentümer, Kunden oder Mitarbeiter für ihre eigene private Agenda einsetzen würden. Er betont, dass die Führungskraft in den wenigsten Fällen überhaupt fachlich geeignet ist, um den Effekt einer Maßnahme selbst einzuschätzen, insbesondere wenn es um komplexe Themen wie Inflation oder Klima geht. [[Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton\_Friedman)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) argumentiert, dass die genannten Gruppen (Eigentümer, Kunden, Mitarbeiter) diese Aktivitäten selbstständig unterstützen und finanzieren könnten, wenn es ihnen ein Anliegen wäre. Er kritisiert die Idee einer \"sozialen [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)\" von Unternehmen, da sie der Rolle von Führungskräften und Managern diametral entgegensteht und faktisch einer Besteuerung gleichkäme, ohne dass der Manager durch demokratische Prozesse legitimiert worden wäre. Friedman verortet hinter dem Schlagwort einer \"sozialen Verantwortung\" das sozialistische Dogma, wonach politische Agenden die Verteilung von knappen Ressourcen steuern sollten, anstatt Marktmechanismen. Er argumentiert, dass die vermeintliche Langsamkeit demokratischer Prozesse nur daraus resultieren kann, dass es noch nicht gelungen ist, eine breite Bevölkerungsmehrheit von der Notwendigkeit solcher Maßnahmen zu überzeugen. Friedman betont, dass die einzige legitime Möglichkeit für Führungskräfte, soziale Agenden im wirtschaftlichen Handeln zu realisieren, darin besteht, dass eigentümergeführte Unternehmen diese Agenden freiwillig mit ihrem eigenen Geld umsetzen. Er akzeptiert jedoch, dass ein positives öffentliches Image durch Lippenbekenntnisse zu \"sozialer Verantwortung\" eine legitime Handlungsweise für Manager sein kann, sofern sie dem Unternehmen wirtschaftlich nützt. In einem idealen freien Markt basierend auf Privateigentum kann kein Individuum ein anderes zwingen, alle Kooperationen sind freiwillig und alle Parteien profitieren davon oder sie müssen nicht teilnehmen. [[Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton\_Friedman)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) argumentiert, dass in einem freien Markt die einzige soziale [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen darin besteht, ihre Ressourcen zu nutzen und Aktivitäten zu entwickeln, die darauf abzielen, ihre Gewinne zu steigern, solange sie innerhalb der Regeln des Spiels bleiben. Friedmans Position zur sozialen Verantwortung von Unternehmen wurde in den folgenden Jahrzehnten vielfältig aufgenommen und kritisiert, und kaum eine wirtschaftsethische Fachpublikation kommt ohne einen impliziten oder expliziten Verweis auf Friedman und seine Thesen aus. Friedman entfaltet seine Argumentation in drei wesentlichen Kernthesen: Nur Individuen können moralisch verantwortlich gemacht werden, Manager sind nur den Interessen der Aktionäre und Eigentümer verpflichtet, und Manager sind für die angestrebte Form sozialer Verantwortung nicht demokratisch legitimiert. Das Konzept der sozialen Verantwortung für Unternehmen nach Friedman ist außerdem ein demokratiepolitisches Problem. Ausgehend von Friedmans klassischem Ansatz, wonach Unternehmen keine soziale Verantwortung haben, die über die Profitmaximierung hinausgeht, formulierten Kritiker alternative Ansätze der sozialen Unternehmensverantwortung, die unter dem Schlagwort der Corporate Social Responsibility (CSR) verhandelt werden. Die [[Europäische Kommission (https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische\_Kommission)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Kommission) definiert CSR als freiwilligen Beitrag von Unternehmen zu einer besseren Gesellschaft oder als Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der CSR-Begriff hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, von einem primär philanthropischen Ansatz hin zu ethischen Überlegungen und instrumentellen Ansätzen, die die Spendenbereitschaft von Unternehmen loben. Der allgemeine Trend der CSR-Forschung (Corporate Social Responsibility) zeigt, dass CSR als ein normatives Konzept der unternehmerischen [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) verstanden wird, das über die bloße Spende von Geld für gute Zwecke hinausgeht. CSR befasst sich mit einem breiteren Spektrum ethischer Probleme, die direkt mit den Kernprozessen eines Unternehmens verbunden sind, wie Florian Wettstein betont. Verantwortung und Verpflichtung stehen in einem konzeptionellen Naheverhältnis zueinander, aber CSR bezieht sich oft auf sogenannte supererogatorische Handlungen von Unternehmen, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen und wünschenswert, aber nicht verpflichtend sind. [[Andrea Clausen (https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea\_Clausen)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Clausen) argumentiert, dass CSR nur dem Wortlaut nach mit Verantwortung im eigentlichen Sinne zu tun hat, sondern vielmehr das gesamte soziale Engagement eines Unternehmens beschreibt. Die Definitionsvielfalt von CSR führt dazu, dass manche Autoren CSR als einen Überbegriff für verschiedene Formen der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung im Kontext unternehmerischen Handelns verstehen. Frynas und Stephens definieren CSR als einen \"Umbrella-Term\" für verschiedene Konzepte und Praktiken, die alle anerkennen, dass Unternehmen eine Verantwortung für ihren Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt haben, oft über die gesetzliche Einhaltung hinaus. [Es gibt zwei wesentliche theoretische Ansätze zur Formulierung sozialer [Verantwortun]g](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)] von Unternehmen: das Argument des](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) aufgeklärten Eigeninteresses und das Argument der gesellschaftlichen Verantwortung. Das Argument des aufgeklärten Eigeninteresses besagt, dass Unternehmen soziale Verantwortung vor allem aus Gründen der Profitmaximierung wahrnehmen, um beispielsweise von Konsumenten positiver gesehen zu werden oder um Boykotte zu vermeiden. Die freiwillige Übernahme von sozialer Verantwortung kann auch eine langfristig möglicherweise strengere gesetzliche Regulierung verhindern oder ein langfristiges Investment in besser ausgebildete Arbeitskräfte und einen potenteren Wirtschaftsstandort darstellen. Um der Verantwortungsdimension gerecht zu werden, müssen neben wirtschaftlichen auch moralische Argumente für CSR-Maßnahmen gefordert werden. Moralische Gründe für CSR ergeben sich aus der Ansicht, dass Unternehmen selbst soziale Probleme verursachen und daher moralisch verpflichtet sind, an der Lösung dieser Probleme mitzuwirken. Ein alternativer Ansatz gegen Friedmans klassischen Shareholder-Ansatz ist, dass Unternehmen nicht nur für ihre Aktionäre, sondern für einen viel umfangreicheren Kreis von Personen, die von der Geschäftstätigkeit direkt oder indirekt betroffen sind (Stakeholder), verantwortlich sind. Archie Carrolls viergliedriges Modell der CSR systematisiert diese unterschiedlichen Ansätze und unterteilt CSR in vier wechselseitig aufeinander bezogene Aspekte: ökonomische, rechtliche, ethische und philanthropische [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung). Ökonomische Verantwortung gegenüber Kundinnen, Geschäftspartnern und Mitarbeitern bildet die Basis der CSR und wird von der Gesellschaft unbedingt gefordert. Rechtliche Verantwortung hat einen gleichermaßen verpflichtenden Geltungscharakter, da die Gesellschaft erwartet, dass sozial verantwortliche Unternehmen ihre wirtschaftlichen und rechtlichen Verpflichtungen erfüllen. Ethische Verantwortung reicht über rechtliche und ökonomische Verantwortung hinaus und wird von der Gesellschaft zwar erwartet, aber nicht verbindlich verlangt. Philanthropische Verantwortung ist jener Teil der CSR, deren Erfüllung gesellschaftlich zwar erwünscht ist, jedoch weder verlangt noch erwartet wird. Carrolls Modell bietet den Vorteil, die realen Anforderungen an Unternehmen im ökonomischen und rechtlichen Bereich im Kontext der CSR adäquat abzubilden, wird jedoch kritisiert, dass etwaige Konflikte zwischen Verantwortungsbereichen nicht ausreichend adressiert werden. Darüber hinaus wird kritisiert, dass Carrolls klassisches Modell der CSR stark an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der US-amerikanischen Gesellschaft orientiert ist. Die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) variiert je nach Land und Kultur, beispielsweise wird philanthropisches Engagement von Unternehmen in den USA höher geschätzt als in Europa. CSR ist ein umfassendes Konzept mit unterschiedlichen Definitionen, aber die Tatsache, dass Unternehmen soziale [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) tragen müssen, wird heute weitgehend akzeptiert. Dies steht im Gegensatz zu [[Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton\_Friedman)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) klassischer Theorie, die besagt, dass Unternehmen nur ihren Aktionären verpflichtet sind, während heute oft eine umfassendere Stakeholder-Perspektive (alle betroffenen Gruppen sind bedeutsam) angewendet wird. Archie Carrolls viergliedriges CSR-Modell (CSR-Pyramide) ist ein guter Ausgangspunkt für eine Systematisierung der CSR und unterscheidet zwischen ökonomischer, rechtlicher, ethischer und philanthropischer Verantwortung. Carrolls Modell wurde jedoch auch kritisiert, unter anderem aufgrund der starken Fokussierung auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der USA und fehlender Strategien im Umgang mit in Konflikt stehenden Verantwortungsdimensionen. Ein Beispiel für die Anwendung von CSR-Strategien ist das Unternehmen Nike, das in den 1990er-Jahren aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in seinen internationalen Zulieferbetrieben in öffentliche Kritik geraten war. Simon [[Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter\_Zadek)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) identifizierte fünf Stufen der Organisationsentwicklung und des organisationalen Lernens, die ein Unternehmen im Umgang mit CSR-Themen durchläuft, beginnend mit einer defensiven Abwehrhaltung (defensive Stufe) und endend mit einer proaktiven Strategie. Nikes erste Reaktion auf die Kritik war eine defensive Abwehrhaltung, die jedoch zu noch intensiverer öffentlicher Kritik und einer Intensivierung des Problems führte, woraufhin das Unternehmen Auditoren beauftragte, die Zustände in der Lieferkette zu prüfen. Der Prozess der Reaktion auf externe CSR-Themen wird von Zadek als Compliance-Stufe bezeichnet, bei der Unternehmen ein richtlinienbasiertes Compliance-Modell implementieren, um Reputationsverluste und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Die Compliance-Stufe wird in erster Linie als Einhaltung von Rechtsvorschriften und als mittelbarer Kostenfaktor in der allgemeinen Geschäftstätigkeit verstanden, wie im Fall von Nike, das nach Kritik an seinen Audits eine eigene CSR-Abteilung schuf. Jenseits der bloßen Compliance liegt die Managementstufe, in der Unternehmen CSR-Themen in ihre Managementprozesse integriert haben, um mittelfristig ihren wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und langfristig Vorteile zu lukrieren. Nike hatte ein über achtzigköpfiges CSR-Team und externe Auditoren für mehr als 900 Zulieferbetriebe eingestellt, aber dennoch zeigten investigative journalistische Arbeiten anhaltende systematische Verletzungen der internen Arbeitsrechtsstandards. Nach einer Krisensitzung erhielt die CSR-Abteilung weitgehende Freiheiten, und nach einigen Monaten konnte ein systemisches Problem in der Unternehmens- und Branchenkultur selbst als Ursache der anhaltenden Verstöße ausgemacht werden. Nike zahlte erfolgsabhängige Prämien an die Produktionsmitarbeiter, was einen Anreiz zur systematischen Übertretung der Arbeitsstandards setzte, und entschied sich daraufhin, die Unternehmenskultur grundsätzlich zu ändern, um strategische Vorteile zu realisieren. [[Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter\_Zadek)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) identifiziert dies als die vierte, sogenannte strategische Stufe, in der CSR-Themen in die primären Geschäftsprozesse des Unternehmens integriert werden, um einen strategischen First-Mover-Vorteil zu erzielen. Nike suchte in weiterer Folge den breiten Schulterschluss in der Form sogenannter Multi-Stakeholder-Initiativen, um breit sozial akzeptierte Arbeitsstandards zu schaffen, was Zadek zufolge die fünfte und letzte, sogenannte zivile Stufe der Organisationsentwicklung hinsichtlich CSR-Themen darstellt. In der zivilen Stufe engagieren sich Unternehmen für industrieweite Veränderungen, rechtliche Regulierungen und Multi-Stakeholder-Initiativen. Im Jahr 2000 nahm der damalige CEO von Nike, [[Philip Knight (https://de.wikipedia.org/wiki/Philip\_Knight)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Philip_Knight), an der Gründungsveranstaltung des UN Global Compacts teil, einer Multi-Stakeholder-Initiative zur Förderung verantwortungsvoller Unternehmensführung. Simon Zadek verbindet die fünf Stufen des organisationalen Lernens mit vier korrespondierenden Stadien des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins, den sogenannten Stages of Issue Maturity. Die vier Stadien des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins sind: Die latente Phase, in der ein Thema nur wenigen Aktivisten bekannt ist und kaum von Bedeutung für Wirtschaftstreibende ist. Die aufstrebende Phase, in der das öffentliche Interesse am Thema zunimmt und es auch für Wirtschaftstreibende relevant wird. Die Konsolidierungsphase, in der gesamtgesellschaftliche Diskurse und Multi-Stakeholder-Initiativen entstehen. Die Institutionalisierungsphase, in der das Thema in rechtlich verbindliche oder industrieinterne Regelungen überführt wird. Die fünf Stufen des organisationalen Lernens sind: Die defensive Stufe, in der [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) geleugnet wird, um einen Reputationsverlust abzuwenden. Die Compliance-Stufe, in der ein richtlinienbasiertes Compliance-Modell implementiert wird, um Reputationsverluste und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Die Managementstufe, in der CSR-Management in die Unternehmensstruktur integriert wird, um mittelfristig den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Die strategische Stufe, in der CSR-Themen in die primären Geschäftsprozesse des Unternehmens integriert werden, um einen strategischen First-Mover-Vorteil zu erzielen. Die zivile Stufe, in der Unternehmen sich für industrieweite Veränderungen, rechtliche Regulierungen und Multi- Stakeholder-Initiativen engagieren. [[Peter Zadek (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter\_Zadek)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Zadek) betont, dass Unternehmen gemäß dem Reifegrad ihrer CSR-Strategie auf unterschiedliche Weisen reagieren können und dass die entsprechende Stufe organisationalen Lernens mit der jeweiligen Phase des gesamtgesellschaftlichen Problembewusstseins korrespondieren muss. [Simon Zadek beschreibt die Entwicklung von gesellschaftlicher und sozialer [Verantwortun]g](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)] in fünf Phasen: der latenten Phase, der](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) aufstrebenden Phase, der Konsolidierungsphase, der Institutionalisierungsphase und der zivilen Stufe. In der latenten Phase ist das Thema nur wenigen Aktivisten bekannt und hat kaum Bedeutung für Wirtschaftstreibende, während es in der aufstrebenden Phase an Bedeutung gewinnt, wenn das öffentliche Interesse und die Forschungsintensität zunehmen. Die Konsolidierungsphase ist gekennzeichnet durch die Entstehung gesamtgesellschaftlicher Diskurse und Multi- Stakeholder-Initiativen, während die Institutionalisierungsphase durch die Überführung des Themas in rechtlich verbindliche oder industrieinterne Regelungen gekennzeichnet ist. Unternehmen müssen ihre Reaktion auf gesellschaftliche Themen an die jeweilige Phase anpassen, um keinen Reputationsverlust zu riskieren. Die Reflexionsfrage fordert dazu auf, die Bedeutung von CSR-Maßnahmen und -Grundsätzen für Unternehmen vor dem Hintergrund von Simon Zadeks fünf Stufen organisationalen Lernens im Umgang mit CSR-Themen zu reflektieren. Der Begriff der Corporate Citizenship (CC) wird seit den 1990er-Jahren verwendet, um die soziale Unternehmensverantwortung zu beschreiben. Es gibt drei Definitionen von CC: die limitierte Sicht, die CC mit philanthropischem Engagement gleichsetzt, die äquivalente Sicht, die CC und CSR als synonym betrachtet, und die umfassende Sicht, die CC als liberalen Bürgerschaftsbegriff versteht. Die umfassende Sicht auf CC beruht auf sozialen Rechten, politischen Rechten und Bürgerrechten und ist die konzeptionell spannendste Definition. Die Definitionen von CC sind teilweise deckungsgleich mit bereits etablierten Definitionen der CSR, aber auch unterschiedlich in ihrer Ausprägung. Die Konzeption der Corporate Citizenship (CC) kann nicht einfach auf Unternehmen übertragen werden, da sie im politischen Diskurs das Verhältnis von individuellen Bürgern zu Staaten und Regierungen regelt. CC kann als die Konzeption einer politischen Rolle von Unternehmen bezogen auf Bürgerrechte von Individuen verstanden werden, insbesondere in Staaten mit schlechter Infrastruktur, geringem Pro-Kopf-Einkommen und schwachen politischen Institutionen. Unternehmen können in solchen Ländern soziale Rechte wie Wohlfahrtsleitungen, Bildungsprogramme oder medizinische Versorgung bereitstellen und auf lokale Regierungen einwirken, um Bürgerrechte zu stärken. Im Hinblick auf politische Rechte können Unternehmen politische Anliegen kanalisieren und zu deren Lösung beitragen, insbesondere in Industrieländern, in denen politische Anliegen oft durch Proteste oder Boykotte an Unternehmen herangetragen werden. Die umfassende Definition von CC betont die Doppelrolle von Unternehmen als ökonomische und politische Akteurinnen und hilft, Fragen der Globalisierung und der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Kontext der Wirtschaftsethik zu adressieren. Es gibt drei unterschiedliche Definitionen von CC im Hinblick auf deren Beziehung zu CSR: CC als philanthropisches Engagement von Unternehmen, CC als Synonym für CSR und CC im Kontext von liberalen Konzepten der Bürgerschaft. Die umfassende Definition von CC ist deskriptiv, da Unternehmen in wirtschaftlich und infrastrukturell schwachen Ländern de facto politische Akteurinnen sind, und normativ, da sie Fragen der Globalisierung und der Nachhaltigkeit im Kontext der Wirtschaftsethik adressiert. Unternehmen können durch ihre Geschäftstätigkeit Umweltschäden verursachen oder gesamtgesellschaftliche Schäden durch Korruption, Betrug oder Menschenrechtsverletzungen erzeugen. [Traditionell wird argumentiert, dass Unternehmen keine soziale [Verantwortun]g](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)] über die eigene Gewinnmaximierung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) hinaus tragen sollten, da Regierungen für die Schaffung gesetzlicher Regelungen zuständig sind. Die Implementierung von CSR-Maßnahmen (Corporate Social Responsibility) wird oft als Win-win-Situation beschrieben, bei der Unternehmen langfristig höhere Gewinne erzielen können, aber dies ist nicht immer der Fall. Einzelne Unternehmen haben oft nicht die Möglichkeit, alleine tiefgreifende Veränderungen bei sozialen Problemen herbeizuführen, und die Effekte von CSR-Maßnahmen bleiben häufig defizitär. Unternehmen werden in der Praxis häufig mit Win-lose-Szenarien konfrontiert, bei denen sie entweder Gewinne auf Kosten der Gesellschaft machen oder Geld zugunsten der Gesellschaft verlieren. Eine mögliche Lösung für diese Problemstellung besteht in der Teilnahme an Collective-Action-Initiativen, bei denen Unternehmen zusammenarbeiten, um Lösungen für soziale und ökologische Probleme zu formulieren. Private Governance oder private Regulierung ist eine Form von Collective-Action-Initiativen, bei der Unternehmen freiwillig zusammenarbeiten, um private Regulierungsinitiativen zu starten und systemische Risiken zu regulieren. [Ein Beispiel für Private Governance ist der Accord on Fire and Building Safety in [Bangladesch]](https://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch)], der nach dem Einsturz des Rana Plaza](https://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch) Gebäudekomplexes 2013 ins Leben gerufen wurde, um die Sicherheit von Fabrikarbeitern in der Bekleidungsindustrie zu verbessern. Die westlichen Marken trugen keine rechtliche [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) für den Einsturz eines Gebäudes in Bangladesch, aber der öffentliche Druck führte dazu, dass sie ihre Verantwortung für Arbeitsrechte entlang der internationalen Lieferketten anerkennen mussten. Als Reaktion auf die öffentlichen Forderungen gründeten die Unternehmen den Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh, um Sicherheitsprogramme für Textilarbeiter in Bangladesch zu finanzieren und die Wettbewerbsnachteile für einzelne Unternehmen zu minimieren. [Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Private-Governance-Initiative ist das [Forest Stewardship Council]](https://de.wikipedia.org/wiki/Forest_Stewardship_Council) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Forest\_Stewardship\_Council)] (FSC), das 1993 von Umweltorganisationen wie [WWF]](https://de.wikipedia.org/wiki/WWF) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/WWF)] und](https://de.wikipedia.org/wiki/WWF) [[Greenpeace (https://de.wikipedia.org/wiki/Greenpeace)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Greenpeace) [sowie](https://de.wikipedia.org/wiki/WWF) Holzeinkäufern, Gewerkschaften und Vertretern indigener Gruppen gegründet wurde, um ökologisch unbedenkliche Tropenholzgewinnung zu fördern. Private Governance beschreibt die freiwillige private Regulierung von nicht-staatlichen Akteuren, Unternehmen und anderen Stakeholdern zur Adressierung gesamtgesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Probleme. Private-Governance-Initiativen sind Teil eines umfassenderen Konzepts von Collective Action im Unternehmenskontext und sind rechtlich nicht bindend, sondern versuchen, systemische Risiken oder drohendes Markversagen zu regulieren. Sie entstehen häufig als Reaktion auf äußere Kritik im Hinblick auf mangelhaft wahrgenommene soziale oder ökologische Verantwortung. [Die zunehmende öffentliche Forderung nach mehr unternehmerischer [Verantwortun]g](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)] deutet auf eine sich verändernde öf](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)fentliche Wahrnehmung der Rolle der Wirtschaft bzw. der Unternehmen selbst hin. Anders als [[Milton Friedman (https://de.wikipedia.org/wiki/Milton\_Friedman)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman) klassische Position, die jede politische oder soziale Verantwortung von Unternehmen mit Ausnahme der Verantwortung zur Gewinnsteigerung verneint, wird von Unternehmen heute erwartet, dass sie in einem viel umfassenderen gesellschaftlichen Sinne sozial verantwortlich handeln. Die Diskussion über Corporate Social Responsibility (CSR) hat sich in den letzten Jahren verstärkt, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung ökologischer und ethischer Standards. Einige CSR-Experten, wie Andreas Scherer und Guido Palazzo, haben den politischen Aspekt von CSR hervorgehoben und das Forschungsgebiet der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) begründet. PCSR wird als theoretischer Oberbegriff verstanden und bezieht sich auf das Engagement von Unternehmen in der politischen Sphäre, insbesondere in Bezug auf ökologische und soziale Herausforderungen sowie Menschenrechtsthemen. Der PCSR-Begriff ist jedoch mit definitorischen Herausforderungen konfrontiert, da er auf einer komplexen und manchmal widersprüchlichen Definition von CSR aufbaut und sich auf eine kontroverse Definition des Begriffs \"politisch\" stützt. Kritiker wie Carl Rhodes und Peter Fleming argumentieren, dass PCSR als politisches Engagement von Unternehmen zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme mit einem Siegeszug neoliberaler Politik und dem Abbau demokratischer Strukturen gleichzusetzen sei. Scherer und Palazzo vertreten jedoch die Ansicht, dass PCSR als ein Engagement des Unternehmens in der politischen Sphäre verstanden werden muss, um ökologische und soziale Herausforderungen sowie Menschenrechtsthemen anzugehen. [Sie betonen die Bedeutung der deliberativen Demokratie, die sich auf die Diskursethik von [Jürgen Habermas]](https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen\_Habermas)] stützt, aber den idealistischen Zugang eines idealen](https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas) Diskurses ablehnt. Scherer und Palazzo entwickeln eine umfassend-normative Konzeption von PCSR, die Unternehmen als politische Akteure sieht, die sich an öffentlichen Debatten, kollektiven Entscheidungen und der Bereitstellung öffentlicher Güter oder der Einschränkung öffentlicher Schäden beteiligen. Diese Konzeption umfasst unter anderem die Unterstützung von Unternehmen für verschiedene Bereiche der Governance, wie öffentliche Gesundheit, Bildung, öffentliche Infrastruktur, die Durchsetzung sozialer und ökologischer Standards entlang von Lieferketten oder den Kampf gegen den globalen Klimawandel, Korruption, Diskriminierung oder Ungleichheit. Die politische CSR (PCSR) von Scherer und Palazzo geht über eine rein instrumentelle Sichtweise von CSR hinaus und trägt zu einer umfassenden Konzeption globalen Politikverständnisses bei. Dieses neue politische Paradigma basiert auf der Annahme, dass die strikte Trennung zwischen privaten Unternehmen und nationalstaatlicher Verwaltung in einer globalisierten Welt nicht länger aufrechterhalten werden kann. Der Niedergang der \"westfälischen Weltordnung\" hat zu einem Verlust der den Nationalstaaten zugeschriebenen Regelungsbefugnis und zu einer zunehmenden Zersplitterung der Befugnisse und Zuständigkeiten zwischen öffentlichen und privaten Interessenbereichen geführt. Die Globalisierung wurde als ernsthafte Bedrohung für die Souveränität der Nationalstaaten identifiziert und [führte zur Entstehung transnationaler privater Governance-Initiativen und freiwilliger \"[Soft Law]](https://de.wikipedia.org/wiki/Soft_Law) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Soft\_Law)]\", die das rechtlich verbindliche \"hard law\" ergänzen.](https://de.wikipedia.org/wiki/Soft_Law) Scherer und Palazzo kommen zu dem Schluss, dass die Globalisierung nicht nur die kulturelle Deutungs- und Regulierungshoheit des Nationalstaats aufweicht, sondern auch zu einer lebhaften Debatte über das grundlegende Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft führt. Die Neukonzeption von Legitimität in der politischen Theorie ist in diesem Zusammenhang bedeutsam. Das Aufkommen der akademischen PCSR-Debatte wurde auch von Unternehmen als Reaktion beschrieben, um sogenannte Regulierungslücken ([[Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische\_Sprache)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache): governance gaps) zu schließen. Regulierungslücken sind gesellschaftliche Probleme, zu deren Lösung (national-)staatliche Akteure entweder nicht in der Lage oder nicht willens sind. Multinationale Unternehmen haben von verschiedenen Arten von Regulierungslücken profitiert, indem sie nationale Vorschriften und Gesetze umgingen und realpolitischen Druck auf nationale Regierungen ausübten. Diese Unternehmen sind besonders präsent in sogenannten gescheiterten Staaten (englisch: failed states), die aufgrund mangelnder Infrastruktur, hoher Korruption, ethischer Konflikte, Kriege etc. grundlegende Funktionen des Staatswesens nicht mehr erfüllen können. Das Konzept der Political Corporate Social Responsibility (PCSR) ist ein wirtschaftsethisches und managementwissenschaftliches Konzept, das den besonderen Charakter multinationaler Unternehmen zum Ausgangspunkt hat. PCSR ist ein Überbegriff mit verschiedenen konkreten Ausprägungen, wobei die politische Dimension der CSR und der Private Governance besondere Beachtung erfährt. Die Forschung zu PCSR wurde primär durch die Arbeiten von Andreas Scherer und Guido Palazzo initiiert, die einen betont normativen PCSR-Begriff vertreten, der die Bedeutung der deliberativen Demokratie betont. Kritiker des PCSR-Konzeptes sehen im politischen Engagement von Unternehmen zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme einen Siegeszug neoliberaler Politik und den Abbau demokratischer Strukturen. Multinationale Unternehmen können gesetzliche Regelungen in einzelnen Staaten durch Verlagerung ihrer Geschäftsaktivität in eine andere Niederlassung meist effektiv umgehen, was die Notwendigkeit von Private- Governance-Initiativen erhöht. Die Konzeption von Private-Governance-Initiativen wird als Reaktion von Unternehmen beschrieben, um sogenannte Regulierungslücken ([[Englische Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Englische\_Sprache)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache): governance gaps) zu schließen, insbesondere in sogenannten gescheiterten Staaten. Die Aufgabenteilung von Unternehmen und Politik muss grundsätzlich neu gedacht werden, insbesondere im Kontext mangelnder gesetzlicher Regulierung in gescheiterten Staaten. Das Kapitel \"Gesellschaftliche [[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen und Führungskräften\" befasst sich mit der weiteren gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, einschließlich des sozialen und politischen Aktivismus von Führungskräften und der Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen. Die gesellschaftliche und ökologische Verantwortung von Unternehmen und Investoren im Kontext der ESG- Standards steht im Zentrum dieses Kapitels, das sich an der Trias von sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit orientiert. CEO-Activism, die Übernahme politischer Verantwortung von Unternehmen und deren Führungskräften, hat eine lange Tradition und kann nicht auf ein einzelnes Initialereignis zurückgeführt werden. Nelson, damals CEO von Carlson Companies, wurde für ihre politischen Stellungnahmen kritisiert, bestand jedoch darauf, dass Unternehmen die Verantwortung für Fehlverhalten im Zusammenhang mit ihren Geschäftstätigkeiten und darüber hinaus zu tragen hätten. Nelson plädierte dafür, dass Carlson Companies aktiv gegen Kinderprostitution und Menschenhandel auftreten und auch Ressourcen des Unternehmens dafür aufwenden solle. [Andere Führungskräfte führender US-Unternehmen wie [Howard Schultz]](https://de.wikipedia.org/wiki/Howard_Schultz) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Howard\_Schultz)] (CEO von](https://de.wikipedia.org/wiki/Howard_Schultz) [[Starbucks (https://de.wikipedia.org/wiki/Starbucks)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Starbucks)) und [[Tim Cook (https://de.wikipedia.org/wiki/Tim\_Cook)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Tim_Cook) (CEO von [[Apple (https://de.wikipedia.org/wiki/Apple)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Apple)) beteiligten sich später an ähnlichen sozialpolitischen Äußerungen. Schultz bat 2013 seine Kundinnen darum, keine Feuerwaffen in Starbucks-Filialen mitzunehmen, während Cook [2015 öffentlich die fehlenden Rechte für Homosexuelle in seinem Heimatstaat [Alabama]](https://de.wikipedia.org/wiki/Alabama) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Alabama)] kritisierte.](https://de.wikipedia.org/wiki/Alabama) Unternehmen und Führungskräfte engagieren sich auch in jüngerer Vergangenheit in aktuellen politischen oder sozialen Fragen und prägen so die öffentliche Debatte über diese Themen mit. Ein Beispiel hierfür ist der CEO von Airbnb, [[Brian Chesk]y [ (https://de.wikipedia.org/wiki/Brian\_Chesky)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Brian_Chesky), der 20.000 afghanischen Flüchtlingen eine kostenlose Unterkunft anbot und sich damit öffentlich in die mediale Diskussion hinsichtlich der humanitären Krise in [[A]fg[hanistan (https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan) einbrachte. [Eine Gruppe einflussreicher multinationaler Unternehmen, darunter Amazon und [Google]](https://de.wikipedia.org/wiki/Google) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Google)], unterzeichnete 2021 einen offenen Brief, in dem](https://de.wikipedia.org/wiki/Google) sie sich gegen ein neues, vermeintlich diskriminierendes Wahlrecht im US-Bundesstaat Georgia aussprachen. Derartige Fälle von politischem Engagement bleiben nicht auf den angloamerikanischen Raum beschränkt, wie das Beispiel von [[Joe Kaeser (https://de.wikipedia.org/wiki/Joe\_Kaeser)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Joe_Kaeser), dem damaligen Vorstandsvorsitzenden [des deutschen Siemens-Konzerns, zeigt, der US-Präsident [Donald Trump]](https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Donald\_Trump)] als Rassist beschuldigte.](https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Trump) Der soziopolitische Aktivismus von CEOs tendiert primär zu progressiven politischen Positionen wie LGBTQI- Rechten, Klimawandel oder Antirassismus. Es gibt jedoch auch einige wenige CEOs, die sich für politisch konservative Anliegen ausgesprochen haben, wie [Dan Cathy, CEO von [Chick-fil-A (https://de.wikipedia.org/wiki/Chick-fil-A)], und [Guido Barilla]](https://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Barilla) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Guido\_Barilla)], CEO von Barilla.](https://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Barilla) Das politische Engagement von Unternehmen und Führungskräften ist kein neues Phänomen, aber CEO- Activism unterscheidet sich vom klassischen Lobbying durch seinen öffentlichen und aktivistischen Charakter. [Ein Beispiel für CEO-Activism ist die Geschichte des US-Getränkegiganten [The Coca-Cola Company]](https://de.wikipedia.org/wiki/The_Coca-Cola_Company) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/The\_Coca-Cola\_Company)], als der damalige CEO J. Paul Austin 1963](https://de.wikipedia.org/wiki/The_Coca-Cola_Company) persönliche Kontakte nutzte, um die Wirtschaftselite Atlantas zu überreden, an einem Galadinner zu Ehren von Dr. Martin Luther King Jr. teilzunehmen. Im Gegensatz dazu sprach sich der aktuelle CEO [[James Quince]y [ (https://de.wikipedia.org/wiki/James\_Quincey)]](https://de.wikipedia.org/wiki/James_Quincey) 2021 öffentlich gegen die geplante Novellierung des Wahlgesetzes im US-Bundesstaat Georgia aus, was zu einem öffentlichen Boykottaufruf des damaligen US-Präsidenten Donald Trump führte. CEO-Activism kann unterschiedliche gesellschaftliche Anliegen zum Gegenstand haben und unterscheidet sich in verschiedenen Formen, aber die persönliche und öffentliche Meinungsäußerung einer Führungskraft oder eines CEOs steht immer im Zentrum. Hambrick und Wowak definieren CEO-Activism als \"eine persönliche und öffentliche Meinungsäußerung eines Geschäftsleiters zu einem Thema der aktuellen sozialen oder politischen Debatte, mit dem Ziel, sichtbar Stellung zu beziehen und Meinungen in die gewünschte Richtung zu beeinflussen\". Empirische Untersuchungen zum CEO-Activism haben gezeigt, dass es einen signifikanten Generationsunterschied in der Wahrnehmung und Befürwortung von CEO-Activism gibt, insbesondere zwischen Millennials, [[Generation X (https://de.wikipedia.org/wiki/Generation\_X)]](https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_X) und Babyboomern. Die Forschung zu CEO-Activism steht noch am Anfang, und es gibt noch keine einheitliche Definition des Phänomens in der Fachliteratur. Die zunehmend positive Wahrnehmung von CEO-Activism wird mit einer wachsenden Bereitschaft von Konsumenten in Verbindung gebracht, bei Unternehmen zu kaufen, die von CEOs geführt werden, die sich zu gesellschaftlichen Themen äußern. Millennials stehen diesen Trends im Allgemeinen positiver gegenüber als Angehörige älterer Generationen, was den Schluss zulässt, dass CEO-Activism eine zunehmend wichtige Rolle bei den Kaufabsichten von Millennials spielt. Die historischen Wurzeln des sozio-politischen Aktivismus von Führungskräften (CEO-Activism) liegen im 20. und 21\. Jahrhundert, wobei die politische Einflussnahme von Unternehmen im Sinne des klassischen Lobbyings jedoch keine neue Entwicklung ist. CEO-Activism bezieht sich auf öffentliche sozialpolitische Stellungnahmen von Führungskräften mit dem Ziel, die öffentliche Meinung mit Mitteln des medialen Diskurses zu beeinflussen bzw. vermeintliche Missstände aufzudecken. Aktuell ist CEO-Activism vor allem bei großen US-amerikanischen Konzernen und deren CEOs zu beobachten, bleibt jedoch nicht darauf beschränkt. Thematisch können sich aktivistische Äußerungen sowohl auf konservative als auch progressive Themen beziehen, wobei letztere den Diskurs eindeutig dominieren. CEO-Activism muss konzeptionell vor dem breiteren Hintergrund der PCSR-Debatte verstanden werden, wobei der politische Aktivismus von Führungskräften als Ausdruck der politischen Rolle des Unternehmens selbst zu verstehen ist. Die spezifische Rolle von CEOs von der Rolle anderer Mitarbeiter im Unternehmen abzugrenzen, ist vor dem theoretischen Hintergrund der Rollenverantwortung sinnvoll. Lafley skizziert vier Kernaufgaben, anhand derer sich die Rolle des CEOs im Unternehmen darstellen lässt: die Bedeutung der Außenperspektive zu klären, profitable Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren und das Kerngeschäft zu definieren. Die Kernaufgaben eines CEOs umfassen strategische Entscheidungen zur Unternehmensentwicklung und Erschließung neuer Geschäftsfelder, das Herstellen eines Gleichgewichts zwischen kurzfristigen und langfristigen Prioritäten sowie die Beeinflussung der Unternehmenskultur im Hinblick auf Werte und Standards. Diese Aufgaben wurden von Lafley beschrieben, jedoch stellen sie keine allgemein akzeptierte Charakterisierung der Aufgaben und Verantwortungen von CEOs im wissenschaftlichen Diskurs dar. Lafleys Einteilungen zeigen jedoch die hohe Bedeutung, die er sich und anderen CEOs im Unternehmenskontext zuschreibt, und entsprechen einem wesentlichen Aspekt der aktuellen Forschung im Bereich CEO-Activism. CEO-Activism ist ein vergleichsweise neues Phänomen, und die Forschung hierzu ist fragmentarisch bzw. noch im Entstehen begriffen. Branicki et al. haben eine umfassende typologische Erfassung von CEO-Activism unternommen und vier verschiedene Typen von CEO-Activism im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche moralische Bedeutung bzw. Kontroversität und Relevanz des Themas für das Kerngeschäft oder die Branche des CEOs unterschieden. Die vier Typen von CEO-Activism sind: Token-Activism: geringe moralische Bedeutung des Themas und geringe Verbindung zum Kerngeschäft des CEOs, oft instrumentelle Gründe des Unternehmens im Vordergrund. Servant-Activism: Themen von hoher gesellschaftlicher Aktualität, aber geringer Relevanz für das Kerngeschäft des CEOs, persönliches Engagement des CEOs im Vordergrund. Strategic-Activism: geringes Maß an gesamtgesellschaftlicher Relevanz und Intensität, jedoch ein hohes Maß an branchenspezifischer Relevanz. Jeder Typ von CEO-Activism hat seine eigenen Risiken und Chancen, und die Wahl des richtigen Typs hängt von den Zielen und Prioritäten des CEOs und des Unternehmens ab. [Der CEO eines Unternehmens hat eine einzigartige Rolle und [Verantwortun]g](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [[ https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)], die sich von anderen Mitarbeitern](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) unterscheidet. Der CEO ist verantwortlich für die Definition des Kerngeschäfts, die Abwägung von Stakeholder-Interessen und die Entscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen Unternehmenszielen. Branicki et al. entwickeln ein viergliedriges Modell des CEO-Activism, das aus Token-, Servant-, Strategic- und Citizen-Activism besteht. Token-Activism zeichnet sich durch geringe moralische Bedeutung des Themas und geringe Verbindung zum Kerngeschäft des CEOs aus. Servant-Activism zeichnet sich durch Themen von hoher gesellschaftlicher Aktualität, aber geringer Relevanz für das Kerngeschäft des CEOs aus. Strategic-Activism beinhaltet ein geringes Maß an gesamtgesellschaftlicher, jedoch ein hohes Maß an branchenspezifischer Relevanz und kann im Kontext der klassischen CSR und PCSR verstanden werden. Citizen-Activism verfügt sowohl über eine hohe gesellschaftliche als auch eine hohe branchenspezifische Relevanz und ermöglicht ein Win-win-Szenario aus moralischen und unternehmerischen Interessen. Die Typologien von CEO-Activism stellen noch keine standardmäßige Einteilung dar, können jedoch als erster vielversprechender Versuch in Richtung einer solchen verstanden werden.

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