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VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 1 PD Dr. Martin Daumiller VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von...

VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 1 PD Dr. Martin Daumiller VO Individuums- und entwicklungspsychologische Grundlagen von Bildung und Lernen Einführung Martin Daumiller Hannelore Koch & Marko Lüftenegger VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 2 PD Dr. Martin Daumiller Ihre Meinung srs.univie.ac.at Raumnummer: 0738 7789 Ich bin … … eine Eule (Abendtyp) … eine Lerche (Morgentyp) … weder eine Eule noch eine Lerche. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 3 PD Dr. Martin Daumiller Mehrheit der Jugendlichen sind Eulen: 20% extrem; 20-30% stark betroffen (ab 12-13 Jahren passiert Veränderung sehr schnell) Ursachen? – Hormone? (Männer vom Abendtyp ↑Testosteron-Werte, Lerchen morgens nach dem Aufwachen ↑ Cortisolspiegel) – Umwelt? (Sonnenlicht, Temperatur, Sonnenuntergang; je näher am Äquator (Breitengrad), desto eher Lerche; Lichtverschmutzung & elektronische Bildschirmmedien „verschieben“ den Chronotyp) Schüler*innen die Eulen sind verbringen mehr Zeit mit elektronischen Medien und weniger mit Sport „Sozialer Jetlag“: Schlaf vom Wochenende unterscheidet sich meist deutlich vom Wochentag (sozialer vs. Innerer Biorhythmus) Geschlechtsunterschiede (Frauen stehen früher auf und schlafen länger) → gleicht sich an über die Lebenszeit (Randler & Rahafar, 2017) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 4 PD Dr. Martin Daumiller Inhalt der Einheit 1. Organisation der Lehrveranstaltung – LV Team – Inhalte der LV & Moodle – Literatur – Selbsterfahrung/Begleitforschung – Prüfung 2. Inhaltliche Einführung in die LV VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 5 PD Dr. Martin Daumiller Teil 1 ORGANISATION DER LEHRVERANSTALTUNG VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 6 PD Dr. Martin Daumiller LV Team Vortragender Martin Daumiller LV-Konzept und Inhalte Tutorin Hannelore Marko Alina Wunsch Koch Lüftenegger [email protected] VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 7 PD Dr. Martin Daumiller Inhalte der Lehrveranstaltung 1. Psychologie in der Lehrer*innenbildung 2. Psychologische Grundlagen des Lernens & Lehrens 3. Methoden empirisch pädagogisch- psychologischer Forschung VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 8 PD Dr. Martin Daumiller https://moodle.univie.ac.at/ Inhalte: VO-Folien, Links zu Streams/Videos (synchron und asynchron), Übungen, Prüfungsmodalitäten, Literaturverweise, Selbsttest Wichtige Informationen erfolgen via Nachrichtenforum Kommunikation mit der Tutorin via Moodle Foren (Organisatorisches & Inhaltliches) Bei Fragen: Zunächst im Forum nach Antworten suchen Posten der Frage ausschließlich im Moodle Forum (keine Mails) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 9 PD Dr. Martin Daumiller Übungen Übungen als Vor- oder Nachbereitung zu einzelnen Einheiten Es ist sinnvoll diese Übungen begleitend zur Lehrveranstaltung zu machen da diese teilweise auch in der Vorlesung aufgegriffen werden Inhalte dieser Übungen sind auch Prüfungsstoff Liegt in der Eigenverantwortung jeder einzelnen Person diese Übungen zu machen VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 10 PD Dr. Martin Daumiller Selbsttest Im Moodle Kurs verfügbar Beispielfragen wie sie auch zur Prüfung kommen könnten Keine Überprüfung ob genutzt wurde Wird nicht benotet 2 Ziele: 1. Erste Lernkontrolle des bisherigen Stoffes 2. Kennenlernen des Prüfungsmodus VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 11 PD Dr. Martin Daumiller Literatur Urhahne, D., Dresel, M., & Fischer, F. (2019). Kapitel 1, 2, 5, 9, 10, 11, 12, Psychologie für den Lehrberuf. Springer. 16, 24, 25, 27-30 VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 12 PD Dr. Martin Daumiller Wie gelange ich zur Literatur? Mit u:access innerhalb und außerhalb des Netzwerks der Universität LogIn mit u:account ID und Passwort unter https://bibliothek.univie.ac.at/en/uaccess.html (Tipp: Symbol in die Favoritenleiste ziehen) Ansehen des Ebooks bzw. Download des Artikels/PDF VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 13 PD Dr. Martin Daumiller Selbsterfahrung / Begleitforschung Angedockt an die LV findet auch immer wieder Begleitforschung statt → steht immer in Beziehung zu den konkreten Inhalten dieser Lehrveranstaltung Konkreter Zeitraum für die Teilnahme! Bonus-Punkt für die Leistungsbeurteilung Keine Pflicht zur Teilnahme! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 14 PD Dr. Martin Daumiller Studie zur EU-Wahl 2 Online-Fragebogen | Teilnahme via PC/Laptop, Smartphone oder Tablet Dauer: ca. 20 Minuten und 2 Minuten Durchführungszeitraum: 13.05.–31.05. und 10.06–16.06.2024 2x 30€ Amazon Link zur Studie: https://ww3.unipark.de/uc/voteeu Gutschein gewinnen! Fragen an: [email protected] BONUSPUNKT NUR MIT ANGABE DER MATRIKELNUMMER!!! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 15 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung I 1.Termin: Montag, 17.06.2024 | 09:45 – 11:15| Auditorium Maximum Tiefparterre Hauptgebäude Stiege 10 Ort: In Präsenz Anmeldungen: Mo., 20.05.2024 | 10:00 bis Mo., 10.06.2024 | 10:00 Abmeldungen: Samstag, 15.06.2024 | 22:00 Prüfungsstoff: Alle Inhalte der Vorlesung plus Zusatzliteratur pro Einheit (d.h. in Zweifelsfällen, in denen Vorlesung und Zusatzliteratur unterschiedliche Informationen geben, haben die Vorlesungsinhalte Vorrang)! Es werden in der Vorlesung Inhalte vorkommen, die nicht in der Zusatzliteratur stehen; und in der Zusatzliteratur stehen viele Informationen, die nicht in der Vorlesung vorkommen. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 16 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung II Prüfungsdauer: 50 Minuten Fragenanzahl: 25 Zu erreichende Punkte: 25 (je 1 Punkt pro Frage) Pro Prüfungsfrage gibt es fünf Antwortalternativen, wobei 1-4 davon richtig sein können (ohne Angabe der Zahl der richtigen Lösungen). Innerhalb der richtigen Antworten werden Teilpunkte vergeben (z.B. 2 von 3 richtige – 0,66 Punkte). Sobald eine falsche Antwortalternative angekreuzt wurde, gibt es keine Punkte für die gesamte Frage. Es gibt keine Minuspunkte. Bestehen: Bestanden ist die Klausur, wenn mehr (!) als 50% der Punkte erreicht werden. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 17 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung III Was wird genau geprüft? – Deklaratives Wissen (= Faktenwissen): Wissen wiedergeben können. Welche Gehirnstrukturen sind für Lernprozesse von vorrangiger Bedeutung? Hirnstamm Vegetatives Nervensystem Limbisches System Hypophyse Neocortex VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 18 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung III Was wird genau geprüft? – Deklaratives Wissen (= Faktenwissen): Wissen wiedergeben können. – Verstehen: Bedeutung des Wissens soll erfasst werden. Seit Gerda von ihrem Vater zur Matura ein Auto versprochen wurde, wenn sie in Englisch ein „Sehr gut“ schafft, lernt Gerda jeden Tag zwei Stunden Englisch. Ihr Vater ist sehr froh, dass seine Tochter so hoch motiviert ist. Von welcher Art der Motivation ist in diesem Beispiel die Rede? Extrinsische Motivation Intrinsische Motivation Implizite Motivation Emotionale Motivation Kompetenzmotivation VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 19 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung III Was wird genau geprüft? – Deklaratives Wissen (= Faktenwissen): Wissen wiedergeben können. – Verstehen: Bedeutung des Wissens soll erfasst werden – Anwenden: Das Erlernte (angeeignetes und verstandenes Wissen) soll in konkreten Situationen angewandt werden können. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 20 PD Dr. Martin Daumiller Wissenswertes zur Prüfung III Was wird genau geprüft? – Deklaratives Wissen (= Faktenwissen): Wissen wiedergeben können. – Verstehen: Bedeutung des Wissens soll erfasst werden – Anwenden: Das Erlernte (angeeignetes und verstandenes Wissen) soll in konkreten Situationen angewandt werden können. Wenn ich vier Schülerinnen nach der Anzahl der verbrachten Stunden für die Erledigung der Hausübung frage und die vier Zahlen 1, 5, 5 und 7 als Antworten bekomme, ist die Zahl 5... … das arithmetische Mittel (Mittelwert) … der Median … der Modalwert … die Standardabweichung … die Stichprobenanzahl VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 21 PD Dr. Martin Daumiller Ebbinghaus Illusion VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 22 PD Dr. Martin Daumiller Gesetz der Geschlossenheit VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 23 PD Dr. Martin Daumiller Pareidolie (Erscheinung, Schattenbild) bezeichnet das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. besondere Form einer Clustering- Illusion oder Heuristik VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 24 PD Dr. Martin Daumiller „200 Gesichter von Lokesvara“ Bayon Tempel, Angkor Wat, Kambotscha VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 25 PD Dr. Martin Daumiller Wussten sie, dass das das Gehirn unnötige Information automatisch ignoriert? Genau so wie das zweite “das” im ersten Satz. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 26 PD Dr. Martin Daumiller Psychologie angewendet: Wie lerne ich effizient und effektiv? Testeffekt / retrieval practice (Gedächtnisforschung) Informationen werden viel besser erinnert, wenn sie nach dem Lesen im Selbsttest überprüft werden (anstatt sie nur noch einmal zu lesen) Allgemeine Zielsetzung fürs Lernen: Weniger Zeit für das reine Aneignen von Wissen (Input-Seite) und mehr Zeit für den Abruf des bzw. das Arbeiten mit dem Wissen (Output-Seite) – Aus dem Gedächtnis zusammenfassen – FreundInnen davon erzählen – Gegenseitiges Stellen von Fragen (McDermott, 2021) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 27 PD Dr. Martin Daumiller Psychologie angewendet: Wie lerne ich effizient und effektiv? Beispiel fürs eigene Lernen SQ3R Methode (Survey, Question, Read, Retrival, Review) 1. Überblick mittels Überfliegen der Überschriften verschaffen 2. Verständnisfragen formulieren und beantworten (bzw. bereits gestellte Fragen beantworten) 3. Beim Lesen kritische Fragen stellen, Notizen anfertigen, Konnex zum eigenen Leben herstellen, etc. 4. Hauptgedanken noch einmal aus dem Gedächtnis abrufen und Testen (bzw. Prüfungsfragen beantworten) 5. Noch einmal darüber Nachdenken: Lesen der Notizen, Durchdenken des gesamten Kapitels, etc. (Myers, 2014) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 28 PD Dr. Martin Daumiller Teil 2 PSYCHOLOGIE ALS WISSENSCHAFT Was versteht man unter wissenschaftlicher Psychologie? Was sind wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Psychologie? Was sind Aufgaben und Ziele der Psychologie? Was hat das mit Bildung, Lehren und Lernen zu tun? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 29 PD Dr. Martin Daumiller Geburtsstunde Gründung des Instituts für empirische Psychologie an der Uni Leipzig (1879): erstes psychologisch-empirisches Forschungslabour Leitung durch Wilhelm Wundt (1832- 1920: Philosoph, Physiologe) Versuch die „Elemente des Seelenlebens“ zu erfassen. Wilhelm Wundt mit seinen Mitarbeitern Subdisziplinen: Strukturalismus (Edward Bradfort Titchener in der Tradition von Wundt) & Funktionalismus (William James) Forschungsmethode: Introspektion (nach innen gerichtete Selbstbeobachtung) (Myers, 2014; S.3) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 30 PD Dr. Martin Daumiller “Junge Wissenschaft” Psychologie eine relativ junge Wissenschaft Frühes Verständnis von Psychologie als „Wissenschaft vom Seelenleben“ (griechisch „psyche“ = Seele, Gemüt; „logos“ = Begriff, Wort, Lehre) Erstes umfassendes Lehrbuch über die neue Wissenschaft erschien 1890 „The Principles of Psychology“ von William James (Myers, 2014; S.5) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 31 PD Dr. Martin Daumiller Behaviorismus, Psychoanalyse & Gestaltpsychologie Behaviorismus (von „behavior“ = Verhalten) US-Gegenbewegung -> lehnt introspektive Begriffen (Bewusstsein, Vorstellung, Wahrnehmung, Wille, …) ab ausschließliche Beschäftigung mit gesetzmäßiger Beschreibung des „objektiven“ Verhaltens (ohne Bezug auf mentale Prozesse) „Black Box Metapher“ Psychoanalyse Bedeutung der Psychodynamik (Wünsche, Ängste, Sexualität) für Verhalten von Menschen & psychische Störungen (Neurosen) Topographische Sicht der Persönlichkeit (be-, un- & vorbewusste Bereiche) Gestaltpsychologie weitere Gegenbewegung aus Deutschland (Max Wertheimer, Kurt Koffka, Wolfgang Köhler) → noch stärkerer Fokus auf Introspektion; Kein Reduktionismus in der Wahrnehmung auf einzelne Elemente (siehe Gestaltgesetze) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 32 PD Dr. Martin Daumiller Abkehr vom Behaviorismus Humanistische Psychologie Abraham Maslow, Carl Rogers, Charlotte Bühler „Dritte Richtung“ oder „Dritte Kraft“ der Psychologie Psychologische Schule mit gleichartigem Menschbild: Ganzheit, Autonomie und soziale Interdependenz, Selbstverwirklichung stehen im Bedürfnispyramide (Maslow) Zentrum „It is quite possible − overwhelmingly probable, one might guess − that we will always learn more about human life and human personality from novels than from scientific psychology.“ (Chomsky, 1988, S. 159) (Chomsky, 1988; Myers, 2014; S.5-7) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 33 PD Dr. Martin Daumiller „Kognitive Wende“ Kognitivismus als Gegenbewegung zum Behaviorismus entstanden → mentale Prozesse sind wieder im Fokus Denken umfasst die Aufnahme, Verarbeitung und Bewertung von Informationen = Informationsverarbeitung Verhalten nicht mehr nur als Reiz-Reaktions-Ketten gesehen → komplexe kognitive Regulationsprozesse spielen eine Rolle Forschungsgegenstände: u.a. menschliche Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Emotion und Handeln, Intelligenz, Sprache, Kreativität, Verstehen, Urteilen, Bewerten, Vorstellungen, Lernen, Gedächtnis (Dember, 1974; Myers, 2014; S.5-7) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 34 PD Dr. Martin Daumiller Begriffsbestimmung „Es ist in jeder Hinsicht ein schwieriges Unterfangen, sich über die Seele eine feste Meinung zu bilden.“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.) „Was Psychologie ‚ist‘ weiß man allenfalls, wenn man alle ihre Bereiche kennengelernt hat; aber dann lässt es sich nicht mehr knapp sagen.“ (Dörner & Selg, 1996; S.33) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 35 PD Dr. Martin Daumiller Begriffsbestimmung „Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.“ (Zimbardo & Gerrig, 1999; S.2) In moderner Psychologie leben Strukturalismus und Funktionalismus fort und ergänzen einander: vollständige Erklärungen von Erleben & Verhalten erfordern stets strukturelle und funktionale Erklärungsanteile. VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 36 PD Dr. Martin Daumiller Inhalte und Ziele „Erleben“ und „Verhalten“ sind zentrale Elemente Innere Erfahrung von Gedanken, Komplexe Handlungen und Gefühlen, Wünschen Verhaltensweisen ebenso wie einfache Äußerungen (z.B. Gestik, Atmung) Nicht direkt beobachtbar, Auskünfte der Person sind zentrale Quelle; der Beobachtung von Außen Gew. Verhaltensweisen lassen zugänglich zwar auf best. Gefühle schließen, aber nicht zwingend Vom Verhalten kann nicht direkt auf das Erleben geschlossen werden VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 37 PD Dr. Martin Daumiller Hauptziele 1. Beschreiben: präzises, systematisches und theoriegeleitetes Erfassen von Informationen (Daten) bzgl. Erleben und Verhalten (z.B. Beobachtung, Befragung, Tests, Textanalyse …). 2. Erklären: Interpretation dieser Daten anhand von Hypothesen, Theorien z.B. hinsichtlich ihrer Kausalzusammenhänge. 3. Vorhersagen: aus belegten Modellen/Theorien Vorhersagen über Verhalten ableiten 4. Verändern: Erleben und Verhalten aufgrund der Erkenntnisse gezielt beeinflussen Beispiel: Emotion Prüfungsangst! (Ulich, 2000) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 38 PD Dr. Martin Daumiller (Seidel & Krapp, 2014, S.196) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 39 PD Dr. Martin Daumiller Hauptziele Beispiel Freundschaftsmuster in multikulturellen Schulklassen 1. Beschreiben: Erhebung von Herkunftsland, FreundInnen (+ Herkunftsland) 2. Erklären: Homophilie Hypothese = Freundschaften basieren auf Ähnlichkeiten; zusätzlich: Opportunitätsstrukturen 3. Vorhersagen: in Schule mehr interkulturelle Freundschaften als außerhalb Schule 4. Verändern: Einsatz eines auf Evidenzen basierten Programms zur Förderung von sozialer und interkultureller Kompetenz (z.B. WiSK) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 40 PD Dr. Martin Daumiller Trivialpsychologie vs. Psychologie als Wissenschaft Naive Psychologie, Volkspsychologie, Laienpsychologie, Popularpsychologie = durch Erfahrung gesammeltes subjektives Allgemeinwissen über Psychologie durch Laien Persönliche Überzeugungen (z.B. Lebens- weisheiten) konkurrieren immer wieder mit fachwissenschaftlichen Erkenntnissen Kaum eine andere Wissenschaft hat so viele Bezüge zu Alltagserfahrungen wie die Psychologie → Erkenntnisse stehen oft tatsächlich oder scheinbar in Widerspruch zu subjektiv gewonnenen Einsichten. Viele Mythen existieren über das Lernen (Lilienfeld et al., 2010; De Bruyckere et al., 2015)! VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 41 PD Dr. Martin Daumiller Teil 3 PSYCHOLOGIE & SCHULE? Was hat die Psychologie mit Bildung, Lehren und Lernen zu tun? Was ist Plastizität? Was sind Grundlagen für Entscheidungen von Lehrkräften? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 42 PD Dr. Martin Daumiller Psychologie und Bildung Wie passt da jetzt die Schule und das Lernen/Lehren dazu? Anwendung von psychologischen Konzepten im Kontext von Lehren/Lernen/Schule unter Berücksichtigung der 4 „Commonplaces“: (1) Someone teaches (2) something to (3) someone else in (4) some setting. In der Schule meistens eine Kombination von X X X … die macht es komplex (jeder “Commonplace” hat eine Vielzahl an möglichen Ausprägungen). (Berliner, 2006; Schwab, 1973) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 43 PD Dr. Martin Daumiller Entwicklung & Plastizität Implizite Grundprämisse bei jedem pädagogischen Handeln: Annahme von Plastizität, nämlich dass Menschen sich lebenslang verändern können. Wie groß sind die Spielräume für Veränderung? „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ „Was einer nicht ist, kann er noch werden“ Entwicklung = bezeichnet zeitlich relativ überdauernde Veränderungen im Erleben und Verhalten einer Person (Seidel & Krapp, 2014, S.140) → erfolgreiches Unterrichten erfordert differenziertes Wissen über die Entwicklung von Schüler*innen (alterstypische Verhaltensweisen, Erkennen von Störungen im Entwicklungsverlauf, Prävention von alterstypischen Schwierigkeiten) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 44 PD Dr. Martin Daumiller Was kann die wissenschaftliche Psychologie zur Ausbildung und Professionalisierung von Lehrkräften beitragen? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 45 PD Dr. Martin Daumiller Reflektierender Praktiker Psychologisches Wissen kann dazu beitragen die Basis von Handlungsentscheidungen im schulischen Umfeld weg von Intuition und Nachahmung hin zu gesicherten Erkenntnissen zu verschieben! → Ausbildung zum/r reflektierenden Praktiker/in! → Reflektierte Routinebildung ! (Schön, 1983) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 46 PD Dr. Martin Daumiller Grundlagen für Lehrerentscheidungen „Es war schon immer so“ Tradition Mehrheitsmeinung Wissenschaftliche Eigene Erfahrung Erkenntnisse Lehrer- entscheidungen (Imhof, 2010) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 47 PD Dr. Martin Daumiller Subjektive Theorien Wissenschaftliche Theorie durch persönliche ist ein System Erfahrung und praktische wissenschaftlich Belehrung aufgebautes begründeter Aussagen zur Wissen. Beschreibung, Erklärung nicht grundsätzlich falsch und Vorhersage von und birgt viel praktisches Sachverhalten in einem Wissen bestimmten viele oft unhinterfragte Phänomenbereich. Annahmen über Empirische Prüfbarkeit Zusammenhänge und Falsifizierbarkeit Schlussfolgerungen Wertfreiheit (Inhalt) (Seidel & Krapp, 2014, S. 27-29) VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 48 PD Dr. Martin Daumiller Fragen, die man sich als Lehrperson stellt … Was treibt Schüler:innen an? Wie fühlen sich Schüler:innen (beim Lernen, im Unterricht, in Prüfungssituationen)? Welche Aufgaben sind für welche Schüler:innen geeignet? Wie können sich Schüler:innen in ihren Eigenschaften unterscheiden? Wie lernen Schüler:innen unterschiedlichen Alters? Was passiert beim Lernen im Gehirn? Welche Lernstörungen gibt es? Wird Intelligenz vererbt? Ist Intelligenz veränderbar? Wie kann ich Schüler:innen motivieren? Welchen Einfluss haben Gefühle auf das Lernen?... VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 49 PD Dr. Martin Daumiller Fragen, die man sich als Lehrperson stellt … Motivation: Was treibt Schüler:innen an? Wie kann ich Schüler:innen motivieren? Emotion: Wie fühlen sich Schüler:innen (beim Lernen, im Unterricht, in Prüfungssituationen)? Entwicklung: Welche Aufgaben sind für welche Schüler:innen geeignet? Altersunterschiede? Persönlichkeit: Wie unterscheiden sich Schüler:innen in ihren Eigenschaften? Kognition: Was passiert beim Lernen im Gehirn? Wird Intelligenz vererbt? Wie entscheiden Lernende? Diagnostik: Welche Lernstörungen gibt es? Wie funktioniert Diagnostik? VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 50 PD Dr. Martin Daumiller Einheiten Termine Hörsaal D UniCampus 1 Überblick über die LV und inhaltliche Einführung FR 03.05. 2 Pädagogisch-psychologische Forschung 13:15-18:15 3 Persönlichkeit & Emotion 4 Motivation 1 SA 04.05. 5 Motivation 2 08:00-13:00 6 Motivation 3 7 Entwicklung & Kognition 1 FR 07.06. 8 Entwicklung & Kognition 2 08:00-13:00 9 Entscheidungen 10 Auffälligkeiten im Erleben, Verhalten und Lernen 1 SA 08.06. 11 Auffälligkeiten im Erleben, Verhalten und Lernen 2 08:00-13:00 12 Schulleistungsdiagnostik VO Psychologische Grundlagen von Bildung & Lernen | Einführung 51 PD Dr. Martin Daumiller Literatur Berliner, D. C. (2006). Educational psychology: Searching for essence throughout a century of influence. In P. A. Alexander & P. H. Winne (Eds.), Handbook of educational psychology (pp. 3–27). Lawrence Erlbaum Associates Publishers. https://doi.org/10.4324/9781315688244 Chomsky, N. (1988). Language and Problems of Knowledge: The Managua Lectures. MIT Press. De Bruyckere, P., Kirschner, P. A., & Hulshof, C. D. (2015). Urban Myths about Learning and Education. Academic Press. Dember, W. N. (1974). Motivation and the cognitive revolution. American Psychologist, 29(3), 161–168. https://doi.org/10.1037/h0035907 Gerrig, R. J., & Zimbardo, P. G. (1999). Psychologie. Pearson. Götz, F. M., Stieger, S., Gosling, S. D., Potter, J., & Rentfrow, P. J. (2020). Physical topography is associated with human personality. Nature Human Behaviour, 4(11), 1135–1144. https://doi.org/10.1038/s41562-020-0930-x Hausmann, M. (2011). Sex oder Gender? Neurobiologie kognitiver Geschlechtsunterschiede. In Österreichische Forschungsgemeinschaft (Ed.), Wissenschaft und Gender (Vol. 14, pp. 55–79). Böhlau. Imhof, M. (2010). Psychologie für Lehramtsstudierende. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Lilienfeld, S., Lynn, S.J., Ruscio, J., & Beyerstein, B.L. (2010). 50 Great Myths of Popular Psychology: Shattering Widespread Misconceptions about Human Behavior. Wiley-Blackwell. McDermott, K. B. (2021). Practicing Retrieval Facilitates Learning. Annual Review of Psychology, 72(1), 609–633. https://doi.org/10.1146/annurev-psych-010419-051019 Myers, D. (2014). Psychologie. Springer. OECD (2002). Understanding the Brain: Towards a New Learning Science. OECD. Randler, C., & Rahafar, A. (2017). Latitude affects Morningness-Eveningness: Evidence for the environment hypothesis based on a systematic review. Scientific Reports, 7(1), 39976. https://doi.org/10.1038/srep39976 Schön, D. A. (1983). The reflective practitioner: How professionals think in action. Basic Books. Schwab, J. J. (1973). The practical 3: Translation into curriculum. The School Review, 81(4), 501–522. https://doi.org/10.1086/443100 Seidel, & Krapp, A. (2014). Pädagogische Psychologie (6., vollst. überarb. Aufl..). Beltz. Ulich, D. (2000). Einführung in die Psychologie. Kohlhammer. Wissenschaftliche Evidenz für die Lehrerbildung - Clearing House Unterricht | https://www.clearinghouse.edu.tum.de/

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