Angststörungen – Allgemeines PDF
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LMU München
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Summary
This document provides a general overview of anxiety disorders, including definitions, types, and potential causes. It explains the difference between primary and secondary anxiety syndromes and how these disorders can affect frequency and causes in different genders. It covers several specific phobias (like social, specific, agoraphobic) and their differences, and explains a variety of other anxiety disorders. The document further discusses potential differential diagnoses and therapies.
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# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Angstörungen – Allgemeines ### Definition - Angst ist ein zentrales Symptom neurotischer Störungen. - Angst kann durch bestimmte Situationen und/oder Objekte ausgelöst werden (z.B. Phobien) oder ohne spezifische Auslöser (z.B. generalisierte Angst...
# Heilpraktiker-Prüfungstrainer Psychotherapie ## Angstörungen – Allgemeines ### Definition - Angst ist ein zentrales Symptom neurotischer Störungen. - Angst kann durch bestimmte Situationen und/oder Objekte ausgelöst werden (z.B. Phobien) oder ohne spezifische Auslöser (z.B. generalisierte Angststörung, Panikstörung). ### Primäre und sekundäre Angstsyndrome - **Primäre Angstsyndrome** sind nicht auf organische Erkrankungen zurückzuführen. - **Sekundäre Angstsyndrome** entstehen als Folge organischer oder psychischer Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, schizophrene Psychose). ### Häufigkeit und Ursachen - Etwa 10% der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer behandlungsbedürftigen Angststörung. - Frauen sind häufiger betroffen als Männer (außer bei der sozialen Phobie). - Die Entstehung von Angststörungen wird durch eine Kombination verschiedener Faktoren beeinflusst: - **Genetische Faktoren:** Verwandte ersten Grades von Betroffenen haben ein höheres Erkrankungsrisiko. - **Konditionierung:** Ein neutraler Stimulus, der mit unangenehmen Ereignissen (Angstgefühlen) gekoppelt ist, wird zum Angstobjekt. - **Vermeidungsverhalten:** Vermeidung von Angstsituationen führt zu kurzfristiger Entlastung, aber auch zur Verstärkung der "Grundangst". - **Unterstützende Haltung der Bezugspersonen:** Begleitung in Angstsituationen oder Hilfe bei der Vermeidung von Angst kann die Problematik verstärken. - **Psychodynamische Erklärungen:** Unterschiedlich je nach Störungsbild. - **Neurophysiologische Erklärungen:** Überempfindlichkeit des Angstnetzwerkes im Gehirn. ### Teufelskreis der Angst ### Formen und Symptomatik - Die Angst ist von vegetativen Symptomen begleitet (z.B. Herzrasen, Beklemmungsgefühle). - Diese können bei Phobien zu Panikattacken mit Symptomen wie Herzrasen, Hitzewallungen, Übelkeit, Brustschmerzen, Zittern, Schwindel, Ohnmachtsgefühl, Durchfall, Mundtrockenheit, Magenschmerzen, Atemnot und Schweißausbrüche führen. #### Formen der Angststörung - **Phobien:** Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, die zu Vermeidungsverhalten führt. - **Soziale Phobie:** Angst vor sozialen Situationen (z.B. Sprechen vor einer größeren Zuhörerschaft). - **Spezifische Phobie:** Angst vor Objekten oder nichtsozialen Situationen, z.B.: - Klaustrophobie - Arachnophobie - Aviophobie - Zoophobie - Akrophobie - **Agoraphobie:** Angst vor Situationen, in denen sich die Person hilflos fühlt und das Gefühl hat, dass ihm keine sofortige "Fluchtmöglichkeit" fehlt (z.B. Menschenmengen, öffentliche Plätze, Geschäfte), Vermeidungsverhalten kann so weit führen, dass die Person die eigene Wohnung praktisch nicht mehr allein verlassen kann. - **Generalisierte Angststörung:** Objektlose, frei flottierende Angst mit variablen Symptomen wie ständiger Nervosität, Zittern, Schwitzen, Oberbauchbeschwerden und vegetativer Übererregbarkeit. Sorgen über mehrere Sachverhalte (z.B. Gesundheit von Angehörigen, Finanzen). - **Panikstörung:** Wiederholte, unvorhersehbare Panikattacken ohne spezifische Auslöser. #### Gemischte Formen - Kombinationen aus Agoraphobie und Panikstörung ### Patientin mit generalisierter Angststörung und Panikattacken ### Differenzialdiagnosen - Körperliche Erkrankungen können ähnliche Symptome wie eine Panikattacke hervorrufen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Unterzuckerung, koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, epileptischer Anfall, Asthma bronchiale). - Abzugrenzen sind psychische Störungen mit begleitender Angstsymptomatik: - Hypochondrische Störung: Angst vor Krankheit oder Ansteckung. - Herzneurose: Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden. - Depressive Episode: Zeitlich begrenzte Zukunftsangst. - Schizophrenie, sonstige wahnhafte Störungen: Angst vor nicht existenten Verfolgern. - Zwangsstörung: Angst, begleitet von Zwangsgedanken und/oder -handlungen. - Posttraumatische Belastungsstörung: Übererregung, erhöhte Ängstlichkeit und sozialer Rückzug als Reaktion auf ein Trauma. ### Therapie - **Kognitive Verhaltenstherapie** mit Anwendung von Expositionsverfahren (Konfrontationstherapie, Reizkonfrontation in vivo) ist die wirksamste Therapieform, wenn Angstauslöser identifizierbar sind. - Die Patientin konfrontiert sich mit ihrer Angst, um zu erleben, dass sie unbegründet ist und mit der Zeit von allein nachlässt. - **Verfahren:** - Systematische Desensibilisierung (graduierte Exposition): stufenweise Annäherung an steigende Angstreize. - Flooding: Aussetzung dem maximalen Angstreiz. - **Weitere wichtige Elemente:** - Vermittlung eines Erklärungsmodells und Psychoedukation. - Sorgenkonfrontation in sensu (gedankliche "Sorgen-Exposition") bei generalisierter Angststörung. #### Medikamentöse Therapie - Antidepressiva können angewendet werden (z.B. bei generalisierter Angststörung). - Beruhigungsmittel (z.B. Benzodiazepine) sind zu vermeiden, da sie ein hohes Abhängigkeitspotenzial haben. ### Prognose - Unbehandelt ist der Verlauf vieler Angststörungen chronisch. - Unter Verhaltenstherapie ist die Prognose günstig. - Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen.