VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf PDF

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This document provides a detailed overview of motivation and volition in the context of action. It discusses related concepts including the will, examples of volitional actions, and the characteristics of volitional acts. The text specifically looks at various elements of motivation psychology and action psychology.

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VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf Was bedeutet Volition? → Wille Sokolowski (1997) Beispiele für Willenstätigkeiten man hat sich nach längerem Nachdenken entschlos...

VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf Was bedeutet Volition? → Wille Sokolowski (1997) Beispiele für Willenstätigkeiten man hat sich nach längerem Nachdenken entschlossen, Ziel A und nicht Ziel B zu verfolgen man will unbedingt ein bestimmtes Ziel erreichen Einteilung der Willenstätigkeiten der willentliche Entschluss betont den richtungsgebenden Charakter des Willens → Was will ich? Welches Ziel strebe ich an? das willentliche Handeln betont den dynamischen Charakter des Willens → Wieviel Energie/Aufmerksamkeit setze ich zur Erreichung eines bestimmten Ziels ein? Motivationspsychologische Handlungspsychologie → Fragen der Handlungssteuerung Motivationsprobleme: Auswahl von Zielen und Wünschen Volitionsprobleme: Umsetzung von Intentionen Handlungsinitiierung Überwindung von inneren und äußeren Widerständen Persistenz von Intentionen Ursprünge der klassischen Willenspsychologie - die determinierende Tendenz Narziß Ach (1871 - 1946) VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 1 Mitarbeiter der Würzburger Schule systematische experimentelle Selbstbeobachtung bedeutsame Werke Über die Willenstätigkeit und das Denken Über den Willensakt und das Temperament Die determinierende Tendenz jene eigentümliche Nachwirkung des Wollens, die Realisierung der Absicht/des Vorsatzes nach sich zieht bewirkt einen geordneten Ablauf von Denkvorgängen und Handeln → Aufgabeneinstellungen / Aufgabeninstruktion Messung von Willensstärke Experiment Messung Phase 1: Herstellung assoziativer Reproduktionstendenzen → Darbietung von Silbenreihen (8 sinnlosen Silben) u-Reihen (Umstellreihen): dus sud rol lor nef fen mön nöm r-Reihen (Reimreihen): zup tup mär pär bis zis tel mel g-Reihen: kein Zusammenhang zwischen Silben Phase 2: Bestimmung der Willensstärke → Versuchspersonen wurden instruiert, eine bestimmte Tätigkeit auszuführen Reimen mit Silben aus der u-Reihe Umstellen mit Silben aus der r-Reihe Willensstärke: Wie gut waren Versuchspersonen in der Lage, entgegen der gestifteten Assoziation, die eine bestimmte Tätigkeit (Reimen, Umstellen) auszuführen? AV: Reaktionszeit VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 2 Interpretation des Reaktionsversuches: „Die gegen die Assoziation verlaufende Tätigkeit im Reaktionsversuch muss mit ausreichender „Willensenergie “ versehen sein, um dagegen angehen zu können. Infolgedessen lässt sich gesetzmäßig auch die Stärke des Willensaktes beeinflussen, der notwendig ist, damit nicht die gestiftete Assoziation, sondern der Willensakt bzw. die von diesem Vorgange ausgehende Determination den Ablauf des Geschehens bestimmt.“ „... ob und inwieweit ich das durchführen kann, was ich gewollt habe. Es sei deshalb diese Seite des Willens die dynamische genannt. Bei der Frage nach dieser dynamischen Willensfunktion wird demnach von der Art und Weise, wie das Wollen zustande gekommen ist, völlig abgesehen,...“ „Soll dagegen die Motivation des Wollens untersucht werden,..., so handelt es sich um eine ganz andere Seite des Willensproblems,..., nämlich, inwieweit ich zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen und mich, ohne durch innere oder äußere Faktoren gezwungen zu sein, entscheiden kann.“ Charakteristika des energischen Willensaktes Intensives, körperliches Spannungserleben (Mitbewegungen) Bewusstseinslage der Anstrengung Aktuelle Bestärkung der Absicht, die von der Person bewusst erlebt wird mit einem „Ich will!“ Tätigkeit wird durch innerliches Sprechen begleitet systematische experimentelle Selbstbeobachtung das veranlasste Erlebnis (Tätigkeit) soll beschrieben werden standardisierte Fragen des Versuchsleiters → Was wurde erlebt Erscheinen des Stimuluswortes Suche nach der Antwort Aussprechen der Antwort VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 3 vollständige Beschreibung des Erlebens Wundts Kritik an Achs Vorgehen → Betrifft das systematisch experimentelle Beobachtungsverfahren wird als „Ausfrageexperiment“ bezeichnet bei Reaktionsversuchen müssen Versuchsleiter und Versuchspersonen sich in getrennten Räumen aufhalten, damit die zu untersuchende Person nicht abgelenkt wird Einfluss der Suggestion durch den Befrager Erinnerungen können rasch „verblassen“ Erinnerungstäuschungen können auftreten → „Es ist, wie ich meine, in hohem Grade zu bedauern, daß sich N. Ach durch die Aussageexperimente verführen ließ, seine sonst trefflich angelegten Versuche durch die Benutzung des abträglichen Ausfragens schwer zu beschädigen.“ (Wundt, 1907) Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen → Heckhausen & Gollwitzer, 1987 Rubikon kleiner Fluss in Italien, den Caesar mit seinen Truppen und den Worten “Alea iacta est“ (der Würfel ist gefallen) überquerte einmal den Rubikon überschritten, gab es kein Zurück → es kam zu einem Bürgerkrieg und er eroberte Rom Metapher: das Überschreiten des Rubikons → Intentionsbildung motivationale und volitionale Phasen beinhaltet vier Phasen Abwägen (Prädezisionale Handlungsphase): Wie werden Ziele ausgewählt? VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 4 Planen (Präaktionale Handlungsphase): Wie wird die Realisierung geplant? Handeln (Aktionale Handlungsphase): Wie werden die Pläne durchgeführt? Bewerten (Postaktionale Handlungsphase): Wie werden die Bemühungen zur Erreichung des Handlungsziels bewertet? → Kurt Lewin Feldtheorie Bezug Prädezisionale Handlungsphase des Rubikon-Modells Abwägen zwischen vielen Wünschen, Interessen, etc. von den Motiven einer Person bestimmt die Auswahl erfolgt nach Kriterien der… …Realisierbarkeit (Erwartung, das Handeln zum Erfolg führt) günstige Situation oder ausreichend Zeit VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 5 körperliche Voraussetzungen Mittel zur Erreichung des Ziels → geht über Erfolgswahrscheinlichkeit heraus …Wünschbarkeit (Wert des Handlungsergebnisses) → wie wichtig ist mir das? angenehme bzw. unangenehme Konsequenzen des Verhaltens kurz- und langfristige Konsequenzen Wie lange dauert das Abwägen? Fazit-Tendenz → Wie lange braucht es bis man schließlich zu einer Entscheidung kommt? Zeitpunkt, an dem man keine neuen Erkenntnisse mehr erlangt und sich damit entscheidet Tendenz, jetzt zu einem Entschluss hinsichtlich der Realisierung eines bestimmten Wunsches/Zieles gekommen zu sein keine Aussicht auf neuen Erkenntnisgewinn Präaktionale Handlungsphase des Rubikon-Modells „Überschreiten des Rubikons“ diese Umwandlung entspricht einem Gefühl der Entschiedenheit und Verpflichtung, diesen Wunsch auch zu verwirklichen (commitment) Planungsphase, d.h. wichtige Parameter des Handlungsablaufs bzw. - beginns werden festgelegt Handlungsinitiierung: Wann? VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 6 Handlungsausführung: Wie? Handlungsausführung: Wie lange? Absichten und Vorsätze (Gollwitzer) → Absicht: z.B. ich will fitter werden (gelingt eher nicht); Vorsätze: Spezifika festlegen (siehe Fragen oben) → Umsetzung leichter Wie kommt es zur Handlungsinitiierung? Fiat-Tendenz: Volitionsstärke (Stärke der Verpflichtung, die ich gegenüber einem bestimmten Ziel habe) und dem Grad der Günstigkeit der Gelegenheit (in Relation zu anderen günstigen Gelegenheiten) → Volitionsstärke hängt ab von Günstigkeit der Gelegenheit Aktionale Handlungsphase des Rubikon-Modells Handlungsdurchführung beharrliches Verfolgen des Ziels hängt von Volitionsstärke ab Volitionsstärke variiert mit der Erfahrung einer Person nimmt zu, wenn sich bei der Umsetzung der Handlungsabsicht Hindernisse in den Weg stellen sie nimmt ab, wenn mehrere Gelegenheiten außer Acht gelassen werden Postaktionale Handlungsphase des Rubikon-Modells → Bewertungsphase VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 7 Festlegung von Abbruchkriterien zur Erreichung eines Handlungsziels → Feststellung der IST-SOLL-Diskrepanz zur Deaktivierung einer Zielintention kommt es, wenn das Handlungsergebnis mit der gewünschten Zielintention übereinstimmt (Erfolg) wenn nicht (Misserfolg) Senkung des Anspruchsniveaus (Zielzustand) Fassen neuer Gelegenheits- und Durchführungsvorsätze, die die Zielerreichung wahrscheinlicher machen aufgeben Handlungsphasen und Bewusstseinslagen - Was versteht man unter Bewusstseinslagen? Welche Bewusstseinlagen gibt es? Bewusstseinslage: eine kognitive Orientierung (Aufgabeneinstellung), die die Aufgabenbewältigung in der jeweiligen Phase des Handlungsverlaufs erleichtert Gehen die Handlungsphasen tatsächlich mit unterschiedlichen Funktionen bei der Steuerung des Handlungsablaufes einher? Unterschiedliche Funktionen entsprechen unterschiedlichen Bewusstseinslagen Abwägende Bewusstseinslage Aufgabe: Auswahl zwischen vielen möglichen Zielen und Wünschen treffen Realitätsorientierte kognitive Orientierung → alles was mir in der Realität an Informationen zur Entscheidung helfen kann wird berücksichtigt Merkmale Offenheit der Informationsverarbeitung VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 8 Gedankliche Inhalte: Aufmerksamkeit ist auf Wünschbarkeit und Realisierbarkeit gerichtet Unparteiische Verarbeitung: positive und negative Anreize sollen möglichst unparteiisch verarbeitet werden Planende Bewusstseinslage Aufgabe: Festlegung, wann und wie ein Ziel erreicht werden soll → Entscheidung für Ziel ist schon gefallen realisierungsorientierte kognitive Orientierung Merkmale Selektivität der Informationsverarbeitung: Ausblendung irrelevanter Reize, die Zielverfolgung behindern Gedankliche Inhalte: günstige Gelegenheit; Planung konkreter Handlungsschritte Parteiische Verarbeitung: positive Einschätzung der Realisierung und Wünschbarkeit Wie kann man Unterschiede zwischen motivationalen (abwägenden) und volitionalen (planenden) Bewusstseinslagen empirisch erfassen? Personen werden vor oder nach einer Auswahl von Handlungsalternativen (Absichtsbildung) untersucht, und zwar bezüglich… (Gollwitzer, 1990) …Gedankeninhalte …Informationsaufnahme (z.B. Erinnerungsleistungen) …Bewertung von Information (ausgewogene Informationsanalyse) Induktion von Bewusstseinslagen Induktion von Bewusstseinslagen Abwägende Bewusstseinslage VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 9 Probanden wurden gebeten, ein persönliches Anliegen zu nennen, bei dem sie sich unsicher sind, ob sie es realisieren wollen (z. B. Studienfachwechsel) Auflisten von kurz- und langfristigen Folgen, positiven und negativen Konsequenzen Wahrscheinlichkeit der Konsequenzen Planende Bewusstseinslage Probanden sollen Ziel benennen, dass sie in den nächsten 3 Monaten realisieren wollen (z. B. Auslandsstudium beantragen) 5 Handlungsschritte auflisten, wie sie das Ziel verwirklichen wollen Studie zu Gedankeninhalten → Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1987) UV − Induktion einer abwägenden Bewusstseinslage − Induktion einer planenden Bewusstseinslage − Kontrollgruppe Aufgabe: Schluss zu einem Märchen schreiben AV: Probandenaussagen nach Inhalt klassifiziert → realisierungsbezogen/ volitional: planen → elaborationsbezogen/ motivational: abwägen VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 10 Studie zu Erinnerungsleistungen → Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1987) Phase 1: Induktion der Bewusstseinslagen Entwicklung eines Kreativitätstests entweder mit buntem oder schwarz-weißem Material Abwägende Bewusstseinslage: Gruppe wurde unterbrochen, bevor sie eine Entscheidung getroffen hatten Planende Bewusstseinslage: Gruppe sollte sich entscheiden Phase 2: Vorgabe von Fotos von Personen, die über eine Entscheidung nachdachten (z.B. „Soll ich meine Enkelkinder in den Sommerferien einladen oder nicht?“) → macht es einen Unterschied, ob ich in der zur Situation kongruenten BL bin? realitätsbezogene Gedanken (Argumente für oder gegen eine Entscheidung): z.B. „Es wäre schön, weil sie mir bei der Gartenarbeit helfen könnten“ realisierungsbezogene Gedanken: z.B. „Wenn ich es tue, dann rede ich erst mit den Kindern, wenn meine Tochter einverstanden ist“ Phase 3: Tests der Erinnerungsleistungen → Probanden sollten die dargebotenen Sätze ergänzen realitätsbezogene Sätze: z.B. „Es wäre gut, weil…“ realisierungsbezogene Sätze: z.B. „Wenn ich es tue, dann…“ VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 11 Studie zur Informationsanalyse → Gollwitzer & Kinney (1989) Parteilichkeit der Informationsverarbeitung Haben Bewusstseinslagen einen Effekt auf die subjektive Einschätzung der eigenen Kontrolle? Annahme: positive und negative Konsequenzen werden in der planenden Phase selektiv wahrgenommen → Personen denken, sie hätten mehr Kontrolle über Events, als sie eigentlich haben Kontingenzlernaufgabe Personen sollen eine Taste drücken oder nicht und als Folge leuchtet ein Licht auf oder nicht → Das Licht leuchtet in 75% oder 25% der Fälle auf, unabhängig vom Tastendruck Probanden sollen subjektiv ihr erlebtes Ausmaß an Kontrolle angeben Ergebnis: Probanden, bei denen das Licht häufiger aufleuchtet, haben eher das Gefühl, Kontrolle zu haben VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 12 → implemental: planend → deliberate: abwägend VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 13 → mit Kontrollgruppe für 75-Bedingung Absichten und Vorsätze Das Setzen von Zielen reicht häufig zur Realisierung erwünschter Anliegen nicht aus → Viele Studien verweisen darauf, dass eine Realisierung dieser Ziele häufig nicht stattfindet Warum? günstige Gelegenheiten werden nicht erkannt situative Hindernisse Absichten (Zielintentionen; goal intentions) → Beispiel: „Ich will mich gesund ernähren“ Vorsätze (Durchführungsintentionen; implementation intentions) Wenn-Dann Pläne, die die Zielumsetzung spezifizieren → Beispiel: „Wenn ich heute Abend nach Hause komme, dann esse ich einen Salat“ Merkmale Dauerhafte Aktivierung ❖ Vorsätze: Wenn Situation/Reiz X eintritt, dann mache ich ❖ Mentale Repräsentation von X ist „daueraktiviert“ → hohe Salienz und hohe Zugänglichkeit Automatizität: Vorgenommene Aktionen Y werden automatisiert → geringe Belastung kognitiver Ressourcen, schnelle & effiziente Handlung Empirische Befunde → Gollwitzer & Brandstätter (1997) VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 14 Realisierungsrate (%) eines Ziels in Abhängigkeit von Durchführungsintention (DI) studentische Vp sollten persönliches Ziel aussuchen, welches sie realisieren sollen in zweiter Phase für alle die gleiche Aufgabe: Aufsatz schreiben UV: mit oder ohne Durchführungsintention → Umsetzungsrate mit konkretem Wenn-Dann-Plan deutlich höher Studien zum Einfluss von Durchführungsintentionen auf die Zielerreichung VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 15 Studien zum Einfluss von Durchführungsintentionen auf die Zielerreochung: Gesundheitsvorsorge (Sport treiben) → Die Änderung gewohnter Lebensstile gelingt trotz hoher Risikoeinsicht und guter Vorsätze nur selten Studie I: VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 16 Studie II: Ausführungsplanung (Implementation Intentions): Intentionen in Handeln übersetzen Wann werde ich handeln? Wie werde ich handeln? Wo werde ich handeln? → Beispiel: Montag um 18:00 werde ich im Park bei der Universität joggen gehen Bewältigungsplanung: Pläne gegen Hindernisse abschirmen Antizipation von Barrieren und Schwierigkeiten Vorbereiten von Bewältigungsstrategien → Beispiel: Wenn es regnet, obwohl ich joggen gehen wollte, gehe ich stattdessen schwimmen VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 17 Studie zum Einfluss von Durchführungsintentionen auf die Zielerreichung: ADHS, Vorsätze und inhibitorische Kontrolle VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 18 VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 19 VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 20 VL5: Motivation und Volition im Handlungsverlauf 21

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