Critical Realism Teil 2 PDF
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This document discusses critical realism, focusing on its ontological and epistemological aspects within the field of social sciences. It examines the relationship between social structures and individual actions, highlighting the importance of theory and the process of retroduction in understanding social phenomena.
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**kompakte Definition und Charakterisierung von Critical Realism:** CR = Verbindung von: 1. 2. 3. **\ **\*Tiefen.ontologisch: bezieht sich auf die These der Bereichs-Stratifizierung und ist explizit anti-empiristisch und anti-aktualistisch (Unterscheidung zw Strukturellem und Wahrnehmbaren)...
**kompakte Definition und Charakterisierung von Critical Realism:** CR = Verbindung von: 1. 2. 3. **\ **\*Tiefen.ontologisch: bezieht sich auf die These der Bereichs-Stratifizierung und ist explizit anti-empiristisch und anti-aktualistisch (Unterscheidung zw Strukturellem und Wahrnehmbaren) **Ontologischer relationaler Realismus:** dieser Argumentiert: **Wissenschaftler:innen beziehen** sich in ihren jeweils konkreten Forschungen/**Analysen auf reale Gegenstände** (gesellschaftliche (ökonom. pol., genderspez.) Verhältnisse, Mechanismen von kollektiven Akteuren und deren Interessen -\> **die sie als aktuell Forschende, insbesondere als Analysierende nicht selbst produziert haben** **Zeitaspekt bei Erklärung SoWi Forschung:** Forschen - dann analysieren - dann publizieren - dann rezeption des Publizierten - dann möglicherweise neue Forschung zum Thema **siehe unten:** intransitive vw transitive Dimension einer Forschungsprozesses **Ontologischer relationaler Realismus:** Relationale sozial Ontologie bedeutet: Gegenstand der SoWi sind im CR zunächst immer gesellschaftliche Verhältnisse (oder genauer: Verhältnisse von Verhältnissen) Bsp: MieterIn-VermieterIn - Bankensystem - Rechtssystem - Mieterorganisationen - Vermieterorganisationen (-\> Verhältnis Esemble) **Ontologischer relationaler Realismus:** [ausgehend von gesellschaftlichen Verhältnissen] und **fragen dann** **wie einzelne Akteure**, Institutionen und Organisationen (welche selber ebenfalls Verhältnisse sind): 1. 2. 3. 4. -\> **Struktur-Diskurs-Handlungs-Verhältnis** Der ontologische relationale Realismus ist eine kritische **Gegenposition zum methodologischen Individualismus** bzw zur atomistischer Ontologie: -\> Positivismus (auch Hermeneutik) geht davon aus, dass Handlungen von einzelnen Akteuren die Grundeinheiten von sozialwissenschaftlichen Theorien und Forschung sind Gesellschaft, Staat etc wären nur die Summer dieser einzelnen Handlungen) -\> im CR (und auch historischen Materialismus) wird stattdessen **von Verhältnissen als Grundeinheit ausgegangen** **Verhältnis von Verhältnissen:** Intersektionalität sowie Inter bzw Transdisziplinarität = ontologische "Basis" von Intersektionalität wie auch von Inter und Transdisziplinarität -\> mehr kommt unten bei "Mechanismen" und deren Verknüpfung **Epistemologie** (Wie entsteht Wissen? Was gilt als Wissen) **des Critical realism** basierend auf relationaler nicht-empirischer "Tiefen-Ontologie" (Unterscheidung zw Strukturen/Verhältnissen und Wahrnehmbaren) - - - - - - - - - **Epistemische Relativität bzw. Relationalität** **wir erkennen mit** historisch, gesellschaftlich und kulturell spezifischen **sprachlichen Mitteln** -\> es gibt daher weder unmittelbare noch eine theorielose noch eine unhistorische Erkenntnis Sowohl die [Gegenstände des wissenschaftlichen Erkennens] (zB (De)Kolonialisierung, Wissenschaftspolitik..) [als auch die Erkennenden] (u.a. wir), die [Erkenntnismitte]l und die Organisation der Erkenntnisgewinnung **sind historisch produziert worden** **und daher veränderbar** **Prinzipielle Erkennbarkeit von Allem:** auch (nicht beobachtbare) gesellschaftliche Strukturen (das Gefüge von gesellschaftlichen Positionen) und deren Mechanismen sowie die Ausrichtung der Akteure (Habitus, unbewusstes..) sind prinzipiell analysierbar und daher wissenschaftliche erkennbar [Denn]**:** die **Wirkungen von Strukturen sind empirisch beobachtbar** und über diese empirisch beobachtbaren Wirkungen könne die Strukturen und Dispositionen erschlossen werden -\> **[Methode der Retroduktion]** **Retroduktion** = welche Mechanismen welche Strukturen und Akteure müssen wie am Werk gewesen sein, damit ein bestimmtes Ereignis eintreten konnte/produziert werden konnte? ***Deepdive in Retroduktion!*** *Welche Grundcharakteristika machen X aus (x= patriarchale Geschlechterverhältnisse..) -\> theoretische Arbeit (Abstraktion!)* *Welche Theorie zu X ist plausibler, Erklärungskräftiger? (Unterdrückung für Macht und Ressourcen oder Frau als das "schwächere" Geschlecht)* ***Retroduktion erfolgt auf Basis von Vorwissen** (Theorien, emp Untersuchungen) und aufgrund intensive Forschung und durch wiederholt und empirische Überprüfung der Gültigkeit der Retroduktion -\> es ist also nicht erforderlich in jedem Forschungsprozess jedes strukturelles Verhältnis "neu zu entdecken"* -\> Es gibt keine prinzipiellen Hindernisse, die ein Erkennen vo Strukturen, von Dispositionen und Potentialen absolut verunmöglichen, es werden die vielfältigen realen Schwierigkeiten des Erkennens (Herrschaftsverhältnisse, ideologisch bedingtes Verkennen, fehlende Mittel..) jedoch keineswegs geleugnet -\> daher wird man kaum jemals von einer vollständigen erkenntnis eines Bereiches der Wirklichkeit sprechen können **Hoher Stellenwert von Theorie:** es gibt keine theorielosen Beobachtungen denn **das Erschließen** (Retroduktion) **von Strukturen** und Dispositionen ist **nur aus der Basis von theoretischen Überlegungen** (zB Theorie des kap Staates oder Neoliberalismus, Rassismus....) **möglich** aber diese theoretischen Begriffe, Thesen und Argumente müssen selbstverständlich ständig theoretisch reflektiert und auch empirisch geprüft werden und eventuell auch weiterentwickelt oder verworfen werden [Def: SoWi Thoerie:] eine begründete **Kombination von Begriffen, Thesen und Argumenten** mit dem **Ziel der Analyse und Erklärung** der **wesentlichen Charakteristika**, Ursachen und Tendenzen eines **bestimmten gesellschaftlichen Phänomens** (zb neoliberale Arbeitsverhältnisse, soziale Protestbewegungen) in einem bestimmten Kontext **Begründungs-Rationalität (objektive Erkenntnisse)** **es ist möglich** mit begründeten Argumenten (auf Basis von theoretischen Reflexionen verknüpft mit empirischer Forschung) **zwischen "besseren" und "schlechteren"** (fundierteren) wissenschaftlichen **Erklärungen** (Ursache einer ökon. krise) **zu unterscheiden** - bei **gleichzeitiger Gültigkeit der These der epistemischen Relativität bzw Relationalität** -\> gleichzeitig gibt es aber natürlich auch keine endgültige/absolute Wahrheit **Thesen der Begründungs-Rationalität richten sich [gegen:]** [ ] - - **Intransitive und transitive Dimension eines konkreten Forschungsprozesses** **Intransitive Dimension** = [der (gesellschaftliche) Bereich/Untersuchungsgegenstand] ("Realobjekt" Althusser) eines spezifischen Forschungsprozesses\ Das **intransitive eines** konkreten **Analyseprozesses** (zB Kolonialisierung Jamaikas und die Widerstände dagegen) **kann** in diesem Analyseprozess (2014) **nicht verändert werden** **im CR besteht ein spezifischer Untersuchungsgegenstand aus:** a. b. -\> Weder a noch b können von Wissenschaftler:innen durch ihren konkreten Forschungsprozess beeinflusst werden oder gar hergestellt werden **Präzisierung der intransitiven Dimension:** Wahrnehmbares (konkret-historisches) und Strukturelles 1\. Zeitaspekt das [empirisch Wahrnehmbare] der Untersuchungsgegenstandes bezieht sich immer auf [vergangene] Realität - Daten durch Statistiken, Archivmaterial Interviews erhoben 2\. Zeitaspekt\ [Strukturen/Verhältnisse] sind meist [länger andauernd] (kap. Ökonomie, Patriarchat..) -\> [sie wirken nicht nur in der Vergangenheit] sondern (falls nicht abgeschafft) auch in der Zukunft die Mechanismen von gesellschaftlichen Strukturen müssen durch Retroduktion erschlossen werden (siehe weiter unten) → das hat politische Auswirkungen (siehe unter Transitive Dimension) **Transitive Dimension** = der historisch-kulturelle spezifische [Prozess der Produktion von Erkenntnissen] (mittels Theorien, Begriffen, Datenerhebungen und Interpretation) über einen bestimmten Untersuchungsgegenstand -\> **dieser Prozess ist prinzipiell unabschließbar**, durch neue Forschung und Interpretationen können immer wieder neue/veränderte Erkenntnisse über einen intransitiven Gegenstand erzielt werden **Bedeutung der Unterscheidung zwischen transitiver vs. intransitiver Dimension:** -\> [Möglichkeit von Kritik und Debatte:] nur wenn der Untersuchungsgegenstand nicht von den Wissenschaftlerinnen selber produziert worden ist, kann eine rationale Debatte über Forschungsergebnisse dies Gegenstandes geführt werden -\> die [intransitive Dimension ist Voraussetzung], dass wir [wissenschaftliche Veränderung] [begreifen] können -\> Kritik an Selbstüberschätzung von Wissenschaftler:innen -\> Wichtige Reflexion der realen (begrenzten) Wirkmächtigkeit sowie der realen Verantwortung von wissenschaftlichen Handeln/Analyse **Politisch-emanzipatorisches Potential:** des intransitiven und transitiven konkreten Forschungsprozesses Aufgabe der SoWi ist es 1) Mechanismen und Tendenzen von ges. Strukturen und Verhältnissen zu erforschen und zugleich 2) Strukturen zu kritisieren, die zu Leid/Ungerechtigkeit führen -\> auf diese Weise können gesellschaftliche Akteure gezielt Strategien zu Veränderungen entwickeln und praktizieren **Beachtung der Zeitaspekte**: [Wann] können [welche] Akteure auf [welche Aspekte] einer ges. Bereiches [wie] einwirken?