Demografie und Gesundheit PDF
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Universität Siegen
Eva Willis; Prof. Dr. Christoph Dockweiler
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This document discusses various aspects of demography and health, including demographic processes, factors affecting fertility, mortality, and migration. It also explores the intersection of sociology and demography, referencing concepts from Kimberlé Crenshaw (1989). It presents data and visualizations on demographic trends and their related outcomes, specifically focusing on German contexts.
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Demografie und Gesundheit Eva Willis; Prof. Dr. Christoph Dockweiler I Lehrstuhl für Digital Public Health Was tun im Krankheitsfall? Was tun bei anderen Gründen der Abwesenheit? Hawi Kunigunde sie...
Demografie und Gesundheit Eva Willis; Prof. Dr. Christoph Dockweiler I Lehrstuhl für Digital Public Health Was tun im Krankheitsfall? Was tun bei anderen Gründen der Abwesenheit? Hawi Kunigunde sie sie Hawi Hawi Kuni. sie sie sie Kuni sie sie Hawi Kuni Zur Vertiefung des Verständnisses Soziologie im Kontext von Demografie Intersektionalität Engl. intersection Zur Vertiefung des Verständnisses Soziologie im Kontext von Demografie Intersektionalität Engl. intersection – Schnittpunkt Soziologischer Analyserahmen Kritik an erster und zweiter Feminismuswelle Kimberlé Crenshaw (1989) Intersektionalität Demografie und Gesundheit Was hat Intersektionalität mit Demografie zu tun? Eva Willis; Prof. Dr. Christoph Dockweiler I Lehrstuhl für Digital Public Health Demografie o Aus dem Griechischen: o Demos – Volk; graphie – Beschreibung o Demografie (formale) o Wissenschaft zur quantitativen Analyse (Untersuchung und Beschreibung) der Bevölkerungsgröße, -verteilung, -struktur und – veränderung. o erweiterte Definitionen: o „Demography is the study of human populations“ (McFalls 1998: 4) o „Demography is the science of population“ (Weeks 2002: 4) o „Demography is the study of the size, territorial distribution, and the composition of population, changes therein, and the components of such changes“ (Hauser&Duncan 1959: 31) Intersektionalität Demografie in Abgrenzung zu verwandten Fächern o Bevölkerungswissenschaft Wissenschaft zur Analyse von Unterschieden in der Bevölkerungsgröße, Struktur, und Veränderung einer Bevölkerung sowie auch den sozioökonomischen Ursachen und Konsequenzen. o Bevölkerungsstatistik Liefert Methoden zur Erhebung und Schätzung von Bevölkerungsdaten (z.B. Register, Meldeverfahren, Zensen, …). o Bevölkerungssoziologie Wissenschaft zur Analyse der Auswirkungen gesellschaftlicher Wandlungen auf demografische Größen und andererseits die Rückwirkungen demografischer Entwicklungen auf Gesellschaften, Institutionen und Individuen (wechselseitige Beziehungen). Was versteht man unter „Volk“ bzw. Bevölkerung? o Gesamtheit der Einwohner eines bestimmten Gebiets, wie z. B. einer Stadt, einer Region, eines Landes oder eines Kontinents o Räumlicher Bezug o Strukturen und Dynamik der Veränderung o Auch gesellschaftliche Faktoren (gesellschaftliche Umwelt) Wer gehört zur Bevölkerung Deutschlands? Wer gehört zur Bevölkerung Deutschlands? o Deutsche Staatsangehörige, darunter Mehrfachstaatsbürger mit einer deutschen Staatsangehörigkeit o In Deutschland gemeldete Ausländerinnen und Ausländer einschließlich der Staatenlosen Nach dem Ausländergesetz / des Zensusgesetzes 2011 gelten nicht als Ausländer aber als Teil der Bevölkerung: o Angehörige ausländischer Stationierungsstreitkräfte mit ihren Familienangehörigen o Angehörige ausländischer diplomatischer und konsularischer Vertretungen mit ihren Familienangehörigen Zusammenhang Demografie und Gesundheit o Welche Auswirkungen hat die Demografie auf Gesundheit und Gesundheitsversorgung? o Wie beeinflusst die veränderte Altersstruktur das Krankheitsauftreten und die Kosten im Gesundheitswesen? Z.B. Alzheimer, Schlaganfall, Diabetes o Wie beeinflusst Zuwanderung das Gesundheitswesen? o Wie werden regionsspezifische Krankheitsausbrüche die Bevölkerungsentwicklung beeinflussen o Welchen Druck wird der demographische Wandel auf die zukünftige Finanzierung des Gesundheitswesens ausüben? o AUCH: Welche Auswirkungen hat Gesundheit auf die Demografie? Weitere mögliche Untersuchungsbereiche Demografie und Gesundheit o Wie viele Pflegepersonen brauchen wir in den nächsten 10 Jahren? o Wie groß ist der Familiennachzug von Ausländern nach Deutschland? o Um wie viele Jahre könnte die Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland steigen? Um wie viele Jahre die Lebenserwartung ohne Pflegebedürftigkeit? o Wie viele Alleinstehende ohne Verwandte werden in 20 Jahren Leistungen der Pflegeversicherung in Deutschland in Anspruch nehmen? Kernelemente der Demografie demografische (Haupt-)Prozesse demografische Wirkungsbereiche o Mortalität o Größe der Bevölkerung o Fertilität (Bestand) o Wanderungen o Struktur der Bevölkerung o Zu- und Fortzüge o Räumliche Verteilung der Bevölkerung o Veränderung der Bevölkerung Im erweiterten Sinne auch: o Nuptialität o (Multi)Morbidität Lebenserwartung im historischen Kontext Gab es keine alten Menschen bis ins 19. Jahrhundert? Wahrscheinlichkeit des hohen Alters steigt Scott A. J. (2021). The longevity society. The lancet. Healthy longevity, 2(12), e820–e827. https://doi.org/10.1016/S2666-7568(21)00247-6 Ist alt = alt? Different kinds of old Years Young-old 60-69 Middle-old 70-79 Very old 80+ alt = gebrechlich? Frailty Vollset et al. (2020) – Schätzung in welchem Jahr Reproduktionsrate unter Bestandhaltungsniveau Vollset et al. (2020) Schätzungen Bevölkerungsentwicklung SDG = Sustainable Development Goals (UN) Mortalität o Sterblichkeit: Anzahl der Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung und wird in der Demografie durch verschiedene Kennziffern ausgedrückt. o Kann für die Gesamtbevölkerung, aber auch in einzelnen Altersklassen oder getrennt für Männer und Frauen angegeben werden. o spezifische Mortalität o Heute im höheren Alter wahrscheinlicher, da die Lebenszeit länger ist o Einmaliges und unvermeidbares Ereignis Fertilität o Anzahl der Geburten (Geburtenhäufigkeit) einer Einzelperson, eines Paares, einer Gruppe oder Population: o Kernelement der (langfristigen) demografischen Entwicklung o bestimmt durch Frauen im reproduktiven Alter (damit auf bestimmten Lebensabschnitt begrenzt) o bestimmt durch die Geburtenhäufigkeit o durch verschiedene Kennziffern ausgedrückt (in den Medien oft durch die Gesamtfruchtbarkeitsrate TFR, engl. total fertility rate) Fertilität in Abgrenzung zu weiteren Begriffen im Zusammenhang mit Geburtenhäufigkeit o Fruchtbarkeit: Reproduktionsfähigkeit von gebärfähigen Personen o Fekundität: rein biologisch realisierbare Kinderzahl o Fekundabilität: Wahrscheinlichkeit, eine Schwangerschaft pro Menstruationszyklus zu erreichen o Natalität: absolute oder relative Anzahl von Lebendgeburten einer Einzelperson, eines Paares, einer Gruppe oder Population ( Geburtenziffer) o Fertilität: von unterschiedlichen Rahmenbedingungen beeinflusste Geburtenziffer Historische Einflussfaktoren (auf Fertilität) in D Rahmenbedingungen von Fertilität nach Mackenroth (1953) Individualebene Aggregierte Ebene (Bevölkerung) Analyse einzelner Individuen oder Familien Populationsbezogene Vergleiche von (Ehepaare) im Hinblick auf das Kennziffern der Fertilität. Geburtenverhalten oder die Kinderzahl Generatives Verhalten Generative Struktur Verhaltensweisen, die direkt auf Heiratsstruktur (Heiratsalter, Nuptialität Reproduktion abzielen oder die sich etc.); Struktur der Fruchtbarkeit (Zahl aufschiebend oder einschränkend auf die und Alter von Frauen im gebärfähigem Reproduktion richten Alter, Nuptialität, Parität etc.); Struktur der Sterblichkeit (alters- und Generatives Handeln geschlechtsspezifische Überlebensordnung) Von kontextspezifischen Rahmenbedingungen beeinflusste Handlungsweisen (generatives Verhalten im erweiterten Sinne) Formen von Mobilität o Mobilität: Positionswechsel eines zwischen definierten Einheiten eines Systems (sozial vs. räumlich): o Soziale Mobilität: Positionswechsel innerhalb eines sozial definierten Systems (z. B. vertikal vs. horizontal) o Räumliche Mobilität (auch: regionale oder geografische): Positionswechsel innerhalb eines räumlich definierten Systems (unabhängig von der Distanz) o Häufig enger Zusammenhang zwischen räumlicher und sozialer Mobilität. Räumliche Mobilität wird weiterhin unterschieden in… − Wanderung: räumliche Bewegung mit einen vorübergehenden oder permanenten Wechsel des Wohnsitzes − Zirkulation: Bewegungsabläufe zwischen Wohnung und Arbeits- oder Ausbildungsstätte (Pendelverkehr), versorgungsorientierte Bewegungen sowie Freizeit- und Urlaubsaktivitäten Strenge Trennung sowie klare Zuordnung nicht immer möglich: Grenzen fließend, daher spricht man generell von Wanderungen und weniger von Zirkulation Untergliederung der Wanderungsvorgänge o Räumliche vs. Zeitliche Dimension von Wanderungsvorgängen: o Räumlich trennt man in: o Außenwanderungen (internationale Migration) o Binnenwanderungen (interne Migration): o Interregionale vs. intraregionale Wanderungen o Zeitlich trennt man in: o Längerer oder dauerhafter Aufenthalt o Vorübergehender Aufenthalt 24 Zum Terminus „Migration“ Terminus wird gerne vor allem bei internationalen Wanderungsvorgängen mit längerem oder dauerhaften Aufenthalt verwendet. Weiterhin unterschieden in: o Immigration (Einwanderung) o Emigration (Auswanderung) Allerdings ist „Migration“ ebenfalls nicht einheitlich definiert, so dass gelegentlich auch ein vorrübergehender Aufenthalt sowie auch Binnenwanderungen damit gemeint sein können (interne Migration). Differenzierung in „Außen-“ und „Binnenwanderungen“ daher besser. Push-Pull-Modell im Kontext von Wanderungen nach Lee (1966) Quelle: Lee 1966, S. 50 Weitere Prozesse der Demografie demografische (Haupt-)Prozesse demografische Wirkungsbereiche o Mortalität o Größe der Bevölkerung o Fertilität (Bestand) o Wanderungen o Struktur der Bevölkerung o Zu- und Fortzüge o Räumliche Verteilung der Bevölkerung o Veränderung der Bevölkerung Im erweiterten Sinne auch: o Nuptialität o (Multi)Morbidität (Omran 1998) Bestandsmaße vs. Prozessmaße Bevölkerung hat immer Gebietsbezug Demografischer Wandel o Ein ganzes Bündel von Veränderungsprozessen, die in Ursache und Wirkung höchst verschieden und zudem untereinander verknüpft sind. o Problematisch: Nationale Durchschnittswerte (für Bund und Länder) täuschen über regionale Charakteristiken hinweg: o Was für eine Region gilt, gilt nicht zwingend für eine Stadt! o Was für eine Stadt gilt, gilt nicht zwingend für einen Stadtteil! o Demografischer Wandel ist lokal immer unterschiedlich: o Unterschiede: Länder (international) o Unterschiede: Länder (national) o Unterschiede Bundesländer etc. o Unterschiede Stadt/Land o Unterschiede Stadtteile/-bezirke Demografischer Wandel heute Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Eva Willis, M.Sc. Fakultät 1, Soziologie der Gesundheit und des Gesundheitssystems Mail: [email protected] Sprechstunde: Terminvergabe per Mail Grundlagenliteratur − Donald T. Rowland (2003) : Demographic methods and concepts. Oxford University Press; Auflage: Pap/Cdr (17. April 2003). − Francois Höpflinger (2012): Bevölkerungssoziologie - Eine Einführung in demographische Prozesse und bevölkerungssoziologische Ansätze. Beltz Juventa; Auflage: 2., überarbeitete Aufl. - Vollset et al. (2020). Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study. Lancet (London, England), 396(10258), 1285–1306. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30677-2 Format: